Clean werden - eine Frage des Charakters?

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Maria
Silber-User
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Anmeldungsdatum: 06.09.2009
Beiträge: 287

BeitragVerfasst am: 27. Dez 2009 20:15    Titel: Antworten mit Zitat

Hier steht etwas darüber:
http://www.traumatherapie.de/users/sachs/sachs2.html

LG
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Jana
Platin-User
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Anmeldungsdatum: 02.10.2007
Beiträge: 1470

BeitragVerfasst am: 27. Dez 2009 20:45    Titel: Antworten mit Zitat

Auf der einen Seite wird sich gegen Drogenpolitik aufgelehnt, auf der anderen Seite glaubt man jeden Scheiss aus der Gesundheitspolitik, und was über "erforderliche" Therapien gesagt und geschrieben wird? Jetzt entscheidet euch mal. Für oder gegen den Staat? Wie schon oft gesagt, wenn ich jeden Mist über geistige Krankheiten im Internet glauben würde, säße ich in der Klapse. Würde ich so manchen Schrott über Geisteskrankheiten ernst nehmen, säße ich in der Irrenanstalt. Ganz ohne Sinn.
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veilchenfee
Foren-Guru
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Anmeldungsdatum: 18.12.2009
Beiträge: 4072

BeitragVerfasst am: 27. Dez 2009 20:55    Titel: Antworten mit Zitat

@ Maria: Schon interessant, ich kann aber verstehen, wenn ein Süchtiger keinen Bock auf diese Art der Therapie hat.

Es fällt in dem Artikel der Satz: "So gut, wie es mir damals ging, möchte ich mich (wieder) fühlen können." Da steckt für mich eine kleine Unlogik dahinter, denn dieses "damals" ist ja die Zeit, aus der heraus die Sucht entstanden ist. Und wenn es jemandem richtig gut geht, wird er wohl nicht abhängig.

Grundkenntnisse über die Psyche und deren Einfluss auf den Körper kann man auch einem guten (Fach) Buch entnehmen. Und - ich weiß, das klingt radikal - harte (körperliche) Arbeit lenkt ab und verschafft auch Anerkennung und Glücksgefühle.

Dieses therapeutische "Herumstochern" und die kleinen Schritte der Erkenntnis mögen in manchen Fällen erfolgreich gewesen sein, für mich ist´s nichts.
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Maria
Silber-User
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Anmeldungsdatum: 06.09.2009
Beiträge: 287

BeitragVerfasst am: 27. Dez 2009 21:49    Titel: Antworten mit Zitat

Ich halte von Traumatherapie für mich auch nichts, sozusagen kontraindiziert.
Aber in dem link wird Sucht in Zusammenhang mit Tauma gebracht, und erwähnt,dass es doppelt schwer sei, aus dem Teufelskreis Sucht und PBS herauszukommen.
Die Therapieansätze halte ich auch für ziemlich langatmig.
Bin auch eher Freund des schnellen Verarbeitens, und wenn es körperliche Arbeit ist, springt ja sogar Geld bei raus Wink

Jana, Du kannst Dir gar nicht vorstellen, was man bei einem Kalten Methadonentug durchmacht. Ich rede nicht von dem warmen Entzug in einer kuscheligen Entzugsklinik, sondern von einem kalten Entzug von 3 ml Methadon auf der ´Strasse ohne Wohnungsschlüssel. Und das ist schwer traumatisierend.Mach Dich schlau, dann können wir weiterreden.
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YanoTed
Bronze-User
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Anmeldungsdatum: 12.04.2009
Beiträge: 96

