Ich habe keine Kraft mehr

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Monika
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Anmeldungsdatum: 28.05.2013
Beiträge: 61

BeitragVerfasst am: 28. Mai 2013 13:46    Titel: Ich habe keine Kraft mehr Antworten mit Zitat

Mein Junge hat mit 15 angefangen zu kiffen wie er mir erzählte. Dann kamen weitere Drogenerfahrungen mit anderen Stoffen dazu, Alkohol spielte eine große Rolle und mit 21 wurde er richtig abhängig davon. Man nennt sowas Polytox glaube ich. Mit 19 kam er dann zu mir, hatte bis dahin bei seinem Vater gelebt.
Der hatte ihn wohl rausgeworfen und er suchte Unterkunft. Klar habe ich als Mutter meinen Sohn aufgenommen und ihm geholfen wo ich nur konnte. Das er bereits abhängig war, habe ich damals nicht bemerkt. Erst als er immer wieder seine Wohnungen verlor weil er keine Miete zahlte habe ich plötzlich mitbekommen das etwas nicht stimmen konnte - seine Wohnungen waren stets vermüllt, verdreckt und er lebte dort immer ohne Strom. Also habe ich so gut wie ich konnte alle Rechnungen bezahlt und ihm einen Neustart ermöglicht. Mit 28 hat er es endlich geschafft eine Therapie zu machen und er war ein dreiviertel Jahr dort. Anfangs eine Übergangseinrichtung und später eine Kurzzeittherapie.
Von dort ist er vor drei Monaten zurück gekommen. Er hat einiges an Erkenntnissen mitnehmen können und weiß eigentlich ganz gut über sich und seine Psyche Bescheid. Nun sagte er mir das er nicht clean leben möchte, die positiven Drogenerfahrungen würde er nicht aus dem Kopf bekommen.
Vergessen ist die Zeit als er schwitzend und zitternd vor meiner Tür stand und um Hilfe bat, er hatte schon lange nichts mehr gegessen und es ging ihm körperlich sehr sehr schlecht. Ich habe Gott und die Welt in Bewegung gesetzt das er an Medikamente kommt um den Suchtdruck zu reduzieren, die Schmerzen zu lindern etc. Ich habe ihn jedes Wochenende in der Therapie besucht, wir haben stundenlange Gespräche geführt, wir haben zusammen gelacht, geweint und Pläne geschmiedet. Wir haben seine Post bearbeitet die seit Jahren ungeöffnet in irgendwelchen Kartonagen lag, wir haben seine Finanzen geregelt, ich habe ihm eingekauft, die Miete bezahlt, für Strom gesorgt - jetzt läuft alles wieder in geraden Bahnen - er ist finanziell abgesichert, hat genug Geld zum leben und was macht er ?
Er betrinkt sich zuhause und schließt sich ein, hat jeglichen Kontakt zu allen abgebrochen. Ich mag nicht mehr, alle Mühen, alle Sorgen, Hoffnungen, dieses ständige rauf und runter. Ich kann nicht mehr. 3 Jahre kämpe ich schon wie eine Löwin, bin immer da wenn er mich braucht. Aktiviere, regele, helfe, zeig ihm wie es geht und er rutscht mir wieder weg in die Sucht.
Ich habe mit dem Therapeuten gespriochen und der hat mir erklärt das mein Sohn chronisch krank ist und das sein Gehirn erst in ca 10 Jahren wieder auf "Normal" läuft wenn er abstinent bleibt. Das es "Schübe" geben wird, das er immer wieder zurück in alte Verhaltensmuster fallen wird etc. Ich weiss das alles, aber ich kann doch nicht 10 weitere Jahre Tag für Tag gegen die Drogen kämpfen ! Gerade bei Polytoxen reicht doch ein Bier um das alles wieder auszulösen. Aber er ist doch mein Sohn - ich kann und darf ihn doch nicht aufgeben.
Ich weiss das ich ihm nur helfen darf wenn er Drogenfrei leben will und wenn er Hilfe braucht sagt er ja das er nichts mehr nehmen will. Dann helfe ich ihm und er holt sich doch wieder seinen Stoff.
NEIN zu sagen wenn er mit Hunger vor der Tür steht, das kann ich einfach nicht. Ich will nicht aufgeben, aber es macht mich seelisch kaputt.
Kann nächtelang nicht schlafen, habe keine Freude mehr an meinem eigenen Leben, alles dreht sich nur um meinen kranken Sohn.
Immer die Angst im Nacken das ihm etwas zustoßen kann oder wäre, wenn er sich mal wieder tagelang nicht meldet.
Das ist kein Leben mehr !
Und dann sagt er allen ernstes zu mir, er habe positive Drogenerfahrungen ...
Es ist schon so das ich mich informiere, sauge alles auf was ich an Ratschlägen bekomme, versuche mich "richtig" zu verhalten, keine Fehler zu machen etc. Nur ändert es doch nichts an der Tatsache das sich einfach nichts ändert. ICH leide unter seinem Konsum und die Last kann mir niemand nehmen außer er selber.
EDr sagt ja das es ihm leid tut und er es eigentlich nicht möchte das es mir so schlecht geht, er hat Respekt vor mir und möchte nicht das ich ihn "drauf" erlebe, aber die Droge ist einfach stärker ...
Verdammte Scheisse !
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newlife
Platin-User
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Anmeldungsdatum: 30.11.2011
Beiträge: 1844

BeitragVerfasst am: 28. Mai 2013 14:35    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo Monika,

dein Posting macht mich richtig betroffen. Du schilderst sehr eindringlich deine Sorgen und Ängste die alle Angehörigen, insbesondere Mütter haben. Dein Posting könnte auch von meiner Mutter sein, sie hat dieselben Ängste und auch ich habe ihr gesagt, ich kann es nur für mich selbst tun, sonst funktioniert es nicht.

