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Hekoexam
Anfänger


Anmeldungsdatum: 10.03.2016
Beiträge: 6

BeitragVerfasst am: 16. Mai 2016 01:20    Titel: Antworten mit Zitat

Meine Antwort kommt spät, ich hoffe jemand reagiert noch drauf...
Also im Substitutionsprogramm bin ich nicht, jedoch habe ich jetz nach 1 Jahr täglichem Konsum schon ne Nase dafür bekommen, was "Gift von der Strasse" und was "Stoff, mit dem man, wenn mans halbwegs nicht übertreibt, alt werden kann"... Das wichtigste dabei sind die Kontakte und dem Dealer nicht das Gefühl zu geben von ihm abhängig geworden zu sein, denn so weiss er du kommst immer wieder zu ihm und er streckts immer ein bisschen mehr, bis man denkt: ok ist das jetzt Sand oder Braunes - war in meinem Fall 1x so, danach hab ich ihm gezeigt das er sein sicher verdientes Geld von mir streichen kann und dann hat er sichs nochmal anders überlegt. Zum Glück bin ich jetz nicht so drauf mir, wenn der "Affe" kommt, jeden beliebigen Mist reinzuhauen.
Ich bin aber tatsächlich an einem Punkt, wo mir bewusst geworden ist, wenn ich so weitermache ich mein Leben nur noch schwer umstellen werde können - also ohne Heroin oder andere Opiate zu leben.
Paar mal habe ich mich gewagt einen kalten Entzug anzufangen, wurde aber leider Gottes nach dem dritten Tag immer wieder rückfällig.
Mein Abneigung ärztliche Hilfe zu holen ist, dass ich diese erniedrigende Behandlungsweise von den meisten Ärzten nicht ausstehen kann, das weiss ich, weil ich schon so viel mit Sucht und Therapien und Ärzten zu tun hatte. Jeder von Ihnen tut so als hätte man eine schwerst kriminelle Handlung begangen und überhaupt kein Gesprächspartner auf selber Augenhöhe sein kann, weil man eh nur ein Junkie ist... Vielleicht ist es von meiner Seite aus übertrieben jeden Arzt in diese Schublade zu stecken, aber bei vielen hatte ich dieses Gefühl.
Ich finde dieses Heisshungergefühl nach Heroin ist für mich das schlimmste Problem. Manchmal wünsche ich mir ich würde aufwachen und alles ist nur ein Traum gewesen... Naja genug geschwaffelt, hat jemand vielleicht einen Tipp wie ich dieses Heisshungergefühl nach Heroin stillen kann bzw. mich gut ablenken kann?
Ich will irgendwie in keine Substitution, weil ich mir vorstellen kann, mein Leben lang da picken zu bleiben.

@Seppel 4: Ich habe mich zwar nach Preisen nicht erkundigt, kann mir aber vorstellen, da es in der Schweiz ist, dass es nicht gerade günstig sein kann.

Wäre über hilfreiche Antworten sehr dankbar!
LG,
Heko
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mesut976
Gold-User
Gold-User


