Wie muß ich mich als Mutter verhalten?

Gehe zu Seite Zurück  1, 2, 3, ... 9, 10, 11  Weiter
Neues Thema eröffnen   Dieses Thema ist gesperrt, du kannst keine Beiträge editieren oder beantworten.    Drogen-Forum Foren-Übersicht -> Heroin
Vorheriges Thema anzeigen :: Nächstes Thema anzeigen  
Autor Nachricht
Zauderer
Gold-User
Gold-User


Anmeldungsdatum: 02.05.2009
Beiträge: 713

BeitragVerfasst am: 18. Mai 2009 21:54    Titel: Antworten mit Zitat

Hi stressme,

Heroin in seiner "reinform ist wirklich unbedenklich ... das kannst du sehr schön an deiner tochter sehen ... ihr haben die dreck verkauft, deswegen sieht sie so schlimm aus, nach schon so kurzer zeit ...
Ich hatte glück ich bekam mein dope am anfang von "anständigen junkys"
bei mir hat das keiner gesehen, ich war damals anfang 17.

... das "kotzen" ist normal und tut zum körperlichen zustand nichts dazu ...


Deine tochter ist noch jung, und eure familie bemüht sich auch etwas zu ändern ... , von daher stehen ihre und eure chancen recht gut ...

Was mir persönlich zu denken gibt ist die "zwangsmassnahme". Ich, bitte sei mir nicht böse, wäre dir wahrscheinlich heute noch böse ...

Mit der homeopathie ist das bei H so ne sache, weil das für den betroffenen wirkt wie ein aspirin auf drogenentzug ... nicht stark genug ist.
Damit kann man sich mal ganz schnell lächerlich machen bei seiner H abhängigen tochter ... sorry


Nochmal was anderes: Trinkt bei euch jemand alkohol oder so ?
Das ist nur eine frage damit ich mir die situation deiner tochter besser vorstellen kann ...


Zauderer

PS. Das ich einfühlsam wäre hör´ ich echt selten, aber trotzdem danke.
Nach oben
bright
Gold-User
Gold-User


Anmeldungsdatum: 09.11.2008
Beiträge: 733

BeitragVerfasst am: 19. Mai 2009 01:01    Titel: Antworten mit Zitat

Natürlich wäre mir lieb, wenn meine Tochter ihre ganzen Glückshormone anders ankurbeln würde... [/quote]
Um ankurbeln zu können, muss man Antrieb haben, um Antrieb zu haben, muss man ein positives Urteil über die Erfolgsaussicht dessen haben, was man motiviert verfolgen kann. Für ein Positives Vorurteil braucht man Glückshormone. Natürlich ist alles was die Eigenproduktion anregt erwünscht. Ein persönlicher Trainer vielleicht, der einen dazu bringt, wie ein gesunder zu leben, und es dabei vielleicht auch zu werden. Alles ist möglich, in dem Masse, in dem ich an Eigenliebe gewinne, sinkt das Suchtpotenzial. Damit der Suchtfruck, die Unruhe, die Reizbarkeit usw.
stressme hat Folgendes geschrieben:
und in Depri-Phasen halt durchhalten würde. Was mich nachdenklich macht, nicht jeder traumatisierte Mensch spritzt Heroin oder andere Drogen, auch wenn ihr Hirnstoffwechsel gestört ist

Bei vielen ist die Angst die daran hindert, trotz erbärmlicher Lebensqualität. Die Einsicht in die Verhaltensmuster der Personen könnte aber einiges zu Tage bringen. Grosses permanentes Unglück zum Beispiel, mit der sie ihre Umgebung vergiften usw. Diese sind für die sich auslebenden Süchtigen eine grosse Gefahr, weil eine Reaktionsbildung entsteht, und in Einflussreichen kreisen auch in die Gesetze einfliesst.
Ihre eigene verdrängte Sucht in Anderen verachten und bekämpfen.
Ansonsten ist ja Heroin nur das am besten geeignetsten Suchtmittel. Der Joker!
Viele versuchen es halt auch weniger geeignet.
Jeder 4. Übergewichtig, 1 700 000 tablettenabhängige, Paar Millionen Alkabhängige, Viele haben psychisch verursachte chronsche Schmerzen, die ganzen unruhigen Geister, wieviel Depressive, ca. 10 000 gelungene Suizide, und und und. Und wieviel Unglück überall.

stressme hat Folgendes geschrieben:
. Es gibt sicher andere Möglichkeiten mit gleichem Effekt, die sind natürlich viel anstrengender, das ist mir klar.

Ich höre an der Formulierung "natürlich viel anstrengender" eine unterschwellige Kritik heraus. Den Vorwurf einer Leistungsverweigerung. Ein dass man könnte, wenn man wollte. Wobei man natürlich um dem einen Sinn zu geben, vergleichen sollte was denn nun wirklich besser wäre, ob die Abstinenz wenn sie überhaupt erreicht werden kann, wirklich der bessere Weg ist.
Bisher ist es Deutschland nicht möglich Morpin als Suchtmittel verschrieben zu bekommen, obwohl es als Retardmittel die Kriterien erfüllen könnte.
Es soll ja ein legaler Weg sein, deshalb ist es realistisch von einem Ersatzmittel, einem Opioid in Rahmen eines Programmes, als Plan B in der Schublade zu haben.

stressme hat Folgendes geschrieben:
Und gerade wenn man in Depressionen hängt, ist der Antrieb schwer in Bewegung zu setzen. Zumal das bei Trauma-Menschen Dauerzustand ist.

Gibt es irgendwelche Messungen, kann mir nicht vorstellen dass, über die Bio-Chemie Deiner Tochter, oder den Pegel der Stresshormone?
Dauerzustand, das sagt alles. Da braucht man sich nur zu kleine Schuhe, oder kein Klo in der Nähe vorstellen. Die Luft anhalten , solange wie möglich nicht zu schlucken, oder nicht zu blinzeln , um ein Gefühl für Drang zu bekommen.
stressme hat Folgendes geschrieben:
Ich erhoffe mir für sie, dass sie ihren Beruf mit Tieren in die Wirklichkeit umsetzen kann. Sie liebt Tiere sehr seit ihrer Kindheit, und therapeutisch sind Tiere ja auch sehr wertvoll.

