Ich will ihn nur verstehen ...

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Chaos²
Anfänger


Anmeldungsdatum: 09.08.2009
Beiträge: 10

BeitragVerfasst am: 9. Aug 2009 12:00    Titel: Ich will ihn nur verstehen ... Antworten mit Zitat

Hallo erstmal! Smile

Ich heiße Nicole bin 33 Jahre alt und Mutter zweier Kinder.
Der Vater meiner Tochter (12 Jahre alt) war früher Drogensüchtig.

Die Geschichte ist etwas länger, ich hoffe ich langweile niemanden. Embarassed

Ich lernte ihn also vor 13 Jahren kennen, da war er schon abhängig.
Da ich bis dato nie aktiv oder passiv etwas mit Drogen zu tun hatte, merkte ich gar nichts von seinem Problem.

Kurz nachdem unsere Beziehung ernst wurde, wurde ich auch schon von ihm schwanger. Das Kind kam zur Welt und sein Verhalten änderte sich plötzlich.

Ich weiß nicht genau was er alles genommen hat, aber von Koks und Heroin (auch Shore) erzählte er mir vor ein paar Wochen.

Wir waren also noch ungefähr 4 Monate nach der Geburt unserer Tochter zusammen. Es ging ihm körperlich immer schlechter, er redete aber nicht mit mir. Naja, heute weiß ich warum.

Eines Tages kramte er vor meinen Augen irgendwas aus der Tasche, formte sich mit einer leeren Toilettenpapierrolle und Alufolie eine Art Pfeife und rauchte sein Zeug (heute als Shore "geoutet").
In dem Moment ging für mich ne Klappe runter. Ich verstand warum er sich so verändert hatte - es war dieses Zeug!!!
Ich kann mich noch erinnern, das er ins Methadon Programm kam, das bei ihm aber nicht anschlug.
Es wurde immer schlimmer. Er hat vor meinen Augen nur ein einziges Mal Drogen genommen, dann nie wieder.
Aber dieser körperliche und seelische Verfall machte mich fertig.

Er suchte Hilfe bei seinem Vater, der ihn (wie ich heute weiß) in einen Entzug in die Türkei brachte. Drei oder vier Monate war er weg, ich weiß es nicht mehr genau.

In der Zeit (er meldete sich leider nie) lernte ich einen anderen kennen und beendete nach seiner Rückkehr die Beziehung endgültig.

Vielleicht war das ein Fehler, ich weiß es nicht ..

Nun haben wir uns seit 12 Jahren nicht gesehen und durch einen richtig "blöden" Zufall im Januar diesen Jahres wieder getroffen.

Seine Tochter kennt er nicht und sie logischerweise ihn nicht.
Er möchte sie aber gern kennenlernen und es fanden auch schon zwei Treffen statt die verständlicherweise von Seiten unserer Tochter eher distanziert waren.

Natürlich haben wir uns auch schon sehr, sehr ausgiebig über früher unterhalten und heute denke ich, ich kann sein damaliges Verhalten nachvollziehen und ein bisschen verstehen (wenn man das als Nicht-Süchtiger verstehen nennen kann).

Aus unseren Gesprächen entnehme ich, das er damals als unsere Tochter geboren ist auf dem Gipfel seiner Sucht war und ganz tief abstürzte.
Ich vermute das er eingesehen hat das es so nicht weiter gehen kann und sich deshalb an seinen Vater wandte. Ich hoffe sehr, das unsere Tochter der Auslöser für seinen Ausstieg war! Was denkt ihr darüber?

Er ist seit dem Entzug und seit er wieder in Deutschland ist BIS HEUTE in Therapie und arbeitet seine Erlebnisse auf bzw. sucht den Grund für den Einstieg in die Sucht damals.

Warum schreibe ich das alles .. hm?
Ich hoffe mich hier mit Süchtigen oder solchen die es mal waren austauschen kann. Ich möchte ihn gerne verstehen und ihm eine Chance geben, ein gutes Verhältnis zu seiner Tochter aufzubauen.

Meine eigenen Gefühle spielen erst mal keine Rolle.
Obwohl ich schon sehr hin und her gerissen bin.
Schließlich habe ich mich damals nicht getrennt weil keine Liebe mehr da war.

