Wie geht es weiter?

[PumpsnRoses]

Liebes lämmchen,

es tut mir unendlich leid. Weißt du, ich hatte gehofft das wenn du meine Erfahrung mit dem Tod meines Opas liest, du es für dich vielleicht als wesentlich, ja welches Wort passt da jetzt, bessere Erfahrung klingt auch so blöd, aber mir fällt kein passendes Wort ein, sehen kannst. Das dich der Rest umso mehr belastet, weil du so ein lieber mitfühlender Mensch bist, das hab ich blöde Kuh dabei nicht bedacht.
Puste den scheiss bitte aus deinem Kopf und versuche dir ein paar schöne Gedanken und Momente zu schaffen. Und wenn es nur ist, das du abends gemeinsam mit deinem liebsten die Sonne beim untergehen betrachtest, dich nachts über den klaren Sternenhimmel freust, frühmorgens barfuss über eine Wiese mit Morgentau läufst, mittags glückliche Kinder auf dem Spielplatz beobachtest oder Nachmittags dir beim Eisschlecken die Sonne aufs Näschen scheinen lässt. Alles nur Kleinigkeiten im großen Trara des Lebens, aber wie ich finde, wenn man sich darauf einlassen kann, soviel wertvoller als "Glück" das man sich von Geld kaufen kann.

Vielleicht kannst du deinen Schatz schnappen und ihr macht auch mal Urlaub. Und wenn es aus Zeitmangel nur ein Wochenendtrip sein sollte, er spendet euch Kraft.

Ich wünsche dir, das du wieder zur Ruhe findest.

Alles liebe wünscht dir Rose

[lämmchen]

Liebe Rose,

mach Dir bitte keinen Kopf. Ich sehe durchaus, das meinem Paps und uns viel erspart blieb-zumindest wenn ich das mit Deinem Opi lese. Nur ist zur Zeit irgendwie nichts positives in meinem Blickfeld, daran bist Du aber nicht Schuld!

Igendwann wird, so hoffe sehnlichst, auch mal wieder etwas Ruhe in meinem Kopf und in meinem Herz einziehen...

Liebe Grüsse von Lämmi

[tukuna]

Liebes lämmchen,

habe gerade Deinen TExt erst gesehen und ganz durchgelesen. Vorab. was ich jetzt schreibe, darf Dich nicht belasten, es belastet mich auch nicht mehr: ich habe meine ganze (nicht die angeheiratete) Familie einschließlich Mann im Bürgerkrieg verloren. War ein Jahr völlig daneben, und da ich hier war, weil ich fliehen musste, konnte und wollte ich auch mit niemanden darüber sprechen. Aber es wird auf jeden Fall besser. Da ich so viele verloren habe, kann ich sagen, dass es so ein Jahr dauert. Dann geht es langsam bergauf. Allerdings ist der Tod für mich auch kein Tabu und nicht so schlimm. Also nicht das Ende von allem. Ich glaube, es könnte Dir helfen, ganz sachlich über den Tod nachzudenken und/oder darüber mit jemandem zu sprechen, der auch keine Berührungsängste hat. Ich finde, Du solltest nur zum Friedhof gehen, wenn DU tatsächlich das Bedürfnis hast. Was andere denken, ist egal. Dort liegt eine Hülle, mehr nicht. Auch Schuldgefühle sind völlig überflüssig. Jeder trauert auf seine Weise. Manche können auch schnell wieder lachen. Alles ist erlaubt. Es zählt, was im Herzen ist.

Lg tukuna

[lämmchen]

Liebe Tukuna,

ich weiss nicht, was ich zu Deinem Schicksalsschlag schreiben soll, ausser das es ganz hohl für Dich klingt. Mein herzliches Beleid!

Weisst Du, bisher-wenn z.B meine Patienten verstorben sind, war ich zwar emotional auch sehr nah, aber es war für mich meine Arbeit. Aber als mein Paps seinen Weg antrat, kehrte sich die Medaille...Mit dem Tod hatte ich nie Probleme, auch mit Paps konnte ich immer gut darüber reden. Hab absolut keine Berührungsängste.

Es ist die Sehnsucht nach ihm, die mich so fertig macht und meine Mutter...und der Schmerz der gar nicht weichen will...in meinem Herz ist er sowieso-für immer.