Zu Tieren hat sie Vertrauen, empfindet sie wohl wie sowas wie einen Waffenstillstand.
stressme hat Folgendes geschrieben:
Wie du sagst, Urvertrauen kann man nicht nachträglich aufholen. Das leuchtet mir ein. Ja, der biochemische Mangel wird nicht therapiert, dennoch glaube ich weiterhin dran, dass man auf natürliche Weise die Biochemie ankurbeln kann,

Das wird man ja zusätzlich auch immer machen können.
An normalen Aktivitäten, dem normalen Leben teilzunehmen, ein Buch zu schreiben, wären denkbare Massnahmen.
Jemand der eine ausgeglichene Bio-Chemie hat, wird sich hinlegen, sich wohlfühlen, kreativ sein, sich wohlfühlen. Ohne etwas dafür tun zu müssen, und auch ohne sich dieses ausgeglichene System verdient zu haben.
Warum sollte denn ein Süchtiger sich alles mit Schmerz und Leid und Kampf dem Leben abringen, wenn eine Medizin ihn in die Lebensqualität eines Gesunden befördert. Ist nicht alles, was man einem Süchtigen unterhalb dieses Lebens durch Medikamentenentzug zumutet, das ist Abstinenz, nicht nahe an der Körperverletzung. Auch wenn mans noch so gut meint.
Ich weiss es gibt die Probleme mit den Drogengesetzen, und der damit eingeschränkten Verfügbarkeit des am besten geeignetem Suchtmittel.
Trotzdem muss man einen Weg finden. Kontrolle bekommen!!!!
stressme hat Folgendes geschrieben:
Mensch ich bin selber ein Trauma-Mensch,

Traumatiesierungen, hat man festgestellt , verändern das Gehirn. werden über veränderte Gene, genetisch an die nächsten Generationen vererbt. Anpassung an die Umwelt mal negativ.
Ausserdem scheint eine Stabilisierung auch nicht geschehen zu sein.
Die kann ein selbst Traumatisierter natürlich gar nicht geben, ganz im Gegenteil, er überträgt die Ängste, auch die latenten, von denen man selbst gar nichts weiss, verdrängt zu haben glaubt. Vielleicht sogar noch eine Verwöhnung dazu. Wie sagtest Du, der Sonnenschein in einer chaotischen Familie. Auch nichts, was ich als Stabilisierend ansehen würde, was man ja vorbelastet sicher je mehr brauchen würde.
Du brauchst Dir keine Vorwürfe zu machen, wenn Du nicht absichtlich Verletzendes gemacht hast. Man muss ja auch erstmal eine, wo soll sie herkommen, entsprechende Wahrnehmung haben. Wie man sie auch für ADHS haben muss, die bei ADS schon schwieriger ist. Weil die Auffälligkeiten fehlen. Auch die Anpassung eines Kindes an die Reaktionen der Erwachsenen führt dazu, dass man die Zeichen nicht erkennt, sind es doch die die man konditioniert, durch Lachen, Beachtung, Aufmerksamkeit usw.
Das führt zur Entfremdung. Verlasse sogar von sich selbst.
Verlassensängst. Dazu die Ängste, die sie von Dir gelernt hat, Ängste, von denen Du nicht mal wusstest, dass Du sie hast.

stressme hat Folgendes geschrieben:
ich leb doch auch damit. Ist doch möglich, hab so meine Süchtlein,

Ich leb doch auch damit, ist einer dieser latenten Vorwürfe, die als "reiss Dich zusammen" beim Empfänger ankommen. Was aber entscheidend von der Fähigkeit Stress verarbeiten zu können, D2-Rezeptorendichte, abhängt.
Man konnte bei Ratten, genetisch Bedingten D2-Rezeptoren Mangel damit erzeugen, dass man den körperkontakt zu den Müttern verhinderte. Diese waren dann erhöht Streessanfällig , was sich in Angstreaktionen zeigte.
In einem Experiment mit Menschen bekamen dann Personen mit ausreichender, und Mangel an der D2-Rezp. -Dichte eine Droge verabreicht.
Die Ausgeglichenen hatten Unwohlsein bis Horrorempfindungen. Die mit dem Mangel berichteten über Glücksgefühle und angenehme Empfindungen. Aus dem Liebesentzug, der folgenden Abnahme der Rezeptordichte, schloss man, dass dies die "Neigung" Drogen zu konsumieren erhöhen würde. Und auch, dass die Reduzierung von Stress die Gene sich wieder erholen lassen würde. Eine Heilung möglich wäre.
stressme hat Folgendes geschrieben:
aber Heroin.... da kann ich mich nicht mit anbefreunden... Ich bin mit allem, was du schreibst, eigentlich einverstanden und verstehe es. Nur bitte nicht Heroin...

Fast 100 Jahre Verteufelung sind nicht ohne Wirkung auf die dadurch negativen Vorurteile geblieben.
stressme hat Folgendes geschrieben:
denn abgesehen von der Illegalität, die in den finanziellen Ruin führt, sind Süchtige Menschen doch körperlich sehr ausgelaugt davon und die

Das ist ie Illegalität, oder machen Churchill, oder Bismark, Göhring diesen Eindruck auf Dich?
Die ganzen Schmerzpatienten müssten ja binnen Wochen sterben, nichts von alledem. Es sind wirklich nur die durch die Illegalität entsehenden Nebenwirkungen.
In der Heroinstudie, legales Heroin, haben sich alle psychischen und physischen Zustände der Probanten verbessert. Bei im internationalen Vergleich geringsten (deutsch) Einstiegsdroge, bei kontinuierlicher Dosisreduzierung.
stressme hat Folgendes geschrieben:

Persönlichkeit ist eine ganz andere.

Jeder Krieg, auch der Drogenkrieg traumatisiert, und verändert die Persönlichkeit. Glaube mir es ist die Illegalität.
stressme hat Folgendes geschrieben:
Ich hab einen Sohn, der musste Ritalin nehmen, seit dem Alter von 6 Jahren. Ok, ist ja dasselbe Prinzip eigentlich. Wenn man Stoffwechsel-Probleme hat, dann regeln solche Medis, er wurde von diesem Psychostimulans sehr ausgeglichen. ¨Wirkt wie Koks...und ist legal... wie du sagst. Man muss sich also sicher sein, dass es Defizite gibt im Stoffwechsel.

Könnte man messen, will man aber nicht!
stressme hat Folgendes geschrieben:
bei Heroin, das Problem ist ja auch, dass es "gelängt" ist mit allerhand Dreck.

Dito Illegalität
stressme hat Folgendes geschrieben:
Und dann die Sache mit der Dosis... Mensch, wie sie ausgesehen hat, und nix anderes mehr zählte als der Kontakt zu dem Typen und die Droge. Ist echt keine Existenz in meinen Augen.

Dito Illegalität.
stressme hat Folgendes geschrieben:
Jetzt wo ich weiss, dass es am Hirnstoffwechsel liegt, wie bei meinem ADHS-Sohn halt auch, werde ich nach medizinischen oder naturheilpraktischen Methoden suchen.

Es wird mit Gehirnschrittmachern experimentiert.
stressme hat Folgendes geschrieben:
Mit dem Gedanken dass sie weiterhin Heroin spritzen würde, kann ich echt nicht leben. Sienahm es einen Monat lang, bevor sie in die Thera kam. Wie oft, keine Ahnung.

