stationäre vs. ambulante Suchtentwöhnung

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laboum
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Anmeldungsdatum: 03.08.2014
Beiträge: 66

BeitragVerfasst am: 28. Jul 2015 07:24    Titel: stationäre vs. ambulante Suchtentwöhnung Antworten mit Zitat

Hallo,
ich hab viele Jahre regelmäßig Cannabis geraucht und gelegentlich auch mal andere Sachen konsumiert. Momentan bin ich aber abstinent.
Leider habe ich auch andere Probleme wie Essstörungen und Depressionen.
Ich bin unglaublich leicht verführbar, daher meide ich zur Zeit fast jede gesellschaftliche Aktivität, die etwas mit Sucht- bzw. Genussstoffen zu tun hat. D. h., ich lebe gerade total einsam und das in Berlin. Die Konsequenz davon ist auch, das wieder meine Esstörungen im Vordergrund stehen. Das zieht mich total runter und ich mache immer weniger. Ich lasse alles schleifen. Die Wohnung wird nicht mehr so aufgeräumt wie zu vor, ich esse ungesünder, mache weniger Sport und zu guter letzt leidet auch meine Arbeit. Alles ist irgendwie schwierig.
Nun habe ich mir psychologischen Rat geholt. Mir wurde empfohlen eine stationäre Suchtentwöhnung zu machen.
Wie ist es denn da? Und wäre das bei mir unbedingt erforderlich?
Ich hab total Angst, dass ich dort noch mehr Probleme mit meinen Essstörungen bekommen. Denn neben der Abstinenz von Suchtstoffen wie Cannabis und dem anderen Zeugs, habe ich auch das Rauchen aufgegeben.
Ich hab schon mal eine ambulante Suchtentwöhung gemacht, aber abgebrochen. Da haben alle geraucht. Deswegen habe ich aber nicht abgebrochen Wink
Mag mir jemand ein wenig von seinen Erfahrungen berichten? Danke im Voraus.
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ast
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Anmeldungsdatum: 14.03.2012
Beiträge: 3305

BeitragVerfasst am: 28. Jul 2015 10:53    Titel: Antworten mit Zitat

ich würde Dir schon empfehlen eine stationäre Suchtentwöhnung zu machen,
alleine schon um mal wieder in einen strukturierten Tagesablauf reinzukommen.

am besten, Du suchst dir eine Therapieeinrichtung mit angeschlossener psychosomatischer Abteilung raus,
so dass Du Deine Essstörungen parallel zu Deiner Suchtproblematik bearbeiten kannst.

wie es mit solchen Einrichtungen rund um Berlin bestellt ist, weiß ich leider nicht;
ich könnte Dir allerdings die Salus- Klinik in Hessen (bei Frankfurt) wärmstens empfehlen.

ich habe schon einige Klienten aus Berlin dort angetroffen Wink
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Praxx
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Anmeldungsdatum: 25.07.2014
Beiträge: 3203

BeitragVerfasst am: 28. Jul 2015 13:29    Titel: Antworten mit Zitat

Hi Laboum,
der Psychologe wird sich was gedacht haben bei seiner Empfehlung.
Stationär ist immer dann besser, wenn eine "Doppeldiagnose" vorliegt, also naben der Sucht auch eine weitere bedeutsame Störung behandelt werden muss, die möglicherweise ja auch der Sucht vorausging oder ursächlich verknüpft ist.

Da sind dann in jedem Fall stationäre, spezialisierte Einrichtungen am Zug, zB für "Sucht + Essstörungen"

Grundsätzlich kann man sich den Unterschied so vorstellen:

In einer ambulanten Entwöhnung bleibst du in deiner gewohnten Umgebung, evt auch an deinem Arbeitsplatz, alles was in der Therapie erarbeitet wird, kann unmittelbar im Alltag "getestet" werden, Umsetzungsschwierigkeiten werden sofort offensichtlich und können auch sofort bearbeitet werden. Dafür ist natürlich der Alltag mit all seinen Risiken sehr nah an dir dran.

