Benzodiazepinabhängigkeit... höllisch...

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Chilipepperli
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Anmeldungsdatum: 14.06.2011
Beiträge: 30

BeitragVerfasst am: 8. Mai 2012 22:36    Titel: Benzodiazepinabhängigkeit... höllisch... Antworten mit Zitat

es war januar 2009…
ich hatte tavor zu hause - etwa 3mg in 0.5mg tabletten. die waren so schön blau und man sagte mir, damit schläft man nahezu sofort ein. es dauerte noch knapp einen monat, bis ich meine reha für sucht und trauma in dormagen antreten sollte. ich sah bilder, hatte schneidedruck und suizidgedanken... zudem war es spät, sicher schon nach 1h. ich wollte doch nur schlafen. so nahm ich eine und innerhalb weniger minuten wurde alles wattig. mir wurde duselig. es drehte sich alles um mich herum. ich war froh, dass ich oben auf dem hochbett noch heile ankam. gut, dass es eine richtige treppe hatte! ich fühlte mich wie auf einem schiff. lustig war es...

fast genau 8std. schlief ich. mir war beim aufwachen noch etwas schwindelig. der wellengang war noch vorhanden, aber es tat gut durchgeschlafen zu haben!

ab diesem tag nahm ich öfters mal 0.5-1mg tavor. ich nahm es manchmal zum chillen, manchmal zum schlafen und manchmal einfach, weil ich die menschen draußen nicht ertragen konnte. tavor half auch prima gegen hunger. es war auch toll die tabletten zusammen mit alkohol (vorallem weinhaltigen getränken oder wodka) zu nehmen. dann wurde alles noch wattiger.

ich habe einige tage vor der reha keine mehr genommen, aus angst dort positiv auf benzos zu sein. im nachhinein denke ich, ich war zu dem zeitpunkt schon abhängig. dort war ich nämlich extrem ängstlich (vorallem ängstlich bzgl. kontaktfähigkeit), unruhig oder total erschöpft, hatte suizidgedanken und einige neuroleptika schlugen nicht mehr an. der arzt da hat auch immer gesagt, ich soll mehr essen, bzw. zunehmen. ich konnte nur wenig essen und viel rauchen. ich entließ mich nach knapp 4 wochen selbst.

zuhause angekommen versuchte ich es wirklich von allem bis auf nikotin und koffein bewusst wegzubleiben. es funktionierte eine knappe woche. dann fing ich an zu trinken, hauptsächlich wodka.

irgendwann brauchte ich dann mehr tavor als die, die ich bekam. ich ging zum arzt und konnten ihn mit leichtigkeit davon überzeugen, dass ich als notfallmedikament die 0.5mg tabletten tavor haben wollte. schnell hatte ich 10mg tavor auf rezept. ca. 3 wochen hielt das döschen. danach bekam ich mehr und mehr verschrieben. jedesmal wenn ich zu ihm ging, teilweise einmal die woche, bekam ich 10mg tavor. die tabletten waren so schön blau und so schön schnell leer. es ging mir immer mieser. ich trank immer wieder mal, aber nie täglich. ich nahm allerdings täglich tavor. so ging es weiter...

...bis september 2009.
da ging ich dann in die entgiftung. es war schon schlimm, aber noch nicht so schlimm wie nach der entgiftung... in der entgiftung verstand man mich falsch. ich sagte dem arzt dort, ich nehme, wenn ich viel nehme, 3mal täglich ein halbes mg tavor. (ich schreibe extra ein halbes und nicht 0.5!) er machte daraus eineinhalb!
umgestellt wurde ich auf 40mg oxazepam täglich!
zusätzlich bekam ich noch seroquel und 400-600mg carbamazepin. ständig war ich müde und schlief. die ersten 2 tage verschlief ich fast komplett. danach ging es mir fast nur noch mies. ich hatte die schnauze voll, gestrichen voll und entließ mich mit einer dosierung von 20mg oxazepam nach 8 tagen selbst. mit 20mg oxazepam war ich wieder bei einer tagesdosis von etwa 1.5mg tavor - also soviel wie ich nahm als ich die entzugsklinik betrat.

als ich wieder zuhause war, ging ich zu meinem arzt und ließ mich auf oxazepam umstellen. ich sollte 20mg täglich nehmen. anfangs funktionierte es, aber nach einiger zeit nicht mehr. die ganzen schrägen gedanken, bilder, ängste und schlafstörungen, galt es zu unterdrücken. ich aß immer weniger, dafür aber mehr oxazepam. das zeug flashte gut. damit hatte ich weniger sorgen. es folgte eine dosissteigerung auf bis zu 85mg. das machte mir sorgen, meinem arzt allerdings weniger.

ende 2009 bekam ich diazepam in tropfenform, die ich mir echt einteilte. ich fand noch eine ärztin, die das ganze unterstützte. ich wechselte wieder zu tavor und sie verschrieb mir dann die gläser mit 50mg lorazepam von ratiopharm. damit kam ich so ca. 3 wochen hin.

