SUBSTITUTION: ist sie überhaupt noch zeitgemäß?

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Yolande
Platin-User
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Anmeldungsdatum: 01.06.2011
Beiträge: 1438

BeitragVerfasst am: 19. Mai 2013 22:43    Titel: Antworten mit Zitat

Saubermann, wie gesagt, ich habe sehr wohl verstanden, warum du es nicht tun möchtest und kann die genannten Gründen gut verstehen. Dennoch liegt es an euch Süchtigen selbst wie die Welt euch sieht und um daran etwas zu ändern, braucht es Mut, jede Menge Mut, aber es wäre an der Zeit, euch von Stigmatisierungen zu befreien und das eure Krankheit auch gesellschaftlich als Krankheit akzeptiert. Da die Öffentlichkeit jedoch meist nur die Druffis sieht, die eben nicht besonders gesellschaftstauglich auf der Straße steht, wird sich auch ihr Bild von einem Suchtkranken daran orientieren.

LG
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loretta
Silber-User
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Anmeldungsdatum: 01.02.2010
Beiträge: 177

BeitragVerfasst am: 19. Mai 2013 22:58    Titel: Antworten mit Zitat

hab da was gefunden auf der seite vom JES-bundesverband,finde das schon ansatzweise recht gut,aber leider noch nicht gut genug.mit kleinen schritten kommt man auch ans ziel.
http://www.jes-bundesverband.de/uploads/media/_offener_Brief_JES_DSAE.pdf
loretta
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Owl
Anfänger


Anmeldungsdatum: 20.05.2013
Beiträge: 6

BeitragVerfasst am: 20. Mai 2013 12:29    Titel: Antworten mit Zitat

DAS ist ein Skandal. Eine große Schweinerei.
Der Gesetzesentwurf stammt direkt vom Hersteller der Bup/Naloxon Zubereitung (Reckitt Benckiser) und wurde durch aggressive Lobbyarbeit (und verschiedener PR-Firmen) tatsächlich bis in die oberste Etage geführt (DSÄ, Berlin...).

Das ganze wurde von einer österreichischen Zeitung aufgedeckt, die Story hat es auf's Titelblatt geschafft.
http://www.falter.at/falter/2013/04/23/lobbystan-forte/
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Domenico
Foren-Guru
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Anmeldungsdatum: 19.04.2013
Beiträge: 3089

BeitragVerfasst am: 20. Mai 2013 13:04    Titel: Antworten mit Zitat

das darf doch echt nicht wahr sein!es geht letztendlich immer nur um
geld.nur der finanzielle aspekt ist entscheidend!
geld geld geld das ist doch alles was für die zählt!
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tuutsweet
Gold-User
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Anmeldungsdatum: 22.05.2012
Beiträge: 929

BeitragVerfasst am: 20. Mai 2013 14:12    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo Ihr Junkies,
wer fühlt sich denn von euch mit so einer Anrede angesprochen?Vllt sollte ich noch "Hi ihr ollen Drecksjunkies" sagen,wer würde denn dazu stehen wenn es drauf ankommt.
Ich kann mich ohne schlechtes Gewissen als ehrenwerten Drecksjunkie bezeichnen , weil ich einer bin.Ich hab wirklich alles getan , um an H bzw. Kokain zu kommen, besonders in den Zeiten ,wo ich gleichzeitig i.v. von beiden Substanzen über 10 Jahre, von kurzen Knast-und Therapieaufenthalten mal abgesehn,drauf war.Ich kann zufrieden sein ,dass ich noch lebe.
Wer sowas erlebt hat, sozusagen unter einer Brücke mit den Ratten eingeschlafen und wieder aufgewacht ist, ist jetzt entweder clean, tot oder immer noch irgendwo jenseits zwischen Gut und Böse, aber ich glaube die wenigsten sind in diesem Forum unterwegs.
Umso wichtiger finde ich diesen thread, gestellt v. Saubermann, um die Frage zu beantworten , ob die bundeseinheitliche Substitutionsregelung noch zeitgemäss ist.Eines der wichtigsten Themen überhaupt in diesen schwierigen Zeiten, wo der Ausdruck "Junkie" für Drogenkonsumenten aller Art und jeden Alters so leicht über die Lippen geht wie " ich geh dann mal Zigaretten holen".

