5 Jahre clean, jetzt Panik und Suchtgedanken

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grey09
Anfänger


Anmeldungsdatum: 30.08.2014
Beiträge: 13

BeitragVerfasst am: 30. Aug 2014 02:43    Titel: 5 Jahre clean, jetzt Panik und Suchtgedanken Antworten mit Zitat

Hi, bin neu hier, hab mich ein bisschen eingelesen und denke dass ich hier ganz gut aufgehoben sein könnte...

Ja, also meine Drogengeschichte fing mit 14 an, ganz harmlos mit mal kiffen einmal im Monat, unregelmäßig auch Alkohol, aber wenn dann gleich Vodka. Zwischendurch ziemlich gestörtes Essverhalten, das wechselte sich immer alles so ab... Kiffen, dann saufen, dann nix essen, dann wieder Kiffen um Appetitt zu bekommen. Aber nie alles gleichzeitig. Was ziemlich lang so blieb... mit sechzehn allerdings fing ich auf einmal an täglich zu kiffen, was auch mit meinem damaligen Freund zusammen hing. Dann kamen auch mal Pilze hinzu...

Naja und mit siebzehn mein erster krasser Tiefpunkt nämlich ne Fehlgeburt im vierten Monat. Daheim im Badezimmer, geheim... erst zwei Wochen später ging ich zum Arzt, zum Glück war alles gut gegangen. Danach ging mein Abstieg immer schneller... Mit 18 meldete ich mich vom Gymnasium ab... rauchte damals schon morgends meine erste Bong, hörte dafür aber ganz mit dem Alkohol auf. versuchte es ein Jahr später nochmal mit Abi, doch brach wieder ab... kam vollends in schleudern, als ich herausfand, dass mich mein Freund, den ich in ein paar Monaten heiraten wollte seit Jahren betrog und landete nach einiger Zeit ganz auf der Straße. Dort nahm ich dann auch Pillen und LSD... Speed und Koks war nie so meins, dafür fing ich aber mit Morphin rauchen an und schließlich auch ab und an Heroin... allerdings die ganze zeit kein bisschen Alkohol. Mein fester Plan war bis ich 25 Jahre alt war abzufeiern und mir dann ne Überdosis zu nehmen.

Doch bevor ich wirklich regelmäßig Heroin rauchte wurde ich schwanger damals war ich fast 24. Ich bemerkte es zum Glück ganz früh und nach einer Woche in der ich mein Päckchen mit der geplanten Überdosis mit mir herum trug setzte ich in der fünften Schwangerschaftswoche von heute auf morgen alles ab, da ich zu dem Ergebnis gekommen war, dass ich es zwar mit meinem Gewissen hätte vereinbaren können mich selbst umzubringen, aber nicht dieses Kind.
Und mir somit, wenn ich schon zu dem Entschluss gekommen war es nicht zu töten, die Verantwortung auflud alles zu tun, was in meiner Kraft stand um diesem Kind ein gutes Leben zu ermöglichen und zwar von diesem Tag an für sein ganzes Leben.
Hat auch erstmal funktioniert. Seit diesem Tag bin ich (abgesehen von einem einzigen mal, als ich an einer Tüte gezogen habe) Drogen frei. Der Entzug war zwar echt unschön und die Schwangerschaft sehr anstrengend und zwischendurch auch mal kritisch, weil ich extrem untergewichtig war, aber meiner Kleinen hat es nicht geschadet, sie kam zwei Tage vor dem errechneten Termin ganz gesund und normal entwickelt zur Welt. Was ein Wunder ist und wofür ich bis heute allen Göttern und Geistern, dem Schicksal und überhaupt dankbar bin. Ich ging damals in eine soziale Betreuung für junge Erwachsene ohne Obdach, die mich auch nach der Geburt meines Kindes zwei Jahre lang begleitete, die allerdings nichts oder nur wenig von meiner Suchtgeschichte wussten.

