opiatsucht - (wie) habt ihr euch verändert?

Gehe zu Seite 1, 2, 3, 4, 5, 6  Weiter
Neues Thema eröffnen   Dieses Thema ist gesperrt, du kannst keine Beiträge editieren oder beantworten.    Drogen-Forum Foren-Übersicht -> Heroin
Vorheriges Thema anzeigen :: Nächstes Thema anzeigen  
Autor Nachricht
endstation
Silber-User
Silber-User


Anmeldungsdatum: 28.03.2016
Beiträge: 208

BeitragVerfasst am: 31. Jul 2016 00:54    Titel: opiatsucht - (wie) habt ihr euch verändert? Antworten mit Zitat

hallo,

mich beschäftigt eigentlich schon seit anbeginn meiner langfristigen abhängigkeit die frage, inwiefern ich mich durch die sucht, den ständigen opiatkonsum und die begleiterscheinungen VERÄNDERT habe..?

ich habe mich verändert. zum teil sogar sehr massiv. aber inwieweit das nur auf die sucht zurückzuführen ist oder doch auf andere einflüsse, vermag ich nicht sicher zu sagen.

auch deshalb wollte ich hier mal fragen, wie das bei euch so ist...?
habt ihr euch verändert? wenn ja, inwiefern? und gefällt euch das? oder wollt ihr auch deshalb irgendwann wieder clean leben?


bei mir ist es so, dass ich keine ganz eindeutigen antworten habe, WAS die veränderungen letztlich ausgelöst hat, da ich in der zeit auch viele weitere einschneidende erfahrungen gemacht habe.

bei mir fing vor ziemlich genau 10 jahren, als ich etwa mitte 20 war, diese suchtepisode an. und seit ca. 2008 konsumiere ich eigentlich täglich opiate (erst methadon, später polamidon).
zwar hatte ich schon als teenager erste erfahrungen mit opiaten gemacht und das hat mir auch wahnsinnig gut gefallen, aber sowohl beschaffungsprobleme als auch charakterstärke ließen mich damals noch nicht süchtig werden.
danach lebte ich weitgehend clean, ab und zu trank ich mal was, aber das wars auch schon...

als ich vor 10 jahren wieder mit opiaten anfing, war es zunächst harmlos. ich war zu dem zeitpunkt so glücklich und zufrieden mit mir und meinem leben wie noch nie zuvor.
ich war unabhängig, hatte ein studium, das mit ausgefüllt hat, eine freundin, die ich über alles(!) liebte und war eigentlich rundum happy.
natürlich gab es probleme, klar... so sachen wie zb. ne nicht-intakte familie oder geldprobleme... aber das war alles im rahmen und wurde von meinem glück auch überstrahlt.

zu jener zeit war ich voller SELBSTVERTRAUEN. ich hatte zukunftspläne. und ich hatte immer das gefühl, dass ICH SELBER MEIN LEBEN STEUERE!
ich ließ mich nicht treiben. und ich hatte eine idee von meinem leben und meine pläne schienen sich auch gut zu entwickeln...

insofern gab es im rückblick keinen NEGATIVEN anlass, weshalb ich konsumierte. im gegenteil: ich wollte mein glück damit noch krönen. da ich immer schon sehr intensiv auf opiate reagierte, entschied ich mich für den gelegentlichen konsum von codein, tramadol und tilidin, je nachdem, was gerade verfügbar war...

das ganze lief ca 1-2 jahre stabil, ich nahm sporadisch opiate, machte aber immer wieder auch große pausen von 1-2 wochen... dann gab es 1 konsumtag und alles war gut...

irgendwann gings mir mal nicht so gut und ich nahm an dem tag etwas, obwohl ich nix nehmen wollte. das war der knackpunkt.
seitdem brach mein stabiles konsummuster ein und ich räumte dem konsum priorität vor anderen sachen ein...

natürlich kam eins zum anderen. die probleme häuften sich, der konsum stieg stetig an. ads führte logischerweise zu problemen.

