Ärzteprotest gegen Berufsverbot für Methadon-Arzt

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Domenico
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Anmeldungsdatum: 19.04.2013
Beiträge: 3089

BeitragVerfasst am: 18. Jul 2014 20:22    Titel: Antworten mit Zitat

hi never-theless!
aus cottbus also,ok.und du wohnst auch eher ländlich schätze ich
mal.bei mir gibts auch sehr wenige subti ärzte.es gibt nur 3 stück
im umkreis von ca.50 km.
und 2 von denen nehmen überhaupt keinen auf.und meiner hat
ne lange warteliste.also ist man im arsch da wenn man in subti muss.
dann muss man bis bonn oder neuwied.und wie soll man das schon
machen wenn man ein halbes jahr täglich zur ausgabe kommen muss.
das ist echt unmöglich auch finanziell geht das nicht!
es subtituieren immer weniger ärzte.
zb. in meiner stadt gibt es 6 ärzte(allge.) und ein krankenhaus und keiner
will subtituieren das ist doch voll assi,oder?!
und im krankenhaus gibt es ja auch genug ärzte mit eigener praxis.
also ich weiss nicht wie man das nennt wenn die ärzte da ein zimmer
haben und für sich selbst abrechnen.
ich muss in ein kleines kaff fahren jedesmal nur um mein rezept zu
holen und das immer samstags wo kein bus in das kaff fährt!
und mit der politik hast du echt total recht.alle sind wichtiger als wir.
wie du sagst wir sind ja immer selber schuld.ich kann diesen mist
nicht mehr hören,ohne scheiss das nervt echt!
wie sieht dein arzt das eigentlich wenn benzos positiv ist aber mal
angenommen man hat eine angststörung und nimmt sie deswegen?
mein arzt ist da voll empfindlich der will mich rausschm eissen wenn ich
nochmal benzos positiv habe.obwohl der meine erkrankung genau kennt.
aber bei shore ist nicht so schlimm das verstehe ich echt net.
LG
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never-theless
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Anmeldungsdatum: 07.08.2013
Beiträge: 40

BeitragVerfasst am: 18. Jul 2014 21:29    Titel: Antworten mit Zitat

Ja, ist bei uns eher ländlich, zum Glück nimmt mein Arzt echt jeden auf, sonst wären wir alle am Arsch weil hier echt im Umkreis von 100 km, also mindestens 50, kein anderer Substiarzt noch praktiziert.
Also bei Benzos und Meth ist meiner auch empfindlich, aber er ist dann nicht sauer und schimpft uns an oder so, er meint halt nur dass das schlecht für uns ist und wir am besten aufhören sollten. Aber an sich macht er nie einen Aufstand, wenn ich BK habe. Allerdings bin ich ja wieder in den ersten 3 Monaten, erst danach kriegt man "punkte", und wie schon gesagt, 3 Punkte (man kriegt bei Koks, H, Amphe (also auch Meth) einen Punkt) und man ist raus. Benzos nehmen aber viele nebenher, auch verschrieben, ich glaube er verschreibt sogar welche wenn Leute sonst nicht klarkommen. Es sind halt viele bei denen er einsieht dass sie eh nie clean werden und da stellt er sie lieber auf ner hohen Dosis ein und versucht alles, um sie wenigstens von Meth fernzuhalten, weil das bei uns echt ein riesen Problem ist.
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Domenico
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Anmeldungsdatum: 19.04.2013
Beiträge: 3089

BeitragVerfasst am: 18. Jul 2014 23:25    Titel: Antworten mit Zitat

hi nevertheless!
also das mit den punkten ist schon blöd aber wenigstens geht der
nicht so auf benzos ab.mein arzt ist eigentlich total lieb wenn man selbst
mit dem redet aber das kommt nur vor wenn man sich einen termin
holt bei ihm.
sonst hat man nur mit seiner frau und den arzthelferinen zu tun.und
die sind fast alle assi bis auf seine frau und ein andere.
aber die neue ist besonders behindert.ohne scheiss ich hasse die!
weil der spruch mit dem baldrian geht garnicht.
dabei wissen die ganz genau das ich eine diagnostizierte generalisierte
angststörung habe.
die haben als ich in der tagsklinik war ja den brief bekommen als ich
entlassen wurde.
und zusätzlich haben die von meinem therapeuten auch einen brief
mit der diagnose bekommen,trotzdem werde ich von der so behandelt.
die ist eine von denen die suchtkranke nur als junks ansieht die sich
die benzos zum spass reinhauen,dämliche ziege!
dein arzt verschreibt also benzos hat meine letzte ärztin wo ich
davor war auch.die hat mir regelmässig dias und tavor verschrieben.
lg
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Kullerbunt
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Anmeldungsdatum: 08.05.2012
Beiträge: 778