Danke Dir! Alles Gute auch für Dich!

Liebe Grüsse von Lämmi

[tukuna]

Liebes lämmchen,

Was meinst Du mit "hohl"? Gleichgültig oder so? Auf keinen Fall. Und es ist auch noch so nah wie gestern. Vor allem der Tod meines Mannes kurz nach der Hochzeit und meines Vaters. Aber ich kann anders damit umgehen. Ich kann auch wieder lachen. Es beherrscht nicht mein ganzes Leben. Nur wenn ich daran denke, was ich auch will, dann ist es nah. Besser kann ich es nicht ausdrücken. Wichtig ist nur: ich will Dir sagen, dass Du auch wieder unbelastete Zeiten erleben wirst. Und das bedeutet nicht, dass Du vergessen musst/sollst. Besser ist es, sich mit der Trauer zu arrangieren. Sie bewußt zu leben, aber zu wissen: es wird besser. Ich wusste das damals nicht. Hätte es mir jemand gesagt, wäre es vielleicht einfacher gewesen. Ich möchte, dass es für Dich ein wenig einfacher wird, ein Licht am Horizont ist.

LG tukuna

[lämmchen]

Liebe Tukuna,

naja, Dein Schicksal ist so schlimm, so heftig. Ich kann mich da echt nicht hineinversetzen, da ich in der wirklich glücklichen Situation bin, niemals Krieg erlebt zu haben. Ich hoffe, dass das auch so bleiben wird. Für Dich hoffe ich das auch, sehr sogar.

Na allem was Ihr mir Alle hier geschrieben habt, hoffe ich, das es irgendwann mal besser wird. Das es zwischendurch kaum aushaltbar ist, muss ich wohl ertragen, aber das fällt mir sehr schwer...Nunja, auf gehts.

Ich wünsche Dir / Euch einen schönen Sonntag.

Liebe Grüsse von Lämmi

[tukuna]

Liebes lämmchen,

Ja, leider ist es sehr schwer zu ertragen. Aber es wird vieeel besser. Darum ist es auch gut, wenn Du hier Zuspruch suchst.

Viel Kraft,
tukuna

[Mümmelmaus]

Liebes lämmi,

das Trauerjahr dauert mitnichten ein Jahr. Am Samstag waren es bei meinem Papili 10 lange Jahre und er fehlt mir immer noch. Nicht immer so, dass ich weinen muss, aber manchmal schon. Warum willst du das betäuben und loswerden? Ich bin dankbar, dass ich mich auch nach 10 ereignisreichen Jahren nicht so verändert habe, dass es mir egal ist und/oder ich ihn und die Zeit mit ihm vergessen habe.
Nimm die Trauer an. Sie gehört zu dir und macht dich zu dem Menschen, der du bist. Und das ist gut so!

Ich wünsche Dir viel Kraft!
Alles Liebe,
Mümmel

[lämmchen]

Liebe Mümmel,

es soll mir ja nicht egal werden, um Gottes Willen. Aber die Trauer soll mir nicht die Füsse unter dem eh schon sehr wackligen Boden wegziehen. Das macht mir zu schaffen, sehr sogar. Ich kann mich dann kaum berappeln, fress Pillen, die dann doch nichts bringen und reite mich immer tiefer in die Scheisse.

Mein innerer Frieden ist WO? Darum gehts mir. Und den finde ich irgendwie nicht mehr, schon lange nicht...

Danke für die Kraft.

Liebe Grüsse von Lämmi

[Mümmelmaus]

[tukuna]

Hi,

Ich habe auch nicht gesagt, dass nach einem Jahr alles vergessen ist. Aber es wird doch leichter und beherrscht nicht (fast) alle Gedanken. Ich erinnere mich auch immer wieder. Aber das will ich auch. Sonst wären mir die Menschen ja egal gewesen. Man kann einfach nach einem Jahr (natürlich gibt es Schwankungen) auch wieder nach vorne denken.
@lämmchen: was ich erlebt habe, ist nicht schlimmer als Dein Verlust. Es kommt auf das subjektive Empfinden an. Und ich glaube, da leiden wir alle ähnlich stark. Ich habe noch den Vorteil, dass ich zu einem Volk gehöre, dass denTod nicht tabuisiert. Hier finde ich es schlimm, dass so viele Menschen denken, man könne nach ein paar Wochen ja nun wirklich wieder zur Tagesordnung übergehen. Und das ist absolut belastend. Aber man kann sich innerlich auch von diesen Menschen befreien.