BeitragVerfasst am: 28. Dez 2009 11:38    Titel: tx for rapid answer Antworten mit Zitat

joah
✰♆♆♆♆, @ veilchenfee

ganz genauso geht es mir und deine antwort spricht mir aus der seele.
Nun evtl. ist Zufall nicht das richtige Wort, sondern denke ich oft es ist "Schicksal" oder s.ä.
Habe im Gegensatz zu Dir noch nicht aufgehört und bin noch immer in substi (seit 99 nun 6 Jahre).
Sobald ich länger als 3 h arbeite (körperlich) bekomme ich derart Rückenschmerzen, dass ich bis dato noch nicht auf Schmerzmittel verzichten kann. (z.Z. Methadon)
Doch den Kontakt zur "Scene" hab ich auch vor 3 Jahren gekappt. (Ortswechsel) Wie gesagt, immer die gleichen Geschichten, der Streß der Beschaffung, die Kriminalisierung, etc.etc. das alles treibt dient wohl zu unserer Genesung. Right. ! und wer kennt schon Junkies über 50 ?
ps. @jana->mit wem redest du hier?
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Jana
Platin-User
Platin-User


Anmeldungsdatum: 02.10.2007
Beiträge: 1470

BeitragVerfasst am: 28. Dez 2009 12:31    Titel: Antworten mit Zitat

@Maria: Kommen wir jetzt also vom Prinzip der radikalen Abstinenz zur Obdachlosigkeit? Ob du nun kein Dach mehr über'm Kopf hast, steht doch hier gar nicht zur Debatte. Und auch das ist dann deine eigene Schuld.
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Maria
Silber-User
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Anmeldungsdatum: 06.09.2009
Beiträge: 287

BeitragVerfasst am: 28. Dez 2009 14:08    Titel: Antworten mit Zitat

veilchenfee hat Folgendes geschrieben:
@ Maria: Schon interessant, ich kann aber verstehen, wenn ein Süchtiger keinen Bock auf diese Art der Therapie hat.

Es fällt in dem Artikel der Satz: "So gut, wie es mir damals ging, möchte ich mich (wieder) fühlen können." Da steckt für mich eine kleine Unlogik dahinter, denn dieses "damals" ist ja die Zeit, aus der heraus die Sucht entstanden ist. Und wenn es jemandem richtig gut geht, wird er wohl nicht abhängig.

Grundkenntnisse über die Psyche und deren Einfluss auf den Körper kann man auch einem guten (Fach) Buch entnehmen. Und - ich weiß, das klingt radikal - harte (körperliche) Arbeit lenkt ab und verschafft auch Anerkennung und Glücksgefühle.

Dieses therapeutische "Herumstochern" und die kleinen Schritte der Erkenntnis mögen in manchen Fällen erfolgreich gewesen sein, für mich ist´s nichts.


Von den Therapieansätzen halte ich auch wenig. Das Leben und Tun ist für mich die beste Therapie. Habe nach meiner körperlichen Entgiftung auch lieber hart gearbeitet und geschwitzt, und meinen entgifteten Geist mit Lerneifer gefüllt.
Was ich an dem link gut fand, ist der Hinweis, dass es bei einer Entgiftung darum geht, dass alte Wunden wieder aufreissen, und dass es dem Süchtigen aufgrund dessen, dass alte Traumata ins Bewusstsein rücken, schwer fällt, abstinent zu bleiben.
Und wenn es ein kalter Entzug ist, kommt eine neue Traumaerfahrung hinzu.
Und diesen Teufelskreislauf aus Schmerzen, Verletzungen und Sucht, gilt es denn durchzubrechen.
LG
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longtime
Bronze-User
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Anmeldungsdatum: 20.07.2009
Beiträge: 99

BeitragVerfasst am: 28. Dez 2009 21:29    Titel: Antworten mit Zitat

hm, ich finde die ausgangsfrage echt spannend. bei mir war es, glaub ich, die kombi aus perfektem zeitpunkt - ich hatte echt keinen bock mehr und mein
pola-doc so auch nicht-und viel schwein gehabt.

und der wille kommt dann auch noch dazu. obwohl der mir auch gern mal im weg rumstand. z.b. als ich meine thera abgebrochen habe. da sagte mein analytischer verstand durchaus, dass abbruch echter schwachsinn ist,
weil ich ja eigentlich clean sein wollte. aber ich hatte ja schon entschieden, zu gehen und bleiben wäre ja schwäche gewesen. konsequent war ich schon
immer. Wink

emotional verarmt zu diesem zeitpunkt allerdings auch. da hatte ich mit der shore ziemlich gute arbeit geleistet. dass das clean bleiben einfacher machte, kann ich aber nicht behaupten. ich wusste ja nicht, was mich an emotionen erwarten würde - so ganz ohne drogen.

