12 Jahre Buprenorphin. Will endlich aufhören

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Naggan
Anfänger


Anmeldungsdatum: 04.09.2016
Beiträge: 3

BeitragVerfasst am: 4. Sep 2016 23:11    Titel: 12 Jahre Buprenorphin. Will endlich aufhören Antworten mit Zitat

Hallo Leute!
Bin neu hier und will mich erstmal vorstellen.
Ich bin seit 1996 Heroinsüchtig. 1998 wagte ich meine erste Entgiftung in der Klinik. Bin danach 3 Monate lang clean gewesen. Die einzigen Monate der letzten 20 Jahre in denen ich sauber war. Weil das Umfeld nicht dazu passte kam der Rückfall. Ab da hab ich Heroin nur noch gespritzt, zeitweise als Cocktail mit Koks. Beides monatelang intravenös eingenommen, bis ich physisch, psychisch und finanziell ein Wrack war. Alle paar Monate in die Entzugs-Klinik wenns zu eng wurde dann wieder vorzeitig raus zurück auf die Straße. Entgiftungsklinik ist eine Drogenschule. Nach jedem Aufenthalt kannte ich mich immer besser mit den Drogen und Medikamenten und deren Einnahme aus. Bis ich es eines Tages richtig übertrieben hab und fast ins Gras gebissen hab. Im (normalen) Krankenhaus bin ich schließlich zu Besinnung gekommen und hab beschlossen mein Leben zu ändern. Also rein in das Methadonprogramm. Am Anfang lief alles Bestens. Hab meine Ausbildung zu Ende gebracht, meine erste Wohnung mit meiner Freundin gemietet, Auto gekauft usw.
Doch nach ca. 1 Jahr wurde der Arzt gierig. Er fing an mit dem Zeug zu dealen. Für 150€ im Monat konnte man bei ihm TakeHome ohne UK bekommen. Wenn man Methadon in seiner Praxis für 7 Tage abgeholt hat aber schon nach 6 Tagen Nichts mehr übrig hatte konnte man mit 20€ "Strafe" pro Tag wieder die volle Ration holen. Und wenn man das als Abhängiger wusste dann stand man schon nach 3-4 Tagen wieder vor seiner Praxis. Offiziell bekam ich 8,5ml/tag, tatsächlich waren es ca. 20ml/tag unverdünnt und Intravenös gespritzt. Später hab ich gehört, dass dem Arzt die Zulassung entzogen wurde und er in dem Knast gelandet ist.
Anfang 2003 hab ich mich entschlossen den Arzt zu wechseln. Es hat Wochen gedauert die Dosis auf ein normales Niveau zu drosseln, und noch mehr, um auf Subutex umzusteigen. Der Umstieg war für mich die Hölle, hab es aber mit gelegentlichem BK und Schmerzpillen geschafft.
Ab 2004 war es dann soweit, dass ich mit 2mg Buprenorphin am Tag und ohne Beigebrauch auskommen konnte.
Von da an bis heute hab ich Nichts anderes mehr (außer Nikotin und geleg. Alc) zu mir genommen.
Ich werde bald 40, bin glücklich verheiraten, hab eine kluge 11-jährige Tochter, tollen Job, Eigenheim, jedes Jahr eine Urlaubsreise mitm Flieger nach Süden usw. Nichts und Niemand hat in meinem Umfeld was mit Drogen zu tun. Zeitlang vergesse ich sogar, dass ich süchtig bin. Nur wenn ich wiedermal zur Drogenberatung muss (2-mal jährlich) werde ich dran erinnert. Die Sozialarbeiter und auch die Substitutionsärzte (und ich hatte schon 4) betrachten mich immer als ein Phänomen, das schon solange drauf ist und trotzdem so viel erreicht hat. Alle fragen mich warum ich nicht runterkomme. 2mg sind nicht viel, und die körperlichen Entzugsschmerzen hab ich immer halbwegs gut verkraftet. Wovor ich Angst hab sind die psychischen Auswirkungen. Damit bin ich nie klar gekommen. Ich verfalle in eine heftige Depression, und dann brennen alle Sicherungen bei mir durch.
Seit ich dieses Forum entdeckt hab und es durchlese weiß ich jetzt, dass ich kein Phänomen mehr bin. Tut gut zu wissen, dass es da draußen noch mehr Menschen gibt, die auch seit Jahren und gar Jahrzehnten drauf sind und trotzdem ein unscheinbares Leben in der Mitte der Gesellschaft führen.
In letzter Zeit denke ich immer öfter darüber nach ganz mit dem Bupre aufzuhören. Aber ohne zusätzlichen Antidepressiva wird es wohl nicht gehen. Stationäre Entgiftung kommt für mich nicht in Frage. Werde es wohl Zuhause durchziehen müssen. Hab schon mal gelesen, dass einige von euch mit Lyrica gute Erfahrungen gemacht haben. Hat schon jemand von euch nach so einer langen Zeit den Sprung ins freie Leben gewagt und geschafft? Welche Psychopharmaka würdet ihr mir empfehlen?
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Stein
Gold-User
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Anmeldungsdatum: 14.08.2015
Beiträge: 497