Alles Liebe,
tukuna

[lämmchen]

Hallo Mümmel,

sicherlich hab ich auch schon vor Paps Tod unaufgearbeitete Probleme gehabt. Wer hat die nicht? Bin seit Jahren dabei, alles Schlimme zu verarbeiten, nur geht das nicht so fix. Und dann kommt der Tod in meine Familie und für's aufarbeiten hab ich keine Kraft mehr. Dazu muss ich aber welche haben. Die wird schon zurück kommen, ich hoffe es zumindest. Danke für Deine Wünsche.

Liebe Grüsse von Lämmi


Hallo Tukuna,

genau- es wird verlangt, das zur Tagesordnung übergegangen wird. Das geht aber nicht, weil alles noch so lebendig ist. Am 29. Juli vor einem Jahr hab ich den Notarzt für Paps gerufen-da fing das sterben an. Vor meinen Augen läuft oft dieser Nachmittag ab und es folgen alle anderen bis zu seinem Tod im Dezember...
Dir auch vielen Dank.

Liebe Grüsse von Lämmi

[tukuna]

Liebes lämmchen,

Es ist richtig, wenn Du den "Film laufen läßt", alles nachempfindest. Das ist aktive Trauer. Und die hat Dir niemand zu verbieten. Auch wenn es noch länger dauert...nimm Dir die Zeit, die Du brauchst. Dann geht es Dir auch mal wieder besser. Das weiß ich ganz sicher.
Was diese dekadente Gesellschaft denkt, ist doch völlig egal.

Weiterhin viel Kraft,
tukuna

[lämmchen]

Liebe Tukuna,

und hast Du einen Tipp, wie ich den Film manchmal anhalten kann? Das würde ich gerne, denn jeden Tag auf's Neue ist das so schwer...Du verstehst das bestimmt.

Liebe Grüsse von Lämmi

[tukuna]

Liebes lämmi,

ja sicher verstehe ich das. Ich glaube, abstellen ist nicht der richtige Weg. Nur wenn Du Dich reinsteigern solltest, was aber bis zu einem bestimmten Grad auch normal ist. Ein Beispiel: ich habe mich immer gefragt: warum mein Mann. Er war immer friedlich, hatte nie eine Waffe angefasst, konnte nicht hassen...Diese Frage habe ich mir gefühlte 100000sendte Mal gefragt. Und dann mein Vater: warum musste er solange leiden? Auch diese Frage drängte immer wieder in mein Bewußtsein. Dabei habe ich mich nicht hineingesteigert, habe sogar versucht, mich mit der Freude an meinen Tieren abzulenken. Aber das klappte nicht. Geholfen hat mir die Vorstellung, dass alles ewig ist. Dass es beiden und den anderen Familienmitgliedern jetzt woanders besser geht. Ich bin fest davon überzeugt, dass alles immer "ist und war". Nur der "Energiezustand" ändert sich. Die Seele lebt. Letztlich hat mir das Kraft gegeben. Nicht von einem Tag auf den anderen. Ich habe mir einfach immer wieder vorgestellt, dass es ihnen jetzt gut geht. Mir fehlten sie natürlich.Aber
zu verstehen, dass einerseits MEIN Verlust Trauer auslöst, andererseits, dass sie nicht mehr "sind". Letzteres brauchte ich aber nicht zu "betrauern". Daran glaube ich ganz fest, habe es auch gefühlt und dadurch langsam wieder Hoffnung geschöpft. Leider kann man Glauben nicht "transportieren". Wenn Du an nichts glauben solltest, wird es Dir nicht helfen. Darum hoffe ich sehr, dass Du irgendeinen Glauben hast. Welche Religion es ist, spielt keine Rolle. Ich möchte Dir so gerne helfen, weil ich weiß, wie grausam die Trauerzeit ist. Du kannst mir gerne Fragen stellen, wenn Du möchtest.

Ganz liebe Grüße und Umarmung,
tukuna