Revo's Tagebuch

[Revo]

Heute will ich mal ein bisschen Selbstreflektion praktizieren. Was sagt die Wahl meiner Drogen über mich aus?

Dazu müssen wir eine Weile in die Vergangenheit zurück, als ich anfing zu kiffen. Kiffen wollte ich eigentlich nie anfangen, was zum daran lag, dass ich von meinen kiffenden Klassenkameraden keine hohe Meinung hatte und von Kiffern allgemein nicht viel. Für mich waren das dumme Sitzenbleiber ohne Stil. Ich find mehr oder weniger notgedrungen an, zu kiffen. Es wurde mir angeboten und ich hoffte, mich so die Drogenleiter hochzuarbeiten und vernünftige Connections zu kriegen die mich dann zu Kokain, Opiaten und Ritalin führen würden. Ich hab meine Drogenkarriere wirklich geplant. Hab es irgendwie romantisiert und dachte mir, dass wenn ich Kohle hab und mir langweilig ist, ich mir immer mal wieder bisschen Koks oder paar Opiate geben könnte. Ich kanns natürlich kontrollieren und ich dachte auch damals, ich würde das natürlich super Zuhause reinigen und anschließend spritzen können. Ich war damals 15 und kannte Drogen halt von House und Sherlock Holmes. Hab bis heute nix gespritzt, weil ich keine Ahnung von Chemie habe und mir den Stress nicht geben will, mir ne Feinwaage zu organisieren.

Es funktionierte auch, ich kam dann zum Ritalin und man vertraute mir mehr, also kam ich dann zu den Benzos. Die kannte ich vorher nicht mal und stand auch nicht auf meiner To-Try-Liste. Trotzdem nahm ich die und es ging fürchterlich schief, was ja bekannt ist. Warum hab ich angefangen? Medikamente missbrauchen fand ich sehr cool. Da hebt man sich von den Straßenjunkies ab und ich war ja kein Straßenjunkie und auch kein dummer Kiffer. Ich fand es passte ganz gut zu mir und die Wirkung gefiel mir auch. Hatte aber keine Ahnung davon, zu viel Geld und als mir eines Tages nach einer Pause das Kotzen kam, kam das böse Erwachen. Erste Sucht am Hals.

Aber ich hab mich voll im Griff, also lass ich das bleiben und mach was anderes. MIR steht als Edeljunkie (so verstand ich mich damals, hatte ja eine Vorliebe für Medikamentenmissbrauch, was ich ziemlich Upper Class fand) schließlich die ganze Welt der Drogen offen.

So experimentierte ich dann bei den Klassikern rum, Chemiezeug eben. Das erste war Speed. Wir waren von der Schule aus unterwegs und ich hatte das Zeug dabei. Wir feiern abends traditionell und ich verstand mich auch gut mit den Leuten. Es wunderte sich niemand, dass ich deshalb kommunikativ war oder dumme Ideen hatte, man hielt mich generell für irgendwie unberechenbar.

Mein Ritalinkonsum war dann außer Kontrolle und in gesteigerter Dosis mutiert man wirklich zum Arschloch. Ich vergaß sämtliches diplomatisches Geschick und versagte jämmerlich in meiner Rolle bei einer neuen Intrige in der Familie und Zuhause war die Hölle los. Ich brauchte also irgendwas außer Ritalin, denn entspannen von dem ganzen Stress ging damit nicht. Da war zufällig XTC da. War nicht das Beste, aber es stand auf der To-Try-Liste.

Danach weiteres Theater mit Benzos. Schließlich Opiate, auf die ich schon die ganze Zeit scharf war. Leider so gut wie nie vorhanden, sonst hätte ich damit das nächste Problem am Hals gehabt.

In etwa einem Jahr hatte ich also fast den Großteil meines heutigen Drogenreportaire entdeckt. Faszinierenderweise kamen die Alkoholexzesse erst ein Jahr später dazu. Denn erst zum späteren Zeitpunkt fand ich es als kreativer Melancholiker ziemlich chic, auch mal ordentlich zu Saufen und ich war auch sozialer geworden und ich kann richtig charmant sein, wenn ich besoffen bin. Davor hatte der Alkohol (außer Sekt) bei mir denselben Ruf wie Kiffen. Vielleicht ein bisschen partytauglicher, aber übertreiben tun nur asoziale Dumpfnasen und Jugendliche. Und ich war ja mit meinen 15,16 Jahren VOLL ERWACHSEN.


Dann kam eine Weile später das Koks dazu. Die Krone der Coolness. Upper Class Statussymbol und was aktivierendes fand ich immer gut. Ich war nie einer, der auf Drogen nur chillt und rumliegt. Nicht mal auf Benzos war ich so. Die Wirkung fand ich ganz nett, aber für den Preis ist das echt nur was für besondere Anlässe. Kokain nahm also den alten Platz von Sekt ein, was für mich auch nur noch Partyzeug war. Wobei man sich mit gutem Sekt, einer Line Koks und schicken Klamotten schon richtig geil vorkommt.