Stationär bist du quasi in einer Raumstation und übst am Simulator. Du bist in einer stressarmen Atmosphäre ohne Druck von außen und von deinen Alltagskonflikten abgeschnitten und abgeschirmt. Am Ende der Therapie wirst du in deinen Alltag zurückgebeamt und musst zusehen, wie das funktioniert. Mit Adaption und Nachsorge wird der Übergang zwar abgefedert, aber du musst halt zusehen, wie du zurechtkommst.

LG

Praxx
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laboum
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Anmeldungsdatum: 03.08.2014
Beiträge: 66

BeitragVerfasst am: 28. Jul 2015 15:43    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo ihr beiden,
ich danke euch für die Antworten.. ok, den Unterschied zwischen stationär und ambulant habe ich verstanden. Oder wußte es schon.
Ich wollte eher wissen, ob mein aktueller Zustand die stationäre Therapie erfordert. Schließlich bin ich ja kein harter User wie man so schön sagt. Nur Cannabis. Und das hab ich mir jetzt schon lange nicht mehr gegönnt. Ich bin kein Iggi Pop oder keine Christiane F.
Es gibt Momente da finde ich micht echt lächerlich Sad Da denke ich mir, dass alle über mich lachen und denken, ich möchte mich nur wichtig machen. Das will ich aber nicht. Würde mir jemand eine Crack-Pfeife hinhalten, würde ich sie nehmen und vielleicht noch nicht mal fragen was das ist. Krank, oder? Danach würde ich mich tierisch schämen und für Ewigkeiten in meiner Höhle verschwinden. Ich hab bewußt nicht geschrieben "im falschen Moment". Denn mir gehts eher miserable, als gut. Ich würde sie vielleicht in jedem Moment nehmen. Ich fühle mich unsicher und bedroht. Traue keinem. Und ich fühl mich einsam.
Es ist so, dass ich mein Leben schon auf die Reihe kriege. Ich hab eine Arbeit, eine Wohnung. Aber ganz ehrlich. Ich bin nicht glücklich. Ich funktioniere gerade nur. Man braucht doch auch Freunde. Vielleicht ja auch mal wieder einen Partner. ABer es zieht mich immer zu den Kiffern oder Drogis oder Säufern oder Hedonisten. Und ich passe mich meistens an wie ein Chameleon. Und dann wiederum auch nicht, weil mir dann wieder einfällt, dass ich doch eigentlich ein anderes Leben möchte. Dann gibt Streß und ich bin wieder alleine und fühle mich wie ein Looser. Es fällt mir schwer mich selbst glücklich zu machen. Meine Arbeit ist auch nicht das was ich gerne gemacht hätte. Es war eine Vernunftseinscheidung dieses Studium zu machen. Was ich gerne machen möchte, weiß ich noch nicht mal. Ich beschäftige mich seit Jahren nur mit der Heilung oder bemitleide mich. Aber ich komme nie auf einen grünen Zweig. Ich kann mich gerade nicht mal freuen, dass ich abstinent bin.
Ich bin auch abhängig in Beziehungen. Alles in meinem Leben hat irgendwas mit Abhängigkeit zu tun.
Um auf den Punkt zurück zu kommen stationär oder ambulant. Heute fühle ich mich schwach und denke, ich muss da hin. Morgen denke ich vielleicht wieder "quatsch". du bist kein harter user, daher gehörst du da gar nicht hin.
naja, musste ich mal los werden. Danke
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ast
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Anmeldungsdatum: 14.03.2012
Beiträge: 3305

BeitragVerfasst am: 28. Jul 2015 18:05    Titel: Antworten mit Zitat

hast Du´s eigentlich schon mal mit Selbsthilfegruppen bzgl. Essstörungen/ Depressionen/ Sucht versucht?