Ich habe mir angewöhnt mich an das zu halten was ich jeden Tag auf den Strassen sehe, anstatt mir irgendwelche Statistiken reinzuziehn, meist erstellt von Personen, die sich profilieren oder bereichern wollen. Entschuldigt mein Misstrauen , aber das bringt die Strasse so mit sich.

Ich kann natürlich sehr gut verstehen , dass einige oder viele von euch, Angst haben sich zu outen , weil es um sehr sehr viel geht.
Bei mir geht es nicht mehr um soviel. Der Zug ist sozusagen abgefahren und ich gehe mit meiner Sucht so um wie mit meiner HIV Infektion, Angriff ist die beste Verteidigung.Weil rauskommen tut es sowieso irgendwann, es sei denn man läuft nur noch kontrolliert durch die Gegend und zensiert sich dabei andauernd selbst. Das muss echt anstrengend sein, ich würde mich irgendwann verplappern.Und ausserdem merken viele , das etwas nicht stimmt, weil man nicht authentisch ist.
Meine Eltern schämen sich für mich und halten sich bei den üblichen Fragen, von wegen"Hallo Frau X , was macht ihr Sohn denn jetzt eigentlich?", diskret zurück.Würde ich als Mutter auch so machen , weil es eben keiner versteht der nicht drogensüchtig ist , wie die Sucht im Detail ! gesehn abläuft. Viele Kennen eben nur die Ansagen aus der Presse, ob das besser ist , kann ich heute auch nicht sagen.

Diese ganzen Programme bezüglich Rehabilitation, Therapie, 1,25 € jobs, Bürgerarbeit etc, das zieht vllt bei einer Zielgruppe von Abhängigen, die noch jung und "zu retten" sind.
Aber ab einem gewissen Alter und Dekaden von Suchtkarriere ist der Zug abgefahren, es sei denn man bringt den Mut auf , kompromisslos mit allem zu brechen und irgendwo neu anzufangen, top oder flop, auch ich muss eine Entscheidung treffen.
Ich schweife schon wieder ab , wahrscheinlich weil mich dieses Thema emotional so sehr trifft.
Um auf das eigentliche Thema rurückzukommen, habe ich gestern ja bereits gesagt, dass ich die derzeitige Subpraxis für längst hinfällig betrachte.
Das Konsummuster hat sich in den letzten 10-15 Jahren enorm verändert.Was nützt einem methabhängigen ein Methadonprogramm oder Subuxone.
Den astreinen Heroinjunkie ansich, den gibt es seit dem 21.Jahrhundert nicht mehr.
Die meisten sind mehrfachabhängig oder haben mal ein paar lines Heroin gezogen, gehn dann mal eben ins Polaprogramm, weil da kommt ja inzwischen problemlos jede/r rein und tauchen dadurch erst richtig ab in die Szene.Wer zieht die Grenzen zwischen jahrelangem schwerstabhängigen Verhalten und ein oder zweiwöchigem Heroinkonsum. Sorry , der zweiten Gruppe wäre mit einem Arschtritt besser geholfen, als sie in die totale Abhängigkeit von einem Substitut wie Pola rennen zu lassen.
Was mir weiterhin täglich immer wieder auffällt ist die Tatsache wie die Leute mit ihrem "erkämpften" take home umgehn.Jetzt mal ohne Witz, die meisten machen es doch zu cash , um sich andere Drogen zu kaufen, i.d.R. Kokain, Gras, Heroin, speed etc.
Ich weiss jetzt auch nicht wie ich das finden soll, Viele user leiden eben unter enormen Geldschwund und sind schon am 5. pleite.
Das wöchentliche take home zu Geld zu machen ist da doch optimal, besser als klauen zu gehn.
Aber irgendwas läuft da verdammt schief, mir fällts jetzt noch nicht ein, aber ich werde diesen thread am Leben erhalten.
cu
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sabotage35
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Anmeldungsdatum: 19.06.2012
Beiträge: 573

