Heroin Sucht wie ist das?

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Flow der Botaniker
Bronze-User
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Anmeldungsdatum: 30.05.2014
Beiträge: 59

BeitragVerfasst am: 22. Jul 2014 23:37    Titel: Heroin Sucht wie ist das? Antworten mit Zitat

Hey Liebe Community, ich habe mich in letzter Zeit mal gefragt wie es ein Heroin Abhängiger so hat. Ich meine wie sieht euer Alltag aus? Kommt ihr damit klar? Wann holt ihr euch was? Wie ist ein Entzug? Schreibt bitte mal alles was euch so dazu einfällt. Übrigens ich nehme das ernst und gedenke hier nicht an Spaß. LG Flow
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IlluAlex11
Bronze-User
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Anmeldungsdatum: 24.09.2012
Beiträge: 59

BeitragVerfasst am: 22. Jul 2014 23:39    Titel: Antworten mit Zitat

schau dir doch mal das forum hier etwas genauer an. da findest du mehr als genug zu diesem thema. kurz gesagt: mit stoff lässt es sich aushalten. ohne geht nichts.
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Kullerbunt
Gold-User
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Anmeldungsdatum: 08.05.2012
Beiträge: 778

BeitragVerfasst am: 23. Jul 2014 00:14    Titel: Antworten mit Zitat

als Opiatabhängiger ist man wie ein Auto. Ohne Benzin läuft nix, erst wenn wenigstens etwas Benzin im Tank ist, funktioniert das Auto wieder..
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Sienna
Platin-User
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Anmeldungsdatum: 31.08.2009
Beiträge: 1986

BeitragVerfasst am: 23. Jul 2014 05:36    Titel: Antworten mit Zitat

@Kullerbunt: Sehr guter Vergleich...

@Thread: Du hast den Weg ins Drogenforum gefunden, da wird es doch nicht all zu schwer sein, dich ein wenig einzulesen. Schau mal unter "Erfahrungsberichte" oder "Heroin" da steht mehr als genug...Sorry aber unnötige Frage!
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SAUBERMANN
Platin-User
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Anmeldungsdatum: 27.03.2012
Beiträge: 1356

BeitragVerfasst am: 24. Jul 2014 20:29    Titel: Antworten mit Zitat

wenn dich das wirklich interessiert und du dir nicht nur einen jux erlauben willst (was auch ziemlich krank wäre), dann rate ich dir, etwas zu recherchieren!

kurz und gut: "DEN" süchtigen gibt es nicht.

es gibt die sorte "bahnhofsjunkie", die den ganzen tag auf szene rumlungert, stoff und cash klarmacht, dazu noch trinkt usw... meist auf hartz 4 und oft ohne perspektive.

es gibt aber auch relativ viele "unauffällige" konsumenten. diese leben meist ein recht normales bürgerliches leben mit job, familie usw...

guck dir abhängige an, wie zb. die schauspieler phillipp s. hoffmann aus den USA oder maria kw. aus berlin... letztere war zwar nicht auf heroin, sondern lt. medienberichten offenbar jahrelang auf koks i.v., aber keiner hat etwas gemerkt (oder wollte was merken)...

es gibt auch eine ganz interessante doku von jörg böckem, einem journalisten vom spiegel: der hat sich in der redaktion immer auf toilette seine spritzen gesetzt, um zu arbeiten... und auch das ging jahrelang "gut" (also er fiel nicht auf).

an solche leute kommt man i.d.regel aber nicht heran, weshalb man auch kaum etwas über diese sorte süchtiger weiß... vor einien jahren habe ich mal einen interessanten aufsatz zweier US-amerikanischen soziologinnen gelesen. die hatten - inspieriert von der dunkelfeldforschung - eine studie begonnen über den hartdrogenkonsum unter "ganz normalen bürgern".
dort gab es zb. einen richter, der seit ca. 20 jahren heroin konsumiert hat, ohne dass es seinem umfeld auffiel (allerdings auch nicht täglich und auch nicht i.v.).