Ritalin wurde langsam aber sicher als Speedersatz auf Partys verbannt. Es gibt einem in hohen Dosen einen ordentlichen Größenwahn und harmoniert damit auf Konzerten sehr gut mit Alkohol. Da sing ich dann richtig laut mit.

Eigentlich hatte ich mir geschworen, Halluzinogene niemals anzufassen. Dann hatte ich aber wieder eine Ich-melancholischer-Künstler-Phase und LSD war verfügbar. Ich setzte es also spontan auf die To-Try-Liste und es blieb bis heute bei dem einen Mal.

Meine Motivation war also ein bisschen Langeweile und Neugier, dass ich überhaupt mit Drogen angefangen hab. Aber die Art, welche Drogen ich konsumiere (Warum kein Crack, warum kein Meth, wo ich doch so an Uppern hänge?) hängt auch von dem Status dieser Drogen ab. Meth fasse ich nicht an, weil man davon hässlich wird. Aber auch kein Crack obwohl die Hässlichkeit sich da in Grenzen hält. Nein, es sind die Drogen, die in meiner Vorstellung was für Asoziale sind, die ich verabscheue. Und die Upper-Class-Drogen, die ich liebe, weil sie mir einen doppelten Kick geben. Da steckt eine Menge Selbstinszenierung dahinter. Aber nicht für andere, nur für mich. So egoistisch bin ich wohl

Aber irgendwie werde ich auch von der Gefahr angezogen. Benzos, Shore, gefährlich, blablabla. Und ich würde Shore sofort nehmen, meinetwegen auch einen Monat durch, wenn es mich produktiver macht, weil ich in meiner Vorstellung alles unter Kontrolle hab und die Idioten auslache, die behaupten, ich würde süchtig werden. Es ist keine Assidroge für mich, ich bin Rocker, viele Rocker nehmen das, rechtfertigbar genug für mich. Wenn ich das Zeug in die Finger kriege, kann mich kein Mensch und keiner ihrer erfunden Götter retten. Wenn der Gottkomplex bei mir einschlägt, kenne ich keine Vernunft mehr.

Und jeder Mist, der mir passiert verstärkt das noch. Ich lache dem Tod so gern ins Gesicht. Jede Überdosis, in der ich mich stabilisieren kann, jede überwundene Sucht harter Drogen gießt so viel Öl ins Feuer.

Es ist meine Langeweile und meine Arroganz die mich töten wird. Irgendwann geht es schief. Sagt jeder. Wäre realistisch anzunehmen. Aber ich bin inzwischen an einem Punkt, wo ich glaube, dass ich gewinnen werde. Jedes Mal. Und ehrlich gesagt, ist das meine größte Angst, unbesiegt alt und faltig zu werden. Zu sterben, ohne meine Grenzen gekannt zu haben.

[James09]

@Revo,
was Du anprangerst würdest Du "Rockerin" wahrscheinlich gerne teilweise sein, naja, zumindest kauf ich dir viel von Deiner "Weisheit" nicht ab..
Ohne es böse zu meinen!
Wie läufts momentan?
Wenne Bock hast sag ma an..ist ja nen Monat her Dein letzter Bericht.
LG James

[sim 3]

[Revo]

@James Wenn ich das gewollt hätte, wäre ich es wahrscheinlich geworden. Ich hielt mich tatsächlich für total überlegen und erwachsen. Überlegen? Immer noch. Erwachsen? Ein Scheiß bin ich.

Es ist tatsächlich eine Weile her, dass ich zum letzten Mal hier geschrieben habe. Inzwischen bin ich wohl endgültig verrückt geworden. Ich mache beim beim Schönheitswahn mit und auch beim Gesundheitswahn, denn die überschneiden sich ja miteinander im Sport. Ich gehe brav täglich ins Fitness, stehe um 6 Uhr auf und penne gegen 22 Uhr. Überlege mir, mit Joggen zusätzlich anzufangen. Ich habe einen Job. Da arbeite ich nicht mal schwarz. Ich zahle Steuern. Parallel arbeite ich an meiner Selbstständigkeit. Nicht, dass ich dealen, Waffen oder sonstige Anti-Bullen Geräte bauen und verticken würde. Die Selbstständigkeit wird was seriöses. Kein Scheiß. Okay, vielleicht zieh ich ein paar Leute über den Tisch. Also bin ich immer noch irgendwie ich, nur eben die il principe Version. Wenn da niemand leiden würde, müsste ich mal wieder alles zerstören, damit ich wieder normal werde.

Ich gebe weniger Geld für Drogen aus und spare. Allgemein habe ich das letzte Mal vor Monaten was genommen. Teilweise saufe ich auch mal einen Monat nicht. Dazu sollte man bedenken, dass ich nach der Schule stellenweise ein ziemlicher Alki war.

Meine Freunde mussten mir mal schwören, dass sie mich erschießen, wenn ich mich so spießig benehme. Ich lebe aber noch. Tolle Freunde hab ich.

