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Marle
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Anmeldungsdatum: 06.10.2016
Beiträge: 3309

BeitragVerfasst am: 7. Nov 2016 12:40    Titel: Antworten mit Zitat

Lebensqualität ist für mich auch, wenn ich den Tag ohne all die negativen Folgen der Sucht begrüssen kann.
Lebensqualität ist, wenn ich selbst bestimmen kann, was ich heute mache.
Lebensqualität ist, wenn ich weiß, dass da nichts ist, das ich betäuben muss, und nichts, vor dem ich, warum auch immer, Angst haben muss.
Besonders aber ist Lebensqualität für mich, wenn ich nicht der Sklave meiner Sucht, sondern der Herr meines Lebens bin.

LG
Marle
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nebukadnezar
Foren-Guru
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Anmeldungsdatum: 26.08.2015
Beiträge: 4292

BeitragVerfasst am: 7. Nov 2016 15:07    Titel: Antworten mit Zitat

Marle hat Folgendes geschrieben:
Lebensqualität ist für mich auch, wenn ich den Tag ohne all die negativen Folgen der Sucht begrüssen kann.
Lebensqualität ist, wenn ich selbst bestimmen kann, was ich heute mache.
Lebensqualität ist, wenn ich weiß, dass da nichts ist, das ich betäuben muss, und nichts, vor dem ich, warum auch immer, Angst haben muss.
Besonders aber ist Lebensqualität für mich, wenn ich nicht der Sklave meiner Sucht, sondern der Herr meines Lebens bin.

LG
Marle


tja , alles richtig, aber doch relativ. Ich hatte innerhalb meiner Sucht keine grossen Einschränkungen, in keiner Hinsicht...denke ich immer Rolling Eyes und mein Leben habe ich immer selbst bestimmt. Die Zeit affig aufzuwachen und sich zum
" Einkauf" zu quälen sind 30 J her, und waren selten. Betäubt habe ich mich nur bei den ersten 2-3 fixes...haben aber gereicht!

Jetzt bin ich clean und manchmal - höchsten an 6 Tagen in der Woche - denke ich: Lieber würde ich wieder alle paar Wochen nen Taxi zur Apo schicken mein Metha abholen und hätte dafür mein schönes Leben wieder.
Ist natürlich völliger Unsinn und im Grunde bescheiss ich mich da selber, denn die letzten Monate der Sub liefen anders und der Versuch mit Vodka das metha abzusetzen lief völlig aus ´m Ruder, ruinierte mir fast die Leber und brachte mich beinahe ins Grab.

Naja , irgendwie typisch für mich.

Aber ganz klar und eindeutig: ein cleanes Leben ist lebenswerter!
Aber auch: Das Leben ist eins der schwersten! ...auch wenn man clean ist, ohne SD oder sonstige Problemen.

LG N
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surreal
Platin-User
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Anmeldungsdatum: 05.06.2015
Beiträge: 2239

BeitragVerfasst am: 7. Nov 2016 17:47    Titel: Antworten mit Zitat

Dann soll aber bitte auch in den anderen Threads niemand seine Abstinenz erwähnen und mit seiner Nüchternheit nerven... Laughing
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mikel015
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Anmeldungsdatum: 27.03.2015
Beiträge: 4068

BeitragVerfasst am: 7. Nov 2016 18:06    Titel: Antworten mit Zitat

Bin ja auch schon längere Zeit hier im Forum unterwegs und musste auch oft feststellen das sich immer wieder Fraktionen bildeten.Auf der einen Seite die Abstinenzler ( Cleanen) und auf der einen Seite die Substanzgebraucher (Süchtels)
und das hat überhaupt nichts mit "Knasthirarchie" zu tuen.
Was mich dabei am meisten aufregt ist diese Bekehrermentalität der Abstinensler die meinen für sich das Non plus Ultra gefunden zu haben und alle Süchtels vorwerfen was sie doch für ein beschissenes Leben führen und was sie doch für arme Würste sind...und das nur der cleane Lebensweg der einzig richtige ist.
Komisch,habe kaum mal einen Süchtel hier erlebt der einen cleanen Menschen überreden wollte Drogen zu nehmen...