BeitragVerfasst am: 20. Mai 2013 15:26    Titel: Antworten mit Zitat

Natürlich läuft da ne menge schief. Es ist ja nicht mal einheitlich. Es kommt immer auf den Arzt an. Ist man bei einem kleinen Dorfarzt oder in einer Metropole wo 200 Personen täglich antanzen.
WIe sieht es auch aus, wenn es nur einen Substiarzt im Umkreis von 50 km gibt?
Ich wollte letzes Jahr wieder mal in Substi gehen und habe keinen Platz gefunden weil die ZWEI Ärzte die es gab, mich nicht nehmen wollten.
Und warum?
Weil ich bei einer mal rausgeflogen bin aufgrund eines Rückfalls innerhalb der ersten 2 Wochen.
Haallooo?
Ich habe mich in den 2 Wochen über meine zu niedrige Dosis beschwert und jeden Tag gemeint das es zu wenig sei.
Ich bekam zur Antwort das ich mich erst auf das Metha einstellen müsse und es normal sei, dass es eine Zeit dauert bis ich entzugsfrei wäre.
Ich habe zu der Zeit 50mg Metha bekommen. Draußen war ich aber auf 5 Gramm Heroin in 2 Tagen.
Das einzige was ich wollte, war anfangs eine Dosis, die mich über den Tag bringt und mich einfach mal stabilisieren sollte.
Aber was war?
50mg Methadon reicht doch. Sie geht nicht gerne höher...!

Ist doch ein Witz. Wenn ich die ersten Tage halt mehr brauche dann ist das so. Ziel einer Substi sollte doch sein mich erst mal weg vom Heroin zu bekommen und nicht so lange zu warten bis ich mich an die 50mg gewöhnt habe.
Als ich dann eben wieder Rückfällig wurde kam der Azt und sagte so zur Arzthelferin in meinem beisein: Also der Herr XX wird uns nicht nötig haben. Geben sie ihm noch für heute und noch für 2 Tage extra etwas mit und melden sie Ihn ab! Und dann kam der Blick zu mir.

Wenn man solchen Ärzten ausgesetzt wird ist es klar, dass man keine weitere Hilfe in Anspruch nehmen will. Es wurde überhaupt nicht auf mich eingegangen. Jetzt die Frage warum.
Ich sehe gut aus, normal, überhaupt nicht wie ein Junky.
Ich bin mit dem Auto zur Substi gefahren und spiele in der Praxis mit nem iPhone rum.
Eigentlich der perfekte Patient...aber nicht als suchtkranker Mensch, zu unkaputt.

Vielleicht hätt ich mit ner blutverschmierter Hose, ungekämmt und pöbelnd noch mit ner Spritze im Arm reinkommen sollen und sagen: Hey alte wo isch das Metha und wo hasch die Benzos"?
DIe hat bestimmt gedacht was will der denn hier. Ich habe ihr aber auch gesagt, dass ich seit 15 Jahren mit dem Problem zu kämpfen habe und dann kommt die mir so.
Wenn ich jetzt ernsthaft wieder Hilfe brauchen würde und dringend einen Platz bräuchte, würde mich niemand nehmen von den 2 Ärzten.
Bei uns haben die ein Wahlrecht wen die nehmen. Und das kann auch nicht sein.
Erst falsch behandeln und Rückfälle sind dann eigentlich auch normal wenn die Dosis nicht stimmt.
In meinem Fall würde es heißen das ich nicht tauglich bin für eine Substi.

Ha HA HA Ha ha ha HAAAHA.

Aber die kriegen es auch noch. Wenn ich mal als normaler Patient zu denen komme dann wird mal klartext gesprochen und ich werde denen meine Meinung sagen.
Mal schauen was sie zu sagen haben, wenn ich anfange zu fragen was denn das damals war.
Ob sie überhaupt ne Ahnung haben wie das ist so behandelt zu werden wenn man ein Suchtproblem hat. Das hat bestimmt noch niemand gemacht. Entweder halten eh alle das Maul oder gehen ohne nochmals Rücksprache zu halten.
Aber als gesunder Mensch wieder zu den Ärzten zu gehen und zu wissen, dass sie einen jetzt normal behandeln müssen ohne sich dran aufzugeilen, dass der Mensch der gerade vor einem sitzt, das machen muss was die gerade denken zu tun müssen.
Ich hoffe, ich hab jetzt nicht die Sätze zu verschachtelt...OMG (*sich aufregt*)

Na dann viel Spass noch mit diesem Thema Laughing Shocked
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ROSA
Anfänger