Entscheidend istt das Suchtpotenzial,und das hat sie sicher schon länger. Essstörung?
stressme hat Folgendes geschrieben:
Oki, das waren so meine spontanen Gedanken, jetzt, ist immer noch bissi chaotisch was ich schreibe.

Nein, ist alles völlig schlüssig, und verständlich. Sicher leichter als meins.

Wurde leider wieder zu lang. Ich kriegs kürzer einfach nicht hin.
Gruss
Nach oben
stressme
Bronze-User
Bronze-User


Anmeldungsdatum: 15.05.2009
Beiträge: 72

BeitragVerfasst am: 19. Mai 2009 07:08    Titel: Antworten mit Zitat

@Zauderer
Eigentlich hattest du dann großes Glück, sauberes Heroin auf dem Schwarzmarkt zu kriegen. Ist wohl eher selten, stell ich mir vor. Du warst aber auch verdammt jung. Es soll ja sogar Heroin zirkulieren, das mit Rattengift gelängt ist... Schauder... Hab ich meiner Tochter auch erzählt. Da war sie auch sichtlich erschrocken. Sie hatte auch sehr schnell abgenommen, sie sagt, sie finde die Nebenwirkung toll, keinen Hunger zu haben. Ich kann mir vorstellen, dass dies von der reinen Substanz Heroin kommt, da sie ja auf den Hirnstoffwechsel wirkt. Das wäre für sie jedenfalls ein einfacher Weg abzunehmen...
Jo, die Zwangsmaßnahme war ein "gefährliches Spiel", hätte total in die Hose gehen können, was anfangs auch der Fall war. Sie hat sich ja auch ne Weile allem entgegengesetzt. Der Vorteil ist, sie zeigt mir immer sehr deutlich wie sie zu etwas steht. Vor Kurzem gab sie mir zu, ich sei einer der einzigen Menschen, bei dem sie Wut zulassen kann. Und somit weiß ich auch ob sie täuscht oder nicht täuscht. Nach der anfänglichen Trotzphase in der Therapie kam dann die Aeusserung, sie lasse das dann halt alles über sich ergehen um schnell wieder raus. Jo, das klang tatsächlich gefährlich. Mittlerweile höre ich von der Station, dass sie sehr gut mit macht. Denn dort waren anfangs ihr Trotz und der Mangel an Motivation auch nicht zu übersehen. Ich denke das Vortäuschen hält doch niemand unentdeckt durch auf Weile.
Wenn ich sie besuche, fragt sie mir normalerweise mein Handy, um sms zu machen. Ich habs ihr nicht verboten. Sie schrieb ihrem Freund, mit dem sie Heroin zu sich nahm. Nun tut sie das überhaupt nicht mehr, und kontaktiert andere Leute. Ich denke sie strengt sich tatsächlich an. Nur sie war auf dem "Geschmack"... das gibt mir zu denken.
Nein, bei uns trinkt niemand, raucht niemand. (Keine Angst, wir haben andere Laster, grins)... also ich meine uns als Eltern. Mein Sohn, jüngster, der mit ADHS, ist immer sehr problematisch gewesen, hatte auch Alk und Drogenproble (unter anderem...) und ist leider jetzt im Gefängnis. Für meine Tochter der glatte Horror. Für uns natürlich auch, aber sie hat es in dem Sinne am heftigsten getroffen, weil es zusätzlich in ihre Pubertätsjahre fiel, und sie eh aus ihrer bedrückenden Kindheit geschwächt war.
Sag, bist du eigentlich noch drauf, wenn ich fragen darf? Du bist als Gold- oder Silber-User eingetragen, weiss nicht mehr genau. Ich muss mich eh mal schlau machen, was das alles heißt.
Du bist eigentlich trotz Offenheit und Direktheit immer noch einfühlsam, obschon das widersprüchlich klingt. Ich bin für Direktheit und Offenheit jedenfalls sehr dankbar, glaub das mal. Und unter "einfühlsam" verstehe ich nicht Zucker um den Mund schmieren, grins, sondern sich anstrengen mit zu empfinden, sich die Zeit nehmen zu verstehen. Das tust du doch. Danke
@bright: bei dir gilt wieder: 2 x lesen um 1 x zu verstehen. Ich im Laufe des Tages antworten.
Lieben Gruß an euch beide
Nach oben
Zauderer
Gold-User
Gold-User


Anmeldungsdatum: 02.05.2009
Beiträge: 713

BeitragVerfasst am: 19. Mai 2009 10:40    Titel: Antworten mit Zitat

... Heroin als diätmittel hab ich schon öfter gehört ... und wurde das von einer blinden (EX) - junkyFrau auch erstmal gleich gefragt ob ich das unteranderem auch nehme zum abnehmen ...
Konnte ich aber für mich verneinen, weil meine mutter wirklich übergewichtig war, somit hatte ich auch nicht so unbedingt probleme mit meinem eigenen gewicht ... selbst wenn es 10 kilo gewesen wären, der unterscheid war sonnenklar ....

Das mit dem rattengift hab ich mehr gehört als etwas davon gesehen ... gabs schon ist aber nicht die regel ... meistens "edelweiss" oder medikamente ... oder was auch immer zur hand Puddingpulver , zucker usw., und wenn du glück hast nur das holländische "saubere" streckmittel dessen name mir entfallen ist ...
Ich mach mal ne umfrage in meinem "park" wann die sowas zuletzt gesehen haben ... oder gleich hier im forum ...

Vielleicht will deine tochter auch "nur" zu ihrem bruder ... auf irgend einem abgefahrenen weg ...


Das bild was du mir von deiner tochter beschreibst ist wirklich sehr positiv und auch den rahmen den sie nach der tera (wann kommt sie eigendlich wieder nach hause ?) vorfindet plus euren "Zoo" ... , und ich seh´ da auch eine zukunft, aber das mit dem auf den "geschmack" gekommen ist das gefährliche ... Die erinnerung daran lässt manchmal das gehirn aussetzen ...


Ganz davon abgesehen das ich neulich nen krassen alkoholabsturz hatte bin ich weitgehend "clean". Dh. spätestens alle 2 - 3 Jahr kauf ich mir 3 bis 5 gramm dope, ausserdem hab ich nie aufgehört zu kiffen , das tut mir gut das lindert ein bisschen die schmerzen ...