BeitragVerfasst am: 10. Sep 2014 23:02    Titel: Antworten mit Zitat

http://www.zdf.de/frontal-21/suchtmedizinern-drohen-entzug-der-zulassung-wegen-der-bandlung-von-opiatabhaengigen-suchtkranken-mt-substitutionsmitteln-34890866.html

habe ich gestern bei Frontal 21 gesehen: Suchtmediziner vor Gericht - Behandlung mit Nebenwirkungen

Zitat:
Ärzte können opiatabhängigen Suchtkranken Substitutionsmittel wie Methadon verordnen, um so deren Gesundheit und Lebensalltag zu stabilisieren. Dabei unterliegen sie strengen Richtlinien und den Vorschriften des Betäubungsmittelgesetzes. Im bayerischen Allgäu droht jetzt einem Mediziner, dass er seine Zulassung als Arzt verliert.
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SAUBERMANN
Platin-User
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Anmeldungsdatum: 27.03.2012
Beiträge: 1356

BeitragVerfasst am: 11. Sep 2014 21:06    Titel: Antworten mit Zitat

ich habe langsam das bedürfnis, mich zu engagieren. denn eins ist klar: SO KANN ES NICHT WEITERGEHEN! wenn sich diese überharte und völlig weltfremde linie durchsetzt, wird es immer weniger "kleinere" substipraxen geben bzw. praxen, die unter anderem auch substituieren.

dann kriegen wir ein system einiger weniger "schwerpunktpraxen", wo dann 200-300 patienten aus der ganzen region behandelt werden und wo take-home selbst bei job, familie und BK-freiheit nur ganz selten erteilt wird. da wird extremst streng geprüft (womit ICH an sich kein problem habe), aber dort wird es noch weniger passieren, dass man als individuum betrachtet wird. da gilt dann erst recht: "junkie ist junkie".

ne substipraxis in unserem land muß sich ja dann bald ne "rechtsabteilung" halten, um ja keinen fehler zu begehen... das ist absurd!
wenn ich mein rezept einlöse (auf dem alle möglichen sonderzeichen vermerkt sind, zb. A, Z usw., da merkt man schon, was da alles beachtet werden muß), dann dauert das in der apo meist ein paar minuten, da immer 2 personen über rezept und abgabemenge rüberschauen müssen.


das heroinprojekt ist auch deshalb in deutschland nicht flächendeckend eingeführt worden, weil es große bedenken bei der frage gibt, wie der transport von diamorphin organisiert werden soll. in einem bericht über das hamburger modellprojekt hatte ich mal gelesen, dass sich die mehrheit eines entscheidergremiums aus der politik dafür ausgesprochen hat, dass der transport AUSSCHLIESSLICH vom bundeskriminalamt (BKA) organisiert werden dürfe und das auch nur unter speziellen vorkehrungen, wie zb. besonders gesicherten fahrzeugen usw...

entschuldigt mal bitte, aber DAS erscheint mir dann doch zu übertrieben. aber es zeigt eben auch, wie in unserer gesellschaft mit heroin umgegangen wird: es ist schlicht ein machwerk des teufels.


zurück zu den substiärzten: die müssen in diesem kulturellen umfeld mit all seinen mythen und dämonisierungen der opiate ja arbeiten. dabei scheint es bei schmerzmedizinern ja bislang auch zu klappen. oder verschwindet etwa tonnenweise fentanyl..?

ich bin damals in substitution gegangen, weil ich weg wollte vom beschaffungsdruck mit all seinen folgen. und plötzlich spüre ich, dass die beschaffung in substitution zum teil noch viel schwieriger ist als auf der szene...
aber dort -auf der szene- war irgendwann das methadon knapp (subutex auch!). in der folge des tragischen vorfalls mit der kleinen chantal (ein 11-jähriges kind aus hamburg, das eine tablette METHADDICT von den pflegeeltern verschluckt hatte und daran starb) hatten viele ärzte in HH angst vor konsequenzen. deshalb war ne zeitlang kaum mehr methadon und subutex auf dem schwarzmarkt zu bekommen. auch deshalb bin ich in substitution.

