Tod durch Überdosis

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Mohandes59
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Anmeldungsdatum: 05.12.2014
Beiträge: 1858

BeitragVerfasst am: 10. Jul 2020 10:19    Titel: Antworten mit Zitat

Marle hat Folgendes geschrieben:
Dein Leben und mein Leben – dieses einzigartige Geschenk, in dem wir alle Möglichkeiten haben, und alles machen können, nach was uns ist.

Schöne und richtige Worte, Marle. Das Leben, unser Leben ist ein Geschenk! Es ist nicht immer einfach, oft mühselig, manchmal quälend. Wir werden nackt geboren - hat uns jemand gefragt ob wir geboren werden möchten? - und nackt sterben wir auch, das letzte Hemd hat keine Taschen. Dazwischen liegt unser Leben und das Schöne daran ist, daß es jeder einzelne in der Hand hat was er/sie daraus macht. Natürlich mit den üblichen Einschränkungen, es gibt Schicksalsschläge und Krankheiten, manche werden in ungünstige Situationen geboren, nicht jeder hat die Kraft aus seinem Leben das Beste zu machen. Prinzipiell aber steht das Potetial jedem offen!

Das Leben ist ein Geschenk! Und es ist einzigartig, rätselhaft, grausam und schön zugleich.

LG Mohandes
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Schlaumeier
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Anmeldungsdatum: 05.06.2015
Beiträge: 1932

BeitragVerfasst am: 10. Jul 2020 13:21    Titel: Antworten mit Zitat

... und weil wir alle uns so beschenkt fuehlen, weil nach der Geburt nackt zu sein uns so gleich macht und wir alle wissen das das Leben ein Geschenk ist, vergessen mir Missbrauch und nette Onkelz, von nebenan, oder wirkliche Onkels ... Das wir uns nicht missverstehen. In einem Forum wie diesem hat die schoene heile Welt auch Ihren Anteil. Aber der ist nicht wirklich massgebend. Ich kenne keinen Fentanyl oder Pillenjunkie, das war wohl nach meiner Zeit. Aber alle meine H Kumpels, das waren nicht wenige, die an H OD gestorben sind, sind es nicht weil Drogenkonsum so romantisch war. Was ich definitiv aus eigener Erfahrung sagen kann. Von meinen Ueberdosen habe ich in dem Moment nix mitbekommen. Wenn ich einmal extrem Krank sein wuerde, Leberkrebs oder so,dann jibbet ne gepflegte Ueberdosis.
So gesehen hat unser Protgonist Recht. „dann wäre ja der Tod durch eine Überdosis der allerschönste Tod." Recht hat Er?!
Aber fuer mich zaehlts ja nicht, weil mein Tod vorherbestimmt ist. Drogen spielen da maximal ne ungeordnete Rolle. Wink
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Marle
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Anmeldungsdatum: 06.10.2016
Beiträge: 3309

BeitragVerfasst am: 10. Jul 2020 20:45    Titel: Antworten mit Zitat

… und weil „wir“ nicht alle „wir“ sind, und weil Du der schlaue Meier und ich der Marle bin, deshalb waren Du und ich schon nackt bei der Geburt alles andere als gleich.
Und später dann, nun ja – man sagt Gott hat das Wissen nicht gleich verteilt. Vielleicht war es auch gar nicht Gott.
Was jetzt allerdings sexueller Missbrauch mit dem Thema zu tun hat, das weißt nur Du.

Und weil das eigentlich ein Suchthilfeforum ist, Du weißt schon – kommt von sich gegenseitig helfen und so – deswegen gehört gerade das Schöne im Leben nach dem es gelungen ist die Sucht zum Stillstand zu bringen mindestens so viel dazu, wie die Labergeschichten von Euren Knastaufenthalten und Heldengeschichten aus der Gosse.
Und weil Du halt soooo alt dann doch wieder nicht bist, wird es so sein, dass auch in „Deiner Zeit“ ganz, ganz viel passiert ist, wovon Du wenig bis keine Ahnung hast. Zum Beispiel halt Medikamentenabhängigkeit, die mindestens schon so alt ist, wie die Heroinabhängigkeit. Fentanyl gab es als Pflaster noch nicht, aber Schmerzpatienten bekamen Morphium direkt in die Vene. Wenn es notwendig war sogar vom Arzt persönlich.
Und der Rest von der gepflegten Überdosis ist ohnehin Schwachsinn.
So, das ist jetzt raus, jetzt darfst Du wieder den großen Helden spielen. 😉

