Clean werden?

[Südösi]

Hallo zusammen!

Meine (Drogen-)Geschichte ist nicht gerade die 08/15-Story. Denn zurzeit bin ich in Substitution mit Compensan (Morphin retard), war aber nie heroinsüchtig. Ich war Alkoholiker und habe nur ab und zu was anderes genommen. Dann sah ich, dass ich, wenn ich z.B. Subutex nehme, keinen Alk mehr trinke und auch sonst nichts konsumiere.

Also bin ich jetzt seit ca. zweieinhalb Jahren offiziell in Substitution.

Aber leider missbrauche ich die Compensan. Ich drücke zwar nicht, aber ich entretardiere es. Und so wirkt es auch echt geil. Die ersten paar Stunden nach der Einnahme, bin ich der glücklichste Mensch auf Erden.

Aber, am Abend lässt die Wirkung allmählich nach und ich fange an, über mein Leben nachzudenken. Dann merke ich, dass ich den ganzen Tag über absolut nichts tue, nur auf der Couch liegen. Körperliche Energie und Kraft für Sport oder so habe ich überhaupt nicht mehr. Ich schwitze wie verrückt. Und emotional bin ich total abgestumpft. Man könnte fast sagen, ich wäre innerluch tot. Mich schockt nichts mehr, ich habe keine Angst und genauso wenig kann ich mich über oder auf etwas freuen. Auch Wut und Zorn und deswegen auch Leidenschaft waren einmal.

Ganz ehrlich, ich habe das Gefühl, mein Leben zu verschlafen!

Und deswegen möchte ich eigentlich wieder clean werden. Aber ich habe Angst, dass wenn ich einmal clean bin, ich wieder zu trinken beginne und auch sonst alles konsumiere, das ich in die Finger bekomme. Also würde bei mir die Arbeit an mir und meiner Sucht nach dem Entzug erst richtig beginnen. Therapie und so...

Außerdem frage ich mich, ob meine Psyche überhaupt für ein cleanes Leben bereit ist. Ich bin generell eher dünnhäutig und sensibel. Und da tun mir die Opiate als "Schutz" eigentlich sehr gut.

Und wenn ich täglich mein Morphin konsumiere, dann komme ich erst richtig ins Zweifeln. Denn dann geht's mir eben soooo gut.

Aber wie gesagt, ich habe zurzeit das Gefühl, mein Leben zu verschlafen. Ich glaube, nur clean könnte ich mein Leben richtig leben.

Vielleicht haben einige von Euch das schon durch und können mir erzählen, wie das bei Euch war. Und wie es Euch jetzt geht. Wie lange ist der Entzug bei Euch her? Was war und ist Eure Motivation? Und was habt ihr überhaupt genommen?

Ich bin für jede Eurer Erfahrungen und Meinungen dankbar...

LG vom Südösi

[rock]

[Chiron 08]

Hallo Südösi, ich kenne dieses Feeling, des anfangs genüsslichen Abhängens

bis es dann langsam, aber sicher zu Depressionen und Unzufriedenheit führt.

Ich bin ja Politoxikomane und hatte mal eine Zeit, wo ich ein Tramadol-

fläschen N1 ( 10 ml ) oder eine halbe N2 ( 15 ml - die reichte dann 2 Tage )

mit einer Flasche Rotwein ( Aldi 1,59 € 1l ) nahm und mich dann auf die Couch

zur 2. Flasche Rotwein (mehr nicht ) lümmelte oder bei schönem Wetter mit

der Hündin in den Wald ( das war Bombe ), weil ich so gern in der

Natur bin, die Vöglein zwitschern zu hören.

Das ging 1 - 1,5 Jahre so. Ich war zu der Zeit so verpeilt ( aber irgendwie

glücklich, friedvoll und ausgeglichen ), dass ich dachte, meine

Frau kriegt nicht mit, dass ich Rotwein gesoffen habe, weil ich fast immer die

1l Flasche ex trank.

Oder:Wenn ich das Tramadol drin hatte, ab in den Keller, um hinter meinem

Werkzeug ne Literpulle zu köpfen. Dann Pfefferminz oder Kaugummi und keiner

merkst ! Dachte ich.

Als irgendwann der Doc nicht mehr mitspielte und ich meiner Frau alles

beichtete, staunte ich nicht schlecht, dass sie ALLES wusste !

