Seite von perl

[honeygirl]

Fratzen buch... Gesichtsbuch!

[dakini]

Hi Honey,

ich hab da kein Zugang zu. Magst Du schreiben, was da zu lesen ist, kurz zusammen gefasst? 150 mg Tavor ist ein Hammer...das ist ja Wahnsinn! Als ich damals die Fotos sah, war ich wie gelähmt, es war grauenhaft. Man fühlt sich völlig hilflos. Ist er noch in der Klinik? Das Zimmer sah gut aus, ich hatte dadurch den Eindruck, es passiert endlich was, auch, wegen der Diagnose...aber anscheinend ist da nix passiert, in Sachen vernünftiger Therapie, Giftausleitung, sonstiges in der Richtung.

Ich bin gegenwärtig schon so traurig, weil der Nachbar einen alten, riesigen, unter Schutz stehenden Baum gefällt hat. Das Leid, das Jürgen ertragen muss, scheint ebensfalls der Ignoranz der Menschen, die ihn "behandelten", zuzuordnen zu sein.

Was ist das für eine Welt geworden, in der wir leben? Oder, war es schon immer so? Ich habe den Eindruck, in den letzten 15 Jahren, stiegen Ignoranz, Egoismus, Gefühllosigkeit,... enorm an. Mir persönlich, fällt es sehr schwer, damit umzugehen. Am Rhein ging es, weil die Menschen doch sehr offen sind und man sich austauscht, während hier eine Mauer ab einem gewissen Punkt fühlbar ist. Da geht es einfach nicht weiter. Ein freundliches Gespräch über Nichtigkeiten. Tiefer, scheint es nicht zu gehen...Alles ist sehr traurig! Heute ist ein Tag, an dem ich auch nur weinen könnte. Moron ist in Reha und auch, als er letztes mal eine Woche weg war, ging es mir ganz ähnlich. Das kenne ich gar nicht von mir, ich komme sonst sehr gut alleine klar. Da fällt mir auf, dass ich hier ins Leere greife, wenn ich alles fühlen kann, weil ich mit mir bin. Positives Denken, Bewegung, Disziplin sollten helfen, hat es auch, solange er hier war. Allein, ist hier nichts mehr, was mich auffängt - gestern war ich hier unterwegs und das Heimweh hatte mich wieder fest im Griff.

Ich werde mal loslegen, was machen, in meine Bücher schauen. Vllt wird es besser und die Trauer schwindet.

[honeygirl]

Dakini,

Er ist zu hause...Bilder wo er weint und immer noch um.Erlösung fleht ...graue Haare...Zeichnungen (wie Jolina schon schrieb). Dann Textpassagen aus seinem neuem Buch und eben auch den Medikamentenmüll hat er abfotografiert -ob er das noch nimmt weiß ich nicht, aber sind "mobile uploads" aus diesem Jahr! Auf einem Rezept stand 150 Tavor tgl - ist das zu glauben?

Vll weiß Jolina mehr -mich hat es sehr getriggert!

Schönen Tag, Honey!

[perl]

Hallo dakini,

vielen Dank für Deinen langen post gestern. Das hat mich sehr gefreut, ich antworte dann morgen darauf, bin gerade auf dem Sprung...

Zu Jürgen: Ich habe den thread gelesen von ihm und das nur ganz schwer ausgehalten..., das war allerdings vor meiner Psychiatriegeschichte. Das Buch, so wertvoll es für mich auch sein könnte, schaffe ich aufgrund der jüngsten Vergangenheit (noch) nicht.

Ich hätte vorher auch nicht gedacht, dass man so schnell in solche Verzwickungen und Zuschreibungen geraten kann: Dabei war ich wahrscheinlich nicht mal in der "schlimmsten" Psychiatrie...- beim Bundesverband Psychiatrieerfahrener habe ich da noch ganz andere Stories gelesen... schlimmer geht wohl immer.

