Ständige Rückfälle

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nebukadnezar
Foren-Guru
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Anmeldungsdatum: 26.08.2015
Beiträge: 4292

BeitragVerfasst am: 9. Jun 2016 05:59    Titel: Antworten mit Zitat

Teilweise erstaunliche Ansichten, zumindest zum körperl. Entzug. Er ist keineswegs weder ein " Urlaub" noch ein " Spaziergang", auch nicht im Verhältnis zur psych. Komponente. Die Dauer ist sehr unterschiedlich, aber beides sukzessiv sehr intensiv. Rückblickend erscheint vieles leichter als es war, aber fragt man mal eine aussenstehende Person, die den körperlichen Entzug begleitet hat, wird man etwas anderes hören. Es ist das Zusammenspiel beider Symptome , die den Ausstieg so schwer machen. Es sind auch beileibe keine 90%, die die Entgiftung durchziehen, eher weit weniger als die Hälfte. Der intensive körperliche Entzug ist nach 7-12 Tagen - bei einem kalten, ohne Medikamenten unterstützten Entzug - vorbei, der körperl. Entzug geht aber weiter, während die psychische sehr stark in Vordergrund tritt.
Dieser psychische dauert lang, meist viele Monate und die Erinnerung der Sucht/Drogen nimmt man mit ins Grab.
Viele Junks, die noch drauf sind, sagen sich: mit dem körperl. E. habe ich kein Problem, aber den psych. schaffe ich sowieso nicht. So redet man sich die Situation gut! Man kann nun mal nicht den 2. vor dem 1. Schritt machen, so funktioniert das Leben nicht.

Wenn man, wie du James, intelligent ist, in einem intakten sozialen Umfeld lebt und einen Partner hat, der zu einem steht und dich liebt , dann hast du sehr gute Chancen - u.U. mit Hilfe eines guten sachkundigem Gesprächspartners/ Therapeuten - aus dieser unsäglichen, lebenzertörenden Mühle auszusteigen.
Die ersten minimalsten Schritte, nicht deinen " Freund" zu treffen, mit deiner Frau zu reden , hast du jetzt gemacht. Enttäusche nicht dich selbst und deine Frau!

Alles Gute!

Hi dimoh Very Happy ,

vielen Dank für deine netten Worte!
ich lese auch sehr gern und interessiert deine Beiträge!

Deine Fragen kann ich dir nur schwer beantworten, da ich selbst nie einen Therapeuten gesucht und Therapie gemacht habe. Mal abgesehen meiner beiden LZ Therapien - aber das ist eine andere Geschichte und über 20 J. her.

Ich hatte einen Coach, Verkauf-Rhetoriktrainer, den ich innerhalb meiner berufl, Tätigkeit kennengelernt habe, mit dem ich daraufhin befreundet war. Er war Psychologe und extrem intelligent. Mit der Zeit haben sich zw. uns sehr tiefe Gespräche ergeben, in deren Verlauf ich auch irgendwann auf meine Drogenvergangenheit und Sub zu sprechen kam. Er war nicht mal überrascht?! Und ich dachte, ich wär so ein guter Schauspieler.
Wie erkenne ich einen für mich guten Therapeut? Klar, beim ersten Kontakt sollte erstmal eine Sympathie zueinander zu spüren sein, da kann man sich ja eigentlich auf seinen Bauch verlassen. Wie weit es tats. mit dieser gegenseitigen Sympathie her ist, ergibt sich wohl erst mit der Zeit. Bestenfalls so, das man sein Gegenüber umarmen kann und seine Umarmung sehr angenehm empfindet.
Ich müsste spüren, dass sich ein Vertrauen aufbaut, dass ich mit einem guten Gefühl, gern über die schwärzesten Winkel meiner Seele erzählen kann und das Gefühl haben, das es ihn wirklich interessiert und er in der Lage ist nachzuempfinden, allerdings mit dem Abstand es auch zu beurteilen und in die richtigen Zusammenhänge setzt.
Ich müsste mit ihm lachen können und wenns sein muss , auch meiner Tränen nicht schämen. Er müsste mein Freund sein.