Sie war froh, dass ich keine Randale machte, was bei DHC Saft vorher oft der

Fall war. Es war eine ruhige Abhängezeit, und irgendwann langweilig.

Besonders als ich immer seltener und immer weniger bekam. Dann beendete

ich das und ging kurze Zeit später zum ersten Mal ins Substitutionsprogramm.

Und mit mehreren Mittelwechseln und mittellangen Cleanphasen bin ich da heute

noch ( Methadon )!

Das war jetzt hoffentlich nicht zu viel, doch die ersten beiden Drittel habe ich

( besonders der Sommer im Wald ) genossen.


Lieber Südösi, Entzug ist geplant, doch der Termin und die Art und Weise

stehen noch nicht fest. Wenn ich im Lotto gewinn, dann gehe ich nach

ESCAPE in der Schweiz, glaube ich.

LG

Chiron

[Südösi]

Aber das Problem dabei die Compensan wieder "im Original" zu nehmen, ist, dass ich dann das Gefühl habe, viel zu wenig bekommen zu haben. Das ist ein Unterschied von gefühlten 300 mg. Ich bin dann zwar nicht affig, aber mir geht's trotzdem richtig mies. Deswegen will ich sie weiterhin entretardiert nehmen und auch so abdosieren. Dann müsste ich wahrscheinlich eben 2 Dosen am Tag nehmen. Sollte auch gehen...

[rock]

Also Chiron, bisher habe ich Dich als gestandene Persönlichkeit erlebt hier. Da sollte doch ein Entzug ohne Lottogewinn mehr oder minder locker (in der Relation, Du verstehst schon) d'rin sein.
Los geht's ! Oder soll ich mich schnell 'raufknallen und wir machen's gemeinsam ? Als Wettkampf oder so - wer ist zuerst fertig ? Am Ende sitzen wir dann beisammen und hau'n uns mehr 'rein als je zuvor ...
Im Ernst - Wald, Hund, Frau (noch dazu eine offenbar kluge, treue und gute Frau), das klingt alles so vernünftig. Gib' Deinem Herzen einen Stoß und geh's an ! Bald hast Du's hinter Dir und dann ist die Lebensqualität eine andere. Man kann ja gelegentlich, nur hängen ist so was von Mist. Wem erzähl ich das ?
Alles Gute !

Südösi - Du glaubst nicht wirklich, daß es Dir auf dem von Dir angepeilten Weg besser ginge, oder ? Bitte nicht böse sein, aber Du belügst Dich damit selbst.
Auch Dir alles Gute !

LG

[dakini]

@Chiron,

arbeitet escape nicht mit Biotunern?
Ich hab mir so ein Ding für 250€ gekauft im Netz und einen Entzug damit hinter mir.
Hat gut funktioneirt in der Türkei vor 3 Jahren. War ein halbes Jahr clean, aber es hat halt noch nicht gereicht in der persönlichen Entwicklung.

So long, Lieber

[dakini]

Hey Südösi,

es kommt mir sehr bekannt vor, was Du schreibst.
Bin 30 Jahre dabei und die Hälfte der Zeit clean.
Ich hab festgestellt, was Du anführst - das Leben muss einem taugen.
Je mehr ich gemacht habe, was zu mir passt, desto kleiner wurde die Dosis (seit 5 Jahren nach 10 clean am Stück Subutex)
Am Anfang waren es 8mg,dann halbes Jahr Pause, jetzt sind es zwischen 0,5-max 1mg.
Wenn ich schlecht geschlafen habe oder andere Belastungen kommen, nehm ich halt mal ein paar Krümel mehr.
Die Leute sagen, ich sei ja schon so gut wie clean, aber das stimmt nicht.
Auch kleine Dosen wirken antidepressiv.
Ich werd aber bald abkicken können, hab die letzten Blockaden ausgeräumt und ordne jetzt alles, so dass ich Luft habe und auch das Geld, mir die Auszeit zu gönnen.
Ich hab keine Ahnung, was Du brauchst, was Dir Freude macht und was auf keinen Fall in Dein Leben sollte.
Aber das ist für viele der Weg. Einfach aufhören, klappt bei manchen, aber meist muss das Leben auch passen, das man lebt.
Was hast Du denn da an Eckpfeilern?

Lg Dakini

[mattfällt]

Hallo Dakini!