Mein Leben jedenfalls ist trotz schwerer Mehrfachabhängigkeit heute ein echtes Geschenk des Lebens. Vielleicht habe ich so ungefähr 50% selbst dafür getan, aber die anderen fuffzig waren Glück, zur richtigen Zeit am richtigen Ort die richtigen Leute getroffen.
Und guck an, ich kenne eine Menge Cleaner und Trockener, die das genauso empfinden.
Und trotzdem sind „wir“, also die und ich, alle ganz verschieden, haben ganz unterschiedliche Suchtkarrieren, und werden sehr wahrscheinlich nicht einmal im Tod gleich sein.
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dakini
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Anmeldungsdatum: 07.04.2015
Beiträge: 3361

BeitragVerfasst am: 10. Jul 2020 21:46    Titel: Antworten mit Zitat

Ich durfte mir gewiss auch ein Stück Naivität bis heute erhalten, jedoch weiß ich, dass man seinen Tod ganz schnell nicht mehr in der eigenen Hand hat. Wer injeziert mir eine Substanz, (gleich welche, könnte schließlich auch etwas aus der Tiermed sein...), die mich seelig einschlafen lässt, nach einem Unfall, einer Krankheit, während jener der Mensch obendrein sehr lange/ immer wieder ans Weiterleben glaubt, doch eines Tages das Aufstehen nicht mehr möglich ist, während einer Sepsis, i.d. R. recht schnelle Entwicklung, der Möglichkeiten unendliche viele, wenn ich es selbst nicht mehr kann, bzw an nichts mehr dran komme? Ich verwarf die Idee mit dem Porsche und dem Brückenpfeiler bereits vor langem (so "malte" ich mir früher meinen Tod aus) und dachte in aussichtslos empfundenen Zeiten (aber ich saß auch schon an zig Betten, in meinem Leben gab es wirklich zu viele Tote, die mir nicht selten nahe standen oder mir nahe stehenden wiederum...), die dann viel später erst kamen in meinem Leben, (Hormonchaos) an weniger aufwendiges. Aber selbst eine Substanz aus der Tiermed, muss haltbar sein vom Kaufdatum, bis zum Einsatz, wollte man auf Nummer Sicher gehen. Zudem H liegen lassen, bis es so weit ist..?..funzt eher nicht. Wem es dann so dreckig geht, wird sich was einfallen lassen und das ist das Nächstmögliche, aber da wird bereits der Gang zum nächsten Hochhaus schwierig u.U.. Du weißt nicht viel über Gefühle, die mit Krankheit (pys/psych) einher gehen können? Dachte ich, als ich Dich las...Kein Ding. Oder meintest Du, Du setzt Dir Tag x und bringst Dich dann selbst um? Dazu gehört mal richtig Mut oder/und eine nicht zu fassende Aussichtslosigkeit, mit entsprechenden Gefühlen. Naja, junge Menschen, Bordies oder so, fassen nicht unbedingt in vollem Umfang, was sie tun...
Hab ich nicht ganz kapiert, aber ich reagiere eher auf Marles Zeilen (nicht im Sinne von Textantwort,)...
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Mohandes59
Platin-User
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Anmeldungsdatum: 05.12.2014
Beiträge: 1858

BeitragVerfasst am: 11. Jul 2020 10:49    Titel: Antworten mit Zitat

Suizid war für mich noch nie eine Option, weder praktisch noch gedanklich. Viele, die ich einst kannte, starben an einer OD und bei einigen vermute ich daß es kein Unfall war sondern geplant. Erschreckend wie hoch der Anteil an buchstäblich Lebensmüden unter den Süchtigen ist!

Schlaumeier, ich klammere das Böse nicht aus. Trotz meiner 'heilen Welt'. Weder das Böse in mir, noch das Böse in der Welt. Wer mit offenen Augen durch Die Welt geht MUSS das sehen: Kriege, Ungerechtigkeit, Hungersnöte, (sexueller) Mißbrauch - auch bei Kindern und das ist eines der schlimmsten Verbrechen überhaupt!

Aber ich kann mir nicht ständig das ganze Unheil dieser Welt reinziehen. Und wem hilft es. Es reicht, daß man darum weiß und nicht die Augen verschließt. Früher war ich viel auf Demos, Anti-Atom, Friedensbewegung, etc. Jetzt bin ich ein alter Sack und denke die Jugend muß die Flagge übernehmen und auf die Straße gehen (vielleicht tue ich das doch wieder). Ansonsten bleibe ich bei meiner 'Mikropolitik'. Ich kann das verändern, was in meinem direkten Umfeld passiert und da gibt es genug zu tun. Wenn das alle machen würden wäre diese Welt eine bessere!