Und als meine Tochter dann da war, war Sucht für mich auf einmal kein Thema mehr. Das erste Jahr über war ich nichts außer Mama. Doch als ich sie in eine Kita gab um eine Ausbildung zu beginnen bemerkte ich, dass das Thema keineswegs gegessen war. Zum einen hatte der Vater der Kleinen wieder mit Alkohol angefangen und ich musste ihn raus schmeißen, was ich erst im aller letzten Moment tat (hätte ich es nicht getan, so sagte mir meine Betreuerin später, so hätte sie mich ins Heim stecken müssen) und zum anderen kamen nach dem Abstillen und mit dem Abflauen der Stillhormone auf einmal Probleme ans Licht, die ich seit meiner Kindheit erfolgreich verdrängt hatte. Seitdem ist nochmal Zeit vergangen und ich habe zum Glück eine sehr gute Freundin gefunden, die noch dazu im selben Haus wohnt wie ich. Mit ihrer Hilfe habe ich viele Probleme auf arbeiten können, wie zum Beispiel, dass ich mich nicht nur vor mir selbst, sondern auch vor meiner Familie als lesbisch geoutet habe und dass ich mich mit meinem Bruder versöhnt habe und auch mit dem Rest der Familie wieder besser zurecht komme. Allerdings war es zwischendrin zu viel Druck für mich und ich musste meine Ausbildung abbrechen.

Und nun stehe ich kurz davor zurück in den Ort meiner Kindheit zu ziehen und ich habe Panik. Ich habe mir das sehr lange und sehr gründlich überlegt und viel mit meiner Familie und mit anderen darüber geredet und ich halte es nach wie vor für die richtige Entscheidung, da sich in meiner Familie viel getan hat, strukturell wie in den einzelnen Persönlichkeiten. Außerdem ist es ein organisatorisch notwendiger Schritt, weil ich mich allein nicht in der Lage sehe Kind und Ausbildung unter einen Hut zu bringen und HartzIV ist definitv keine Option für die Zukunft. Aber auch wenn wir inzwischen relativ offen über meine Vergangenheit reden können, so war doch bisher immer ein räumlicher Abstand von ungefähr 600 km zwischen uns und ich bin mir nicht sicher, ob sie wirklich einschätzen können, was es für mich bedeutet. Ich bin mir nicht sicher ob ich es selbst einschätzen kann. Und ich bin mir nicht sicher ob meine Mechanismen, die ich mir angewöhnt habe um clean zu bleiben dort noch funktionieren. Und das macht mir solche Panik, dass ich mich in den letzten Wochen wiederholt dabei ertappt habe, dass ich an Morphin und Heroin denke und daran mit alten Bekannten wieder in Kontakt zu treten und das macht mich erst recht panisch.

Und ich hab niemanden in meinem Umfeld, der das wirklich nach voll ziehen kann. Also bin ich jetzt mal hier gelandet und hoffe, dass ich mir ein bisschen was von der Panik von der Seele schreiben kann... Ich würde gern eine Therapie machen (also am neuen alten Wohnort) habe aber keine Ahnung wie sowas läuft... und ich muss irgendwie die Zeit überstehen, bis ich mir einen Therapeuten suchen kann... bzw auch bis ich wieder etwas aktiver sein kann, denn momentan muss ich nur warten und habe nichts zu tun, und das hat sich in der Vergangenheit als äußerst ungünstig für meine Psyche herausgestellt...

ohweh ist das viel geworden... vielen dank schonmal an die, die es bis zum ende lesen...

LG
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nanun
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Anmeldungsdatum: 09.08.2014
Beiträge: 353

BeitragVerfasst am: 30. Aug 2014 07:22    Titel: Antworten mit Zitat

hallo grey,

deine gedanken find ich sehr gut und richtig - vor allem das du dir der gefahr bewusst bist.

ich finde ein paar paralellen zu meiner eigenen geschichte - auch ich habe in der schwangerschaft sofort aufgehört zu konsumieren (komisch, dass man das so locker für andere schafft... nicht aber für sich selbst.)

leider hat das nicht lange gehalten - erst nach einer therapie, nachfolgender adaption und nachsorge war ich lange clean.

wieder in gefahr gebracht hat mich mein umzug in die heimatstadt ... nicht das ich sofort rückfällig geworden bin, aber die grenzen wurden aufgeweicht, das eine kam zum anderen - eine alte beziehung wurde aufgefrischt, mit gemeinsamen erfahrungen ...