BeitragVerfasst am: 4. Sep 2016 23:44    Titel: Antworten mit Zitat

Ist Psycho-Therapie für dich kein Thema?
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Gaucho
Platin-User
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Anmeldungsdatum: 04.08.2015
Beiträge: 1031

BeitragVerfasst am: 5. Sep 2016 00:10    Titel: Antworten mit Zitat

Es gibt eigentlich nur zwei bewährte Antidepressiva, denen man im Vergleich zu Placebo einen wirksamen Effekt zuschreiben kann.

Das eine heißt Elontril (Bupropion)- ein Cathinon/Amphetaminnabkömmling. Hemmt die Wiederaufnahme von Dopamin und Noradrenalin.

Das andere Tianeurax (Tianeptin) - ein synthetisches Opioid. Selektiver mü- Opioid Agonist und Serotoninwiederaufnahmeverstärker.

Alle anderen AD´s , die sogenannten Serotoninwiederaufnahmehemmer (SSRI) sind ausgemachter Schwachsinn und haben keinerlei Wirksamkeit. Egal was dir die Psychofritzen erzählen. Die wenigen Patienten kommen nicht wegen dieser Medikamente aus Ihrer depressiven Phase, sondern TROTZ !

Das ist ein entscheidender Unterschied. Denn genauso gut könnte man auch jeden Morgen ein Bonbon schlucken und hätte dann nach 4 Wochen, den gleichen zu erwartenden Effekt - mit deutlich weniger Nebenwirkungen.

Allein die Tatsache, dass sog. (SSRI´s) etwa 4-6 Wochen brauchen um einen "spürbaren" Effekt zu erzielen, sollte einen schon nachdenklich stimmen.

Eltontril und Thianeurax wirken quasi sofort, schon nach nur wenigen Stunden. Genauso sollte es auch sein, wenn man von einem echten Medikament spricht.

Die Tatsache, dass Thianeurax ein Serotoninwiederaufnahmeverstärker ist und trotzdem hilft, führt die ganze (SSRI-Theorie) quasi ad absurdum.
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Lillian
Foren-Guru
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Anmeldungsdatum: 22.05.2013
Beiträge: 3894

BeitragVerfasst am: 5. Sep 2016 07:43    Titel: Antworten mit Zitat

Ich habe von 16 mg Subutex zu Hause entgiftet und eine Woche mit hochdosierten Lyrica mich platt gemacht.
Kannst so von 2 mg Subutex abkicken. Besorg Dir Lyrica nehme 300-300-600 und am besten 3 Wochen durchgehend. Denn ich hatte noch 2 Wochen Entzugserscheinungen, die natürlich keinen Spaß gemacht haben.

Du kannst das schaffen!
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Gregory
Gold-User
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Anmeldungsdatum: 15.03.2010
Beiträge: 639

BeitragVerfasst am: 5. Sep 2016 15:38    Titel: Antworten mit Zitat

Hi zusammen,
Lilian hat schon recht aber bitte bedenke, das
Lyrica so hochdosiert nach 1 Woche ohne
große Schwierigkeiten abgesetzt werden kann,
nach 3! Wochen allerdings sollte das schrittweise
abdosiert werden sonst fliegt Dir das um die
Ohren.
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Stein
Gold-User
Gold-User


Anmeldungsdatum: 14.08.2015
Beiträge: 497

BeitragVerfasst am: 5. Sep 2016 15:38    Titel: Antworten mit Zitat

Ich würde es mich auf Entzug nicht trauen, mir einen Vorrat Lyrica (oder Benzos) anzulegen. Es ist eine Ausnahmesituation, in der der Patient dazu geneigt ist, die Kontrolle über sich zu verlieren und sich damit selbst zu schaden. Dazu kommt noch, dass viele auf Lyrica hängenbleiben. Überdosis ist nicht auszuschließen.

Sich abzudichten, um den Entzug zu schaffen, das kann einfach nicht der Masterplan sein. Außerdem ist es ein Paradoxon, weil man ja eigentlich genau das Gegenteil erreichen will. Deswegen bin ich da etwas skeptisch, bei der Methode des "Entzuges".
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Gregory
Gold-User
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Anmeldungsdatum: 15.03.2010
Beiträge: 639

BeitragVerfasst am: 5. Sep 2016 16:10    Titel: Antworten mit Zitat

Trotzdem kann es so gelingen.
So wie ich Naggan einschätze, denke ich das
er es schaffen kann.
Im Zweifel könnte er die Medi-gabe auch seine
Frau managen lassen. Zumindest wenns ans
abdosieren geht.
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JP
Platin-User
Platin-User


Anmeldungsdatum: 22.01.2015
Beiträge: 1554

BeitragVerfasst am: 5. Sep 2016 16:19    Titel: Antworten mit Zitat

Stein das ist Bullshit Rolling Eyes
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Stein
Gold-User
Gold-User


Anmeldungsdatum: 14.08.2015
Beiträge: 497

BeitragVerfasst am: 5. Sep 2016 17:55    Titel: Antworten mit Zitat

Wenn ich hier oft lese, welche Kombinationen manche auf Entzug angehen, dann stellen sich mir Nackenhaare auf. Dann sollte man lieber keinen Entzug machen.