In diesem Sinne, Gruß in die Runde, Mohandes
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Mohandes59
Platin-User
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Anmeldungsdatum: 05.12.2014
Beiträge: 1858

BeitragVerfasst am: 11. Jul 2020 12:48    Titel: Antworten mit Zitat

Wie gesagt, mit dem Suizid (der Anderen) habe ich Probleme. Ich respektiere jeden, der seinem Leben bewußt ein Ende setzt. Für mich: nie eine Option.

Einmal sprach ich in der Tagesklinik mit einem der zum Abschied sagte: "Leb wohl, ich gehe jetzt nach Hause und hänge mich auf" - hat er nicht gemacht. Ein Mädchen in der TK sprang aus Liebeskummer aus dem 1. Stock. Hat es natürlich überlebt und läuft heute mit 2 verkrüppelten Füßen rum (und ist froh am Leben zu sein).


Eine Ärztin(!) die ich auf Entgiftung kennenlernte, wir waren sofort Seelenverwandte. Sie fuhr per Schiff nach Südamerika und wollte sich dort umbringen. Ganz anonym, in D hatte sie alles geregelt und ihr Plan war ganz anonym in einem Hotelzimmer tot aufgefunden zu werden. In Buenos Aires hat sie dann durch das Tanzen die Lebensfreude wiedergefunden und fuhr dann wieder per Schiff zurück. Aber nur vorübergehend, ihre Todessehnsucht war grenzenlos und ich fürchte sie lebt nicht mehr. Unvergessen: die Gespräche auf dem Balkon der Psychatrie bei Kaffe und Zigaretten.

Mein Onkel hat sich in seinen alten Ford 17M gesetzt, in der Garage und den Motor laufen lassen. Kein Abschied, seine Frau fand ihn.

Meine Oma, sie war immer hart gegen andere und sich selbst hatte Krebs im Endstadium. Sie rief alle ihre Lieben zu sich, es gab Kaffe und Kuchen und verkündete daß sie die Nacht nicht überleben würde. Meine Mutter brach in Tränen aus: "Bleib doch noch"! Ihr Entschluss stand fest.

Am nächsten Morgen kam mein Onkel 'zufällig' vorbei und rief ihren Arzt. Der bescheinigte ihr den 'normalen' Tod. Ich vermute, daß sie die Medikamente von ihm bekam. Wie vermutlich viele Todkranke durch eine Überdosis Morphin sterben - bestimmt ein offenes Geheimnis innerhalb der Ärzteschaft. Finde ich auch o.k. wenn es gut überlegt ist.

Nur ein paar Gedankensplitter zum Thema. Und OD durch Opiate. Der Tod kommt, wie geschrieben, auf leisen Sohlen. Aber, wie oben schon angesprochen, kann es auch ganz anders kommen: Koma, lebenslanger Pflegefall, ein sabberndes Wrack ohne die Möglichkeit selber noch Entscheidungen zu treffen.

Schwieriges Thema was Opioid da aufgerufen hat. In unserer Gesellschaft ist der Tod weitgehend unsichtbar, tabuisiert. Man sollte darüber reden. Nicht ständig, aber auch nicht verdrängen. Soviel ist sicher: eines Tages ist es für jeden von uns so weit!

Uns so lange sollten wir das Leben - trotz gelegentlicher Mühsahl oder gar Qual - als das nehmen was es ist: ein kostbares Geschenk!

LG Mohandes
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Jolina40
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Anmeldungsdatum: 28.12.2015
Beiträge: 767

BeitragVerfasst am: 11. Jul 2020 15:45    Titel: Antworten mit Zitat

Interessant wie sich dieser treat entwickelt hat, sowohl marle als auch opioid , finde ich echt super wie ihr aufeinander eingegangen seid.
So macht n Forum dann auch Sinn und lehrreich dazu.

Hab mir natürlich auch schon oft Gedanken zum Thema Selbstmord gemacht, hab es bei meiner Oma selbst erlebt und auch viele Menschen durch OD und Krankheit verloren.
Bei einigen denke ich auch das es beabsichtigt war.

Ich habe keine Angst vor dem Tod, doch aber vorm Sterben und da ich ja Lungenkrank bin auch Angst vorm Erstickungstod (obwohl bei meiner Krankheit meistens das Herz schlapp macht, aber eben nicht immer).

