Subutex Entzug im Schleichtempo

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dakini
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Anmeldungsdatum: 07.04.2015
Beiträge: 3361

BeitragVerfasst am: 4. Okt 2015 12:24    Titel: Subutex Entzug im Schleichtempo Antworten mit Zitat

Hallo Mohandes,

ja, ich stimme Dir zu. Ein eigener thread ist besser, als quer beet schreiben.
Du hast von 8mg abgekickt? Erzähl, ich bin gespannt, wie es für Dich war...

Selbst habe ich die Erfahrung gemacht, dass es nach 1 Jahr ganz einfach war, runter dosieren, Biotuner, Strand - nach 4 Wochen topfit. Überhaupt nur schlapp und die Beine zogen e weng, aber nicht der Rede wert.

Nun klebe ich an dem Zeug mit 0,2 oder so. Langsam glaube ich, dass es daran liegt, dass ich mir mein Leben allzu bequem eingerichtet hab, von außen null Anreiz. Ich hab ja keine Termine, außer die, die ich selbst mache. Keinen Zwang, außer das, was ich selbst an Aktivitäten starte. Vllt liegt da der Hase begraben. Hab schon zu viel hinter mir, auch gesundheitlich nach der Schilddrüsenentfernung. Ich glaub, das hat viel mit meinem veränderten Verhalten zu tun. Auch bin ich hypersensible, der Kopf will einfach keinen Stress mehr, hab die letzten Jahre in einer Bordie Bez gekämpft, der Umzug hat ewig gedauert...bin einfach mehr müde, als lustig. Und die Opis bringen mich halt auf die Beine, so zu sagen. Mir ist klar, dass ich das ersetzen muss, dafür sollte ich aber morgens in den Wald, anstatt am PC zu sitzen, deshalb auch der Wunsch nach sozialen Kontakten, ich hab mich sehr zurück gezogen in den letzten Jahren. War mir auf einmal alles zu viel. Hier klingelte ständig das Telefon, usw. Jetzt ist ein wenig zu viel Ruhe..Meine Disziplin, was das alles betrifft, ist nicht gerade herausragend. Ich mache, was mir Spaß macht, das ist wohl zu wenig, um die Opiate wieder selbst her zu stellen. Ich bin auch zu oft umgezogen, immer wieder habe ich neu gestartet. Ich stehe nun vor der Aufgabe, eine Struktur in mein Leben zu bringen. Oh, das ist nicht einfach.

Es gibt in meinem Leben auch niemand vor der Haustüre, der mich unterstützen könnte, meine engen Freunde habe ich am Telefon (die wohnen im Süden, in Bayern, Baden w., Hessen und ich sitze in NRW) Mein Freund kann ja selbst kaum stehen, hat auch keine skills, mit mir um zu gehen, da sehen wir uns lieber selten, versichern uns unserer Zuneigung, was das Gefühl der Einsamkeit erspart, aber eine starke Schulter? Nicht in Sicht. Na klar ist er da, wenn ich praktische Hilfe brauche, aber mit meiner Persönlichkeit ist er vollkommen überfordert, wie auch mit seiner eigenen, wobei er sein Leben langsam in den Griff bekommt. Das kann unter den Umständen nur jeder selbst, demnach fehlt ein Miteinander. Naja, das hat auch große Vorteile,was Autonomie angeht, aber ich glaub, ne starke Schulter wär das A und O. Hab immer alles allein gemacht. Jetzt tue ich mich aber schwer, den Absprung zu schaffen, liest sich, als würde mir der Anreiz fehlen, bis auf den Wunsch, gesund zu sein.

Ich habe ja gelesen, wie Dein Alltag so aussieht. Das ist ein riesen Unterschied. Du machst echt viel! Während ich mehr mit meinen Büchern lebe ...früher war ich nur unterwegs. In D und im Ausland. Jetzt das rechte Maß zu finden scheint eine Herausforderung. Ich hab auf gar nix mehr wirklich Lust, als wäre ich übersättigt. Derzeit habe ich Freude daran, neue Menschen kennen zu lernen, aber so einfach ist das nicht, bin ja nicht mehr in der Schule und dazu muss man ja auch fit sein, so beißt sich die Katze in den Schwanz...
Außerdem rauche ich abends, das sorgt auch nicht gerade dafür, in die Gänge zu kommen...