ich versuche, abzukürzen.
meine freundin verließ mich (für mich völlig überraschend ohne echte vorwarnung oder klärendes gespräch nach jahrelanger beziehung).
ich verlor dann auch noch meinen job. daraufhin begann mein freier fall...

und der aufprall kam dann erst ca. 2-3 jahre später. und er war verdammt hart. finanziell ruiniert, sozial isoliert, total depressiv, arbeitslos, ohne plan und ohne ziel...

das war vor ca. 4 jahren. da war ich am tiefpunkt.
seitdem geht es wieder bergauf. allerdings nur sehr langsam.

und dabei fällt mir eben immer wieder auf, dass ich irgendwie doch ein völlig anderer mensch bin zum teil.
ich habe mich sehr stark isoliert und bin am liebsten allein. dabei spielt auch mein komplett fehlendes selbstvertrauen eine große rolle. ich habe -erstmals in meinem leben!- minderwertigkeitsgefühle.

noch schlimmer ist für mich aber das gefühl, nicht herr über mein leben zu sein. ich fühle mich ausgeliefert und habe zu 90% das gefühl, mich nicht ausleben zu können.
ich fühle mich irgendwie "gefangen" und weiß nicht, wie ich ausbrechen kann.
demnach bin ich auch recht PASSIV geworden. das war ich eigentlich nie.
und ich bin INTROVERTIERT geworden. auch das ist für mich neu.

früher habe ich meine meinung gesagt, wenn mir was nicht gepasst hat. ich hab dazwischen gehauen, wenn mir was gegen den strich ging.
mittlerweile bin ich eher ein duckmäuser geworden, jemand der "ja und amen" sagt, selbst wenn mir was nicht passt.
und DAS ist wahrscheinlich auch die krasseste veränderung. ich habe mir NIE etwas gefallen lassen, wenn ich der meing war, dass es unfair ist oder einfach nur scheiße ist für mich.
ich hätte auch NIE IM LEBEN einen stinkenden bürojob gemacht, bei dem ich innerlich verkümmere und wo ich alle 5 minuten zur uhr schaue und auf den feierabend warte...


neben dieser passivität und zurückgezogenheit ist da vor allem noch etwas, das mich erstmals in meinem leben betrifft: ich habe ABSOLUT KEINEN PLAN mehr, was ich tun soll.

auch wenn der text sehr negativ wirkt: ich ahbe auch positive veränderungen bemerkt. und ich bin in den letzten 2 jahren PERSÖNLICH auf jeden fall vorangekommen. ich betone das, weil es sonst so stark einseitig negativ wirkt.


aktuell mache ich mir vor allem beruflich gedanken um meine zukunft. denn meinen jetzigen job werde ich definitiv NICHT mehr ewig machen.
doof ist nur, dass mir nix besseres einfällt. und wenn ich etwas entdecke, das mich reizt, krieg ich ne absage auf meine bewerbung.

mein umfeld (freunde, familie) ist relativ "normal". da hat keiner was mit opiaten oder drogen am hut. und eigentlich sind alle erfolgreicher.
wobei mich das im grunde gar nicht wirklich kratzt. mir ware es sogar (wie früher) scheißegal, solande ICH zufrieden bin mit dem, was ich mache und habe...

jedenfalls habe ich oft den verdacht, dass diese PASSIVITÄT auch durch das methadon bzw polamidin kommt. das liegt nicht nur an meinen erfahrungen.
aber bestätigen kann ich das nicht.


mich würden hier vor allem eure berichte zu dem thema interessieren.
WAS HAT DIE SUCHT MIT EUCH GEMACHT? BERUFLICH - CHARAKTERLICH - SOZIAL - FINANZIELL - usw...?

und habt ihr das gefühl, dass ich trotz eurer sucht alles so machen könnt, wie sonst auch? oder möchtet ihr clean werden, weil ihr euch von dem zeug blockiert fühlt?
eure berichte werden interessiert erwartet. danke!
Nach oben
JP
Platin-User
Platin-User


Anmeldungsdatum: 22.01.2015
Beiträge: 1554

BeitragVerfasst am: 31. Jul 2016 02:02    Titel: Antworten mit Zitat

Klar man wird zum Zombie, man ist wie ein halb toter Confused

Bist da aber nicht alleine Wink
Nach oben
oxy moron
Gold-User
Gold-User


Anmeldungsdatum: 23.08.2014
Beiträge: 387

BeitragVerfasst am: 31. Jul 2016 03:36    Titel: Antworten mit Zitat

Hmm, Déjà-Vu?!