Ich weiß jedoch wie ich bis heute unter dem Tod meiner Oma leide und mich immer wieder frage ob ich nicht genug für sie da war, und, und, und.
Ist schwierig, grade weil sie auch sehr krank war und sich kaum mehr selbst versorgen konnte. Es war letztendlich ihre Entscheidung und die hab ich zu akzeptieren.

Doch durch diese Erfahrung möchte ich mein Kind nicht mit solchen Gefühlen zurücklassen sondern möchte mein Leben in Gottes Hände geben und ihn entscheiden lassen...

Hab nur entschlossen eine Patienenverfügung zu unterschreiben das ich keine lebenserhaltende Maßnahmen möchte und hab natürlich ein Testament mit persönlichem Brief an meine Tochter hinterlegen lassen...
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Marle
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Anmeldungsdatum: 06.10.2016
Beiträge: 3309

BeitragVerfasst am: 11. Jul 2020 21:11    Titel: Antworten mit Zitat

Bei diesem Thema kommen die krassesten Widersprüche zum Ausdruck, die in vielen Menschen stecken.

„Uns hat niemand gefragt, ob wir in diese Welt hineingeboren werden wollen“, ist so einer.
Das würde ja voraussetzen, dass diejenigen zuvor „schon irgendwo gelebt und existiert“ haben, nicht wahr. Ein „Nichts“ kann man nicht fragen.
Dann wird oft in Suchtkreisen „die Wunde der Ungeliebten“ ganz groß herausgestellt.

Ich glaube, ich habe noch nie so viele (erwachsene) Kinder kennengelernt, denen es bei ihren Eltern „scheiße ging“, und die nach eigenem Bekunden nicht „geliebt wurden“. Oder „unerwünscht“ (ungewollt) waren.
Okay, früher – also ich behaupte mal, sogar noch „vor meiner Zeit“ – war das ein Thema der mangelnden Aufklärung, wenn Kinder „ungewollt“ fabriziert wurden.
In den seltensten Fällen – jedenfalls bei denen, von denen es mir bekannt ist – sind diese erwachsenen Kinder (Fachausdruck EKs) das Produkt von Vergewaltigungen gewesen.
Kurz: Man kann bei der Mehrzahl behaupten, sie waren das Produkt eines Liebesaktes.

Ich war bei vielen Gesprächen in den Therapien dabei, die zwischen den EKs und ihren Eltern stattgefunden haben. Okay, es gab gewaltige Arschlöcher als Eltern, die ich niemand gewünscht hätte.
Aber es gab/gibt auch gewaltige Arschlöcher unter den Süchtigen!
(Bitte, das nur etwas zur Aufheiterung, halt typisch Marle-like 😉)
Ich kenne allerdings auch relativ viele dieser EKs, die in solchen Elternhäusern aufwachsen „mussten“, die Hilfen angenommen haben, die ihnen später angeboten wurden, und sich tolle eigene Familien und Freundeskreise geschaffen haben.

Kurzum: Um bei dem Ausdruck „Der schönste Tod“ zu bleiben, das kann ja nur „ein Vorgang sein, der SCHÖN sein muss“ – sonst ist es halt „Tod“. Nichts. Schwarz. Tiefschwarz. Ende Gelände.
Und weil bekanntlich gerade hier im Forum sehr viele sind, die an gar-nichts-glauben, und auf keinen Fall an ein „Weiterleben nach dem Tod“, kommt dann, meinetwegen im Moment des Sterbens, was bitte?

Ist es nicht in Wirklichkeit so, dass beides – das Leben, wie auch der Tod – Zustände des SEINS oder NICHTSEINS sind, die nur entweder „schön“ oder „nichts“ sein können.
Über das „Nichts“ brauchen wir wohl nicht zu reden?

Aber über das Schöne (Leben) kann man reden.
Wenn es nicht möglich ist – warum auch immer – dieses Leben „schön“ zu leben, dann, so denke ich (weil ich viele Jahre diesbezüglich sehr Vieles falsch gemacht habe), liegt es zu einem nicht unerheblichen Anteil an den betreffenden Menschen selber. Und – im Fall von sonstiger Gesundheit*1* - sollten sie sich vielleicht einmal Gedanken darüber machen, was sie ganz persönlich an ihrer Lebenssituation verändern könnten, damit sie „schöner“ wird.