Anmeldungsdatum: 20.05.2013
Beiträge: 1

BeitragVerfasst am: 20. Mai 2013 22:07    Titel: --- Antworten mit Zitat

vielen Dank für diesen Beitrag. auch mir sprichst Du aus der Seele. ich bin Studentin, Mutter und berufstätig und wohne zudem nicht in der Stadt, sondern in einem kleinen Dorf und besitze kein Auto. es ist nahezu unmöglich für mich, jeden Morgen zu einer Vergabe aufzutauchen, zumal auch mir sehr daran gelegen ist, dass das keiner mitbekommt.also substituiere ich mich quasi selbst und kaufe auf Vorrat Subutex auf dem Schwarzmarkt, also auf der Straße. Erst kürzlich haben Freunde vorgeschlagen, gemeinsam mit unseren Kindern spontan zu verreisen, es war furchtbar für mich, das nicht wahrnehmen zu können, denn ich konnte nicht einfach mal eben so ein paar Tage weg fahren ohne Subutex. Unsere repressive Drogenpolitik schafft ein menschliches Elend, das schlichtweg nicht notwendig ist.
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tuutsweet
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Anmeldungsdatum: 22.05.2012
Beiträge: 929

BeitragVerfasst am: 21. Mai 2013 08:24    Titel: Antworten mit Zitat

moinsen,
sabotage hat geschrieben
Zitat:
Draußen war ich aber auf 5 Gramm Heroin in 2 Tagen.
Was glaubst du denn , wie oft ich diese magische 5 g Konsumgrenze schon gehört habe.Das kommt mir schon aus den Ohren rausgeflossen, diese Phrase.Das ist so nichtssagend , wien Furz. Damit kannst du auch keinen Arzt schocken oder sogar beeindrucken.Na ja vllt gibt es noch ein Paar.
Und was glaubst du, wenn du in eine Entgiftung gehst oder eingeliefert wirst, wie die Ärzte mit dieser Aussage umgehen werden.
Sie werden es dir schlicht & einfach nicht abnehmen, genau aus dem Grund weil sie es schon 1001 mal gehört haben.
Und dann verpassen sie dir 10 ml Pola und du schläfst ein und wachst nie mehr auf.
So läuft das heute nicht mehr. Die behandelnden Ärzte in Krankenkenhäusern sind meist nur Assistenzärzte, die sich für jede Aspirin grünes Licht beim vorgesetzten Oberarzt holen müssen.
Sie werden dich erstmal standardmässig auf 2ml einstellen und dann sehen was passiert.Dann kannst du dir 2 h später noch 2ml abholen usw.
Was ich schon für Diskussionen mit Assistenzärzten hatte wegen meiner Dosierung, obwohl meine Dosis s/w auf meiner Einweisung stand.Da hiess es "nein , soviel kann ich Ihnen nicht geben, das können Sie ja auch gefälscht haben" und ähnliche Texte.
Und so läuft es auch bei den niedergelassenen Ärzten , weil mit Dosierungsangaben viel Schindluder getrieben wird.
Ich kann deinen Ärger verstehen, aber 5 g H können, wenns gut läuft in Deutschland für Otto Normal Fixer 15-20% haben , in den meisten Fällen sinds aber netto nur 1-4 % höchstens, weil der Stoff durch soviel Hände geht und jeder Kosake will noch was dran verdienen, schliesslich auch dein Dealer.
Ich will dir nicht ans Bein pissen, das ist nur ne Feststellung, mehr nicht.
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sabotage35
Gold-User
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Anmeldungsdatum: 19.06.2012
Beiträge: 573

BeitragVerfasst am: 22. Mai 2013 03:46    Titel: Antworten mit Zitat

Ich habe ja nicht geschrieben, dass ich das zur Ärztin gesagt habe und deswegen auf mehr bestanden habe weil ich 5 gramm in 2 tage platt grmacht habe. Das war nur eine Feststellung,dass mir die gegebene Dosis nicht gereicht hat und das ganze 2 Wochen. Und wenn nach 14 Tage die Dosis immer noch nicht für 24 Stunden reicht dann muss man hochgehen.
Ich habe das natürlich angeben müssen das ich ca 2 Gramm am Tag konsumiere aber diese Info war jetzt nur für meinen Beitrag. Keine Ahnung was du jetzt dagegen hast wenn man den täglichen Bedarf angibt und das zufällig 5 Gramm sind. So isses halt.
Also will niemanden beeindrucken oder nen Arzt schocken oder sonstwas.
Und zum anderen hab ich schon lange genug Erfahrung und weis auch wie es in den Entgiftungen zugeht.
Zudem ist eine Angabe von 5 Gramm bzw. 4,8 Gramm nicht nichtsagend. Ist schon mal eine messbare Aussage. Auch wenn es nur 4% gewesen wäre. Zum einem Sagt es was über die psyschiche Abhängigkeit aus und zumindest das man auf jeden fall ein bischen mehr gewöhnt ist als wenn man auf 0,4 am Tag ist. Und zur Info: in meinem fall war der Reinheitsgehalt bei 15 %. Woher ich das weiß? durch die Schweizer Staatsanwaltschaft. Nicht bei mir aufgefunden aber bei jemanden der für selbe Quelle hatte.