Ich kann dazu nur sagen:
1. Opioide ermöglichen es, sich in JEDER Lebenssituation einigermaßen „gemütlich“ einzurichten.
2. Klar bringt das Methadon Deine Hormone durcheinander und DÄMPFT – das bedeutet aber nicht, dass die Substanz Deine Persönlichkeit gezielt verändert..

Dein Problem ist die, nun schon seit Jahren andauernde, Lebens(sinn)krise – Dein Leben verlief nicht wie erhofft, beim status quo könntest Du kotzen und das Phlegma hat Dich fest am Wickel. Du schreibst immer wieder, Du tust jetzt dann bald was, studierst nochmal, etc. – aber ach, das Methadon..

Davon zu träumen, dass ja in 18 Monaten Du clean bist bzw. irgendwann das Alles verändernde Jobangebot schon kommt, zementiert nur Deine jetzige Situation.

Ich sag’s mal ganz krass: Leute Deiner Sorte gibt’s wie Sand am Meer: GeWi Studium (nicht übler Schnitt wahrscheinlich), abgebrochene Diss, viel Zeit vergangen (ohne große Vorkommnisse), jetzt kleines Rädchen im Nirgendwo.. ja, der Personaler fragt sich wohl „was ist da schief gelaufen?“ bzw. „was läuft immer noch schief?“, denn so richtig krank kann er nicht sein, er arbeitet ja, ist zwar nominell gut ausgebildet, aber ohne „besondere Merkmale“, tingelt von Drecksjob zu Drecksjob – da mangelts wohl an Ambitionen, an der Initiative, am Biss..

Das ist natürlich unfair, aber ich kann mir gut vorstellen, dass die das so sehen.

Die Passivität kommt nicht vom Methadon – das macht es nur seehr viel leichter, sich damit zu arrangieren!

By the way, mir ist klar, dass Du möglicherweise denkst: ja, ja, der hat noch den Sternenstaub von der Uni in den Augen und wird’s schon sehen, wie gnadenlos der Sport ist – Nö, ich bin genauso alt wie Du und die Schei**e, durch die ich schwamm, hängt mir noch immer teilweise am Sack – aber man kann sich auch (ja gerade!) mit Mitte 30 neu erfinden!

Klar, darauf, genügend Geld für Sportwetten zu haben, müsstest Du vielleicht ne Zeit verzichten.. aber wenn Du nicht nochmal eine Ausbildung anfängst, mach ein Ehrenamt oder bewirb Dich ins Ausland oder oder oder..

Das war jetzt vielleicht nicht der Text, den man von mir erwarten könnte – aber bei Dir ist ja auch „endstation“, da heiligt der Zweck die Mittel..
Nach oben
nebukadnezar
Foren-Guru
Foren-Guru