so und ich finde jetzt aber auch, dass man uns "suchtkranke" (so bezeichnet man uns ja schließlich) auch adäquat versorgt. und das geht nur, wenn mein arzt mir tabletten mitgibt. ohne take home sahen meine tage so aus:
wenn ich frühschicht hatte (zb. von 6.oo - 14.3o uhr), kam ich erst zur vergabe gegen 18 uhr (bei unserem arzt die spätvergabe). ich wohne ca 30 km von job und arzt entfernt. also fuhr ich um halb 3 nie nach hause, sondern lungerte in der city rum... 3 std. bis ich endlich zur vergabe kam..
hatte ich spätschicht (14.3o - 23.oo uhr), mußte ich zur frühvergabe gegen 7.3o uhr beim arzt.. also hatte ich nach der vergabe noch etwa 6 1/2 std. aufenthalt in der stadt... aber ca. 8 monate mußte ich das so machen... wenn man spätdienst hat, und erst gegen mitternacht zu hause ist, dann schläft man auch mal gern länger.. deshalb passierte es auch mal, dass ich die vergabe verschlief, weil ich einfach zu müde war und noch etwas schlaf brauchte... denn wenn ich um 7.3o beim arzt sein wollte, mußte ich gegen ca. 6.3o den bus nehmen.. und ins bett kam ich erst gegen o1.oo - o2.oo uhr... man braucht ja n bißchen zeit, um von der arbeit runterzufahren...

das war kein zustand. ich hatte zum teil extremen stress deshalb und war manchmal kurz davor, aus der substi zu gehen..
allerdings dachte ich auch noch bis vor einiger zeit, dass man quasi "automatisch" take home bekommt, wenn man 6 monate sauber ist und/oder n arbeitsvertrag vorlegt... weil ich das von kollegen nur so kannte. die hatten dann offenbar alle "lasche" ärzte... wirklich, die haben fast alle take home bekommen, obwohl keiner davon gearbeitet hat.. alles langjährige hartz 4-empfänger... und die UK's wurden ganz billig mit sauberem fremd-urin gefaked.. in all der zeit, die ich mit diesen leuten verbracht habe, war nie die rede von einstichkontrollen, DNA-proben, bluttests zusätzlich zur UK (um fakes auszuschließen), zt. tägliche alkoholkontrollen (ich bin bekennender anti-alkoholiker und mußte trotzdem mal ne zeitlang täglich pusten, obwohl immer 0,00 rauskam...). wenn DAS meine "szenekumpels" von damals erlebt hätten, dann hätte keiner von denen auch nur 1 tag länger take home bekommen.. aber es lief jahrelang so lax...


ich finde es schade, dass die substitution für ärzte UND patienten inzwischen oft nur noch anstrengend und entwürdigend ist... die ärzte verdienen zwar (noch) einigermaßen gut an uns, müssen aber immer aufpassen, nix verbotenes zu tun... und wir patienten müssen immer mehr schikanen erdulden, grenzenloses mißtrauen erfahren usw...

die aktuellen entwicklungen treffen besonders 2 fraktionen sehr hart:
einerseits diejenigen süchtigen, die es mit der substi ernst meinen und für die die behandlung eine grundlage für ihr bürgerliches leben ist. das heißt, opiatabhängige personen, die ihr leben trotz der sucht einfach wieder "normal" leben wollen, also ohne szenekontakte, beschaffungsstress usw...
andererseits sind natürlich auch besonders die ärzte betroffen, die diese überzogenen regelungen bis zur grenze des legalen - und ggf. darüber hinaus - ausgereizt haben, um ihren patienten ein "normales" leben zu ermöglichen (es gibt zb. ärzte, die berufstätigen patienten sofort take home geben, und sei es erstmal nur zb. unter der woche oder halt zu den arbeitszeiten oä.).

es ist ja so: der arzt geht mit der take-home-vergabe ja ein risiko ein, das er ganz einfach ausschließen könnte, wenn er die vergabe ausschließlich unter sicht und ohne take home macht. außerdem lohnt sich ein süchtiger patient mehr, wenn er täglich zur vergabe kommt (das hat uns ja praxx bereits erklärt).
der arzt hat von take home also im grunde gar nix.

für die patienten ist das völlig anders. am liebsten hätte wohl jeder take home. und in der vergabe habe ich festgestellt, dass besonders die leute sich am lautesten darüber beschweren, dass sie jeden tag zur vergabe antanzen sollen, die regelmäßig beikonsum haben, nicht arbeiten gehen und auch sonst absolut verkraften könnten, dass sie kein take home haben. die brüllen am lautesten.
und nicht so wenige von denen hätten gern take home, damit sie ihr substitut verkaufen können. leute, die ihr substitut verkauft haben, waren fast immer arbeitslos (BITTE NICHT UMGEKEHRT VERSTEHEN! es heißt nicht: "alle arbeitslosen verkaufen ihr substitut"!). da ist es durchaus ein finanzieller anreiz, am tag 10 oder 15 euro mehr zu haben... und natürlich haben viele ihr substitut vertickt, um schore zu nehmen.