Ich finde es schade, dass Drogenkonsumenten alle in eine Schublade gesteckt werden. Natürlich gibt es welche, die wirklich körperlich (schwer) abhängig sind, sei es von Alkohol oder Heroin, aber es gibt auch so etwas wie unproblematischen Drogenkonsum. Und bei den Süchtigen ist der Konsum auch eher ein Symptom als die Krankheit selber. Und wenn es keine Drogen geben würde, würde es den Menschen auch nicht besser gehen. Die würden dann depressiv in der Ecke hocken oder sich durch die Gegend prügeln oder magersüchtig werden etc.

Ständig nur arbeitet, irgendwie versucht man sich doch mit arbeiten auch nur vom eigenen Lebenen abzulenken. Workoholics arbeiten um sich selber nicht zu hinterfragen ob man glücklich ist. Vielleicht wird man auch depressiv und fragt sich warum man das Ganze machen soll: Warum arbeiten, warum eine Familie gründen, den American Way of Life leben in einer Welt die nur aufs Oberflächliche schaut. Der Mensch besitzt heutzutage sowieso keinen Wert mehr. Bei einer Firma kannst du mühelos ersetzt werden. (Jeder Mensch ist ersetzbar). Mit "schädlichem" Verhalten (vielleicht zählt man Süssigkeiten essen auch schon dazu) besitzt ein Leben doch viel mehr Freude. Mal Spass haben mit Freunden gemütlich einen trinken gehen, einen rauchen...
Im Endeffekt sollte man doch nicht ein möglichst langes Leben anstreben, sondern ein erfülltes Leben, jeden Tag könntest du durch ein Unfall oder anderes draufgehen, was spielst da für eine Rolle ob man sich vorher Schaden zugefügt hat.
Ich zumindest möchte das Leben nicht ohne Drogen aushalten.

Ich will nicht nüchtern sein.

Ich konnte früher auch nicht differenzieren (typisches Schwarz Weiss Denken, Alle sind gegen mich, Alles ist schlecht etc.) Ich habe viele Erfahrungen mit Drogen gesammelt. Sowohl positive, sowie auch negative und keine möchte ich davon missen.

So jetzt habe ich mir mal Luft verschafft, sry für den grossen Text, teilweise auch OT.



so long
Mikel
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nebukadnezar
Foren-Guru
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Anmeldungsdatum: 26.08.2015
Beiträge: 4292

BeitragVerfasst am: 7. Nov 2016 18:17    Titel: Antworten mit Zitat

surreal hat Folgendes geschrieben:
Dann soll aber bitte auch in den anderen Threads niemand seine Abstinenz erwähnen und mit seiner Nüchternheit nerven... Laughing


Ich sag´ ab sofort kein Wort mehr!

LG N


...nur für heute trink ich ein Bier Rolling Eyes





...shit, hab´ja nix da Evil or Very Mad
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surreal
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Anmeldungsdatum: 05.06.2015
Beiträge: 2239

BeitragVerfasst am: 7. Nov 2016 18:38    Titel: Antworten mit Zitat

nebukadnezar hat Folgendes geschrieben:
...shit, hab´ja nix da Evil or Very Mad


Macht ja nix, hier bist du ja auch im Abstinenzlerreservat. Wink
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Marle
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Anmeldungsdatum: 06.10.2016
Beiträge: 3309

BeitragVerfasst am: 7. Nov 2016 21:17    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo Nebudadnezer,

natürlich ist – auch – die Abstinenz „relativ“.
Aber relativ zu was?

Bei mir bedeutet das: Morgens nicht Kotzen müssen, nicht nach dem Stoff zu gieren, nicht ein Getriebener zu sein (Beschaffung, Pegel.) und ja, schon keine Einschränkungen (mehr) haben. Morgen nicht mehr wissen, was heute war.