Ich will damit sagen, solange dein Sohn irgendwelche positiven Verknüpfungen zu seinen Drogen aufrecht erhält, kann ein langfristiges cleanes Leben nicht funktionieren. Zu stark sind einfach die Erinnerungen an die vermeintlichen Glückgefühle, die einem die Drogen einst gaben.
Es gibt aber einen Weg daraus zu kommen, nur sieht der bei jedem Abhängigen anders aus. Das Ziel jedoch lässt sich mit einem Satz beschreiben. Es müssen andere Dinge im Leben wertvoller sein, als die Drogenerfahrungen in der Vergangenheit. Wenn das erfüllt werden kann, sieht es gut aus, denn durch diesen Aspekt verliert die Droge an Bedeutung, weil der Fokus eines Menschen immer auf dem liegt, was einem wichtig und wertvoll ist. Das kann z.B. eine gut funktionierende Partnerschaft sein.

Ich habe auch viel erlebt und meine Droge ist auch in erster Linie der Alkohol und auch ich hab mich immer alleine in der Wohnung betrunken und auch andere Drogen genommen und kann noch immer nicht so recht loslassen. Das ist richtig schwer, ich habe eine rund 20jährige Karriere hinter mir. Mein halbes Leben, ich bin heute 42.

Es gibt keinen Knopf auf den dur drücken kannst. Die Wandlung muss die Person selbst erleben um die Kehrtwende einleiten zu können. Therapie kann unterstützend wirken und kann dem Betroffenen verschiedene Wege aufzeigen. Gehen müssen wir den aber alleine.

Wichtig dabei sind positive Erlebnise, während der Cleanzeit. Wenn du da zu dem Schluss kommst und sagst, es war alles noch viel schwieriger, wirst du wieder rückfällig. So ist es mir nach 2,5 trockenen und cleanen Jahren ergangen.

Ich möchte dir mit meinem Beitrag ein wenig das näher bringen, welche immense Bedeutung das Suchtmittel für Betroffene hat. Versuche dennoch gedanklich bei ihm zu sein, aber vergesse dich selbst dabei nicht. Nimm ihm auch das Suchtmittel nicht weg, es wird nicht funktionieren. Habe ein offenes Ohr für ihn, aber sage ihm auch, dass du ihm nicht helfen kannst. Er kann es nur für sich selbst tun.
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Lugosi
Gold-User
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Anmeldungsdatum: 06.05.2013
Beiträge: 739

BeitragVerfasst am: 28. Mai 2013 15:04    Titel: Antworten mit Zitat

liebe Monika,

so ähnlich ist auch meine geschichte und die meiner mutter!
im nachhinein gestehe ich mir ein, das ich wie die made im speck gelebt habe, wenn ich kein geld mehr hatte konnte ich auch immer zu meiner mutter und ich wusste sie rückt schon was raus und macht und tut, sorgt sich um alles.
ich weiß es ist ein schmaler grat auf dem du dich als mutter befindest, denn da gibt es immer nur ein zuviel oder zuwenig, zudem sind da noch die gefühle und gedanken - ich kann den armen jungen doch nicht ohne strom und heizung sitzen lassen.
ich finde du solltest ihn unterstützen, aber in einem vernünftigen maß, wenn er hunger hat gib ihm zu essen, wenn er durst hat gib ihm zu trinken, wenn ihm kalt ist lass ihn eine nacht bei dir schlafen, aber höre auf seine rechnungen zu bezahlen, denn sonst lernt er nie eigenverantwortlich zu werden, weshalb auch? - mama regelt ja alles.
auch wenn du es nicht verstehen magst, aber drogen sind schon geil, zumindest für eine kurze zeit, sonst hätte ich ja nur einmal was genommen und gesagt, nee ist nicht geil das lass ich mal wieder.
ich sag immer ich hab über eine mauer geschaut, in eine neue andere und schönere welt und die hat mich auch bis jetzt nicht losgelassen, ich wäre froh, ich hätte sie nie kennengelernt. ich hatte schon lange cleanzeiten, aber mich hat die welt nie losgelassen, auch wenn ich heute etwas dagegenzusetzen habe.
heroin ist und bleibt meine längste geliebte, auch wenn ich sie heute nicht mehr besuche, irgendwie scheint sie immer im hintergrund zu stehen.

ich hoffe du schaffst es dich ein bisschen zu distanzieren und für dich die kraft zu sammeln, die du wirklich für dich brauchst.
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Etosha
Bronze-User
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Anmeldungsdatum: 20.09.2012
Beiträge: 42

BeitragVerfasst am: 28. Mai 2013 18:42    Titel: Antworten mit Zitat

Liebe Monika, auch mir geht Dein Text nahe. Erstens, weil ich selbst Mutter bin und zweitens, weil ich Freunde, gute Freunde haben, die in ganz ähnlichen Situationen leben.

