Entwöhnung/Entzug und Leben unter einen Hut bringen, wie?

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Gutzufuss
Bronze-User
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Anmeldungsdatum: 29.06.2016
Beiträge: 33

BeitragVerfasst am: 2. Sep 2016 20:14    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo Klein1982.
Ich hab nun schon 6 Jahre nichts mehr zu mir genommen, und glaube mir der Weg wird immer leichter.
Einen riesigen Respekt vor Dir, das Du das so weg steckst.
Ich habe mich in dem 1. Jahr auch immer recht schwer getan, trocken zu bleiben.
Aber es wird im laufe der Zeit immer einfacher.

Aber wer deinen Weg nach verfolgt hat, der gibt mir Recht wenn ich sage:
"Du bist auf dem richtigen Weg"
Ich habe Deine Geschichte vor einiger Zeit hier im Forum entdeckt, hatte aber beruflich und familiär auch wenig Zeit das gelesenen zu kommentieren.

Kurz zu mir.
Ich bin 52 Jahre alt, und habe ein 30 jähriges sogenanntes Säuferleben hinter mir. (ca. 10 Bier jeden Abend)
Wie gesagt bin ich nun 6 Jahre trocken.
Bin verheiratet und habe 2 große Kinder. (Jungs).
Besuche regelmäßig den Freundeskreis für Suchtkrankenhilfe , dessen Leiter ich letzes Jahr auch geworden Bin.


Bedingt durch Deine Arbeitslage, ist es nicht Möglich sich einfach Hilfe zu holen.
In diesem Teil der Welt gilt Alkohol als ein Fluch.
Von daher wird sich dort kaum jemand damit auseinander setzen wollen.

Aber Wir befinden uns ja mittlerweile in einem Zeitalter wo Wir auch über tausende von Kilometern recht schnell Schreiben und Antworten können.
Erlaube mir eine Frage:
"Hast Du jemanden dort mit dem Du auf vertraulicher Art und Weise reden kannst?".

Das wäre für Dich eine sehr wichtige Stütze.

Wenn nicht bliebe nur noch Dein Chef vor Ort, wenn Du nicht allein auf Montage bist

Dieser unterliegt der Fürsorgepflicht seiner Angestellten, das heißt, das Er sich um Dein Anliegen kümmern muss.
(Hat aber auch einen Haken)
Er kann Seine Position für Sich ausnutzen, und Dich zu Sachen bringen die Du eigentlich nicht machen willst.

Besser wäre da noch ein normaler Kollege der mit Dir dort vor Ort ist.

Diese sogenannten Flashbacks ( Kühlschrank voller Alkohol)sind sicher nicht leicht zu überwinden, doch lassen diese im laufe der Zeit nach.

Was mir bei Dir aufgefallen ist, das Du häufig sagst, das Du trocken bleiben musst.

Es hört sich für mich an, das Du Dich dazu zwingen musst trocken zu Leben.

Ein Ratschlag von Mir . Ersetze das muss doch durch will.
Denn es ist eine andere Ebene auf der Du dann weiter arbeiten kannst.

Unser Wille versetzt Berge, und so tun Wir uns um ein vielfaches leichter mit der Angelegenheit.

Ich kann und darf Alkohol trinken, aber ich will Ihn nicht trinken.Das stärkt Dich in der Situation ganz erheblich.
(Ich hoffe Du verstehst was damit gemeint ist.)

Ich habe auch keinerlei psychologische Ausbildung und habe es trotz aller negativen Umstände auch geschafft.
Obwohl sind meine 6 Jahre auch kein Freibrief für ein sorgenfreies Leben.
Ich kann heute noch der Abstinent lebende Mensch sein, und schon morgen wieder vollgesoffen unter der Brücke liegen.

Dafür gibt es zig tausend Beispiele,in denen Menschen durch Ihre eigene Unachtsamkeit wieder in die Sucht gerutscht sind.

Wenn Du dort Zeit hast kannst Du gern meine Geschichte hier im Forum lesen.
Diese findest Du auf der Startseite 10 Zeilen unter Deiner Geschichte

Sie heißt : Ein Alki erzählt über sein Leben Krasser Schei. , oder?

Ich habe diese vor kurzem hier eingestellt um anderen Menschen damit Mut zu machen Ihr eigenes Leben wieder selbstbestimmt in die Hand nehmen zu können.

