opiatkonsum - und die jahre verstreichen...

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SAUBERMANN
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Anmeldungsdatum: 27.03.2012
Beiträge: 1356

BeitragVerfasst am: 1. Aug 2014 22:48    Titel: opiatkonsum - und die jahre verstreichen... Antworten mit Zitat

hallo freunde des opiatrausches...

irgendwie beschleichen mich in letzter zeit immer wieder bestimmte gedanken.. es ist so, dass ich mehr und mehr spüre, wie ereignislos das leben an einem vorbeizieht, wenn man opiate konsumiert... bzw. MIR geht es jedenfalls so.

da ist es wohl kein zufall, dass ich zufällig ziemlich exakt 1 jahr in substi bin und ich mich auch jobmäßig neu orientiere(n muß)...

mein erster beitrag hier im april 2012 drehte sich um den entzug von 80 mg methadon.. damals war ich noch nicht offiziell in substi, sondern via schwarzmarkt versorgt...

inzwischen bin ich ca mitte dreißig. ich bin mittlerweile seit etwa 7 jahren wieder auf opiaten, zunächst tilidin und tramadol und dann mit der zeit auf methadon...
als ich ca 2007 wieder mit opiaten anfing (ich war früher schonmal relativ kurz abhängig von tilidin und benzos), steckte ich gerade "mitten im leben": studium, beziehung, hobbies, karriereplanung, freundeskreis usw... ich hatte viele interessen und leidenschaften und investierte entsprechend viel zeit und geld da hinein.. dazu noch studium, freundin und sport und mein leben war ziemlich abwechslungsreich...

aber ihr kennt das ja vermutlich: mit zunehmendem konsum dreht sich der ganze alltag irgendwann hauptsächlich um 2 dinge: BESCHAFFUNG und KONSUM!

durch meinen konsum igelte ich mich mehr und mehr ein. wie sollte ich abends fußball spielen oder laufen gehen, wenn ich doch lieber breit sein wollte..? und mit freunden treffen, um fußball zu gucken, kam dann auch nicht mehr in frage, weil ich lieber alleine vorm PC abhing und chillen wollte...

und so konsumierte ich mehr und mehr und opiate wurden das wichtigste in meinem leben (ao traurig sowas auch klingen mag - es ist leider meistens so!).

mein studium machte ich dann noch fertig quasi mit allerletzter kraft... die beziehung hielt das nicht aus und nach x jahren ließ mich meine freundin hängen... just in jener phase hatte ich dann meinen uni-abschluß in der tasche und fand keinen job... FUCK!

das war dann erstmal der anfang vom ende: ich zog mich völlig zurück, versank in depressionen, konnte meine rechnungen nicht mehr zahlen, machte schulden, öffnete keine post mehr usw... zwischendurch hatte ich zwar kurze zeit n ziemlich guten job (auch gut bezahkt und anspruchsvoll), abder der vertrag war befristet und wurde nicht verlängert.. dadurch versank ich dann so richtig... ich nahm nur noch opiate.


vor ca 2 jahren bin ich dann aufgestanden und habe begonnen, zu kämpfen. ich machte einen kompletten cut, zog um usw... und letztes jahr klappte es dann endlich auch wieder mitm job und ich ging auch in substitution... damit ging es mir einige zeit richtig gut. ich konnte wieder in den spiegel schauen und war unabhängig...

naja, im frühjahr kam dann jetzt irgendwie ein kleiner einbruch... der job stresste mich immer mehr, meine quoten im job wurden schlechter, ich bekam druck von der projektleitung und hatte keinen spass mehr am arbeiten..

außerdem konnte ich nur noch ackern, wenn ich methadon eingenommen hatte...

