Muss ein Alkoholiker erst am Boden liegen...

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WillyW
Anfänger


Anmeldungsdatum: 25.10.2014
Beiträge: 9

BeitragVerfasst am: 25. Okt 2014 23:14    Titel: Muss ein Alkoholiker erst am Boden liegen... Antworten mit Zitat

Hallo,

Mein Kumpel trinkt nach der Reha wieder. Schuld sind die " Angstzustände ". Er belügt alle und verharmlost seinen Rückfall.
Ihm gehts ja gut. Er hat ja alles im Griff und an eine Entgiftung denkt er nicht einmal. Er ist abhängig von Alkehol, Medis und Hasch. Ich mag ihm, bei seiner Selbstzerstörung nicht mehr zu sehen.
Es ist "ekelig" zu sehen, wie der Alkehol ihn verändern.

Ich bin traurig und enttäuscht, das er sich nach der Reha so gehen läßt.

Muss ein Alkoholiker erst am Boden liegen,
um zu begreifen, das er aufhören kann?

Gruss aus München
WillyW
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Sebastian Brant
Silber-User
Silber-User


Anmeldungsdatum: 24.10.2014
Beiträge: 106

BeitragVerfasst am: 26. Okt 2014 10:18    Titel: Antworten mit Zitat

Grüß Dich Willy

Dein Kumpel hat sich wohl entschieden. Hofbräuhaus und Monopteros als feste
Größen im Leben. Ich wäre bestimmt auch traurig und enttäuscht in deiner
Situation. Es ist nicht seine Schuld, die Gier nach "mehr und mehr" hat ihn halt
im Griff.
Was mich zu deiner Frage bringt?
Vielleicht ist es ihm eines Tages möglich der Source seiner Angst zu begegnen,
sie auszuhalten und drüber zu lachen. Dann ist der Spuk vorbei.
Das andere finstere Gesicht von Alkohol und Drogen ist das selbst unter der
Isarbrücke die Lügen und Verharmlosungen "verzerrter und verdrehter Wahrnehmung"
weitergehen.
Das Leben ist ein Mysterium.

Für Dich die nötige Gelassenheit in all deinen Angelegenheiten.

Schönen Sonntag

Sebastian Brant
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Obelix
Gold-User
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Anmeldungsdatum: 18.06.2011
Beiträge: 784

BeitragVerfasst am: 26. Okt 2014 10:35    Titel: Antworten mit Zitat

Müssen nicht, sind es aber doch viele Fälle die erst nachdem sie alles verloren haben aufwachen.
Die Reissleine zu ziehen geht schon vor dem kompett Absturz, klar, wichtige Vorraussetzung ist aber, egal ob schon am Boden oder nicht, wobei derjenige der am Boden liegt einen höheren Überlebenswillen entfacht als derjenige der noch nicht völlig fertig ist, zu WOLLEN, alle Aufgaben anzugehen die das zukünftige cleane Leben stellt zu meistern.
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WillyW
Anfänger


Anmeldungsdatum: 25.10.2014
Beiträge: 9

BeitragVerfasst am: 26. Okt 2014 12:27    Titel: Antworten mit Zitat

Wenn Alkehol die Antwort auf Angststände ist, könnte die Reha ja abgeschaft werden.
Die Stastiken sprechen von einer 60 % Rükfallquote. Meine Meinung und Erfahrung nach ist eine ambulante Entgiftung am Erfolgreichsten.
Der Süchtige muss selber die Verwortung übernehmen können und neues Verhalten erlernen. Ich habe das auch so gemacht. Zu mir Sebastian:

Ich selber bin trockener Alkeholiker.
Durch den Alkohol habe ich eine Polyneuropathie. Ich kann nur an Krücken kurze Stecken laufen. Hab mir die Beine weggesoffen.

