wikt pola anders als metha?

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lionell
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Anmeldungsdatum: 11.02.2010
Beiträge: 54

BeitragVerfasst am: 21. Aug 2010 10:01    Titel: Antworten mit Zitat

Hi Fantagiro, das am weitesten verbreitete "Übel" bei Ärzten ist ihre Sorgehaltung. Damit "entmündigen" sie die Patienten, laden sich zugleich eine Verantwortung auf, die sie gar nicht tragen können und schlüpfen erkennbar in eine "Elternrolle".Das kommt nicht gut an.
Da fehlt es an einer mehr professionellen Ausbildung der Ärzte, die ihnen hilft, nur ihre Arbeit zu machen und den Patienten die Eigenverantwortung zu überlassen.(wäre auch für die Arbeit mit den Patienten besser)
Zu Deiner Verantwortlichkeit: einer Mutter eines 9 jährigen Mädels braucht man als Arzt nur das zu sagen, was sie selber will. Und Du siehst es vollkommen richtig, daß zu den Entzugsbeschwerden auch die Veränderung der Psyche gehört. Im Entzug von Heroinabhängigen ist entweder zu beobachten, daß diE Patienten aggressiv oder depressiv werden oder beides.
Wenn so entgiftet wird, daß diese Beschwerden auftreten, wird zu schnell runterdosiert.
Zu den bekannten Erkenntnissen über die (Neben)wirkung der Vollagonisten (L-Pola ist ein lange wirkender Voillagonist, Heroin ist ein kurz wirkender Vollagonist) ist bekannt, daß sie die Zahl der Opioidrezeptoren verringern. Opioidrezeptoren gibt es in unterschiedlicher Dichte im gesamten Organismus. Am dichtesten (größte Zahl/mm) findet man die Verteilung im Hypothalamus und um limbischen System. Im Hypothalamus werden die Hormonsteuerungen durch Opioidrezeptoren und im limbischen System die emotionale Verarbeitung (Frust/Wut/Angst etc.) gesteuert.
Das limbische System von Opioidabhängigen ist durch die Langzeitwirkung erheblich in der Leistung eingeschränkt. Deswegen sind Angst und Agressivität die spürbaren Folgen bei einem Opiatabhängigen sobald der Opioidspiegel in seinem Organismus sinkt. Nicht ohne Grund wird dann von vielen zur Alkoholflasche gegriffen und/oder Benzo (=scheiß-egal-Pillen) oder zu Heroin als Beikonsum gegeriffen. Fachärzte "trommeln" dann mit SSRI oder anderen Antidepressiva uf den Symptomern herum, ohne Erfolg für den Patienten. Das liegt einfach daran, daß diese Medikamente (SSRI) gar nicht wirken können. Was wirkt, das sind die Benzodiazepine und die sind in der Kombination mit Opioiden unter Umständen tödlich und die Behandlung mit Medikamenten dieser Gruppe ist deshalb verboten.
Wenn Du Glück hast wird Dein Gehirn die eingeschränkte Leistungsfähigkeit Deines limbischen Systems irgendwann von alleine ausgleichen. Merken wirst Du das, wenn Du bei frustrierenden Belastungen keinen Suchtdruck mehr bekommst. Bis dahin ist es richtig, sobald infolge einer Streßbelastung Opiatbedarf gespürt wird, vorübergehend für zwei drei Tage das Substitut um ca 5 mg zu erhörhen, um dann wieder auf die alte Dosis zu gehen. (übrigendsin anderen Bereichen der Medizin, bei z.B.Diabetikern, die Insulin brauchen verhält man sich ganz analog) Hilfreich für einen schonenden Umgang mit dem limbischenSystem ist es, wenn Du psychoaktiver Stoffe zusätzlich zur Substitution aus Deinem Körper fern hälst. THC wird jetzt Deinen Körper nur in extrem hohen Dosen schädigen, ist aber für Dein limbisches System nicht gut. Sicherlich weist Du, daß ein (heftiger) Entzug mit THC bei vielen gedämpfter abläuft. So einen Entzug ambulant durchführen zu wollen. ist unsinnig.
Laß Die solange Zeit mit einer Entgiftung nach Plan, bis Du es selber willst. Solltest Du aber allein runter dosieren, musst Du wissen, daß Dein jetzt vorhandener Schutz vor tödlichen Vergiftungen durch Opioide oder Kombinationen mit andere3n Giften stark zurückgeht, sobald Du die Dosis des Substitutionsmittels zurückführst. Es ist eben nicht so, daß weniger Substitut auch weniger krank bedeutet. Z.B. 100 mg L-Pola + 50 mg Diazepam + 6 Dosen Bier = nicht gut, aber meistens auch nicht tödlich. Dagegen 5 mg L-Pola kombiniert mit 10 mg Diazepam und 1/2 Flasche Bier = 2 Tage Intensivstation oder Ex. Schon wegen dieser Zusammenhänge muß so entgiftet werden, daß (wenn man entgiftet) keine Komplikationen auftreten können.
Wenn Du mal Zeit hast, lies in einer Fachbücherei in dem Fachbuch "Opioide in der Medizin" von Herrn Freye. Bei Deiner Lebensgeschichte hast Du soviel Wissen, daß Dir die nötigen Fachausdrücke bekannt sind. Natürlich steht da nicht alles so zusammengefaßt drin, wie ich es Dir beschreibe, aber Du wirst Dich schon zurecht finden. Und bis Du entgiften willst/kannst/bereit dafür bist, mach Dich bitte so schlau, daß Du nicht aus versehen verunglückst. Wenn Suicidgedanken (die gehören übrigends bei vielen Gesunden auch zum Leben) und Panikattacken zunehmen, kann Dtr mit Oxazepan bestimmt vom Facharzt geholfen werden.