Zauderer
Nach oben
worstcase
Gold-User
Gold-User


Anmeldungsdatum: 28.11.2008
Beiträge: 596

BeitragVerfasst am: 19. Mai 2009 13:04    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo!
ich möchte hier nur kurz ein lob an bright und zauderer loswerden. eure beiträge sind wirklich gut, verständlich, interessant, auch einfühlsam, informativ und und und...einfach super zu lesen. also danke dafür. ihr helft damit nicht nur stressme.

da eh schon auf alles eingegangen wurde, möchte ich mich auch gar nicht viel einmischen.
mich hat nur folgendes besonders angesprochen und bei mir kann ich wirklich sagen: da lag der hund begraben:
Zitat:
Um ankurbeln zu können, muss man Antrieb haben, um Antrieb zu haben, muss man ein positives Urteil über die Erfolgsaussicht dessen haben, was man motiviert verfolgen kann. Für ein Positives Vorurteil braucht man Glückshormone

bildlich gesprochen: stell dir vor, du sitzt allein auf einer kleinen, schroffen insel. von deiner insel aus kannst du land sehen, aber es ist zu weit zu schwimmen. ausserdem ist das wasser voll haie usw.
du hast kein holz, um eine brüke zu bauen und keine einzige andere möglichkeit, von dieser insel wegzukommen.

wie soll man hoffnung haben, wenn der weg absolut unmöglich scheint?

bei mir war es so, dass ich sogar wusste, wie ich gerne anders leben würde , aber der weg dorthin schien mir so absolut unmöglich, dass ich immer wieder nach kurzen anläufen aufgab.
wenn man eine droge gefunden hat, die einen diesen furchtbaren schmerz und diese hoffnungslosigkeit kurz vergessen lässt, dann ist das nach einiger zeit automatisch das mittel der wahl.

ich wünsch dir weiterhin alles gute.
und nochmal: ich finde deinen einsatz und dein interesse bemerkenswert und toll. das ist keineswegs selbstverständlih und du hast meinen allergrößten respekt dafür!
lg karo

ps:
Zitat:
stressme hat Folgendes geschrieben:
ich leb doch auch damit. Ist doch möglich, hab so meine Süchtlein,


nicht von dir auf andere schliessen. jeder mensch ist anders und jeder kann verschiedene dinge anders verkraften und verarbeiten. was für dich schwer aussieht, kann für andere ein leichtes sein und umgekehrt. bitte das nicht vergessen!
Nach oben
stressme
Bronze-User
Bronze-User


Anmeldungsdatum: 15.05.2009
Beiträge: 72

BeitragVerfasst am: 19. Mai 2009 23:29    Titel: Antworten mit Zitat

@bright:
Ehrlich gesagt, mich hindert auch die Angst dran, (harte) Drogen zu nehmen... Bei Heroin, also in der Illegalität, kann man ja nicht mehr von Lebensqualität reden, obschon man sich zeitweise besser oder glücklicher fühlt. Im Verhältnis ist das Zerstörerische ja viel schwerer in der Waage.
Jo, ich habe geäussert, andere Methoden als (harte)Drogen um seinen Hirnstoffwechsel auf die Reihe zu kriegen seien halt anstrengender. Das habe ich eigentlich nicht als Kritik gesagt, sondern als Feststellung. Und es ist halt wichtig, Schwächen zu erkennen bevor man sie überhaupt bekämpfen kann. Es ist also nicht der Vorwurf einer Leistungsverweigerung, sondern die Feststellung dass sich eher für den einfach erscheinenden Weg entschieden wird als für den Anstrengenden. Hm, dass man unbedingt könnte, wenn man wollte, will ich damit auch nicht behaupten. Man könnte, wenn man sich anstrengen würde, und man ist aus irgendeinem Grund unfähig (geworden) sich anzustrengen (z.B. wegen Depression, Trauma usw.). Ist also kein Vorwurf, sondern ein Bewusst-Machen, eine Feststellung, die notwendig und Ansatz ist, um was zu ändern. Das mit den zu kleinen Schuhen und dem fehlenden Klo hast du wirklich sehr gut und treffend dargestellt. So kann man echt nachempfinden. Ja, auch der Waffenstillstand mit den Tieren hast du treffend geschildert. Das empfindet sie mit Sicherheit so. Daran hatte ich nicht gedacht. Tiere sind natürlich noch weitgehender therapeutisch wertvoll. Zwar, wenn ich es mir überlege, sie ist mit Tieren aufgewachsen, es hat sie nicht viel genützt, in dem Sinne. Denn Tiere haben wir immer noch...

Bright schreibt: "Warum sollte denn ein Süchtiger sich alles mit Schmerz und Leid und Kampf dem Leben abringen, wenn eine Medizin ihn in die Lebensqualität eines Gesunden befördert."

Ich bin immer noch nicht wirklich davon abzukriegen, dass jeder Mensch (mehr oder weniger) Schmerz und Leid hat, und erst in dem Moment zum "Süchtigen" wird, wo er sein Leid und Schmerz sowie das abringende Kämpfen im Leben nicht bereit ist zu akzeptieren. Somit wären suchtgefährdete Menschen nicht unbedingt solche, die das meiste Leid oder den meisten Schmerz haben, sondern diejenigen, die die geringste Frust- oder Schmerztoleranz haben, weil ihr Hirnstoffwechsel es anders nicht ermöglicht. Mein Sohn mit sehr starkem ADHS hat manchmal ziellos um sich geschlagen, ohne seine Kraft zu dosieren. Das lag auch am Hirnstoffwechsel, denn unter Ritalin lief alles ganz anders. Erstaunlicherweise hat er aber meineTochter nie geschlagen und nie einem Tier den geringsten Schmerz zugefügt. Da funktionnierte der Hirnstoffwechsel besser. Warum? Jo, in diesen Situationen gab es stärkere Reize ans Hirn, die ihm den Stoffwechsel anheizten. Daraus schließe ioch, dass man - zumindest teilwese - auf seinen Hirnstoffwechsel selber einwirken kann. Alles funktionniert ja mit Botenstoffen und Hormonen. Wenn das was ich sage als unterschwelligen Vorwurf rüber kommt, ist das nicht meine Absicht. Um Dinge ändern zu können, muss man sie erst verstehen lernen, es zumindest versuchen und Zusammenhänge erkennen lernen. Das versuche ich, tastend, mit eurer Hilfe.

Bright schreibt: "Traumatiesierungen, hat man festgestellt , verändern das Gehirn. werden über veränderte Gene, genetisch an die nächsten Generationen vererbt. Anpassung an die Umwelt mal negativ.
Ausserdem scheint eine Stabilisierung auch nicht geschehen zu sein.
Die kann ein selbst Traumatisierter natürlich gar nicht geben, ganz im Gegenteil, er überträgt die Ängste, auch die latenten, von denen man selbst gar nichts weiss, verdrängt zu haben glaubt. Vielleicht sogar noch eine Verwöhnung dazu. Wie sagtest Du, der Sonnenschein in einer chaotischen Familie. Auch nichts, was ich als Stabilisierend ansehen würde, was man ja vorbelastet sicher je mehr brauchen würde. "

Da gebe ich dir hundert Prozent recht, da gibt es nix Anderes dazu zu sagen!

