Jamaika nicht - was nun Deutschland?

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Yez
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Anmeldungsdatum: 20.04.2016
Beiträge: 2974

BeitragVerfasst am: 26. Sep 2018 07:06    Titel: Antworten mit Zitat

Also meine persönliche Meinung,

wenn wir die Möglichkeit haben , die Seiten zu wechseln und plötzlich zu den „ Gewinnern „ gehören
werden die meisten sicherlich auch ihre Brieftasche sehr gerne füllen.
Da wird so mancher seine ursprüngliche Einstellung mal eben vergessen .
Zu mindest , bis die Brieftasche gefüllt ist .
Von daher sind wir „ Kleinen „ auch nicht besser , als die Politiker .
Bestenfalls nur so lange ,wir es für uns persönlich moralisch in Grenzen bleibt

Auf einen „ kleinen „ erfolgreichen Tag , moralisch und ethisch ok .

Grüße Yez
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Marle
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Anmeldungsdatum: 06.10.2016
Beiträge: 3309

BeitragVerfasst am: 26. Sep 2018 08:35    Titel: Antworten mit Zitat

Zitat:
P.P.S. Haha ... ich hab's geschafft(!): die Zeilen eines Flatearthers einfach ungelesen wegzuscrollen. Nicht daß ich noch blind werde.


Genau, deshalb musst Du es auch betonen, damit's jeder glauben soll


Mr. Green Mr. Green Laughing
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Marle
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Anmeldungsdatum: 06.10.2016
Beiträge: 3309

BeitragVerfasst am: 26. Sep 2018 08:45    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo Yez,

Du bist immer früh auf Shocked

Na ja, wenn Du und ich „die Seiten wechseln“ (Beruf, Privat, …), dann juckt das halt i.d.R. niemand. Vor allem aber geht deswegen für niemand die Welt unter, oder seine Idealziele werden dadurch obsolet.
Aber angenommen, wir bilden eine Interessengemeinschaft zur Verfolgung unserer Ideale, und es wird eine Bewegung daraus, die Dich dann auserkoren hat, dass Du viel Macht und Einfluss bekommst, damit unsere gemeinsamen Ziele umgesetzt werden, dann sieht das wohl anders aus, oder? Und kaum bist Du von uns, Deinen ehemaligen Weggefährten gewählt, wechselst Du die Seite und begräbst alle unsere Ideale …

Ich glaube schon, dass man die Verantwortung von Spitzenpolitiker nicht mit der Verantwortung des kleinen Mannes vergleichen kann…

Gruß Marle
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Marle
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Anmeldungsdatum: 06.10.2016
Beiträge: 3309

BeitragVerfasst am: 26. Sep 2018 11:01    Titel: Antworten mit Zitat

dakini hat Folgendes geschrieben:
was Du dennkst, wieviel eine Solaranlage auf einem der Reihenhäuser (Baujahr etwa 1980 ( heute, sind das gel Hasenkästen)) bringt? Die sind ja alle ziemlich gleich...Einseiteige Anbringung, Fläche ausgeschöpft.

Nicht, dass es so viel sein wird, wie in Indien. Klar, wir leben in anderen Breiten. Würd mich wirklich interessieren.

Liebe Grüße!


Hallo Dakini,

vielleicht beantwortet das hier:

http://box.arte.tv/bundestag2013/de/tauchen-sie-ein/brouillon-auto/infografik-das-paradox-der-energiewende/wie-kann-man-ein-akw-ersetzen/#/bundestag2013/de/tauchen-sie-ein/brouillon-auto/infografik-das-paradox-der-energiewende/wie-kann-man-ein-akw-ersetzen/

Deine Frage?
Also 1 Million modernste Solar-Kleinanlagen ersetzen laut dieser Aussage ca. 10 - 15 AKWs. Wobei das sehr optimistisch gerechnet ist, weil man eben Stromerzeugung von AKWs und Solaranlagen nicht direkt vergleichen kann.
(Du siehst dies auch daran, dass selbst dieser Fachmann doch eine sehr hohe Variable von 5 AKWs einbaut. Oder anders herum eben, dass 1 Million Solar-Kleinanlagen eben keine sichere Konstante haben.)