seit wieder 3 jahren kämpfe ich mit rückfällen und will mich partout nicht geschlagen geben - das ganze endete jetzt mit einer substitution ( nur ein halbes jahr zur krisenintervention ) - gerade habe ich entzogen und muss jetzt auch schauen wie ich gut für mich sorge...

und genau darum geht es - sorge gut für dich... wie auch immer das ausschauen mag, denn die gefahr ist da.

für mich ist meine sucht wie so ein kleiner zaubertroll - kennste die? mit wuschelhaar und wunschkristall... - erst ist der sehr klein, kann man locker in eine schublade stecken und auch mal vergessen - auch über jahre. aber wehe man füttert das teil - und sei es nur mit gedanken... dann wächst und wächst der blöde hund, seine niedlichkeit verschwindet und er wird immer größer.

deinen troll hast du wahrscheinlich wieder herausgeholt und lässt auch zu, dass er mit dir spricht.

meiner steht gerade fett und groß neben mir und labert mich voll - ich hör ihm aber nicht zu und warte, bis er endlich wieder schrumpft, damit ich im herr werden kann.

hoffe ist nicht ganz so wirr, was ich dir da schreibe.

was ich dir eigentlich sagen will - pass gut auf dich auf und vergess nicht, dass dieser troll immer da ist - aber er ist nicht unbezähmbar!

lg
nanun
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grey09
Anfänger


Anmeldungsdatum: 30.08.2014
Beiträge: 13

BeitragVerfasst am: 30. Aug 2014 11:11    Titel: Antworten mit Zitat

Danke für Deine Antwort, liebe nanun
vielleicht hast Du recht mit dem Troll und ich rede wieder mit ihm ... weiß nur momentan nicht genau, wie ich damit aufhören soll. Ich werde versuchen mich einfach mehr zu beschäftigen... Sport, arbeiten, mit der Kleinen auf den Spielplatz... das Schöne am Leben bewusst genießen...

ja ich denke, dass man nicht für sich selbst aufgehört hat ist wohl ein großer Teil des Problems... ich habe in den letzten Jahren versucht auch für mich selbst zu Leben und Ziele sowie Lebensinhalte zu finden, die sich nicht nur komplett ums Mama sein drehen. Aber das fällt mir schwer.

Meine Mutter ist gestorben als ich noch klein war und ab diesem Zeitpunkt habe ich mich nur noch um meinen Bruder gekümmert, bis er mich immer weniger brauchte, was ich damals nicht verkraftet habe, weil ich kein eigenes Leben hatte. Insofern bin ich zwar froh, dass ich es geschafft hab erst mal für meine Kleine clean zu werden, aber irgendwie ist es eben nicht die Lösung. Und ich denke, dass ich wirklich an einem Punkt bin, wo ich Hilfe brauche.

Ich hab aber keine Ahnung, wie das funktioniert. Wo wende ich mich hin, wenn ich Therapie machen will? Übernimmt das die Kasse? Ich mein ich hab ja keinen Rückfall und würde gern Therapie machen bevor es dazu kommt. Aber ich will auf keinen Fall stationär irgendwo hin... Am liebsten wärs mir glaub, wenn ich auch irgend wie mit realen Menschen reden könnte, die auch clean sind und bleiben wollen...

Ich wünsche Dir weiterhin viel Kraft und dass Du es schaffst Deinen Weg weiter zu gehen. Find ich bewundernswert, dass Du weiter kämpfst. Weiß nicht wie es mir nach nem Rückfall gehen würde, schätze ich würde mein hart erarbeitetes Selbstbewusstsein und Selbstwertgefühl (auch wenns nicht sonderlich viel ist, so ist es doch immerhin etwas) erst mal wieder komplett verlieren.