Ich glaube nicht, dass ein guter Therapeut zwingend ein Fachmann in Medikamenten oder Drogen sein muss, aber es gibt evtl doch einige Zusammenhänge, die er kennen sollte.

Zitat:
Und - zweite Frage - wie merke ich, dass ich mir nicht selbst ein Bein stelle


Ich glaube das wären die Aufgabe des Therapeuten, denn gerade dann ist man ja in der völlig falschen Richtung unterwegs, und nicht bereit in Ruhe zu reflektieren.

Pardon dimoh, das ist leider nicht das Thema, in dem ich mich auskenne, hätte dir da gern etwas kompetenter geholfen.

Vielleicht wäre zu diesen Fragen auch ein statement von praxx hilfreich.

Wünsche dir einen schönen, sonnigen Tag!

LG N
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dimoh
Gold-User
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Anmeldungsdatum: 21.12.2015
Beiträge: 528

BeitragVerfasst am: 9. Jun 2016 07:15    Titel: Antworten mit Zitat

Hi neb,
nee, nee, ich finde dich schon ganz "richtig" Laughing .

Im Grunde habe ich ja auch genug Therapieerfahrung, um mir mal selber schon mal ein paar Antworten geben zu können.

Eine Frage hätte ich noch Very Happy : Meinst Du, gibt's einen gravierenden Unterschied zwischen Psycho - und Suchttherapie?

Was mich schon ein bißchen schreckt, sind die nur zwanzig Stunden, die einem da bewilligt werden.
So wenig kenne ich gar nicht, da taue ich ja grad mal auf...

Gruß dimoh
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Seppel 4
Platin-User
Platin-User


Anmeldungsdatum: 05.12.2015
Beiträge: 1593

BeitragVerfasst am: 9. Jun 2016 07:16    Titel: Antworten mit Zitat

Guten Morgen, James.

Ich habe anfangs versucht, Dir eine Methapher im Bezug auf die Hierarchie

im menschlichen Organismus zu geben. Was ich schreibe habe ich mir

angelesen, weil ich verstehen will, wie Sucht funktioniert. Ich bin 56 J. alt,

und davon mit kleinen Lücken 41 Jahre drauf. Bin 26 J mit meiner Frau verhei-

ratet 30 J zusammen. Sie hat nie Drogen genommen, und DAS ist der Grund,

warum ich noch lebe.

Mein älterer Bruder war immer mit Junkybräuten oder wenigstens kiffenden

Alkoholikerinnen unterwegs und hat dann noch den Fehler gemacht 7 Jahre nach

Berlin zu gehen. Dort ist er total abgestürzt, trotz Therapie bei Daytop und 1988

kam er dann zurück.

1992 hat er sich ( bewusst oder unbewusst ) eine Überdosis gegeben in Wupper-

tal. Doch sein Körper war von einem frei verkäuflichen Mittel ( Katovit )so ge-

schwächt und die Trauer über die x-te Trennung von seiner letzten Braut hatte

er ( der mein Vorbild in ALLEM war, besonders die coole Anmache bei Frauen ),

und er war es auch, der mich angefixt hat.

Jetzt bin ich leicht zu tief ins Thema, doch obwohl es sooo lange her ist vermiss

ich und auch meine Frau ihn immer noch.

Er hat IMMER Vollgas gegeben und NIE reflektiert.



James, was ich Dir bei meinem ersten Post mitteilen wollte ist:

Der bewusste Teil im Gehirn, der alles denkt und organisiert macht ca. 3 %

aus. Ich glaube er heisst Frontallappen oder Neocortex. Das ist der denkende

Teil in uns. Die anderen Gehirnareale, die viel mehr bewegen und steuern und

besonders das lymbische System, was für Gefühle zuständig ist, können mehr.