Natürlich kann ein Entzug mit Lyrica ODER Benzos gut verlaufen - es kann aber auch genau anders verlaufen. Und deswegen bin ich da vorsichtig.

Nochmal: Gegen Hilfsmittel ist nichts einzuwenden. Aber astronomische Lyrica-Dosen gemischt mit Benzos entsprechen nicht meinem Verständnis von vernünftiger Entzugs-Medikation. Man muss die Hilfsmittel beherrschen - und das schafft nicht jeder, wenn er kotzend die Klomuschel umarmt!
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JP
Platin-User
Platin-User


Anmeldungsdatum: 22.01.2015
Beiträge: 1554

BeitragVerfasst am: 5. Sep 2016 19:05    Titel: Antworten mit Zitat

Die umarmst du ja dank dem Lyrika ja erst gar nicht Wink
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Lillian
Foren-Guru
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Anmeldungsdatum: 22.05.2013
Beiträge: 3894

BeitragVerfasst am: 5. Sep 2016 19:09    Titel: Antworten mit Zitat

Lyrica kann super bei einem Entzug helfen und nach 3 Wochen bist Du noch nicht von dem Zeug drauf und kannst es so abkicken. Ich würde auch keine Benzos während eines Entzugs nehmen.
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Lillian
Foren-Guru
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Anmeldungsdatum: 22.05.2013
Beiträge: 3894

BeitragVerfasst am: 5. Sep 2016 19:30    Titel: Antworten mit Zitat

Ich nehme nun jahrelang Lyrica. Ich habe auch Dosen genommen, die mir hier eh keiner glauben wird. Aber bei Lyrica ist halt das Problem, das Du immer mehr und mehr davon nehmen musst, ehe Du davon was merkst.

Ich dachte immer Lyrica Entzug ist nur bla bla bla...Neulich aber,habe ich mich 5 Tage richtig dreckig gefühlt und geschwitzt. Ich musste mich nicht einmal bewegen so sehr schwitzte ich. Das Ging 5 Tage und dann war's vorbei. Keine Schmerzen oder ähnliches. Ob das ein Lyrica Entzug war? xD
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Naggan
Anfänger


Anmeldungsdatum: 04.09.2016
Beiträge: 3

BeitragVerfasst am: 5. Sep 2016 19:32    Titel: Antworten mit Zitat

Danke für die vielen Antworten und Tips!
Das Problem der Abhängigkeit danach (wovon auch immer) würde ich wohl mein Leben lang in Kauf nehmen müssen. Das Problem bei mir ist, dass die Depressionen bei mir nicht wegen dem Entzug zu erwarten sind sondern weil ich wohl die Veranlagung dazu habe. Bevor ich überhaupt opiatensüchtig wurde hatte ich damals schon depressive Phasen im Leben gehabt. In meiner Verwandschaft gibt es auch mehrere Depressive, eine Tante sogar hochgradig. Vielleicht ein Grund dafür, dass ich schon mit 15 angefangen hab zu kiffen und saufen und bis jetzt immer Angst davor hatte nüchtern zu sein. Langfristig gesehen werde ich wohl für immer auf irgendetwas hängen bleiben. Wenn ich runterkommen sollte werde ich natürlich die Psychotherapie mit entsprechenden Medikation in Anspruch nehmen müssen und wollen. Das Leben wird dann immer noch freier sein als jetzt im Programm. Da muss man wenigstens nicht jede Pille 3 mal am Tag nachzählen. Im Moment geht es mir in erster Linie um die ersten Tage, Wochen und Monate nach der Stunde NULL. Und wegen der Dosierung könnte mich meine Frau da schon unterstützen, so wie Gregory das vorgeschlagen hat.
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Naggan
Anfänger


Anmeldungsdatum: 04.09.2016
Beiträge: 3

BeitragVerfasst am: 5. Sep 2016 19:52    Titel: Antworten mit Zitat

Lillian lässt du dir Lyrica von einem Arzt verschreiben oder besorgst du es auf Umwegen?
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Lillian
Foren-Guru
Foren-Guru


Anmeldungsdatum: 22.05.2013
Beiträge: 3894

BeitragVerfasst am: 6. Sep 2016 10:27    Titel: Antworten mit Zitat

JA, von meinem psych.Facharzt
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