"DAS KANNS DOCH NICHT SEIN!", dachte ich mir... mein vertrag wurde dann -erwartungsgemäß- nicht verlängert...


und an dem punkt stehe ich jetzt.

ich bin mir nicht zu 100% sicher und kann nicht genau sagen, ob das eine "normale lebenskrise" ist oder ob das auch mit der täglichen einnahme von methadon zusammenhängt..?

mich plagt einfach das gefühl, als stünde mein leben irgendwie still.. klar, ich mache meine daily routine usw., aber momentan stelle ich mir immer öfter so fragen wie:
- "WANN WARST DU ZULETZT VERLIEBT?"
- "WO WILLST DU BERUFLICH NOCH HIN UND WIE SOLL DAS GEHEN?"
- "WANN HAST DU DAS LETZTE MAL DEINE SINNE INTENSIV BENUTZT?" (ich habe früher sehr, sehr viel gemalt und auch ein bißchen probiert, texte zu schreiben usw.. kurzum: ich habe mich kreativ betätigt. das tue ich im grunde seit 2007, also dem start meiner opiatsucht, nicht mehr)...
- "WIE LANGE SOLL DAS MIT DEM METHADON DENN NOCH SO GEHEN?"


das methadon ist so ein ambivalentes mistzeug:

einerseits hat mich diese gefühlsdämpfung in schweren zeiten geretten und vor schlimmen dummheiten bewahrt, als ich schwer depressiv war... und ich lasse gewisse dinge nicht mehr so nah an mich ran.. insofern ist diese gefühlsabstumpfung sogar ganz ok..

andererseits tötet das zeug meine kreativität. und ich war auch mal deutlich ehrgeiziger...

irgendwie komme ich in puncto "methadon - JA oder NEIN?" zu keinem richtigen ergebnis. ich bin auf ca 150 mg methadon tgl. und am wochenende nehme ich auch schonmal die doppelte menge (ca. 30 ml bzw. 300 mg). das ist viel... und manchmal merk ich vom metha ja auch noch richtig was... aber an anderen tagen merk ich zb. gar nix. dann bin ich zwar nicht affig, aber mich nervt dann halt das schwitzen und zt. diese müdigkeit usw... dann denke ich mir oft "ACH, WARUM DOSIERST DU DEN MIST NICHT EINFACH MAL AB?!"

naja, ich bin da hin- und hergerissen... auf der einen seite denke ich oft, dass ich das zeug absetzen MUSS, um wieder ich selbst zu werden...
auf der anderen seite mag ich das opiatfeeling auch und denke auch manchmal, dass ich das irgendwie brauche (warum auch immer?!)...

eine meiner absoluten horrorvorstellungen sind auch hier wieder leute aus der substi bzw. von der szene: viele dort sind schon lange drauf und haben als lebensmodell nur: hartz 4, nie arbeiten, kleine wohnung, ab und an (oder regelmäßig) beikonsum, alk, metha usw., nach 5-10 tagen pleite sein und auf ALG 2 warten, nichts tun, rumgammeln, abschimmeln...

nun gut, sowas ist für mich kein lebensentwurf und davon bin ich auch meilenweit entfernt. aber hin- und wieder glaube ich zu verstehen, wieso diese leute so vegetieren: weil der regelmäßige konsum sie so abgestumpft hat und ihnen jeglichen antrieb genommen hat...


MIR KOMMTS JEDENFALLS SO VOR, ALS SEI OPIATKONSUM (UND AUCH DIE SUBSTITUTION) EIN SCHWARZES LOCH. unsere lebenszeit verrinnt und unsere träume zerplatzen einer nach dem anderen...

opioidsucht ist ja offenbar auch etwas sehr langwieriges. während man eine abhängigkeit von koks, crystal, thx usw. relativ schnell überwinden KANN (es kann aber auch hier verdammt lange dauern), zieht sich das bei opiaten oftmals über jahre. und das gilt besonders dann, wenn man in substitution geht...
klar, es gibt auch kiffer oder kokser, die seit 10-15 jahren drauf sind... aber bei denen habe ich es öfter schon erlebt, dass die von heute auf morgen "STOP!" gesagt haben und ihren konsum beendet haben... (oft zwar dann wieder mit rückfällen, aber immerhin!).
und sowas ist bei schwerer opiatsucht einfach nahezu unmöglich, besonders wegen der schweren körperlichen entzugserscheinungen...