Ich würde mich auch über eine Rückmeldung hierzu freuen.
Gern auch unter [E-Mail-Adresse aus Datenschutzgründen entfernt. Das Suchtmittel.de-Team]

Und wenn`s Dich drückt, schreibe einfach , ich will Dir damit helfen

Bruno alias Gutzufuss
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Gutzufuss
Bronze-User
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Anmeldungsdatum: 29.06.2016
Beiträge: 33

BeitragVerfasst am: 2. Sep 2016 20:15    Titel: Antworten mit Zitat

Ja gut dann eben hier im Forum
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surreal
Platin-User
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Anmeldungsdatum: 05.06.2015
Beiträge: 2239

BeitragVerfasst am: 2. Sep 2016 21:18    Titel: Antworten mit Zitat

Gutzufuss hat Folgendes geschrieben:
Ich kann und darf Alkohol trinken, aber ich will Ihn nicht trinken.Das stärkt Dich in der Situation ganz erheblich.


Naja, das Problem ist, dass man es dann aber auch wirklich wollen muss, damit das so einen Sinn ergibt. Da müsste man wohl erstmal klären, was man mit "willen" meint. Ist es ein Ziel, das man sich durch rationale Überlegungen gesetzt hat, oder gehört zum Willen auch ein unmittelbarer, emotional vermittelter Impuls dazu? Das muss ja nicht notwendig zusammen kommen. Man kann etwa völlig überzeugt davon sein, dass es vernünftig wäre, nicht mehr zu trinken, aber gleichzeitig den Rausch immer noch angenehm finden. Was will man in der Situation? Gerade das letztere, also das unmittelbare Bedürfnis wird man wohl nicht einfach so ändern können. Da fällt mir immer der Satz von Schopenhauer ein: "Man kann zwar tun, was man will, aber man kann nicht wollen, was man will." Von daher finde ich es nicht unbedingt verkehrt, in so einer Situation eher vom "müssen" zu sprechen. Und also die Selbstdisziplinierung als Ansatz zu wählen. Da kann man nämlich wirklich geplant etwas verändern.
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Klein1982
Bronze-User
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Anmeldungsdatum: 24.04.2016
Beiträge: 75

BeitragVerfasst am: 3. Sep 2016 08:43    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo Gutzufuss,

Deine Geschichte habe ich schon gesehen Wink

Das mit dem "wollen" ist so eine Sache, wenns so einfach wäre würde ich mich ja nicht so schwer tun.
Die Aussage Ich will nichtmehr trinken wollen hört man ja immer wieder, dazu muss ich mir aber ja erstmal klar werden was ich eigentlich will.
Und ich bin mir ziemlich sicher, dass ich wenn die Situation da ist der Wille nicht zu trinken nicht ausreichend stark wäre.


Jemanden zum vertraulich reden habe ich hier nicht, auch weil viele Kollegen eben nur kurzzeitig da sind oder die Gespräche eben entweder über die Arbeit oder unter Alkoholeinfluss geführt werden, beides Dinge die ich in meiner Freizeit nicht brauchen kann. Zudem habe ich wohl verlernt offen und vertraulich zu reden...
Das ist definitiv ein Punkt an dem ich arbeiten muss.
Es gibt hier durchaus Suchthilfen, die sind aber in der Regel eher auf Tramadol spezialisiert und da ich dort während der Dunkelheit hinfahren würde macht mir unsere Sicherheitsabteilung einen Strich durch die Rechnung.
Weiter war ich ja hier beim Arzt, der hat das recht einfach abgetan: "stell dich mal nicht so an, du hast doch dein Leben noch im Griff, reiss dich halt zusammen und mach' ne Pause"

Darauf basierend war dann auch die Entscheidung meinen Chef in Deutschland an zu rufen und eben mit ihm zu reden, quasi als letzter Ausweg.

Nächster Schritt würde dann ein Suchtkrankenhelfer und der Betriebsarzt sein...

Es tut aber gut zu lesen, dass man auf dem richtigen Weg ist, es fühlt sich halt doch öfter mal was schwer an...
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Rodney
Bronze-User
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Anmeldungsdatum: 17.11.2015
Beiträge: 76

BeitragVerfasst am: 3. Sep 2016 09:29    Titel: Antworten mit Zitat

moin @ll,

also meine Erfahrung ist die dass eine reine Kopfentscheidung (auch mit emotionaler Komponente) nicht ausreicht um eine zufriedene Abstinenz zu schaffen.

