Fassungslos über das verhalten meines Substi Arztes

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Calendula
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Anmeldungsdatum: 08.01.2011
Beiträge: 465

BeitragVerfasst am: 3. Jun 2011 17:51    Titel: Antworten mit Zitat

Zitat:
Beim optimieren sollte man halt darauf achten das Leute die ein geregeltes Umfeld haben (Arbeit, fortbildung, Wohnung etc) da nicht durch besonders Strenge Massnahmen herausgerissen werden.



Ich finde, das muss mal einheitlich geregelt werden, wie es gehandhabt werden soll. Jemand der arbeitet bekommt muss schon die Möglichkeit haben, dieser auch nachgehen zu können. In vielen Praxen wird's unterstützt, aber eben nicht in allen.

Zitat:
Das die Gesellschaft jedoch mehr von einer Person hat, die ein normales Leben führt, dürfte jedoch klar sein.
In dieser Hinsicht sehe ich mich eher wie einen Diabetispatienten, oder jemand der eben täglich ein bestimmtes Medikament fürs Herz oder sonstwofür benötigt.



Ach ja, ... der Diabetespatient. Da ist das Beispiel schon wieder Laughing
Dabei kann man m. E. eine Sucht nicht mit einer anderen Erkrankung wie Diabetes vergleichen. Wenn du dieses Beispiel - wie genug andere H-Konsumenten auch - anführst, würde es logischerweise bedeuten, dass alle anderen Suchtkranken ebenfalls ihr "Medikament beim Arzt abholen können müssten, weil denen nämlich auch was fehlt und zugeführt werden müsste. Sorry, ich finde diese Diabetesgeschichte immer schrecklich lächerlich, aber man lies sie immer wieder.


Ich würde da auch ein bisschen weiter gehen. Wer sein TakeHome vertickt gehört eh nicht substituiert. Der hat nämlich noch nicht verstanden, worum es hier gehen soll. Damit würde der "Markt" auch gleich wieder dicht gemacht.. Heute fangen die Kids ja oft schon mit Methadon an.
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Tollkirsche
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Anmeldungsdatum: 15.05.2011
Beiträge: 96

BeitragVerfasst am: 3. Jun 2011 18:26    Titel: Antworten mit Zitat

Calendula hat Folgendes geschrieben:
Allerdings bin ich zu der Ansicht gekommen, dass Substitution wie es jetzt läuft alles andere als optimal ist. Für mich - ich wiederhole mich hier - ist es nur ein weiterer Drogenmarkt bzw. quasi die Szene nur halt in einer Arztpraxis.


In einigen Subst-Praxen ist es tatsächlich so. Bei meinem ersten Substi-Arzt wäre mir gegenüber einer der Arztthelferinnen fast mal der Satz rausgerutscht "Bin ich hier eigentlich bei einem Arzt oder bei einem weiteren Dealer?" Habe ich mir zum Glück gerade noch so verkniffen, weiß auch gar nicht mehr, was genau der Auslöser war. Aber insgesamt hat man sich dort gefühlt wie früher als Bittsteller vor den Dealern mit den guten Connections, die haben auch ganz gerne mal raushängen lassen, dass man von Ihnen abhängig ist.

Insgesamt ist es leider so, dass es nur wenige Ärzte gibt, die wirklich engagiert sind und ihren Patienten auch gern besser helfen würden, es aber wegen den gesetzlichen Bestimmungen nicht können. Auf der anderen Seite gibt es aber leider auch völlig skrupellose Substi-Patienten, die alle Möglichkeiten ausnutzen, die sich Ihnen bieten und Ihren Arzt belügen und betrügen, wo es nur geht. Bei meinem ersten Substi-Arzt wurde auch mehrmals in der Praxis eingebrochen und Metha geklaut (oder versucht, zu klauen, keine Ahnung) - vielleicht ist der auch nur wegen solcher Erfahrungen so eiskalt geworden? Wer weiß das schon...
Wenn dann gerade einer der wenigen engagierten Ärzte (wie der von RZA 187 beschriebene) aufhören, weil sie nur beklaut und belogen werden, ist das umso bitterer. Da kann man sich nur bei den Idioten bedanken, die insgesamt ein derart schlechtes Licht auf uns werfen. Andererseits muss man dann auch sagen, dass der Arzt offenbar eine schlechte Menschenkenntnis hatte und seine Patienten schlecht einschätzen konnte. Oft kann man die faulen Eier doch recht schnell aussortieren...und sich den übrig gebliebenen umso ausführlicher widmen.
Als ich damals, nachdem mein erster Subst-Arzt aufgehört hatte, einen neuen Arzt gesucht hatte, bin ich in einer kleinen Praxis im Nachbardorf gelandet. Einer der ersten Sätze, die er zur Begrüßung gesagt hatte, war "Ich habe übrigens keinerlei Pola/Metha/sonstiges in der Praxis. Bei mir läuft alles über die Apotheke, in meiner Praxis gibt es nix zu holen." Sicher konnte ich ihn irgendwie verstehen, da ich wusste, dass bei der Praxis meines ersten Arztes im Nachbarort bereits mehrmals eingebrochen wurde. Trotzdem war damit klar, dass das mit mir und dem Arzt nix wird, wenn er mir von Anfang an nur das schlimmste zutraut. Habe dann meinen jetzigen Arzt gefunden und bin glücklich dort, noch einer der wenigen engagierten mit Herz und Menschenkenntnis. Das wird auch das mit das schwierigste sein, was ein Substi-Arzt leisten muss. Auf der einen Seite jeden Substi-Patienten gesondert zu beurteilen, ihm eine Chance geben, auf der anderen Seite aber nicht zu vergessen, dass viele viele Substis aber auch nicht ohne Beikonsum / Rausch / whatever leben wollen oder können und deswegen immer wieder Scheiße bauen. Wenn man viele solcher Problemfälle hat und in die Engagement gesteckt hat, das enttäuscht wurde, ist es sicher schwer, das nicht auf alle Patienten dieser Art zu übertragen.