viele dieser konsumenten hatten ein anderes konsummuster als die "junkies vom bahnhof" (klischee): während diese typischerweise politox sind, riskante konsumfrmen wählen und oft exzessiv konsumieren, war der konsum der bürgerlichen tendenziell weniger exzessiv und z.t. auch nur sporadisch. außerdem legten die meisten von sich aus hin und wieder abstinenzphasen ein...

natürlich sind das dealtypische beschreibungen gewesen und die autoren hatten selbst betont, dass die grenzen fließend sind (dass also ein "kontrollierter konsument" zu einem "exzessiven konsumenten" werden kann und vice versa).
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CrazyMan
Platin-User
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Anmeldungsdatum: 15.01.2010
Beiträge: 2108

BeitragVerfasst am: 24. Jul 2014 21:45    Titel: Antworten mit Zitat

>> Redakteur von Spiegel... an solche Leute kommt man nicht ran... weiss nichts über sie...

Doch! Er hat seinen Alltag, auch den beruflichen, in Zusammenhang mit der Abhängigkeit in einem seiner Bücher super unterhaltsam beschrieben: Jörg Böckem - Lass mich die Nacht überleben. ...sehr empfehlenswert!
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QyX
Platin-User
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Anmeldungsdatum: 04.07.2013
Beiträge: 1270

BeitragVerfasst am: 24. Jul 2014 23:16    Titel: Antworten mit Zitat

CrazyMan hat Folgendes geschrieben:
>> Redakteur von Spiegel... an solche Leute kommt man nicht ran... weiss nichts über sie...

Doch! Er hat seinen Alltag, auch den beruflichen, in Zusammenhang mit der Abhängigkeit in einem seiner Bücher super unterhaltsam beschrieben: Jörg Böckem - Lass mich die Nacht überleben. ...sehr empfehlenswert!


Gibt auch eine Doku mit ihm, wo er über eine Sucht spricht und wie er z.B. mit so Situationen umgegangen ist, wo er spontan für den Spiegel in die USA fliegen sollte um Michael Jackson zu interviewen und gerade kein Stoff hatte, wie er in den Entzug rutschte und sich dann irgendwie noch Codein besorgen konnte, um wenigstens die schlimmsten Folgen zu lindern.
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Domenico
Foren-Guru
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Anmeldungsdatum: 19.04.2013
Beiträge: 3088

BeitragVerfasst am: 25. Jul 2014 05:21    Titel: Antworten mit Zitat

hi flow!
ich bin opiat(shore und (levo)-methadon) und tabletten(zopiclom,lyrica)
abhängig.der entzug ist so hart das es nichts bringen würde du könntest
es nicht richtig verstehen zu mal jeder andere symptome hat die er/sie
schrecklich finden!
vergiss was in büchern steht das es grippenähnlich ist denn das ist
kompletter unsinn!
liess dich hier ein bisschen durch das forum und du wirst genug finden.
ich kann dir ja doch symptome nennen die ich am schlimmsten finde.
also meine haut fült sich so empfindlich an das sie brennt und wenn ich
dann noch die ganze zeit schwitze ist es so ekelhaft auf der haut für mich
eines der schlimmsten symptome weil damit null berührung ertragen kann.
ich kann dann nicht liegen oder sitzen aber stehen kann ich auch nicht.
also zum liegen oder sitzen ist man inmnerlich zu unruhig nur ist es andere
unruhe wie als wenn man kaffe zu viel trinkt.es fühlt sich bei mir an als wenn
kleine insekten mich innerlich beissen im bauch ganz besonders und da-
durch entsehen auch diese berühmten restless legs.na ja und zum
stehen ist man zu schwach.gerüche aller art sind wiederlich und bringen
einen oft zum erbrechen!auch wenn es gutes essen ist!
man kann das alles nicht 100%ig beschreiben aber wenigstens kann ich
es versuchen.
also das was in den büchern steht und stimmt ist das warm kalt hinundher
ist aber nicht als bist du krank es ist viel schlimmer und nicht erklärbar.
und was auch sehr unangenehm ist das übergeben und aufs klo gehen
gleichzeitig.und starke schmerzen hat man im körper was für mich schon
ganz gut ertragbar ist.
jeder ist anders ich habe auch nicht so viel übergeben wie andere dafür
habe ich das ekelhafteste von allen abbekommen das mit dem insekten
gefühl im bauch und in allen muskeln man kommt nie zur ruhe und das
in combo mit dem ekelhaften hautbrennen ist für mich das schlimmste
am methadon entzug und versuch mal das dann monate lang auszuhalten
habe ich bis jetzt leider net geschafft!
Gruss Vittorio
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Arschbombe
Gold-User
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Anmeldungsdatum: 03.10.2012
Beiträge: 528