Was ich Dir dringend raten möchte, ist Dir irgendwelche Ruheinseln zu schaffen. Irgenetwas, was wirklich nur Dir gehört und wo Du Kraft draus ziehen kannst. -
Hast Du so einen Ruhepol, oder dreht sich alles permanent nur um Dein Kind...?
Manchmal ist es auch wichtig, einfach mal Distanz zu schaffen und nein zu sagen. "Nein, ich kann jetzt nicht mehr, Du bist schon ein grosser Junge, ich brauche Abstand."
Schon allein deswegen, weil man irgendwie nur noch funktioniert und oft meint, selbst keinerlei Kontrolle mehr über irgend etwas zu haben.
Da muss man dann auch kein schlechtes Gewissen haben, denn es ist wahrlich keinem geholfen, wenn Du bei der ganzen Aktion körperlich und nervlich auch noch zugrunde gehst.
Es ist wichtig für ihn zu lernen, dass Du Grenzen hast und diese auch einforderst. Denn eins haben alle Drogis gemeinsam: Sie sind Grenzgänger.

Was mich auch noch interessieren würde: Hast Du eigentlich ein schlechtes Gewissen, weil Dein Sohn zu Anfang nicht bei Dir gelebt hat?
Meinst du jetzt etwas gut machen zu müssen? Oder besser?
Und, es sieht nicht danach aus, als ob du jemanden zum Reden hättest...Jemanden, der DIR Schutz bietet. Ist das so?

Ich finde es total gut, dass Du die Beziehung zu Deinem Sohn aufrecht erhältst und ihn unterstützt und versuchst, ihn zu verstehen.
Was natürlich in gewisser Weise ein Ding der Unmöglichkeit ist auf Dauer. Aber ich glaube, dass er zukünftig überfordert sein wird mit dem Alleineleben.
Er braucht Menschen um sich herum, im Idealfall Menschen, die ihm Kraft geben, ihn ablenken, ihn positiv konditionieren.
Hier gibt es irgendwo einen Thread in dem steht: "Der Mensch braucht gefühlte, echte Pfeiler aus purem Gold und nicht aus leerer bunter Pappe."
Seht zu, dass Ihr gemeinsam einen Weg in sein Inneres findet, etwas, dass vielleicht ähnlich glitzert wie der Alkohol und die Drogen.
Aber es muss von innen kommen: Musik, Natur...ein Hobby, am besten mit Menschen, einigermassen gesunden Menschen, die ihn "beflügeln"...

Es wird vermutlich noch ein weiter Weg sein, die rechte Fallhöhe ist vermutlich noch nicht erreicht. Wie Du schon sagtest: So ne Scheisse.
Aber er kann das packen, glaube ich. Aber nicht, dass Du schlapp machst...Pass auf Dich auf, hörst Du?

Alles, alles Liebe
E.
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campmaster
Gold-User
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Anmeldungsdatum: 22.07.2012
Beiträge: 623

BeitragVerfasst am: 28. Mai 2013 19:01    Titel: Antworten mit Zitat

Es ist wirklich hart, die letzten paar Tage hab ich auch wieder unglaublich zu kämpfen. Und ich kann nichtmal mehr sagen was jetzt das Schlimme ist. Fest steht, die Kontrolle hab ich schon lange verloren!

Die Schäden durch Drogen, das was ich mir alles im Leben versaut habe oder einfach das Verlangen sich mal wieder abzuschießen.

Ich hab auf alle Fälle zu lange gewartet und hätte mit 30 aufhören müssen. Bin jetzt 34 und hab mir gedacht, eine runde geht noch, es war halt alles so Scheiße gelaufen. Aber es wird immer schlimmer, man sieht es einem immer mehr an, der berufliche Wiedereinstieg wird immer schwerer, ich hab mit noch mehr Leuten stress, hab mich gar nicht mehr unter Kontrolle gehabt usw.. Und das ist es auch, wenn ich clean war ging mir immer durch den Kopf was ich eh schon alles verbockt hab und war nicht stolz auf mich es geschafft zu haben.

Meine Eltern haben mir auch viel geholfen und ich bin zumindest einigermaßen stabil, auch wenn ich mir ganz schön was eingefangen habe und jetzt auch noch z.B. Schmerzen habe.

Konnte erst aufhören als ich fast gestorben bin, ich hab vorher die Schuld leider nie bei den Suchtmitteln gesucht!

Viel Glück!
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Pimpinelle
Platin-User
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Anmeldungsdatum: 30.03.2012
Beiträge: 1367

BeitragVerfasst am: 28. Mai 2013 19:27    Titel: Antworten mit Zitat

@Lugosi
Zitat:
ich sag immer ich hab über eine mauer geschaut, in eine neue andere und schönere welt und die hat mich auch bis jetzt nicht losgelassen, ich wäre froh, ich hätte sie nie kennengelernt.


Könnte eine Erklärung sein. Ich möchte dazu aber nur anmerken, dass deine schöne Welt quasi eine gekaufte Seifenblase ist. Die schöne Welt und erkaufte (unnatürliche) Emotionen mögen erstmal eine tolle Sache sein, aber ich denke, der Rausch bzw. ständiger Rausch (also beispielsweise auch deine schönere Welt) geht immer auf Kosten von Angehörigen, hier u.a. Alkohol, wo es nichtmal eine kriminelle Handlung wäre. Das ist auch der Punkt, der mich an deinem Statement etwas stört, denn das, was die Mütter hier in ihre süchtigen Kinder reinbuttern, indem für Lebenswichtiges gesorgt wird, hat immer zur Folge, dass die eigenen Bedürfnisse in den Hintergrund geraten, z.B. ein schmales Budget, wo dann für die eigenen Bedürfnisse zu wenig oder auch gar nichts übrig bleibt.