Gerade für die relativ stabilen von uns ist es extrem wichtig, einen Arzt zu finden, zu dem Sie eine Vertrauensbeziehunbg aufbauen können.
Deswegen denke ich, dass RZA 187 den richtigen Schritt gegangen ist, und sich auf die Suche nach einem neuen Arzt gemacht hat. Du verlangst wirklich nicht zuviel, Du möchtest ja gerade mehr Überwachung, mehr Gespräche. Mein Arzt wäre glücklich, wenn ich so gesprächsbereit wäre. Von mir gibt es immer nur ein "Alles beim alten, bin und bleibe stabil und beikonsumsfrei, aber runterdosieren möchte ich wenn möglich nicht, das macht mir Angst." zu hören...
Ich kenne das so: Einmal wöchentlich muss ich mich bei meinem Arzt blicken lassen, das ist Vorschrift. Einmal im Monat ein richtiger Besprechungstermin, auch das ist Vorschrift. In unregelmäßigen Abständen muss man UKs abliefern, auch wieder Vorschrift. Den 3-monatigen Komplett-Check kenne ich nicht, das wäre mir neu. Aber alles andere, was Du verlangst, gehört meines Wissenstandes nach sowieso zu den Vorschriften, die jeder Substi-Arzt einhalten muss.

Wöchentlich Besprechungs-Termine finde ich etwas zuviel, zumindest für mich. Ich komme aber trotzdem jede Woche beim Arzt vorbei, damit er einen Blick auf mich werfen kann, das läuft meistens auf einen kurzen Wortwechsel zwischen Tür und Angel hinaus, damit ich mich dafür nicht extra ins Wartezimmer setzen muss. Da sich dieser Arzt wirklich um seine Patienten kümmert, muss man auch oft mal 2 oder mehr Stunden warten, obwohl nur 5 Patienten vor einem sind... Aber einmal im Monat ist das Pflicht, für mich eine lästige, aber eine notwendige. Da unterhält man sich auch einfach mal allgemein über das Leben, welche Probleme einen gerade beschäftigen, etc. UKs abliefern mache ich alle 2 wochen und wenn ich gefragt werde. Wenn ich meinen Arzt fragen würde, ob er einen 3-monatigen Komplett-Check für notwendig hält oder ob mir das irgendwie bei einer anstehenden MPU helfen würde, würde er sicher darüber nachdenken. Er hat mir schließlich auch damals bei meiner Interferon-Therapie geholfen und alles notwendige in die Wege geleitet.

Such Dir einen guten Arzt. Aber Du bist ja schon dabei. Obwohl sich für mich "großes Krankenhaus" sehr unpersönlich anhört. Aber wenn Du da einen guten Arzt findest, der immer für Dich zuständig sind, kann das sicher auch gut sein. Mir persönlich wäre halt auch wichtig, dass ich in der Praxis nicht ständig mit Leuten aus der Szene konfrontiert werde. Das stelle ich mir bei einem großen KH mit einer extra Abteilung für Substis sehr schwierig vor.
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Tollkirsche
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Anmeldungsdatum: 15.05.2011
Beiträge: 96

BeitragVerfasst am: 3. Jun 2011 18:50    Titel: Antworten mit Zitat

Calendula hat Folgendes geschrieben:
Zitat:
Das die Gesellschaft jedoch mehr von einer Person hat, die ein normales Leben führt, dürfte jedoch klar sein.
In dieser Hinsicht sehe ich mich eher wie einen Diabetispatienten, oder jemand der eben täglich ein bestimmtes Medikament fürs Herz oder sonstwofür benötigt.


Ach ja, ... der Diabetespatient. Da ist das Beispiel schon wieder Laughing
Dabei kann man m. E. eine Sucht nicht mit einer anderen Erkrankung wie Diabetes vergleichen. Wenn du dieses Beispiel - wie genug andere H-Konsumenten auch - anführst, würde es logischerweise bedeuten, dass alle anderen Suchtkranken ebenfalls ihr "Medikament beim Arzt abholen können müssten, weil denen nämlich auch was fehlt und zugeführt werden müsste. Sorry, ich finde diese Diabetesgeschichte immer schrecklich lächerlich, aber man lies sie immer wieder.


Fände ich gar nicht so verkehrt, wird ja inzwischen auch in seltenen Fällen so gehandhabt, Es gibt H-Süchtige, die mit Pola/Metha absolut nicht klar kommen und ihre tägliche H-Dosis unter strengen Auflagen erhalten. Macht in meinen Augen auch absolut Sinn, auch wenn das nur dann durch geführt wird, wenn alle anderen Maßnahmen versagt haben.

Auch eine Menge anderer Süchtiger könnte man sicher aus dem Dreck holen, wenn man Ihnen Ihre Drogen unter kontrollierten Bedingungen in der Praxis geben würde. Aber diese Diskussion führt hier vermutlich gerade etwas zu weit.