Bright schreibt: "Du brauchst Dir keine Vorwürfe zu machen, wenn Du nicht absichtlich Verletzendes gemacht hast. "

Wenn auch keine Vorwürfe, dann doch Einsicht und Erkenntnis, das ist Voraussetzung um auch bei mir was zu ändern.

Bright schreibt: "Zitat: *Ich leb doch auch damit*, ist einer dieser latenten Vorwürfe, die als "reiss Dich zusammen" beim Empfänger ankommen. Was aber entscheidend von der Fähigkeit Stress verarbeiten zu können, D2-Rezeptorendichte, abhängt.

Das kommt vielleicht beim Empfänger als latenter Vorwurf an, soll ihm aber auch vermitteln, dass es halt möglich ist, selber was zu ändern. Es soll vermitteln, dass man in sich manchmal ungeahnte Kräfte hat, und man die auch mobilisieren sollte. Was sich ganz sicher nicht negativ auf den Hirnstoffwechsel auswirkt.

Jo, die Illegalität und alles was sie mit sich zieht, sind das Allergefährlichste an Heroin, da hast du mir die Augen geöffnet, Bright. Ich versuche mir Gedanken über legale Wege zu machen. Und wenn, soll sie diese als Krücke ansehen, die man nach einer Zeit wieder ablegen sollte, nicht als Dauerzustand oder als einziges Hilfsmittel. Ich spüre dass du das nicht wirklich so siehst. Ich finde es in dem Sinne schade, weil du trotz enormem Wissen und großem Engagement hier im Forum dir doch leider für dich selber nicht sehr viel zuzutrauen scheinst. Das ist echt schade, denn, wie Worstcase es sagt, verdienst du, wie auch Zauderer, ein wirklich sehr großes Lob hier.
Grüß dich
Nach oben
stressme
Bronze-User
Bronze-User


Anmeldungsdatum: 15.05.2009
Beiträge: 72

BeitragVerfasst am: 19. Mai 2009 23:43    Titel: Antworten mit Zitat

@Zauderer

Zauderer schreibt: "Heroin als diätmittel hab ich schon öfter gehört ... "

Und das macht mir richtig Angst, denn sie ist mit ihrem Körpergewicht überhaupt nicht zufrieden, auch wenn sie gar nicht mal übergewichtig ist. Sie hat da ne tolle "Nebenwirkung" entdeckt, dabei haben alle anderen Versuche abzunehmen immer wieder gescheitert.

Zauderer schreibt: "Vielleicht will deine tochter auch "nur" zu ihrem bruder ... auf irgend einem abgefahrenen weg ... "

Gaaanz genau, Zauderer, du hast es erfasst. Das spielt bei allem ne Riesenrolle.

Zauderer schreibt: "Das bild was du mir von deiner tochter beschreibst ist wirklich sehr positiv und auch den rahmen den sie nach der tera (wann kommt sie eigendlich wieder nach hause ?) vorfindet plus euren "Zoo" ... , und ich seh´ da auch eine zukunft, aber das mit dem auf den "geschmack" gekommen ist das gefährliche ... Die erinnerung daran lässt manchmal das gehirn aussetzen ..."

Und im Moment läuft es immer positiver. Ich war heute da, und war sehr glücklich sie in so gutem und willigem Zustand zu spüren. Ich weiss noch nicht wann sie nach Hause kommen wird. Mir ist zwar wichtig, dass sie bevor sie kommt genügend stabilisiert ist, auch wenn sie uns sehr fehlt, ist mir doch lieber sie bleibt lange genug, damit sie nicht gleich wieder umkippt. Ja, dass sie auf den Geschmack gekommen ist, macht mir extrem viel Angst. Als würde ich ab heute keine Schokolade mehr essen... unvorstellbarer Gedanke!

Zauderer schreibt: "Ganz davon abgesehen das ich neulich nen krassen alkoholabsturz hatte bin ich weitgehend "clean". Dh. spätestens alle 2 - 3 Jahr kauf ich mir 3 bis 5 gramm dope, ausserdem hab ich nie aufgehört zu kiffen , das tut mir gut das lindert ein bisschen die schmerzen ..."

Wow, Respekt, das ist ne tolle Leistung. Nur weiter so!

-Grüss dich
Nach oben
worstcase
Gold-User
Gold-User


Anmeldungsdatum: 28.11.2008
Beiträge: 596

BeitragVerfasst am: 19. Mai 2009 23:50    Titel: Antworten mit Zitat

hi!
Zitat:
Das kommt vielleicht beim Empfänger als latenter Vorwurf an, soll ihm aber auch vermitteln, dass es halt möglich ist, selber was zu ändern. Es soll vermitteln, dass man in sich manchmal ungeahnte Kräfte hat, und man die auch mobilisieren sollte.

genau das ist aber oft das problem: andere sagen einem, dass man es schaffen könnte und die kräfte dazu hat....aber man schaut in sich hinein und um sich herum...und da ist nichts!
im gegenteil, man sieht nur, dass es für einen selber unmöglich ist, da je wieder raus zu finden.

gerede über das mobilisieren von kräften, auch wenn es noch so gut gemeint ist, bewirkt dann oft, dass man sich noch unzulänglicher fühlt, schon wieder versagt hat.
man kann nichts mobilisieren, wo nichts da ist. und zu merken, dass eben doch etwas da ist...das braucht zeit.
Nach oben
stressme
Bronze-User
Bronze-User


Anmeldungsdatum: 15.05.2009
Beiträge: 72

BeitragVerfasst am: 19. Mai 2009 23:56    Titel: Antworten mit Zitat

@worstcase

Worstcase schreibt: "ich möchte hier nur kurz ein lob an bright und zauderer loswerden. eure beiträge sind wirklich gut, verständlich, interessant, auch einfühlsam, informativ und und und...einfach super zu lesen. also danke dafür. ihr helft damit nicht nur stressme. "

Das kann ich nur bestätigen... das ist wirklich toll

Deine bildliche Darstellung mit der kleinen schroffen Insel ist ein guter VErgleich, der zwar zu verstehen hilft. Anderseits sollte man eine Situation auch nicht gleich als verloren sehen, bevor man analysiert hat ob sie wirklich verloren ist... Du sagst : "Wie soll man Hoffnung haben, wenn der Weg absolut unmöglich scheint. SCHEINT! heisst ja nicht, dass er absolut unmöglich IST!