wasted hat Folgendes geschrieben:
Im Endeffekt kommt es ja darauf an, ob du den Willen aufbringen kannst, alle negativen Gefühle, die so ein Entzug mit sich bringt, durchzustehen - oder ob du dich halt für die "leichte" Variante, den Drogenkonsum entscheidest um die Gefühle loszuwerden


das bringt meine erfahrung ziemlich auf den punkt.

eins noch zu der ptbs: meiner erfahrung nach ist ein entzug, auch kalt nicht primär traumatisierend.

maria hat Folgendes geschrieben:
Die Angstzustände sind unerträglich, und der Fluchttrieb macht sich bemerkbar.


die angstzustände sind in dem fall vermutlich schon immer da, wurden aber immer ordentlich betäubt. ich habe meine entzüge immer brav durchgestanden. die körperlichen schmerzen haben mir nie so viel ausgemacht. den hirnfick auch. dass ich auf einer entgiftung zusammengebrochen wäre, ist mir so nicht passiert, mal abgesehen von ein paar epis. ich konnte mich nur hinterher clean nicht aushalten. heute kann ich das. und da ist mein thera nicht ganz unschuldig.
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veilchenfee
Foren-Guru
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Anmeldungsdatum: 18.12.2009
Beiträge: 4072

BeitragVerfasst am: 28. Dez 2009 22:03    Titel: Antworten mit Zitat

longtime hat Folgendes geschrieben:

die angstzustände sind in dem fall vermutlich schon immer da, wurden aber immer ordentlich betäubt. ich habe meine entzüge immer brav durchgestanden. die körperlichen schmerzen haben mir nie so viel ausgemacht.



Ja, das halte ich für ziemlich wahrscheinlich. Und das läuft dann vermutlich doch darauf raus, dass diejenigen, die als Kind "Urvertrauen" erlangt haben, es am Schluss einfacher haben. Wenn es viele "alte Wunden" (Maria) gibt, die wieder aufreißen können wird´s schwieriger, als wenn man vor seiner Sucht nie was Schlimmes erlebt hat.

Bloß: Warum werden diese ach so glücklichen jungen Menschen, gesegnet mit Urvertrauen, denen es ja so viel leichter fällt aufzuhören, dann überhaupt süchtig? Rolling Eyes
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longtime
Bronze-User
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Anmeldungsdatum: 20.07.2009
Beiträge: 99

BeitragVerfasst am: 28. Dez 2009 22:11    Titel: Antworten mit Zitat

Zitat:
Warum werden diese ach so glücklichen jungen Menschen, gesegnet mit Urvertrauen, denen es ja so viel leichter fällt aufzuhören, dann überhaupt süchtig?


nur so eine idee: weil trotz des urvertrauens irgendwas blödes passiert, was ihr vertrauen erschüttert? und trotzdem ist es dann wieder leichter, weil das urvertrauen ja immerhin irgendwo existiert. nur so als idee.

es hat aber auch viel mit verantwortung zu tun. am vorhandenen urvertrauen kann es bei mir nicht gelegen haben. ich hatte keine chance das zu lernen. ich habe aber irgendwann beschlossen die verantwortung für mich zu übernehmen. kindheit scheiße, meine diversen pflege- und sonstigen eltern da durchaus schuld. aber mein leben heute gehört einfach mal mir.
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veilchenfee
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Anmeldungsdatum: 18.12.2009
Beiträge: 4072

BeitragVerfasst am: 28. Dez 2009 22:26    Titel: Antworten mit Zitat

longtime hat Folgendes geschrieben:
nur so eine idee: weil trotz des urvertrauens irgendwas blödes passiert, was ihr vertrauen erschüttert? und trotzdem ist es dann wieder leichter, weil das urvertrauen ja immerhin irgendwo existiert. nur so als idee.