BeitragVerfasst am: 25. Jul 2014 05:52    Titel: Antworten mit Zitat

Kullerbunt hat Folgendes geschrieben:
als Opiatabhängiger ist man wie ein Auto. Ohne Benzin läuft nix, erst wenn wenigstens etwas Benzin im Tank ist, funktioniert das Auto wieder..

ein Auto läuft / fährt mit Benzin. Ein Fixer springt an mit H, das heißt noch lange nicht das er fährt. Shocked
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Arschbombe
Gold-User
Gold-User


Anmeldungsdatum: 03.10.2012
Beiträge: 528

BeitragVerfasst am: 25. Jul 2014 06:20    Titel: Antworten mit Zitat

SAUBERMANN hat Folgendes geschrieben:
wenn dich das wirklich interessiert und du dir nicht nur einen jux erlauben willst (was auch ziemlich krank wäre), dann rate ich dir, etwas zu recherchieren!

kurz und gut: "DEN" süchtigen gibt es nicht.

es gibt die sorte "bahnhofsjunkie", die den ganzen tag auf szene rumlungert, stoff und cash klarmacht, dazu noch trinkt usw... meist auf hartz 4 und oft ohne perspektive.

es gibt aber auch relativ viele "unauffällige" konsumenten. diese leben meist ein recht normales bürgerliches leben mit job, familie usw...

guck dir abhängige an, wie zb. die schauspieler phillipp s. hoffmann aus den USA oder maria kw. aus berlin... letztere war zwar nicht auf heroin, sondern lt. medienberichten offenbar jahrelang auf koks i.v., aber keiner hat etwas gemerkt (oder wollte was merken)...

es gibt auch eine ganz interessante doku von jörg böckem, einem journalisten vom spiegel: der hat sich in der redaktion immer auf toilette seine spritzen gesetzt, um zu arbeiten... und auch das ging jahrelang "gut" (also er fiel nicht auf).

Jörg Böckem ist sicher eine "erfreuliche" Ausnahme, genauso Keith Richards oder Phillip S Hoffmann. Aaaber: natürlich gibte es DEN Fixer. Ihr "Leben" ist geprägt durch bedingunslose Sucht, bedingungslose Abhängigkeit von H und substituierende Ärzten, von Prostitution, Krimminalität und fremdbestimmtem "Leben". Wer anderes behauptet hat nie wirklich in der Scene gelebt oder eine Rosa Brille auf.
Ich bin mit Drogen aufgewachsen, meine Teenager Clique ist zu 70 % tot, der Rest leidet unter körperlichen Folgen oder ist nach 30 Jahren noch immer drauf. Ich war in etlichen Therapien und habe hunderte Fixer kennen gelernt. Die hier immer wieder erwähnten "Qualitätsfixer" sind eine statistisch unbedeutende Minderheit. Ich empfinde ein solches Geschreibsel vom "erfolgreichen bis lebensfähigen Fixer" als Affront um nicht zu sagen als "Peinlich". Nimms nicht persönlich, aber ich denke Du weißt nicht wirklich wovon Du schreibst oder aber Du redest Dir Deine Sucht schön. Mag sein das Du nen tollen Job hast und Dir Deine Sucht mit Arbeit selbst finanzierst oder gar glücklich vor Dich hin fixt, tausende andere tun es neben den zwei von Dir erwähnten sicher nicht. Geh mal auf den Drogenstrich, die Situation dort ist nochmal massiv trauriger als der normale Strich. Junge abhängige Mädels, darunter auch Mütter, blasen für 10 €, noch Fragen? Bevor sie Ihre Kinder versorgen, fixen sie, für die Kinder gibts was vom blasen übrig bleibt ...
Das wir uns nicht mißverstehen. Es geht hier nicht um Wertung, es geht um Tatsachen. Willkommen in der Realität des großen "H". Sad
Rolf, Fixer a.d.
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Lucy81
Anfänger