Ich trinke nicht mehr. Bin aber immer noch Rückfall gefärdet, wenn ich meine Trinkerfreunde trinken sehe. Es schreckt sie nicht ab, das ich durch den Alkehol Schwerbehindert bin.
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tusem67
Gold-User
Gold-User


Anmeldungsdatum: 22.12.2013
Beiträge: 367

BeitragVerfasst am: 26. Okt 2014 13:32    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo

ich finde diesen Standardspruch einfach nur Öde und vielzu allgemein gehalten.

Und bin mir sicher, jeder Mensch reagiert da anders, wenn man den Süchtigen plötzlich links liegen lässt. Ich bin eher der Meinung, es bewirkt das Gegenteil.

Ein Süchtiger ist eher Hilflos, braucht Unterstützung weil man da allein eh nicht rauskommt. Jeder Angehörige kann und sollte auch zwischendurch Nadelstiche setzen und den Konsum in keinsterweise Unterstützen. Vollständige Ablehnung halte ich für völlig kontraproduktiv.

Ich bin mir sogar sicher, dass sowas eher das Gegenteil bewirkt. Und die Sucht erstmal ein Schub bekommt und das Verlangen nach Suchtmitteln erstmal größer wird.

Manche werden schlauer wenn das erste mal gespürt wird, das man gesundheitlich langsam aber sicher kaputt geht und manche gehen 5 Jahre im Knast und machen da weiter wo sie aufgehört haben.

Was hat das damit zu tun, ob jetzt jemand am Boden liegt oder fallengelassen wurde ?

Als Süchtiger ist man persönlich sowieso unzufrieden mit sich selbst, wer sonst würde sich sowas antun , wenn er sich selber lieben würde.

Was macht man denn als Angehöriger, wenn der oder diejenige sich etwas antut, weil es keinen mehr hat wozu es lohnt sich wieder aufzufraffen ?
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WillyW
Anfänger


Anmeldungsdatum: 25.10.2014
Beiträge: 9

BeitragVerfasst am: 26. Okt 2014 13:49    Titel: Antworten mit Zitat

Das Problem ist, das der Alkeholiker,
kein Problem hat mit dem Alkehol.

Er hat seinen freien Willen,
und muss ehrlich zu sich selbst sein.


Das ist ja das Problem .
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Praxx
Foren-Guru
Foren-Guru


Anmeldungsdatum: 25.07.2014
Beiträge: 3203

BeitragVerfasst am: 26. Okt 2014 15:07    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo Willy,
eine "Suchtrehabilitation" ist halt keine Reparaturwerkstatt, wo du dein kaputtes Selbst abgibst und nach 16 Wochen repariert wieder abholst - auch wenn das eine weit verbreitete Meinung ist (auch der Betreiber und Mitarbeiter der Einrichtungen!).
Die meisten Reha-Kliniken bieten ein Standardprogramm an, aus dem von 1000 Teilnehmern nach einem Jahr (möglicherweise!) 55% trocken hervorgehen. Mindestens 45% (wahrscheinlich viel mehr, an den Nacherhebungen beteiligen sich nur mehr 25%) fallen dabei durch das Raster des Behandlungskonzepts, werden aber immer wieder in gleichartig arbeitende Einrichtungen geschickt.
Jede Kritik an der Arbeitsweise der "Entwöhnungsindustrie" wird von deren Vertretern vehement zurückgewiesen.
Die Ärzte und Psychologen dieser Einrichtungen, die ihre Patienten 16 Wochen lang vielleicht 1x/Woche sehen, halten sich deshalb für Experten.
Wer hingegen seine suchtkranken Patienten über viele Jahre regelmäßig durch ihren Alltag begleitet, entwickelt zwangsläufig eine ganz andere Meinung dazu.
Nur 2.5% aller Alkoholiker gelangen jedes Jahr überhaupt in so eine Entwöhnungsmaßnahme, die bei grenzenlos optimistischer Betrachtung der Zahlen davon etwa die Hälfte dauerhaft kuriert!
Also sollte dein Freund nach anderen Alternativen suchen, bevor ihn der Alkohol völlig vergiftet.
Gerade bei der Kombination Alkohol + Angst ist zB Baclofen eine sinnvolle Alternative.
Ich empfehle deinem Freund das Buch von Olivier Ameisen "Das Ende meiner Sucht" - er wird sich darin wiederfinden!