viele hier im forum sind ja auch schon seit 5-10 jahren oder länger drauf...
mich würde echt mal interessieren, wie euch das geht?
könnt ihr meine gedanken verstehen? habt ihr evtl. sogar ähnliche gedanken oder ängste?

allein schon die frage nach einer beziehung stellt mich vor ein problem: ich will keine süchtige frau. und eigentlich auch keine mit opiatvergangenheit (zumindest kommt eine ex-heroinsüchtige für mich definitiv nicht in frage!). es reicht ja schon, wenn einer dieses problem hat... naja, jedenfalls kommt auch sex zb. kaum richtig in frage.. denn mit methadon bringt das ja nix.. das ist weder für den mann noch für die frau besonders spannend..

ach je, jetzt ist der text ja ellenlang geworden.. aber das sind ja auch wichtige gedanken... das beschäftigt mich doch sehr... denn irgendwie macht mir der gedanke angst, dass ich mir jetzt den nächsten job suche, der keinen spass macht, mein methadon einfach brav weiter schlucke usw. und damit jegliches feuer, das vielleicht noch in mir brennt oder lodert, ersticke...

nach längerer suchtgeschichte ist es für viele -auch für mich irgendwo!- ja auch ein verdammt gutes gefühl, wenn man seinen job macht und seinen geregelten, stinknormalen alltag lebt... man ist in substi und lebt so vor sich hin...

aber es gibt bei mir dann auch noch diese andere seite...

ich bin sehr gespannt, was euch zu dem thema so einfällt...
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Hardcore
Bronze-User
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Anmeldungsdatum: 25.03.2014
Beiträge: 91

BeitragVerfasst am: 2. Aug 2014 00:56    Titel: Antworten mit Zitat

Hi Saubermann,

erstmal klasse geschrieben!
Diese Gedanken das mein Leben an mir vorbei läuft und man halt nur ein paar gute Chancen in diesem Leben bekommt und ich diese verpassen könnte wegen dem besch... Dämmerzustand dem man im Opioid Rausch verfällt, wird für mich immer unerträglicher! Bin zwar jetzt in Schmerztherapie, war aber früher mal drauf und kenne das..
Nur zur Substi kann ich Dir nicht so viel sagen. War mal drinnen aber habe mich innerhalb von einem Jahr abdosieren lassen...
Wollte mich nur kurz melden, evtl später mehr. Hoffe es kommen noch viele mit Ihren Gedanken...

Lg
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Minus_Volta-Echelon
Anfänger


Anmeldungsdatum: 01.08.2014
Beiträge: 2

BeitragVerfasst am: 2. Aug 2014 01:13    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo SAUBERMANN,
erstmal finde ich es sehr beachtlich WAS du noch alles hingekriegt hast.

Mir selbst habe ich sehr ähnliche Fragen gestellt

Die Fragen kann ich dir wie mir leider nicht beantworten,Leute "vom Fach" sagten mir es wäre die Einsamkeit. Vllt trifft das auf manche zu,bin mir sicher ,dass auch du im Grunde logische Erklärungen findest, aber keine , die endgültig sind.
Auch Lyrik ist in der Interpretation ja nie endgültig.Vllt deshalb auch so geeignet um Gefühle zu beschreiben.

The Man Who Sold The World
Text von D.Bowie

We passed upon the stair,
We spoke of was and when,
Although I wasn't there,
He said I was his friend,
Which came as some surprise.
I spoke into his eyes,
"I thought you died alone
A long long time ago."

"Oh no, not me,
I never lost control
You're face to face
With the man who sold the world."

I laughed and shook his hand
And made my way back home,
I searched for form and land,
For years and years I roamed.
I gazed a gazley stare
At all the millions here:
"We must have died alone,
A long long time ago."

"Who knows? Not me,
We never lost control.
You're face to face
With the man who sold the world."