dort könntest Du evtl. 'erfüllendere' soziale Kontakte knüpfen und Dir gleichzeitig besser darüber klar werden, was Du wirklich brauchst Smile
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Mohandes59
Platin-User
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Anmeldungsdatum: 05.12.2014
Beiträge: 1858

BeitragVerfasst am: 28. Jul 2015 19:36    Titel: Antworten mit Zitat

Praxx hat Folgendes geschrieben:
Grundsätzlich kann man sich den Unterschied so vorstellen:

In einer ambulanten Entwöhnung bleibst du in deiner gewohnten Umgebung, evt auch an deinem Arbeitsplatz, alles was in der Therapie erarbeitet wird, kann unmittelbar im Alltag "getestet" werden, Umsetzungsschwierigkeiten werden sofort offensichtlich und können auch sofort bearbeitet werden. Dafür ist natürlich der Alltag mit all seinen Risiken sehr nah an dir dran.

Stationär bist du quasi in einer Raumstation und übst am Simulator. Du bist in einer stressarmen Atmosphäre ohne Druck von außen und von deinen Alltagskonflikten abgeschnitten und abgeschirmt. Am Ende der Therapie wirst du in deinen Alltag zurückgebeamt und musst zusehen, wie das funktioniert. Mit Adaption und Nachsorge wird der Übergang zwar abgefedert, aber du musst halt zusehen, wie du zurechtkommst.

LG

Praxx


@Praxx, der Vergleich mit der Raumstation und dem Simulator ist gut ausgedrückt. Und das 'zurückbeamen' - das war mein Problem.

Keine 10 Pferde werden mich nochmals in eine stationäre Therapie bekommen. Vielleicht hatte ich auch einfach Pech mit der Einrichtung. Nach 4 Wochen Entgiftung (15 Jahre Methadon am Stück) kam ich dann, immer noch unter Entzug, in die Therapieeinrichtung. Und dort wurde, ebenso wie auf Entgiftung, praktisch NUR über Drogen gesprochen. Es gab auch welche, ich wurde schwach (wochenlang affig und dann must du nur einen Mucks sagen und bist im Opiat-Himmel). Ich flog raus und das war gut für mich. Langfristig.

Alleine die fehlende Privatsphäre. Als Junkie durfte ich in 3 Monaten nicht einen Schritt alleine vor die Tür machen. Ich bin ein Mensch, der seine Freiheit liebt.

Zurück zu Hause wurde es dann ganz grausam. Während ich in den letzten 6 Jahren vor der Entgiftung keinen Beikonsum hatte (keine Opiate, THC war noch nie mein Problem), dann das volle polytoxe Programm! H, Codein, Benzos, Alc ... ich landete nach 4 Wochen in der Notaufnahme.

DAS SIND MEINE ERLEBNISSE DER STATIONÄREN THERAPIE. Ich weiß von Leuten, die seit einer Therapie clean sind. Ich kenne aber auch ein paar, die es ohne Therapie geschafft haben (Morphinismus 'wächst sich oft im Alter >50 von selber aus').

Heute bin ich nicht komplett clean, aber weitgehend. Und ich versuche gut zu meinem Körper zu sein und die polytoxe Sucht auf einem minimalen Level zu halten. Neue Dinge im Leben zu entdecken. My way.

@Laboum,

zu deinem medizinischen Problem kann ich nichts sagen (Doppeldiagnose). Aber ich lese mit gesundem Menschenverstand. Wenn ich deine Berichte so lese, denke ich vielleicht sind Drogen garnicht dein Problem, sondern nur ein Symptom.

Weder bist du mit deinem Beruf zufrieden, noch mit deinen Beziehungen. Du schreibst, du hängst dich an Süchtige, Hedonisten, usw. - auch interessant.