Am besten wäre es, ich würde alles auf einmal absetzen. Und dann lernen, damit klar zu kommen..ist ja auch nicht mehr so viel, dass da großartige Schmerzen zu erwarten wären, ich brauche ENERGIE. Die fehlt und zwar mental. Mit Substanzen hantieren, lohnt bei der Dosis nicht. Ich muss einfach in den sauren Apfel beißen - davor schrecke ich zurück.

Mag mir einfach nicht mehr weh tun...kennst Du jemanden sonst, der derart lange abdosiert? Ist ja offensichtlich, dass ich da kopfmäßig dran klebe, weil es mich hoch bringt...mag einfach nicht los lassen. Ganz schön doof, ich brauche da wohl doch etwas Unterstützung - und - es einfach tun! Tips wären hilfreich.
Aber ich hab das Gefühl, es müsste jemand da sein, der mir die Hand reicht, mich mit zieht. Sonst ziehe ich immer andere hoch, ich selbst steh irgendwie allein da. Das hat man davon, wenn man nach außen immer Stärke und Dominaz ausstrahlt.

Gestern war ich am Rhein und hab mich gleich mal erkältet, kam ja grad aus der Türkei, da war es warm...jetzt bin ich so schlapp, dass ich an mich halten muss, nicht wieder ein paar Krümle mehr zu nehmen - nur für heut so zu sagen...werde es aber nicht tun, so komme ich ja nie runter. Am liebsten würd ich sogar was holen, um fit zu sein, das muss man sich mal vorstellen! Wie doof! Aber es ist auch so easy hier, verflixt. Nur das Wissen, dass es mir dann richtig mies geht, hält mich davon ab und außerdem: es reicht ja auch. Aber so bin ich: Dysfkt kann ich gar nicht leiden, will immer fit sein. Ich finde es toll, wenn Leute einfach auf dem Sofa sitzen bleiben können und zufrieden sind. Das würde mir auch helfen. Statt dessen hab ich den Anspruch,draußen sein zu können, am besten körperlich aktiv zu sein, aber dazu brauche ich Kraft Und Antrieb - oder Zwang, oder jemand, der mich mit zieht...oder Sonne, um mich ans Wasser zu legen. Dann geht alles von allein. Aber wir haben Herbst, wie meine Rotznase bestätigt.

Morgen werde ich mal in der Reha anrufen, die Mesut vorschlug. Früher bin ich schon mal zu Freunden gefahren, da geht es genau so gut, wie in der Türkei. Allein ist irgendwie schwer. Ich glaub, mir geht die Puste aus grad.Damit es mir gut ginge, müsste ich das doppelte nehmen. Mache ich auch immer wieder - um dann wieder abzudosieren, deshalb dauert es auch so lang...

Ach, wär das schön, wenn jetzt jemand hier wäre, der sagt: komm, zieh Dich an, wir gehen raus...Heut bin ich echt groggy von der verflixten Erkältung. ich Dussel, bin abends im Rhein rum gewatet, weil ich das Wasser spüren wollte und saß lang im Sand mit ner tollen "Psychologie heute" und meinem Tagebuch.Das hab ich jetzt davon...

Sollte mir hier mal ein Konzept machen - und mich dran halten.
Aber selbst davor schrecke ich zurück...das ist dann ja verbindlich.
Kannst Du das verstehen?
Lg Dakini
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Praxx
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Anmeldungsdatum: 25.07.2014
Beiträge: 3203

BeitragVerfasst am: 4. Okt 2015 12:36    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo Dakini,

das hat mit der "Toleranz" zu tun. Durch langen Konsum von Opioiden in hohen Dosen "degenerieren" die G-protein-gekoppelten, ionotropen µ-Rezeptoren, so dass dein eigenes Endorphinsystem über lange Zeit, manchmal Jahre, nicht in der Lage ist, genügend körpereigene Endorphine zu produizieren, um die innere Homöostase (=Gleichgewicht) aufrecht zu erhalten.
Ich hatte mehrere Patienten, die nach langer Hochdosisabhängigkeit über 3-4 Jahre kleine Dosen von 0.2mg BUP oder weniger benötigt haben, bevor sie erfolgreich ganz aufhören konnten.

Alles noch ganz normal... da gilt die berühmte "GGG-Regel": Geduld, Geduld, Geduld!