Darf ich dich fragen was du mit diesem bio-tuner damals genau entzogen hast?
Mit interessiert diese Escape Sache schon auch seit vielen Jahren..war mir aber nie sicher, wie seriös das wirklich ist. Ich habe nun aber schon einige Male von Leuten gelesen, die sich so n Elektrostimulationsding gekauft, selber gebaut oder entsprechend verändert hatten.
Und da scheint ja schon was dran zu sein, an der Wirkung.

Also wie hatte sich denn der Entzug für dich in der Türkei damit gestaltet? Und nochmal, von was hast du denn damals genau entzogen und über welchen Zeitraum?
Wenn es geklappt hat, hast du das Ding dann nicht auch noch danach benutzt? Bei Suchtdruck z.B. oder generell zur Stabilisation? Ist es immer noch in deinem Besitz? Hast du nur einen Entzug damit gemacht? Wenn ja, warum?

Fragen über Fragen

Aber wie gesagt, mir scheint irgendwas ist an diesem Verfahren tatsächlich dran, also weiß nicht..aber glaube ich zumindest langsam.

Also erzähl doch bitte mal ein bißchen mehr Würde mich freuen. Gerne auch über das Gerät selbst das du hast. Danke!

[Südösi]

Genau diese "Eckpfeiler" sind eben das Problem. Denn ich habe so gut wie nichts in meinem Leben. Ich hab meine Wohnung und meine Eltern. Und Seit dem ich nichts mehr mit der "Szene" zu tun habe, stehe ich relativ alleine da. Mein soziales Umfeld beschränkt sich momentan auf einen einzigen Freund. Ich bin echt ziemlich am Arsch.

Und seit den 2 Jahren, seit denen ich in Substitution bin, versuche ich das ja auch zu ändern. Aber solange ich auf Opioiden/Opiaten bin, klappt das einfach nicht. Versteht mich nicht falsch, natürlich bekomme ich gelegentlich die Chance auf etwas anderes, auf Arbeit und auf Bekannte ohne Drogenprobleme, aber aus irgendeinem Grund, lehne ich das immer ab. Und dieser Grund sind eben die Opiate. Denn die machen mich den Großteil des Tages eh zufrieden, was anderes brauch ich nicht. Nur intellektuell begreife ich, dass es so nicht geht...

Und rock, was meinst Du denn mit: "Du glaubst nicht wirklich, dass es Dir auf dem von Dir angepeilten Weg besser ginge, oder"? Ich verstehe nicht auf was Du Dich da beziehst. Meinst Du, dass ich mit entretardiertem Morphin abdosieren will?

[rock]

Ja Südösi, das meinte ich. Es ist allemal besser von der retardierten Variante abzusetzen.
Das sind zumindest meine 5Cents dazu.
Cheers

[Quasimodus]

@südösi

du hast deine Eltern und hast Deine Wohnung !
Wenn du sie erwähnst, gehe ich mal davon aus, dass sie auch hinter dir stehn.
Und du hast einen Menschen/Freund, dem du im Ernstfall, wenn er den Namen Freund auch verdient, deinen Haustürschlüssel anvertrauen kannst.

Ich schreib dir das, weil ich, nach über 20 Jahren Jahren polytox, auch nicht "mehr" aufweisen kann, wobei "mehr" schon eine ganze Menge ist.

Ich kenne etliche, die haben nix mehr, und sind gesundheitlich und seelisch so im Arsch, dass sie auch nix mehr wollen, so denk ich manchmal.

Hast du Probleme mit der Justiz, droht dir Knast ?

Ich mein ja nur , klar ist es wichtig das Cleansein nicht nur auszuhalten, sondern die Lücke zu füllen mit etwas Sinnvollem.
Aber in dieser Situation bist du nicht alleine, das glaub mal.

Sensibel sind wir wohl alle mehr o weniger, aber nicht alle machen sich mit Drogen dicht.
Kein Grund, sich dahinter zu verstecken und es nicht anzugehn.

Im übrigen denke ich, der erste Schritt in die wegweisende Richtung ist, die Teile nicht mehr zu entretardieren, sondern so zu nehmen, wie angesagt.

Da liegt der Hund begraben & ich würde erstmal damit anfangen.
Und das fällt dir mMn auch imMo am schwersten, sagst du ja selbst.

so long

[Stein]

Hallo, Südösi! (Ich komme übrigens auch aus dem Süden.)