Bei dir könnte ich mir vorstellen, daß wenn du Ordnung in dein Leben bringst; vielleicht eine berufliche Veränderung; andere Leute, die dir gut tun; eine Partnerschaft (ein Mann der GUT für dich und zu dir ist) - daß sich dann deine 'Drogenprobleme' von selbst erledigen. Das waren meine Gedanken beim Lesen.

LG Mohandes
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JP
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Anmeldungsdatum: 22.01.2015
Beiträge: 1554

BeitragVerfasst am: 28. Jul 2015 22:19    Titel: Antworten mit Zitat

Mohandes59 damit hast du nichts falsch gemacht:
Zitat:

Aussagen hinsichtlich der Erfolgsquote von abstinenzorientierten Therapien zu treffen, gestalten sich schwierig. Zunächst einmal ist es kaum möglich einen kausalen Zusammenhang zwischen den Therapieeffekten und einer etwaigen Abstinenz herzustellen. Zudem entstammen die allermeisten Zahlen hierzu den Darstellungen der entsprechenden Häuser und keine der deutschen Drogentherapie-Einrichtungen hat bisher eine externe Überprüfung zugelassen. Befragungen ehemaliger Klienten haben ergeben, dass etwa 5 % der Opioidabhängigen ihr Konsumverhalten aufgrund einer Therapie geändert haben und nur gut ein Prozent „erfolgreich im Sinne dauerhafter Abstinenz“ behandelt wurde. Schließlich ist die Definition von Drogenfreiheit schwierig (gehört Alkohol dazu?). Viele ehemalige Abhängige haben noch einen „Ausrutscher“, der aber nicht zwangsläufig zu einem schweren Rückfall werden muss. Die Drogenpolitik von heute hat sich deutlich vom Gedanken der Totalabstinenz verabschiedet, vielmehr werden die Klienten substituiert um die massiven Folgeschäden einer längeren Suchtgeschichte möglichst zu minimieren. Somit ist die Erfolgsquote der Klienten, die eine oder mehrere Langzeittherapien durchlaufen haben, als sehr klein zu beziffern.


Quelle Wiki

1% Erfolgsquote und dann stellt sich die PSB ohne das es für diesen Beruf einen Leitfaden gibt und versucht dir zu erklären das sei der richtige Weg.

Einfach nur lächerlich.

Mfg.JP
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SPORTFREI
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Anmeldungsdatum: 29.12.2014
Beiträge: 2096

BeitragVerfasst am: 28. Jul 2015 22:27    Titel: Antworten mit Zitat

JP hat Folgendes geschrieben:
Mohandes59 damit hast du nichts falsch gemacht:
Zitat:

Aussagen hinsichtlich der Erfolgsquote von abstinenzorientierten Therapien zu treffen, gestalten sich schwierig. Zunächst einmal ist es kaum möglich einen kausalen Zusammenhang zwischen den Therapieeffekten und einer etwaigen Abstinenz herzustellen. Zudem entstammen die allermeisten Zahlen hierzu den Darstellungen der entsprechenden Häuser und keine der deutschen Drogentherapie-Einrichtungen hat bisher eine externe Überprüfung zugelassen. Befragungen ehemaliger Klienten haben ergeben, dass etwa 5 % der Opioidabhängigen ihr Konsumverhalten aufgrund einer Therapie geändert haben und nur gut ein Prozent „erfolgreich im Sinne dauerhafter Abstinenz“ behandelt wurde. Schließlich ist die Definition von Drogenfreiheit schwierig (gehört Alkohol dazu?). Viele ehemalige Abhängige haben noch einen „Ausrutscher“, der aber nicht zwangsläufig zu einem schweren Rückfall werden muss. Die Drogenpolitik von heute hat sich deutlich vom Gedanken der Totalabstinenz verabschiedet, vielmehr werden die Klienten substituiert um die massiven Folgeschäden einer längeren Suchtgeschichte möglichst zu minimieren. Somit ist die Erfolgsquote der Klienten, die eine oder mehrere Langzeittherapien durchlaufen haben, als sehr klein zu beziffern.