Anmeldungsdatum: 26.08.2015
Beiträge: 4292

BeitragVerfasst am: 31. Jul 2016 06:56    Titel: Antworten mit Zitat

Tja, wie hat die Sucht mein Leben verändert? Keine Ahnung! Ich kann mir ja nicht den Gegenpart anschauen. Aber kaputt gemacht haben ich mir dadurch wahrscheinlich einiges.
Vielleicht wäre ich noch am Starnberger See, hätte mit der grossen Liebe eine Familie gegründet, Haus gebaut etc. Vielleicht wäre ich auch Bürgermeister geworden, vielleicht wäre ich auch schon tot. Alles Gedanken , die mich nicht weiter bringen!
Die Fixerjahre haben mich schon aus der Bahn geworfen, auch wenn es jobmässig, sozial etc. recht gut lief, habe ich viele damalige Freunde vernachlässigt, mir sogar mal ne Frau genommen, die mich absolut nicht interessierte, sehr viel Geld`verbrannt`( das typische halt), aber mit Beginn der Sub kam wieder Stabilitaet in mein Leben.Musste allerdings auch nicht wöchentl. oder gar tgl. zum Arzt, schl. nicht mal zum Arzt. Insofern hat mich die Sub nicht behindert. Konnte das Jahresgehalt, dass ich mir mal gewünscht hatte, recht schnell erreichen und hatte auch durch den Beruf viele interessante gut Freunde .
Eingeschrankt in meiner charakterlichen Entwicklung hat mich das Opiat nie. Zumindest bin ich dahingehend zufrieden. Sexuell eingeschränkt auch nicht. Habe eine tolle Frau kennengelernt, mit der ich fast 20 J zusammen bin - bei berufl. bedingt getrennten Wohnorten. Ganz normales Leben halt.

Die Opiate haben mich als Mensch nicht verändert!

Oxy´s Worte treffen schon völlig zu!
Ich halte es auch für den völlig falschen Ansatz, die Drogen für seine eigenen Unzulänglichkeiten/ Unglück verantwortlich zu machen. Genauso falsch, wie zu glauben ohne Drogen ist alles wieder gut.

LG N
Nach oben
surreal
Platin-User
Platin-User


Anmeldungsdatum: 05.06.2015
Beiträge: 2239

BeitragVerfasst am: 31. Jul 2016 07:49    Titel: Antworten mit Zitat

oxy moron hat Folgendes geschrieben:
Die Passivität kommt nicht vom Methadon – das macht es nur seehr viel leichter, sich damit zu arrangieren!


Wie sich die tägliche Einnahme von Methadon in der Hinsicht auswirkt, kann ich aus eigener Erfahrung nicht beurteilen, aber ich weiß, dass bestimmte Medikamente einen durchaus sehr "lähmen" können. Meine Ärzte wollten immer wieder, dass ich Neuroleptika nehme, und ich habe auch eine Weile täglich Quetiapin und ein anderes mal Pipamperon genommen - mit dem Effekt, dass ich so müde, antriebslos und im Denken gehemmt war, dass ich ganz sicher nichts mehr auf die Reihe bekommen hätte, hätte ich das so weitergenommen.
Ja, ich habe auch so schon immer wieder Probleme damit, mich langfristig zu motivieren (vor allem wegen meiner Schwierigkeiten, mich zu organisieren, und der daraus resultierenden Unsicherheit), aber diese Medikamente haben mich darüber hinaus unglaublich gelähmt.
Die Opioide hatten zwar bei mir immer den genau gegenteiligen Effekt, aber so weit ich weiß, soll doch gerade Methadon stark auf den Antrieb gehen und teilweise sogar depressiv machen. Sollte das bei endstation (Saubermann?) der Fall sein, könnte ich es gut nachvollziehen, wenn er schreibt, dass ihn das Medikament daran hindert voranzukommen.
Nach oben
surreal
Platin-User
Platin-User


Anmeldungsdatum: 05.06.2015
Beiträge: 2239

BeitragVerfasst am: 31. Jul 2016 08:00    Titel: Antworten mit Zitat

Zum Thema: ich bin ja auf eine etwas andere Art opiatabhängig (nur wenig körperlich, immer wieder Pausen bzw. gelegentlicher Konsum usw.), aber mich haben sie auch verändert. Vor allem habe ich immer wieder den Eindruck, dass ich mich ohne sie nicht mehr richtig freuen oder entspannen könnte. Das Gefühl habe ich nicht immer, aber gerade, wenn ich mal wieder (zu) viel und (zu) oft konsumiere, geht es mir so. Unmittelbar scheint dann das cleane Leben völlig trostlos zu sein. Und natürlich ist nun mein erster Gedanke, wenn es mir gerade mal nicht so gut geht, der, dass ich jetzt "unbedingt" eine Dosis Opiate brauche... Insgesamt bin ich deutlich labiler geworden, habe ich den Eindruck. Ich war immer schon sehr sensibel, aber seit ich Opiate nehme, hat das deutlich zugenommen, habe ich den Eindruck. Und natürlich ist diese Verfassung besonders ausgeprägt, wenn ich gerade viel konsumiert habe. Das ist so ein Punkt, der mich dann doch immer wieder überlegen lässt, ob ich nicht doch ganz aufhören sollte. Vielleicht würde es irgendwann wieder so werden wie früher. Aber dafür hänge ich noch zu stark an dem Zeug...