Ungeklärt ist dabei immer noch die Speicherung …


Gruß
Marle
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Yez
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Anmeldungsdatum: 20.04.2016
Beiträge: 2974

BeitragVerfasst am: 26. Sep 2018 13:36    Titel: Antworten mit Zitat

Hey Marle ,

als ich heute morgen schrieb , war schon meine 1. Pause
Spätestens um 5 Uhr klingelt der Wecker . 😝😝
Nicht unbedingt meine Lieblingszeit .
Dafür habe ich jetzt schon Feierabend .

Im Grund hast du recht mit deiner Äußerung .
Wobei Politik im kleinem Kreis beginnt .
Und für einen Konkurrenten, brach gerade eine ( seine ) kleine Welt zusammen.
Weil ich ab jetzt seine Aufträge erhalte .
Moralisch absolut nicht in Ordnung, weil ich nicht drauf angewiesen bin ,aber geschäftlich muss man doch oft anderes agieren.
Da darf ich nur mit dem Kopf denken ( als Geschäftsfrau knallhart...ect. )
Nicht immer ganz einfach, wenn man ( ich ) sonst ein Bauchmensch ist .
Wobei es manchmal auch Spaß macht , sich nach einem wichtigem Gespräch,
auf den Schultern zu klopfen .

Wünsche dir einen sonnigen Nachmittag.
Wir haben ☀️ bei 18 Grad

Liebe Grüße

Yez
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mikel015
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Anmeldungsdatum: 27.03.2015
Beiträge: 4068

BeitragVerfasst am: 26. Sep 2018 16:52    Titel: Antworten mit Zitat

Ja Ja so sind sie halt die Grünen.

Für 10 modrige Bäume an einen alten ramponierten Bahnhof eine Welle machen weil da Juchtenkäfer drin vögeln.
Aber hunderte Bäume für Stromtrassen und Vogel- Schredder Anlagen ( Windräder) platt machen.


Ne,mal im Ernst ,ich frage mich, ob die sog. "Energiewende" nicht falsch und überhastet war?

Sie kostet nicht nur Geld, nein, sie ist eine Umverteilung von arm nach reich, von unten nach oben. Die alleinerziehende Mutter, der Leiharbeiter, der Hartz IV Empfänger usw. bezahlt mit seinem Strompreis die Solaranlage, die sich ein gut verdienender Beamter, Facharbeiter, Manager usw. aufs Dach packt und damit ordentlich Rendite macht.
Ist das sozial gerecht? Ich glaube nicht.
Ausserdem ,die Abschaltung aller AKW's, bringt uns kein bisschen mehr Sicherheit. Überhaupt nicht. Wir sind nun mal keine Insel in Deutschland, sondern von unseren europäischen Nachbarn umgeben und die setzen weiterhin, manche sogar massiv, auf Atomstrom.
Nehmen wir mal an, ein AKW würde z.B. in Frankreich explodieren und radioaktive Strahlung austreten. Würde diese Strahlung an der deutschen Grenzen haltmachen? Mit Sicherheit nicht.
Auch aus ökologischer Sicht ist die Energiewende absurd. Tatsache ist, dass unser Stromnetz und unser Land bisher nicht dazu ausgelegt ist, so viel Ökostrom zu transportieren. Beide müssen massiv umgebaut werden: Neue Stromtrassen, Windräder an jeder Ecke, Offshore-Anlagen usw. Das wird das Bild und die Natur Deutschlands verändern und der größte Eingriff in die Natur werden, den es je gegeben hat.
Die Folgen für die Natur sind unabsehbar.
Ich möchte jedenfalls weder Strommasten, noch Windräder vor der Nase haben, wenn ich in meinem Garten sitze!


Ich denke ,alles viel zu früh und überhastet eingeleitet,
war wohl ausschließlich eine Trotzreaktion auf die Fukushima-Krise. Weil in Japan ein AKW explodiert ist gab es in Deutschland, am anderen Ende der Welt, massenhaft Geigerzähler zu kaufen! Aber Vergleiche mit Japan ziehen einfach nicht, weil wir hier keine Erdbeben haben werden, auch in tausend Jahren nicht. In Japan haben sie nicht "nicht gedacht, dass", sondern es wurde einfach hart drauf geschissen. Weil es Japaner sind und nicht verweichlichte deutsche Mimimis, ein Volk von Eunuchen... Laughing

Tja,die Energiewende kostet uns also extrem viel Geld, ist eine Umverteilung von arm nach reich, greift massiv in die Natur ein und bringt uns kein bisschen mehr Sicherheit.