deshalb hat der arzt meist gute gründe, bei leuten ohne job und mit beikonsum kein take-home zu geben. leute, die keinen eikonsum haben und finanziell nicht auf das geld angewiesen sind, haben zwar wenig anreize, ihr substitut zu verkaufen. aber VERLASSEN wird sich darauf im zweifel ja auch kein arzt.
daher befürchte ich, dass es in zukunft evtl. sogar noch etwas strenger wird als es jetzt schon ist.
ein IDEALISTISCHER ARZT mit überschaubarer anzahl an suchtpatienten hat ja evtl. noch interesse daran, dass seine patienten "aufblühen" bzw. dass es ihnen einfach besser geht durch die behandlung.
aber wenn es tatsächlich so kommt, dass kleinere arztpraxen sich aufgrund des großen risikos aus der substi verabschieden, dann haben wir einige, wenige großpraxen. und wie es da abgeht, weiß jeder, der schonmal die vergabe in solch einer praxis erlebt hat...
dann hat man kaum noch eine persönliche beziehung zum arzt. und demnach hat der arzt auch kaum noch eine motivation, einem patienten take home zu geben oder andere privilegien zu vergeben...


ach ja... es ist echt n haariges thema.. schade.
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oxy moron
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Anmeldungsdatum: 23.08.2014
Beiträge: 387

BeitragVerfasst am: 11. Sep 2014 22:07    Titel: Antworten mit Zitat

Bei diesem Thema bilden die negativen Konnotationen und oftmals unsachlichen, jedoch festgefressenen, gesellschaftlichen Verflechtungen gemeinsam mit den tatsächlichen Probleme einen derart „Hydra-ähnlichen“ Komplex, dass meines Erachtens eine einzige Gruppe( seien es die Ärzte, die Wissenschaft i.A. oder die betroffenen Patienten), aber auch eine geschlossene Front aus allen direkt Betroffenen, selbst mit der Unterstützung „politischer Außenseiter“, mittelfristig wohl keine Chance haben, etwas substanziell zu verändern.

Nötig wäre es, auch eine nennenswerte Zahl an Nicht-Betroffenen mit ins Boot zu holen, etwa in Gestalt von Angehörigen, Arbeitgebern, Vereinen etc. , also eine Öffentlichkeit zu schaffen, der sich die Politik irgendwann schon aus eigenem Interesse anschließen würde.

Denn die Vorteile, für diese einzelnen Gruppen wie auch die Gesellschaft als Ganzer, sind ja auch wirklich vorhanden.

Sich zu überlegen, wie das tatsächlich von Statten gehen könnte, insbesondere, wie das nötige Vertrauen geschaffen werden sollte, ist ein so richtig knackiges Problem..

Alles in Allem, nichts wirklich hilfreiches von mir Confused ,
trotzdem beste Grüße,
moron
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SAUBERMANN
Platin-User
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Anmeldungsdatum: 27.03.2012
Beiträge: 1356

BeitragVerfasst am: 12. Sep 2014 15:43    Titel: Antworten mit Zitat

oxy moron hat Folgendes geschrieben:
Alles in Allem, nichts wirklich hilfreiches von mir Confused ,


doch, schonmal ne kurze, prägnante analyse des problems. ich finde, du hast das ganz gut zusammengefasst.

wenn man sich mal mit dem phänomen "SOZIALER WANDEL" beschäftigt, dann merkt man schnell, dass es ein extrem zäher prozess ist, bis sich dinge überhaupt mal ansatzweise ändern.

dazu kommt noch, dass unser thema extrem negativ konnotiert ist, schlechte assoziationen weckt und in unserer -doch recht konservativen- gesellschaft kaum beachtung findet. das gilt erst recht, wenn es darum gehen soll, drogensüchtigen ihr leben zu "erleichtern".

als die substitution damals eingeführt wurde, gab es auch riesengroße bedenken. aber es gab halt auch eine art "gesellschaftlichen leidensdruck". zum einen war da das phänomen der beschaffungskriminalität und dann war da noch das offensichtliche problem der verelendung von süchtigen. und sehr wichtig war auch das große thema HIV, das in den 80ern und anfang der 90er ja global ein riesenthema in der öffentlichkeit war.