Zitat:
Ich würde da auch ein bisschen weiter gehen. Wer sein TakeHome vertickt gehört eh nicht substituiert. Der hat nämlich noch nicht verstanden, worum es hier gehen soll. Damit würde der "Markt" auch gleich wieder dicht gemacht.. Heute fangen die Kids ja oft schon mit Methadon an.


Jede Medaillie hat zwei Seiten, ich kenne beide. Sowohl die des Konsumenten, der ohne süchtig zu sein, Codisaft von Bekannten bekommen hat und den Rausch genossen hat als auch die des verzweifelten Süchtigen, der nicht in ein Programm wollte, weil das auch eine Station im Leben ist, auf die ich eigentlich verzichten wollte (der Metha-Entzug ist wesentlich langwieriger als der H-Entzug), aber ab und zu ohne den Kauf von Codisaft auf der Straße nicht über die Runden gekommen wäre. Das ist auch wieder so eine Sache, die man anders lösen könnte und sollte.
Wer sein Take-Home vertickt, weiß vermutlich ganz genau, worum es in dem Programm eigentlich geht. Aber manchen Menschen kommen damit leider nicht klar. Ich würde mein Metha nie verkaufen, das ist das, was mich ein normales Leben führen lässt. Aber man muss auch mal über den Tellerrand schauen und sich fragen, warum das bei anderen Menschen offenbar nicht funktioniert.
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Marla
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Anmeldungsdatum: 21.10.2010
Beiträge: 354

BeitragVerfasst am: 3. Jun 2011 19:02    Titel: Antworten mit Zitat

[quote="Calendula"]
Zitat:


Ach ja, ... der Diabetespatient. Da ist das Beispiel schon wieder Laughing
Dabei kann man m. E. eine Sucht nicht mit einer anderen Erkrankung wie Diabetes vergleichen. Wenn du dieses Beispiel - wie genug andere H-Konsumenten auch - anführst, würde es logischerweise bedeuten, dass alle anderen Suchtkranken ebenfalls ihr "Medikament beim Arzt abholen können müssten, weil denen nämlich auch was fehlt und zugeführt werden müsste. Sorry, ich finde diese Diabetesgeschichte immer schrecklich lächerlich, aber man lies sie immer wieder.




Okay, bei etwas Reflektion über diesen Satz muss ich Dir zustimmen.
Dennoch kam dieser Hinweis von meinem Arzt. Und es ging bei diesem Gespräch darum das man eben nicht mehr den ganzen Tag an die Droge denken sollte, sondern sie halt einfach nehmen sollte wie ein Herzkranker seine Tabletten.
Ich will weder meine Sucht beschönigen, noch rechtfertigen.
Aber es ist schon ein Vorteil in der Karriere eines Suchtkranken, wenn er nicht mehr den ganzen Tag auf den Vergabezeitpunkt wartet (entgegenfiebert), sondern es wie jedes andere Medikament einfach nimmt.
Ich weiss aber selber das ich oft Dinge Schreibe, die eigentlich verständlicher sind wenn man meine Gedanken dazu kennt.
So kommt es auch öfters zu Mißverständnissen, für die ich mich hiermit entschuldige.
Ich kann schliesslich nicht erwarten das jemand zu einem geschriebenen Satz, meinen gesamten Gedankengang erahnen kann.

Wenn man aber so weit ist, das man bei der Substitution, das Medikament und die Prozedur einfach nur noch als lästig empfunden wird (so wie es ein Diabetiskranker wohl sicher empfindet), dann ist man eigentlich auf einen Gutem Weg um eine Reduktion einzuleiten, und endlich über ein vielleicht sogar völlig cleanes Leben nachdenken kann.

Aus meinem vorherigen Post heraus, hätte ich es wohl eher mit einem Medikament gegen Lungenkrebs bei einem Raucher vergleichen müssen, doch das trifft es auch wieder nicht so richtig.
So ist das eben mit Vergleichen, die meissten hinken.

Sorry, Marla.
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Anja33
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Anmeldungsdatum: 24.03.2011
Beiträge: 347

BeitragVerfasst am: 4. Jun 2011 02:16    Titel: Antworten mit Zitat

Hi Marla,

same here.
ich bin in den 90ern erst mit Tilidin, dann mit DHC draufgekommen. Es gab damals eine Menge Ärzte, die einfach alles verschrieben haben. Ich hab Valoron und Remedacen teils in Klinkpackungen bekommen.
Meine Ärztin wusste auch anfangs ganz genau, dass ich von nichts abhängig war. Aber ich gebe ihr keine Schuld. Ich war erwachsen und es war meine ureigene Entscheidung. Ich lebe mit der Droge ein wesentlich besseres und v.a. zielstrebigeres Leben, hab auch tatsächlich was erreicht. Ausserdem trinke ich seitdem keinen Alkohol mehr. Ich hab mich, wie einige, die ich kenne, praktisch selbst therapiert.
Aber das is ne andere und lange Geschichte...
Peace
M.
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Tollkirsche
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Anmeldungsdatum: 15.05.2011
Beiträge: 96

BeitragVerfasst am: 4. Jun 2011 10:20    Titel: Antworten mit Zitat

Sorry für das OT...