Worstcase schreibt: "bei mir war es so, dass ich sogar wusste, wie ich gerne anders leben würde , aber der weg dorthin schien mir so absolut unmöglich, dass ich immer wieder nach kurzen anläufen aufgab.
wenn man eine droge gefunden hat, die einen diesen furchtbaren schmerz und diese hoffnungslosigkeit kurz vergessen lässt, dann ist das nach einiger zeit automatisch das mittel der wahl. "

Jo, wenn man einmal erfahren hat, dass das gut funktionniert, sieht man nicht ein, wieso man es denn noch anders versuchen sollte. Das ist die Gefahr, die ich auch für meine Tochter sehe. Jetzt ist sie in geschützter Umgebung und alles läuft bestens und sie hat super guten Willen und allerbeste Vorsätze. Irgendwann steht sie wieder draußen, wo sie mit dem Leben konfrontiert ist. Sie hat die Möglichkeit zu verschiedenen Wegen. ja, dieses "automatisch Mittel der Wahl" liegt verdammt nahe... Sch....
Ich hab Momente großer Hoffnung, dennoch will ich mir nix vormachen. Ist schwer...

Worstcase schreibt:
"ich wünsch dir weiterhin alles gute.
und nochmal: ich finde deinen einsatz und dein interesse bemerkenswert und toll. das ist keineswegs selbstverständlih und du hast meinen allergrößten respekt dafür! "

Oh, vielen Dank, das sind liebe, ermutigende Worte. Für mich ist es zwar selbstverständlich und ich könnte gar nicht anders. Ich liebe meine Tochter doch, und man sollte nie einen Menschen aufgeben, sonst gibt er sich selber auf.
LG
Nach oben
Gwendoline
Silber-User
Silber-User


Anmeldungsdatum: 06.05.2009
Beiträge: 288

BeitragVerfasst am: 20. Mai 2009 04:31    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo stressme,

erstmal muss ich sagen, dass ich es wirklich lobenswert von Dir finde, dass Du hier im Forum unterwegs bist mit dem Ziel, Deine Tochter ein bisschen besser zu verstehen, indem Du Dich mit anderen "Betroffenen" austauschst.
Gerade in der Situation, in der sich Deine Tochter jetzt befindet, ist es wichtig, nicht mit Vorwürfen überhäuft und Klischees konfrontiert zu werden.

Ich verstehe die Situation, in der sich Deine Tochter jetzt befindet, recht gut, ich habe auch mit 16 das Heroin "für mich entdeckt" und Gefallen am Konsum gefunden, bis meine Eltern irgendwann dahinterkamen, dauerte es allerdings erheblich länger als in Deinem Fall.

So eine stationäre Entgiftumgsmaßnahme, wie sie Deine Tochter jetzt durchläuft, ist sicherlich zunächst mal der richtige Weg, allerdings meist alleine nicht ausreichend, da in einer Entgiftung in der Regel recht wenig wirkliche Therapie stattfindet, aber Du hast ja von Psychologengesprächen etc. geschrieben!?


Da Deine Tochter erst einen Monat drauf war, wenn ich das richtig verstanden habe, dürfte der körperliche Entzug (noch) nicht so der Hammer sein, umso länger man drauf war, umso heftiger und folglich auch umso schwieriger wird der Entzug.
Das größte Problem ist allerdings meiner Meinung nach die Psyche, egal, wie lange jemand drauf gewesen ist.
Man gewöhnt sich daran, seine Probleme/Ängste/Depressionen/etc. ... mit der Droge Heroin "wegzudrücken" - im wahrsten Sinne des Wortes.

Du hast ja geschrieben, dass Deine Tochter bereits vor ihrer Heroinzeit Essstörungen etc. hatte, deswegen wäre eine Langzeittherapie, wo allgemeine Psychotherapie mit Drogentherapie kombiniert wird, vielleicht gar nicht mal so schlecht für Deine Tochter.
Wobei es vermutlich schwierig sein wird, da für eine 16-jährige das Passende zu finden, da die meisten Kliniken doch sehr auf Erwachsene ausgerichtet sind.
Aber erkundigen/schlau machen in diese Richtung könnte wahrscheinlich nicht schaden.

Eine Perspektive ist auch wichtig, Ziele setzen, hinter denen man selbst steht und für die man bereit ist, etwas zu tun und dafür zu kämpfen (natürlich nicht ganz einfach und kann auch schiefgehen).
Ausbildung als Tierpflegerin hört sich ja nicht schlecht an, es gibt ja mittlerweile auch Therapien, wo Tiere mit einbezogen werden, soetwas wäre evtl. auch etwas für Deine Tochter?


Betreff anschließender Therapien etc. können einem Sozialarbeiter in der Klinik meist ganz gut Auskunft geben.


Ich wünsche Deiner Tochter und Dir natürlich auch alles, alles Gute
Nach oben
Zauderer
Gold-User
Gold-User


Anmeldungsdatum: 02.05.2009
Beiträge: 713

BeitragVerfasst am: 20. Mai 2009 08:17    Titel: Antworten mit Zitat

... - ... es ist so schön festzustellen das es in dieser welt doch noch ehrlichkeit und respekt gibt ...

Hier wimmelts an wahrheiten ... fühlt sich gut an ! Vielen, vielen dank ...


@ stressme


... zu dem "knastbruder"

... mein erster spontaner gedanke dazu war: Pack das kind ein und bring sie zu ihm ... da bin ich aber selber noch nicht durch mit ... grundsätzlich halte ich das aber für nötig ... ... ...



Zauderer
Nach oben
stressme
Bronze-User
Bronze-User


Anmeldungsdatum: 15.05.2009
Beiträge: 72

BeitragVerfasst am: 20. Mai 2009 08:23    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo Gwendoline,

Gwendoline schreibt:"erstmal muss ich sagen, dass ich es wirklich lobenswert von Dir finde, dass Du hier im Forum unterwegs bist mit dem Ziel, Deine Tochter ein bisschen besser zu verstehen, indem Du Dich mit anderen "Betroffenen" austauschst. "

Verstehen ist mir enorm wichtig. Heroin spritzt man ja nicht aus heiterem Himmel, einfach so zum Spass. Der Austausch mit betroffenen Leuten hilft Gründe verstehen, aber auchzu verstehen was eigentlich gesucht, gebraucht oder ersetzt werden will. Ich bin echt dankbar Leute hier zu treffen, bei denen ich so viel lernen Kann. Mir wurde eine Eltern-Selbsthilfegruppe empfohlen, aber ich denke geholfen wird mir eher hier als in einer "Jammer-Gruppe", die mich, vielleicht eher entmutigen würde. Das soll jetzt kein negativer Stempel für Selbsthilfegruppen sein, sondern eine Darstellung, wie der Gedanke an eine "Eltern-Selbsthilfegruppe süchtiger Kinder" auf mich wirkt. Mich verstehe ich soweit, aber es kommt jetzt drauf an, dass ich meine Tochter verstehen lerne.