es gab also ein problem, das von vielen wahrgenommen wurde. und es gab eine "lösung" (substitution), die nicht allzuviel kosten verursachen sollte im verhältnis zum gesellschaftlichen nutzen.

das ist jetzt anders. wenn das problem überhaupt wahrgenommen wird, dann fast immer als ein problem, das die ärzte haben. und das dürfte kaum reichen, um ein problembewusstsein in der öffentlichkeit zu erzeugen.


solche diskurse leben zum großteil auch von der erzeugten emotionalisierung. themen wie "kindesmißbrauch" oder "umweltschutz" erzeugen bestimmte gefühle in uns, die den zugang erleichtern. so werden mehr menschen für ein thema sensibilisiert.
selbst bei der einführung der substitution konnte man an die ängste der bevölkerung appellieren (angst vor steigender kriminalität, angst vor ausbreitung von HIV etc.).

bei den aktuellen mißständen in der substitution ist das kaum machbar. außerdem dürfte das thema -wie gesagt- wohl eher auf ablehnung stoßen. aus der CDU/CSU hat man im laufe der jahre ja immer wieder stimmen gehört, die sich empört haben über "drogen auf rezept" (=auf kosten der allgemeinheit).

auch ein "tolles argument", das gern benutzt wird, um rufe nach veränderungen abzuwimmeln: "ES GING DOCH BISHER AUCH IMMER SO!"...
diese aussage stimmt beim aktuellen problem aber so einfach mal gar nicht. denn viele ärzte in der BRD machen sich zb. mit der take-home-vergabe trotz beikonsums zumindest angreifbar. und nur weil die ermittlungsbehörden außerhalb bayerns nicht am "BORED-OUT-SYNDROM" leiden (= langeweile im job), wird gegen viele substi-ärzte nicht ermittelt.

ich denke, dass noch am ehesten die ärzteschaft etwas erreichen kann in der sache. aber selbst das dürfte schwierig werden. immerhin müßten dazu die richtlinien GRUNDLEGEND verändert werden.

übrigens: ich glaube nicht, dass sich eine liberalisierung der opiatverschreibungsmodalitäten negativ auf die gesellschaft auswirkt.
selbst wenn zb. etwas mehr substitute auf dem schwarzmarkt landen sollten, so muß man klar sagen, dass das auch keine "einstiegsdrogen" sind.
wer sich das zeug illegal besorgt, der weiß in der regel ganz genau, was er da tut. denn meistens sind das selbst opiatabhängige, die damit "engpässe" überbrücken wollen oä... es steht kein dealer vor der grundschule, der kleinen unschuldigen kindern methaddict andreht...

und auch sonst würde wohl kaum etwas passieren. gut, evtl hat man etwas mehr beikonsum, aber das entscheidet ohnehin jeder patient für sich. ich kenne jetzt nicht allzu viele leute, die sagen: "ICH WÜRDE SOOOOOOOOO GERNE SCHORE NEHMEN, ABER ICH WILL MIR MEIN TAKE-HOME NICHT VERMASSELN!".
klar, das gibts. häufiger ist es aber so, dass diese leute dann zb. freitags ihr take home holen, dann am wochenende zb. n blech rauchen und dann bis zur nächsten UK wieder sauber sind... wer beikonsumieren WILL, der tut das auch. wer clean sein will, der bleibt es auch. wenn es zb. jetzt heißen würde, dass man trotz BK auch weiterhin TH bekommt, würde ich ja trotzdem keine schore nehmen... wie gesagt: das wird es geben und das würde auch passieren.. aber nicht im sinne einer massenhaften ausbreitung...

die vorteile für alle würden ganz klar überwiegen.
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oxy moron
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Anmeldungsdatum: 23.08.2014
Beiträge: 387

BeitragVerfasst am: 12. Sep 2014 16:49    Titel: Antworten mit Zitat

SAUBERMANN hat Folgendes geschrieben:

wenn man sich mal mit dem phänomen "SOZIALER WANDEL" beschäftigt


so, so, Deine Taxifahrer-Ausbildung war also die altehrwürdige Kunst der Soziologie Wink

Du hast absolut recht, genau diesen emotionalen Aspekt müsste man wohl offensiv angehen.

