Und auf einmal ist es still...

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Yolande
Platin-User
Platin-User


Anmeldungsdatum: 01.06.2011
Beiträge: 1438

BeitragVerfasst am: 17. Feb 2013 22:32    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo Mesut,

ich versteh deinen aggressiven Unterton auch nicht. Im Gegenteil, schön, dass mal jemand schreibt, wie es ihm als Kind ging, wie er das erlebt hat. Denn im Grund gehts dem Suchtkranken doch zumeist nicht um sein Kind. Ich meine, nicht, dass es ihm egal ist, aber sein Verlangen ist wichtiger und da interessiert nicht mal, ob das Kind Hunger hat oder schlafen will oder den Papa lieb bittet, doch bitte einmal da zu bleiben...und dann nach dem Runterkommen wird der Papa depressiv und jammert rum, wie sehr er doch die Kinder vermisst und dass er sie am besten ganz vergessen will, weil es ja soooo weh tut, ohne sie zu sein. Aber ein vierjähriger soll verkraften können, ohne den Vater zu sein. Ein vierjähriger, dessen Vorbild eigentlich der Vater sein soll, soll mehr Verantwortung tragen, gruselig. Und dann, wenn alle Stricke reißen, kann man sich ja einfach so ganz aus der Verantwortung stehlen, da bringt man sich eben schnell mal um. Zurück bleibt eine Frau, die sich ihr Leben lang Vorwürfe machen wird, ein Kind, welches viele Fragen nie beantwortet bekommen wird.

LG
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veilchenfee
Foren-Guru
Foren-Guru


Anmeldungsdatum: 18.12.2009
Beiträge: 4072

BeitragVerfasst am: 17. Feb 2013 22:58    Titel: Antworten mit Zitat

Geht mir genauso wie Yolande, Mesut. Auch ich verstehe nicht, was Du an wilds Beitrag auszusetzen hast. Oberflächlich oder nicht - sie hat Mitgefühl ausgesprochen und aus ihrem Leben berichtet. So what?
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Ruhelos
Anfänger


Anmeldungsdatum: 17.02.2013
Beiträge: 11

BeitragVerfasst am: 18. Feb 2013 00:25    Titel: Antworten mit Zitat

So habe ich das noch garnicht gesehen. Bezüglich der Absicht und dem selber nicht aktiv werden müssen, in der Hoffnung dass es irgendwann von alleine passiert. Das würde sich ja auch mit seinen letzten Aussagen decken.

Absehbar war es für ihn ja auch, weil er nach 2 monatiger Abstinenz eh hätte vorsichtiger sein müssen bzw der Mischkonsum Alk + H auch lebensgefährlich sein kann.

Da stimme ich dir auch zu,dass es dann auch eigentlich keine Rolle mehr spielt.

Wieder eine neue Erkenntnis...Danke dafür

Und Mesut: das Einzige was hier oberflächlich ist, ist dein Kommentar!
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Sabiote555
Platin-User
Platin-User


Anmeldungsdatum: 14.08.2011
Beiträge: 1568

BeitragVerfasst am: 18. Feb 2013 09:46    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo Ruhelos,

ich selbst hatte vor - mittlerweile schon 12 Jahren - eine kurze Beziehung zu einem Süchtigen, der dann an einer Überdosis gestorben ist. Obwohl ich ihn nur kurz kannte und obwohl sein Verhalten mir gegenüber eigentlich nicht zu tolerieren war, habe ich diesen Menschen unendlich geliebt - das kann ich auch nach 12 Jahren noch so sagen.

Heute weiß ich, dass er so hoffnungslos süchtig war, dass er nicht mehr zu retten gewesen wäre. Damals konnte ich das alles gar nicht wissen und dachte, dass meine Liebe ihn retten könne. Sein Tod hat mir damals sehr zugesetzt. Ich bin sogar nicht sicher, ob ich schon vollends drüber weg bin. Das Pikante an der Sache war, dass ich nach seinem Tod dann auch noch so Geschichten erfahren hab. Zum einen soll er eine Beziehung/Affäre mit einer andere Frau gehabt haben. Zum anderen wurde behauptet, er habe sich wegen Geldes mit einem homosexuellen Mann eingelassen. Nichts von dem habe ich überprüft oder verifiziert, denn ich hätte es nicht verkraftet. Meine Gefühle waren dann ein Mix aus Trauer und unbändiger Wut - aus Verständnislosigkeit und Hadern mit Gott - und immer die Frage: warum er?