Gwendoline schreibt: "Ich verstehe die Situation, in der sich Deine Tochter jetzt befindet, recht gut, ich habe auch mit 16 das Heroin "für mich entdeckt" und Gefallen am Konsum gefunden, bis meine Eltern irgendwann dahinterkamen, dauerte es allerdings erheblich länger als in Deinem Fall."

Ach, das war bei dir dann auch verdammt früh, wieso hatten deine Eltern so lange nichts gemerkt? Ich hatte den Verdacht sofort, weil der Freund von ihr bekannt ist für harte Drogen. Leider ist er auch beim Jugendgericht bekannt, bereits mehrere Jugendliche an den Abgrund geführt zu haben. Wobei ich zwar eher denke, SIE hat sich eine Person ausgesucht, die ihr die Möglichkeit gab, für sich das Richtige zu finden. Vor Allem sie selber sieht das so, und hat mir von Anfang an klar gemacht, er sei an nix Schuld, sie habe es selber gewollt.
Anderseits war so offensichtlich, wie sehr sie ausgenutzt wurde. Aber davon wollte sie damals nix hören. Klar, sie war verliebt... Jedenfalls, mal abgesehen vom Verdacht wegen dem Freund, fielen mir eine Reihe Dinge an meiner Tochter auf, die mich in mir allergrößten Verdacht weckten, und ich ließ keine Ruhe. Mir war als würde man mir das Herz und die Eingeweide aus dem Leib reißen. In dem Monat bevor sie in Thera kam, hab ich 8 Kilo abgenommen, ich hatte ne ganz schlimme Essblockade, dabei bin ich selber eher ne Ess-Süchtige. Das sag ich nicht, weil ich jammern möchte, sondern, um zu zeigen, was in mir die Energie ausgelöst hat, etwas zu unternehmen. Sie hätte tot irgendwo liegen können. Sie hätte Aids oder Hepatite C erwischen können(dagegen ist sie zwar geimpft). Außerdem hat mich der Anblick dieses so raschen und krassen sozialen, psychischen und körperlichen Zerfalls regelrecht krank gemacht und ich wäre selber mit zugrunde gegangen. Ein Wesen, das man liebt, vor seinen Augen zugrunde gehen zu sehen...da wehrt man sich! Oft sagte sie mir "es ist MEIN Leben". Wie recht sie hat! Dennoch bin ich extrem dankbar dafür, dass sie damit nicht erst mit 18 angefangen hat. Dann hätte ich nix tun können, und fürs Zureden hätte sie sich von sich nicht geöffnet. Zumindest hat sie jetzt die Gelegenheit, etwas für sich selber zu tun. Uebrigens war sie nur 8 Tage in einer Abteilung für körperlichen Entzug. Die körperliche Abhängigkeit war sehr gering. Gottseidank.
Wie du sagst, das Psychische ist ja das eigentliche Problem. Die Station wo sie jetzt ist, ist eine therapeutische Station, wo Jugendliche mit Problemen erst therapiert, dann rehabilitiert werden sollen. Hier in Luxemburg sind wir nicht wirklich gut eingerichtet... aber auf der Station gibt es eine Reihe wirklich kompetente Leute. Die leitende Psychiaterin ist Deutsche und arbeitet erst seit 3 Jahren hier in Luxemburg. Vorher gab es hier keine ähnliche Einrichtung hier in Luxemburg. Diese hier ist erst vor 3 Jahren entstanden.
Meiner Tochter wurde der Vorschlag einer Langzeittherapie in Deutschland gemacht. Ich sollte Adressen finden, bin auf "Cleankick" bei Ravensburg gestoßen. Diese Einrichtung gefiel mir unheimlich gut, aber meine Tochter macht die Therapie lieber hier in Luxemburg. Ist sowas wie Trennungsangst...

Gwendoline schreibt:"Man gewöhnt sich daran, seine Probleme/Ängste/Depressionen/etc. ... mit der Droge Heroin "wegzudrücken" - im wahrsten Sinne des Wortes. "

Ja, genau so ist es denke ich : Wenn das Grundproblem auch eine wegen Erlebnissen und Traumas gestörte Hirnchemie ist, wie ich hier gelernt und verstanden habe, ist es doch aber so, dass man seine Hirnchemie nicht zur definitiven Trägheit "erziehen" oder verurteilen sollte. Man hat eigene Ressourcen, man sollte sie erkennen und in Bewegung setzen, man braucht tatsächlich Hilfe aber man sollte seine gestörte Hirnchemie nicht als Fatalität betrachten. Jedenfalls nicht im Falle eines Konsums harter, illegaler Drogen. Ich hab das Buch "Vom Junkie zum Ironman" von Andreas Niedrig gelesen. Er hat ja eigentlich einen Weg gefunden, sich seine Glückshormone anders zu verschaffen als mit Heroin.

Punkto Hirnchemie hab ich von Bright viel dazugelernt, und auch in Bezug auf Illegalität. Da hat sie mir wirklich die Augen geöffnet.

Gwendoline, dein Ausdruck "mit der Droge Heroin Probleme/Aengste usw. *wegdrücken* ist sehr treffend. Man drückt etwas einfach weg, aber man läd sich doch eigentlich noch schlimmere Probleme auf, als die, die man weg drückt. Denn bei Heroin geht es um Lebensgefahr, um sozialen, körperlichen uns psychischen Zerfall. Selbstmord auf Raten, nenn ich das. Also, ich rede, wie Bright es ausdrückt "von der Illegalität". Damit ist gemeint, was diese Illegalität so alles mit sich bringt... Und das ist enorm zerstörerisch.

Gwendoline schreibt: "
"Eine Perspektive ist auch wichtig, Ziele setzen, hinter denen man selbst steht und für die man bereit ist, etwas zu tun und dafür zu kämpfen (natürlich nicht ganz einfach und kann auch schiefgehen).
Ausbildung als Tierpflegerin hört sich ja nicht schlecht an, es gibt ja mittlerweile auch Therapien, wo Tiere mit einbezogen werden, soetwas wäre evtl. auch etwas für Deine Tochter? "

Sehr wichtig sogar sind Perspektiven und Ziele. Das selber dahinter stehen und dafür selber kämpfen ist nur manchmal das Problem. Ihr Ziel ist Tierpflegerin, und sie hat ne Leidenschaft gehabt für Tiere als Kind, diese Leidenschaft ist sehr stark in ihr verwurzelt. Somit hoffe ich, dass sie auf diesem Weg eine Möglichkeit für sich findet, dem Sumpf der harten Drogen zu entkommen. In Deutschland gibt es einige therapeutischen Einrichtungen mit Tieren. Diese "Clean-Kick"-Einrichtung hat auch Hippotherapie. Diese Möglichkeit hat sie aber auch hier in Luxemburg in dieser Klinik wo sie jetzt ist. Die haben nen haus-eigenen Stall. Das ist super, denn meine Tochter reitet seit dem Alter von 7 Jahren. Wir haben eigene Ponys, danach hatte sie ein Pferd, mit dem sie durch unsere wunderschöne Natur wirklich schön ausgeritten ist. Mit der Pubertät kam dann die tiefe Krise, die jetzt gut 3 Jahre anhält. Und sie verlor das Interesse am Reiten auch. Jetzt kriegt sie wieder Lust dazu.