(Mir fällt dazu spontan mal wieder die Widmung eines Freundes ein:
Eine der größten Schwierigkeiten bei der Selbstveränderung liegt darin begründet, daß viele Menschen, die sich in ungünstigen Situationen befinden, paradoxerweise dazu neigen, den Ist-Zustand gegenüber der Veränderung zu bevorzugen. Der Grund dafür liegt nicht etwa - wie so oft gesagt wird - in der Bequemlichkeit. Im Gegenteil, es ist oft beeindruckend, wieviel Energie Menschen aufbringen, um einen Zustand beizubehalten, unter dem sie leiden. Das Neue, Unbekannte ängstigt, lieber bleibt man beim alten Zustand, auch wenn dieser noch so belastend ist - aber er ist zumindest vertraut.)

Wenn ich eine *1* bei Gesundheit eingefügt habe: Bei bestimmten Erkrankungen, wie zum Beispiel Depression, ist die suizidale Veranlagung m. E. wieder völlig anders zu bewerten. Solche Menschen (und ich gehörte dazu), wollen in dem Moment einfach nicht mehr leben, und wünschen sich, dass ALLES vorbei und AUS ist. Nichts mehr sein. Nichts mehr fühlen. Auch nichts „Schönes“. Der Tod ist dabei nur Mittel zum Zweck.

Zu diesen eigenständigen Depressionserkrankungen zähle ich aber nicht die alkoholisch- oder drogenbedingten depressiven Phasen. (Wobei die nicht zu unterschätzen sind, und sich regelrecht manifestieren können.)
Um die zu überwinden ist erst einmal Abstinenz und Clean angesagt. Sonst wird es ein Teufelskreislauf. Das braucht Zeit und viel Arbeit an und mit sich selbst. Wie das ganze Leben.
Der Tod – braucht nichts. Den kann man sich auf unzählige (leichte) Art und Weise holen. Schön ist daran gar nichts.
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ast
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Anmeldungsdatum: 14.03.2012
Beiträge: 3305

BeitragVerfasst am: 12. Jul 2020 00:19    Titel: Antworten mit Zitat

ich glaube, 'der schönste Tod' bezieht sich eher auf den Akt des Sterbens als das Totsein an sich.
und warum sollte man sich den Übergang von der einen in die andere Phase nicht so angenehm wie möglich gestalten, wenn man die Möglichkeit hat?
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Marle
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Anmeldungsdatum: 06.10.2016
Beiträge: 3309

BeitragVerfasst am: 12. Jul 2020 08:21    Titel: Antworten mit Zitat

ast hat Folgendes geschrieben:
ich glaube, 'der schönste Tod' bezieht sich eher auf den Akt des Sterbens als das Totsein an sich.
und warum sollte man sich den Übergang von der einen in die andere Phase nicht so angenehm wie möglich gestalten, wenn man die Möglichkeit hat?


Schön, angenehm, usw. - die Geschmäcker sind verschieden.
Ob es schön ist mit der Nadel in der Vene einsam zu verrecken?
Oder sich mit 3 Promille vom Hochhaus zu schmeißen, weil man besoffen alle Hemmungen und Ängste verloren hat?

Man kann darüber "streiten". Im Endeffekt muss es jeder für sich selbst wissen.
Ich dagegen "glaube" nur eines: Der Tod kommt bei uns allen anders, wie wir das gerne gehabt hätten. Aber darüber dann zu diskutieren, wird es zu spät sein Laughing
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ast
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Anmeldungsdatum: 14.03.2012
Beiträge: 3305

BeitragVerfasst am: 12. Jul 2020 10:10    Titel: Antworten mit Zitat

Marle hat Folgendes geschrieben:
ast hat Folgendes geschrieben:
ich glaube, 'der schönste Tod' bezieht sich eher auf den Akt des Sterbens als das Totsein an sich.
und warum sollte man sich den Übergang von der einen in die andere Phase nicht so angenehm wie möglich gestalten, wenn man die Möglichkeit hat?


Schön, angenehm, usw. - die Geschmäcker sind verschieden.
Ob es schön ist mit der Nadel in der Vene einsam zu verrecken?
Oder sich mit 3 Promille vom Hochhaus zu schmeißen, weil man besoffen alle Hemmungen und Ängste verloren hat?