Und jetzt kommt dioch noch eine Bemerkung aus meiner "Sorgehaltung" vertraue Deine Probleme und Dich nur denjenigen Menschen an, die es gut mit Dir meinen UND kompetent sind UND Dich Dein Leben leben lassen. MFG lionell Laughing
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Passennger
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Anmeldungsdatum: 10.08.2010
Beiträge: 43

BeitragVerfasst am: 22. Aug 2010 17:30    Titel: Antworten mit Zitat

@gema
Zitat:
wollte meinen benzowert nochmal kontrollieren und dann ein komplettes screening machen.
Was genau meinst Du damit. Darf man fragen wozu Du das machst. Rein interessebhalber und wertfrei Exclamation Habe mal gehört, dass nur bis 30mg Diaz genau gemessen werden kann und das die gewöhnlichen Labor-UKs nur auf Benzo ja/nein untersucht werden. Genau so wie alles andere, was getestet wird. Bitte belehre mich eines Besseren, wenn ich mich irre. Dann stelle ich meinen ganz seltenen Methadicct(-Beikonsum) sofort ein...Ich weiß das ich mich wiederhole...allerdings liest es ja diesmal viell. jemand der da ganz genau bescheid weiß, obwohl mir die Antworten bislang nat. super weitergeholfen haben. Wird eben repräsentativer, desto mehr Leuts dies oder das dazu sagen...
P.S. Wäre super, wenn wir das Thema in aller Ruhe und nicht immer direkt so ruppig, nur weil wir uns hier nicht "face-tof-face" unterhalten (ist in vielen Foren eine nervige Abart, wie ich finde Exclamation Idea Exclamation) besprechen könnten. OK? Also: Chily Cool :wink
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lionell
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Anmeldungsdatum: 11.02.2010
Beiträge: 54

BeitragVerfasst am: 22. Aug 2010 21:46    Titel: Antworten mit Zitat

Twisted Evil
1.)Urinkontrollen ohne Sichtkontrolle ergeben bei ca 30 % der Substituierten einen positiven Nachweis auf Benzodiazepine

Twisted Evil Twisted Evil
2.)Urinkontrollen unter Sichtkontrolle ergeben bei ca 80% der Substituierten einen positiven Nachweis auf Benzodiazepine. Weltweit haben ca 75% alle Substituierten Benzodiazepin-Bedarf. Entweder als Beikonsum oder aus medizinischen Gründen bei schweren Angststörungen oder schizoaffektiven Psychosen.