Deinen Rat finde ich kaum umsetzbar. Ich denke mal, klare Absprachen wären wesentlich sinnvoller, denn ich würde mal annehmen, dass der Sohn im Winter jeden Tag friert, was natürlich so zur Folge hätte, dass er jede Nacht da wäre zum Schlafen. Weiter schlägst du vor, ihm zu essen zu geben, wenn er Hunger hat. Den hat er mit Sicherheit dann auch jeden Tag. Klare Absprachen könnten m. E. sein, zweimal die Woche zum Essen zu kommen, einmal die Woche eine Übernachtung, ansonsten muss er selbst klar kommen. Es ist in der Tat eine Gratwanderung mit der Hilfe, was ist zuviel und was zu wenig. Aber die schlichte Möglichkeit "wenn du Hunger hast oder frierst..." reicht garantiert aus, um daraus einen Dauerzustand zu machen. Es gibt schließlich in vielen Städten auch Suppenküchen und Notschlafstellen, wo er hingehen könnte.

Nichtsdestotrotz denke ich, dass man trotzdem da sein kann, auch in Situationen, wo er dringend Hilfe braucht. Zum einen ist es für dich, Monika, vielleicht auch möglich, ihn da zu besuchen, wo er sich meistens aufhält z.B. in seiner eigenen Wohnung oder an anderen Treffpunkten, um zu reden oder auch Interesse zu zeigen. Ich denke aber, dass du dich ganz dringend abgrenzen musst, um an dieser Situation nicht selbst vor die Hunde zu gehen.

Gruß

Pimpinelle
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Monika
Bronze-User
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Anmeldungsdatum: 28.05.2013
Beiträge: 61