LG

Praxx
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dakini
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Anmeldungsdatum: 07.04.2015
Beiträge: 3361

BeitragVerfasst am: 4. Okt 2015 13:02    Titel: Antworten mit Zitat

Danke Praxx,

ich hab es kapiert. Geduld und Disziplin. Meinst Du, ich sollte mir noch mal was nach holen, um es langsamer an zu gehen? Vllt hast Du und Caro einfach recht, ich könnte mir mehr Zeit geben! Und so weiter mein Leben stabilisieren. Ich dachte halt, erst aufhören ist auch sinnig...Aber offensichtlich kann man nichts erzwingen.

@Mohandes,
das Glück ist mir hold. Ich bekam gerade einen Anruf - ab zum Flohmarkt.

Alles Liebe!
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Stein
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Anmeldungsdatum: 14.08.2015
Beiträge: 497

BeitragVerfasst am: 4. Okt 2015 20:24    Titel: Antworten mit Zitat

Meiner Meinung nach hat ein Entzug, der nicht wehtut, keinen Wert; denn wenn man körperlich überhaupt keine Schmerzen empfindet, also alles komplett locker über die Bühne geht - was haltet mich dann das nächste Mal davon ab, nein zu sagen? Ein Kind würde immer wieder die heiße Herdplatte anfassen, empfände es dabei keine Schmerzen. Klar ist ein Entzug die Hölle; aber wir dürfen es uns nicht immer so leicht machen. So denke zumindest ich darüber - und mache es mir trotzdem immer so leicht wie möglich Very Happy

Gruß
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Praxx
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Anmeldungsdatum: 25.07.2014
Beiträge: 3203

BeitragVerfasst am: 4. Okt 2015 20:52    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo Stein,

dann wäre ja Synanon die richtige Adresse für dich, wenn du mal abkicken willst! Viele Jahre lang wurden Opiatabhängige (und Alkoholiker!) endlos körperlich gefoltert, um danach sofort wieder rückfällig zu werden.

Noch heute erzählen Psychiater wie Tom Bschor, "eine Abstinenz, die nicht täglich erkämpft und erlitten wird, ist wertlos"

Seit Jahrzehnten wissen alle Suchtforscher, dass die Quälerei völlig nutzlos ist - der "biochemische Anteil der Sucht" muss mit Medikamenten behandelt werden, sonst funktioniert die überige Psycho- und Soziotherapie so gut wie gar nicht.

Der erfolgreiche Einsatz von Baclofen bei Alkohol-, Amphetamin- und Cocainabhängigkeit bestätigt das eindrucksvoll.

LG

Praxx
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Sabiote555
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Anmeldungsdatum: 14.08.2011
Beiträge: 1568

BeitragVerfasst am: 4. Okt 2015 20:55    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo dakini, herzlich Willkommen zurück in Deutschland ! Smile

ich habe vor Jahren mal über 1 Jahr langsam abdosiert. Schon die Jahre vorher war ich stabil und frei von Beikonsum. Teilweise hatte ich vergessen die Dosis einzunehmen weil ich einfach mit anderen Dingen beschäftigt war. Mit Leben halt Smile
Arbeit, Freizeit, Freunde und Familie war da sehr wichtig.
Vom Entzug hatte ich kaum was gemerkt, war immer arbeitsfähig. Weil es einfach so langsam ausgeschlichen wurde ...

Heute weiss ich für mich: Solange wie dir die Substanz etwas positives gibt und deine Gedanken daran festhängen, so lange wird das nichts mit dem clean werden. Ein Kampf ist anstrengend und im schwachen Moment holst du was. Damit "klopfst" du wieder im Gehirn an. Mit jedem Suchtgedanken klopfst du schon an.

Du solltest JETZT leben denke ich. Nicht irgendwann wenn du clean bist sondern jetzt. Gestalte dein L eben so füllend , dass die Sucht in den Hintergrund rückt.
Arbeit ist wichtig.Du scheinst Geld gespart zu haben wenn du so lange nichts machst. Arbeit die dich ausfüllt. Das finde ich wichtig und hilft mir selbst.

lg Caro
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Mohandes59
Platin-User
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Anmeldungsdatum: 05.12.2014
Beiträge: 1858

BeitragVerfasst am: 4. Okt 2015 23:38    Titel: Antworten mit Zitat

@Stein, ich mag deine klugen Beiträge, du hast offensichtlich viel (Lebenserfahrung). Aber in diesem Punkt irrst du dich. Die Qual eines Entzuges schützt überhaupt nicht vor anschließenden Rückfällen, im Gegenteil.
Außerdem, nach über 25 Opiatabhängigkeit und ungezählten kalten oder lauwarmen Entzügen tue ich mir in meinem Alter keinen Kalten mehr an.