Herrjeh, die Zeiten kenne ich auch. Es fing damit an, dass ein Freund zu Bekannten nach Kiel gefahren ist und dort einen Arzt gefunden hatte, der ihm Valoron verschrieben hat. Nachdem er dann wieder bei uns in der Gegend war, hat er sich den Kram päckchenweise von dem Kieler Arzt schicken lassen...
Immer wenn er dann mit einem Grinsen im Gesicht an einen unserer Treffpunkte kam, war klar, es ist wieder ein Päckchen angekommen und wir haben ihm die Fläschchen aus der Hand gerissen, 10 DM wollte er damals pro Stück. Ich war so scharf auf den Kram und mit einem Fläschchen bin ich zu Beginn ewig ausgekommen, war ein billigerer Turn als Alk und so verdammt angenehm...
Keiner von uns war damals abhängig, wen das Päckchen kam, wurde halt alles gemeinsam auf den Kopf gehauen, danach war erstmal Pause - in unserer Umgebung kannten wir ohnehin niemanden, bei dem wir etwas bekommen hätten.

Etwas später kam die Codi-Zeit - alle früheren Valoron-geilen sind natürlich auf den Codi-Saft abgefahren. Einige meiner Freunde, die Shore höchstens mal sporadisch geraucht hatten, waren auf einmal bei verschiedenen Ärzten im Codi-Programm. Viele bei mehreren Ärzten gleichzeitig, keine Ahnung, warum das nie aufgefallen ist. Wie früher das Valoron wurde auch der Codi-Saft im Freundeskreis verschenkt oder gegen wenig Geld abgegeben.

War eigentlich eine geile Zeit damals, zu Beginn war auch niemand drauf. Ging aber ganz schnell, bis die ersten tatsächlich abhängig von dem Kram wurden und das Zeug dann tatsächlich gebraucht haben. Später sind dann natürlich fast alle irgendwann auf Shore gekommen .Als ich das erste mal von einem Mädel aus unserem Bekanntenkreis hörte, dass auf der Frankfurter Scene am Straßenstrich gesehen wurde, hat mich das damals völlig geschockt. Inzwischen sind einige aus der damaligen Zeit tot, ein paar haben es geschafft und sind ganz sauber, andere sind wie ich in irgendwelchen Programmen, Pola, Metha oder Subutex.
Mir war zu Valoron-Zeiten überhaupt nicht bewusst, was ich da eigentlich nehme und wie abhängig der Krempel machen kann. Hatte keine Ahnung, dass der Turn ein opiatähnlicher war, fand es nur unglaublich geil. Hätte ich damals gewusst, wie sich das ganze entwickelt - verdammt, ich hätte es vermutlich trotzdem ausprobieren müssen, aber vielleicht wäre ich anders damit umgegangen.
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Calendula
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Anmeldungsdatum: 08.01.2011
Beiträge: 465

BeitragVerfasst am: 4. Jun 2011 10:52    Titel: Antworten mit Zitat

@ Marla
Ich glaube, es gibt überhaupt keinen passenden Vergleich, weil es eine "neue" und vielleicht besondere (?) Therapieform ist. Das ist jetzt auch nicht der wirklich passende Ausdruck, aber gerade fällt mir nichts besseres ein.

@ Tollkirsche

Typische Geschichte würde ich sagen mit ebenso typischem Fazit:
Zitat:
...verdammt, ich hätte es vermutlich trotzdem ausprobieren müssen, aber vielleicht wäre ich anders damit umgegangen.


Fasse es jetzt bitte nicht so auf, als fänd ich deinen Beitrag langweilig oder unnötig. Eben nicht. Es ist einfach nur eine Feststellung.

Ich weiß nicht, wieviele hundert Beiträge ich gelesen habe, mit immer gleichem Anfang und gleichem Ende. Auf einer anderen Seite kannst du sogar mitverfolgen, wie es anfing und langsam bergab ging mit überraschender Erkenntnis, ein unerwartetes Suchtproblem zu haben.

Was ich damit sagen möchte ist, dass ich es für unwahrscheinlich halte, dass du an deinem Konsumverhalten etwas geändert hättest. Selbst das Wissen um Suchtpotential etc. hält niemanden ab weiter zu konsumieren, zumal sich die meisten auch noch selbst überschätzen. Ebenso typische Aussagen sind: "Ich habe ales im Griff" oder "Kann mir nicht passieren". In diesen Aussagen magst du dich möglicherweise auch wiedererennen. Mir fällt nichts ein (leider), womit man jemanden vor einem Suchtproblem bewahren kann.
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Tollkirsche
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Anmeldungsdatum: 15.05.2011
Beiträge: 96

BeitragVerfasst am: 4. Jun 2011 18:22    Titel: Antworten mit Zitat

Ob es so bei vielen ablief, weiß ich nicht, da ich nicht viele Suchtkranke kenne. Nur meinen persönlichen Freundeskreis, und da lief es bei vielen so ab. In einer Großstadt vermutlich (zumindest zu meiner Zeit) noch wesentlich krasser - viele Leute in FFM haben meine kleine Suchtgeschichte, die sich über einen Zeitrahmen von mehreren Jahren abspielte, vermutlich im Zeitraffer in einigen Wochen abgespult.
Wenn mein Leben zu einem gewissen Zeitpunkt anders verlaufen wäre, wäre es vielleicht bei gelegentlichem Shore- und Codisaft-Konsum geblieben und ich wäre von dem Mist nie abhängig geworden. Denn ich hatte zwischenzeitlich bereits das Interesse daran verloren und mich anderen "Hobbies" gewidmet. Aber wie das Leben nun einmal so ist, es stellt einem gern mal ein Bein. Ein - zwei Sachen passieren dummerweise gleichzeitig, man flüchtet sich in den Turn und genießt ihn und ruckzuck wird aus einem Gelegenheitskonsumenten ein Süchtiger.
Ich kenne einige Leute, die über einen langen Zeitrahmen immer mal wieder irgendwelche Opiate genommen haben, ohne süchtig zu werden. Alle, aber wirklich alle hat es irgendwann erwischt und sie hatten die Sucht im Rücken. Deswegen denke ich inzwischen, dass das Leben für jeden diese Fallen parat hat und wer einmal mit diesen Sachen rumspielt, bewegt sich auf verdammt dünnen Eis.
Aber das passt nun überhaupt nicht in diesen Thread.