Dat waren ma meine 5 Cent... Wink


so long
Mikel
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Marle
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Anmeldungsdatum: 06.10.2016
Beiträge: 3309

BeitragVerfasst am: 26. Sep 2018 17:55    Titel: Antworten mit Zitat

Mikel:

Grund für all das ist selbstmörderischer Narzissmus. Er beherrscht das Land. Der herkömmlich denkende Mensch betritt sein Haus durch die Haustür, und es ist ihm schnuppe, was die Welt dazu meint. Der Deutsche will seinen Bewunderern gefallen, indem er die Tür zuschließt, den Schüssel wegwirft und durchs Schüsselloch ins Haus hüpft. Das Gelächter über seine selbstentworfenen Handicaps und seine Schmerzen beim Steckenbleiben deutet er als Beifall. Er ist fest davon überzeugt, dass die ganze Welt fortan nichts Dringenderes im Sinn haben werde, als dieses Kunststück von ihm zu erlernen und fleißig nachzumachen (kürzlich befragte ich einen rumänischen Sozialdemokraten über die Einhaltung der EU-Abgasnormen dortzulande, und er fragte zurück, ob ich keine anderen Probleme hätte).

von Arnold Vaatz
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dakini
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Anmeldungsdatum: 07.04.2015
Beiträge: 3361

BeitragVerfasst am: 27. Sep 2018 09:05    Titel: Antworten mit Zitat

Oder: "Maaz, Die narzisstische Gesellschaft" Wink
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Mohandes59
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Anmeldungsdatum: 05.12.2014
Beiträge: 1858

BeitragVerfasst am: 27. Sep 2018 22:54    Titel: Antworten mit Zitat

In Kürze, bin im Umzugsstreß.

Dakini, auf Deine (berechtigte) Frage bekommst Du eine Antwort, demnächst und per eMail oder persönlich. Nur soviel: die Sonne strahlt genug für uns alle (und gibt keine Alternative, so oder so, trotz aller Probleme)!

Schlaumeier, haben wir uns mal wieder auf dem falschen Fuß erwischt? Die ollen Kamellen Kölle - D'df krame ich jetzt mal nicht raus, nur soviel: ich schätze Dich schon ziemlich! Muß gerade reichen.

War noch was? Demnächst, inshallah, LG an alle.
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Marle
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Anmeldungsdatum: 06.10.2016
Beiträge: 3309

BeitragVerfasst am: 28. Sep 2018 08:13    Titel: Antworten mit Zitat

Was Juden dürfen, und was nicht …

https://www.schlaglichter.at/rechte-juden/
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Marle
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Anmeldungsdatum: 06.10.2016
Beiträge: 3309

BeitragVerfasst am: 28. Sep 2018 08:34    Titel: Antworten mit Zitat

Manchmal glaube ich, dass Franz Josef Strauß ein Hellseher war Cool
Vor 30 Jahren:

„Wenn diese Bundesrepublik Deutschland einen fundamentalen Richtungswandel in Richtung Rot/Grün vollziehen würde, dann wäre unsere Arbeit der letzten 40 Jahre umsonst gewesen. Dann wäre das Schicksal der Lebenden ungewiss und die Zukunft und das Leben der kommenden Generationen würden auf dem Spiele stehen. Das ist es, was wir unseren Wählern sagen müssen. Wir stehen doch vor der Entscheidung: Bleiben wir auf dem Boden trockener, spröder, notfalls langweiliger bürgerlicher Vernunft und ihrer Tugenden oder steigen wir in das buntgeschmückte Narrenschiff Utopia ein, in dem dann ein Grüner und zwei Rote die Rolle der Faschingskommandanten übernehmen würden?“
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dakini
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Anmeldungsdatum: 07.04.2015
Beiträge: 3361

BeitragVerfasst am: 28. Sep 2018 19:24    Titel: Antworten mit Zitat

Huhu Mohandes,

lass es so ruhig, wie möglich angehen! Ich kenne das ja zu Genüge und der letzte, hätte bald zu ner heart-attack geführt Rolling Eyes

Innige Verabschiedung und fröhliches Ankommen, wünsche ich Dir Wink
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Schlaumeier
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Anmeldungsdatum: 05.06.2015
Beiträge: 1933