Twisted Evil Twisted Evil Twisted Evil
3.)Kombinationen von Benzodiazepinen als Beikonsum (also nicht vom Arzt verordnet, weil nötig und vom Arzt kontrolliert) sind mit die häufigste Todesursache bei Substituierten.

Twisted Evil Twisted Evil Twisted Evil Twisted Evil
4.)Deshalb schreiben der Gesetzgeber(BtmVV) und die Richtlinien der Bundesärztekammer für die substitutionsgestützte ambulante Behandlung Opiatabhängiger und die Verträge mit den Kostenträgern (BUB jetzt RiliMVV) zwingend Kontrollen vor a)mit dem Ziel den Patienten zu schützen b) den Arzt zu schützen c) überprüfen zu können, ob die Kasse weiter bezahlen muß, denn bei Ausweitung oder Verfestigung des Gebrauches von psychoaktiven Substanzen neben der Substitution braucht die gesetzliche Kasse eine ambulante Behandlung überhaupt nicht zu bezahlen (weder daas Substitutionsmittel noch die Behandlun). Private Kassen zahlen in den allermeisten Fällen gar nicht für eine ambulante Substitutionsbehandlung.

Surprised
Bei der Laboruntersuchung des Urins auf Benzo durch Schnelltest muß der Test etwa 26 verschiedene Benzodiazepine erfassen. Im Labor kann mit anderen Methoden jedes einzelne Benzodiazepin aus der Probe qualitativ und quantitativ bestimmt werden.

Surprised Surprised
Warum das alles? 1.) siehe oben, die Kasse will es genau wissen, ob sie noch löhnen muß oder nicht. Lehnt die Kasse weitere Behandlung ab, versucht der Patient die Behandlung auf dem Rechtsweg zu erzwingen (aschließlich weiß er zwar, daß er krank ist, weiß aber in der Regel nicht, daß die ambulante Substitutionsbehandlung nur unter genau vorgeschrieben Voraussetzungen a) vom Gesetzgeber erlaubt und b) von den gesetzlichen Kassen bezahlt wird. Deshalb die genauen Analysen als Beweismittel. Auch ist im Vertrag der Ärzte mit den Kassen vereinbart, daß die Kassen je Quartal 2-4% Stichproben durchgführen und die Vorlage sämtlicher Behandlungsakten fällig ist,sobald ein Patient insgesamt 5 Jahre im Programm ist. Dann entscheidet eine 6 köpfige Qualitätssicherungskommission darüber, ob die geprüften Patienten weiter substituiert werden , oder nicht.

Surprised Surprised Surprised
Der behandelnde Arzt benötigt die Ergebnisse der Analysen, um unterscheiden zu können, ob eine weitere Krankheit neben der Opiatsucht besteht, ob diese mit Benzo behandelt werden muß (z.B.eine schrittweise Entgiftung von Benzo) und ob der Patient die mit ihm getroffenen Vereinbarungen einhält.

Surprised Surprised Surprised Surprised
Der Gesetzgeber kann auf Verlangen sich von dem Arzt sämtliche Unterlagen über die ambulante Substitutionsbehandlung vorlegen lassen und die Unterlagen daraufhin überprüfen, ob der Arzt sich an die gesetzlichen Vorgaben gehalten hat, die ihm die Substitutionsbehandlung nur unter bestimmten Voraussetzungen erlauben (BtmVV § 5). Dazu gehören die Kontrollen auf Beikonsum und regelmäßige Ergebniskontrollen der bisherigen Behandlung und deren kritische Beurteilung. Macht er das nicht UND wird geprüft = strafbares Vergehen. Deshalb auch die Verpflichtung des Patienten im Behandlungsvertrag, jederzeit ohne Vorankündigung Urin zur Kontrolle abzugeben.