Anmeldungsdatum: 09.05.2014
Beiträge: 15

BeitragVerfasst am: 25. Jul 2014 20:45    Titel: Antworten mit Zitat

Arschbombe -
Du nennst es wahrscheinlich 'die Wahrheit unter die Leute bringen', was Du hier machst. Oder 'die Tatsachen mal ins grade Licht rücken'.

Es ist aber Deine Wahrheit, die Du offensichtlich in Deiner Fixerzeit erlebt hast.

Meine Erfahrungen sind ganz andere. Ich bin nie am Bahnhof abgehangen, habe mich statt dessen, als sich meine psychische Vorerkrankung in Form von Sucht gezeigt hat, schnell in Substitution begeben. Meine Psyche ist nicht schnell geheit, nein. Aber ich konnte kontinuierlich dran arbeiten. Meine Therapien habe ich ambulant gemacht - denn mein Leben zu regeln und meine Ansprüche - die charakterlichen an mich und die allgemein an mein Leben - habe ich durch die Sucht ja nicht verlernt bzw. verloren. Um denen treu bleiben zu können, habe ich gearbeitet tagein, tagaus.
Natürlich hat mich die Sucht etwas gekostet - mein Studium dauerte 6 Jahre anstatt 4. Trotz viel Arbeit habe ich nie viel Geld gehabt. Aber ich wusste immer, wo ich hin will. Ich hatte Geduld mit mir, und die hat sich ausgezahlt. Ich ließ´mich nie abhängen und abgesifft auf der Szene rumhängen.
Kennengelernt habe ich durch meinen Lebensstil solche Süchtige, die gelebt haben wie ich (gleiches gesellt sich ja gern zu gleichem Smile). Mit der alkenden benzoverseuchten Szenehorde wollte ich nichts zu tun haben, lieber war ich entzügig als dort nach was zu kaufen zu schauen. Meinen Stolz habe ich nie verloren.

Ich sehe die Situation eher wie Saubermann sie beschreibt. Möglicherweise sind er und ich zwei unglaubliche Ausnahmen - das glaube ich aber nicht. Wir sind Leute, die sich in der Öffentlichkeit nie zu unserer Sucht bekennen würden und wir tun was möglich ist, dass man uns auch nicht wahr nimmt als Süchtigen. Der Anteil solcher Süchtiger ist aber deswegen nicht nicht vorhanden oder sooo klein, nur weil wir uns bewußt unsichtbar halten, uns nicht in Szenenähe begeben, keine stationären Entzüge oder Therapien machen, wo man solchen Leute begegnen könnte.

Ich glaube, Du redest auch nicht vom Heroinsüchtigen, sondern vom Szenegänger, der Politox ist. Sucht ist nicht gleich Sucht. Als Kokain iv.-Süchtiger bin und verhalte ich mich anders als jemand, der 1,6 Promille Dauerspiegel hat gepaart mit einer Standarddosis von zig Dias und seinem Methadon. Da muss man schon Unterschiede machen.

Also, Du zeichnest das Bild Deines Lebens und willst es als 'die Wahrheit' verkaufen, Saubermann zeichnet ein anderes Bild und ich nochmal ein anderes. Man kann das ganze ja mischen, dann kommt man der Realität des Opiatsüchtigen sicherlich etwas näher.