Nur mal als kleines Gedankenspiel (bitte nicht allzu ernst nehmen):
Man stelle sich folgenden Spot vor:
Im Labor. Wissenschaftlerin, in weißem Kittel, steht vor komplexen Gerätschaften, mit dem Erlenmeyerkolben in der Hand, Zoom aufs‘ Antlitz: „Täglich leisten wir hier wichtige Forschungsarbeit im Bereich XYZ. Mein Name ist Abc, ich bin in Substitution.“

Bildschirmfüllender Text:
Substitution hilft Zukunft schaffen - Informationen auf Substis.org

Oder:
Fröhliches Familienidyll; Papa, Mama, Töchterchen beladen den Kombi zum Wochenendausflug, steigen ein. Kind sagt: Mama, hast du auch dein Methadon dabei?
Substitution stabilisiert Familien – Infos auf Substis.org

Das wäre dann wohl eher für die Endphase bzw. flankierend denkbar, am Beginn könnten Untersektionen von Fußballvereinen, Schachklubs, etc. stehen, die aus Substituierten und „normalen“ Mitgliedern bestehen, an Turnieren teilnehmen und so die schon vorhandenen Strukturen für „vertrauensbildende Maßnahmen“ nutzen.

Grundsätzlich bräuchte man genug sehr engagierte „Vorzeigesubstituierte“ und entsprechende Mittel sowie viel Geduld, dann ließe sich schon was drehen..

Ich träume mal wieder..
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oxy moron
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Anmeldungsdatum: 23.08.2014
Beiträge: 387

BeitragVerfasst am: 12. Sep 2014 23:23    Titel: Antworten mit Zitat

Mal weiter geträumt..

Was die bürokratisch-institutionelle Seite und Praxis betrifft, könnte man einen Index entwickeln, der einerseits die Persönlichkeitsentwicklung und andererseits die soziale Integration jeweils mit einem „Score“ abbildet.
Zusammen könnten diese dann als Kriterium für TH etc. herangezogen werden.

Ein Gremium aus Psychotherapeut, Soz.Päd. und dem behandelnden Arzt, wobei jeder ein Veto-Recht hätte, würde turnusweise oder bei begründetem Anlass über fragliche „Bausteine“ einer integrativen Behandlung/Versorgung entscheiden und hätte die Kompetenz, rechtliche Rahmenbedingungen mit Ermessensspielraum verantwortlich umzusetzen/auszulegen.

So könnte man grundsätzlich äußerst strenge und restriktive Regelungen(die bestehenden müssten ggf. nur vom Gesetzgeber/den zuständigen Gremien ergänzt werden) lebensnah, fair und relativ sicher gegen Missbrauch individuell anpassen, und das auf Basis sowieso schon oftmals vorhandener Daten und mit wenig mehr Personal (PSB ist eh vorgeschrieben und viele Substitutionspatienten sind in psychologischer/psychiatrischer Behandlung).

Der „Daten-Strip“ bliebe zwar erhalten, jedoch hätte er einen Sinn auch für den Patienten.
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Orhan1992
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Anmeldungsdatum: 12.09.2014
Beiträge: 25

BeitragVerfasst am: 13. Sep 2014 04:31    Titel: Antworten mit Zitat

Ratten im Haus müssen mit schädlingsbekämpfungsmitteln angegangen werden, daher Ratten ansteckende Karankheiten verbreiten und überall sind wo es etwas kostenlos zu essen gibt, Ratten Parasiten und Polizisten sind das selbe.
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SAUBERMANN
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Anmeldungsdatum: 27.03.2012
Beiträge: 1356

BeitragVerfasst am: 14. Sep 2014 22:31    Titel: Antworten mit Zitat

oxy moron hat Folgendes geschrieben:

Nur mal als kleines Gedankenspiel (bitte nicht allzu ernst nehmen):
Man stelle sich folgenden Spot vor:
Im Labor. Wissenschaftlerin, in weißem Kittel, steht vor komplexen Gerätschaften, mit dem Erlenmeyerkolben in der Hand, Zoom aufs‘ Antlitz: „Täglich leisten wir hier wichtige Forschungsarbeit im Bereich XYZ. Mein Name ist Abc, ich bin in Substitution.“


das sind ja fast schon drehbücher für den nächsten pharmakonzern-werbespot Wink

aber es ist ja tatsächlich inzwischen mehr und mehr so: auch wenn ich keine belastbaren zahlen zur hand habe, nehme ich mal an, dass die zahl der opiatkonsumenten gestiegen sein dürfte. in erster linie führe ich das auf folgendes zurück: früher (vor ca 20-40 jahren) waren opiate -und speziell heroin- eine schmuddeldroge, die außerhalb der junkieszene eher selten konsumiert wurde.
mittlerweile sind opiate ja sehr viel bekannter. gerade durch das internet (drogenforen usw.) hat sich auch der kreis derer erweitert, die zb. wissen dass tilidin ein rauschpotenzial hat. so ein wissen war früher auf bestimmte kreise beschränkt. durch das internet wissen inzwischen aber viel mehr leute, was für substanzen als rauschmittel nutzbar sind usw...