BeitragVerfasst am: 29. Mai 2013 05:21    Titel: Antworten mit Zitat

Nun habe ich einen ellenlangen Text geschrieben und bin rausgeflogen Sad
alles für die Katz !
Ersteinmal herzlichen Dank für eure Antworten und das ihr versteht und wißt worum es geht. DANKE !
Leider verstehe ICH allerdings nicht die andere Seite dieses Lebens, den Rauschzustand, die Glücksgefühle, Farben zu sehen, Stimmen zu hören etc etc
, mein Leben war und ist bisher Drogenfrei gewesen.
Bis auf wenige Male Alkoholkonsum und da ging es mir eher schlecht !
Klar, ich rauche, auch das ist eine Abhängigkeit und wenn man mir den Glimmstengel nehmen würde, ginge es mir auch nicht gut.
Also nehme ich ihm seine Suchtmittel nicht weg.
Ich mache mir auch keine Vorwürfe, oder will etwas wieder gut machen, dazu wäre es effektiv zu spät - ich sehe die Situation ungefähr als ob sich mein Kind ins Wasser stürzt ohne schwimmen zu können und ich muss rudern und rudern um ihn zu erreichen und um ihn zu retten ( blödes Beispiel, aber naja )
Natürlich muss MEIN Leben nicht SEINES sein, jeder muss die Form finden die er selbst für sein Leben aussucht und wo er mit glücklich ist.
Nur kann ich mir nicht vorstellen das ein Suchtmittel abhängiges Leben noch schön sein soll ? Immer den Druck im Kopf zu haben sich unbedingt dieses Suchtmittel ( egal ob Alk ,Pillen oder Stoff ) wieder besorgen zu müssen.
Es gibt doch auch Menschen die damit anders umgehen können, die ganz normal ihr Leben leben und wenn sie an den Wochenenden feiern gehen dann greifen sie zu ihren "Glücklichmachern" und gut ist. Danach kommt wieder der normale Alltag.
Das kann er nicht, diesen Mittelweg beschreiten.
Bei ihm kann auch kein Alk zuhause stehen, das muss weg, egal wie.
Er kauft sich zb 5 Gramm Hasch, statt das einzuteilen auf mehrere Male, ballert er es komplett auf einmal weg.
Und dann geht es ihm wieder schlecht weil er sich neues besorgen muss.
Natürlich wird als Anlaufstelle erstmal Mama benutzt, belogen, geschleimt usw- kenne ich alles. Anfangs hab ich ihm ja geglaubt und vertraut.
Mache ich ja heute nicht mehr. Zahle keine Rechnungen mehr, gebe ihm kein Geld in die Hand, unterstütze doch nicht seinen Konsum, wäre ja äußerst unproduktiv Smile
Nein, das ist es nicht was mich so viel kraft kostet.
Ich kann nicht verstehen das wenn wir miteinander über dieses Thema reden, das er ziemlich klar und realitätsnah erkennt das ein leben so wie er es jetzt führt auf Dauer so nicht möglich ist.
Dann dreht er sich um und macht weiter.
Das ist es was mir nicht in den Kopf geht. Das Wissen um all die Gefahren, das Wissen um den finanziellen Aufwand, das Wissen um die Unsinnigkeit weil es ins nichts führt und trotzdem weiter machen ?
Gut, vieleicht braucht er noch einige Anläufe, vieleicht war dieses dreiviertel Jahr clean sein noch nicht genug um einen Weg aus der Sucht zu finden. Sind genug Abhängige die immer und immer wieder in Therapie gehen müssen,wollen, um irgendwann ohne Drogen oder substituiert leben zu können.
Nur frage ich mich wieviele Jahre ich diesen Weg noch mitgehen soll ?
Immer und immer wieder beizustehen wenn der Wille vorhanden ist aufzuhören, immer und immer wieder die Hoffnung - Jetzt, ja jetzt packt er es, jetzt wird alles gut und dann kommt doch wieder die Klatsche ...
Die Frage ist auch ob man sein eigenes Leben dem anderen (Süchtigen) als gut und richtig verkaufen kann, wenn derjenige so ein "normales" Leben garnicht führen will - zb weil er dieses Leben so garnicht gut findet ?
Er sagt zb., er findet mein Leben, so stinknormal und einfach irgendwie toll, aber für ihn wäre das nix.
Arbeiten um leben zu können, für wenige Euro den ganzen Tag unterwegs zu sein, das fände er unnötig. Wenn dann wolle er richtiges Geld verdienen und sich was schönes leisten.
Dabei vergißt er das er ohne Ausbildung und überhaupt ohne Arbeit kein gutes Geld "verdienen" könnte ...und das er mit Suchtdruck garnicht arbeiten gehen kann. Oder aber das er im Rauschzustand nicht arbeiten könnte zb. jedenfalls nicht lange.
Er hat zZt durch meine Hilfe Krankengeld in Höhe von knapp 900 Euro, mehr als manch anderer Drogenabhängige.
Miete und Strom fressen 350 Euro, blieben noch 550 zum leben. Finde ich jetzt genug für einen alleine, im Normalzustand.
Er braucht genau 7 Tage bis alles ratzfatz verbraucht ist.
Darum tu ich mich so schwer damit das er dann mit Hunger vor meiner Türe steht. Eigentlich hätte er genug zum leben ?
Das wiederrum entwickelt bei mir einen Kontrollzwang. Lebt er noch, hat er was zu essen, geht es ihm gut usw.
Alles Dinge die mich Kraft kosten, denn mein eigenes Leben läuft ja in völlig anderen Bahnen.
Ich hab Arbeit, hab mein Auskommen und vor mir steht mein Kind, abgemagert, ausgezehrt und hungrig. Zeig mir eine Mutter die ihr Kind zur Tafel schickt oder zum Pfarrer.
Und wenn dann noch kommt, Mama bitte hilf mir, ich kann so nicht mehr weiterleben, dann zeig mir eine Mutter die sagt :
Hey, du hast dir dein Leben selber ausgesucht, dann ändere es und es geht dir wieder gut.
Nichts desto trotz ist es mir klar das nur ER das ändern kann und nur ER kann diesen Weg gehen.
Ich hoffe und bete das er diese Erkenntnis doch irgendwann noch bekommt.
Nein, mein Leben dreht sich nicht nur um ihn, aber sehr viel. Zuviel wie mir manchmal scheint und dann muss ich mich auch wieder zurücknehmen, so schwer mir das auch fält.
So zb haben wir seit einer Woche wieder keinen Kontakt mehr, er öffnete mir seine Türe nicht und ich habe das akzeptiert.
Er weiss das er sich jederzeit melden kann, aber er wird es nicht tun vorläufig, da er mir in meiner Abwesenheit eine Kiste Bier aus der Wohnung genommen hat, die eigentlich für meinen Geburtstag für meine Gäste bestimmt war.
Bis zu diesem zeitpunkt hatte er einen Wohnungsschlüssel, wie gesagt, er war clean und ich vertraute.
Da es nicht offen herumstand muss er gesucht haben. Nun habe ich mein Schloss gewechselt und vorläufig bleibt es auch dabei.
Keinen Schlüssel mehr.
Darum sag ich ja, dieses ewige auf und ab, nagt an mir.
Nocheinmal herzlichen Dank an alle für euer Zulesen und ich wünsche euch allen alles erdenklich gute auf eurem persönlichen Weg !
Schicke euch eine virtuelle Umarmung
lg Monika
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newlife
Platin-User
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Anmeldungsdatum: 30.11.2011
Beiträge: 1844

BeitragVerfasst am: 29. Mai 2013 08:37    Titel: Antworten mit Zitat

@Monika
ich kann nur eines sagen. Nichtsüchtige Menschen können das nicht verstehen. Du musst begreifen, dass es eben süchtige und nichtsüchtige gibt. Du musst es aber akzeptieren können, dass es eben so ist.

Verstehst du, ich kann mir z.B. überhaupt nicht vorstellen, wie man an einem Glas mit Alkohol nur nippen kann oder auf besonderen Anlässen nur ein Glas Sekt trinkt. Geht mir nicht in den Kopf, warum das bei 90 % der Menschen so ist. Ich muss das auch aktzeptieren, dass ich anders bin.

Ich kann vielleicht auch mal nur 2 Bier trinken. Ich muss mich aber wahnsinnig anstrengend, wenn ich es wirklich dabei belassen will. Und höchstwahrscheinlich kann ich vor lauter Suchtdruck nicht schlafen, so dass ich nachts wieder aufstehe und nachtanke und Tabletten reinschmeisse, damit der Kopf Ruhe gibt.