Was die Compesan betrifft, so habe ich mit den Dingern nur sehr wenig Erfahrung (hab sie mir zwei- oder dreimal geballert und kann daher bestätigen, dass man sich danach richtig gut fühlt ). Was ich allerdings aus eigener Erfahrung sagen kann (ich nehme Subutex, nasal), ist, dass der Missbrauch keine gute Voraussetzung für einen Enzug ist - es ist Suchtverhalten! Hast du schon mal versucht, die Compesan wieder ordnungsgemäß zu nehmen? Oft ist es so, dass das Körperliche gar nicht so stark zum Tragen kommt, sondern dass es eher ein psychisches Problem ist: Du suchst den Kick und willst ihn nicht verlieren - was verständlich ist. Aber vielleicht solltest du daran denken, dass so eine Retard-Wirkung grundsätzlich auch nichts Schlechtes ist. Immerhin hast du so den ganzen Tag was davon - und nicht nur ein paar Stunden. Du wirst sehen, wenn du erstmal vier oder fünf Tage hinter dir hast, geht es dir besser - und du hast den ersten Schritt für einen sachgemäßen Entzug gesetzt. Missbrauch führt nur zu Gier und einen Alltag, der keiner ist. Kleine Erfolge beflügeln!

Viel Glück!

[Südösi]

Ich hab mir ja auch schon gedacht, dass entredardiert zum Abdosieren nicht so toll ist. Was ich machen könnte ist, die Tabletten nicht komplett zu Pulver zu machen, sondern sie nur noch in ein paar Teile zu schneiden. Dann könnte ich immer weniger und größere Teile daraus machen und sie irgendwann wieder im Ganzen schlucken. Denn einfach von einem Tag auf den anderen auf retardiert umsteigen, ist mir einfach zu heftig...

Und nein, Probleme mit der Justiz hab ich keine. Das Schlimmste, das ich je gemacht habe, war Beamtenbeleidung und Lärmbelästigung. Der Knast ist also noch weit entfernt. Gott sei Dank!

[Quasimodus]

hey ösi,

wir sind immer noch beim Thema Tabs.
Also noch ganz am Anfang.
Cleanwerden hat doch auch i_wie Methode.

Du zeigst obersüchtiges Verhalten, indem du dein Substitut missbrauchst.
Solange du dieses nicht ablegst und in den sauren Apfel beisst, wenn er überhaupt so sauer ist, sprich Einnahme wie angesagt, du kannst doch fürne Zeit hochgehen mit den mg oder macht das dein doc nicht mit ?
Dann wärest du doch wieder abgedeckelt.

Ich weiss wie schwer das ist, der Verlockung des entretardierens zu widerstehen,
nehm ja selbst Substitol.
Und für mich ist klar, dass jedesmal, wenn ich schwach werde diesbezüglich, ich quasi 1nen Schritt zurückmache in dem Bestreben, dem ganzen shit den Rücken zu zeigen.

Klarer (Verhaltens)_Rückfall, so sehe ich das für mich.
Solange man was rausziehen kann für sich dabei, noch ok.

Ich kenn dich nicht & weiss wenig von deiner Geschichte, evtl kann es bei dir anders laufen, was ich aber sehr bezweifele.
Opioidsüchtige nehmen sich da doch nicht viel, wenns ums feeling geht.
Bleim Cleanwerden muss man möglichst straight auf Kurs bleiben, weil man es will.

Dann gehts weiter, der Entzug ist die Eintrittskarte ins Leben und der richtige blues geht erstmal noch los.
Jeden Tag aufs Neue.
Aber Appetit kommt beim Essen, sagt man so

Schlau dahergeredet oder ? Ja bei anderen sieht man oft die Defizite die man selber hat.

lg

[Stein]

Ich nehme meine Subutex seit zwei Tagen auch nicht mehr nasal und muss sagen, dass der Unterschied wirklich minimal ist. Ich finde sogar gefallen daran, da ich einfach länger "breit" bin, was natürlich sehr übertrieben gesagt ist.

Wie das bei Compesan ist, kann ich nicht beurteilen. Man findet´s wohl nur raus, wenn man es versucht. Ich denke nicht, dass du einen starken Entzug zu erwarten hast.


LG