Deine Sehnsucht nach dem Rheinland kann ich gut nachvollziehen, ich habe sie auch bisweilen, ... die Rheinländer sind halt eine besondere Spezies...-, da ich aber "eigentlich" ein Fischkopf bin, komme ich in Norddeutschland auch ganz gut zurecht, aber etwas fehlt halt...

Bis morgen denne!
perl

[Jolina40]

Nach einem weiteren Entzugsversuch in dem er 117 Tage gekämpft hat ist er seit mai 2017 wieder auf tavor und clonazepam, was jedoch nach wie vor die qual nicht zu beenden vermag. Durch 60 verschiedene Psychopharmaka wirkt jedes medikament paradox und es geht ihm nach wie vor sehr schlecht. Habe grade diese infos von ihm bekommen, er kommt derzeit hier nicht auf diese seite, hab ihm geschrieben von diesem gespräch, da ich nicht ohne seine Einverständnis über ihn schreiben kann.
Es liegt keine zelebrale Störung vor, die irreperablen Schädigungen sollen von den vielen verschiedenen Medis kommen.
Mir tut es auch sehr weh ihn so leiden zu sehn, er schreibt nicht mal mehr sondern spricht und schreit die nachrichten übern compi so mies geht es ihm.
bete für ihn, mehr kann ich nicht tun...
es grüßt Jolina

[Domenico]

das ist ja schrecklich sag ihm gute besserung ich kenne ihn ja nicht so aber wenn ich das höre werde ich nachdenklich!und jolina wie gehts es dir heute?
@perl:ich hoffe dir geht es heute gut!was machst du heute also was hast du vor heute zu machen!ich hab nichts geplant bheute keinen bock auf nichts so richtig ich mach gleich meine einheit kraftraining muss ich ausnützen das meine beine nicht mehr so voll wasser sind wie gestern!LG Vito

[mikel015]

Seppel hatte mir mal Bilder von Jürgen aus dem KH zugemailt,er stand ja in engem Kontakt zu ihm.War schon übel einen Menschen so verzweifelt und fertig zu sehen.
Mich würde mal interessieren in welcher Dosierung (mg) er diese 150 Tavor nimmt!Wenn es 2,5 mg pro Pille sind,also dann 375 mg dann wäre es echt unglaublich hefig...

[honeygirl]

[nebukadnezar]

Der gute Seppel schafft sich immer wieder Situationen, die eigtl. überflüssig sind und sein Vorgehen behindern. Aber er ist dran...irgendwie... Er hat ja Zeit , das anzugehen.

LG N

[honeygirl]

[dakini]

Hi,

es ist die schlimmste Geschichte, die ich kenne, in Sachen Medis. Danke auch, Jolina! Jürgen ist da ja völlig offen. Er hat ja auch an Seppel die Bilder weiter geleitet, um seine Geschichte publik zu machen. Und Honey hat auf öffentlichen Seiten gefunden, wie es ihm gegenwärtig geht.

Als ich Deine Zeilen las, Honey,
dass es Dir "unmöglich" ist, wieder aufzudosieren, weil Du es nicht willst, dachte ich, das verstehe ich soo gut! Man will das Zeug nicht schlucken, ist völlig verzweifelt, weil es "ohne", noch nicht geht. Es bestand ja auch eine Grunderkrankung, die Dich in diese Situation brachte! Krebs ist eine riesen Belastung! Ängste, körperliches - das will erst mal überstanden werden! Allein dafür hast Du viel Energie aufbringen müssen und Dein Leben bekam daduch eine andere Wendung.