Zum Diabetes-Vergleich. Natürlich braucht der Körper eines Menschen kein Heroin oder Drogen, um zu funktionieren. Das ist eine rein psychische Geschichte.
Ich nehme seid einiger Zeit Antidepressiva, weil sie mir helfen, zu funktionieren. Bevor ich die Antidepressiva verschrieben bekommen habe, war jeder Morgen ein Kampf mit mir selbst, am liebsten wäre ich einfach liegen geblieben, ich musste jeden Morgen meine ganze Kraft zusammen nehmen, um den Tag zu überstehen. Seit ich die Antidepressiva nehme, geht es mir besser. Sicher ist es nur eine Krücke, es wäre mir lieber gewesen, ich hätte das ganze selbst in den Griff bekommen. Mein Therapeut meinte nach der ersten Sitzungsrunde (50 Sitzungen, glaube ich), dass er nicht den Eindruck hat, mir großartig weiter helfen zu können. Er meinte, ich würde mich sperren. Keine Ahnung, wenn ich mich gegen irgend etwas sperre, dann unbewusst, ich bin ein Meister im Verdrängen. Deswegen nehme ich jetzt weiter diese Krücke, um weiter in dieser Welt funktionieren zu können und ein wertvolles Mitglied dieser Gesellschaft zu bleiben. Twisted Evil
Und so wie ich morgens diese Tabletten nehme, nehme ich abends mein Metha. Regelmäßig um die gleiche Zeit. Einen Turn habe ich davon nicht, ich erhalte ja immer die gleiche Dosis, die langsam runterdosiert wird. Ich spiele auch nicht damit rum und nehme mal weniger, um ein anderes Mal mehr nehmen zu können und vielleicht einen Turn zu haben. Auch hier geht es nur darum, weiter funktionieren zu können.

Vielleicht kann man das Pola/Metha/Subutex-Programm am ehesten mit der Vergabe von Psychopharmaka vergleichen.
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Calendula
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Anmeldungsdatum: 08.01.2011
Beiträge: 465

BeitragVerfasst am: 4. Jun 2011 20:39    Titel: Antworten mit Zitat

In einem anderen Thread hatte ich mal die Frage aufgeworfen, wer außer mir noch jemanden kennt, der es bei einem einmaligen H-Konsum belassen hat. Der Konsum des Freundes liegt etwa 20 Jahre zurück, so dass ich das wohl behaupten darf. Außer mir schien aber niemand jemanden zu kennen. Hingegen gab's auch in meinem Umfeld einige, die über mehrere Jahre nur Gelegenheitskonsumenten waren und zu ihrer eigenen Überraschung dann doch abschmierten.

Mit viel Fantasie (!) könnte man Substitution als Vergabe von Psychopharmaka ansehen, aber auch dieser Vergleich ist m. E. nicht passend. Ich empfinde Substitution nach wie vor als eigenständige Therapieform, die nicht vergleichbar ist, weil bei Sucht dem Körper im Prinzip nicht ein Stoff zugeführt, sondern doch eher entzogen werden muss, auch um das seelische Gleichgewicht (langfristig gesehen) wiederherzustellen, das aufgrund des Drogenmissbrauchs durcheinander geraten ist. Ich weiß aber auch gar nicht, warum es unbedingt einen Vergleich geben muss.
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Tollkirsche
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Anmeldungsdatum: 15.05.2011
Beiträge: 96

BeitragVerfasst am: 4. Jun 2011 22:26    Titel: Antworten mit Zitat

Es muss nicht unbedingt einen Vergleich geben. Vom Gesetz her ist jede Substitution dazu gedacht, dass der Substituierte irgendwann auf 0 runterdosiert wird. Und meiner Erfahrung nach klappt das nicht bei jedem. Es gibt Menschen, die schon mehrmals eine Substitution begonnen haben und ab einem gewissen Punkt der Substitution - meist nach dem Versuch einer zügigen Reduktion - wieder rückfällig werden und so wieder ins Drogenmilieu abrutschen.
Jeder Substituierte sollte auf jeden Fall den Versuch wagen, auch von der "Ersatzdroge" wieder weg zukommen und den Gedanken an ein völlig freies Leben zulassen. Für mich wäre das Optimum, in einiger Zeit wieder völlig frei zu sein, denn man wird durch die Substitution dermaßen in seinem Leben eingeschränkt, es geht ein großes Stück Freiheit verloren. Auf der anderen Seite habe ich aber eine Riesen-Angst davor, was passiert, wenn ich mal auf einer derart niedrigen Dosis bin, dass sich der Schleier völlig lichtet.
Für mich selbst kann ich noch nicht sagen, ob ich jemals wieder ein völlig freies Leben haben werde. Ich hoffe es sehr, ich würde z.B. gern wieder Reisen in fremde Länder machen, wie ich das früher gern gemacht habe. Aber ich weiß auch, dass es Menschen gibt, die das schon oft versucht haben und bei denen es einfach nicht funktioniert. Und ich fände es besser, wenn diesen Menschen der ewige Kreislauf Substitution - Reduktion - Rückfall - Therapie - nächste Substitution - Reduktion - Absturz erspart werden würde. Das führt nur zu Verzweiflung und Verwirrung. Wie soll man sich so jemals halbwegs stabilisieren? Ich bete, dass ich selbst stark genug sein werde, um irgendwann einmal komplett frei zu sein und dass mir dieser Teufelskreis erspart bleibt.