Ach so, @moron: was ich dich schon öfter mal fragen wollte: wie sieht eigentlich dein Konsum aus? Nimmst du täglich Opioide oder nur hin und wieder? Und seit wann bist du dabei?
Nach oben
nebukadnezar
Foren-Guru
Foren-Guru


Anmeldungsdatum: 26.08.2015
Beiträge: 4292

BeitragVerfasst am: 31. Jul 2016 08:11    Titel: Antworten mit Zitat

surreal hat Folgendes geschrieben:

... aber so weit ich weiß, soll doch gerade Methadon stark auf den Antrieb gehen und teilweise sogar depressiv machen. ...


Hi surreal,

nach ca.20 J tgl sehr hoher Methadosen, kann ich ( für mich) sagen: kein Antriebsverlust, nicht die Spur einer Depression, eher umgekehrt!

Ich denke , dass eher das Zusammenspiel aus Sucht, Substitution ( in heutiger Form) und den daraus ggf. resultierenden Lebensumständen in Verbindung mit der Einnahme von Methadon, zu Antriebslosigkeit und Depression führen können.

LG N
Nach oben
surreal
Platin-User
Platin-User


Anmeldungsdatum: 05.06.2015
Beiträge: 2239

BeitragVerfasst am: 31. Jul 2016 08:22    Titel: Antworten mit Zitat

Ja, es scheint nicht bei allen diese Auswirkungen zu haben. Caro etwa schreibt ja auch immer wieder, dass ihr das Metha sehr gut tue. Auf der anderen Seite habe ich aber eben auch schon öfter gehört und gelesen, dass es lethargisch und sogar depressiv mache. Allerdings ist Metha doch auch nur ein reiner μ-Agonist und sollte entsprechend auch nur so wirken, also wie Morphin usw. Naja, wie gesagt, aus eigener Erfahrung kann ich da nicht sprechen und eine neutrale Darstellung dieser Effekte kenne ich auch nicht, sondern nur das, was Konsumenten darüber sagen. Vielleicht sind es ja eher die Umstände der Substitution, die eine solche Stimmung bewirken.
Nach oben
Leviathan
Gold-User
Gold-User


Anmeldungsdatum: 30.03.2013
Beiträge: 983

BeitragVerfasst am: 31. Jul 2016 11:30    Titel: Antworten mit Zitat

Interessante Frage.

Wenn kch meine Frau frage, ob der jahrelange TeXkonsum mich verändert hat: ein klares Ja! Und sie sieht das als Aussenstehende, als nicht Abhängige. Tortzdem steht sie wie ein Fels in der Brandung zu mir und das ist mein grosses Glück.

Frage ich mich selbst, sage auch ich, dass ich mich verändert habe. Es fällt mir allerdings schwer, diese Aussage in konkrete Worte zu fassen, ja selbst konkrete Gedanken dazu zu haben.

Das eine weiß ich aber ganz sicher: ich bin labiler, ja in manchen Situationen schlicht weinerlich geworden. Vor einem halben Jahr war eines meiner Kaninchen ziemlich krank. Ich habe drei Tage fast nur geheult. Vor den Opis gabs das so in diesem Ausmaß nicht von mir. Mein Substidoc diagnostiziere mir - auch - eine ängstlich vermeidene Persönlichkeitsstörung. OK. Ich fahre die wildesten Achterbahnen, war Skydiver.. Trotzdem habe ich Ängste, insbesondere Verlustängste. Diese Ängste kommen nicht vom Bupre, aber es führt irgendwie zu einer Verstärkung.