Idea
Die einzelnen Benzodiazepine wirken sehr unterschiedlich und sind unterschiedlich giftig auf das Atemzentrum. Wie z.B. bei den Benzodiazepinen ( z.B.blaue von Stada) wirken manchmal die im Körper entstehenden Abbauprodukte stärker als die Ausgangssubstanz.


Patienten, die regelmäßig hohe Benzodiazepinspiegel im Blut aufweisen sind in der Regel nicht in der Lage, sich ausreichend zu konzentrieren, kritische Entscheidungen zu treffen, Verantwortung zu übernehmen oder eine ordnungsgemäße Elternschaft auszuüben. Deswegen sind Gerichte und Jugendämter gleichfalls an genau bestimmten Benzospiegeln und den Ergebnissen regelmäßiger Kontrollen interessiert.

Twisted Evil Rolling Eyes Idea Shocked Alles Klar ? MfG lionell
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Passennger
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Anmeldungsdatum: 10.08.2010
Beiträge: 43

BeitragVerfasst am: 22. Aug 2010 22:04    Titel: Antworten mit Zitat

@lionell: Es hängt doch aber auch stark vom ph-wert des Urins ab, wie hoch die Konzentration der Benzoabbauprodukte ist. So das nicht jedes eingenommne mg nachgewiesen werden kann. Oder?
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lionell
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Anmeldungsdatum: 11.02.2010
Beiträge: 54

BeitragVerfasst am: 23. Aug 2010 14:16    Titel: Antworten mit Zitat

Richtig, (deswegen wird bei jeder Urinkontrolle der pH mit gemessen und der Creatininwert, da es viele Methoden gibt, die UK zu verfälschen. Das "kommt aber raus" und wird natürlich in der Akte vermerkt. Stell Dir dann mal vor, was die Qualitätssichjerungskommission im Falle einer Kontrolle bei diesem Patienten dann wohl entscheiden wird.) Da aber während einer ambulanten Substitutionsbehandlung keine kriminaltechnischen Untersuchungen stattfinden, sondern grob orientierende und nur bei entsprechender Fragestellung(z.B. ob der Patient bei Abdisierung zu schnell - Gefahrvon Krampfanfällen- oder zu langsam abdosiert (z.B. nimmt das, was er nicht mehr vom Arzt kriegt, heimlich selber ein) werden Spiegel aus dem Serum, nicht aus dem Urin, bestimmt. Aber schau mal, wie viele Patienten statistisch gesehen, bei den UK`s mogeln ! Kleiner Scherz nebenbei: die Katze hat so spitze Krallen,weil die Mäuse so schnell sind. Gleiches gilt für die Methodik der Suche nach Giften und die Methodiken zum Ausschluß von Mogeleien.

Sehr wichtiger WARNHINWEIS

In diesen Tagen ist in Kiel ein langjährig substituierter Patient akut verstorben. Der ca 32 jährige, sonst gesunde Mann, hat sich stationär runterdosieren lassen mit dem Ziel, sich von einem Heilpraktiker, der ihm versprochen hat, ihn innerhalb von drei (!) Tagen dauerhaft clean zu bekommen, behandeln zu lassen (in Rußland soll es so etwas angeblich geben). Der Patient hat alle intensiven Warnungen in den Wind geschlagen und sich behandeln lassen. Er ist tot. Die Kripo ermittelt.

Sollte es eine Methode geben, einen Menschen in kürzester Zeit und sicher clean zu bekommen, würden Ärzte diese Methode sofort anwenden. Eine solche Methode ist aber nicht bekannt.
MfG lionell
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Rote Zora
Platin-User
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Anmeldungsdatum: 28.05.2009
Beiträge: 1041

BeitragVerfasst am: 23. Aug 2010 21:24    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo lionell

Schön Dich wieder zu lesen,hab Dich/Deine Beiträge vermisst!
Wie immer seehr informativ und verständlich geschrieben.
Und vor allem von jemanden der Ahnung hat Wink .

GlG Zora
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Fantagiro
Bronze-User
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Anmeldungsdatum: 15.08.2010
Beiträge: 30

BeitragVerfasst am: 23. Aug 2010 22:03    Titel: Antworten mit Zitat

Danke für Deine ausführliche Ausführung Smile

Was war mit dem 32 jährigen Substituierten geschehen,
handlte es sich hierbei um dieses "Runterdosieren im Koma"?