LG

Praxx
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Kawasaki
Gold-User
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Anmeldungsdatum: 03.05.2013
Beiträge: 329

BeitragVerfasst am: 26. Okt 2014 15:39    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo Praxx,
ich sehe das Du öfter das Baclofen empfiehlst.
Ich bin polytox (Alkohol und Opioide) und seit 18 Monaten trocken.
Ich hab jetzt nicht den Suchtdruck schlecht hin, sondern esse auch mal Schnapspralinen oder stoß mit einem Glas Sekt an.
Würdest Du in meinem Fall, vorbeugend auch Baclofen empfehlen.?
Danke für die Info.
Gruß
Kawa
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Praxx
Foren-Guru
Foren-Guru


Anmeldungsdatum: 25.07.2014
Beiträge: 3203

BeitragVerfasst am: 26. Okt 2014 15:47    Titel: Antworten mit Zitat

Hi Kawa,
Wenn du kein Craving hast, dich also nicht immer wieder mit Gedanken, Vorstellungen, Bildern und Ideen von Konsum beschäftigen musst, brauchst du auch nichts einzunehmen

LG

Praxx
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Tanaka
Bronze-User
Bronze-User


Anmeldungsdatum: 18.08.2014
Beiträge: 73

BeitragVerfasst am: 26. Okt 2014 16:17    Titel: Antworten mit Zitat

@WilliW:

Auch wenn es nichts zur Sache tut, aber darf ich mal fragen was / wie lange Du getrunken hast um eine Polyneuropathie zu bekommen?
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Sebastian Brant
Silber-User
Silber-User


Anmeldungsdatum: 24.10.2014
Beiträge: 106

BeitragVerfasst am: 26. Okt 2014 19:51    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo tusem67

Ich möchte mal kurz auf dein Posting eingehen.

So knapp zwei Jahrzehnte habe ich inzwischen Zeit gehabt ab und an über meine Rolle als "hilfloser Süchtiger der Unterstützung braucht" zu reflektieren.
Ich habe meine Umgebung damals einfach nur vor den Kopfgestoßen mit Beleidigungen, Drohungen, undurchsichtigenLügen und ähnlichem.

Beispiel meine Mutter.
Sie hat mir einen guten"Gebrauchten" gekauft, ab und an die vermüllte Wohnung wieder auf Vordermann gebracht, beim Energiekonzern eine nicht unbeträchtliche Summe eingezahlt das ich wieder Strom hatte, mir unzählige Male einen Schein
zugesteckt und ich sah mich nur als Opfer, der sein "Du hast mich doch in die Welt gesetzt" ziemlich erpresserisch einzusetzen wusste.
Meine Mutter ist verbittert und verhärmt gestorben und mit dem nagenden Seelenschmerz mit mir etwas falsch gemacht zu haben.
Offene Aussprachen oder eine Versöhnung hat es leider nicht mehr gegeben.

In vielen Gesprächen mit Angehörigen und Partnern von Süchtigen ist mir inzwischen klar geworden wie sehr diese Umgebungsmenschen der Süchtigen leiden bis hin zu schwersten körperlichen und seelischen Gebrechen.

Für mich hat sich dadurch einfach nur herauskristallisiert:

Bevor der Süchtige am Boden ist, ist es sein ganzes Umfeld!

Sebastian Brant
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AndNow
Silber-User
Silber-User


Anmeldungsdatum: 04.07.2014
Beiträge: 219

BeitragVerfasst am: 26. Okt 2014 21:38    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo Willy,

was hälst Du, auch angesichts Deines persönlichem Schicksal vom
"Kontrolliertem Trinken" ?
Hast Du das mal probiert, wie sind Deine Erfahrungen als Betroffener?

Ich bitte Dich inständig um ein ehrliches Resümee, weil es hier "Experten" gibt, die unbedingt diese sogenannte Strategie hoch halten.

Bei mir hat es nicht funktioniert.