Man kann darüber "streiten". Im Endeffekt muss es jeder für sich selbst wissen.
Ich dagegen "glaube" nur eines: Der Tod kommt bei uns allen anders, wie wir das gerne gehabt hätten. Aber darüber dann zu diskutieren, wird es zu spät sein Laughing

lieber Marle,

ich habe das Gefühl, wir reden aneinander vorbei, da von Beginn an Begrifflichkeiten nicht sauber differenziert wurden:
man muss ganz klar zwischen dem Tod und dem Sterben trennen, das sind zwei völlig verschiedene Sachverhalte, auch wenn sie kausal miteinander verknüpft sind.
der Tod ist für jeden gleich, während sich das Sterben durchaus individuell unterschiedlich gestaltet und man froh sein kann, wenn man noch Einfluss darauf hat.
wir sollten nicht die Umstände, die zum Tod geführt haben, bewerten und somit den Tod evtl. dämonisieren/ tabuisieren, sondern uns mit dem Tod befreunden, da auch er eines der Dinge ist, die die Natur will.
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mikel015
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Anmeldungsdatum: 27.03.2015
Beiträge: 4068

BeitragVerfasst am: 12. Jul 2020 11:09    Titel: Antworten mit Zitat

Ich hab viel schlechtes erlebt, aber auch viel schönes,darum schätze ich das Leben mittlerweile sehr..
ich finde dass man in jeder Lebenslage kämpfen sollte, sei sie auch noch so schwer. Das Fünkchen Hoffnung, das irgendwie doch immer bleibt, ist dies doch wert...
Jo,eigentlich bin ich zufrieden damit das ich lebe (gab auch andere Zeiten)und ich bin zufrieden wieder einigermaßen "gesund" zu sein und zufrieden mit den meisten anderen Dingen in meinem Leben auch.Man hat nur dieses eine Leben, und es liegt einzig und allein an MIR was ich daraus mache...ich hab doch alles selbst in der Hand!
Alles andere lasse ich einfach auf mich zu kommen.
Naja ,kann sein dass ich es wieder zu naiv sehe...aber ich lebe mit meiner Einstellung ganz gut.Wie grausig muß es sein wenn man am Ende des Lebens dastehen und sich sagt: Was war das ein Abfuck... hatte ich ein scheiß Leben.
Nee Nee,kommt garnicht in die Tüte da weigere ich mich aber mal ganz kräftig gegen...Wink

Waren mal kurz so meine Gedanken zum "Leben"

gechillten Sonntag noch an @all!
Mikel

P.S.
ich habe keine Angst vorm Tod,
nur davor wie man stirbt...am besten schmerzfrei und breit, was will man mehr ... Cool aber ich denke auch sterben ist eben kein Wunschkonzert...
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Marle
Foren-Guru
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Anmeldungsdatum: 06.10.2016
Beiträge: 3309

BeitragVerfasst am: 12. Jul 2020 12:31    Titel: Antworten mit Zitat

Lieber Ast,

also ich – für mich – habe die Begrifflichkeiten schon klar definiert.
Und leider war ich halt schon ein paar Mal im „Sterbe-Modus“, also ganz konkret und bewusst in der Situation, wo ich fühlte und dachte, jetzt geht es zu Ende, und danach wachst Du nicht mehr auf.
Es waren sehr unterschiedliche Situationen. Ein paar Mal war ich sogar hackedicht dabei. Und einmal, ich schreibe das ganz offen und ohne Scheu, da habe ich mir eine Plastiktüte über den Kopf gezogen und ein Gaffa-Tape um den Hals gewickelt. Ich schätze mal, da hatte ich mindestens 3 Promille aufwärts.
Nun, daher kann ich berichten, wie das war.
Ich bin irgendwann einfach wegesackt, könnte aber nicht sagen, ob es wegen dem Sauerstoffmangel war, oder weil ich zu besoffen war.
Irgendwann bin ich aufgewacht, sog frische Luft ein, und dachte: „Oh, gibt es im Himmel so frische Luft? Fein!“
Dann erst realisierte ich, dass ich die Plastiktüte aufgerissen oder aufgebissen hatte.
Ich fühlte mich Scheiße in dem Moment.
Weil da dann wieder Alles hochkam …

Also, wenn ich davon schreibe, dass es – mit Verlaub und mit Respekt vor der Meinung Anderer! – einfach … nun ja, Wunschdenken ist, von einem „schönen Sterben“ zu schreiben, dann deswegen, weil in ich in alle den Momenten, in denen ich am Sterben war, davon gar nichts mitbekommen habe. Nix Schlechtes und auch nix Schönes.
Und als ich seinerzeit durch Unfallfolgen am Krepieren war, immer wieder ins Koma fiel, aufwachte, und die Schmerzlawine auf mich zuraste, um dann gleich wieder das Bewusstsein zu verlieren, da war in dem Moment gar kein „Bewusstsein“ für den Vorgang an sich da.