LG grey
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Praxx
Foren-Guru
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Anmeldungsdatum: 25.07.2014
Beiträge: 3203

BeitragVerfasst am: 30. Aug 2014 14:19    Titel: Antworten mit Zitat

Kommt darauf an, was für eine Therapie du machen willst.
Eine ambulante Psychotherapie über die Krankenkasse? Da kannst du einen Termin beim Psychotherapeuten ausmachen und mit deiner Versichertenkarte direkt da hin gehen - Achtung, je nach Bundesland/Region können die Wartezeiten gut mal ein Jahr betragen.
Eine stationäre Psychotherapie ("stationäre Rehabilitation") in einer Fachklinik für psychosomatische Medizin? Dauer ca 8 Wochen, dein Kind kannst du in viele Kliniken mitbringen. Normalerweise zahlt dafür die Rentenversicherung, wenn du keine "Erwerbsbiografie" hast, evt auch die Krankenkasse. Da muss dir ein Kassenarzt ein Formular ausstellen, dann erhältst du Papiere von der Krankenkasse, die dein Arzt ausfüllen muss. Deine Krankenkasse berät dich sicher.
Die "Rückkehr in die Familie" führt dich genau wieder an den Punkt, wo die Drogen für dich notwendig waren, das Leben überhaupt aushalten zu können. Du musst dir recht sicher sein, dass du ganz klar zwischen "damals" und "heute" unterscheiden kannst und nicht wieder in die alte Rolle zurückfällst. Deine Familie und dein alter Bekanntenkreis werden dich als den Menschen von damals in Erinnerung haben und vielleicht unbewusst wieder diesen Menschen von damals aus dir machen wollen!
Eine Familie, in der du nicht gewagt hast, über eine Schwangerschaft und Fehlgeburt zu sprechen? Bist du heute frei genug von den damaligen Zwängen?
Falls es dir hilft: Du schuldest deiner Familie nichts, im Gegenteil, du warst (und bist es vllt bis heute) der Sündenbock für alle negativen Ereignisse, du hast dadurch mehr für die Familie getan als alle anderen zusammen!
Bist du heute stolz genug, dafür etwas zurück zu fordern?
Schaffst du es, damit aufzuhören, die "Schuld" für das alles nur bei dir zu suchen?

LG

Praxx
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grey09
Anfänger


Anmeldungsdatum: 30.08.2014
Beiträge: 13

BeitragVerfasst am: 30. Aug 2014 15:47    Titel: Antworten mit Zitat

Ich weiß nicht so genau, was für eine Therapie ich will, kann mir darunter noch nicht wirklich was vorstellen. Ich weiß einfach nur, dass ich professionelle Unterstützung möchte. Wenn das mit ner Ambulanten Therapie dort auch so lange dauert, dann werde ich wohl über die stationäre nachdenken müssen. Ich glaube nicht, dass ich ein ganzes Jahr ohne Hilfe dort klar komme. Ich muss einfach auch selbst noch mehr darüber klar werden, welche Umstände genau zu meiner Sucht geführt haben.

Ja ich habe auch darüber nachgedacht, dass es schwer sein wird nicht in alte Rollen zu verfallen, habe darüber aber offen mit meinem Bruder und seiner Freundin (die im gleichen Haus wohnen werden) gesprochen und ich denke sie haben es verstanden. Zumindest hat er mir versprochen, dass wir gemeinsam eine neue Art mit einander umzugehen und neue Rollen-Verhältnisse aktiv erarbeiten und dass er mich dabei auch wegen unserem Vater unterstützt. Mein Bruder hat selbst auch einiges durch. Er hat zwar keine Sucht hinter sich, war aber starker Sozialphobiker und hat in den letzten Jahren mit Hilfe seiner Freundin viel an sich gearbeitet und somit auch Erfahrung darin alte Muster aufzubrechen.

Schwieriger ist es mit dem Rest der Familie, vor allem mit meinem Vater. Er hat sich zwar im Vergleich zu früher enorm gebessert, vor allem was den Versuch angeht zu begreifen, dass nicht alle die Welt so sehen wie er. Aber viele Themen sind noch recht heikel. Ich habe einfach immer noch Angst, dass er selbst einen Zusammenbruch bekommt, wenn ihm so richtig klar wird, was los war und vor allem warum.

Aber mein Bruder hat mich davon überzeugt, dass es notwendig ist die Dinge nach und nach auszusprechen und dass es schon in Ordnung ist, da ich ihm auch sage, dass mir bewusst ist, dass er nie absichtlich schlecht gehandelt hat, sondern, dass er es damals eben nicht besser hin bekommen hat, weil er selber ne Menge zu bewältigen hatte. Dass es aber eben mit dazu geführt hat, dass ich so abgestürzt bin... Naja mal sehen.