Grüße
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tuutsweet
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Anmeldungsdatum: 22.05.2012
Beiträge: 929

BeitragVerfasst am: 22. Mai 2013 08:37    Titel: Antworten mit Zitat

moinsen,
sabotage35 hat geschrieben
Zitat:
Und wenn nach 14 Tage die Dosis immer noch nicht für 24 Stunden reicht dann muss man hochgehen
.

Ja Mann , da geb ich dir natürlich recht , über 14 Tage ist das nicht okay, einen so zu ignorieren. Da hätte ich mir was dazukaufen müssen, is schon klar.
Ich weiss ja auch nicht , wie weit dein Weg zum doc ist.

Was ich nur nochmal sagen will, ist das wir letztendlich doch alle in einem Boot sitzen, ob Süd oder Nord und das viele Lockerungen und Vertrauen zu Anfangszeiten der Metha/Pola etc Substitution heute nicht mehr existieren, weil "wir" es uns mit der Zeit echt selbst versaut haben, durch falsche Angaben, Diebstähle und Einbrüche in Praxen etc
In den 90ern stand das Pola beim doc noch irgendwo unverschlossen im Schrank rum, heute im Tresor.
Ich kann mich noch erinnern, 1995 als ich mit meinen damaligen Gefährten das erste Mal Pola bekamen, sind wir wegen Überdosierung (da wurden mal 10ml angesetzt) reihenweise irgendwo auf der Strasse eingepennt.
Bei uns hier in HB lagen wir in Ladeneingängen dicht rum und haben trotz Metha schön weitergefixt, dass hat natürlich jeder Passant mitbekommen.
Heute haben die meisten "Normalos" in unserer Stadt einen Hass auf Drogis und gehen total auf Abstand.Man ist von Haus aus Assi, obwohl keiner unsere Geschichte kennt.Und das Wichtigste:Es fehlt das Gespräch.Man kommt sich nicht näher, sondern entfernt sich immer weiter.
Das ist doch scheisse.
Abundzu wird in der Presse mal ein Junkie, aus der Masse als Held hochgepusht, weil er einer alten Dame über die Strasse geholfen hat.Für mich ist das normal, das man sich so verhält, aber wer ältere oder wehrlose Menschen überfällt und ausraubt, da kann ich noch so affig sein, das ist tabu - oder nicht.
Mich würde interessieren, wie das bei euch im Süden ist mit der Menschlichkeit und dem ansich wichtigen Austausch zwischem Süchtigen und " Normalo".

gruss
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sabotage35
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Anmeldungsdatum: 19.06.2012
Beiträge: 573

BeitragVerfasst am: 22. Mai 2013 15:08    Titel: Antworten mit Zitat

Also ich muss auch sagen, dass ich niemals über Grenzen gegangen bin wenn ich affig war. Also keine alten Omas ausgeraubt, kein Arsch hingehalten oder sonst wie total assige Aktionen gemacht.
Klar, meinen Eltern Lügen aufgetischt oder Freunden, mal was im Laden geklaut aber wie gesagt keine wichtigen Grenzen übertreten. Auch wenn es mir total beschissen ging. Auch keine Spritzen getauscht oder Filter von anderen genommen. Auch wenn es manchmal hart war wenn nur eine Spritze da war aber 2-3 Leute. Da hab ich echt lieber nen Affen geschoben anstatt dann aus dem gemeinsamen Löffel was zu nehmen und dann noch mit ner Spritze die mein nebenmann genommen hat. Deswegen hab ich auch kein HIV oder HEP C. Obwohl seit über 15 Jahren Erfahrung (mal mehr, mal weniger) im I.V. Konsum.