Deswegen ist es mir wichtig, klar zu machen, dass es sich bei der Substitution um die Behandlung einer Krankeit handelt. Diese Krankheit ist bei manchen Menschen heilbar, bei anderen nicht. Ein verantwortungsvoller Arzt sollte gemeinsam mit dem Patienten frei entscheiden können, welcher Weg gegangen wird. Für viele Patienten ist die erzwungene Reduktion eine Katastrophe. Auch gute Ärzte bekommen das mit, werden aber durch die Gesetze so gegängelt, dass sie wider besseres Wissen immer wieder versuchen müssen, mit Methadon völlig stabile Menschen soweit runter zu dosieren, dass diese ihr gerade wieder gefundenes seelisches Gleichgewicht wieder verlieren.

Zitat:
Ich empfinde Substitution nach wie vor als eigenständige Therapieform, die nicht vergleichbar ist, weil bei Sucht dem Körper im Prinzip nicht ein Stoff zugeführt, sondern doch eher entzogen werden muss, auch um das seelische Gleichgewicht (langfristig gesehen) wiederherzustellen, das aufgrund des Drogenmissbrauchs durcheinander geraten ist.


Und genau das ist der Punkt, bei dem ich mit Dir nicht überein stimme. Bei den meisten Suchtkranken ist das seelische Gleichgewicht doch schon vor dem Gebrauch von Drogen am kippen gewesen - deswegen nimmt man ja Drogen. Und wenn das Gleichgewicht mit der Substitution halbwegs im Lot ist, sollte dieses nicht wieder leichtfertig aufs Spiel gesetzt werden.
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Marla
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Anmeldungsdatum: 21.10.2010
Beiträge: 354

BeitragVerfasst am: 5. Jun 2011 09:21    Titel: Antworten mit Zitat

Liebe Tollkirsche, Der gesamte obige Absatz hätte von mir sein können.
Du hast es wirklich auf den Punkt gebracht, vielen Dank dafür!

Einen schönen Sonntag Euch allen wünscht Marla.

Auch Calendula möchte ich danken, wir sind zwar nicht immer einer Meinung, aber gerade das macht das diskutieren ja erst so spannend.

Das mal vorneweg,
Desweiteren habe ich wirklich nicht die geringste Ahnung ob ich es jemals ohne Substitution/oder anderen Opiaten schaffen kann.
Und da ich weder Angstzustände, noch Depressionen noch eine schwere Kindheit hatte, habe ich so gesehen noch nicht mal einen "echten" Grund.
Ich bin mir nur darüber im Klaren das sobald die Entzugssymptome anfangen, meine Gedanken an ein "Cleanes Leben" so schnell schwinden wie ein EIswürfel in der Wüste.

Und die Jahre des Elends davor möchte, und werde ich mir nicht mehr antun- niemals.
Dann lebe ich lieber mit Hilfe eines Medikaments bis zum Ende meiner Tage, das ist wenigstens ein Leben das ich akzeptieren kann, und das mir ein normales Dasein ermöglicht mit Hobbies, Arbeit, einer wunderschönen Wohnung mit Garten und allem was dazugehört.

Ich sperre mich nicht grundsätzlich gegen eine Reduction, ja selbst der Versuch auf Null runterzugehen würde ich mitmachen, aber nur mit der Option das wenn es nicht klappt, ich sofort wieder zurück kann.
Wie schon erwähnt, Niemals werde ich mein altes Leben wieder führen, komme was da wolle, und wenn eine Substitution das einzige ist was das verhindern kann, dann soll es eben so sein.

Tut mir leid wenn ich das nicht optimistischer sehen kann, aber ich bin leider Realistisch genug mich in dieser Beziehung richtig einzuschätzen.
Ich habe die verschiedenen Entzüge ja auch schon alle mitgemacht, wie wohl fast alle hier, den Erfolg sieht man ja.
Der erfolgreichste Versuch war in Thailand mit Methadontabletten.
Das Läuft in etwa so:
Der Heroinabhängige (der auf keinen Fall Methadonabhängig sein darf) bekommt eine bestimmte Menge Metha tabletten.
2 Tage 3 Morgens, 3 Abends, dann 2 und 3 dann 2 und 2 und immer so weiter bis auf Null.
In diesen ca 1 bis 2 Wochen gewöhnt sich der Körper (noch) nicht ans Metha, und es ist im Vergleich zu allen andern Versuchen wirklich der softeste aller meiner Versuche gewesen.

Leider Kam ich damals auch wieder nicht zurecht damit völlig Ohne Opiate zu Leben, selbst wenn ich körperlich nicht Abhängig war.
Aber was red ich da, das kennt Ihr ja alle selber ( die meisten zumindest).

Fazit:
Sicher mag die Substitution nicht perfekt sein, aber gäbe es sie nicht, sähe es wirklich richtig düster aus, zumindest für Leute wie mich.
Ich liebe meine Arbeit, meine Wohnung, meine Hobbies (Kiten zB, oder Rev- Kites) all das wäre nicht möglich müsste ich 24std Stoff besorgen.
Und ein solches Leben werde ich nicht mehr führen.