@Dakini,

vor 18 Monaten habe ich eine Therapie abgebrochen, daraufhin Mega-Rückfall. Ich kam in die Klinik, eine Substitution habe ich zunächst abgelehnt. Nach 2 Tagen war die Qual so groß, daß ich in der Morgenrunde um Substitution bat. 2 Stunden später war ich substituiert, erst mit 4, dann mit 8mg Subutex.

Schon nach 2 Wochen wußte ich, daß Subutex nicht das Richtige für mich ist. So ein kaltes Opioid. Und nach ein paar Tagen merkt man auch nichts mehr. Nur Nebenwirkungen: Schweißausbrüche und (bei mir) ein unangenehmes Körpergefühl.

Mein Doc ließ sich auf keine Diskussion bezüglich Abdosierens ein ("möchten Sie wieder rückfällig werden?"). Also (Praxx bitte weghören, denn inzwischen weiß ich daß es nicht legal ist) abdosieren in Eigenregie.

Von 8 auf 4mg war kein Problem. Von 4 auf 3mg auch nicht. Ebenso wie von 3 auf 2mg. Ab da wurden die Schritte immer kleiner.

Als mich der Arzt eines Tages mal wieder anblaffte "wenn Sie noch EINEN Tag abwesend sind, schmeiße ich Sie aus der Substi!". Einen Montag schaffte ich es nicht aus dem Bett und dann dachte ich mir "so, das war's mit der Substi - mich schmeißt keiner raus". Vorräte hatte ich genug gehamstert (Praxx hört jetzt wieder weg, obwohl er eh weiß was in der Praxis abläuft) in 4 Monaten Substi.

Ich nahm mir dann ca. 4 Monate Zeit um abzukicken. Teils nach Plan, teils nach Körpergefühl. Zunächst große Schritte, dann kleinere, noch kleinere, dann Krümel am Ende Krümelchen. Immer ein paar Tage das Niveau gehalten und dann weiter runter. Das Dosieren/Krümeln geht ganz gut mit einer Rasierklinge.

4 Monate, wie gesagt. 2 kurze Rückfälle mit H, sonst hätte ich es in 3 Monaten geschafft. Wie Praxx schreibt: Geduld-Geduld-Geduld! Und Disziplin (keine Rückfälle).

Am Ende sind die Krümelchen fast nicht mehr zu sehen. Fertig! Praktisch schmerzloser Entzug. Schwierig waren eigentlich nur die letzten winzigen Schritte und dann der (quasi nicht vorhandenen) Sprung auf Null. Da spielt aber auch die Kopfgeschichte wieder eine Rolle. Vielleicht kann man den Kopf überlisten, indem man das Subu zu Pulver zerreibt und mit einem Streckmittel versieht. Am Ende nur noch Streckmittel und keine Substanz mehr.

Der Ursprung dieser Methode des langsamen Ausschleichens ist die 'chinese cure': Man micht eine Flasche mit Opiumtinktur, nimmt jeden Tag einen Löffel Tinktur und tut einen Löffel Wasser in die Flasche. Irgendwann ist nur noch Wasser in der Flasche. Mathematisch gesehen eine negative (fallende) Exponentialfunktion.

Einzige Voraussetzungen: Geduld und Disziplin. Schmerzfreier Entzug garantiert.

Dakini, ich wünsche dir viel Erfolg. Vielleicht berichtest du?

LG Mohandes
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Mohandes59
Platin-User
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Anmeldungsdatum: 05.12.2014
Beiträge: 1858

BeitragVerfasst am: 5. Okt 2015 02:08    Titel: Antworten mit Zitat

Nachtrag: lese gerade nochmal und mich nerven meine eigenen Rechtschreibfehler.