Ich möchte mich dem auch einfach stellen, weil ich sonst das Gefühl hätte einfach nur immer weiter weg zu rennen. Ich muss doch an den Punkt kommen, wo ich mich den alten Problemen stelle und sie bewältigen lerne.

Und das zurück fordern, darum geht es mir auch. Ich will einfach endlich die Unterstützung bekommen, die ich brauche um ein geregeltes Leben auf zu bauen. Sie (meine Familie) sind es mir nach allem einfach schuldig mir jetzt mal zu helfen, damit ich eine Ausbildung machen kann. Und sie sind es mir irgendwie auch schuldig einfach mal zu sehen und zu begreifen, wie es mir geht... und die Verantwortung für einen Teil davon zu übernehmen, anstatt alles nur schön zu reden.

Was passiert den in so einer stationären Therapie. Ich meine in acht Wochen, kann man da denn so viel am eigenen Verhalten und Denken verändern, dass es wirklich ne Chance bedeutet es hinterher besser hin zu bekommen?

LG grey
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nanun
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Anmeldungsdatum: 09.08.2014
Beiträge: 353

BeitragVerfasst am: 30. Aug 2014 16:21    Titel: Antworten mit Zitat

die acht wochen wären eine Reha - in einer psychosomatischen Klinik .

natürlich kannst du auch eine stationäre Langzeittherapie beantragen - dauert länger, zahlt dein Rententräger (ob er ohne konkreten Rückfall zahlt, ist fraglich...)

bei einem niedergelassenen Psychologen geht eine ambulante Psychotherapie - da kannst du viele Themen aufarbeiten und er kann dich gerade durch die Anfangszeit begleiten ( Wartezeiten sind nicht voraussagbar - das kann auch ganz schnell gehen...ich hatte innerhalb einer Woche einen Termin) und das Thema Sucht mitbehandeln. Die Drogenberatung deiner Stadt hat eine Liste mit niedergelassenen Psychologen - macht deshalb Sinn, das über die zu machen, weil der Psychologe sich schon mit Sucht auskennen sollte! Zahlen tut deine Krankenkasse.

Und dann wäre noch eine ambulante Suchttherapie möglich - Kostenübernahme durch den Rententräger ( einmal wöchentlich Einzel- und Gruppengespräche im Wechsel) Dauert ungefähr 6 Monate ( Verlängerung ist wohl möglich...)

Zudem gibt es in jeder Stadt Selbsthilfegruppen, vielleicht ist auch die NA was für dich - nicht jedermanns Sache, aber die haben ganz gute Ansätze.

Die Psychologennummer würde ich sehr schnell anschieben. Schadet gar nichts - fünf Termine hast du, damit ihr euch gegenseitig beschnuppern könnt... mach dich doch mal schlau!

Wünsche dir für dein DichderVergangenheitstellen ganz viel Kraft, Ausdauer, Mut, Initiative, ein quentchen Sturheit und ganz viel Stolz!

Lg
Nanun
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prinzessin22589
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Anmeldungsdatum: 01.01.2013
Beiträge: 498

BeitragVerfasst am: 31. Aug 2014 08:00    Titel: Antworten mit Zitat

Ich glaube du bist da zu naiv was die Änderungen in deiner Familie angeht. Möglicher Weise hat dein Brunner sich durch seine Erkrankung und begleitende Therapie verändert, aber dein Vater nicht. Warum auch. Für ihn war alles gut und wenn du zurück gehst mit dem Willen das mit denen zusammen aufzuarbeiten und vielleicht damit sich der ein oder andere entschuldigt, dann ist das zum scheitern verurteilt. Du bringst dich erneut in eine abhängigkeitssituation mit deiner Familie und das solltest du auf keinen Fall tun. Sie werden dich enttäuschen und sie schulden dir nichts. Genauso wenig wie du ihnen etwas schuldest. Wenn du nicht mit der Haltung zurück gehst, dass du ihnen verziehen hast und alle nehmen kannst wie sie sind, dann wird das nichts. Und ich habe für diese Haltung über 3 Jahre Therapie gebraucht. Du wirst in deiner Familie genau das vorfinden was du verlassen hast. Und ehrlich gesagt, du selber konntest das nicht ertragen aber willst jetzt das dein Kind in dieser Familie betreut wird? Dann zieh lieber in einer Großstadt, da á gibt es Kinderbetreuung für alle Arbeitszeiten.
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grey09
Anfänger