Was anderes, so denke ich, ist, wenn jemand ungewünscht – logisch? – umgebracht wird. Also eigentlich mit all seinem Sehnen und Wünschen am Leben bleiben will, das ihm ein anderer gerade nehmen möchte.
Da kämpft man natürlich mit allen Kräften dagegen an, und das ist grausam. Oder, wenn jemand am Ertrinken ist. (Auch das ist mir mal bei einem Tauchgang passiert. Da ist nur noch Panik und Entsetzen vorhanden, und es braucht unglaubliche Beherrschung, noch einigermaßen klar durchzublicken, was man tun muss, um aus der eigentlich verzweifelten Lage herauszukommen.)

Ich habe auch Menschen beim Sterben begleitet, die tief religiös waren, und sich Zeit ihres Lebens nichts Schöneres vorstellen konnten, als „endlich daheim zu sein“. Ins Paradies, zu ihrem Gott und ihren vor ihnen verstorbenen Lieben.
Aber auch bei denen erlebt ich nur zwei „Sterbensarten“: Die eine, wenn sie entweder durch Morphin u.a. so ruhig gestellt waren, dass sie den Vorgang des Sterbens gar nicht mehr bewusst wahrnahmen, und ihr Körper – das Unterbewusstsein? – sich trotzdem noch mächtig dagegen wehrte. Und die andere Art, wenn sie dann plötzlich den sogenannten Herztod erlitten, also das Herz einfach aufhörte zu schlagen.
Mein Vater war so ein tief religiöser Mensch (und wir Kinder mussten schwer darunter leiden).
Ich werde sein qualvolles stundenlanges Sterben nie wieder vergessen können. Am Ende erstickte er, weil seine Lungen mit Flüssigkeit vollliefen. Das grausame Luftschnappen und Stöhnen wird mir nie wieder aus den Ohren gehen.
Und dies, obwohl ich dafür gesorgt hatte, dass er mit Morphin und Beruhigungsmitteln vollgepumpt war, dass ein Elefant längst daran eingeschlafen wäre.

Es gibt einfach Situationen, über die können wir als Lebende theoretisieren und endlos diskutieren – aber erstens weiß nur, wer es selbst miterlebt hat, wie es „bei ihm war“, und zweitens bedeutet das dann immer noch nicht, dass es bei ihm „ein anderes Mal wieder so sein wird“.

Ich sage immer, am liebsten wäre es mir, der Tod würde mich völlig unvorbereitet von hinten treffen. Will sagen, wenn mir einer mit einem Hammer von hinten, ohne dass ich es weiß, so eine überzieht, dass ich weg bin.
Das wäre ein „schöner Tod“ im Sinn von „ich hab dann gar nichts davon mitbekommen“.

Nach meine damaligen (3-monatigen) Komaerlebnissen, d. h. später, als ich dazu in der Lage war, mich damit auseinanderzusetzen, habe ich mich auf die Suche nach Menschen gemacht, die Ähnliches miterlebt haben.
Auch da schreibe ich offen und ehrlich von meinen Wahrnehmung: Es gab welche, die sich bei mir auf meine Anfrage meldeten, und mir „ihre Geschichte“ erzählten. Mit Inbrunst, in den schönsten Farben, mit den tollsten Erlebnissen, und voller Euphorie.
Und es gab welche, mit denen kam ich sehr, sehr schwer in Kontakt über das Thema.
Als wir dann doch irgendwann so weit waren, miteinander sehr intim und persönlich reden zu können, stellten wir fest, dass es zwar im Koma – vermeintlich oder bewusst, das konnte niemand von uns herausfinden – „schöne Momente“ gegeben hat, aber dass es auch sehr erschreckende Vorkommnisse gab, über die wir uns scheuten „selbst darüber tiefer nachzudenken“. (Also ich alleine mit mir)
Ja, dieses „berühmt berüchtigte unglaublich helle und weiße Licht“ habe ich auch gesehen. Und noch ein paar andere Dinge.
Aber auch noch – wie ich behaupten möchte – nach sehr gewissenhafter, sehr tiefer und sehr aufwändiger Auseinandersetzung mit dem Thema, weiß ich nicht, wie ich diese Vorkommnisse – für mich! (das darf jeder für sich machen, wie er möchte!) – einzuordnen haben.
War es das von Neurologen wissenschaftlich herausgefundene „Neuronen-Gewitter“? War es „Fiktion“? War es „Einbildung“? Oder „Wunschdenken“? Schließlich, wie Ihr alle inzwischen wisst, hat Marle eine blühende Fantasie.
Oder gab es da „wirklich etwas, dass in einer anderen Welt existiert“?
Ich weiß es nicht.
Als Agnostiker, der ich seither bin, zweifle ich sehr daran, dass „da noch irgendetwas ist“, für das es sich lohnen würde, mein Leben „wegzuschmeißen“ (oder herzugeben).