Ich war ja gut 2 Jahrzehnte trocken und frei von anderen Substanzen.
Dann hat es mich wieder zerbröselt.
Auch, wenn vielleicht Beobachter von außen meinten, ich würde auf einem verdammt hohen Niveau „leiden“, für mich war es brutal.
Vielleicht, oder vermutlich sogar sehr wahrscheinlich war es meine andere, nüchterne Seite, die mich dicke Sicherheitszäune und Absicherungen in mein Leben einbauen ließen. Also Jobmäßig, Existenzmäßig, etc.

Ganz sicher ist es nicht so, dass mir das Leben, nur weil ich jetzt wieder abstinent bin, irgendetwas schenkt.
Aber es ist ein Himmelunterschied nüchtern an die Probleme ranzugehen, wie besoffen, auch, wenn’s nicht unbedingt auffällt.
Tja, und den Leberschaden habe ich mir ja selbst eingebrockt, kann aber gut damit leben.
Hätte aber nicht sein müssen, wenn man, wie ich, noch andere gesundheitliche Baustellen hat.

Ja, das Leben ist – wieder – lebenswert.
Und schwer? Da würde ich lügen. Aber heute kann ich die vielen, oft auch ganz kleinen Schönheiten wieder sehen.

Lieben Gruß
Marle
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Marle
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Anmeldungsdatum: 06.10.2016
Beiträge: 3309

BeitragVerfasst am: 7. Nov 2016 21:36    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo Mikel,

also ich zähle mich wirklich nicht zu irgendeiner „Fraktion“.
Dazu bin ich, auch nüchtern, nach meinem Verständnis zu nahe am Konsum.
Wenn ich von Knasthierarchien schrieb, dann musst Du Dich wirklich nicht angepisst fühlen.
Aber es ist halt so – in meiner Wahrnehmung -, dass es im „nassen“ Bereich oft darum geht: wie weit, wie hoch, wie viel, wie krass, wie heftig.

Eine Bekehrmentalität habe ich meiner Meinung nach nicht.
Im Grunde ist es mir sogar ziemlich egal, ob jemand säuft, kokst, H spritzt oder Opiade einwirft.
Da gibt es nichts zu bekehren. Wenn er nicht mehr möchte, dann weiß er das selbst.

Ich seh’s auch nicht, dass generell die Suchtis „arme Würstel“ sind. In meinem persönlichen Bereich leben einige schon seit vielen Jahren mit ihrer Sucht verdammt gut.
Klar, wenn die Sucht dann ihre hässliche Seite zeigt, dann wird es schon bedauernswert.
Aber wer bin ich, dass ich darüber urteilen könnte? Solange ist das noch her, dass die Kloschüssel mein tägliches Ritual war.

Zitat:
Im Endeffekt sollte man doch nicht ein möglichst langes Leben anstreben, sondern ein erfülltes Leben, jeden Tag könntest du durch ein Unfall oder anderes draufgehen, was spielst da für eine Rolle ob man sich vorher Schaden zugefügt hat.
Ich zumindest möchte das Leben nicht ohne Drogen aushalten.

Ich erlaube mir Dir zu widersprechen. Erstens, weil ich sowohl das Leben viele Jahre mit Drogen, als auch ohne gelebt habe. Und Zweitens, weil es mich schon mehrmals so gründlich zerbröselt hat, dass mein Leben genauso gut vorbei sein können hätte.
Dazu kommt, in meinem Alter macht man sich ja schon mal Gedanken über die noch verbleibende Zeit. Die möchte ich mir mit dem Suchtscheiß nicht auch noch versauen.

Eines weiß ich sicher: Wenn ich meine Abstinenz ganz ohne Verbissenheit und frei von irgendwelchen Dogmen lebe, kann ich wesentlich mehr Freude an und in meinem Leben empfinden, wie es in meinen nassen Zeiten möglich war.
Aber: Bei mir ist das so!
Wenn es bei Dir anders ist, ist das für mich zumindest absolut okay!