Auch ich, wurde von einer Krankheit aus der Bahn geworfen. Es hat Jahre gedauert, bis ich wieder zu Kräften kam, meine Psyche besser wurde. Ich konnte es ganz schwer aushalten damals, dass andere, mein damaliger Freund, "top fit" sind, während ich nicht mehr am Leben teil haben konnte, so, wie ich mir das gewünscht hätte. Es folgte eine Einstellung auf Bupre über Jahre. Doch bis zum Herbst letztes Jahres, hatte sich meine Hirnchemie wieder eingependelt. Gerade, hatte ich wieder Spaß am Leben, durch das schwimmen im Sommer war ich auch fitter...Dass ich dann der Meinung war, eine Hep C Thera, mit einem Monsterumzug kombinieren zu können, alles fremd, alles, was mich hielt, was ich mir geschaffen hatte, weg - war eine gnadenlose Selbstüberschätzung! Es hat mich meine gerade beginnende Nüchternheit gekostet.

Ich kann also bestens verstehen, wenn man das Gefühl hat, das Leben geht an einem vorbei, andere haben Freude, man selbst, braucht ein Medi, das man gar nicht nehmen möchte, weil die Hirnchemie nicht mitzieht.

Aber eines wollte ich Dir auf jeden Fall zurufen: es geht! Egal, wie lange es auch dauert, bis man es ganz absetzen kann, es kommt der Tag! Und Du liest Dich auch wieder entspannter! Das freut mich ehrlich für Dich! Die ganze Quälerei zermürbt einen irgendwann.

Manchmal muss man sich mehr Zeit geben, gerade bei Benzos, die letzten "Tröpfchen", fallen sehr ins Gewicht, das war mit Bupre ebenso, weil ich es schon so lange einnahm. Praxx hatte ja stets darauf verwiesen. Wenn man Krankheiten, körperlich, besonders aber psychische hat, ist die Sucht nicht das primäre, mit dem man zu kämpfen hat. Meine Stoffwechsellage ist seit meinem 4. Lj aus dem Ruder gelaufen. Da fingen die Angstzustände an.. Hattest Du vor dem Krebs schon psychische Probleme, oder kam das alles, im Zuge der Erkrankung?

Perl, auch Du, konntest Dich mit der Sucht nicht arangieren. Du hast Dich sogar durch den Psychiatrie Dschungel gequält. Der Erfolg spricht einzig und allein für Dich! Den Ärzten kann man das schwerlich zuordnen, was Du geschrieben hast! Deshalb dachte ich eben, lass es ruhen, soweit die "falschen" Diagnosen raus genommen werden, einfach, als Schutz, für Dich selbst.

Der Norden ist noch mal was anderes, als Bayern, ja. Der Unterschied zum Rhein ist nicht ganz so bombastisch. Mikel ist ja auch sehr happy und kam vom Rhein. Aber diese Ecke hier? Ich hab noch keinen gesprochen, der das gepackt hat. Meine Coachingtante kam aus Hamburg, selbst als Psychotherapeutin ist sie hier geflüchtet und ist bereit, die 3 fache Miete zu zahlen und fährt von München hier her, um einen Teil ihrer Arbeit zu machen. Eine Frau aus Thüringen ist hier her gezogen von München, weil ihr Sohn hier Arbeit bekam. Sie fühlt sich gar nicht gut, auch die Kollegen sind nach ihrer Aussage "fürchterlich" usw

Ich hab auch schon gedacht, ob das epigenetisch auf meiner DNA vermerkt ist? Meine Großmutter (mütterlicherseits) war todunglücklich, als sie vom Ruhrgebiet in den Spessart zog, wegen ihres Mannes. Am Ende bekam sie Krebs und starb mit 37 Jahren. Meine Mama sagt, sie starb an gebrochenem Herzen, weil sie so todunglücklich war, aufgrund dessen, weil sie dort nicht leben wollte, nur, wegen des Mannes dahin zog. Die Parallelen sind auffällig, ein Psychologe würde wohl von Tradition sprechen: von der Oma zur Mutter zur Tochter...Aber auch die Genetiker würden das vermutlich nicht ausschließen, dass sich zusätzlich was vererbt hat. Ich kann es kaum glauben, dass ich gleiches durchzog, wie meine Oma! Mit ähnlichem Ergebnis...naja, anstatt Krebs, gab es bei mir Opiate. ...Ist auf jeden Fall leichter zu korrigieren, als das, was meiner Oma wiederfuhr.