Heute bin ich froh, dass er damals gestorben ist, so hart sich das auch anhören mag. Denn heute ist mir klar, dass die Vorstellung, die ich von "uns" gehabt hatte, mit ihm niemals zu verwirklichen gewesen wäre. Ich weiß nicht, wie lange es gedauert hätte und unter wievielen schlechten Erafhrungen ich zu dieser Erkenntnis gekommen wäre. Sein Tod war sehr sehr schmerzlich aber eben endgültig und zwang mich, ein Leben ohne ihn zu gestalten. Und das war und ist gut so.

Das hilft dir natürlich im Moment nichts. Ich schreibe dir das trotzdem, um dir zu sagen, dass der Schmerz vorbei geht. Und egal, wie WEH es auch tut, es ist dir auch eine Menge erspart geblieben. Ich weiß auch, dass du das im Moment so nicht sehen kannst und willst.

Alles Liebe von mir
Sabiote
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Ruhelos
Anfänger


Anmeldungsdatum: 17.02.2013
Beiträge: 11

BeitragVerfasst am: 18. Feb 2013 12:20    Titel: Antworten mit Zitat

Vielen Dank erstmal Sabiote.

Es hilft schon von jemanden zuhören, wenn jemand das Selbe erlebt hat und wie man es nach Jahren vielleicht sehen kann und wird. Ich hoffe es sehr.

Ich hatte auch die ganze Beziehung über die Illusion wie unsere Zukunft sein würde. Ich dachte er macht erfolgreich die Therapie, kommt nach Hause und wir sind eine glückliche Familie. Ich glaube, dass war ganz schön naiv.

Bei mir ist die Trauer und Wut sehr gross. Ich will mich auch nicht mit der Frau beschäftigen, obwohl ich weiss das sie mir einige Fragen, die ich habe ,beantworten könnte.Ich weiss, dass ich irgendwie darüber wegkommen muß,um wieder ein normales Leben führen zukönnen.

Wenn ich das dann vielleicht eines Tages rückblickend genauso sehen könnte, gibt mir das Hoffnung.
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rudi
Silber-User
Silber-User


Anmeldungsdatum: 16.05.2012
Beiträge: 216

BeitragVerfasst am: 18. Feb 2013 15:20    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo Ruhelos,
auch von mir mein herzliches Beileid. Es tut mir sehr leid für dich was du mitgemacht hast.
Du bist auf keinen Fall Mitschuld am Tod von deinem Mann. Es war seine Entscheidung das Heroin zu nehmen und dich zu belügen.
Das einzig "gute" an dieser schrecklichen Geschichte ist, dass es jetzt vorbei ist.
Du wirst noch eine Zeit lang trauern aber dann kannst du ein neues Leben anfangen. Ich wünsche dir alles Gute und viel Glück.
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Ruhelos
Anfänger


Anmeldungsdatum: 17.02.2013
Beiträge: 11

BeitragVerfasst am: 18. Feb 2013 21:28    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo Rudi

vielen Dank für deine liebe Antwort und deine Anteilnahme. Ich hoffe, dass du Recht hast. Ich befürchte ja dass mein Leben jetzt geprägt ist für alle Zeit.

Lg
Ruhelos
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mesut76
Platin-User
Platin-User


Anmeldungsdatum: 04.03.2012
Beiträge: 1238

BeitragVerfasst am: 18. Feb 2013 22:56    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo Ruhelos,

erstmal Sorry wegen gestern, aber Wild brauchte das mal, die schießt auch immer so Quer und nun wird sie sich das nächste 3mal überlegen, bevor er/sie sich so verhält.