Oder sollte er zunächst runterdossiert werden und dann innerhlb von 3 Tagen clean "gemacht" werden?

Wenn er stationär entgiftet wurde, wie konnten es die Ärzte verantworten, ihm von heute auf morgen gar nichts mehr zu geben? du schreibst in "Kiel", das heißt, es passierte in Deutschland und nicht in Russland. Wie konnte es dazu denn kommen?

Oder habe ich hier etwas falsch verstanden?

Gruß Fanta
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lionell
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Anmeldungsdatum: 11.02.2010
Beiträge: 54

BeitragVerfasst am: 23. Aug 2010 23:30    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo Fanta,
mir ist der Patient bekannt. Er schwärmte von dem Angebot eines mir nicht bekannten Heilpraktikers, der ihn innerhalb von drei Tagen dauerhaft clean machen wollte. Er wurde mehrfach dringend ärztlich vor seinem Vorhaben gewarnt.
Allen Menschen, die freiwillig zur Entgiftung gehen. steht es frei, jederzeit gegen ärztlichen Rat die stationäre Behandlung zu beenden. Jeder geht mit seinem Leben um, wie er es will. Dabei kann er Fehlentscheidungen treffen. Tödliche Unglücksfälle bei Drogenkranken sind ja (leider) auch bekannt. Jeder "Kick" berührt die Grenze zum Tod.

Weswegen sind Entzugsmaßnahmen, bei denen durch Antagonisten die mit Opioiden besetzten und oder besetzbaren Opioidrezeptoren blockiert werden, so risikoreich?

Erinnere Dich: nach den ersten Heroinanwendungen mit sehr geringen Mengen war man high und oftmals zugedröhnt, aber es gab so gut wie keine Entzugssymptome, höchstens ein bischen Grippegefühl. (da hatte der Körper noch keine Toleranz entwickelt) Nach weiteren Heroinanwendungen bemerkte man schon deutlichere Beschwerden nach dem Weglassen des Heroins (der Körper begann, langsam eine Toleranz zu entwickeln) Dann bemerkte man sehr rasch Folgendes: man brauchte viel mehr Heroin, nach Heroinpause von erst 12 dann 6 Stunden traten Entzugsbeschwerden auf, die später in ihrer Gesamtheit als "der Affe" bezeichnet wurden und zweitens wirkte das Heroin nicht mehr so wie früher. Also nahm man mehr und bessere Qualität oder Kombinationen mit anderen Stoffen oder das Heroin iv. Wegen der Gefahr eines Atemstillstandes beobachtete man sich gegenseitig und einer probierte als Erster. Da kam man auch auf die Idee, für Notfälle4 eine Ampulle Naloxon bei sich zu haben. Man benutzte untereinander die gleiche Pumpe und holte sich dabei Hep.C. Im Körper hatte sich inzwischen ein guter Schutz vor tödlicher Überdosierung aufgebaut, gleichzeitig beklagte man, daß man immer mehr Stoff brauchte, teils nur, um warme Füsse zu bekommen. Es hatte sich ein neues Gleichgewicht im Zentralnervensystem aufgebaut, das sich von dem eines Menschen, der nie Heroin nahm, grundsätzlich unterschied: Jetzt war mit nur MIT Heroin normal, früher ohne.
Wenn ein solcher Mensch, voll unter Stoff stehend, womöglich sogar mit dem ca 28 mal so wirksamen Levomethadon im steady state behandelt durch einen Antagonisten auf Null gesetzt wird, so kriegt er nicht nur einen "Affen", der sich langsam entwickelt, sondern alle Entzugssymptome auf einmal. Und diese um ein Vielfaches stärker, als es bei einem Entzug durch bloßes Weglassen der Zufuhr von Heroin oder Pola der Fall ist. Die blankgeputzten Rezeptoren werden durch den Antagonisten wie durch einen negativen Agonisten stimuliert (Kannst Du alles bei Freye nachlesen, Stichwort: negativer Antagonist) Diese Entzugssymptome können tödlich sein. - Das scheint hier passiert zu sein.
Ärzten kann man da keinen Vorwurf machen. Aber es ist sehr bitter und sehr traurig, daß ein Mensch, der nur gesund und clean sein wollte, ums Leben gekommen ist.
Da wäre es ein kleineres Übel gewesen, wenn er weitere Jahre substituiert worden wäre.