Wie oft sagt man nach einem Absturz "jetzt reichts!" - und kommt bald wieder ins alte Fahrwasser.

Ich kannte mal jemanden der über Sucht so ziemlich alles "wusste", mehr als ich jemals wissen werde, er hätte darüber dozieren können - und dennoch ist er seiner Sucht erlegen...

@surreal - genau so ist es: wenn meine Gefühlsnatur (die mit Ratio nichts gemein hat) von der EINSICHT nicht berührt wird, dann bleibt's ein Strohfeuer mit kurzer Dauer.

Sicher kann jemand auch mit enormer Willenskraft abstinent bleiben, indem er alle Suchtimpulse im Zaum hält, finde ich aber als Dauerlösung ein wenig anstrengend...

Geht halt drum wirklich vollständig zu SEHEN dass die SUBSTANZ Alkohol an sich in all ihren Aspekten der letzte Abfuck ist...das geht nun leider nicht auf Knopfdruck.

Hier gibt es keine Methode, kein WIE...

Das ist die Tragödie.

LG
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Klein1982
Bronze-User
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Anmeldungsdatum: 24.04.2016
Beiträge: 75

BeitragVerfasst am: 3. Sep 2016 12:12    Titel: Antworten mit Zitat

Jop das ist auch das was in der Suchtberatung gesagt wurde:

der Willen allein reicht nicht...

Und das man sich halt eingestehen muss, dass man alleine nicht rauskommt.
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Rodney
Bronze-User
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Anmeldungsdatum: 17.11.2015
Beiträge: 76

BeitragVerfasst am: 3. Sep 2016 13:14    Titel: Antworten mit Zitat

letzteres scheint individuell unterschiedlich zu sein...

Ich hab es ohne nennenswerte Probleme alleine hingekriegt.

Wie schon oft erwähnt: der Exit ist - obwohl die Voraussetzung für alles was folgt -
-nur die Probe, dann kommt die Kür: lernen das Leben zufrieden und ohne Suchtmittel zu leben.. Rolling Eyes

LG
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surreal
Platin-User
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Anmeldungsdatum: 05.06.2015
Beiträge: 2239

BeitragVerfasst am: 3. Sep 2016 13:26    Titel: Antworten mit Zitat

Das sehe ich genauso. Wieder so ein Beispiel für diese unsägliche Pauschalisierung im Psychosektor. Aber es ist nachvollziehbar, warum die sagen, man schaffe es nicht allein, mit seinen Problemen fertig zu werden: damit werden diese Stellen ja unverzichtbar...
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Klein1982
Bronze-User
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Anmeldungsdatum: 24.04.2016
Beiträge: 75

BeitragVerfasst am: 3. Sep 2016 13:32    Titel: Antworten mit Zitat

... Naja ich habes ja oft genug alleine probiert und eben nicht hinbekommen,
entsprechend ist da für mich schon was dran.


Sonst sehe ich das genauso: Den Exit habe ich hinter mir, nur das Leben lernen ohne Suchtmittel (das müsste ich mal definieren, denn ich ahbe ja noch andere Suchtartige Verhaltensweisen) wird noch ne ganze Weile dauern.

Daher: Erstmal Leben umstellen, dabei nüchtern bleiben und schauen welche Hilfsangebote mir am ehesten zusagen...
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surreal
Platin-User
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Anmeldungsdatum: 05.06.2015
Beiträge: 2239

BeitragVerfasst am: 3. Sep 2016 13:46    Titel: Antworten mit Zitat

Klein1982 hat Folgendes geschrieben:
... Naja ich habes ja oft genug alleine probiert und eben nicht hinbekommen,
entsprechend ist da für mich schon was dran.


Wenn gesagt würde, dass einige es nicht allein schaffen, dann wäre das ja in Ordnung...
Darüber hinaus hatte ich in Suchtgruppen sehr oft den Eindruck, dass die Leute, die schon länger dabei sind, mit der Zeit einfach die Ansichten, die in diesen Gruppen vermittelt werden, unhinterfragt übernommen haben und dann entsprechend auch ihr eigenes Erleben und Verhalten durch diese Brille betrachten. Daraus könnte dann auch eine selbsterfüllende Prophezeiung werden.
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Klein1982
Bronze-User
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Anmeldungsdatum: 24.04.2016
Beiträge: 75

BeitragVerfasst am: 3. Sep 2016 14:19    Titel: Antworten mit Zitat

Würde ja sagen: wenn das Ergebnis stimmt ist doch egal wie man hingekommen ist...
daran glaube ich aber nichtmehr.

eigentlich alle Trockenen die ich Kenne haben diese Einstellung des Aufgebens übernommen.