BeitragVerfasst am: 2. Okt 2018 02:53    Titel: Antworten mit Zitat

Der koelner Express ist die Zeitung des kleinen Mannes und sehr beliebt in Koelle, beliebter als die Bloed. Es gibt dort immer wieder kleine Umfragen auf der Web Version. Heute z.B. wie das Merkelvieh Ihren Job macht. Das Ergebnis, Sie sei eine Katastrophe 69 %, weder gut noch schlecht 10 % und guter Job 21 %.
Umfragen wie diese wird es viele geben. IM Erika wird sicher um die Meinung des gemeinen Volkes wissen. Doch sie aendert nix, gibt nen Scheiss um Ihre "Schafe".
Wie wird das weiter gehen und wer soll die mal ersetzen. Ich sollte eigentlich sagen "es kann nur besser werden", glaub ich leider nicht. Denn in den Regierungsparteien sitzen mMn nur noch widerwaertige Vollspacken. Armes Deutschenland.
Das war mein Wort zum Di.
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Marle
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Anmeldungsdatum: 06.10.2016
Beiträge: 3309

BeitragVerfasst am: 10. Okt 2018 21:56    Titel: Antworten mit Zitat

Da reibt man sich die Augen und denkt, man läge noch im Traum …

taz-Jubiläumsausgabe: Der Text, der nicht erscheinen sollte
Von Erwin Jurtschitsch und Ulli Kulke.

Der folgende Text wurde geschrieben als Beitrag für die Jubiläumsausgabe der taz („Gründertaz“), die kürzlich erschien – genau 40 Jahre nach der ersten Nullnummer 1978, produziert von vielen, die damals dabei waren. Auch die Autoren dieses Textes gehören zu den damaligen Gründern.
Ihr Stück, das mit der eigenen Geschichte, mit den durchaus zweischneidigen Erfolgen der taz als Teil der Linken sehr kritisch umgeht, der auch im eigenen Agieren eine Ursache für die immer tiefere, gefährliche Spaltung der Gesellschaft sieht, stieß in der übrigen Gruppe fast einmütig auf scharfe Ablehnung.
Der Tonfall der Vorwürfe: Der eine Autor hätte sich „an Springer verkauft“, der andere sei selbst linksradikal gewesen, und der Text „AfD-nah“. Zwischenzeitlich debattierte die Gruppe zwar darüber, ob man es sich leisten könnte, einen Beitrag, nur weil er von der Mehrheit nicht getragen werde, zu ignorieren. Letztlich war dann aber nur noch von der „Leiche im Keller“ die Rede und in der gedruckten Jubiläumsausgabe dafür kein Platz.
Die Onlineredaktion lehnte es rundum ab, den Essay zu übernehmen. Auf einer eigens für die übrig gebliebenen Artikel eingerichteten, versteckten URL-Plattform, der „Resterampe“ (Zitat Redaktionskonferenz), wollten die Autoren nicht erscheinen.

Das Ende der links(-liberalen) Hegemonie
40 Jahre taz. 40 Jahre in denen die Linke, die Grünen, die feministischen Frauen, die taz, die Friedensbewegten und AKW-Gegner den Diskurs bestimmt haben. Oft zu Recht, oft aber auch zu Unrecht. Wir haben den Ton angegeben bis weit hinein in die sogenannten bürgerlich-konservativen Kreise.

Wir haben von der Homo-Ehe über den Atomausstieg bis zur Energiewende, von der Frauenquote über die Abschaffung der Wehrpflicht bis zum Dosenpfand alles Mögliche erreicht. Und wir alle haben zusammen den Diskurs dominiert. Auch dann noch, als sich viele der apokalyptischen Ankündigungen als zumindest zweifelhaft oder haltlos erwiesen (Waldsterben, Gentechnik).

Und wir haben die Moral dominiert und uns als oberste Zensurbehörde für Menschenrechte und Aufklärung geriert. Nur Wenigen fiel auf, was für schlimme Herrscher und Bewegungen sie unterstützt haben, direkt oder indirekt, aktuell oder rückblickend (Castro, Che, Mao, Ayatollah, Ortega und wie sie alle hießen), hier und da sogar RAF, 2. Juni oder das SED-Regime.