Quelle Wiki

1% Erfolgsquote und dann stellt sich die PSB ohne das es für diesen Beruf einen Leitfaden gibt und versucht dir zu erklären das sei der richtige Weg.

Einfach nur lächerlich.

Mfg.JP

Ja stimmt wa,die PSB will mir praktisch auch vermitteln ich sollte besser ohne substitut leben und Stoff natürlich.
Ich mein,so einfach geht das nicht, hab seit über 10jahren mit sucht zutun.
Bin seit kurzen in substi und wir reden uebers opiatfreie leben, sehr komisch.
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laboum
Bronze-User
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Anmeldungsdatum: 03.08.2014
Beiträge: 66

BeitragVerfasst am: 28. Jul 2015 23:09    Titel: Antworten mit Zitat

hallo Ast,
ich war schon mal bei den anonymen overeaters. ganz ehrlich, ich glaub, das ist nichts für mich. die wiegen teilweise ihr essen und zucker und weißmehl sind verboten.
wenn ich aber zum essen eingeladen bin und es gibt kuchen oder eis, kann ich nicht widerstehen. das ist einfach zuviel. daher fang ich das gar nicht an mit den verboten. auf was denn noch alles verzichten? ich fahre besser damit, wenn ich, mir das ab und an gönne.
ansonsten war ich letztes jahr bei der ambulanten suchtberatung. das habe ich aber abgebrochen nach 8 monaten oder so. und bin dann auch wieder rückfällig geworden.
tja, als ich mit dem rauchen aufgehört habe, war das essen wieder thema.
@Mohandes:
leider kriege ich bis auf arbeiten nicht viel auf die reihe. ich gehe noch zum sport, aber selbst dazu kann ich mich kaum noch aufraffen. ich hab angst rauszugehen und schwach zu werden. wohne ganz in der nähe von nem park, wo man was kaufen kann.
ich hab schon viel therapieerfahrung und hab immer noch probleme. meine psychoanalyse wurde abgebrochen, weil ich immer wieder rückfällig geworden bin. Was soll ich also tun, wenn ich keine normale psychotherapie machen kann? außerdem ist eine essstörung auch eine sucht.
ich schaff das irgendwie alleine nicht. ich habe ideen, aber ich kann es einfach nicht.
LG
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Mohandes59
Platin-User
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Anmeldungsdatum: 05.12.2014
Beiträge: 1858

BeitragVerfasst am: 28. Jul 2015 23:52    Titel: Antworten mit Zitat

laboum hat Folgendes geschrieben:

@Mohandes:
leider kriege ich bis auf arbeiten nicht viel auf die reihe. ich gehe noch zum sport, aber selbst dazu kann ich mich kaum noch aufraffen. ich hab angst rauszugehen und schwach zu werden. wohne ganz in der nähe von nem park, wo man was kaufen kann.
ich hab schon viel therapieerfahrung und hab immer noch probleme. meine psychoanalyse wurde abgebrochen, weil ich immer wieder rückfällig geworden bin. Was soll ich also tun, wenn ich keine normale psychotherapie machen kann? außerdem ist eine essstörung auch eine sucht.
ich schaff das irgendwie alleine nicht. ich habe ideen, aber ich kann es einfach nicht.
LG


Hi laboum,

(da du mich direkt ansprichst) ... habe selber einen langen Leidensweg hinter mir. Depressionen. Über 30 Jahre polytox, Lieblingsdroge Heroin. Und das wird ein Leben lang andauern, diese Sucht. Ich kann nur versuchen das auf einer kleinen Flamme zu kochen, Schadensbegrenzung sozusagen - Mohandes GANZ ohne Drogen, undenkbar. (Wobei THC, was ich seit 36 Jahren kenne, noch nie mein Problem war, je älter ich werde, desto weniger rauche ich, aber ganz aufhören? NEIN. Bin ein alter Hippie).