Das ist wohl wahr, da brauch ich nur meine eigene Biografie zu betrachten...

Respekt für Deine Einstellung und Deine klare Sicht der Dinge! Ich glaube, Du bist - genau wie ich - kein Hysteriker, sondern fasst Beschlüsse und setzt diese dann auch relativ zügig um. (--> konsequent war ich schon immer)
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longtime
Bronze-User
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Anmeldungsdatum: 20.07.2009
Beiträge: 99

BeitragVerfasst am: 28. Dez 2009 22:34    Titel: Antworten mit Zitat

wobei relativ doch relativ dehnbar ist... Wink

und richtig, hysteriker bin ich sicher nicht. nicht mal ein bisschen.
ich nenn mich realist. und dazu gehört dann auch, dass zu meinem cleansein heute eben auch eine menge schwein gehört hat. zum einen, dass ich
nicht verreckt bin unterwegs wie andere leute um mich rum, die wesentlich willensstärker als ich waren. und auch, dass meine konsequenz nicht immer so funktioniert hat wie ich wollte. nach meinem letzten thera-abbruch wollte ich mich eigentlich wegschießen. hat aber nicht funktioniert-gleich zweimal. also dann doch wieder thera. Wink und was dann noch dazukam, waren leute, die eben da waren, als ich dann soweit war, den schritt zu machen.
davor haben sie jahrelang das auf und ab eines junkies in allen abgründen erlebt.
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veilchenfee
Foren-Guru
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Anmeldungsdatum: 18.12.2009
Beiträge: 4072

BeitragVerfasst am: 28. Dez 2009 23:26    Titel: Antworten mit Zitat

Oh ja, das liebe Glück... habe an anderer Stelle gelesen, dass Du mal einen schweren Autounfall hattest - so einen Mords-Überschlag-Supercrash hatte ich auch schon und bin ohne eine Schramme ausgestiegen.

Wenn der "Schutzengel" schon so gut arbeitet, sollte man ihn nicht überstrapazieren ihm irgendwann mal ne Pause gönnen Wink
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ulla79
Gold-User
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Anmeldungsdatum: 17.03.2009
Beiträge: 908

BeitragVerfasst am: 29. Dez 2009 01:00    Titel: Antworten mit Zitat

longtime hat Folgendes geschrieben:
und was dann noch dazukam, waren leute, die eben da waren, als ich dann soweit war, den schritt zu machen.
davor haben sie jahrelang das auf und ab eines junkies in allen abgründen erlebt.


@ longtime:
Mich hat dein letzter Satz gerade mal wieder sehr in meinem Tun gestärkt! Es stimmt für einen Abhängigen da zu sein ist nicht einfach... Aber noch schlimmer ist dieses Gerede vom "Fallen lassen".

Nur frag ich mich manchmal, was ist wirklich schon Abgrund und was sehen nur wir "nicht Süchtigen" als Abgrund. Ist der Abgrund erst dann erreicht, wenn es "Klick" macht?
Wie seht ihr dass denn, wenn wir Außenstehenden merken, bei euch dreht sich alles nur noch um den Stoff.

LG Ulla
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joe
Platin-User
Platin-User


Anmeldungsdatum: 28.12.2007
Beiträge: 1167

BeitragVerfasst am: 29. Dez 2009 01:57    Titel: Antworten mit Zitat

hallo,
als ich drauf war, drehte sich alles nur um stoff. ist doch klar. und um geld natuerlich.
wenn nicht stofflich suechtige mit drogis eine beziehung haben, nennt man das wohl coabhaengigkeit. das ist ein eigenstaendiges suchtverhalten. (siehe dort)
ich hatte mal so eine beziehung. ausserordentlich praktisch.
kuemmert euch also um euch. sich aus einer drogibeziehung zu retten, heisst nicht die betreffende person "fallen zu lassen".
sich um seine eigene genesung zu kuemmern, ist teil der hilfe, auch fuer den anderen.
vielleicht hilft das dem partner, expartner, einen entschluss fuer ein drogenfreies leben zu fuehren.
vielen dank.
joe
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