Das Leben hat so viel zu bieten! Es ist ein Geschenk, das spüren zu dürfen

Aber es ist schon verrückt zuweilen, was man alles erleben muss! Solch enormes Leid, das Jürgen auszuhalten hat, relativiert die meisten Geschichten. Es ist der Supergau!

Doch ich komme wieder zum gleichen Punkt - warum gibt man Medis, die nicht richtig wirken können, besonders, wenn ich das mit den Rezeptoren noch richtig im Kopf habe - das kann ja gar nicht greifen. Vermutlich ist er so fertig, dass er da gar nicht mehr drüber nachdenken kann. Das war schon so, als der fed noch aktiv war...und es ist NICHTS besser geworden, wie Ihr schreibt? Wieder die gleichen Pillen, wie zu Anfang plus Tavor -> ich bin sehr überrascht. Nun ja, Perl, Du hast sicher einige Geschichten gesichtet, in Sachen Psychiatrie...aber das hätte ich einfach nicht erwartet, wohl auch, weil mein letzter Stand der Dinge war, dass ein Arzt heraus fand, dass was mit den Rezeptoren in Schieflage ist. Gerade, WEIL es von den Medis kam, also nix endogenes, bin ich baff, dass so weiter gemacht wird. Das Wort "Behandlung", will mir da nicht über die Lippen...

Liebe Grüße!

[schattengewächs]

genau das hätte ich auch gesagt: Jürgens Biographie ist der absolute Super-Gau, und ich mußte gestern auch nochmal richtig losheulen, als ich an ihn dachte, Essays von ihm lesend, seine Fotos, seine Wahrheits-suche, sein wirkliches schriftstellerisches Talent incl. der grausamen Traumatisierungen, gefolgt von den falschen Behandlungen, und ich denke hier auch- absolutes Versagen der Ärzte! Denn klar, auch wenn er jahrelang hochdosiert Clonazepam (Rivotril) genommen hat,(meiner Meinung nach das "schlimmste Benzo"!) - muß dies nicht zwangsläufig dazu führen, dass Gehirnstrukturen unwiderruflich geschädigt werden... - da ist irgendwas komplett aus dem Ruder gelaufen-
ich bin sprachlos, wütend, traurig k.A. -

Ich glaube er lebt, weil so viele Menschen ihn mit ihrem Mitgefühl hier-halten. Ich hätte schon längst aufgegeben, bei soviel Qual. Unfassbar, wie er das aushält!
...
Liebe Grüße in die Runde!

[Dr.Mabuse]

Es war ja nicht nur das Rivotril bei Jürgen,sondern auch die zig anderen Medikamente,

Plus Elektroschocks die Jürgen in der klappse verabreicht wurden...

Hab oft an ihn gedacht...

[Yez]

Wie heißt denn sein neues Buch ?

Weiß das jemand von euch ?


Ich finde es tapfer und auch mutig , dass er alles öffentlich so preis gibt .
Vielleicht bleibt dadurch jemanden das gleiche Leid erspart .


Liebe Grüße

Yez

[Jolina40]

Das Buch heißt "wir treffen uns wieder" und vom freiraum-verlag, fand es sehr lesenswert obwohl teilweise schwer zu ertragen sein leid.
Wie dakini richtig sagt hat sich seit Jahren nichts geändert, keine neuen Erkenntnisse auch. Er sagt er wird von den Ärzten gar nicht mehr behandelt und es wird ihm auch überlassen wie viel tavor er nimmt. Mengenangaben hat er nicht gemacht. Von Behandlung kann hier ehrlich nicht die Rede sein. Furchtbar... Unterlassene Hilfeleistung?
Es grüßt Jolina