Ich habe meine Lebensumstände verändert um vom Heroin wegzukommen. Bin von der Großstadt in ein winziges Dorf gezogen. Versuche gesund zu leben. Bin gerade dabei, mich beruflich neu zu orientieren. Neue Leute, etc.

Bei dir scheinen es ja eine Menge Baustellen zu sein? Habe noch den anderen Thread von dir gelesen. Anonymer Sex auf dem Klo, naja, nicht mein Ding. Eßstörungen. Drogen, welcher Art auch immer. Und vermutlich noch einiges ...?

Ich kenne dich nicht, nur deine spärlichen Zeilen. It seems your whole life is a mess? Und dann noch übertherapiert, sag ich mal so. Übrigens: was ist das denn für eine Therapie, die dich rausschmeißt wegen eines Rückfalls, wtf.

Würde dir gerne einen (guten) Rat geben. Bring' dein Leben in Ordnung. Langsam, über Jahre (du scheinst noch jung zu sein?). Das Leben ist bunt. Verzweifele nicht. Wenn Rückfall: wieder aufstehen und aufrecht weiter.

Kann dir nur aus eigener Erfahrung sagen: das Leben IST bunt und die nächste Überraschung kann morgen an der nächsten Ecke zu finden sein.

Um es mit meinem walisischen Lieblingsdichter Dylan Thomas zu sagen: "You shall not despair".

LG Mohandes
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laboum
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Anmeldungsdatum: 03.08.2014
Beiträge: 66

BeitragVerfasst am: 29. Jul 2015 00:24    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo Mohandes,
ich bin nicht mehr jung. Ende 30 ist nicht jung. In der Psychoanalyse kam raus, dass ich wohl alles süchtig mache. Im Grunde will ich zurück in den Uterus. Ich bin da auch nicht wegen der Drogensucht gewesen, sondern wegen Ess- und Angstörungen und Depression. Das ganze ging schon 2 Jahre, aber wurde trotzdem abgebrochen, weil ich regelmäßig zu spät oder gar nicht kam und leider häufiger einen geraucht habe. Alkohol war auch ein Problem. Und Beziehungen. Ich wollte eigentlich immer jemanden haben, aber das hat nie funktioniert. Stattdessen hatte ich One-Night-Stands. Wie ein blöder Schmetterling, der von einer Blumen zu nächsten fliegt und nicht weiß was morgen ist. Ich bin als nicht nur einmal rückfällig geworden.
Ich stehe still seit 20 Jahren. Und weiß nicht, was ich tun soll. Es ist wie feststecken.
LG
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Mohandes59
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Anmeldungsdatum: 05.12.2014
Beiträge: 1858

BeitragVerfasst am: 29. Jul 2015 00:44    Titel: Antworten mit Zitat

Laboum,

(kurz vorm Einschlafen, nur kurz),

Rückfälle, welcher Art auch immer, sind kein Problem. Schau nach vorne - der Horizont ist weit.

LG Mohandes
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ast
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Anmeldungsdatum: 14.03.2012
Beiträge: 3305

BeitragVerfasst am: 29. Jul 2015 10:44    Titel: Antworten mit Zitat

also ich würde mir schon der Auszeit halber und um mal was anderes auszuprobieren eine stationäre Therapie gönnen...

alleine versuchst Du ja anscheinend schon lange genug herumzudoktorn ohne wirklich weiter zu kommen Confused

stationäre Therapie muss nicht nicht immer nur schei... oder Maßregelung sein,
sieh es einfach als Wellnessurlaub mit Anregungen für Deine zukünftige Lebensgestaltung Wink
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dakini
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Anmeldungsdatum: 07.04.2015
Beiträge: 3361

BeitragVerfasst am: 29. Jul 2015 12:49    Titel: Antworten mit Zitat

Grüß Dich laboum,

wenn ich mich vorstellen würde, würde sich das fast genauso lesen, wie bei Mohandes, bin teilweise auch ein Blumenkind, Überbleibsel vergangener Zeiten. Nicht ganz, was das Alter betrifft, aber meine Einstellung, Konsumverhalten usw.
Allerdings benötige ich morgens eine kleine Menge Subutex, um meinen Tag gestalten zu können, ohne mich unwohl zu fühlen, ich schleiche im Schneckentempo aus...