"Who knows? Not me,
We never lost control.
You're face to face
With the man who sold the world.
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01950
Bronze-User
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Anmeldungsdatum: 20.07.2014
Beiträge: 28

BeitragVerfasst am: 2. Aug 2014 02:06    Titel: Antworten mit Zitat

Boh, ich glaubs ja fast nicht...
Wenn ich mir so durchlese was du da schreibst dann kommen mir ernsthaft die gedanken ob ich dich nicht wegen unlizensiertem kopieren meines lifestyles irgendwo verklagen kann Wink
Ist jetzt schon das 2. mal wo du von deiner Zeit seit 2007 schreibst und ich mir so denke das ich das genauso hätte schreiben können.. Unser Lebenslauf deckt sich ziemlich aufs Detail, genauso wie die Erfahrungen die du so gemacht hast, meine Beziehung hat die ganze Geschichte zum Glück überstanden, dafür hab ich nen anderen ziemlich krassen Bock geschossen...
Was ich damit sagen möchte: Ich kann dich nur zu gut verstehen.. Ich bin jetzt auch in der Substi angekommen und mache mir so meine Gedanken ( hab da schon so einiges erlebt...)
Was mir die Ärzte immer sagen ist dass ich eigentlich nicht der typische Junkie bin und in substitution eigentlich nix verloren habe, aber ich denke mich dann aber besser zu kennen und weiß das ich ohne alles theoretisch besser da stehen müsste, aber ich kanns drehen und wenden wie ich will, ich bin nicht in der Lage ohne Opiat auszukommen. Ich habs kürzlich erst fast 8 Monate ohne probiert, ich kriegs (im moment!) nicht ohne opioide hin. Hab echt hart gekämpft, habe Entgiftung mit anschliessender 18 -wöchiger Therapie gemacht, habe das Leben wieder ohne künstliche Endorphine kennengelernt, das ganze weiter durchgezogen mit allem Optimismus der mir zur Verfügung stand und trotzdem nicht standgehalten. Mein Fazit von der ganzen Aktion möchte ich jetz öffentlich nicht so breit treten, aber ich bin mir ziemlich sicher das das mit der Substi für mich der im Moment einzig gangbare Weg ist, mal davon abgesehen dass Methadon nicht unbedingt der ideale Wirkstoff ist.
Natürlich ist jeder individuell anders, aber schau dir doch einfach mal ganz nüchtern die Fallzahlen an.. Du hast ungefähr eine 5%-Chance dauerhaft ohne opioide auszukommen... Das soll jetzt nicht heißen dass du es nicht schaffen könntest ohne auszukommen, zumal du ja genau wie ich nicht die szene um dich rum hast.. Dennoch solltest du dir mal überlegen wie es dir ohne Substitution gehen würde... Was ich an mir selbst und an zahlreichen mittherapierten gemerkt habe : es ist schier unglaublich zu welchen mitteln man greift wenn es darum geht an Material zu kommen, gerade wenn der Turkey auf einen wartet, das ist schlichtweg Unglaublich. Wir hatten Arzthelferinen die Tilidinrezepte auf alte Leute ausgedruckt haben und sie dann im Namen der Praxis in der Apotheke abgeholt haben, bis der Chef dahinter kam. Wir hatten liebe Mädels von nebenan , nebenberuflich Rezeptfälscherinnen die sogar nachdem sie einmal erwischt wurden und 10.000€ strafe zahlen mussten weiter gemacht haben.
Ganz zu schweigen von dem was mir da so unrühmliches "passiert" ist. Ich kann da echt von Glück sagen dass es mir "nur" den Job gekostet hat.

Du siehst, ich bin absoluter Verfechter der Substitutionstherapie und wenn Pola/Methadon für dich nicht das Richtige zu sein scheint dann versuchs doch mal mit Buprenorphin.
Wenn es dich so einschränkt dann wird sich das mit der Umstellung schon irgendwie bewerkstelligen lassen, auch trotz der hohen Dosis. Ist zwar bestimmt kein zuckerschlecken, so ne Umstellung, aber viele Leute die mit polamidon nicht gut hingekommen sind sind plötzlich ganz happy mit Buprenorphin, gerade wegen der von Dir aufgeführten Gründe.. Aber das können dir die Betroffenen bestimt besser erzählen als ich.
Eins noch : Da wir Beide wohl zu denen gehören, die auch vom Methadon was merken kann ich dich vielleicht ein wenig heiß drauf machen wenn ich dir sage dass ich auch vom Buprenorphin einen positiven Effekt hatte.. Zwar subtiler und weniger sedierend, aber trotzdem opiatmässig und dafür eventuell auch ein wenig euphorisierend.. Wink