Im Übrigen hat eine Suchterkrankung überhaupt nichts mit beruflicher Entwicklung zu tun. Sicherlich arbeiten viel Süchtige nicht, aber genauso viele arbeiten doch und hocken sogar in der Chefetage und süppeln schon morgens Champagner. Ich selbst arbeite auch und habe trotz Sucht und Entgiftungen und Therapien noch immer weniger Fehltage, als mein Vorgesetzter. Razz
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Lugosi
Gold-User
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Anmeldungsdatum: 06.05.2013
Beiträge: 739

BeitragVerfasst am: 29. Mai 2013 09:08    Titel: Antworten mit Zitat

liebe Pimpinelle,

den vergleich mit der schöneren welt habe ich lediglich angestellt, weil Monika nicht verstehen kann, wie man nach all den schlechten erfahrungen an der sucht festhalten kann. ich möchte damit keinesfalls die drogen glorifizieren, im gegenteil ich wäre froh, ich hätte nie über die von mir zitierte mauer geschaut, denn dann wüsste ich heute nicht was mir eine neue welt vorgegaugelt hat, vielleicht waren meine worte eher unglücklich gewählt, aber deshalb nicht unpassender.
auch habe ich nie vergessen was ich meiner familie angetan habe während meiner aktiven zeit. ich werde nie vergessen wie ich vor über 20 jahren versucht hab mir die nadel in die venen zu jagen, meine arme blutverschmiert waren und meine mutter plötzlich vor mir stand. ich habe meiner familie viele schlimme dinge angetan während meiner aktiven sucht, gut das habe ich damals nicht sehen können, doch noch immer gehen mir die ereignisse nicht aus dem kopf und meiner mutter und meinen geschwistern ebenfalls nicht.
wir haben einen hohen preis für meine sucht gezahlt, ich lebe mittlerweile 500km von meiner familie getrennt, sehe sie nur selten und werde öfter als meiner familie lieb ist mit dieser zeit konfrontiert.
wie in allem gehe ich da sehr radikal und teilweise masochistisch mit mir und meiner vergangenheit um, vielleicht muss ich das ja, wer weiß?
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Lillian
Foren-Guru
Foren-Guru


Anmeldungsdatum: 22.05.2013
Beiträge: 3894

BeitragVerfasst am: 29. Mai 2013 11:29    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo Moni.


ich erkenne mich in Deinem Thread selber wieder. Bin auch Polytoxy, doch z.Zt. nur auf 3 Stoffen.
Habe auch jahrelang gegen den Alkohol ( von dem ich sehr, sehr früh abhängig war) gekämpft und wenn ich dann wieder ne Flasche Korn getrunken hatte, schaute ich die Falsche an und sagte mir, siehst Du, brauchts nur trinken und es geht Dir besser. Und Ruckzuck war ich wieder auf 2 flschen Korn oder Jägermeister am Tag.Nach dem Aufwachen musste ich schon sofort wieder ein großes Glas Schnaps trinken.

Das nur mal eben am Rande. Du weißt, dasDu Deinen Sohn nicht helfen drafst und das es sicherlich sauschwer für Dich ist. Doch wenn Du ihm nicht mehr hilfts, merkt er vielleicht eines Tages, in welchem Sud er sich befindet. Wo er steht und das niemand mehr etwas mit hm zu tun haben mag. Vielleicht wacht er dann wieder auf.

Alles leicht gesagt, doch nur so kannst Du ihm wirklich helfen, in dem DU ihn fallen lässt.

Wünsche Dir für die nächste Zeit ganz ganz viel Kraft.
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newlife
Platin-User
Platin-User


Anmeldungsdatum: 30.11.2011
Beiträge: 1844

BeitragVerfasst am: 29. Mai 2013 12:06    Titel: Antworten mit Zitat

Zitat:
Alles leicht gesagt, doch nur so kannst Du ihm wirklich helfen, in dem DU ihn fallen lässt.


na, nun komm doch nicht gleich mit der Brechstange. Das ist wieder sowas typisches aus dem Lehrbuch.

Distanz ist wichtig zum Selbstschutz, da kann ich mitgehen, aber welche Mutter lässt schon ihren Sohn fallen. Das ist mal wieder so ne typische Schwarz-Weiss-Aussage. Ich sage immer, die Wahrheit liegt irgendwo dazwischen.

Halte weiterhin Kontakt aber grenze dich ein wenig ab. Du darfst dich selbst nicht vergessen. Sei dir bewusst, dass du ihm bei seiner Sucht nicht helfen kannst, aber habe dennoch ein offenes Ohr. Er sollte immer wissen, dass er auch eine Mutter hat. Du musst in anderen Dingen aber konsequent bleiben. D.h. nichts tun, was die Sucht unterstüzt.


LG Very Happy
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Elke
Silber-User
Silber-User


Anmeldungsdatum: 08.07.2012
Beiträge: 197

BeitragVerfasst am: 30. Mai 2013 01:54    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo Monika,

ich erkenne mich in deinen Beiträgen auch sehr gut wieder und das auch aus deiner Angehörigen-Sicht. Mein Sohn ist 22 und angefangen hat alles vor 1 Jahr. Voriges Jahr war er hauptsächlich auf Crystal unterwegs, dieses Jahr ist er fast täglich breit unter Cannabis, manchmal kommt noch Alkohol oder Speed dazu.

Ich kann dir nur raten, hier viel die Erfahrungsberichte zu lesen, das hilft zu verstehen. Akzeptieren werde ich allerdings auch nie können. Man hat als Mutter eben andere Vorstellungen, als dass das eigene Kind sich regelmäßig abdichtet, seine Gesundheit riskiert und die Zukunft meistens auch.