Mir machte die psychische Abhängigkeit von ihrem heroinsüchtigen Freund auch Sorgen. Psychische Abhängigkeit kann sehr schlimm sein, und hat natürlich Gründe. Sie scheint sich von ihm lösen zu wollen, das ist für sie wohl harte Arbeit. Aber er "hilft" ihr dabei, denn er bekam Schiss durch die ganze Sache, die jetzt in Gang gekommen ist und wo der Jugendschutz eingeschaltet wurde. Er ist obdachlos, ruiniert und teilweise kriminell... natürlich ist dies das Resultat der Illegalität. Ist ja nicht anders möglich.

Danke Gwendoline, und lieben Gruss
Nach oben
stressme
Bronze-User
Bronze-User


Anmeldungsdatum: 15.05.2009
Beiträge: 72

BeitragVerfasst am: 20. Mai 2009 08:40    Titel: Antworten mit Zitat

@Zauderer

Jo, das Kind besucht ihren Knastbruder regelmässig, das hätte ich ihr nie vorenthalten. Wenn ich ihn besuche (das ist einmal pro Woche) dann hab ich sie stets gefragt, ob sie mit will. Sie darf das entscheiden, sie darf die Möglichkeit haben, aber sie soll es nicht als Zwang empfinden. Im Moment sieht sie ihn nicht, klar, sie ist ja auf geschlossener Station. Aber er darf sie anrufen, und sie sind schriftlich in Kontakt miteinander. Wie du denke ich auch, dass der Kontakt für sie enorm wichtig ist. Es wäre Hölle für sie, ihn nicht sehen oder hören zu dürfen. Meine beiden Söhne sind aus Peru adoptiert, die Tochter ist leiblich. Die drei Kinder sind innerlich sehr stark miteinander verbunden, worauf ich immer sehr stolz war. Traurig macht mich natürlich das Revers der Medaille: Wenns einem schlecht geht, lässt sich der (hier die) andere mitziehen. Mein ältester Sohn leidet auch, kämpft aber tapfer für sich, was ja auch nicht einfach ist. Zwei Menschen, die er über alles liebt, sind in der Sackgasse gelandet. Dass er tapfer weiter ringt, ist sehr lobenswert. Denn er hatte selber einen sehr schweren Start ins Leben. Er hat, wie sein jüngerer Bruder, elendlich auf der Strasse gelebt, war krank und verkümmert. Er war bereits 4 Jahre alt, als er nach Luxemburg kam, hatte eine schwere Trennung von seiner leiblichen Mutter mitgemacht damals, und die Einwanderung nach Luxemburg war ein regelrechter Kulturschock. Auch sein Hirnstoffwechsel wurde sehr beeinträchtigt, und auch ihm fällt der Alltag dadurch nicht leicht. Dennoch sehe ich ihn tapfer strampeln. Er ist Koch, und wenn es ihm schlecht geht, kocht er am Besten, sagt er von sich selber. Seine Arbeit ist sozusagen seine Droge. Er hat für sich einen gesunden Weg gefunden, und das freut mich für ihn. Mein Sohn, der im Gefängnis ist, hat ein sehr heftiges Urteil, da er hauptsächlich wegen seinem ADHS in die Kriminalität rutschte. Wie alle ADHS-ler (die Richtigen) ist er ein Mensch der Extreme. Einerseits kann er wirklich brutal austicken,anderseits hat er ein Herz aus Gold, er ist intelligent und ein extrem gutmütiger einfühlsamer Mensch. Sch.... Hirnchemie... aber auch da soll sie keine Fatalität bleiben. Er hat erkannt, dass er ne medikamentöse Krücke braucht. Die legale "Droge" Ritalin! Aber die allein bewirkt auch keine Wunder, das scheint auch er verstanden zu haben. Er muss selber ran, wenn er auf ein ehrbares Leben nochmal hofft.
Nach oben
stressme
Bronze-User
Bronze-User


Anmeldungsdatum: 15.05.2009
Beiträge: 72

BeitragVerfasst am: 20. Mai 2009 09:17    Titel: Antworten mit Zitat

Bevor ich mich jetzt in den Alltag und in meine Arbeit stürze, will ich noch einen sehr schönen Satz aus Andreas Niedrigs Buch "Vom Junkie zum Ironman" hier rein schreiben:

"Du brauchst im Leben mindestens einen Menschen, der an dich glaubt"

Das halte ich für enorm wichtig. Meine Tochter hat - mindestens - so einen Menschen...

Ich wünsche euch allen hier auch so einen Menschen, vielleicht habt ihr ihn ja auch, oder mehrere. Jedenfalls habe ihier im Forum ch auch gelernt, dass Drogen nicht unbedingt Verwahrlosung bedeuten, da seid ihr lebendige Beweise. Ich staune wieviel ihr geschafft habt trotz Leiden und wünsche meiner Tochter das auch.

Einerseits wünsche ich mir ja, dieses Forum nie gebraucht zu haben, anderseits habe ich hier wirklich fantastische Menschen gefunden.

Danke und schönen Tag an euch alle. Nun tauche ich in meine Verpflichtungen.
Nach oben
Zauderer
Gold-User
Gold-User


Anmeldungsdatum: 02.05.2009
Beiträge: 713

BeitragVerfasst am: 20. Mai 2009 09:41    Titel: Antworten mit Zitat

... - ... ich denk grade nur , wenn ich eine mutter gehabt hätte wie du eine bist ... wahrscheinlich hätte ich dir das erzählt ... du bist so schön "klischee" - frei (...schreibt man das so ?) und wenn du eins hast bist du gerne bereit das zu revidieren ... DU solltest eine selbsthilfegruppe gründen !!! ... - ... so mit dem namen:"wie lebe ich mit den problemen liebster menschen ohne in selbstmitleid zu zerfleissen" ... oder so ...


Zauderer
Nach oben
Beiträge der letzten Zeit anzeigen:   
Neues Thema eröffnen   Dieses Thema ist gesperrt, du kannst keine Beiträge editieren oder beantworten.    Drogen-Forum Foren-Übersicht -> Heroin Alle Zeiten sind GMT + 2 Stunden
Gehe zu Seite Zurück  1, 2, 3, ... 9, 10, 11  Weiter
Seite 2 von 11
Gehe zu:  
Impressum & Rechtliches
ForenübersichtIndex   SucheSuche   FAQFAQ   LoginLogin