@Stein, meinte 'nach über 25 Jahren Opiatabhängigkeit'. Dennoch: auch der schwerste Entzug schützt nicht vor Rückfällen. Ich weiß wovon ich rede, habe nach 15 Jahren Dauerkonsum + Beikonsum vom Metha abgekickt. Und während des qualvollen Entzuges kam mir der Gedanke 'einen hast du jetzt frei' ... blieb nicht bei dem einen.

@Praxx, du hast mich auf den Gedanken gebracht. Stichwort 'verantwortungsvoller, selbstbestimmter Substanzkonsum'. Davor, Therapie, Drogenberatung, etc. wurde mir immer die absolute Null-Linie gepredigt, mit der ich nicht klar komme. Ich kann, aber ich muß nicht. Aber gelegentlich braucht Mohandes (s)einen Rausch. Ist und bleibt eine Gratwanderung.

@Dakini, du schreibst von meinen vielfältigen Aktivitäten. Sind geplant. Es gab Zeiten, da lag ich tagelang im Bett. Heute treibe ich mich selber an, fast täglich. Ich engagiere mich in der Flüchtlingshilfe, koche in der Tagesklinik, fahre in den Nächten Taxi, usw.
Das tut mir gut. Verantwortung zu übernehmen. Da muß ich fit sein, also kein Gesumpfe. Ich lerne Menschen kennen (hier auf den Dörfern). Daraus ergeben sich neue Kontakte ... ad finitum.

Seit ich auf dem Land lebe, kenne ich mehr Menschen als in 25 Jahren Großstadt-Dschungel (Szenekontakte mal abgesehen). Mit 'kennen' meine ich wirklich kennen, nicht nur flüchtig.

Bin immer noch polytox (= lebenslang). Aber solche Aktivitäten helfen mir, die Sucht in Schach zu halten. Letzter Rückfall H = Wochen, Monate? Und soziale Kontakte; einer ergibt den/die Nächste(n).

Nur so ein paar Gedanken zur Nacht. Das Leben ist/bleibt bunt.

LG Mohandes
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dakini
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Anmeldungsdatum: 07.04.2015
Beiträge: 3361

BeitragVerfasst am: 5. Okt 2015 11:34    Titel: Antworten mit Zitat

Danke für Eure Beiträge, Ihr Lieben!

Mohandes,
vergiss die Rechtschreibfehler, bin happy, von Dir zu lesen!
Das ist ein guter Tip! Ich werde das so machen und ein "harmloses" Pulver unter das Tex-Pulver mischen, wenn es noch weniger wird! Eignet sich Milchpulver? Noch geht es ohne, mit 0,2-0,3 mg. Aber bald werde ich es untermischen können.
Ich bleibe am Ball, habe jetzt noch ne "line" auf dem Brettchen mit kleinen Abschnitten, von denen ich das wenige pulverisierte unter der Zunge auf nehme. Sind noch 9 Tage, was zu wenig ist, also werde ich noch eine Pille nach holen, um es langsamer aus zu schleichen. Da haben wir offensichtlich das gleiche Vorgehen.

Caro,
danke, Du Liebe! Ich habe mir Deine Worte von Anfang an zu Herzen genommen, da Du es einfach besser drauf hast, als ich, "die Kirche im Dorf zu lassen". Ich musste erst mal lernen, dass es nichts bringt, nach "Zielen zu hetzen".

So habe ich gestern den Flohmarkt genossen - nur Stände mit wirklichem Trödel und habe mir nette Winterpullis gekauft, sogar noch ein Buch vom Dalai Lama gefunden, das ich noch nicht kannte. Danach haben wir uns auf eine Anhöhe gestellt und die Abendsonne genossen...ein schöner Tag und ich merkte erst abends im Bett, das mir alles weh tut, weil ich ja auch jetzt noch etwas erkältet bin.

Ja, LEBEN ist wichtig! Ich mache jetzt nur Termine, wenn es geht. Meine Leute haben dafür halbwegs Verständnis, wenn ich sie auf einen anderen Tag verlege. Ich mache so, wie es geht.
Gleich treffe ich mich mit der netten Nachbarin zum Laufen im Wald.

Gedanken, es möge mir besser gehen, verschwanden bereits, als ich wusste, es geht zum Flohmarkt.