Lieben Gruß
Marle
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Haschgetüm
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Anmeldungsdatum: 26.03.2015
Beiträge: 2502

BeitragVerfasst am: 8. Nov 2016 00:10    Titel: Antworten mit Zitat

Mikel du erinnerst mich gerade sehr an einen Freund von mir.
Wenn ich von meinem Probem gesprochen habe, hat er das grundsätzlich auf sich bezogen und gedacht ich verteufel nun alle Drogen.
Ist ja Quatsch. Von mir aus kann jeder machen , was er will.
Aber viele hier haben ja durchaus Probleme mit ihrem Konsum und sind da nicht so ganz zufrieden mit - lügen sich in die eigene Tasche.
Aber ich werd mal drauf achten wie ich mich da so verhalte, vllt. fährt man sich da auch zu oft den eigenen Film und vergisst dabei, das nicht jeder gleich drauf ist - kann passieren.

Ach und ich find´s traurig dass du denkst, das Leben wäre nur mit Drogen zu ertragen. Aber vielleicht ist dein Leben auch einfach schwerer als meins.
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nebukadnezar
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Anmeldungsdatum: 26.08.2015
Beiträge: 4292

BeitragVerfasst am: 8. Nov 2016 07:28    Titel: Antworten mit Zitat

Marle hat Folgendes geschrieben:
Hallo Nebudadnezer,

natürlich ist – auch – die Abstinenz „relativ“.
Aber relativ zu was?

Bei mir bedeutet das: Morgens nicht Kotzen müssen, nicht nach dem Stoff zu gieren, nicht ein Getriebener zu sein (Beschaffung, Pegel.) und ja, schon keine Einschränkungen (mehr) haben. Morgen nicht mehr wissen, was heute war.

Ich war ja gut 2 Jahrzehnte trocken und frei von anderen Substanzen.
Dann hat es mich wieder zerbröselt.
Auch, wenn vielleicht Beobachter von außen meinten, ich würde auf einem verdammt hohen Niveau „leiden“, für mich war es brutal.
Vielleicht, oder vermutlich sogar sehr wahrscheinlich war es meine andere, nüchterne Seite, die mich dicke Sicherheitszäune und Absicherungen in mein Leben einbauen ließen. Also Jobmäßig, Existenzmäßig, etc.

Ganz sicher ist es nicht so, dass mir das Leben, nur weil ich jetzt wieder abstinent bin, irgendetwas schenkt.
Aber es ist ein Himmelunterschied nüchtern an die Probleme ranzugehen, wie besoffen, auch, wenn’s nicht unbedingt auffällt.
Tja, und den Leberschaden habe ich mir ja selbst eingebrockt, kann aber gut damit leben.
Hätte aber nicht sein müssen, wenn man, wie ich, noch andere gesundheitliche Baustellen hat.

Ja, das Leben ist – wieder – lebenswert.
Und schwer? Da würde ich lügen. Aber heute kann ich die vielen, oft auch ganz kleinen Schönheiten wieder sehen.

Lieben Gruß
Marle


Moin marle,

relativ im Sinne von unterschiedlich in der Bewertung meiner Lebensqualität, nicht zur meiner Abstinenz. Abstinent bin ich und bleibe ich...sag´ich mal so, heute morgen um 6:15.
Diese 4 Thesen als solche lasse ich so stehen und sie sind für mich richtig, sehe ich aber nicht als Lebensqualität, sondern eher als einige der Voraussetzung überhaupt eine Lebensqualität zu erreichen, um die es momentan sehr mau steht. Dafür habe ich zuviel verloren und zerstört, als das ich das so wieder hinkriege.
Aber nicht mehr mehrmals am Tag und in der Nacht über der Schüssel zu hängen und pechschwarzes Irgendwas zu erbrechen hat schon was Wink
Und es ist schön das Leben wieder clean wahrzunehmen, zu sehen, zu riechen, zu schmecken, zu fühlen, sich zu freuen und auch zu leiden, und dies alles auch auszuhalten. Ganz einfach: Leben!
Alles sehr wichtig, aber nur die Basics, um zu einer Lebensqualität zu gelangen., für mich zumindest.
Und ja, es ist ein fast angenehmes Gefühl die Probleme mit nüchternem Kopf anzugehen, anstatt erst mal nen Hieb dagegen einzupfeifen.
Ich hatte in den 18 Monaten clean auch meine Rückfälle und einige male nen kleines Fläschchen Vodka geköpft, zum Glück hat´s mir nicht gefallen und natürlich nicht geholfen. Im Grunde meines Herzens bin ich ja auch leidenschaftlicher H/K/Dope Konsument Rolling Eyes ...aber das kommt halt alles nicht in Frage für mich und das ist auch gut so. ( Ausnahmen bestätigen...bzw. sie würden...oder...ach egal Wink )