Das Leben ist nicht schwarz weiß und der Film von Christiane F. zeigt nicht die Realität. Meine Meinung, aber sicher nicht DIE Wahrheit.
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Praxx
Foren-Guru
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Anmeldungsdatum: 25.07.2014
Beiträge: 3203

BeitragVerfasst am: 25. Jul 2014 23:42    Titel: Ich substituiere seit 1992 Antworten mit Zitat

und kenne wahrscheinlich mehr Heroinabhänge als die meisten anderen hier.
Das ist genau so wie bei Crystal, wo es die verelendeten Kids ebenso gibt wie den konsumierenden Normalo bis hin zum Bundestagsabgeordneten.
Es gibt die Frau, die mit 12 von der eigenen Schwester angefixt und dann auf den Strich geschickt wurde, es gibt aber auch den erfolgreichen Unternehmer, der sein Pola selber zahlt, es gibt die berufskriminellen Junkies, deren Leben aus Stehlen, Lügen und Betrügen besteht, es gibt völlig normale Menschen, die einen reinen Wochendendkonsum betreiben und bloß nicht dauernd abstinent leben können, andere finanzieren ihren Konsum durch richtige Arbeit und kommen erst in Substitution, wenn sie arbeitslos werden oder die Illegalität ihren Tribut fordert.
Auch die "Alkoholikerszene" besteht nicht nur aus Obdachlosen und Dauerbesoffenen, die sich auf der Strasse in die Hose pinkeln und herumgrölen - das ist eine kleine Minderheit...
Alle Drogenabhängigen sind ein Querschnitt der Allgemeinbevölkerung, ob sie nun kiffen, Nasen ziehen, fixen, Bleche rauchen oder Alkohol trinken

LG

Praxx
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Kullerbunt
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Anmeldungsdatum: 08.05.2012
Beiträge: 778

BeitragVerfasst am: 25. Jul 2014 23:43    Titel: Antworten mit Zitat

Arschbombe hat Folgendes geschrieben:

Die hier immer wieder erwähnten "Qualitätsfixer" sind eine statistisch unbedeutende Minderheit. Ich empfinde ein solches Geschreibsel vom "erfolgreichen bis lebensfähigen Fixer" als Affront um nicht zu sagen als "Peinlich".


kommt drauf an in welchen Kreisen man sich bewegt.
"DEN Fixer" den du beschreibt (
Zitat:
Ihr "Leben" ist geprägt durch bedingunslose Sucht, bedingungslose Abhängigkeit von H und substituierende Ärzten, von Prostitution, Krimminalität und fremdbestimmtem "Leben"
) stellt sicher die Mehrheit der H-Abhängigen dar. Da brauch ich nur zu bestimmten Zeiten (nicht früh morgens) in die Substi-Praxis gehen oder vor die örtliche Vergabestelle oder mir die Leute in den Entgiftungen anzugucken.

Ich persönlich habe mich in einem Kreis von H-Abhängigen bewegt, die studiert haben, 8h-Jobs hatten oder öfter auf Montage waren. Das hat gut gepasst, weil sich unser Leben von dem des "Durchschnitts-Fixers" unterschieden hat. Wir konnten eben nur früh morgens oder dann ab 17/18 Uhr erst wieder Stoff holen, konsumierten allgemein weniger bzw risikoärmer. Die Gespräche waren andere.
Das war so ein Kreis von ca. 10 oder 15 Leuten.

Natürlich waren wir keine "Edel-Junk" wie K. Richards oder P. S. Hofman, aber wir konnten unsere Rechnungen selbst bezahlen und hatten uns alle etwas Luxus erhalten. Jeder von uns führte ein unauffälliges Leben, Probleme mit der Polizei gab es kaum. Einige von uns hatten ihre eigene Familie, andere starteten gerade frisch ins Berufsleben. Ziele hatten wir alle. Ich habe jetzt kaum noch Kontakt zu ihnen, habe selbst eine Familie, hab mein Studium abgeschlossen. Aber zum Bahnhofsjunk ist keiner von ihnen mutiert, manchmal sieht man sich ja zufällig in der Stadt. Süchtig bin ich noch immer, in Substi mit Subutex.
Was ich sagen will, ich sehe es wie Lucy...es kommt auf das Umfeld an. Nur weil du Hardcore-Bahnhofs-Fixer warst Arschbombe heißt das nicht, dass es die "anderen" nur in Ausnahmefällen gibt. Erste Gruppe mag häufiger sein, aber ne Urban Legend sind H-Abhängige mit dauerhaften Job, Familie und Geld ja auch nicht.
btw: Fixer war ich nie, aber ein paar aus der Gruppe haben gespritzt. Und problemlos war auch nicht alles. Mein erstes Studium habe ich abgebrochen und dann erstmal im Supermarkt, Tanke, Kino gejobbt. Ohne Sucht hätte ich vielleicht das 1. Studium durchgezogen, ich weiß es nicht. Ohne Sucht würde ich keinen Toyota fahren, sondern was besseres. Aber meinen Staus Quo konnte ich mir trotz Sucht immer gewahren, finanziell, moralisch, zwischenmenschlich.
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Rotterdamned
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Anmeldungsdatum: 02.06.2014
Beiträge: 49