Und die Erfahrungen im Süden mit dem Ausstausch zwischen Süchtigem und Normalo kann ich dir nicht sagen. Es gibt keine Erfahrungen. Ist irgendwie Tabu und die Vorurteile riecht man schon 10m gegen den Wind.
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realflippy
Platin-User
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Anmeldungsdatum: 24.10.2011
Beiträge: 1167

BeitragVerfasst am: 22. Mai 2013 15:36    Titel: Antworten mit Zitat

also ich habe da vor einiger zeit mal n artikel über substitution für nen blog verfasst...ich hoffe der redakteur hat nix dagegen das ich das hier noch mal reinstelle...

mache das jetzt auch mal ohne kommi sondern stelle den einfach mal zum debattieren hier mit rein:



Die Substitution an sich ist natürlich, grade für Schwerstabhängige eine gute Idee. Wenn sie richtig eingesetzt wird sollte bei dem Opiatabhängigen ein Prozess stattfinden, welcher ihn langsam aber stetig aus der Drogenszene herauslöst, der den Abhängigen zur Ruhe kommen lässt, der ihm die Chance gibt seine körperlichen Beschwerden zu mildern und ihm vor allem wieder eine Teilnahme am gesellschaftlichen Leben zu sichern.
Das wäre natürlich der Idealfall.
Aber wie sieht es denn nun wirklich aus in unserem Land?
wie in vielen, den Alltag betreffenden Entscheidungen der Politik wird eher verschlimmbessert und weniger darüber nachgedacht was wirklich an der „Front“ geschieht.
Da werden ziemlich weltfremde Konzepte von Beratergremien und Ausschüssen vorgelegt, die die Stigmatisierung derer, die versuchen wieder ins Leben zurückzufinden meist noch erhöht und ihnen unter gewissen Bedingungen eher die Resozialisierung verbaut als sie zu fördern.

Natürlich ist Kontrolle ein wichtiger Aspekt, gar keine Frage, aber so wie die Regelungen momentan sind bzw. ausgelegt werden würden sie mich persönlich eher von einer offiziellen Substitution abhalten. Kann daran liegen das ich auch eine andere Zeit erlebt habe, in der es einfacher war und die Ärzte nicht mit einem Bein im Knast standen, wenn sie es denn wagen dem Patienten ein gewisses Vertrauen entgegen zu bringen..aber ein großer teil der Statistiken und von Verbänden wie der Deutschen AIDS-Hilfe/J.E.S. durchgeführten Studien sprechen für sich.
Die Situation in Deutschland ist nicht unbedingt schlecht...das mal vorneweg, aber es gibt viele Punkte die sehr verbesserungswürdig sind. Auf einige möchte ich hier eingehen.


Wie sollten also die Ziele der Substitution aussehen? ( frei aus der PREMOS-STUDIE)

1) Sicherung des Überlebens
2) Reduktion des Gebrauchs von Suchtmitteln
3) gesundheitliche Stabilisierung und Behandlung von körperlichen und psychischen Begleiterkrankungen
4) Resozialisierung im Sinne von Teilhabe am gesellschaftlichen Alltag, Arbeitstauglichkeit und Rückzug aus der Kriminalität.
5) Opiatabstinenz

Zu Punkt 1 und 3 ist nicht viel zu sagen...daher werde ich nur im Bezug auf die anderen Punkte mit darauf eingehen.
Beim zweiten Punkt...der Reduktion des Gebrauchs von Suchtmitteln...fangen die täglichen Probleme aber schon an.
Einige der substituierenden Ärzte dulden gelegentlichen Alkoholkonsum, andere sehen sogar über gelegentliches rauchen von THC weg, in anderen Praxen fliegt man konsequent aus dem Programm wenn man 3 mal oder weniger positiv auf THC getestet wird. Teilweise muss vor der täglichen Vergabe des Substitutes ein Atemalkoholtest absolviert werden...was aus medizinischer Sicht nicht falsch ist, im sucht-therapeutischen Ansatz aber als äußerst fragwürdig angesehen werden muss, da grade die Heroinabhängigen der offenen Drogenszene oft multiple Abhängigkeiten entwickelt haben, die eher eine unterstützende Behandlung benötigten als das ewige Damoklesschwert des Abbruches der Substitution über dem Haupt schweben zu sehen.