So, war nun doch etwas länger als ich vorhatte, aber ich hatte mir ja vorgenommen meine Beiträge ein wenig verständlicher zu gestalten.

Also nochmal, einen Schönen Sonntag Euch allen, und danke dafür das es Euch gibt, es tut unendlich gut nach so vielen Jahren mit Leuten zu kommunizieren , die diesen Teil meines Wesens verstehen können.

Eure Marla Mia.
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Calendula
Gold-User
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Anmeldungsdatum: 08.01.2011
Beiträge: 465

BeitragVerfasst am: 5. Jun 2011 12:27    Titel: Antworten mit Zitat

Herzlichen Dank für die netten Worte, Marla. Es freut mich doch sehr, dass du auf meine Beiträge Wert legst und die Diskussionen wichtig findest.

Zitat:
Zitat:
Ich empfinde Substitution nach wie vor als eigenständige Therapieform, die nicht vergleichbar ist, weil bei Sucht dem Körper im Prinzip nicht ein Stoff zugeführt, sondern doch eher entzogen werden muss, auch um das seelische Gleichgewicht (langfristig gesehen) wiederherzustellen, das aufgrund des Drogenmissbrauchs durcheinander geraten ist.


Und genau das ist der Punkt, bei dem ich mit Dir nicht überein stimme. Bei den meisten Suchtkranken ist das seelische Gleichgewicht doch schon vor dem Gebrauch von Drogen am kippen gewesen - deswegen nimmt man ja Drogen.


Ich glaube, wenn du meinen obigen Satz anders betonen würdest, ergäbe er für dich wahrscheinlich auch den Sinn, wie ich es eigentlich dachte. Allerdings muss ich sagen, dass der Ausdruck "sselisches Gleichgewicht" missverständich ist in diesem Zusammenhang.

Also nochmal:

Ich empfinde Substitution nach wie vor als eigenständige Therapieform, die nicht vergleichbar ist, weil bei Sucht dem Körper im Prinzip nicht ein Stoff zugeführt, sondern doch eher entzogen werden muss, auch um das seelische Gleichgewicht oder den Normalzustand (langfristig gesehen) wiederherzustellen, das aufgrund des Drogenmissbrauchs durcheinander geraten ist.

Gemeint ist damit nur, dass der Urzustand wiederhergestellt wird. Sinn der Substitution kann m. E. nicht sein, dass psychische Probleme (wenn denn vorhanden) gleich damit abgedeckt und „therapiert“ werden sollen. Das ist eine ganz andere Sache, die ja im Prinzip mit Substitution nichts zu tun hat, sondern anderweitig behandelt wird.

Zitat:
- deswegen nimmt man ja Drogen.


Die Gründe für Drogenmissbrauch sind m. E. vielfältig und ich glaube noch immer nicht (völlig unbelehrbar), dass dem immer psychische Probleme zugrunde liegen. Es gibt sogar Ex-User, die meine Meinung teilen und sagen, man macht es sich damit ganz schön einfach. In vielen Fällen sei die Ursache Neugier, Selbstüberschätzung, Abenteuerlust etc. Es mag sicherlich Leute geben, die mit Drogen angefangen haben, weil’s Probleme gibt. Dürfte aber die Minderheit sein. Ich möchte hier mal ein paar Beispiele nennen, vielleicht wird dann auch deutlicher, was ich überhaupt meine und wie ich darauf komme.

Da haben wir gerade hier im Forum den „Komasäufer“, der nach jahrelangem Abfeiern feststellt, dass er ein Alkoholproblem hat. Komasaufen ist für mich eine von diversen Modeerscheinungen, die Folgen für das ganze Leben haben. Dieser junge Mann ist einer von vielen, die einfach nur feiern wollten, sich dem Modediktat unterwarfen und jetzt ein Problem haben. Würdest du davon ausgehen, dass er mit dem Trinken anfing, weil er Probleme hatte? Ich jedenfalls nicht.

Dann beschäftige ich mich jetzt mal mit einer Clique, die vor 30 – 35 Jahren existierte und von deren Mitgliedern ich weitestgehend weiß, was sie heute machen oder was aus ihnen geworden ist. Etwa ein Drittel hat überwiegend weiche Drogen konsumiert (hier und da LSD und Pilze etc.) über maximal zehn Jahre und dann aufgehört. Die meisten haben berufliche Ziele verfolgt, Familien gegründet, Karriere gemacht. Keiner hat ein psychisches Problem, das er möglicherweise vor Drogenkonsum hatte. Allerdings gibt es eine Person, die aber auch nicht in dieses Problem-Schema passt. Derjenige hatte psychische Probleme aufgrund seines Drogenkonsums und hat seinem Leben in jungen Jahren aufgrund dessen ein Ende gemacht.

Das zweite Drittel dieser Clique hat im Laufe vieler Jahre alles konsumiert bis hin zu H, aber glücklicherweise irgendwann den Absprung geschafft oder rechtzeitig die Kurve gekriegt. Keiner von denen hatte vorher noch nachher ein psychisches Problem. Keiner von ihnen muss mit Psychopharmaka oder andereweitig behandelt werden.

Das letzte Drittel sind diejenigen, die quasi „durch den Rost gefallen“ sind. Heute noch H-abhängig, substituiert oder leben nicht mehr. Vor H waren es m. E. lebenslustige und lebenshungrige Menschen, die sich für schlauer als den Rest der Welt hielten und an der Fehleinschätzung und Selbstüberschätzung zugrunde gingen. Ich sehe da kein ungelöstes oder gar unlösbares Psychoproblem, was eine „Selbstmedikation“ „rechtfertigen“ würde. Damit bin ich nicht alleine, denn alle, die diese Gruppe kannte würde mir da zustimmen.