...ich hoffe mal, man nimmt mich nicht als missionarischen Abstinenzler wahr, wenn doch , ist es falsch...dann müsste ich mal meine Formulierungen überdenken.

LG N
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surreal
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Anmeldungsdatum: 05.06.2015
Beiträge: 2239

BeitragVerfasst am: 8. Nov 2016 08:40    Titel: Antworten mit Zitat

mikel015 hat Folgendes geschrieben:
Was mich dabei am meisten aufregt ist diese Bekehrermentalität der Abstinensler


Wirklich missionarische Abstinenzler habe ich jetzt selten erlebt, aber es regt mich auch auf, wenn impliziert wird, dass nur die Abstinenz in Frage kommt, wenn man mal abhängig war. Diese Haltung kommt auch deutlich häufiger vor.
Ich würde auf der anderen Seite zwar vielleicht schon mal jemandem raten, es mit kontrolliertem Konsum zu versuchen (wenn er nicht ganz aufhören will oder an der Abstinenz regelmäßig scheitert), die Abstinenz ausreden würde ich aber sicher keinem. Ich bin generell für Alternativen und Wahlfreiheit und ich finde, dass gerade im Bereich der menschlichen Psyche einfach zu viele Unterschiede zwischen den Individuen bestehen können, als dass man da einfache Patentrezepte ausstellen könnte.
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Marle
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Anmeldungsdatum: 06.10.2016
Beiträge: 3309

BeitragVerfasst am: 8. Nov 2016 09:04    Titel: Antworten mit Zitat

surreal hat Folgendes geschrieben:
...aber es regt mich auch auf, wenn impliziert wird, dass nur die Abstinenz in Frage kommt, wenn man mal abhängig war. Diese Haltung kommt auch deutlich häufiger vor.

Hm, und jetzt? Hast dann was davon, dass Du Dich aufregst?
Kommt es an? Bringt es irgendeinem von denen neue Erkenntnisse?

Man muss dabei, so denke ich mir, schon genau hinschauen, warum jemand, ich gehe jetzt von eigener Suchterfahrung aus, die Abstinenz empfiehlt.
Und meist ist es dann so, dass derjenige sehr viel mehr Fälle kennt, bei denen nur die Abstinenz funktioniert hat, wie Fälle, bei denen ein gelegentlicher oder moderater Konsum funktioniert hat.

Zitat:
Ich würde auf der anderen Seite zwar vielleicht schon mal jemandem raten, es mit kontrolliertem Konsum zu versuchen (wenn er nicht ganz aufhören will oder an der Abstinenz regelmäßig scheitert), die Abstinenz ausreden würde ich aber sicher keinem.

Ich gehe mal davon aus, dass Dich noch niemand in etwa gefragt hat: "Du, surreal, was meinst Du, ich lebe gerade abstinent und komme klar damit. Wäre es nicht ratsamer wieder hin und wieder zu konsumieren?"
Zitat:
Ich bin generell für Alternativen und Wahlfreiheit und ich finde, dass gerade im Bereich der menschlichen Psyche einfach zu viele Unterschiede zwischen den Individuen bestehen können, als dass man da einfache Patentrezepte ausstellen könnte.

Klingt komisch, wenn Du das schreibst, den es immer wieder ankotzt, wenn andere von ihrer gut funktionierender Abstinenz schreiben, nicht?