Viel Erfolg!
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Seine Merkwürden
Platin-User
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Anmeldungsdatum: 13.01.2014
Beiträge: 1028

BeitragVerfasst am: 2. Aug 2014 09:33    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo Saubermann,

ich kann ja jetzt nichts dazu sagen, wie "die Jahre verstreichen", da ich ja erst ein paar Monate Opiate konsumiere, aber mir kommt vieles schon ziemlich ähnlich vor. Es ist tatsächlich so, dass ich mich in der letzten Zeit vor allem damit beschäftigt habe, mir Drogen zu verschaffen und zu konsumieren. Und ich liege dann oft so richtig klischeehaft herum und döse vor mich hin. Oder mache halt irgendwas Belangloses wie im Internet herumgucken, folgenweise Serien schauen, Musik hören... Wobei mir das alles eigentlich ziemlich egal ist, weil ich vor allem nur diesen Zustand genieße. Von außen und "nüchtern" betrachtet kommt mir das alles auch ziemlich sinnlos vor und ich denke mir, dass es das doch wohl nicht sein kann. Aber es gefällt mir halt einfach so gut... Ich glaube, dass ich mich noch nie so gut gefühlt habe wie auf Opiaten. Endlich mal völlig zufrieden, ganz ruhig, ohne ständige Sorgen oder sonstwie nervende Gedanken. Dass das aber eigentlich so nicht stimmen kann, ist mir auch immer klar. So sorg- und hemmungslos wie in der letzten Zeit habe ich noch nie gelebt. Und ich hatte zwar schon immer Probleme damit, mich zu motivieren, z.B. Hausarbeiten fertigzustellen usw., aber gerade jetzt ist es mir am Ende einfach egal. Obwohl ich da unbedingt weitermachen will, wenn ich nüchtern darüber nachdenke. Also, wie gesagt, ich kann jetzt nicht direkt mitreden, wie es sich anfühlt, Jahre damit verloren zu haben, aber ich mache mir die Gedanken eben auch schon, obwohl ich es auf der anderen Seite einfach nur genieße. Heute habe ich jetzt schon was genommen und werde ziemlich sicher den ganzen Tag nur so herumdümpeln. Und es fühlt sich gut an...
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SAUBERMANN
Platin-User
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Anmeldungsdatum: 27.03.2012
Beiträge: 1356

BeitragVerfasst am: 2. Aug 2014 21:16    Titel: Antworten mit Zitat

@01950:
sehr schöner beitrag von dir... hatte vorhin ne sehr lange AW getippt, aber die ist leider vom txt-editor verschluckt worden und weg... fuck.. vllt bald nochmal..

@seine merkwürden:
was du beschreibst, kennen sicherlich die meisten von uns.. genieß das! das ist die eigentlich schönste zeit, die man mit opioiden hat, so finde ich jedenfalls... man kommt noch mit "normalen" dosierungen aus (früher reichten mir 50 mg tilidin!), man steckt noch nicht so tief in der ganzen versorgungsscheiße drin (wenn man richtig druff ist und nix bekommt, wirds häßlich) und man hat noch nicht so viele dinge getan, die man nicht tun wollte...

ich weiß auch noch ganz genau, wie ich so ca. 2006/2007 im alten DF (das forum) immer mal in dem extra-bereich für substituierte gelesen habe.. da dachte ich allen ernstes, dass methadon etc. nur für hardcore-junkies sei und dass jemand, der in substi sei, n totaler assi sein müsse (schließlich kannte ich ja auch die warteszenen vor der örtlichen substipraxis und die leute, die dort lungerten).

ein paar jahre später liege ich auf meinem bett und stopf mir erstmal 4 tabletten methaddict 40 mg ins maul... also 160 mg methadon... davon wär ich früher gestorben..