Anmeldungsdatum: 15.02.2015
Beiträge: 930

BeitragVerfasst am: 16. Mai 2016 11:50    Titel: Antworten mit Zitat

Hekoexam hat Folgendes geschrieben:
Meine Antwort kommt spät, ich hoffe jemand reagiert noch drauf...
Also im Substitutionsprogramm bin ich nicht, jedoch habe ich jetz nach 1 Jahr täglichem Konsum schon ne Nase dafür bekommen, was "Gift von der Strasse" und was "Stoff, mit dem man, wenn mans halbwegs nicht übertreibt, alt werden kann"... Das wichtigste dabei sind die Kontakte und dem Dealer nicht das Gefühl zu geben von ihm abhängig geworden zu sein, denn so weiss er du kommst immer wieder zu ihm und er streckts immer ein bisschen mehr, bis man denkt: ok ist das jetzt Sand oder Braunes - war in meinem Fall 1x so, danach hab ich ihm gezeigt das er sein sicher verdientes Geld von mir streichen kann und dann hat er sichs nochmal anders überlegt. Zum Glück bin ich jetz nicht so drauf mir, wenn der "Affe" kommt, jeden beliebigen Mist reinzuhauen.
Ich bin aber tatsächlich an einem Punkt, wo mir bewusst geworden ist, wenn ich so weitermache ich mein Leben nur noch schwer umstellen werde können - also ohne Heroin oder andere Opiate zu leben.
Paar mal habe ich mich gewagt einen kalten Entzug anzufangen, wurde aber leider Gottes nach dem dritten Tag immer wieder rückfällig.
Mein Abneigung ärztliche Hilfe zu holen ist, dass ich diese erniedrigende Behandlungsweise von den meisten Ärzten nicht ausstehen kann, das weiss ich, weil ich schon so viel mit Sucht und Therapien und Ärzten zu tun hatte. Jeder von Ihnen tut so als hätte man eine schwerst kriminelle Handlung begangen und überhaupt kein Gesprächspartner auf selber Augenhöhe sein kann, weil man eh nur ein Junkie ist... Vielleicht ist es von meiner Seite aus übertrieben jeden Arzt in diese Schublade zu stecken, aber bei vielen hatte ich dieses Gefühl.
Ich finde dieses Heisshungergefühl nach Heroin ist für mich das schlimmste Problem. Manchmal wünsche ich mir ich würde aufwachen und alles ist nur ein Traum gewesen... Naja genug geschwaffelt, hat jemand vielleicht einen Tipp wie ich dieses Heisshungergefühl nach Heroin stillen kann bzw. mich gut ablenken kann?
Ich will irgendwie in keine Substitution, weil ich mir vorstellen kann, mein Leben lang da picken zu bleiben.

@Seppel 4: Ich habe mich zwar nach Preisen nicht erkundigt, kann mir aber vorstellen, da es in der Schweiz ist, dass es nicht gerade günstig sein kann.

Wäre über hilfreiche Antworten sehr dankbar!
LG,
Heko


Das was du über die Thrapeuten schreibst, stimmt zum Teil wirklich. Manchmal liegen die wirklich völlig daneben. Aber ich muss sagen der Großteil davon, weiß was er da tut. Das Problem liegt hauptsächlich an den Patienten selber.

Und mit dieser Einstellung den Therapeuten gegenüber, wirst du nie einen guten Gesprächspartner finden, somit wird dir das auch nichts bringen. Ich hatte mal eine bei der Drogenberatung und ich fand die 2 jahrelang total bescheuert und es hat mich jedesmal richtig überwindung gekostet. Aber irgendwann, haben wir uns so gut verstanden und diese Frau war auch eine sehr sehr große Hilfe für mich. Was am Anfang gar nicht danach aussah und das auch noch 2 jahrelang.

Ich war ja viele Jahre Kokain abhängig und bin eigentlich schon zu Beginn der Abhängigkeit zur Drogenberatung gegangen.

Meine Erste Frage an den Therapeuten: Hast du mal Drogen genommen ? Er: Nein!
Was eigentlich total Scheißegalsuperunwichtigblödsinn ist !

Dann hat er mich gefragt warum ich Drogen nehmen: Meine Antwort war aus "Langeweile" da hat er erstmal leicht gelacht und meinte niemand nimmt Drogen aus Langeweile.

Und zwischen diesem ersten Gespräch und dem Cleanwerden, liegen ca 5 Jahre, 150.000€ für Koks und viel viel Psychotherapie. Inclusive 6 Monate Reha in einer Klinik.

Was ich dir damit sagen will, so eine Sucht entwickelt sich und entwickelt sich und entwickelt sich immer weiter. Da kommen nur die wenigsten einfach so wieder raus, das ist viel komplizierter als du dir jetzt vorstellst.

Und es spielt auch keine große Rolle welche Suchtmittel du nimmst, du sagst ja du hättest Koks Alk unter Kontrolle, aber das hast du nur solange unter Kontrolle, wie du noch Heroin nimmst. Denn lässt du das Heroin weg, steigt zu 99,9 % dein Alk Koks Konsum in die Höhe, das garantiere ich dir zu 100% !