Ich bin ein großer Ja-Sager zu Therapien.
Meine Erfahrungen sind zahlreich, gewiss gibt es gruselige Häuser! Schlechte und gute Therapeuten.

Aber darauf kommt es nicht an. Sondern, was man selbst raus holt.
So, wie Du Dich liest, bist Du auf liebevolle fachliche Unterstützung angewiesen. Du bist verzweifelt und benötigst mal jemanden, der "Dich bei der Hand nimmt."

Essstörungen empfinde ich als große Bürde. In meinem Bekannten- und Freundeskreis sind es die Menschen, die sich am wenigsten selbst mögen.

Das macht es wohl so schwierig, weil dann ja alles unschön ist und Du schreibst ja, Du könntest zu nichts "nein" sagen. Das zeigt Deine große Not.

Es gibt wirklich gute Kliniken. Auch manche Rehas haben da was zu bieten. Du könntest ins Netz eingeben: "Essstörung und Sucht Therapie" Der Computer fährt dann die Kliniken hoch und Du kannst Dir die Konzepte anschauen und wenn Dir was zusagt, dort anrufen. Dein Problem schildern und mal hören, was Du zur Antwort bekommst. Danach kannst Du Dir ein Haus aussuchen und es bei der Kasse beantragen mit dem Hausarzt oder/und Psychiater.

Stationär hat den großen Vorteil, dass man mal die Seele "baumeln" lassen kann, nur für sich zuständig ist und alle anderen um einen herum ein ähnliches Problem haben. Man wird aufgefangen und die "Käseglocke" gibt einem den Raum, für sich da zu sein mit der passenden Unterstützung.

Das sich im Kreis drehen nimmt dann erst mal ein Ende und von da aus geht es dann weiter...

Ich denke, so, wie Du schreibst, ist das der nächste sinnvolle Schritt, denn "draußen" bist Du zu sehr allem ausgeliefert, das Dich daran hindert, die entscheidenden Schritte zu tun, sich selbst in einem anderen Licht zu sehen. Und alleine bist Du ja aufgeschmissen.

Mach das doch einfach mal so: Fang an, Dich zu informieren, wo was angeboten wird.

Therapie ist oft der einzige Weg. Und für viele ist es der Grundstock, ihr weiteres Leben inhaltsvoller auf die eigene Persönlichkeit abgestimmt, leben zu können. Denn es scheint, als würde nichts zu Dir wirklich passen, auch nicht Dein Job. Das macht sehr unzufrieden, aber schlimmer noch, es lässt keine eigene Identität zu. Ich kenne das gut, habe auch eine Zeitlang "neben mir gelebt".

Als nächstes könnte ich Dir den (Nichiren )Buddhismus empfehlen. Viele sind so zu sich gekommen und sind heute zufrieden. Ich bin keine Religionsanhängerin. Aber die Philosophie ist psychologisch sogar von einigen Institutionen anerkannt. Es geht darum, so zu leben, dass man lernt, zu erkennnen, was einen unglücklich macht. Dem liegen Verhaltensmuster zugrunde, die man vor langer Zeit entwickelt hat und man entwickelt weitere, die nicht zuträglich sind, geht es einem permanent mies. Aber das wird natürlich nicht "psychologisch behandelt", sondern man geht davon aus, dass der Mensch selbst die Ursache für die nach folgende (Aus)wirkung. Dazu gibt es "Den Buddha des Alltags".