Speziell Bupre soll angeblich den Antrieb steigern. Teilweise stimmt das auch. Nur für Sport kriege ich den Hintern seit Beginn des TeXkonsums gar nicht mehr hoch. Vor xen Opis bin ich noch 40, 50 Kilometer gejoggt jede Woche. Seitdem nichts mehr.

Nun leide ich seit bestimmt 20 Jahren unter Depressionen, chronifiziert. Die meiste Zeit funktioniere ich, auch im Job, den ich immer noch habe. Es gab/ gibt auch immer tiefe schwarze Löcher, Phasen, das wünschte ich mir Erlösungvon den Drugs kommt das sicher nicht, aber die drugs haben einen negativen Einfluss darauf, dessen bin ich mir sicher.

Also: Veränderung der Psyche - ein eindeutiges ja, aber schwer zu fassen und zu beschreiben.

Nie vergesse ich die unglaublich schöne Euphorie auf Tilidin, das ich vor Bupre konsumiere. Das ist es, was mich abhängig machte. Diesem Feeling jage ich noch heute nach. Leider vermittelt das TeX nichts mehr in dieser Richtung.

Mit der Abhängigkeit als solcher habe ich mich arrangiert. Dauerhaft möchte ich auf einer Minidosis ankommen.

Wenn mir noch mehr dazu einfällt, poste ich es hier.

LG der Leviathan
Nach oben
surreal
Platin-User
Platin-User


Anmeldungsdatum: 05.06.2015
Beiträge: 2239

BeitragVerfasst am: 31. Jul 2016 11:54    Titel: Antworten mit Zitat

Leviathan hat Folgendes geschrieben:
Nie vergesse ich die unglaublich schöne Euphorie auf Tilidin, das ich vor Bupre konsumiere. Das ist es, was mich abhängig machte. Diesem Feeling jage ich noch heute nach. Leider vermittelt das TeX nichts mehr in dieser Richtung.


Was ich dich in dem Zusammenhang mal fragen wollte: du hattest doch, wenn ich es richtig in Erinnerung habe, auch vor der Substi schwarz Buprenorphin genommen, oder? Bupre gilt ja nun auch als etwas atypisches Opioid. Hattest du beim Umstieg den Eindruck, dass die Wirkung qualitativ eine deutlich andere ist oder kam dir das Bupre wie ein normales Opioid vor bzw. war die Wirkung für dich vergleichbar mit dem Tilidin?
Nach oben
Suri
Bronze-User
Bronze-User


Anmeldungsdatum: 30.06.2016
Beiträge: 61

BeitragVerfasst am: 31. Jul 2016 12:35    Titel: Antworten mit Zitat

Moin Endstation,

Ich habe schon den Eindruck, das ich mich verändert habe bzw verändere. Inwiefern das jetzt ein natürlicher, entwicklungsbedingter Prozess ist oder ob es von den Opiaten kommt, weiß ich aber nicht.

Ich bin ängstlicher geworden im Vergleich zu früher, was meine Beziehungen und Sozialkontakte angeht.

Ich zweifele oft an meinen Leistungen, die ich auf der Arbeit erbringe, obwohl ich geschätzt und oft gelobt werde.

Wenn ich meinen "Gesamtspiegel" an Opiaten, Alkohol und Cannabis nicht halte, bin ich durch massive Stimmungsschwankungen nur schwer zu ertragen. (Ich halt mich dann auch selbst kaum aus) Rolling Eyes
Was leider auch meine Versuche mit dem abdosieren aktuell hat scheitern lassen. Embarassed

Dazu kommt, das ich mir ständig Gedanken darüber mache, wo ich als nächstes etwas her bekomme und das nimmt einen ziemlich großen Teil des Alltags ein.
Außerdem bin ich definitiv "eine andere" wenn ich drauf bin, weil ich in einigen Situationen wesentlich unentspannter reagieren würde.
Bin zur Zeit doch wieder schwer am überlegen, von den Pharma Opis auf Hero umzusteigen um in Sub zu gehen und nicht mehr jeden Gedanken an Beschaffung verschwenden zu müssen.