Die Entscheidung:

Ich höre mit H auf ! ist nix, wenn die anderen Hirnregionen, die z.Bspl. für

Wundheilung, Fieber erzeugen und all diese wichtigen Dinge, die Du nicht

mit Deinem denkenden Hirn machen kannst, NICHT MITSPIELEN Confused


Deshalb, kriegst Du auch in der Regel alleine VIEL ZU SPÄT mit, dass Du süchtig

bist, WENN:

Du nicht einen Partner hast, der Dir auch mal 'ne ordentliche Ansage machen

kann. Denn:

Während Du, Deinen leichten aber stinkigen Schweiss nicht oder schlecht rie-

chen kannst oder andere Phänomene, wie nur ' ein kleines Näschen H genom-

men', Du kannst Dir sicher sein:

Dein Partner schnallt das. Der muss sich nicht belügen und erlebt Dich mit

allen Sinnen.

Ich konnte meine Frau N I E belügen. Die hatte irgendwann den Blick für mein

Gesicht, wenn ich lüge und hat 99,9 % mal Recht gehabt.


Also: Alleine kannst Du Aufhören vergessen, aus meiner beschränkten Erfah-

rung, zu der ich aber 100% stehe. Du brauchst dafür Hilfe.

Hol sie Dir. Noch is nix zu spät.


Alles Gute, James

wünscht Dir

Sepp
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dimoh
Gold-User
Gold-User


Anmeldungsdatum: 21.12.2015
Beiträge: 528

BeitragVerfasst am: 9. Jun 2016 08:06    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo Sepp,
also, da muss ich Dir widersprechen.

Das hat jetzt überhaupt NIXXX mit Sympathie oder Antipathie zu tun, aber ich lese bei Dir immer: Meine Frau, meine Frau, meine Frau.

Du weißt, ich habe gerade bei meinen Eltern gesehen und sehe es immer noch, wenn zwei Menschen SO sehr miteinander verschweißt waren, über 60 Jahre und DANN einer stirbt.

Da ist dann der andere fast nicht mehr alleine lebensfähig. Will nicht wissen, was wäre, wenn ich jetzt nicht da wäre.
Ich kann und will ihn nicht ersetzen, aber bin eine große psychische Stütze.

Ich finde es schon ein bißchen fahrlässig, jemandem zu schreiben: allein schaffst du es nicht.

Deswegen möchte ich mich dagegen stellen: alleine schaffe ich es schon!
Natürlich gibt es auch bei mir Kontakte, die darum wissen und latent unterstützend sind.

Bis vor kurzem war ich aber noch komplett ohne Kontakte wegen des Umzugs und der Sucht und hätte es trotzdem geschafft, wenn auch mit mehr Mühe.

Ich gehe da sehr konform mit dakini, die irgendwo schrieb, eine tiefe Beziehung kann nur dann wirklich funktionieren, wenn der einzelne auch für sich leben kann.

Sonst bist du ein Anhängsel und ABHÄNGIG.

Willst du nicht hören, weiß ich, wollte hier nur mal äußeren, dass die Menschen durchaus verschieden sind und nicht von dem einen auf den anderen schließen kann.

Und auch und gerade um die mittleren Lebensjahr liegt nochmal ein enormes Entwicklungspotenzial.

Thats it.

Best wishes.

Dimoh
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JP
Platin-User
Platin-User


Anmeldungsdatum: 22.01.2015
Beiträge: 1554

BeitragVerfasst am: 9. Jun 2016 10:25    Titel: Antworten mit Zitat

nebukadnezar geht's noch?

Stehst du gerade unter Drogen? Oder hast du dir dein Metha schon verpasst?

Hier ist ein Mensch gerade dabei, das gleiche unendliche Leid wie wir durch zu machen,
und wirklich jeder hier im Thema, versucht auf irgendeiner Art und Weise, klar zu machen, wie Ernst die Lage ist,
und nur du Traumtänzer verstehst das Thema nicht.

Selbst wenn es dir schwer fällt, ich schaffe es ja auch,
dann diskutieren wir beide den Körperlichen Entzug gerne in einem anderen Thema,
zum wohle des Themen Erstellers.