Nur mal angenommen, die These von psychischen Problemen als Ursache für Drogenkonsum würde stimmen, müsste man davon ausgehen, dass alle oben erwähnten Cliquenmitglieder arge Probleme gehabt haben müssen, als sie begannen mit Drogen zu experimentieren. Dem widerspricht m. E., dass diejenigen, die ihren Konsum stoppen konnten, auch nachher keine Probleme dieserart haben.
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Anja33
Gold-User
Gold-User


Anmeldungsdatum: 24.03.2011
Beiträge: 347

BeitragVerfasst am: 5. Jun 2011 14:35    Titel: Antworten mit Zitat

Liebe Calendula,

auch ich lege Wert auf deine Beiträge. Auch wenn ich selten deiner meinung bin und deine Argumente m.E. auch oft nicht besonders fundiert klingen.
Vielleicht glaubst du mir ja, dass es längst wissenschaftlich erwiesen ist, dass die überwiegende Mehrheit der Junkies unter einer sog psychiatrischen Komorbidität leiden, auch Doppeldiagnose genannt. M.a.W. sie gelten als schlicht und ergreifend als psychisch krank und die Sucht wird als misslungener Versuch der Selbstmedikation angesehen. das ist nicht meine Meinung, sie gefällt mir auch nicht, aber es ist eine wissenschaftliche Meinung. Nur mal so als gedankliche Variationsmöglichkeit.
Ich finde es auch etwas schwierig, dass du dich hier in die Position der Analysierenden zurückziehst, während andere die Hosen runterlassen. Analysen von aussen haben immer Schwächen. Dann schliess wenigstens die Möglichkeit nicht aus, dass es auch anders sein könnte, als du es von aussen siehst, ganz egel wieviel Wissen du dir angelesen hast. Und das du das hast merkt man ja, sonst würde mich deine Meinung auch gar nicht interessieren.Smile
Hättest du mich früher gekannt, wärest du NIEMALS IM LEBEN auf die Idee gekommen, dass ich ein Problem haben könnte. Gerade deshalb habe ich ja die Drogen genommen, damit ich die Fassáde weiter aufrechterhalten kann. Niemand geht mit seinen Problemen hausieren. Und Menschen, die sich auf diese Art selbst therapieren, haben eben gerade nie eine Psychiatrie- und Psychopharmakageschichte etc.
Aber ich bin dir dankbar für deine kritischen Worte zur Substitution! Die wird nämlich oft viel zu unkritisch gesehen. Leider.

@RZA: Es tut mir leid, dass wir hier deinen Fred als Disskussionsforum missbrauchen und du -ausser einem unfairen Anschiss von meinem speziellen Freud Gema eigentlich keine Antwort bekommen hast (hoffentlich hab ich da jetzt nix übersehen!).
Ich finde es jedenfalls gut, dass du die Substi so ernst nimmst, dich sogar ärgerst, dass sowenig UK gemacht wird. Gerade das macht dich ja eben NICHT zum typischen Junkie.
Und natürlich darfst du verlangen, dass dein Arzt die Regeln nicht nur einhält, wenn sie dich betreffen. Du bist ein
zahlender Patient wie jeder andere und kein Bittsteller. Ich wünsch dir viel Glück, vielleicht schaffst du es ja mit dieser Einstellung nicht wie die meisten als Dauersubsti zu enden, sondern wirklich drogenfrei zu werden.
LG
M.
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Anja33
Gold-User
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Anmeldungsdatum: 24.03.2011
Beiträge: 347

BeitragVerfasst am: 5. Jun 2011 14:48    Titel: Antworten mit Zitat

@Marla,
ich finde deine Drogen-, Entgiftungs- und sonstigen Erfahrungen in wirklich fernen Ländern einfach nur faszinierend. Traurig zu sehen, wie so ein freiheitsliebender und offensichtlich selbständiger Mensch in so eine fatale Abhängigkeit geraten ist. Und ich finde gerade die Substi ist die schlimmste Form der Abhängigkeit.
Was die Zwangsreduktion angeht, sowas gibt es bei uns überhaupt nicht. Bringt auch nichs. Bei uns gibt es fast nur Dauersubstis. Ich kenne niemanden, der aus der Substi wiederrausgekommen ist. Hab mal gelesen, bundesweit 7% pro Jahr schaffen das. Kann da nur sagen, Hut ab. Und je länger man drin bleibt, umso schwieriger wirds.
Liebe Grüße
M.
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babsi
Gold-User
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Anmeldungsdatum: 07.05.2009
Beiträge: 320

BeitragVerfasst am: 5. Jun 2011 14:54    Titel: Antworten mit Zitat

hallo RZA 187
hab gerade deinen beitrag gelesen und finde es übel was du schilderst. ich finde auch das 1mal im monat eine uk sein soll und 1mal im monat ein gespräch.
ich finde es krass das die nicht wussten bei dir was ne PSB ist; ich muß 1 in der woche zur psb .

wenn ich sowas lese bin froh das ich bei berlin wohne, in berlin gibt es 3 große schwertpunktpraxis für drogensucht und dann noch viele kleine praxis .
in meiner nähe gibt es leider aber auch nur einen arzt.

lg
babsi
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