Ich war ja seinerzeit noch (nach dem ersten furchtbaren Unfall) noch einige Zeit selbst sehr religiös beeinflusst. Die Blasen auf meinen Knien konnte man gar nicht zählen, so oft habe ich „ihn“ gebeten, mir „ein Zeichen“ zu geben.
Ich weiß nicht, wie oft ich damals all die geliebten Menschen „im Jenseits“ angefleht habe, mir dabei behilflich zu sein, eine Antwort zu finden.
Es hat sich niemand „gemeldet“. De nada. Nichts. Nicht einmal ein Lüftchen fuhr mir durchs Haar, wenn ich auf den Knien rutschte.

Ja, ich finde auch, dass sich jeder tabulos mit dem Tod auseinandersetzen sollte. Mir ist es so gelungen einige auf ihrem letzten Weg hautnah und beistehend begleiten zu können. Weil ich mich – mit meinem Tod – gründlich auseinandergesetzt habe.
So wie ich das auch mit einigen diversen Krankheiten getan habe, die „eigentlich“ zum Tod führen. Zumindest bei einer Vielzahl der Betroffenen.
Es ist immer gut, wenn man darauf vorbereitet ist.

Aber genau da fängt es damit an: Die Vorbereitung findet im Leben statt!
Und nur, wenn man sein Leben so auf die Reihe bekommt, dass man es nicht fürchten muss, fürchtet man auch den Tod nicht.
Alles andere ist m. E. Wunschdenken, dass eine „Flucht“ einen als unerträglich empfundenen Lebenszustand beendet.

Es gab mal eine Schauspielerin, die sagte, dass sie sich „bestens auf Demenz vorbereitet hätte“, weil in ihrem näheren Umfeld in der Familie ein paar an Demenz erkrankt waren, und sie das miterleben musste.
Sie hatte sich in der Schweiz für viel Geld ein Amulett besorgt, in das eine Zyankali-Kapsel eingearbeitet war.
Dann erkrankte sie selbst an Demenz …
… und dann konnte sie sich an die Kapsel nicht mehr erinnern, und Angehöre haben sie ihr weggenommen …

In diesem Sinne: Genießt Euer Leben und macht das Beste daraus! Es gibt für uns alle nur eines!

Grüßle
Marle
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Dr.Mabuse
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Anmeldungsdatum: 19.02.2015
Beiträge: 4074

BeitragVerfasst am: 12. Jul 2020 14:26    Titel: Antworten mit Zitat

Die meisten Schlafen halt nicht friedlich ein,so wie es im Märchen Buch bei Hänsel und gretel steht...

Bei den allermeisten gehen Monate und wochen großen Schmerzes und Qual vorraus...bis irgendwann nix mehr geht...

Übrigens auch ein jahrelanges Thema in der Palliativ Medizin in Deutschland...laut Ärzte muss keiner Schmerzen erleiden...

Aber was ist mit Lungenkrebs z.b. wenn du keine Luft mehr kriegst,die Lippen Blau werden,das Gesicht aufquillt wie ein Hefe Teig...so wie es bei meiner Mutter war...

Da helfen leider keine Opiate,kein Oxy kein Fenta nix...du erstickst Qualvoll...

Und wen du ins krankenhaus gehst können die auch nix mehr machen...die warten bis du verreckst...weil Aktive Sterbehilfe ist in Deutschland verboten...

Wenn ich hier manchen über den Tod philosophieren lese stellen sich mir die Nackenhaare...
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Marle
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Anmeldungsdatum: 06.10.2016
Beiträge: 3309

BeitragVerfasst am: 12. Jul 2020 16:02    Titel: Antworten mit Zitat

Dr.Mabuse hat Folgendes geschrieben:

Wenn ich hier manchen über den Tod philosophieren lese stellen sich mir die Nackenhaare...

Findest Du, ich philosophiere, wenn ich aus meinem eigenen Erleben berichte? Shocked
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