Stein,
auch Dir vielen Dank für Deine Anteilnahme an meiner Geschichte. Ich weiß ja, Du hängst grad auch mitten drin.
Praxx`Humor in Sachen Synanon teile ich, da ich 2 Langzeittherapien in Tübingen hinter mir habe, von denen die eine noch nach "altem Konzept" lief. Mir hat es schon geholfen, weil die Psychotherapie gut war, die aber bei Synanon ausfällt. Die meisten wurden rückfällig von den Synanonleuten bzw leben nicht mehr, mit denen ich später mal in der Nachsorge war.
Ich halte aus psychologischen Gründen nix von Druck, zumal er gerade auch unsere Gesellschaft ins Aus führt. Disziplin hingegen ist aber etwas anderes. Gequält habe ich mich genug in meinem Leben, genau das darf keinen Anteil mehr haben, denn dafür habe ich nicht mehr die mentale Kraft, körperlich bin ich ganz fit, aber der Kopf ist maßgeblich letztendlich. Heißt, uns helfen die Botenstoffe, mit Druck werden sie nicht gefördert. Nur ein ausgeglichenes neurobiochemisches System spendet nachhaltig Kraft.
Du scheinst mir noch genug power zu haben, das nach meinen "früheren Mustern" durch zu ziehen. Ob das nachhaltig ist, liegt an dem Willen, manch einer ist da sehr stark. Alles schon dagewesen, auch ich war 10 Jahre sauber nach einem üblen, langen Methaentzug. Doch die Qual hat mich nicht gehindert, wieder an zu fangen. Nur ein gutes Leben tut es.

Vor allem Dir viel Kraft!
Alles Liebe, ich werde weiter berichten:)
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Stein
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Anmeldungsdatum: 14.08.2015
Beiträge: 497

BeitragVerfasst am: 5. Okt 2015 13:45    Titel: Antworten mit Zitat

@praxx, @Mohandes59

Kann durchaus sein, dass ich mich irre, wenn ich sage, dass ein Enzug wehtun muss. Nur habe ich mich diesen Schleichentzügen bisher keinerlei positive Erfahrung gemacht; bei mir ging es immer nur kalt - eben oder gar nicht.

@dakini

Zitat:
Du scheinst mir noch genug power zu haben, das nach meinen "früheren Mustern" durch zu ziehen.


Da irrst Du Dich aber gewaltig! Ich kämpfe nun schon fast drei Jahre (von denen ich wohl die Hälfte oder zumindest ein Drittel entzügig war) mit der Sucht. Das laugt selbst den stärksten Menschen so dermaßen aus, sodass er es am Ende nicht einmal mehr schafft, sich von 1mg Subutex auf 0,5 Subutex herunterzuholen. Und natürlich ist das auch nicht gesund: Krankheiten, wie z.B. Krebs, sind die Folge. Das ist dann die Medaille für jene Menschen, die kämpfen, anstatt aufzugeben. Ich persönlich verzichte auf diese Medaille: Ich will das e c h t e Glück, Gott, nennen man es, wie man will, finden - und zwar in der Abstinenz!

Das wünsche ich auch Dir!


LG
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Leviathan
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Anmeldungsdatum: 30.03.2013
Beiträge: 983

BeitragVerfasst am: 5. Okt 2015 18:03    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo Dakini,

DU bist auf einem guten Weg, Du wirst Dein Ziel erreichen, dessen bin ich sicher. Schon richtig ein geiler Post von Mohandes. Damit kann man echt was anfangen. Ich bin leider noch nicht so weit, in den Bereich von low dose TeX zu kommen. Seit ich wieder arbeiten muss, brauche ich min 3 mg, heute waren es sogar 4 mg, um mich wohl zu fühlen. Ich weiß schon, dass viel auch Kopfsache ist. Im Urlaub habe ich sogar mal vergessen, was zu nehmen. Demnächst habe ich zwei Wochen frei. Urlaub zu Hause. Dann gehe ich wieder etwas runter. Mein Ziel ist ja nicht komplett abkicken. Aber auf eine Tagesdosis von 0,5 - 1,0 zu kommen, würde mir schon zusagen.

Ich bin davon überzeugt, dass es stimmt, was man so allenthalben lesen kann. Speziell die Reduzierung von Bupre wird erst richtig interessant und kniffelig im Bereich von 1 mg und weniger. Dann ist führwahr Geduld angesagt, Disziplin und Geduld.