Von daher würde ich schon sagen das ich mich aufgrund des Konsums verändert habe.

Alles Gute die Suri
Nach oben
Yez
Platin-User
Platin-User


Anmeldungsdatum: 20.04.2016
Beiträge: 2974

BeitragVerfasst am: 31. Jul 2016 12:44    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo endstation,

ich bin zwar als Schmerzpatienten Oxycodon abhängig geworden,
aber ich glaube das es in der Abhängigkeit an sich kein sehr großer Unterschied ist .
Auch Personen die absolut Clean sind , haben viele persönliche Veränderungen , durch das Leben an sich .

Ich habe einige Jahre mehr Oxy genommen , als ich eigentlich bräuchte.
Mich persönlich hat es weder psychisch noch physisch verändert .
Ich konnte immer Gefühle zulassen. Egal welcher Art .
Bin mit Oxy extrem Leistungsfähigkeit.

Ich vermute, wenn man mit Opiaten Wesensveränderungen wahrnimmt,
würden sie auch ohne Opiate durchkommen.

Das Leben und unsere Erfahrung prägen uns .
Die Opiate natürlich auch .

Wünsche noch einen schönen Sonntag

Liebe Grüße

Yez
Nach oben
oxy moron
Gold-User
Gold-User


Anmeldungsdatum: 23.08.2014
Beiträge: 387

BeitragVerfasst am: 31. Jul 2016 13:00    Titel: Antworten mit Zitat

@surreal
Seit über 10 Jahren täglich hohe Dosen, Schmerzindikation, die Aussicht auf zeitiges, endgültiges Absetzen hat sich gerade wohl deutlich entfernt (hab‘ mich bis jetzt nicht zur bestätigenden Untersuchung getraut, ist aber nix lebensbedrohliches, nur sehr „lästig“) aber auch die „andere“ Seite ausgiebigst erfahren..

Die Sache ist halt die: fast immer, wenn ich dachte (oder mir von außen eingeredet werden sollte), dass die Opioideinnahme die eigentliche und wichtigste Ursache von Problemen sein sollte, stellte sich heraus, dass es sich um ganz „normale“ psychische Problemlagen handelte, für welche Umwelt, Verhalten und Entscheidungen ausschlaggebend waren – und damit auch Lösungswege offen standen (solange nicht soziale / Umweltfaktoren außerhalb des eigenen Einflussbereiches liegen).

@topic
Natürlich haben Medikamente, so potente wie Methadon und Co. allemal, einen Einfluss auf Erleben und Verhalten – nur darf man die eigenen Spielräume nie zu gering einschätzen – Deine Persönlichkeit machst Du Dir zu beachtlichen Teilen täglich selbst. Falls man aber in dem Modus lebt, dass es einem hauptsächlich einfach gut gehen soll, egal wie, dann besteht die Gefahr, aus „Authentizität“ Stillstand zu machen – und einen wichtigen Aspekt des Menschseins zu verschlafen..

@Yez
Exakt. Wir haben da ein paar interessante Parallelen im Lebenslauf – auch, wenn die Unterschiede wohl doch überwiegen Wink
Nach oben
surreal
Platin-User
Platin-User


Anmeldungsdatum: 05.06.2015
Beiträge: 2239

BeitragVerfasst am: 31. Jul 2016 13:20    Titel: Antworten mit Zitat

oxy moron hat Folgendes geschrieben:
Natürlich haben Medikamente, so potente wie Methadon und Co. allemal, einen Einfluss auf Erleben und Verhalten – nur darf man die eigenen Spielräume nie zu gering einschätzen – Deine Persönlichkeit machst Du Dir zu beachtlichen Teilen täglich selbst. Falls man aber in dem Modus lebt, dass es einem hauptsächlich einfach gut gehen soll, egal wie, dann besteht die Gefahr, aus „Authentizität“ Stillstand zu machen – und einen wichtigen Aspekt des Menschseins zu verschlafen..