Aber zuerst einmal kommt das Vater Tochter Verhältnis. Smile
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Jana
Platin-User
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Anmeldungsdatum: 02.10.2007
Beiträge: 1470

BeitragVerfasst am: 9. Aug 2009 12:13    Titel: Antworten mit Zitat

Wenn er jetzt Vatergefühle entwickelt, denkt er an mehr, als an sich selbst, das gibt einem wahrscheinlich auf eine andere weise Kraft und Überlebenswillen. Was aber erwartet die Tochter? Kennt seit 12 Jahren ihren Vater nicht und soll auf einmal eine harmonische Beziehung zu ihm aufbauen? Was hast du denn dem Kind damals über ihn erzählt?

Für den Vater wär's wahrscheinlich das schlimmste, doch keinen richtigen Kontakt zur Tochter aufzubauen, aber dann denk' mal noch einen Schritt weiter. Die Klassenkameraden, Freunde von dem Kind bekommen mit, der Vater ist nach 12 Jahren wieder da. Dann wird eventuell gelästert, was für eine Problemfamilie ihr seid, dann wird eventuell gemobbt, und was weis ich alles.

Dem Vater kann es sicherlich nur gut tun, aber dem Kind? Nicht unbedingt. Es MUSS nichts schief gehen, aber es kann. Und ich denke, mit sozialtechnisch nicht den rosigsten Folgen.
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Chaos²
Anfänger


Anmeldungsdatum: 09.08.2009
Beiträge: 10

BeitragVerfasst am: 9. Aug 2009 12:23    Titel: Antworten mit Zitat

Ich weiß durchaus, dass die Konstellation denkbar schwierig ist.
Das macht mich ja so wahnsinnig.
Ich kann nichts beeinflussen. Sie ist 12 Jahre alt und hat ihren eigenen Kopf. Cool

Ich glaube sie erwartet nichts von ihm.
Er war 12 Jahre nicht präsent und das steht erstmal so im Raum.
Mittlerweile weiß sie, das er mal Drogenprobleme hatte, aber nichts genaueres..

Ich hatte im Laufe der Jahre zwei ernstere Beziehungen, deren Männer sie aber immer ablehnte. Sie wollte keinen Ersatzpapa haben - bis heute nicht. Die Trennung von meinem Mann ist auch noch recht frisch und sie ist froh, dass er ausgezogen ist. "Mit Dir alleine war es immer am schönsten!" sagt sie.

Im Moment "verwöhnt" er sie mit einem teuren Handy und viel Taschengeld. Aber ich glaube das ist für einen Teenie zwar cool aber nicht unbedingt lebenswichtig.
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Jana
Platin-User
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Anmeldungsdatum: 02.10.2007
Beiträge: 1470

BeitragVerfasst am: 9. Aug 2009 14:47    Titel: Antworten mit Zitat

Es ist sogar der grob falsche Ansatz.
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Chaos²
Anfänger


Anmeldungsdatum: 09.08.2009
Beiträge: 10

BeitragVerfasst am: 9. Aug 2009 15:00    Titel: Antworten mit Zitat

Ich wäre Dir für mehr Präzision sehr dankbar! Sad
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Jana
Platin-User
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Anmeldungsdatum: 02.10.2007
Beiträge: 1470

BeitragVerfasst am: 9. Aug 2009 15:22    Titel: Antworten mit Zitat

Na, was denkst du denn? Ich beziehe mich auf Handy und Taschengeld. Soll er das Kind kennen lernen oder es kaufen?
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Chaos²
Anfänger


Anmeldungsdatum: 09.08.2009
Beiträge: 10

BeitragVerfasst am: 9. Aug 2009 15:52    Titel: Antworten mit Zitat

Versteh mich bitte nicht falsch aber mein Ausgangsposting bezog sich ja nicht darauf ob seine Kennenlernmethoden die richtigen sind. Wink
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Jana
Platin-User
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Anmeldungsdatum: 02.10.2007
Beiträge: 1470

BeitragVerfasst am: 9. Aug 2009 17:16    Titel: Antworten mit Zitat

Chaos² hat Folgendes geschrieben:
Im Moment "verwöhnt" er sie mit einem teuren Handy und viel Taschengeld. Aber ich glaube das ist für einen Teenie zwar cool aber nicht unbedingt lebenswichtig.


Da bezogst du dich aber darauf. Und aus deiner Mutmaßung habe ich eben eine Feststellung gemacht.
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Chaos²
Anfänger


Anmeldungsdatum: 09.08.2009
Beiträge: 10

BeitragVerfasst am: 9. Aug 2009 17:32    Titel: Antworten mit Zitat

Fein, dann danke ich Dir für diese Feststellung.
Vielleicht mag mir ja noch jemand helfen, meinen Ex irgendwie zu verstehen.