Mein Sohn war allerdings noch nie ausgezogen, er lebt noch zu Hause. Sind also andere Voraussetzungen als bei dir. Ich kenne aber auch die Angst, wenn man tagelang nichts vom Sohn hört und sich mit den schlimmsten Befürchtungen quält.

Meine Bekannte steckt in einer ähnlichen Situation wie du. Ihr Sohn kifft und säuft, ist über 30, hat mal weiter weg gewohnt, aber um ihn unter Kontrolle zu bekommen, haben die Eltern ihn wieder nach Hause geholt bzw. in eine eigene Wohnung in der Nähe. Dein Sohn hat 550,00 Euro im Monat zum Leben und das ist nach 7 Tagen alle. So ähnlich ging es dem Sohn meiner Bekannten auch. Seit Jahren schon hat meine Bekannte die Kontrolle über die Finanzen ihres Sohnes übernommen. Sie teilt ihm das Geld ein. Zu den Mahlzeiten geht er zu seinen Eltern. So läuft alles einigermaßen geregelt, er ist nicht mehr so verwahrlost, wie, bevor seine Eltern die Kontrolle übernommen haben.

Mein Sohn kann auch nicht mit Geld umgehen. Ich könnte ihm heute 5,00 Euro oder 500,00 Euro geben, beides wär am selben Tag alle. Solange da keine eigene Vernunft da ist, fährt man mit Kontrolle wohl am besten, zumindest um die ganz großen Abstürze zu vermeiden. Wenn dein Sohn es dir nicht erlauben sollte, ihm das Geld einzuteilen, wird es wohl irgendwann ein Betreuer machen.

Es ist richtig so, dass du ihm kein Geld mehr gibst. Essen und ein Dach über dem Kopf ohne es besonders angenehm zu machen, würde ich meinem Sohn auch immer geben. Allerdings keine Miete, Strom usw. für ihn bezahlen. Zur Not kann er über eine Luftmatratze bei dir dankbar sein. Seine Wäsche wäscht er entweder selber oder es bleibt.

Dein Sohn - wie auch mein Sohn - sehen momentan die positiven Seiten der Drogen. Es muss irgendwann "klick" machen, dass die negativen Seiten überwiegen. Der Mann meiner Cousine ist seit vielen Jahren trockener Alkoholiker. Der Rauswurf bei seiner Familie hat ihn nicht vom Weitersaufen abgehalten. Aber irgendwann ist er eingenässt auf der Straße liegend zu Bewusstsein gekommen und hat sich vor sich selbst geekelt.

Keine Ahnung, ob und wann dieser Punkt bei unseren Söhnen kommt. Ich warte darauf genauso ungeduldig wie du. Genauso gut können sie vor dem "klick" ja auch schwer krank werden oder sterben. Wenn die Organe einmal futsch sind, dann sind sie es, wenn man sich einmal eine heftige Drogenpsychose eingehandelt hat, kann man sein Leben lang daran zu knabbern haben.

Das sehen wir, das wissen auch die Konsumenten. Sie nehmen es in Kauf bzw. gehen davon aus, dass schon nichts passieren wird, genauso wie wir Lungenschäden durchs Rauchen in Kauf nehmen. Natürlich geht ein Drogenverfall viel schneller und ist auch schon vom "breiten" Bewusstsein her nicht mit dem Rauchen vergleichbar.

Liebe Grüße
Elke
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Monika
Bronze-User
Bronze-User


Anmeldungsdatum: 28.05.2013
Beiträge: 61

BeitragVerfasst am: 30. Mai 2013 01:55    Titel: Antworten mit Zitat

Dankeschön @newlife, ich hab das schon verstanden.
würde ihn auch nicht fallen lassen in dem Sinne das ich sagen würde er wäre nicht mehr mein Sohn.
Allerdings sind die Sätze auf dem Papier - sich abzugrenzen und Distanz zu schaffen - immer schön zu lesen, aber manchmal schwierig umzusetzen.
Zumal eine Mutter emotional immer mehr davon betroffen ist wie jemand anderes.
Ganz verständlich das man seinen eigenen Kindern immer nur das beste wünscht.
Du hast Recht, verstehen kann es nur der, der in der Situation einer Abhängigkeit ist.
Heute habe ich gelesen das immer mehr Designerdrogen auf den Markt schwappen, ich wünschte diesen ganzen Mist auf dem Scheiterhaufen. Sollen die daran zugrunde gehen die damit das große Geld machen auf Kosten der Menschen die diese Stoffe "brauchen".
Wenn ich alleine schon sehe wie Crystal die Menschen verändert und schlussendlich auch zum Tode führt, wie sie elendig verrecken auf Bahnhoftoiletten und und und, das hat mit Menschenwürde irgendwie nichts mehr zutun !
Eh ich noch weiter aushole ... gute Nacht, ich bin sehr müde geworden des ganzen.
Habt alle nocheinmal Dank und passt auf euch auf !
lg Monika
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Elke
Silber-User
Silber-User


Anmeldungsdatum: 08.07.2012
Beiträge: 197

BeitragVerfasst am: 30. Mai 2013 07:16    Titel: Antworten mit Zitat

Ja Monika, das sehe ich auch so, als Eltern kann man es einfach nicht schaffen, sich abzugrenzen. Ich habe Reportagen gesehen, da haben Eltern weinend über die Abhängigkeit ihrer nun cleanen Kinder erzählt. In einem Fall hat der Sohn sogar auf der Straße gelebt und die Eltern waren immer "glücklich", wenn er ins Gefängnis gekommen ist, weil er dort einfach besser aufgehoben war. Sie hatten die "Distanz", weil der Sohn auf der Straße gelebt hat, aber gelitten haben sie doch. Wie soll man sowas auch abstellen können?