Entsprechend habe ich das Gefühl, dass die Chancen trocken zu bleiben mit Therapie und Hilfe größer sind als ohne.
Also warum nicht die erprobten Wege gehen?

Nicht weils der einzig mögliche wäre ... sondern weil die Wahrscheinlichkeit dass es klappt einfach höher ist.


Warum irgend eine abgfahrene Takedowndefence versuchen (die auch klappen kann) wenns nen einfacher Sprawl auch tut...




Aber die Aussicht, dass ich hier aus dem Arbeitsumfeld rauskomme gibt mir doch gut Kraft, ob es wirklich besser wird? keine Ahnung, aber es wird auf jeden Fall Anders
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surreal
Platin-User
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Anmeldungsdatum: 05.06.2015
Beiträge: 2239

BeitragVerfasst am: 3. Sep 2016 15:13    Titel: Antworten mit Zitat

Soweit ich mich erinnern kann, hören die meisten tatsächlich einfach irgendwann von selbst auf. Ich meine, Praxx hat das schon ein paar mal hier erwähnt. Der Erfolg von Therapien ist insgesamt eher bescheiden und Selbsthilfegruppen haben jedenfalls für meinen Geschmack schon fast so etwas wie Sektencharakter. Überhaupt wollte ich mich nicht noch jahrelang mit dem Thema Sucht beschäftigen, wenn ich aufgehört hätte.
Ich sehe es so, wie du früher: jeder sollte selbst sehen, womit er am besten zurecht kommt. Das schließt für mich übrigens auch die Frage ein, ob man abstinent leben oder den Konsum nur reduzieren will.
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Lillian
Foren-Guru
Foren-Guru


Anmeldungsdatum: 22.05.2013
Beiträge: 3894

BeitragVerfasst am: 4. Sep 2016 14:32    Titel: Antworten mit Zitat

Ich habe auch nach jahrelangem, exessiven Alkoholkonsum den Absprung von heute auf morgen geschafft. Und wie schon gesagt wurde, i-wann denkst Du nicht einmal mehr daran.
Ich habe immer nur wegen der Wirkung getrunken und nicht wegen des " Geschmacks", denn Alkohol schmeckt nicht. Seien wir mal ganz ehrlich.

Du bist auf einem guten Weg und schaffst das auch weiterhin.

Ich war mal bei den AA und auch NA und es tat mir gut, mich da mal auszusprechen, nur was i-wie komisch war, war, das man den Finger hob, wenn man sich mitteilen wollte und dann halt der Reihe nach dran kam.ABER es wurde NIE auf das Gesagte des jeweiligen eingegangen.
Aber ob's ne Stütze ist, musst Du schauen.
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Klein1982
Bronze-User
Bronze-User


Anmeldungsdatum: 24.04.2016
Beiträge: 75

BeitragVerfasst am: 4. Sep 2016 14:55    Titel: Antworten mit Zitat

Alkohol schmeckt nicht, ganz recht -.-

Ich hatte als ich in Deutschland war das Gefühl, dass ich in den Selbsthilfegruppen halt meinen Dreck einfach mal loswerden konnte,
Reden konnte ohne dass mich einer unterbricht oder komisch guggt.

Das hat mir ganz gut getan, das alles mal laut aus zu sprechen, vielleicht auch
um es mir selbst klar zu machen.

Naja, noch eine Woche dann Gespräch mit dem Cheffe und Spätestens Oktober bin ich auf die Eine oder Andere Weise dabei meine Freizeit zu ordnen...
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surreal
Platin-User
Platin-User


Anmeldungsdatum: 05.06.2015
Beiträge: 2239

BeitragVerfasst am: 4. Sep 2016 15:23    Titel: Antworten mit Zitat

Der Geschmack von Alkohol ist wirklich nicht angenehm, aber alkoholische Getränke können schon gut schmecken. Ein guter Rotwein etwa. Und ein kühles Bier ist wirklich eine angenehme Erfrischung und nicht bloß ein Rauschmittel.
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