Alles liebe und gute für Dich, Dakini😉

LG der Leviatan
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Dr.Mabuse
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Anmeldungsdatum: 19.02.2015
Beiträge: 4074

BeitragVerfasst am: 5. Okt 2015 19:46    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo,

Ich weis nicht,wie es bei Opiaten ist,ich hab noch nie welche genommen.Ich bin Alkoholiker,und Entzugserscheinungen,lassen sich sehr gut über den Blutdruck wiederspiegeln.Allerdings kann auch da,der Kopf richtig reinhauen.

Ich bin fest dafvon überzeugt,das der Konsum ein Spiegel der Seele ist.So jedenfalls bei mir.Im März diesen Jahres,hatte ich ein Termin beim Medizinischen Dienst,weil mein Arbeitgeber zweifel an meiner Krankschreibunmg hatt.Ich hab innerhalb drei Tagen den Alkohol reduziert,und konnte Clean beim MD erscheinen.Mittlerweile nervt mich die Schulter dermassen,das ich last hab überhaupt bis 14 Uhr nichts zu Trinken.

Heut hab ich bis 17 Uhr durchgehalten,und doch wieder zuviel Intus...Blutdruck bis 17 Uhr...Teilweise 160/105 und das Gefühl umzukippen...

Gruß an euch...

Live Long and Prosper...
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dakini
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Anmeldungsdatum: 07.04.2015
Beiträge: 3361

BeitragVerfasst am: 5. Okt 2015 22:06    Titel: Antworten mit Zitat

"Der Konsum ist der Spiegel der Seele"
Einfach nur wahr, Dr. Mabuse!
Ich weiß inzwischen jedesmal, wenn ich mehr brauche, warum.
Fühle, wenn ich komisch drauf komme und schaue dann, was los ist. In der Mitte der Zeit, seit ich wieder morgens was brauche, um aufstehen zu wollen,(Seit ich rückfällig wurde, bald schon 6 Jahre - sind gar keine 5 mehr) bin ich erst einkaufen gefahren und hab die miesen feelings lahm gelegt und hab dann erst versucht, nach zu denken. Aber erst schwebt man eh auf einem rosa Wattebausch und dann geht es einem noch mieser. Jetzt kriege ich das viel besser mit. Und deswegen ist mir die Wahrheit der Erkenntnis so deutlich Wink


Danke, dass Ihr schreibt, ist richtig ehrlich, das freut mich total, auch, weil ich selbst auf mache.
Bin müde, hab mich aufgeregt, weil der Keller eingesaut war. Eine längere Geschichte..Wut und Agros sind Energieräuber. Wenigstens hab ich sauber gemacht und so noch mal was von den Stressteilen abgebaut. Vorher war der Tag echt schön. Lange Runde mit der Nachbarin gelaufen... keine stressigen Gedanken, was ich tun könnte...
Bis morgen, allen schöne Träume
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Mohandes59
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Anmeldungsdatum: 05.12.2014
Beiträge: 1858

BeitragVerfasst am: 6. Okt 2015 00:09    Titel: Antworten mit Zitat

@Dakini,

DU warst in Tübingen, da habe ich entzogen von 15 Jahren Metha. Nov./Dez. 2013. Station 13. Eine Woche ohne Schlaf ...

Kennst du den Klosterhof? Liebe Menschen, Therapie-Konzept aber von anno Tobak. Null-Linie eben.

Bin Rheinländer, lebe aber ganz im Norden inzwischen.

Melde mich die Tage, LG Mohandes
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dakini
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Anmeldungsdatum: 07.04.2015
Beiträge: 3361

BeitragVerfasst am: 6. Okt 2015 12:21    Titel: Antworten mit Zitat

@Mohandes, ich war im Klosterhof.
Jepp, eine hardcore Therapie, aber super Leute!
Heute soll das Konzept ziemlich locker sein, die alten Therapeuten sind ja weg, somit auch die guten. Ne Zeit lang waren da nur noch Russen, Rückfälle ohne Ende, Gewalt außerdem.Zu meiner Zeit der sichere Rauswurf, nur sehr selten konnte man bleiben.
Für mich war die Psychothera der sichere Boden, auf zu bauen im Lauf der Zeit. Hat mir das Leben gerettet, ohne zu übertreiben, ich war damals ganz anders unterwegs und dort bekam ich zum ersten Mal einen Bezug zu mir selbst Wink
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