genau deshalb werden sich sukzessive auch immer mehr menschen in substitution begeben, die nicht in das klassische "junkie-klischee" passen.
denn zum einen wissen immer mehr menschen, was opiate sind und wie sie wirken und zum anderen hat auch heroin einen gewissen imagewandel erfahren.
war es früher noch -wie erwähnt- eine "schmuddeldroge", so findet man heute immer mehr konsumenten aus unterschiedlichen schichten und milieus (zb. war schore in der techno-szene lange zeit verpönt, aber irgendwann nahmen es immer mehr leute.. erstmal nur "zum runterkommen".. und später war es dann ihre hauptdroge).


und was man bei all dem nicht vergessen darf, sind all jene konsumenten, die zwar opiatsüchtig sind, aber (noch?!) nicht in substi. da findet man ja auch hier im forum etliche... personen, die vom arzt regelmäßig tramadol, tilidin oder höher potentes bekommen und die das zeug inzwischen nicht mehr nur als reines schmerzmittel nehmen, sondern als rauschmittel.
diese leute gehen häufig nicht in substitution (oft aus verständlichen gründen). aber wenn die substi sich etwas mehr in richtung lebenswirklichkeit öffnen würde, dann könnte damit auch mehr menschen geholfen werden.
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warp
Anfänger


Anmeldungsdatum: 14.09.2014
Beiträge: 14

BeitragVerfasst am: 15. Sep 2014 19:18    Titel: Antworten mit Zitat

@Saubermann

Diese Leute gehen nicht nur nicht in Substitution, sie müssen die Entzüge alle alleine durchziehen und Techniken entwickeln, Legalrezepte besorgen, Kratommethoden entwickeln und handlungsfähig bleiben. Gut aussehen
und jeglichen Kontakt mit anderen Dröglern meiden.
Auf Wochen im vorraus planen.

So sieht es aus.

Würd das unter dem Begriff Morphinsmus zusammenfassen.

Und es gibt viele die wollen kein Metha, ist nicht für die Langzeitanwendung gedacht. Wer seine Legalopis bekommt, der sieht sich zwar nicht als was besseres, hat nur auf dieses Generve kein Bock.

Zum H, es ist mir unverständlich wie bei 10% ein besserer Ruf zustande kommen kann. Das dafür auch noch Geld bezahlt wird ist mir schleierhaft. Schlafmohn ist da wohl wesentlich effektiver, nicht gestreckt und je nach Sorte durchaus tauglich.
Es soll Menschen geben, die haben nie eine Substitutionseinrichtung von innen gesehen, eben immer nur den Tee und ansonsten Kratom oder Tilidin zum abdosieren. Ich komm aber nochmal auf den Thread zurück.

Wenn die Lage so eng wird, dass es keine Behandlung gibt, werden sich die Leute konservativ anziehen, Bandshirts in den Müll werfen, Piercings rausnehmen in eine Provinz ziehen und Mohn anbauen, das reicht dann mit geringer Toleranz und es findet kein Kontakt zur Szene mehr statt und niemand wird was sehen oder hören.
Das ist dann das Ergebnis nicht realitätsnaher Politik, der Mensch will schließlich auch arbeiten. Mit den guten Sorten und viel Know-How ist es möglich sich selbst zu versorgen, dann gibt es kein "H" und Metha mehr. Der Tee ist stärker als DHC, Codein und übertrifft was das psychische angeht auch noch Morphin. Das wird die Zukunft sein, solange die Politik nicht handelt. Bei youtube gibte es genug Videos wie mit einfachen Mitteln angebaut werden kann, obwohl in der BRD illegal können nicht alle Menschen deswegen eingesperrt werden. Alte Omas pflanzen gerne und wandern nicht in den Knast.

Es gibt Sorten mit über 20% Morphin. Das wollte ich nur angemerkt haben,
wenn die Leute keine Behandlung bekommen werden sie solange herausfinden wie es geht bis sie sich einen Obi-Gartenhexler kaufen und mit Teekanne zur Arbeit gehen. Traurig.
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Kullerbunt
Gold-User
Gold-User


Anmeldungsdatum: 08.05.2012
Beiträge: 778

BeitragVerfasst am: 16. Sep 2014 11:18    Titel: Antworten mit Zitat

SAUBERMANN hat Folgendes geschrieben:
ich denke, dass noch am ehesten die ärzteschaft etwas erreichen kann in der sache. aber selbst das dürfte schwierig werden. immerhin müßten dazu die richtlinien GRUNDLEGEND verändert werden.