Anmeldungsdatum: 30.08.2014
Beiträge: 13

BeitragVerfasst am: 31. Aug 2014 10:11    Titel: Antworten mit Zitat

@Nanun,
danke für die Übersicht. Hab jetzt nochmal ein wenig recherchiert und n Beratungstermin gemacht... Hatte bisher ein wenig Angst davor, aber ich denke es wird gehen.

@Prinzessin,
ich verstehe, dass es naiv klingt, aber es ist schwierig alles richtig dar zu stellen. Natürlich ist meine Familie nicht perfekt, aber das was früher so schlimm war, das hat sich geändert. Es ist ja nicht so, dass ich einfach so zurück gehe. Wir haben ja alle gemeinsam bereits viel an uns gearbeitet, inklusive meinem Vater. Eine Abhängigkeitssituation ist so oder so da, aus der keiner von uns so leicht raus kommt. Das hat was mit dem Erbe meiner Mutter und dem Haus zu tun. Für meinen Vater hat der Schock, damals als er mich auf der Straße mit irgendwelchen Punks, verdreckt, zugedröhnt und barfuß, gesehen hat (bevor meine Tochter unterwegs war) ziemlich viel bewirkt. Mein Vater ist ein sehr sehr korrekter Mensch, die Male die er in seinem Leben Alkohol getrunken hat, kann man an einer Hand abzählen und über Drogen hatte er vor diesem Zusammentreffen nie auch nur drüber nach gedacht, war absolutes Neuland für ihn. Er hat damals endlich angefangen nach über zehn Jahren den Tod meiner Mutter aufzuarbeiten und darüber nachzudenken, was in meiner und meines Bruders Kindheit schief gelaufen ist. Das hat ihn allerdings viel Kraft gekostet, deswegen meine Sorge aus der obigen Antwort. Und verzeihen... ich habe ihm verziehen, für das was damals war, ich weiß, dass er immer das richtige machen wollte und es einfach nicht besser konnte. Mit "Sie sind es mir schuldig" ist das ein wenig anders gemeint. Ich habe vor meinem Absturz alles für meine Familie gemacht. Ich habe nie etwas für mich gefordert. Und wir haben zwar keine offizielle Therapie gemacht aber viel mit einer Bekannten gesprochen, die auch therapiert (nur eben nicht gerade in der Nähe, sonst hätte sie uns weiter unterstützen können) und sie war der Meinung, dass es wichtig ist, dass wir alle gewisse Fehler wieder gut machen. Dazu gehört es auch, dass ich Dinge wieder gut mache, wo ich meine Familie sehr verletzt habe, aber es gehört auch dazu, dass sie mir jetzt die Unterstützung geben, die man von einer Familie eigentlich erwarten kann und die ich früher nie bekam.
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grey09
Anfänger


Anmeldungsdatum: 30.08.2014
Beiträge: 13

BeitragVerfasst am: 31. Aug 2014 10:32    Titel: Antworten mit Zitat

ich sollte vielleicht noch erwähnen, dass meine Familie und ich alle sehr verkopft sind... Alle so leicht Richtung Asperger Syndrom (man könnte sagen geistig/kognitiv überbemittelt, sozial/emotional unterbemittelt, obwohl das schon sehr stark vereinfacht ist), was seine Vor- und Nachteile hat.

