Beziehung mit Ex-Drogenabhängigen

[Nelly]

Hallo Ihr,
ich führe seit 4 Jahren eine Beziehung mit einem Ex-Drogenabhängigen.
Anfangs war ich etwas irritiert als er mir gestand, dass er einmal Heroinabhängig war.
Diese Sache ist bestimmt schon 20 Jahre her obwohl er in diesen 20 Jahren wohl hin und wieder Kokain genommen hat.
Ich hab nun so gar keine Erfahrung mit Drogensucht.
Wir haben aber deswegen immer wieder mal Streit. Heute z.B. erzählte er mir wieder wie toll das war, als er angefangen hatte mit den Drogen. Was sie für tolle Leute gewesen wären usw. Ich sagte dann, dass ich in meiner Jugend auch Cliquen mit Drogenabhängigen gekannt habe aber es mich nie gereizt hat mich diesen anzuschließen. Daraufhin er wäre ja auch nie so oberflächlich wie ich gewesen und wäre in der Disco rumgehopst usw. Es gibt dann ein Wort das andere und das alles nur, weil ich es eben überhaupt nicht toll finde drogenabhänig zu sein. Ich finde es auch nicht toll alkoholabhängig oder von sonst was abhängig zu sein.
Ist es denn wirklich so, dass alle ehemaligen Drogenabhängigen diese Zeit so verherrlichen? Muß ich mir Sorgen machen? Ich mach mir auch Sorgen er übrigens aber auch, dass er wegen seiner Rückenschmerzen Tramadol nimmt. Wie gesagt ich hab mit Drogensucht keine Erfahrungen aber eben gelesen es gäbe sowas wie Suchtverlagerung. Es ist nicht so, dass ich es nicht total stark finde, dass er sich aus der Drogensucht befreit hat aber ich kann diese Ansicht, dass es so toll war als er Drogen nahm nicht verstehen.
Ich habe 2 Kinder die aber schon 17 und 25 Jahre alt sind. Er hat aber meines Wissens nie über Drogen mit ihnen gesprochen.
Danke fürs lange Lesen.
Viele Grüße
Nelly

[Kullerbunt]

Hallo Nelly, willkommen im Forum...

Da zäume ich das Pferd mal von hinten auf: Tramadol ist ein synthetisches Opioid, wirkt wie Heroin an den Opiatrezeptoren. Möglich, dass Tramadol bei deinem Partner das opiattypische Wohlfühlgefühl auslöst und er wieder regelmässig Opiate bzw Opioide konsumiert. Muss aber nicht sein.
Wenn er Tramadol aufgrund seiner Schmerzen braucht und es wie verschrieben einnimmt, würde ich nicht von einer Suchtverlagerung sprechen.
Er war doch die 20 Jahre den größten Teil clean. Wenn er seinen Heroin-Konsum eingestellt hätte und dafür regelmässig saufen würde...dann ist das ne Suchtverlagerung.
Trotzdem besteht bei ihm natürlich erhöhtes Risiko, dass er durch die Tramadoleinnahme wieder auf den Geschmack kommt. Aber wenn er seine Schmerzen nur mit Tramadol in den Griff bekommt muss er abwägen, in wieweit er das Risiko für einen H-Rückfall eingehen will...

Dein Freund findet es sicher auch nicht toll, abhängig zu sein. Und klar, war die Anfangszeit mit den Drogen und seiner Clique sicher toll, sonst hätte er ja keine Drogen mehr konsumiert, wenn er es blöd gefunden hätte. Das Negative verblasst mit den Jahren. Das die Jugendzeit verklärt wird, ist doch nun kein unbekanntes Phänomen und nicht nur bei Ex-Konsumenten verbreitet. Lass ihn doch von der Zeit schwärmen, ich denke er weiß, dass das nur eine Seite der Medaille war...
Sich wegen so einem Mist zu streiten (Wer hatte die bessere Clique usw) ist doch Kindergarten. Natürlich wird er nicht so gerne drüber reden, was Sucht eigentlich noch bedeutet. Man denkt doch immer lieber an die tollen Erlebnisse.
Ich hatte auch auf XTC tolle Erlebnisse, Nächte an die ich gerne zurückdenke. Aber ich kenne eben auch die Schattenseiten, wie dein Freund auch...