Tausendmal Sorry,

Zum Thema möchte ich noch sagen, das du nicht verantwortlich bist für seinen Tod. Das war das Ergebnis daraus, wie er sich alles nach und nach verbockt hat.

Es ist letztens auch jemand gestorben, den ich in der Klinik 4 Monate kennengelernt habe und ich finde jemanden wegen Drogen zu verlieren, ist nochmal ne ganz andere Nummer.

Du kannst im Prinzip nix dafür, aber irgendwann ist auch für dich ne Grenze erreicht. Überleg mal was du alles durchgemacht hast in all den Jahren, irgendwann ist gut und dann MUSS man handeln und das hast du gemacht.

Wenn die Zeit gekommen, dann holt ihn der liebe Gott, so oder so.

Beste Grüße
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Ruhelos
Anfänger


Anmeldungsdatum: 17.02.2013
Beiträge: 11

BeitragVerfasst am: 19. Feb 2013 21:57    Titel: Antworten mit Zitat

Danke Dir Mesut.

Wahrscheinlich wollte Gott ihn zu sich holen. Und ich hoffe auch, dass es ihm jetzt besser geht.

Trotzdem ist es sehr schwer zuakzeptieren, dass seine Sucht gesiegt hat. Er hätte eine schöne Zukunft haben können...
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Sabiote555
Platin-User
Platin-User


Anmeldungsdatum: 14.08.2011
Beiträge: 1568

BeitragVerfasst am: 19. Feb 2013 22:40    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo Ruhelos,

ich kann ziemlich gut nachvollziehen, was grade in dir vorgeht. Das ist das Hadern darüber, was hätte sein können. Das Denken an all die vermeintlich verpassten Gelegenheiten, mit ihm etwas Wunderbares zu erleben. Das kenne ich nur zu gut. Damals habe ich Marcel in meiner Gedankenwelt auf ein Podest gestellt, an das ein anderer nie hätte heranreichen können. Er war der, den ich immer hatte haben wollen und dann ist er einfach nicht mehr da.

Erst wollte bzw. konnte es nicht glauben, dass er tot ist. Ich wollte nicht wahrhaben, dass er wirklich nicht mehr da war. Vor allem, weil es zu vermeiden gewesen wäre.
Dann packte mich die Wut. Auf ihn, auf die Welt. Am wenigsten verstand ich, dass die Welt sich einen Dreck darum scherte, dass einer nicht mehr da war. Etwa ein Jahr nach seinem Tod brachte Glashaus ein Lied heraus, das ziemlich genau ausdrückte, was ich fühlte:

http://www.youtube.com/results?search_query=glashaus+die+welt+dreht+sich+weiter&oq=glashaus+die&gs_l=youtube.1.0.0l5.335.2964.0.5521.12.10.0.2.2.1.272.1764.2j4j4.10.0...0.0...1ac.1.bXc6KKk6uME

Und heute weiß ich, dass seine Sucht mir ein schönes Leben unmöglich gemacht hätte. Die Person, die ich kannte, hätte es einfach nicht mehr gegeben, dafür ein süchtiges, gefühlloses Wrack. Als ich mit ihm war, war er gerade wieder ein halbes Jahr drauf und "nur" ziemlich dünn. Sonst sah man ihm seine Sucht nicht an, zu richtigen Gefühlen war er nur noch teilweise fähig. Finanziell war er da angelangt, dass ihm sein Geld nicht mehr reichte und er anfing, Kumpels anzupumpen.