Gruss
AndNow
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Praxx
Foren-Guru
Foren-Guru


Anmeldungsdatum: 25.07.2014
Beiträge: 3203

BeitragVerfasst am: 26. Okt 2014 22:50    Titel: Antworten mit Zitat

Kannst es einfach nicht lassen, AndNow...
Jeder Versuch der Veränderung - ob kT oder etwas anderes - ist besser, als nichts zu tun, nur weil Abstinenz (noch) nicht in die Lebensplanung passt, aus welchen Gründen auch immer.
Und es macht einen erheblichen Unterschied (zB Leberschaden, Polyneuropathie etc) , ob ich JETZT etwas zu ändern versuche, mögliches Scheitern inbegriffen, oder mich in 10 Jahren völlig kaputt endlich und notgedrungen für die Abstinenz entscheide, mögliches Scheitern inbegriffen!
Und es hilft ÜBERHAUPT NICHT, Alkoholikern von vornherein jegliche Fähigkeit zur Selbstwirksamkeit abzusprechen und die Hoffnungslosigkeit jeglicher Selbstkontrollversuche abzusprechen.

Wenn Jahr für Jahr nur 2.5% der Alkoholiker eine Therapie erreichen und 1.5% dadurch dauerhaft kuriert werden, während die Gesamtzahl der Alkoholiker annähernd konstant bleibt - wohin verschwinden dann all die die anderen?

Kannst du mir helfen, diese Rätsel zu lösen?

Oder glaubst du wenigstens den Deutschen Ärzteblatt?

http://www.aerzteblatt.de/archiv/156413/Suchterkrankungen-Selbstremission-scheint-die-Regel


LG

Praxx
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Praxx
Foren-Guru
Foren-Guru


Anmeldungsdatum: 25.07.2014
Beiträge: 3203

BeitragVerfasst am: 26. Okt 2014 22:53    Titel: Antworten mit Zitat

Kannst es einfach nicht lassen, AndNow...
Jeder Versuch der Veränderung - ob kT oder etwas anderes - ist besser, als nichts zu tun, nur weil Abstinenz (noch) nicht in die Lebensplanung passt, aus welchen Gründen auch immer.
Und es macht einen erheblichen Unterschied (zB Leberschaden, Polyneuropathie etc) , ob ich JETZT etwas zu ändern versuche, mögliches Scheitern inbegriffen, oder mich in 10 Jahren völlig kaputt endlich und notgedrungen für die Abstinenz entscheide, mögliches Scheitern inbegriffen!
Und es hilft ÜBERHAUPT NICHT, Alkoholikern von vornherein jegliche Fähigkeit zur Selbstwirksamkeit abzusprechen und die Hoffnungslosigkeit jeglicher Selbstkontrollversuche abzusprechen.

Wenn Jahr für Jahr nur 2.5% der Alkoholiker eine Therapie erreichen und 1.5% dadurch dauerhaft kuriert werden, während die Gesamtzahl der Alkoholiker annähernd konstant bleibt - wohin verschwinden dann all die die anderen?

Kannst du mir helfen, diese Rätsel zu lösen?

Oder glaubst du wenigstens den Deutschen Ärzteblatt?

http://www.aerzteblatt.de/archiv/156413/Suchterkrankungen-Selbstremission-scheint-die-Regel


LG

Praxx
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Obelix
Gold-User
Gold-User


Anmeldungsdatum: 18.06.2011
Beiträge: 784

BeitragVerfasst am: 26. Okt 2014 23:21    Titel: Antworten mit Zitat

Er ist einfach nicht belehrbar.
ER IST UNSER EXPERTE, so ist das nun mal..

Lass ihn doch hier toben und seine Erfahrung auf alle anderen schliessen.
Das Buch von Borowiak ist nun mal DIE ALK BIBEL, da hat das nun mal eben für alle andere auch zu gelten, da gibt es nichts daran zu rütteln.
Er kann nicht kontrolliert trinken, somit dürfen das alle andere auch nicht können. Ist doch ganz einfach, oder..?
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