Aber daher kommt es, dass wir, wenn wir uns ein Problem erst einmal eingestanden haben, was unter Umständen sehr lange dauern kann, es dann sehr genau analysieren und versuchen die beste Lösung zu finden... Aber man kann eben nicht alles mit dem Kopf lösen, gerade bei einer Krankheit wie einer Sucht. Und das ist mir glaub ich erst vor kurzem richtig klar geworden... dass wir bei dem Emotionalen Kram doch noch viel Hilfe brauchen werden... gerade jetzt wo man dann eben in der Nähe wohnt, da hat man nicht den Abstand und die Zeit, sich über Gefühle klar zu werden um dann angemessen darauf zu reagieren. Deswegen die Panik und die Erkenntnis, dass es an der Zeit ist eine Therapie zu machen... Cool, jetzt fühl ich mich besser. Ich werde mit meiner Familie darüber reden, bevor ich zu ihnen ziehe. Es wird wohl wichtig sein, dass sie sich an der Therapie beteiligen, in irgendeiner Art und Weise.
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nanun
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Anmeldungsdatum: 09.08.2014
Beiträge: 353

BeitragVerfasst am: 31. Aug 2014 18:18    Titel: Antworten mit Zitat

du machst mir echt spass - habe meinem vater auch ein asperger- syndrom selbstdiagnostiziert... einfach, damit ich ihn besser aushalten kann. wahrscheinlich hat er es sogar real - was weiß ich...

ich finde, du machst das echt klasse!

lg
nanun
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grey09
Anfänger


Anmeldungsdatum: 30.08.2014
Beiträge: 13

BeitragVerfasst am: 31. Aug 2014 22:01    Titel: Antworten mit Zitat

Hi nanun,
danke Smile
Ja mit dem Asperger, bei meinem Vater wurde es nicht offiziell diagnostiziert aber bei mir und meinem Bruder und wir sind beide der Meinung, dass er es auch hat.

ich bin auch der Meinung dass das Asperger zum Teil mit dafür verantwortlich ist, dass ich überhaupt anfing regelmäßig Drogen bzw. Opiate zu nehmen und mich trotz der fünf Jahre clean noch immer oft danach sehne. Ich habe nämlich, was oft mit Asperger einher geht, auch eine Hypersensibilität. So bin ich zum Beispiel als Kind und Jugendliche jahrelang nur auf Zehenspitzen gegangen weil mir das Auftreten mit der Ferse auf den Asphalt bei normalen Schuhen Schmerzen im Kopf verursacht(e). Keine starken Schmerzen aber auf Dauer ist das unerträglich. Und wir alle drei sind auch sehr empfindlich was Kleidung oder Bettwäsche angeht. Ein Zettelchen am Unterhemd hat da in der Kindheit nicht selten zu Tränen geführt, das Gummiband in der Pyjamahose das Schlafen verhindert, das falsche Material im T-shirt und ich kratze mich Wund. (Mein Vater hat dieselben Probleme, teilweise noch stärker als mein Bruder und ich) das leise Summen eines Fernsehers, Lautsprechers oder CD-Spielers im Standby kann mich absolut wahnsinnig machen, genauso das kleine Standby-Licht...
Inzwischen habe ich durch viel autogenes Training und Yoga gelernt mit der Hypersensibilität umzugehen, zumindest einigermaßen. Aber es gibt noch immer Momente in denen ich gewisse Reize, die andere nicht einmal wahrnehmen unerträglich finde.
Und die Opiate haben da eben sehr gut geholfen... auch meine Probleme mit Berührungen von anderen Menschen waren damit nicht mehr vorhanden. Und ich konnte Menschen in die Augen oder ins Gesicht sehen, ohne dass ich dazu zwingen musste...

wie gesagt, glücklicherweise komme ich mit den meisten Dingen inzwischen auch so zurecht...

wie kamst du denn auf die Idee dass dein vater asperger hat?
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nanun
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Anmeldungsdatum: 09.08.2014
Beiträge: 353

BeitragVerfasst am: 31. Aug 2014 22:25    Titel: Antworten mit Zitat

mein vater ist sehr intelligent - beruflich sehr erfolgreich - sehr angesehener beruf, karriereleiter höchste stufe... sehr gesetzes- und regeltreu...

egal was du ihn fragst - einfach jedes gebiet - hat er ein allgemeinwisen, das seinesgleichen sucht...

aber emotional eine katastrophe - was meinst du, wie ich versucht habe, diesen menschen emotional zu erreichen - no chance - er hat das einfach nicht verstanden... nicht weil er nicht wollte, sondern weil er es einfach nicht kann...

er ist nicht gefühllos - sicher nicht... aber emotional einfach "behindert" und bei seinen eigenen kindern einfach nicht in der lage zum perspektivwechsel...