Als Begleitbehandlung zu Substitution wird eine psychosoziale Betreuung zur Pflicht gemacht. Das mag in vielen Fällen passend sein, eine differenzierte Betrachtung eines jeden Patienten wäre hier jedoch sinnvoll.
Ja es gibt sie, die Opiatsabhängigen, die Arbeitsstellen haben, deren Leben in geordneten Bahnen verläuft, die gesellschaftlich nicht durchs Raster fallen. Warum sollte also jemand der ein normales leben lebt und sich in eine medikamentöse Behandlung begibt unbedingt eine Aufarbeitung psychischer Probleme anstreben, die er gar nicht hat.
Anders verhält es sich natürlich bei denen, die durch Prostitution, Knast, Überschuldung oder sonstige Probleme traumatisiert sind oder bei denen drogenindizierte Psychosen auftreten.
Nun ergibt sich das nächste Problem...wie behandeln.
Gesprächstherapien reichen in den meisten fällen nicht aus, somit wäre eine Behandlung mit AD´s oder Benzodiazepinen angebracht.
AD´s wirken meist erst auf längere Sicht...sind also größtenteils ungeeignet um akute Psychosen zu behandeln, Benzos dürfen im Regelfall während einer Substitution gar nicht konsumiert werden...
mal davon abgesehen das bei einer nicht geringen zahl der Opiatabhängigen auch eine Benzodiazepinabhängigkeit vorliegt wäre somit eine effektive Behandlung hinfällig. Da besteht Klärungsbedarf von Seiten des Gesetzgebers.

Die nächsten Probleme ergeben sich bei der Resozialisierung.
Ein Substitut darf nur in Ausnahmefällen für eine gewisse Zeit als sogenannte take home Vergabe ausgehändigt werden...und auch erst dann, wenn der Substituiere längere Zeit frei von Beigebrauch anderer Substanzen ist.
In Städten ist diese Regelung ein geringeres Problem, denn dort sind Praxen und Ambulanzen gut erreichbar. Auf dem Land ist die suchtmedizienische Grundversorgung auf gut deutsch unter aller Sau.
Dort sind teilweise immense Strecken zurückzulegen, die ohne gutes Bus- und Bahnnetz oder ohne eigenen PKW nicht zu bewältigen sind.
Solche Unternehmungen lassen sich mit einem geregelten Arbeitsplatz in keinster Weise vereinen.
Hinzu kommt, das das Autofahren auf Methadon/Polamidon und anderen zur Substitution eingesetzten Medikamenten vom Gesetz her verboten ist.
Es liegt also im ermessen des Arztes...neuerdings ist er sogar verpflichtet...der Führerscheinstelle zu melden das ein Patient nicht mehr fahrtüchtig ist, weil er sich in eine Resozialisierungsmaßnahme begibt.
Das widerspricht sich natürlich schon an sich.
Ein Substituierter hat meistens eine so hohe Opiattoleranz, das es ihm sehr wohl möglich ist ein Fahrzeug zu führen, oder Maschinen zu bedienen.
Zudem ist es in gewissen Berufen und in manchen Gegenden nicht grade vom Vorteil auf einen PKW zu verzichten. Das würde die Resozialisierung schon im Ansatz scheitern lassen wenn der Patient seine Arbeit verlieren würde, nur weil er Hilfe sucht. wie gesagt, tägliche Strecken von 10-20km um zum Substiarzt zu kommen sind in ländlichen Gegenden keine Seltenheit.
Auch hier sollten die derzeitigen Regelungen überdacht werden.


Und noch kurz zur Opiatabstinenz...
In Deutschland streiten sich immer noch die Befürworter des so genannten Abstinenzparadigmas...bedeutet das in einem gewissen Zeitraum eine Reduktion des Substituts auf Null erfolgen muss...und jene, die das Akzeptanzparadigma bzw. die so genannte Harm Reduction befürworten.
Bedeutet, je nach dem wo und bei wem man substituiert wird kann man sich als Langzeitabhängiger darauf gefasst machen nach einem gewissen Zeitraum krampfhaft auf Null dosiert zu werden.
Für manche Menschen ist das auch das gewollte Ziel, für andere hingegen der Rückfall in die Drogenszene.
Laut neueren wissenschaftlichen Erkenntnissen wäre auch hier eine individuelle Entscheidung von Patient zu Patient angebracht, um langfristige Erfolge in der Entkriminalisierung der Heroinsüchtigen zu erzielen.
Sogar bei der WHO findet langsam aber sicher ein umdenken statt.
Leider ist in den deutschen Gesetzestexten davon noch nichts angekommen. Hier wird vom Gesetzgeber auf lange Sicht immer noch die totale Opiatabstinenz gefordert. Wie lang der Patient dafür Zeit hat wird nirgends klar definiert.
Es gibt einiges an Verbesserungsvorschlägen durch den Deutschen Ärztetag in Verbindung mit der Deutschen Gesellschaft für Suchtmedizin.

http://www.dgsuchtmedizin.de/fileadmin/documents/initiative-btm-aenderung/BtM-Aenderung-lang4.pdf