Grüße Dich lionell
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lionell
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Anmeldungsdatum: 11.02.2010
Beiträge: 54

BeitragVerfasst am: 24. Aug 2010 17:35    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo Fanta, das oben genannte Unglück ereignete sich wie folgt: 1.) Dauersubstitution mit L-Pola 50 mg/die, ständiger Beikonsum von Heroin und Benzo. Patient vermeidet Benzo-Spiegelbestimmung. Kündigt an, er werde sich mit IBOGA (da kein Medikament sondern "nur" Pflanze, von jedermann anwendbar) entgiften lassen (Versprechung des Behandlers: keine Entzugsbeschwerden, dauerhafte "Befreiung" von allen Süchten, kostzet auch" nur " x.xxx.xx Euro.(= meint Patient, dann muß es ja was Gutes sein und Warnung vom Arzt ist wohl nur als "Neid" zu verstehen, da Arzt "das nicht kann", - oh heilige Einfalt - ...!- (Schau im Internet nach, was dort über Iboga/Ibogain/Ibogain-Hydrochlorid zu lesen ist) Patient geht am 05.08. zur Beikonsumentgiftung (Heroin und Benzo) in eine stationäre Suchteinrichtung, wird dort weiter substituiert und am 10.08.10 regulär nach Beikonsumentgiftung entlassen zur Fortsetzung der ambulanten Substitution. Geht am gleichen Tag zur ambulanten Ibogainbehandlung (bei einem Heilpraktiker)und wird abends in der Wohnung seines Vaters tot aufgefunden. Ibogain kann tödliche Atemlähmung und Herzrhythmusstörungen mit plötzlichem Herztod verursachen. L-Pola kann gleichfalls Herzrhythmusstörungen verursachen, Benzo und L-Pola können Atemlähmungen verursachen. Was es hier genau war, was zum Tode führte, werden wohl erst die Gerichtsmediziner herausfinden.
Meiner Meinung nach hat hier ein Mensch versucht, den für ihn vermutlich einfachsten Weg aus der Sucht zu kaufen und ist dabei im Jenseits gelandet. Wäre schön, wenn aus Ibogain ein Medikament entwickelt würde, das Menschen aus der Sucht hilft. Mir ist jeder Mensch zu schade für Experimente.
Mfg lionell Sad
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lionell
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Anmeldungsdatum: 11.02.2010
Beiträge: 54

BeitragVerfasst am: 26. Aug 2010 19:36    Titel: Antworten mit Zitat

IBOGA ist NICHT geeignet als Entgiftungsmittel. Da IBOGA selbst Atemlähmungen hervorrufen kann, kann bei Anwesenheit anderer atemlähmender Wirkstoffe, wie Benzodiazepinen, Alkohol,Opiaten, Barbituraten etc. eine additive Wirkung des IBOGAIN zur tödlichen Komplikation führen. Vor Anwendung von IBOGA (wenn überhaupt !) unbedingt längere Zeit vollkommen clean sein, nicht einmal kiffen! MfG lionell
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Passennger
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Anmeldungsdatum: 10.08.2010
Beiträge: 43

BeitragVerfasst am: 28. Aug 2010 14:42    Titel: Antworten mit Zitat

@lionell
Vielen Dank erst einmal für Deine sehr ausführlichen und gleichzeitig verständlichen Beiträge Exclamation Exclamation Exclamation Sicherheitshalber, da es ja keine doofen Fragen gibt, will ich kurz überprüfen, ob ich das was die UKs angeht korrekt verstanden habe. Ich frage deshalb, weil ich gestern echt eine Panikattacke hatte und ca 40mg Diaz statt 12 genommen habe: Kann der Arzt das durch einen normalen Streifentest sehen, die ja meistens verwendet werden. Nein, kann er nicht, wenn ich es richtig verstanden habe. Bitte lasst es mich richtig verstanden haben. Embarassed
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Fantagiro
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Anmeldungsdatum: 15.08.2010
Beiträge: 30