Eine Drogenabhängigkeit ist auch für die Eltern prägend. Ich möchte auch behaupten, dass Eltern mindestens die gleiche Zeit brauchen, ihre Ängste zu verlieren, wie ihr abhängiges Kind bis zum vollständigen psychischen Clean-sein braucht. Also mitunter gehen die Ängste vor einem Rückfall ein Leben lang nie wieder weg, werden aber schwächer.

Meinem Sohn merkt man manche Tage überhaupt nichts an. Ich schaffe es aber nicht mehr, ihn unvoreingenommen zu betrachten. Wüsste ich nichts von seinem Drogenkonsum, wär das letzte Jahr nicht so schrecklich gewesen, dann hätte ich dieses Jahr vielleicht nur ein paar Mal bemerkt, dass er gekifft oder Alkohol getrunken hat. Wenn man es weiß, beobachtet man natürlich viel genauer und zählt 1 und 1 zusammen.

Zitat:
Heute habe ich gelesen das immer mehr Designerdrogen auf den Markt schwappen, ich wünschte diesen ganzen Mist auf dem Scheiterhaufen. Sollen die daran zugrunde gehen die damit das große Geld machen auf Kosten der Menschen die diese Stoffe "brauchen".


Dem schließe ich mich vollkommen an.

Wenn ich dann noch von der Politik lese, dass Jugendliche weniger Alkohol trinken und der Cannabis-Konsum um die Hälfte gesunken ist, Drogentote gibt es auch weniger, dann ist mir klar, dass diese Zahlen genauso gefälscht sind wie die Arbeitslosenzahlen.

http://www.n-tv.de/panorama/Der-Gewalt-Rausch-kommt-per-Post-article10729201.html

Die Politiker sollten sich Freitags und Samstags mal unter die Menschen begeben, wenn ganze Völkerwanderungen von jungen Leuten mit Bierkästen und Schnapspullen durch die Gegend ziehen.

Warum ich hier nun die Politik reinbringe? Weil es ein gesellschaftliches Problem geworden ist und das müsste ganz ehrlich mal angepackt werden - ohne gefälschte Zahlen und Schönrederei.

Liebe Grüße
Elke
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goazauber
Silber-User
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Anmeldungsdatum: 04.01.2013
Beiträge: 151

BeitragVerfasst am: 30. Mai 2013 09:42    Titel: Antworten mit Zitat

hallo...ich erkenne mich auch teilweise wieder...nun bin ich nicht mutter,aber beste freundin und mitbewohnerin...
wir sind 6 freunde und für uns alle gehören drogen schon seit jahrzehgnten teilweise zu unserem leben...wir sind damit i9mmer gut klargekommen,keine abstürze,nix...irgendwann probierten 3 von uns heroin aus...immer war für uns klar,das heroin sehr gefährlich ist und es nur beim probieren bleibt...
einer von uns ist heimlich los und hat es sich immer wieder geholt,ist abhängig geworden und war 6 monate auf dem zeug
irgendwann merkten wir es und stellten ihn vor die wahl:ewntweder wir oder heroin...
nun ist er in substitution mit subutex und es geht ihm sehr gut,bald macht er eine therapie...
diese sechs monate waren die schlimmsten in meinem ganzen leben(und ich bin schon 41),ich habe fast 15 kg abgenommen(und war schon sehr schlank) und genau die gleichen gedanken schossen mir durch den kopf(obwohl ich selbst gerne drogen nehme,in maaßen): wieso tut er dies,wo wir uns geschworen haben,nie zu viel heroin zu nehmen,wie kreisel zog sich das durch mein hirn...
aber es gibt eben menschen,die für solch drogen eben magisch angezogen werden,die durch diese drogen,gefuhle vermittelt bekommen,die sie noch nie so spüren durften,bei meinem freund,waren es geborgenheit,liebe ,angekommen sein...all dies gefühle durfte er nie spüren,da er aus einem sehr lieblosen,gewaltvollen elternhaus stammt...wo er regelmäßig klein gemacht worden ist...heroin hat ihn verstanden,ihn aufgenommen...
als wir forderten ,it dem heroin aufzuhören,war es für ihn die vertreibung aus dem paradies,er hätte auf jedenfall noch weitergemacht...
aber mein angedrohter auszug aus unserer wohnung hat ihn aufgerüttelt...denn er hätte auch aus unserer wohnung raus müssen,weil keiner von uns sie alleine halten könnte...
vielleicht kannst du ihm ja auch grenzen aufzeigen...so nach dem motto ,ich helfe dir,wenn du dir hilfst...
wünsche dir ganz viel kraft...hast du dir denn schon hilfe geholt?
warst du in einer drogenberatung für angehörige?oder beim psychologen?
ich warte auch auf einen platz beim psychologen,denn ich bin ja auch coabhängig..
das schlimme ist ja auch,auch wenn der geliebte mensch clean ist,geht die angst ja weiter,am liebsten will ich weiter alles durchsuchen,oder wenn er müde aussieht,quälen mich zweifel:hat er was genommen?
und die bilder aus der aktiven heroinzeit verblassen auch kaum...
deswegen gluabe ich,kann nur der psychologe helfen...
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