Ich erlebe die reale Praxis so: Da ist einer, der säuft sich gerade zu Tode. Mit allen gravierenden Folgen, die der Suff mit sich bringt.
Sagen wir mal, es ist das erste Mal, dass er sich Gedanken darüber macht: Irgendetwas stimmt nicht ...
Dann versucht er, jedenfalls die allerallermeisten, die ich kenne, erst einmal zu reduzieren.
Klappt nicht.
Dann probiert er nichts mehr zu trinken.
Klappt meist ohne Entgiftung, ggf. ohne Therapie, auch nicht.
Dann sucht und sucht und sucht er nach Alternativen.
Dann ist er irgendwann - am Arsch.
Und macht Entgiftung und Therapie.
Und schwört sich, nie wieder Alkohol zu trinken oder Drogen zu konsumieren.

Dann geht das so ... eine Weile.
Bis er darüber nachdenkt, ob er nicht doch wieder, wenigstens ein bisschen ...
Dann tut er's.
Und binnen kurzem sind die allerallermeisten wieder genau dort, wo sie schon mal waren.
Und dann kommt surreal und sagt: "Du musst Alternativen suchen! Du musst Deine Wahlfreiheit in Anspruch nehmen!"
Ja, und dann ... übernimmt Surreal die Verantwortung für jede weitere Entwicklung, bis ...

Marle
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ast
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Anmeldungsdatum: 14.03.2012
Beiträge: 3305

BeitragVerfasst am: 8. Nov 2016 09:21    Titel: Antworten mit Zitat

mir kommt es so vor, als wenn surreal für die 'mündigen' Bürger sprechen würde und Marle für die hirnamputierten, 'nassen' (wie ich diesen Alki- Jargon hasse Evil or Very Mad ) Drogenopfer, die jegliche Eigenverantwortung abgegeben haben (an Synanon oder Marle) Arrow unterschiedliche Zielgruppen
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surreal
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Anmeldungsdatum: 05.06.2015
Beiträge: 2239

BeitragVerfasst am: 8. Nov 2016 09:21    Titel: Antworten mit Zitat

Ich habe doch nicht geschrieben, dass ich jemandem, der bereits abstinent und damit zufrieden ist, raten würde, es doch mal mit moderatem Konsum zu versuchen. Das habe ich auch gar nicht geschrieben. Sondern nur, dass ich einem, der seinen problematischen Konsum ändern will, sagen würde, dass es auch die Möglichkeit gibt zu reduzieren. Weil ja nun doch oft nur die Abstinenz genannt wird. Tatsächlich ist es auch so, dass die meisten Süchtigen, die ihre Sucht loswerden, irgendwann ohne Therapie den Konsum auf ein moderates Maß reduzieren:

"Neueren Studien zufolge (Rumpf HJ 2000, Sobell LC et al. 2006, Dawson D et al. 2005) liegt die Selbstheilungsrate bei Alkoholabhängigkeit in Deutschland bei 53 Prozent, in Kanada und den USA bei 78 respektive 72 Prozent. Für pathologisches Spielen ergeben sich ähnliche Zahlen. Bischofs Fazit: Selbstheilung ist die Regel. Und mit 95 Prozent nach 24 Monaten ist sie überaus stabil."

Und:

"Dabei bedeutet Remission nicht Abstinenz. Nur etwa 15 Prozent der „Selbstremittierer“ entscheiden sich für eine dauerhafte Abstinenz, der Rest finde zu einem „klinisch unauffälligen Konsum“."

http://www.aerzteblatt.de/archiv/156413

Und natürlich "bringt" es nichts, dass ich mich über solche Behauptungen aufrege. Sich aufzuregen ist aber eine unmittelbare emotionale Reaktion und keine geplante Handlung. Außerdem ist es nun auch nicht so, dass ich ausraste, wenn jemand so etwas sagt...
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surreal
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Anmeldungsdatum: 05.06.2015
Beiträge: 2239

BeitragVerfasst am: 8. Nov 2016 09:30    Titel: Antworten mit Zitat

ast hat Folgendes geschrieben:
'nassen' (wie ich diesen Alki- Jargon hasse Evil or Very Mad )


Mir gefallen diese Ausdrücke auch nicht. Ich assoziiere damit immer unwillkürlich "einnässen"... Laughing (wobei das ja auch wirklich passieren kann, wenn man richtig besoffen ist...)
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