zwischendurch ging ich immer mal zu ihm und ließ mir dort wahlweise andere benzos verschreiben. öfters gab es dort rohypnol, einmal tetrazepam und zweimal alprazolam. mit rohypnol konnte ich sogar anfangs noch schlafen. danach ließ es mich in andere welten abtauchen. es war ein tolles gefühl auf rohypnol zu sein. mehrere monate nahm ich es täglich, bis ich merkte, dass ich auch das wie smarties essen konnte. selbst mit alkohol brachte es mir nichts mehr! ich war darauf total wach und lustig, aber 3 tage nach konsum ging es mir körperlich ganz extrem schlecht. von keinem benzo hatte ich so heftige körperliche entzugserscheinungen wie von rohypnol.

bei meiner ärztin bekam ich inzwischen diazepam in 1mg-tabletten, weil ich runterdosieren wollte. es funktionierte nicht. zuviele entzugserscheinungen, auch körperliche, waren aufeinmal da. ich nahm wieder mehr diazepam, dazu noch lorazepam, zwischendurch rohypnol, diazepam in tropfenform und trank hin und wieder wein oder wodka. alles wurde schlimmer als es ohnehin schon war.

ich stellte wieder komplett auf lorazepam um. es ging etwas besser. immerhin war ich dann wieder bei 2-3mg lorazepam täglich. das war für meine ärztin okay. zu ihm ging ich nur noch im notfall. der notfall war äußert selten.

nun hatte ich ein problem mehr. ich nahm kontinuierlich ab. ich versuchte zu essen, auf benzos. es ging nicht. es ging gar nichts mehr. ich bekam schreckliche krämpfe. ich nahm bis 38kg ab, lieferte mich ins krankenhaus ein. dort päppelte man mich etwas auf, machte eine magenspiegelung, die ich trotz der vollnarkose mitbekam. es war ja auch dormicum, nur dormicum, wie man mir sagte und das obwohl der arzt wusste, dass ich benzoabhängig bin. die diagnose war: chronische gastritis aufgrund von magenreizenden medikamenten. nach einer woche entließ man mich mit knappen 40kg. zuhause angekommen aß ich zwei tage, da ich wusste, ich konnte es. danach ließ ich es aber wieder. alles war durcheinander... manchmal aß ich, manchmal hatte ich nur noch panik und aß nichts. ich nahm wieder ab. im märz 2011 wog ich nur noch 37kg. 2jahre lang hatte ich bis dato zwischen 37 und 40kg gewogen.

eines morgens war ich der meinung, ich müsste mal wieder zum arzt. ich wollte keine benzos, davon hatte ich genug zuhause angesammelt. mir ging es richtig mies. der arzt konnte nichts machen. es war alles psychisch, aber das war mir zu diesem zeitpunkt nicht klar. ich lag also auf der liege, ließ blutdruck messen und mich mit apfelsaft versorgen. mein blutdruck schwankte ganz schlimm.

an dem tag konnte ich gar nichts mehr. mir war endlich bewusst, es muss etwas passieren. ich hatte das verbliebene lorazepam abgesetzt, recht brutal, ohne anständiges runterdosieren. 5 tage hatte ich "schon" keines mehr genommen, aber nun musste ich. ich wollte meine thera anrufen, um ihr zu sagen, dass ich so nicht mehr weitermachen kann. ohne lorazepam ging nichtmal das! ich nahm also 0.25mg und rief sie an. sie klärte alles mit der klinik.
bei meinem arzt, bei dem ich ja schon morgens war, holte ich mir die einweisung. auf der einweisung stand tatsächlich:
fraglicher benzoentzug. außerdem sagte er mir: wenn sie nur das genommen habe, was ich ihnen verschrieben habe, sind sie nicht abhängig!

am späten nachmittag fuhr ich noch mit dem taxi auf krankentransportschein dorthin. drei tage befand ich mich auf der geschlossenen entzugsstation für alkohol und medikamente. dort kam ich zum abendbrot an und aß gleich erstmal zwei scheiben brot. das war am 19.05.2011. psychisch ging es mir wirklich extrem schlecht. ich sah auch schrecklich aus, aber ich war endlich in sicherheit, auch vor mir selbst...
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RainerSkeptiker
Bronze-User
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Anmeldungsdatum: 19.04.2011
Beiträge: 73

BeitragVerfasst am: 9. Mai 2012 01:28    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo,
etwas langatmiger Bericht, dessen Sinn sich mir nicht ganz erschließt. Ich habe selber in meinem Leben schon oft Benzodiazepine, Alpraziolam und Tavor genommen. Nicht aus Spaß, sondern wegen Panikattacken und Ängsten. Es bleibt nämlich ein trauriger Fakt, es gibt Menschen, bei denen schlagen die SSRI, SNRI und sonstige Antidepressiva nicht an. Auch keine Gesprächs Therapien.
Was bleibt dann also noch?
Ewige Beschwerden oder das Akzeptieren der Sucht?
Um diese Frage geht es bei dem unzureichenden Stand der Angstforschung leider!
Gruß
Rainer
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gast01
Silber-User
Silber-User


Anmeldungsdatum: 14.04.2011
Beiträge: 231

BeitragVerfasst am: 10. Mai 2012 07:39    Titel: Antworten mit Zitat

oh man da bin ich ja nochein schutzengel(spass) ich nehme mitlerweile 100 diaz in der woche...garnicht gut.


















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