Ich könnte dir jetzt noch sehr viel schreiben, denn ich hab viel ausprobiert mit Drogen, Ersatzdrogen, Alkohol, wenig nehmen, gar nichts nehmen usw

Erst als ich kapituliert habe und innerlich mich selber für die Drogensucht verantworlich gemacht habe, fing die Therapie an zu Wirken !

Jetzt sind es genau 5 Jahre ohne Kokain, ich habe auch seitdem kein Tropfen Alkohol getrunken. Also wirklich gar nichts mehr, Gott sei riesenlob und Dank für diese Tage

Noch was: Drogen nehmen und ausprobieren ist eine Sache, sich daran kaputt machen, eine ganz andere.
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Praxx
Foren-Guru
Foren-Guru


Anmeldungsdatum: 25.07.2014
Beiträge: 3203

BeitragVerfasst am: 16. Mai 2016 12:49    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo Hekoexam

du musst wirklich ganz schön verzweifelt sein, dass du zu solchen umstrittenen Praktiken wie einem Naltrexon-Implantat oder der "Escape"-Methode greifen willst.
Ob Turbo-Entzug, elektrische Hirnstimulation, Naltrexon-Implantate, russische Neuropeptide, Ibogain-Kuren, Ayahuasca-Therapie, thailändische Klöster oder vietnamesische Wunderkuren:
Diese Methoden haben alle eines gemeinsam - Du wirst eine Menge Geld los, aber in der Regel nicht deine Sucht.
Escape zB: Um die Wirksamkeit zu prüfen, müsste Escape seine Stimulationsfrequenzen für Forschungszwecke zur Verfügung stellen - damit jeder Wissenschaftler die Studien wiederholen und die Ergebnisse überprüfen kann. Machen die nicht, "Betriebsgeheimnis", schließlich kostet eine Escape-Lizenz mit Gebietsschutz mal eben 32.000 €

Praktisch alle Suchtpatienten haben psychische Störungen, die sie mit dem Suchmittelkonsum "behandeln". Ohne Psychotherapie und/oder medikamentöse Therapie der "preaddiction morbidity" kann Abstinenz nicht funktionieren.

Dazu kommt, dass "Sucht" nach heutigem Verständnis eine "erworbene Gehirnerkrankung" ist, die auch medikamentös adressiert werden muss. Niemand würde auf die Idee kommen, eine Parkinsonkrankheit mit Psychotherapie zu behandeln!
Bei Opiatabhängigkeit ist das bisher ausschließlich mit einer dauerhaften Substitutionsbehandlung möglich (sagt zumindest die WHO). Ob Baclofen bei Opiatsucht so gut wirkt wie bei Alkohol, Amphetaminen und Cocain, kann noch niemand sagen - im Tiermodell jedenfalls funktioniert es.

Alle therapeutischen Zugänge . außer der Substitutionsbehandlung - setzen allerdings eine körperliche Entgiftung voraus!
Die "normale" 08-15 Therapie der Suchterkrankungen ist so gut wie wirkungslos - du bekommst eine mehrmonatige "Erholungspause" von deinem Konsum...
Die "Entwöhnungstherapien" sind ungefähr so wirksam wie der Aufenthalt in "Lungenheilstätten" bei der Tuberkulose!
Sinnvoll sind nur Therapien, in denen auch die ursächlichen Störungen - PTBS, Borderline, Schizophrenie, sonstige Persönlichkeitsstörungen - kompetent diagnostiziert und behandelt werden können.
Solche spezialisierten Einrichtungen gibt es mittlerweile, jede Beratungsstelle hilft dir dabei weiter.

LG

Praxx
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mesut976
Gold-User
Gold-User


Anmeldungsdatum: 15.02.2015
Beiträge: 930

BeitragVerfasst am: 16. Mai 2016 13:16    Titel: Antworten mit Zitat

Praxx hat Folgendes geschrieben:



Alle therapeutischen Zugänge . außer der Substitutionsbehandlung - setzen allerdings eine körperliche Entgiftung voraus!
Die "normale" 08-15 Therapie der Suchterkrankungen ist so gut wie wirkungslos - du bekommst eine mehrmonatige "Erholungspause" von deinem Konsum...
Die "Entwöhnungstherapien" sind ungefähr so wirksam wie der Aufenthalt in "Lungenheilstätten" bei der Tuberkulose!