Aber ehrlich...einige von euch zocken sicher irgendwelche Games. Wenn man sie eine Weile zockt, hat man irgendwann keinen Bock mehr. Nicht, dass das Game schlecht wäre und irgendwann später, wenn man Zeit hat, wird es sicher wieder aus dem Schrank in die PS3 wandern. Aber momentan will man einfach was anderes machen. So verhält es sich bei mir mit den Drogen. Ich prokrastiniere. Diese Erkenntnis wird mir garantiert ein bisschen Scheiße einbringen und wenn es nur ein bisschen Kreislauf ist, weil ich mich bei der Dosis verschätze.

Plötzliche Stabilität geht gar nicht. Früher oder später bin ich wieder normal, spätestens, wenn die Erfolgspartys kommen. Will jemand auf den Zeitpunkt wetten? Ich meine, wir reden hier immerhin über mich.

[James09]

Hi Revo,
sorry, war da völlig dicht, wie jetzt auch, auch wenn es sooo verkehrt ja alles nicht scheint, was die Spießerin hier alles ablässt:P

Gibt halt kein Reset Button, sonst hätte ich es am nächsten Tag getan,wie so oft, aber was solls..

Hört sich ja gut an mit dem ganzen Runterfahren.Respekt, wahrscheinlich warst auch deswg. weniger hier?!
Was ist die Richtung bzgl. Selbständigkeit? Da kannste zumindest keine Leute abzocken und ist ne heftige anstrengende Sache..

Dem Rest konnte ich nicht ganz folgen, mir reicht der PC,hab da keine Spiele drauf..sonst Gameboy u Tetris. Hehe

Ok,auf jeden Fall alles Liebe.

Grüße James

ps.plötzliche Stabilität geht ja eh nicht, auch wenn wir über Dich reden, natürlich, haha, was sind Erfolgspartys?
Facebookpartys der neuen Generation;) ?!

[ast]

dann genieß mal das Verrücktsein als Pseudo- Erwachsener, wieder normal werden kannst Du immer noch...building it up to bring it back down
ist doch ok, wenn Dich Dope momentan langweilt und viel Spaß noch bei den Erfolgspartys...life is change

[Revo]

@James: Ja, daher war ich auch weniger hier. Du glaubst nicht, was ich für eine Kreativität besitze, wenn es um asoziale Aktionen geht. Illegal ist es nicht, aber man kann halt extrem aus Existenzängsten und sonstigen Psycho-Krisen Profit schlagen. Selbst aus Hoffnung lässt sich Geld machen. Eine Erfolgsparty ist im Prinzip, dass man irgendwas tolles erreicht hat und dann die Sau rauslässt. Ist ja bei Schulabschlüssen auch so, dass man dann säuft wie blöd.

@ast: Building it up, to burn it back down. Can't wait to burn it to the ground Das ist doch 100 Pro ne umgekehrte Midlifecrisis. Die Leute, die in der Jugend brav waren, tragen ihr Geld zum Dealer und in den Puff und ich, wo es zum Dealer getragen und in irgendwelchen anderen nutzlosen aber coolen Kram gesteckt habe, trag es wohin, wo es sich vermehrt.

[James09]

@Hi Revo,
ja das glaube ich mit der Kreativität. Ist bei mir u vielen nicht anders. Ich meinte das eher vorher rein wirtschaftlich gesehen.
So einfach machste Dich nicht selbstständig, die Leute sind ja nicht dumm und es kostet ne Menge. Deshalb fragte ich ja in welche Richtung..
Die überprüfen zB den Boden,wenn ein Laden aufmachen cm-genau u so viel Mist..
Dt. Bürokratie halt.
Menschen übers Ohr hauen ist wieder was anderes, wenn Dir das gefällt und zufrieden damit bist, bitte.
Würd ich Deine Kreativität besser sinnvoll einsetzen..
PS.Ja das mit Erfolgsparty hatte ich nach Asts Post dann auch gerafft, aber wollte deswg nicht extra nochma schreiben u war eh platt..
Schöne Grüße

[Revo]

@ James: Doch die Leute sind dumm. Und auf die Bürokratie scheiß ich. Geringster Widerstand und so.

Ja, was läuft sonst? Es hat sich nix und nochmal nix geändert. Warum hab ich mich angeblich geändert? Es macht keinen Spaß auf pulverisierten Scherben rumzutreten. Also muss ja wieder was her, was sich zerstören lässt. Ich will eigentlich jetzt schon anfangen. Zerstörung ist wie wenn man nach Hause kommt nachdem man outgesourced wurde. Aber ich muss mir Zeit lassen...sonst ist es sinnlos. Ich will ein GROSSES FEUERWERK ich bin halt ne Dramaqueen. Ohne das kann doch kein Schwein leben. Ich frag mich wie das gehen soll mit den Leuten die brav ihr SAART durchziehen und jeden Tag das gleiche. Da willste doch verrecken...und das höchste ist dann ne Märchenhochzeit. Fahren die auch Achterbahnen wo es mit 10 km/h ne 5% Steigung gibt? Komische Menschen...

Aber die haben auch keinen Krach im Kopf. Adrenalin schaltet den Krach aus. Nix Meditation, pure Geschwindigkeit.