Über das Tramdol würde ich aber mal mit ihm sprechen. Aber bitte ohne erhobenen "Drogen sind böse"-Zeigefinger

[korn]

Hat er mit seinem Arzt schon über die Möglichkeit gesprochen, statt Tramadol etwa Novalgin (Metamizol) zu nehmen?
20 Jahre sind eine lange Zeit und Erinnerung verklärt, deshalb allein würde ich mir keine Sorgen machen. Wenn die Rückenschmerzen auch ohne Opiat behandelbar sind würde ich dieses Risiko lieber meiden.

Bei dieser Schmerzklasse und nicht akut für ein paar Tage sind wir eigentlich in der Gegend chronischer Entzündungen, Gleitwirbel, Bandscheibenvorfall, *WS-Syndrom, ... wenn er die längerfristig braucht hat es ihn schwer erwischt, oder er könnte leichtere Medikamente nehmen (Aleve).

Positiv angenommen hat der Arzt nicht milder verschrieben - negativ will er selbst nicht anders.
Oder es ist genau richtig, dann gute Besserung!

[tusem67]

deine Sorgen sind nicht ohne Grund, ich kenne auch diese lustigen Geschichten und hach ja, was für tolle Hechte wir doch waren

Ich muss ehrlich gestehen, es gab schon so ein paar Ereignisse, als wir bekifft durch die gegend gezogen sind.

Das Problem ist, dass es nicht dabei geblieben ist. Der Preis für Erlebnisse die man einer Hand abzählen kann, war aber definitiv zu hoch. Und wer weiß schon, vielleicht hätte man noch lustigere Sachen erlebt, wenn man nüchtern geblieben wär, wer weiss wer weiss...

Bei deinem Freund sehe ich schon eine kleine Gefahr, vor allem nimmt er ja auch ne Art Drogen zu Zeit. Das macht zwar nicht wirklich High, aber es dämpft die Gefühlswelt schon erheblich.

Was und Wie oft nimmt der denn noch Rauschmittel wie z b Alkohol, Cannabis Kokain usw ?

Gruß

[Nelly]

vielen Dank für Eure Antworten.
Es geht mir nicht um die Kinderkacke wer hatte die bessere Clique sondern mich beunruhigt eben dieser verklärte Blick von wegen das war so schön ich würde nichts anders machen. Und dann dieses verbal agressive wenn ich anderer Meinung bin. Natürlich nur theoretisch, da ich außer, dass ich mal nikotinsüchtig war keine Erfahrung damit habe.
Er hat sich aber heute dafür entschuldigt. Das Problem ist nur, dass das immer wieder mal hochkommt und mir macht das Angst in die Richtung wenn was so schön war dann möchte man ja da wieder hin. Aber Ihr meint es ist nur verklärte Erinnerung. Tja dann halte ich das nächste mal einfach meinen Mund. Falls ich das hinkriege

Zu Tramadol er findet das selber bedenklich hat aber so schlimme Rückenschmerzen, dass ihm nur das hilft. Er ist selbständig und arbeitet körperlich sehr hart. Allerdings erhöht er auch nicht die Dosis wenn es ihm die gewohnte Dosis nichts bringt, sagt er zumindest. Er nimmt Tramadol schon länger als ich ihn kenne also über 4 Jahre. Das mit dem Novalgin schlage ich ihm mal vor. Wie meinst Du das Tusem67 es dämpft seine Gefühlswelt?
Er trinkt übrigens nicht nur ab und zu mal wenn wir weg gehen aber er raucht sehr viel. Damit möchte er aber auch nicht aufhören.
Viele Grüße
Nelly

[tusem67]

[Nelly]

Hallo Tusem67,
er trinkt nur wenn wir weggehen und dann hat er maximal einen Schwips meistens aber bleibt es bei ein 2 Gläser Wein. Also das ist wirklich nicht besorgniserregend.
Meinst Du er braucht das Tramadol um nicht wieder rückfällig zu werden?
Er möchte übrigens nichts anderes nehmen. Er sagt er hätte alles andere schon ausprobiert und ihm hilft nur Tramadol gegen die Schmerzen.