sonst durchaus beziehungsfähig - nur nicht mit uns... da wäre er ja selbst gefragt, müsste auch bei sich schauen... zudem kommt absolute ritualisierung seines alltages und unglaubliches unverständnis für abweichendes verhalten.

ich liebe meinen vater - aber es war ein horror mit ihm in meiner kindheit - gepaart mit einer depressiven, hypersensiblen mutter - die zwei in kombi - kein wunder, das alle kinder eine suchtproblematik haben...

ende vom lied ist eine tote mutter und ein neuverheirateter vater... und immer wieder alte rollenverhalten... da rutscht man ständig rein. ich war jetzt jahrelang cool und hatte keinen streit und letztens erst... völlige eskalation.

deine symptome kann ich gut nachvollziehen - auch, dass das bestimmt ein grund für deine sucht war und ist...

und dem ganzen ganz realistisch und strategisch zu begegnen halte ich für eine sehr gute idee... so nen bißchen verkopft ist nicht das schlechteste. besser als kopflos ins übel zu rennen.

du machst das schon - in deiner art, mit deinem weg!

ich glaub an dich!
lg
nanun
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grey09
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Anmeldungsdatum: 30.08.2014
Beiträge: 13

BeitragVerfasst am: 1. Sep 2014 00:35    Titel: Antworten mit Zitat

Ja das klingt wirklich sehr nach Asperger... und es klingt auch wie eine Beschreibung meines Vaters Wink Und ich kann gut verstehen, dass das unglaublich schwierig ist.
Ich hatte das Glück, dass meine Mutter, solange sie da war, eine wirklich gute Mutter war. Sie hatte zwar auch depressive Phasen, aber nicht besonders oft und die restliche Zeit hat sie sich sehr liebevoll um uns gekümmert. Aber ich war eben erst sieben als sie starb. Und als ich neun war hat mein Vater auch wieder geheiratet und die neue Frau ist emotional zwar völlig anders, aber im gleichen Ausmaß gestört. Sehr kühl, konnte und kann absolut nichts mit Kindern anfangen.

Was den Umgang mit meinem Vater angeht. Noch vor zwei Jahren hätte ich nicht geglaubt, dass wir mal an einen Punkt kommen werden, wie heute, dass unterschiedliche Meinungen nicht zwangsläufig zum Megakrach führen. Mein Vater kann sich zwar noch immer nicht wirklich in andere hinein versetzen und es fällt ihm sehr schwer damit umzugehen, wenn etwas anders ist oder getan wird, als es seiner Meinung nach sein sollte. Aber die große Veränderung ist, dass er es inzwischen akzeptiert, dass andere Menschen, insbesondere ich, anders denken und fühlen als er, auch wenn es (für ihn) unlogisch ist und er akzeptiert es, dass er es nicht verstehen muss und ich es auch nicht ändern muss. Das war ein sehr großer Schritt für ihn und ich hätte es wirklich nicht für möglich gehalten, aber die letzten Jahre haben ihn verändert, er ist vor allem weniger stolz/stur als früher. Und das ist eben auch mein Ansatz für den Umgang mit ihm und seiner Frau. Ich muss es nicht verstehen, ich versuche statt dessen zu akzeptieren, dass ihre Welt einfach vollkommen anders ist und funktioniert und dass mein Vater (und meine Stiefmutter) mich oft einfach nicht verstehen kann, es aber in Ordnung so ist. Und ich denke ich bin auch weniger stur als früher und irgendwie ruhiger geworden...

Wie geht es Dir denn jetzt nach deinem Entzug? Also wenn ich das fragen darf...
ich war heute mit meiner Kleinen im Schwimmbad und hab während der ganzen Zeit dort nicht über die Sucht nach gedacht, das war das erste mal seit Wochen, dass ich so lange am Stück nicht daran gedacht habe, hat wirklich gut getan. Und für sie wars auch toll, dass ihre Mama sich endlich mal wieder mit ganzer Aufmerksamkeit fünf Stunden am Stück nur um sie gekümmert hat. Sie war ganz stolz, dass sie ohne Angst untertauchen konnte und hat fleißig Schwimmbewegungen geübt. Solche Tage sind wirklich wertvoll, da weiß ich wieder warum ich das Ganze mache.
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