ich habe in der Praxis öfter mitbekommen, dass auch die KK mächtig mitspielen und Ärger machen. Ein Einführung der Pflicht-PSB wollte die KKen (auf Druck der Politik nehme ich mal an). Und auch so legen die festen Kontingent an UKs pro Quartal bei Patient fest. Angenommen Patient hat TH, erste UK im Januar sauber. Zweite UK im Februar dreckig. TH weg. Sein TH kriegt er er mit der nächsten sauberen UK zurück, die ist aber frühstens im April, weil nur 2 Kontrollen pro Quartal bezahlt werden.
Zumindest ist das hier so.
Und so fuschen die KKen munter mit drin rum.

warp hat Folgendes geschrieben:

und Mohn anbauen, das reicht dann mit geringer Toleranz und es findet kein Kontakt zur Szene mehr statt und niemand wird was sehen oder hören.

vorigen Frühjahr hatte ich mich schonmal mit dem Thema beschäftigt war dann aber zu spät. Werde über die Wintermonate mich richtig einlesen, natürlich nur, um meinen theoretischen Wissenstand zu erweitern.
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SAUBERMANN
Platin-User
Platin-User


Anmeldungsdatum: 27.03.2012
Beiträge: 1356

BeitragVerfasst am: 16. Sep 2014 16:49    Titel: Antworten mit Zitat

warp hat Folgendes geschrieben:
Mit den guten Sorten und viel Know-How ist es möglich sich selbst zu versorgen, dann gibt es kein "H" und Metha mehr. Der Tee ist stärker als DHC, Codein und übertrifft was das psychische angeht auch noch Morphin.


ich hab ne zeitlang tee getrunken aus getrockneten pflanzen, die in deutschland angebaut worden sind. nun muß ich sagen, dass ich kaum know-how hatte, was die korrekte zubereitung, dosierung etc. angeht. die pflanzen habe ich so bekommen und mir dann ein rezept auf englisch aus dem internet besorgt.

mir hat es ingesamt nicht so richtig gut gefallen. das war mir zu "dämpfend" (ich weiß, das klingt komisch für jemanden, der locker 150 mg methadon am tag nimmt). damals war ich auf tramadol und tilidin. vom tee wurde ich breit und hatte keinerlei entzugssymptome mehr. aber irgendwie war das nicht so meins...

trotzdem glaube ich, dass der tee für einige leute durchaus gut geeignet sein könnte. in einem anderen forum war jemand, der war über jahre fast ausschließlich am tee kochen und trinken.. letztlich ist aber auch der kerl in substi mit methadon gelandet... ziemlich hoch dosiert..
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warp
Anfänger


Anmeldungsdatum: 14.09.2014
Beiträge: 14

BeitragVerfasst am: 16. Sep 2014 19:05    Titel: Der Tee als Substitut Antworten mit Zitat

Sorten können zuviel Nebenalkaloide enthalten. Diejenigen, die hier
Codein als super toll empfunden haben in einem anderen Thread ( ist ja heute unbezahlbar), für die wirken die richtigen Sorten eben richtig gut.

Was man so alles liest.

Echt interessant.

Manche Sorten haben durch zu späte Ernte oder weil die Sorte "nicht gut" ist
ein mieses Morphin zu Codein Verhältnis das sediert dann und ist nicht so klar.

Sollte es wirklich so kommen, dass es aus ökonomischen Gründen schlimmer wird für Menschen abseits von Städten, dann wird diese Pflanze kultiviert.
Das ist keine Aufforderung nur eine logische Feststellung.

EU-Sorten knallen übrigens nicht, eher aus der Türkei ( lief im TV auf arte), gibt es aber auch zu kaufen.

Wer also liest, liest und Videos schaut, der weiß wie er rein theoretisch seinen Bedarf drin hat. Aber sowas macht doch keiner Google Maps anwerfen mit dem Hund spazieren und dann Mohn mit Sand vermischt durch die Gegend zu schleudern. Wobei 800g Samen für einen Hektar reichen.

Nächste anschaffung für die Polizei: Traktoren.

Ich schweife ab. Irgendwie ist die Gesellschaft zu sehr mit Doppelmoral beladen siehe Cannabis. Da wird ernsthaft noch gesagt es mache süchtig wie Opiate und das von Apothekern und Ärzten. Das grenzt schon an Volksverhetzung.

Hoffentlich gibt es endlich mal eine Reform des BtmGs, dass allen Menschen geholfen wird individuell. Perspektivlosigkeit ist der entscheidene Faktor.
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