Praxx


Das is'n bischen weit hergeholt, ich glaube die Patienten sind eher nicht gut drauf vorbereitet, was so eine Suchttherapie betrifft. Die meisten lassen sich da gar nicht richtig drauf ein, wissen alles 10 mal besser als die Therapeuten, Essen schmeckt nicht, ich will mein handy, PC Verbot = Schwachsinn ...und all so ein blödsinn.

Ich würde die Patienten auf eine Reha besser vorbereiten und bei denen man merkt, das bringt bei dem eh nichts, einfach das Geld sparen. Evtl dann zu einem späteren Zeitpunkt nochmal . . . .

Ich war in der Eschenberg Wildparkklinik und das war da wirklich allererste Sahne ! Kommenden Samstag ist da das Jahrestreffen, wo ich dieses Jahr hingehen werde, kleines Jubiläum von 5 Jahren Clean sein Smile

Wer da 6 Monate hingeht und sich anständig drauf einlässt, wird defintiv 10 mal schlauer da wieder rauskommen. Ob es dann für ein Rauschmittelfreies Leben reicht, wird mann dann sehen. Aber man wird zu 100% einen riesen Schritt weiterkommen, das steht fest.
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Diogenes
Bronze-User
Bronze-User


Anmeldungsdatum: 04.05.2014
Beiträge: 70

BeitragVerfasst am: 16. Mai 2016 14:31    Titel: Antworten mit Zitat

Praxx hat Folgendes geschrieben:

Dazu kommt, dass "Sucht" nach heutigem Verständnis eine "erworbene Gehirnerkrankung" ist, die auch medikamentös adressiert werden muss. Niemand würde auf die Idee kommen, eine Parkinsonkrankheit mit Psychotherapie zu behandeln!
Bei Opiatabhängigkeit ist das bisher ausschließlich mit einer dauerhaften Substitutionsbehandlung möglich (sagt zumindest die WHO). Ob Baclofen bei Opiatsucht so gut wirkt wie bei Alkohol, Amphetaminen und Cocain, kann noch niemand sagen - im Tiermodell jedenfalls funktioniert es.

Die "normale" 08-15 Therapie der Suchterkrankungen ist so gut wie wirkungslos - du bekommst eine mehrmonatige "Erholungspause" von deinem Konsum...
Die "Entwöhnungstherapien" sind ungefähr so wirksam wie der Aufenthalt in "Lungenheilstätten" bei der Tuberkulose!

Puhhh!
Sehr abwertende Haltung den cleanen junkys außerhalb der Substitution gegenüber. Die es völlig abstinent schaffen ein zufriedenes Leben zu führen. Ja, die gibt es. Erstens. Zweitens: Unglaublich arrogant den fähigen Ärzten, Therapeuten, Sozialarbeitern, Pflegenden, etc...gegenüber die sich erdreisten einen anderen Weg zu gehen als nur irgendwelche Medis und Substitute unters Volk zu schmeißen.
Eigentlich auch egal, wollt ich aber los werden. Zum Thema:
Viele Wege führen nach Rom. Die Einstellung "Alle Profis sind scheiße" hilft nicht wirklich weiter. Kann schon sein das du an viele Nullen geraten bist oder welche wo die chemie nicht so stimmt. Dann muss man einfach weiter gucken. Ich kenne das auch mit der "Augenhöhe" bin ich auch empfindlich. Meiner Erfahrung nach kann es sein das man einfach nur den Spiegel vorgehalten bekommt. Dann lohnt es sich, sich da durchzukämpfen und kommt an einen Punkt wo eine echt gute Zusammenarbeit entsteht. Oder dein gegenüber ist zu lange im job und hat resigniert (menschlich ja durchaus verständlich), oder ist einfach ein Arschloch. Gibbet überall. Will nur sagen: nicht so schnell in den sack hauen.
Lg
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