Aber, als ich mir neulich das Buch nachbestellen wollte, weil es bei meiner Freundin verschwunden ist, der ich es lieh und sah, dass es von ehemals 15 € auf 51 € gestiegen ist...also warten, bis es wieder günstiger ist. Es ist auf den Nichiren B. zugeschnitten, aber manches ist derart brauchbar und universell wahr, dass man einen Bezug zu seinem Inneren bekommen kann.. Derzeit orientiere ich mich selbst Buddhismus und lese Bücher vom bzw über den Dalai Lama. Mir hilft das sehr, aber ich habe als Grundstock ein gutes Psychologisches Fundament. Manch einer hat auch keine Therapiue gemacht, sich dem angeschlossen und ist auch glücklich.Jeder findet seinen eigenen Weg.

Der Nichiren Buddhismus ist interessant, weil er vor der Haustüre statt findet. Da gibt es Leute, mit denen man sich austauschen kann, die selbst oft einen leidvollen Weg hinter sich haben, oder einfach nur freundliche Menschen sind. Man wird Teil eines Ganzen - das tut der Seele gut. Wenn es im folgenden nicht passt, kann man ja wieder gehen..

Unverbindlich, kostenlos, was will man mehr? Googeln kannst Du: "SGI"
Da kannst Du Deine Postleitzahl eingeben und sehen, wie Du einen Kontakt bekommst.Er ist Deutschlandweit verteilt.

Ich schlage das deshalb vor, weil es ein weiterer Weg, eine Unterstützung zu der Annahme der eigenen Person ist - das kann man doch als Ziel formulieren, oder?

Alles Gute Dir!
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Mohandes59
Platin-User
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Anmeldungsdatum: 05.12.2014
Beiträge: 1858

BeitragVerfasst am: 29. Jul 2015 17:37    Titel: Antworten mit Zitat

@Hallo Dakini, Blumenkind und Tänzerin am Himmel - bei deinem Nick hatte ich mir schon vorgestellt, daß dir der Buddhismus nicht fremd ist.

Den Nichiren-Buddhismus kannte ich nicht, mußte ich erstmal googeln. Habe mich aber intensiv mit dem Buddhismus auseinandergesetzt (und tue es noch immer), mich zieht eher die tibetische Richtung an. Das hat auch historische Gründe, habe mal eine Weile in einem tibetischen Dorf in Nordindien gelebt.

Das Buch 'Der Buddha des Alltags' gibt es übrigens bei einem politisch nicht ganz korrekten Versandhaus (Ama***) gebraucht für €18,50.

@Hallo Laboum, der Tip mit dem Buddhismus ist gut. Ob es nun eine Philosophie ist oder eine Religion ... das sind nur Worte. Gott und Allah sind auch erstmal nur Worte - es gibt nur EINE Wahrheit und die Wege dorthin sind vielfältig, wie auch die Menschen.

Der Buddhismus, welche Richtung auch immer, würde dir mit Sicherheit gut tun! Die Dinge erstmal so anzunehmen, wie sie eben sind, gut oder schlecht. Sich selber zu akzeptieren. Den Umgang mit sich selber, mit anderen Menschen und der Realität zu lernen und daran wachsen.

Nachtrag zur Therapie: bei mir war es so, daß ich keine Wahl hatte. Der Kostenträger schrieb vor 'Einrichtung xyz', 700km von meinem Wohnort. 90% der 'Insassen' waren nicht freiwillig dort (Stichwort 'Therapie statt Strafe', Paragraph 35) und es war auch wie im Knast, kein Ausgang, usw. Und an Drogen konnte man jederzeit gelangen. Das kann ja nur scheitern, vor allem wenn man noch auf Entzug ist.
Ich wollte also nicht generell gegen stationäre Therapien Stimmung machen.

LG Mohandes
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