Echt krass auf drei Seiten versteht jeder was hier soll ist,
nur unser Forum Clown nebukadnezar checkt es nicht Laughing

LG.JP
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Kamikaze1970
Gold-User
Gold-User


Anmeldungsdatum: 16.01.2014
Beiträge: 420

BeitragVerfasst am: 9. Jun 2016 13:12    Titel: Antworten mit Zitat

@JP Habe das starke Bedürfniss, nebuk´s Aussagen zu bestätigen.
Wer lange Jahre drauf war, kann eben NICHT mehr in 5-6 Tagen, ohne große Quälerei, mit Hilfe von Methadon entziehen.
Bin selber 23-24 Jahre drauf, und habe öfter entgiftet, und von mal zu mal wird es schlimmer.
Bei den letzten beiden Entgiftungen in einer Klinik, wurde ich nach ca.14 Tagen ohne Opioide im Blut entlassen.
Aber zu Hause habe ich mich weitergeqält, restless legs ohne Ende, dadurch bedingt schlaflos.
Wer nicht schlafen kann über längeren Zeitraum fühlt sich einfach nur kagge, schlapp, latent aggressiv, lustlos, frieren uvm.
Und das nicht aufhören dieser Symptome, hat dann nach 6-8 Wochen zu einem Rückfall geführt.
Irgendwann ist man am Ende seiner Kräfte, will nur noch eine Nacht vernünftig schlafen können, nicht frieren und dieses besch. RLS bekommen, sobald man ins Bett geht.
Und was mir in beiden stationären Entgiftungen aufgefallen ist, das nur sehr, sehr wenige dorthin kommen, um von Heroin, Methadon, Buprenorphin whatever zu entgiften.
Die meisten sind dort zur Beikonsum-Entgiftung, oft hat sie ihr substituierender Arzt dazu animiert...
Also wurden dort vorrangig Alk und Benzos abgekickt- nicht das Opioid/ Opiat.
Und warum ist das so?
Bestimmt nicht, weil heutzutage der Entzug von Opioiden Dank Methadon sooo schön easy ist...
Und genau DAS sollte sich James mal durch den Kopf gehen lassen, weil er NOCH keine physische Abhängigkeit entwickelt hat.
Natürlich ist die psychische Abhängigkeit das größere Übel bei Suchtproblemen, was allerdings nicht dazu verleiten sollte, den körperlichen Entzug klein zu reden.
Aber eines ist mal ganz klar, James wird es nie wieder "so leicht" haben mit der Shore aufzuhören, wie JETZT!
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surreal
Platin-User
Platin-User


Anmeldungsdatum: 05.06.2015
Beiträge: 2239

BeitragVerfasst am: 9. Jun 2016 16:56    Titel: Antworten mit Zitat

Seppel 4 hat Folgendes geschrieben:
Alleine kannst Du Aufhören vergessen, aus meiner beschränkten Erfahrung, zu der ich aber 100% stehe.


Da muss ich auch widersprechen. Natürlich kann ein Partner hilfreich sein, aber das bedeutet nicht, dass er unbedingt nötig ist, dass also niemand, der "Single" ist, mit den Drogen aufhören kann. Wie kommst du denn überhaupt zu dieser Ansicht? (Es ist ja leider oft so, dass jemand seine eigenen Erfahrungen verallgemeinert und denkt, dass alle so erleben müssen, wie man selbst. Tatsächlich können sich die Menschen aber auch sehr erheblich voneinander unterscheiden.)
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RobTyner
Silber-User
Silber-User


Anmeldungsdatum: 16.05.2016
Beiträge: 204

BeitragVerfasst am: 9. Jun 2016 18:38    Titel: Antworten mit Zitat

Das Problem ist doch die teilweise über Jahre extrem hohe Dosis an Pola bzw Metha körperlich los zu werden!
Klar, das wird mit zunehmenden Alter und Anzahl der Versuche nicht unbedingt einfacher, aber bei James, der hier noch ganz am Anfang von dieser Spirale in den Abgrund steht, da geht es doch "nur" um die evtl jetzt schon vorhandene körperliche Abhängigkeit von H!
(Da wären wir jetzt wieder einmal an dem Punkt, wo es um die Höhe der Dosis geht, sollte es da eine Grenze geben, oder eine Beschränkung wie lange welche maximale Dosis gegeben werden sollte usw usw. Das ist aber, wie schon gesagt, ein ganz anderes Thema!)
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