Dutschkes „Marsch durch die Institutionen“ war erfolgreich. Noch erfolgreicher war der durch die Redaktionen, ideell und faktisch auch ausgehend von der taz. Seine Teilnehmer haben auf elementaren Gebieten die Deutungshoheit erlangt, dieses Land verändert. Der Antikapitalismus, tiefe Zukunftsskepsis, auch Antiamerikanismus, einst exklusive Gefühle der Linken, wurden „en vogue“, zumindest in der Medienlandschaft. Heute ist die Trennschärfe zwischen der einst konservativen Union und den Grünen verschwunden, so dass es alles andere als sensationell war, als beide eine Regierungskoalition auf Bundesebene ventilierten und die Idee – zur gemeinsamen Enttäuschung beider – nur an einem Dritten scheiterte.

Jetzt, seit vier, fünf Jahren, wird die Kehrseite deutlich: Erst unmerklich wurden Konservative abgehängt, bekamen das Gefühl, dies sei nicht mehr ihr Land, wandten sich von der Politik ab, zuerst grummelnd über die Finanzierung der EU und den Euro. Dann wurde der Protest manifest.

Eine Partei betrat die Bühne, mit einem etwas wirren, aber freundlichen und keinesfalls rechtsradikalen Professor an der Spitze. Was die Deutungswächter – inzwischen bis weit hinein in die „bürgerliche“ Presse – nicht hinderte, reflexhaft mit der Nazikeule zu antworten. Mit ihr bewaffnet machten sie sich den alten Straußschen Imperativ zu eigen, rechts von der Union dürfe keine Partei entstehen, obwohl die Union selbst längst das Lager gewechselt und ein gewaltiges Vakuum hinterlassen hatte. Dennoch stigmatisierten sie die neue Partei von Beginn an, und erreichten, was sie wollten: Wer im konservativen Lager etwas auf sich hielt, blieb ihr tunlichst fern, auch jener Professor verschwand von der Bildfläche. Ergebnis: Die schlimmeren Protagonisten wurden spielbestimmend. Natürlich waren sich die auf der guten Seite sicher: Der Spuk geht vorbei. Dann aber haben sie und Ihre Kanzlerin alles getan, um die Partei auf heute 17 Prozent zu hieven.

Als Merkel die Grenzen öffnen ließ, haben sie sich auf die Brust geklopft und die Moral noch ein wenig höher gehängt. Dieses neue Deutschland werde so wunderbar, weil endlich so viele tolle und kluge Menschen einwandern würden, und dann wäre das Land endlich da angekommen, wo die Grünen-Chefin Göring-Eckhardt es hinhaben wollte. Im Paradies. Die Banlieus als warnendes Beispiel? Nicht für uns, meinten Göring-Eckardt und Merkel und ihre Einheits-Fangemeinde, wir können das besser. „Wir schaffen das“.

Ein doppelt fataler Irrtum: Nicht nur deshalb, weil längst die Probleme sichtbar sind, weil eine Migration ab einer bestimmten Größenordnung eben nicht nach Parteitagsbeschlüssen der Grünen abläuft, sondern eher schon nach dem Drehbuch des Films „Gangs of New York“. Aber auch, weil die Akzeptanz im Land kein beliebig steuerbarer Parameter ist, trotz allen überwältigenden, massenhaft gezeigten guten Willens.

Der Teil der Bevölkerung, der sich vom links(-liberalen) Diskurs nicht mehr vertreten fühlte, wuchs plötzlich von Tag zu Tag. Listigerweise orientierten sich die Gegner der Migrationspolitik an den alten Grünen samt ihrer Demonstrationskultur. Dennoch werden Kundgebungsteilnehmer, Wähler und Menschen mit manchmal durchaus klugen, berechtigten Fragen pauschal und ohne Differenzierung zu Nazis, Rassisten, Menschenfeinden oder Populisten erklärt. Wie auch gleich die Regierungen halb Europas.

Nicht vergessen dürfen wir nämlich auch: Die so geliebte Kanzlerin hat den Brexit maßgeblich mitbefördert und Europa gespalten. Fast ganz Europa (auch Macron!) verweigert sich bis heute der neuen Supermacht der Moral. Hatten die Europäer früher Sorge vor der Militärmacht und dem ökonomischen Riesen Deutschland, so war es nun der Ärger und die Sorge über die hochfliegende Moral. Wieder einmal schlugen die Deutschen einen Sonderweg ein, allein gegen fast den gesamten Rest der EU.