BeitragVerfasst am: 28. Aug 2010 16:05    Titel: Antworten mit Zitat

Ich denke, dass ein Arzt lediglich feststellen kann, DASS Du Dias genommen hast, aber nicht wieviel.
Zumindest nicht mit diesen Schnelltests. Wenn Du also grundsätzlich Dias nehmen darfst, dürfte Dir nix passieren Wink
Der Tag ist gerettet^^
LG Fanta
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ichhassedas
Silber-User
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Anmeldungsdatum: 08.08.2010
Beiträge: 211

BeitragVerfasst am: 28. Aug 2010 16:24    Titel: Antworten mit Zitat

Nein, der Arzt kann mit nem Schnelltest nur sehen, WAS du konsumiert hast, aber nicht WIEVIEL Exclamation

Wenn du ja aber Dias auf Rezept kriegst und dein Doc das weiß (sorry, hab nicht alles gelesen), warum testet er dich dann überhaupt auf Benzos?
Dann wäre es ja sinnvoller deine UK im Labor auswerten zu lassen um zu sehen, welche Benzos und/oder wieviel du konsumiert hast...

Aber wenn er wirklich nur nen Streifen nimmt - don´t panic Very Happy

LG
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lionell
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Anmeldungsdatum: 11.02.2010
Beiträge: 54

BeitragVerfasst am: 28. Aug 2010 20:38    Titel: Antworten mit Zitat

Für die Behandlung von Angststörungen sind Benzodiazepine unverzichtbar. Während einer Behandlung mit Benzodiazepinen kann es durchaus erforderlich sein, die Tagesdosis vorübergehend zu erhöhen, um eine Angstattacke zu durchbrechen. Meistens nimmt man dazu kurzfristig Lorazepam. Hinterher kann man wieder die alte Dosis nehmen. Eine unveränderte Dauerbehandlung (länger als 8 Wochen)mit Benzodiazepinen ist aber nach heutiger Sicht nicht angezeigt. Dazu ist besser eine Behandlung mit Cyamemazin geeignet.
Nehmen Substitutionspatienten ohne ärztlich festgestellte Notwendigkeit Benzodiazepine (= Beikonsum) ein, kann ihre Krankenkasse die Bezahlung der weiteren Substitutionsbehandlung dem Arzt verbieten. Da kann der Doktor "gar nichts machen", denn über die Fortsetzung in solchen Fällen entscheidet die Kasse des Patienten, nicht der Arzt. Will der Patient doch weitersubstituiert werden,muß er (der Patient!) seine Kasse verklagen. Und das dauert!
Der Arzt könnte aber der Kasse nachweisen, daß der Patient sich an die "Spielregeln" hält bzw. gehalten hat. Dazu müsste der Arzt aber in regelmäßigen Abständen den Benzodiazepinspiegel desjenigen Benzodiazepins im Serum des Patienten durch ein Fachlabor bestimmen lassen, welches er verordnet hat und zugleich den Konsum anderer Benzos durch diesen Patient ausschließen. eEs wäre demnach im Interesse dees Patienten, zu fordern, daß der Arzt auch in der Lage ist, das korrekte Verhalten des Substitutierten der Kassen nachweisen zu können!
Der Patient sollte also nicht in erster Linie fürchten, daß "der Arzt ihn rausschmeißt" (meistens sind die Ärzte sehr erfahren und geduldig und wissen, wie schwer es den Patienten fällt, die Finger von ihrerSucht zu lassen) sondern eher sich darüber im Klaren sein, daß ihre Kasse regelmäßig über Stichproben die Ärzte überprüft, ob diese auch auf die Einhaltung der Verträge achten. Denn die Verträge sehen vor, daß der Arzt Patienten, die neben der Substitution psychoaktive Substanzen konsumieren oder einen bestehenden Konsum von solchen Substanzen verfestigen, nicht ambulant behandeln darf!(Darüber gibt es bereits rechtskräftige Gerichtsurteile.So brauchen sich die Kassen nur auf solche Urteile zu beziehen, wenn sie wegen Beikonsum für einen Patienten nicht mehr bezahlen wollen.) Da wäre es klug, wenn a)eine Indikation für die Behandlung mit Benzo von einem Facharz und b) der korrekte Gebrauch durch Laborbestimmungen bestätigt würde und zwar bevor sich die Kassen melden. Guckt euch doch nur mal an, wie mit den Betäubungsmitteln rumgekaspert wird, glaubt ihr, das merken die Kassen nicht?
Jeder Substitutionspatient sollte zudem aber vor allem bedenken, daß jeder Konsum atemdepressiver Stoffe zusätzlich zu den Substitutionsmitteln eine erhöhte Gefahr bedeutet, sich ungewollt umzubringen.
Spiegelbestimmungen würden objektiv anzeigen, ob sich ein Patient gefährdet oder nicht.