BeitragVerfasst am: 26. Jul 2014 16:02    Titel: Antworten mit Zitat

Heroinsucht ist z.B. bei mir heute so gelaufen: Es ist erst der 26. und ich hab nur noch knapp 30 €, eigentlich für Tabak und Einkauf gedacht. Kühlschrank ist zwar voll, aber es gibt erst in 6 Tagen neues Geld. Kredit beim Inderbüdchen um die Ecke steht schon bei über 50€, der will auch mal Bares sehen, auch wenn er bis jetzt in sein schwarzes Büchlein die Schulden bis zum ersten aufschreibt.

Nun gut, habe eine knappe Menge Subutex damit ich nicht ganz schlimmen Entzug bekommen werde, aber der erste Tag mit Subutex lief so: Gestern ein mg genommen und ein G Heroin über den Tag, das letzte schon um 19h, alles ok, heute kein Heroin mehr da, werde ab 5h morgens wach, der Entzug meldet sich. Um 7h morgens zieh ich eine Nase Subutex 2mg. Nichts wird besser, aber auch nicht schlimmer. Denke ich erst mal.
Dann wird es doch schlimmer. Eigentlich müßte ich 8mg Subu direkt hinterher nehmen, damit es einigermaßen geht. Um 10 Uhr zähle ich mein letztes Geld, überlege, doch was kaufen? Um halb 11 kapituliere ich, mir ist schlecht, ich friere und schwitze gleichzeitig, nö morgen fang ich mit dem Subutex an, dann aber wirklich. (Ist klar...Murat!)
Ich rufe meinen Ticker an, der so eiskalt, nö, kann im Moment nichts für Dich tun, warte selbst.(Auf Nachschub) Soll NACHMITTAGS werden. WAAAS? Nachmittags, ich sterbe jetzt gerade!

Lese zur Ablenkung hier im Forum, damit die Zeit vergeht. Würde gerne zu manchen Themen was schreiben, aber bin nicht in der Lage zu Tippen und geradeaus zu denken.

Ab halb 2 nerve ich den Ticker mit sms und Terrorklingeln am Handy, wie ich es selbst immer gehasst habe, wenn das Leute bei mir gemacht haben, als ich noch die Person war, die Zeugs unter die Leute brachte.
Schreib ihm: Meld dich, wenn du weißt, wie spät es wird! Antwort: Mach ich!
Super, daß ich jetzt mehr weiß.

Halb 3: Es wird meinem Freund zu doof, er fährt die 5 min zur Platte, kauft 1g.
Gerade als wir uns das geteilt haben, kommt ne sms vom Ticker: Klappt erst morgen! HAHA...warum hab ich das geahnt!

Jedenfalls bin ich jetzt normal, die fiesen körperlichen Entzugserscheinungen sind für die nächsten Stunden weg, erst mal.
Ist nicht schön, wenn man so die Kontrolle verliert und sich nicht entscheiden kann zwischen Heroin und Subutex, wie ich zur Zeit.
Das heißt dann eine Zeit mit Entzug zu leben, würde ich konsequent beim Subu bleiben, wär alles ok, aber im Moment schaff ich es erst, wenn wirklich alles Geld weg ist. Dabei wollte ich es soweit nicht kommen lassen.
So chaotisch wie im Moment war nur mein erstes Jahr Heroin, als ich noch nicht wußte, wie ich das auf die Reihe bekomm, Geld zu machen, nicht auf der Platte zu kaufen, etwas Struktur rein zu bringen.
Durch den Verlust des Führerscheins vor 2 Jahren ist mir meine ganze Existenz weggebrochen, naja war besser so, sonst hätte ich vielleicht noch einen schlimmen Unfall gehabt und Unbeteiligte wären durch mich zu Schaden gekommen, da wär ich nicht mehr glücklich geworden.