Die Konsequenz aus all dem: Man igelt sich ein. Inzwischen haben die deutsche Linke, die Grünen und große Teile der Medien ihr Feindbild wieder. Das Land, von dem so viele von ihnen wegen der Willkommenskultur gerade so begeistert waren, wurde plötzlich „präfaschistisch“. Die Kanzlerin drohte, unisono mit Claudia Roth, das sei womöglich „nicht mehr mein Land“. Und eine Staatsekretärin stellte sich die Frage, ob sie nicht doch auswandern solle.
Und so vertiefte sich die Spaltung der Gesellschaft. Die Überheblichkeit, die Selbstgefälligkeit, die Dämonisierung nahmen zu. Jeder und jede, die sich dem Konsens verweigerte oder ihn sanft in Frage stellte, wurde öffentlich fertiggemacht, erhielt auch schon mal Morddrohungen, wie die „Zeit“-Autorin Mariam Lau. Alle mit abweichenden Ansichten waren und sind Rassisten, Faschisten oder Unmenschen.
Dabei dürfen wir nicht vergessen: Immer, wenn das Freund-Feind Denken sich so zuspitzt, sind ein paar junge Menschen auf die Idee gekommen, man müsste schlimmes Unglück durch Waffengewalt verhindern, auf beiden Seiten des Grabens.

Immer wieder taucht der Vorwurf auf, jeder, der die Migrationsdebatte kritisch führe, der pragmatische, vor allem wieder gesetzestreue Lösungen suche, diene nur der AfD. Dabei zeigt sich von Wahl zu Wahl deutlicher: Selbst jene, die diese Haltung für moralisch gerechtfertigt halten, müssen eingestehen, dass sie alles andere als zielführend ist.

Die Hegemonie des linksliberalen Diskurses ist am Ende. Die Faschismuskeule wird morsch. Und ebenso die Idee einer linken Sammlungsbewegung. Zu durchsichtig ist das Motiv, zu simpel die Idee, zu fern der Wirklichkeit. Nichts eignet sich für eine liberale, linke Politik weniger als die Migrationsfrage. Offenbar kann nur eine (wirklich) konservative Partei diese Fragen so beantworten, dass die menschenverachtende Alternative nicht die Mehrheit im Lande gewinnt. Ein zeithistorisch weiser Kopf hat kürzlich geschrieben: „Ein Pendel, das zurückschlägt, bleibt nicht in der Mitte stehen. Von ‚no borders, no nation‘ zu ‚Ausländer raus‘ ist es deshalb nur ein kleiner Schritt.“

Nach den Vorfällen von Chemnitz Ende August forderte Angela Merkel die Deutschen auf, Position zu beziehen. So ein Appell klingt immer gut, doch er ist in dieser Situation eher wohlfeil, ja sogar gefährlich, weil er die Verantwortung des Staates abschiebt. Noch mehr Engagement der Zivilgesellschaft kann und darf eines nicht ersetzen: die Durchsetzung des Rechtsstaates – gegenüber Rechts- wie Linksradikalen, Groß- und Kleinkriminellen, Einheimischen wie Migranten. Im Übrigen mangelt es derzeit ja auch nicht an Positionen, sondern daran, dass deren Vertreter sich gegenseitig zuhören.

Wir müssen präziser, ernsthafter, weniger schulmeisternd und vor allem viel offener und ehrlicher denken, reden und streiten. Auch über den tiefen Graben hinweg, den gerade wir mit am effizientesten ausgehoben haben. Und darauf verzichten, die beleidigte Leberwurst zu spielen. Es könnte sonst nämlich geschehen, dass die nächsten 40 Jahre ganz anderen Protagonisten gehören.
Tragen wir dazu bei, dass es nicht die Schlimmsten sein werden.
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Mohandes59
Platin-User
Platin-User


Anmeldungsdatum: 05.12.2014
Beiträge: 1858

BeitragVerfasst am: 11. Okt 2018 00:21    Titel: Antworten mit Zitat

Zitat:
Im Übrigen mangelt es derzeit ja auch nicht an Positionen, sondern daran, dass deren Vertreter sich gegenseitig zuhören.


DEN Satz sollte man sich unterstreichen! Und das gilt für das komplette politische Spektrum.
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