Da war noch eine Frage: "kostet den Arzt eigentlich die UK etwas". Jedem ist klar, daß alles etwas kostet. Natürlich auch Teststreifen,Urinbehälter,Einmalhandschuhe, die Arbeit des Personals etc., sogar die Entsorgung. Ich vermute, daß der Fragesteller ein Zögern des Arztes bemerkt hat, beliebig UK`s durchzuführen.
Die Antwort: die gesetzlichen Krankenkassen haben in ihren Verträgen mit den Ärzten festgelegt, daß sie (die Kassen) nur eine bestimmte Höchstzahl von UK je Patient in drei Monaten bezahlen. Die vom Arzt abgrechneten UK werden von der Kasse gezählt und nicht merh, als die vereinbarte Höchstmenge bezahlt. Natürlich kann der Arzt "mehr" machen, dann bezahlt er aber diese UK selber und da die UK was kosten(siehe oben) geht das ins Geld (des Arztes). Eigentlich müsste der Patient das selber bezahlen, das geht aber nicht, denn es ist dem Arzt verboten, vom Kassenpatienten sich zusätzlich zu dem Geld, das die Kasse bezahlt, Geld anzunehmen. So entstehen für den Arzt manchmal erhebliche Probleme.
Was würdet ihr denn tun, wenn ein Patient mehr UK braucht, als seine Kasse zahlt? Ihn rausschmeißen oder ins Krankenhaus schicken ? Oder einfach keine UK mehr machen ? Und was hättet ihr davon, wenn keine UK mehr gemacht würden?
Der "Durchschnittsheroinabhängige" wurde vor 20 Jahren keine 45 Jahre alt. Heute ist a) die Zahl der Drogentoten auf unter 50% im Vergleich zu vor 20 Jahren gesunken und b) gibt es eine zunehmende Zahl von über 55 jährigen, die quitschgesund sind und noch substituiert werden. Ich finde, es lohnt sich zu den älter werdenden Substitutionspatienten zu zählen. MfG lionell Very Happy
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Anmeldungsdatum: 10.08.2010
Beiträge: 43

BeitragVerfasst am: 28. Aug 2010 21:15    Titel: Antworten mit Zitat

Ganz, ganz herzlichen Dank für die alle Fragen beantwortende Aufklärung...Puh...hab ich vermutlich nochmal Glück gehabt...meint Ihr ich sollte meinen Arzt mal auf die Sache mit den Loras ansprechen (also als Bedarfmedikamention, statt sich dann was vomSchw.-markt zu holen)...grundsätzlich np...bloß gerade, wo ich nach TH fragen will vielleicht ein wenig blöd...Oder gerade jetzt gut, da komplett ehrlich...? Ich weiß, nur ich kenne meinen Dok und da ist ne Ferndiagnose schwierig..meine eben, was Ihr so für Erfahrunegn habt...
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