Dann habe ich ihn einige Zeit nicht mehr gesehen und am Ende hatte er alles verkauft, was ihm heilig war, sogar seine Cds und sein goldenes Halskettchen. Das hat seiner Mutter fast das Herz gebrochen, da eben dieses Kettchen für sei eine Wichtigkeit hatte und sein Verkauf symbolisch dafür stand, dass er sich aufgegeben hatte. Alles andere hatte sie mit Fassung getragen und war tief erschüttert als das Kettchen fehlte. Vielleicht stand das auch symbolisch für all die Schmerzen, sie er ihr zugefügt hat. Sie hat für ihren Sohn blindlings alles getan, sogar Tabletten in den Knast geschmuggelt. Das war für diese Frau eine ziemliche Zumutung. Mir ist das alles erspart geblieben, so sehe ich das heute. Damals hätte ich mein Leben gegeben, um nur ein wenig mehr Zeit mit ihm haben zu können. Das Problem ist, dass ich ihn abgöttisch geliebt habe - und er mich nicht. Zumindest nicht so, wie ich es gebraucht hätte und eigentlich lässt sein Verhalten keine andere Interpretation zu.

Und um diese Einsicht zu gewinnen, mussten Jahre vergehen. Ich bereue heute nicht, ihn gekannt zu haben. Hätte ich ihm einige Jahre geopfert, bin ich sicher, dass ich das bereuen würde. Gott sei Dank hat mich Gott für diese lernaufgabe nicht vorgesehen. Dich auch nicht mehr. Sei froh darüber. Denn wie lange hättest du seine Lügen und Heimlichkeiten noch aushalten mögen?

Ich hoffe, dass du dir sehr viel Hilfe holen kannst und auch mit guten Freunden darüber reden kannst. Ich hab mich damals mit Büchern über das Leben nach dem Tod beschäftigt, was mir sehr geholfen hat.

Vor einigen Wochen, ich glaube vor Weihnachten, habe ich die letzten Andenken an ihn weggeworfen. Eine Karte einer Videothek, eine Terminkärtchen von der Dropse und noch mehr Dinge, die in seinem Geldbeutel waren. Nur einen kleinen Zettel mit seiner Handschrift habe ich aufgehoben - das wird für immer bei mir bleiben. den Rest habe ich frei gegeben. Jetzt ist wieder Platz für etwas Neues - bei mir. Und das wünsche ich dir auch. Für dich und für deinen Sohn - aber alles zu seiner Zeit.

Lieben Gruß
Sabiote
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Ruhelos
Anfänger


Anmeldungsdatum: 17.02.2013
Beiträge: 11

BeitragVerfasst am: 20. Feb 2013 23:15    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo Sabiote,

vielen Dank erstmal für deine Antwort. Ich finde mich sehr darin wieder.

Zur Zeit fällt es mir noch sehr schwer zuerkennen dass er nicht der Traumprinz war für den ich ihn gehalten habe.

Das Lied von Glashaus kannte ich. Natürlich war mir der genaue Wortlaut nicht mehr geläufig. Aber es trifft es so dass es weh tut.

Ich habe auch noch Probleme überhaupt wahrhaben zuwollen, dass er tot ist. Ich stehe vor dem Grab. Ich kann den Namen lesen, aber ich kann es trotzdem nicht glauben.

''Die Person, die ich kannte, hätte es einfach nicht mehr gegeben, dafür ein süchtiges, gefühlloses Wrack.'' Auch das war so, aber ich kann es mir noch nicht eingestehen.

Ich habe ihn auch mehr geliebt als er mich.Er hat zuletzt unsere Beziehung mit Füssen getreten. Und ich habe vor lauter verletzten Stolz den Moment verpasst, genauer hinzuschauen, um zuerkennen in welchem Dilemma er steckte.

Mein Weg ist gepflastert mit Schuldgefühle. Ich werd mir Hilfe holen. Meine Freunde sind für mich da, aber ich falle trotzdem immer wieder zurück.

Die letzten Gestände von ihm waren unter anderem die Utensilien zum H konsumieren.Ein Shirt von der Tussi. Er trug noch einen Ring von ihr am Finger, als man in fand.Mein Mann...der anscheinend nicht mehr meiner war.

Ich hoffe , dass ich eines Tages nach vorne sehen kann.Wie du es geschafft hast. Im Moment ist es noch unvorstellbar für mich.

Ich hoffe die Wunden heilen...

Ich grüsse dich ganz herzlich und danke dir sehr.
Ruhelos
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