Er hat mir z.B. als wir uns trennten einen Brief geschrieben.
Eigentlich war er da ja schon "clean" zumindest hatte er den Entzug hinter sich.

Kann man sowas überhaupt ernst nehmen - also diesen Brief?
Er konnte ihn bis heute nicht lesen, hat Angst vor dem was da drin steht usw.
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Jana
Platin-User
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Anmeldungsdatum: 02.10.2007
Beiträge: 1470

BeitragVerfasst am: 9. Aug 2009 17:43    Titel: Antworten mit Zitat

Er hat dir den Brieg geschrieben und er konnte nicht lesen, was drin steht? Ich bitte um etwas mehr Präzision.
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Chaos²
Anfänger


Anmeldungsdatum: 09.08.2009
Beiträge: 10

BeitragVerfasst am: 9. Aug 2009 17:48    Titel: Antworten mit Zitat

Er hat mir den Brief vor 12 Jahren geschrieben!
Und mag heute nicht reingucken.
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Rote Zora
Platin-User
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Anmeldungsdatum: 28.05.2009
Beiträge: 1041

BeitragVerfasst am: 9. Aug 2009 22:56    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo Chaoz

Vielleicht sollte er den Brief grade heute lesen Wink
So wie ich verstanden habe ist er jetzt clean!??Die beste Voraussetzung,um einiges wieder grade zu biegen,was er damals verbockt hat,und nach 12 Jahren ist eine ganze Menge passiert....
Was Eure Tochter angeht,frag sie,was sie genau davon hält,und was sie will.Sie ist 12,und kann sehr wohl ihre meinung äußern...und nichts überstürzen.
Mich wundert allerdings,warum er in 12 Jahren nicht nach seiner Tochter gefragt hat...?

lg ZORA
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Chaos²
Anfänger


Anmeldungsdatum: 09.08.2009
Beiträge: 10

BeitragVerfasst am: 10. Aug 2009 10:40    Titel: Antworten mit Zitat

Danke Zora, ich finde ja auch das Du Recht hast.
Ich werde ihn nochmal auf den Brief ansprechen.. Very Happy

Er schrieb damals unter anderem:
... Ich liebe Dich und ich werde Dich nie vergessen auch wenn ich mich nicht melden kann oder sollte. Vergiss nicht ich liebe Dich wirklich Ich hoffe das wir gute Freunde bleiben. Vielleicht wenn die Zeit reif ist können wir es nochmal versuchen ...

Mich würde interessieren ob man solche Zeilen von einem, der gerade einen Entzug hinter sich hat überhaupt ernst nehmen kann.

Mir ist schon klar, das selbst wenn man es ernst nehmen kann, diese Gefühle heute ganz anders sein können. Darum gehts nicht.
Er war damals halt nicht so das er über Liebe geredet hat. Deshalb hat mich dieser Brief sehr erstaunt.

Was unsere Tochter angeht bin ich eigentlich relaxt.
Wir haben ein sehr gutes Mutter-Tochter Verhältnis, sie würde mir sagen wenn ihr was nicht passt.
Im Moment lässt sie sich halt gern verwöhnen und ich gönne es ihr.
Ich hoffe halt nur das er nicht genauso schnell wie er aufgetaucht ist, wieder verschwindet. Das wäre super schlimm für sie glaub ich.
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Rote Zora
Platin-User
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Anmeldungsdatum: 28.05.2009
Beiträge: 1041

BeitragVerfasst am: 10. Aug 2009 15:34    Titel: Antworten mit Zitat

Ich denke schon,daß man den Breif ernst nehmen kann,zumal man beim Brief schreiben vorher drüber nachdenkt was man schreibt,was beim reden nicht immer Voraussetzung ist Wink
das Verhältnis zu Deiner Tochter find ich gut....so hat sie Halt!!!
gruß ZORA
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Jana
Platin-User
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Anmeldungsdatum: 02.10.2007
Beiträge: 1470

BeitragVerfasst am: 10. Aug 2009 15:58    Titel: Antworten mit Zitat

Je nach geistigem Zustand denkt man bei einem Brief vorher nach, was man schreibt. Sogar nur je nach Stimmungslage. Dass es geschrieben ist, ist noch lange kein Indiz für Ernsthaftigkeit.
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