Leider verlaufen solche, auf den Patienten ausgerichteten Vorschläge oft genug im Sande.
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tuutsweet
Gold-User
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Anmeldungsdatum: 22.05.2012
Beiträge: 929

BeitragVerfasst am: 23. Mai 2013 08:45    Titel: Antworten mit Zitat

moinsen,
geiler blog flippy.
Ich kann auch nur zustimmen , das Schwerstabhängige, unter anderm HIV und HepC Infizierte Substituierte Leute mit BK von Benzos, THC etc strikt abdosiert werden und dann tschüss.
Oder die Angelegenheit geht vor die Kommission und du musst deine BK Abstinenz mittels angeordneter Haarproben unter Beweis stellen. Einem Kumpel von mir haben sie ganze Haarbüschel rausgezogen.
Auch ist jetzt in Mode gekommen , dass take home Leute nicht mehr mit THC im Urin auftauchen können, sonst wird das take home gestrichen.
Das bringt mich schwerstens auf Schub , ehrlich, also mal ehrlich THC ist in meinen Augen Medizin, obwohl ich selber gar nicht regelmässig kiffe, sondern schon eher ein kleines Alkoholproblem nebenbei habe.
Aber Alk ist ja zum Glück gesellschaftlich akzeptiert, das ist natürlich blanker Hohn.
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ast
Foren-Guru
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Anmeldungsdatum: 14.03.2012
Beiträge: 3305

BeitragVerfasst am: 23. Mai 2013 09:04    Titel: Antworten mit Zitat

tje, wie immer fängt´s beim Individuum an und hört da auch schon wieder auf...
unser derzeitiges 'Abfertigungs' -System lässt leider so gut wie keinen Spielraum um auf den Einzelnen gezielt einzugehen Sad
also: fight for your right Cool
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realflippy
Platin-User
Platin-User


Anmeldungsdatum: 24.10.2011
Beiträge: 1167

BeitragVerfasst am: 23. Mai 2013 15:52    Titel: Antworten mit Zitat

danke tuutsweet Very Happy

was mich bei dem thema substi wirklich am meisten wundert ist, das die vorschläge der suchtmediziner und des deutschen ärztetages anscheinend von der gesetzgebung total ignoriert werden.
vorschläge wie morphin-retard...andere regelungen bei der take home vergabe...andere regelungen bei urlaub des substituierten ( das beste bsp. steht ja in der pdf datei..für nen auslandsurlaub darf das substitut für 30 tage verordnet werden...ohne probleme..würde ich als substituierter urlaub auf rügen machen wollen...ok..wer will das eigentlich aber soll´s ja geben Laughing ...hat der arzt ein problem mit der verordnung und ich hätte ein problem mit meinen meds...)

es werden andere gesetze für den umgang mit beikonsum gefordert...jeder doc der trotz nachgewiesenem bk weiter take home vergibt macht sich strafbar...egal ob der substituierte seinen job verlieren würde wenn er kein th mehr bekommt und das tägl abholen nicht mit seinem job zu vereinbaren wäre...

das sind nur ein paar punkte die relativ schnell geändert werden müssten um substi zeitgemäß zu halten..

das nächste problem ist folgendes...(fragt mich jetzt nicht aus welcher studie das ist...aber irgendwo in meinem ordnerchaos aufm rechner fliegt die auch noch rum^^)...
die substiärzte überaltern...bedeutet das ca 2/3 der ärzte die substituieren ende 50 sind..aso 55 und älter...und es kommen kaum neue..junge ärzte nach weil die keinen bock auf den ganzen stress und schreibkram bei der schwammigen gesetzeslage haben...und da wird´s grade in ländlichen ecken mehr als kritisch ( noch kritischer als es eh schon teilweise ist)...
dabei haben fast 3/4 aller niedergelassenen ärzte/ hausärzte usw ne suchtmedizinische ausbildung und auch ne lizenz fürs programm...nur bietet der größte teil eben keine substi an weil die entweder keinen bock oder angst vor stress und strafen haben.

da sollten verbände wie jes oder die deutsche aids hilfe gegen vorgehen...und nicht bei unrealistischen entwürfen zur diamorphinvergabe beifall klatschen...die schwimmen leider auch nur auf der welle der allgemeinheit mit und freuen sich über jeden brotkrümmel den sie vor die füße geworfen bekommen^^ Twisted Evil
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