Generell denke ich, daß es die unterschiedlichsten Heroinabhängigen gibt. Diejenigen, die normal arbeiten und ein Doppelleben führen, die fallen halt nicht auf. Der Junk am BHF schon, so kommt ja auch das Klischee zustande.
Ich hab auch unterschiedlichste Zeiten hinter mit und hab 4 mal die Stadt gewechselt. Meine schlimmste Zeit war in Düsseldorf von 2000-2005. Da hab ich aber zusätzlich zum Heroin auch Kokain genommen.
Meine jetztige Stadt ist so human, was die Drogenpolitik angeht.
In Doof-dorf wurden die Endkonsumenten von der Polizei gejagt, hier ist das nicht so. Hier ist schön nah an Holland und es ist einfach keine so krasse Großstadt. Die Leute passen aufeinander auf, ziehen nicht ab, es gibt keine offene Koksszene. Dafür weniger Hilfsstellen als in D-dorf, aber mein Eindruck ist, daß viele hier rauchen, kaum jemand konsumiert iv.
Also auch die Stadt oder die jeweilige Szene ist unterschiedlich und hat Einfluss auf die Leute.
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Kamikaze1970
Gold-User
Gold-User


Anmeldungsdatum: 16.01.2014
Beiträge: 420

BeitragVerfasst am: 26. Jul 2014 19:25    Titel: Antworten mit Zitat

Denke wie meine Vorredner auch, das es einen nicht unerheblichen Anteil von opiatabhängigen Menschen gibt, die NICHT als solche auffallen.
Bin über 20 Jahre auf Heroin(selten iv, zu 99% rauche ich), davor schon Kokain, Speed, LSD, Pilze, Cannabis, etc. Habe das Coca erst geschnupft, dann gebased und schließlich bis zu 2-3g/Tag geknallt. Nach paar Monaten Coca fixen wog ich mit 190cm nur noch 58 kg, nicht nur meine damalige Freundin und Freunde machten sich große Sorgen um mich, auch mein damaliger Chef sprach mich auf Drogenkonsum an. Und habe es in den Griff bekommen, seit über 20 Jahren nur noch selten, vielleicht 3-4 Jahr, jeweils 1-2g Coca, oft gesnifft oder gebased- immer seltener iv. Nur den Opioidkonsum kann ich nicht lassen, habe Monate mit restless legs, Schlaflosigkeit usw. zu kämpfen, woran ich dann scheitere.
Aber nach gut 26 Jahren Konsum illegaler Drogen sieht mir immer noch KEIN Mensch mein Problem an. Ich gehe 9 Stunden am Tag arbeiten, fahre Auto und Motorrad(beides über 20 Jahre unfallfrei), habe keine Vorstrafen und bin bis auf meine Abhängigkeit gesund- also keine Hepatitis B/C oder gar HIV.
Und ich kenne einige, die ein ähnliches Doppelleben führen.
Natürlich habe ich Probleme durch meine Sucht, z.B. geht fast ganzes Gehalt für Shore oder Oxycodon drauf. Aber nach 10 Jahren Methadon habe ich mir geschworen nie wieder dieses Dreckszeug, welches erheblich schlimmer ist als z.B. sauberes Diamorphin, Oxycodon, Morphin.
Ich würde auch gerne in Substi, aber das ist wegen Arbeit kaum möglich(Vergabezeiten), und mit Buprenorphin komme ich gar nicht klar und Metha sagte ich ja bereits.
Schade, das die Substi Programme meist nur für die total abgestürzten machbar ist. Und retardiertes Morphin sollte auch endlich zugelassen werden.
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