"Verschlafen" ist ein gutes Stichwort. Durch die erwähnten Neuroleptika wurde ich tatsächlich so müde, dass ich, wenn ich mich dann mal mittags kurz hingelegt habe, weil ich so fertig war, nach ein paar Augenblicken für Stunden eingeschlafen bin, so als wäre ich völlig übermüdet gewesen. An konzentriertes Arbeiten war in dem Zustand wirklich nicht zu denken, auch wenn ich noch so sehr wollte. Ich würde sagen, dass etwa studieren mit diesen Medikamenten einfach nicht möglich gewesen wäre. Wie es mit Methadon ist, kann ich, wie gesagt, nicht beurteilen, aber allgemein denke ich, dass die Effekte von Medikamenten so ein Faktor sein können, der, wie du sagst, "außerhalb des eigenen Einflussbereiches" liegt.
(Zumal bei mir die Einnahme wirklich nicht nötig war. Wäre ich psychotisch gewesen, hätte ich ja keine Wahl gehabt. Ich sollte das Zeug gegen innere Unruhe nehmen...)

Tun kann man aber natürlich trotzdem etwas. Z.B. die Dosis reduzieren. Das sollte doch auch schon Besserung bringen, kann ich mir vorstellen. Saubermann nimmt ja, wenn ich mich richtig erinnere, auch eine hohe Dosis.
Nach oben
surreal
Platin-User
Platin-User


Anmeldungsdatum: 05.06.2015
Beiträge: 2239

BeitragVerfasst am: 31. Jul 2016 13:32    Titel: Antworten mit Zitat

Yez hat Folgendes geschrieben:
Ich vermute, wenn man mit Opiaten Wesensveränderungen wahrnimmt,
würden sie auch ohne Opiate durchkommen.


Ich denke aber, dass es schon ganz spezielle Veränderungen gibt, die unmittelbar vom Drogenkonsum kommen und die ausgeblieben wären, hätte man nicht damit angefangen. Die erwähnte Labilität oder die teilweise erdrückenden Stimmungstiefs bei mir sind in ziemlich kurzer Zeit, innerhalb von vielleicht ein-zwei Jahren gekommen, genau zu der Zeit, in der ich mit den Opiaten angefangen hatte. Ich merke, wie gesagt, auch, dass diese Stimmungen stärker werden, wenn ich viel konsumiert hatte, dass es direkt besser wird, wenn ich was nehme, und dass es sich langfristig bessert, wenn ich eine Pause mache oder den Konsum reduziere.
Ich denke schon, dass das evtl. Zeichen dafür sind, dass sich sozusagen im Gehirn unmittelbar durch den Drogenkonsum etwas geändert hat. Eigentlich müsste ich da nun wohl zu dem Schluss kommen, dass ich damit aufhöre, damit das nicht noch schlimmer wird, sich nicht noch weiter festigt usw., aber das "kann" ich (jedenfalls im Moment) einfach nicht. Allein schon die Vorstellung, ab jetzt nie mehr Opiate zu nehmen, finde ich geradezu schrecklich...
Naja, im Moment, mit ziemlich geregeltem und eher seltenem Konsum, geht es mir aber auch ziemlich gut, auch wenn ich den Eindruck habe, dass ich im Vergleich zu früher schon dünnhäutiger bin.
Nach oben
Beiträge der letzten Zeit anzeigen:   
Neues Thema eröffnen   Dieses Thema ist gesperrt, du kannst keine Beiträge editieren oder beantworten.    Drogen-Forum Foren-Übersicht -> Heroin Alle Zeiten sind GMT + 2 Stunden
Gehe zu Seite 1, 2, 3, 4, 5, 6  Weiter
Seite 1 von 6
Gehe zu:  
Impressum & Rechtliches
ForenübersichtIndex   SucheSuche   FAQFAQ   LoginLogin