mir war damals leider nicht wirklich klar, auf was ich mich da einlasse.. klar, jeder schreibt in solchen foren, dass man aufpassen solle oder dass es jeden treffe usw.. aber mal ganz ehrlich: glauben wir nicht alle doch irgendwie, dass ausgerechnet wir schon nicht süchtig werden..?
und wenn schon: dann ist man halt von tilidin oder tramadol abhängig.. dann machste 1 woche entzug und schon ist alles wieder auf null gestellt... dachten wir nicht früher auch so?

was wir nicht bedenken bei sowas: sucht ist nichts statisches. sucht verändert dich und du veränderst dein suchtverhalten... wenn man von 600 mg tramadol nix mehr merkt und dann mal härtere opioide probiert (obwohl man das eigentlich ja nicht zum dauerkonsum wollte) und dann spürt, wie toll die wirken... dann ist die nächste stufe erreicht...


und bei 9 von 10 konsumenten läuft es halt so ab:

- erst beginnt man mit niederpotenten opioiden...
- nach ca. 1-2 jahren (manchmal früher oder später) steigt man dann um. entweder auf schore oder(/und) auf hochpotente pharma-opiate wie fentanyl. hydromorphon, methadon usw...
- da die beschaffung immer stressiger wird (geld und quellen werden immer weniger), geht man in substitution...

irgendwann schaut man auf die uhr und denkt: "OH FUCK, WO SIND DIE LETZTEN 5-10 JAHRE HIN? UND WO IST MEIN LEBEN VON DAMALS?!"

und weil man spürt, dass cleanwerden nicht so easy ist, und außerdem ne menge probleme damit erwachen würden, bleibt man vorsichtshalber erstmal in substi... und körperlich ist man durch die harten opiate inzwischen richtig brutal süchtig...schlimmer, als man je dachte...
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Seine Merkwürden
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Anmeldungsdatum: 13.01.2014
Beiträge: 1028

BeitragVerfasst am: 3. Aug 2014 12:01    Titel: Antworten mit Zitat

SAUBERMANN hat Folgendes geschrieben:
- erst beginnt man mit niederpotenten opioiden...
- nach ca. 1-2 jahren (manchmal früher oder später) steigt man dann um. entweder auf schore oder(/und) auf hochpotente pharma-opiate wie fentanyl. hydromorphon, methadon usw...
- da die beschaffung immer stressiger wird (geld und quellen werden immer weniger), geht man in substitution...


ja, bei mir gings ja jetzt sogar schon etwas schneller in die Richtung. Von den niederpotenten Sachen hat mir vor allem Codein besonders gefallen und das bekommt man ja nicht mal so in unbegrenzter Menge, sondern muss geringe Mengen bestellen, warten usw. RCs sind mir eigentlich zu unsicher aus verschiedenen Gründen und Tramal macht mir zwar eine gute Laune und benebelt mich etwas, aber mir fehlt irgendwie zu einem großen Teil das "Opiatfeeling". Also gerade das entspannte Herumliegen usw. Also bin ich jetzt nach ein paar Monaten, richtig intensiv etwa 2, auf H gekommen... Zuerst war ich noch "enttäuscht", also wirklich in Anführungszeichen, es hat mir schon sehr sehr gut gefallen, aber kaum besser als Codein. Die letzten Male war es dann aber wirklich unglaublich gut... Und ich weiß ja wirklich, dass die Kosten dann irgendwann ins Unbezahlbare steigen würden und dass ich wohl kaum noch irgendwie "normal" leben könnte, wenn sich am Ende alles nur noch um den Stoff drehen würde. Also, um es kurz zu machen, ich bin auch jetzt schon nach so kurzer Zeit ziemlich durch Wind wegen des Ganzen...
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Leviathan
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Anmeldungsdatum: 30.03.2013
Beiträge: 983

BeitragVerfasst am: 3. Aug 2014 14:07    Titel: Antworten mit Zitat

Hi Saubermann,

Du reflektierst. Das ist gut.

Ich finde mich in dem, was Du schreibst, wieder. Das Subutex hat mich davor bewahrt, Unfug zu machen. Suizid. Die Kehrseite der Medaille: durch den Dauerkonsum hoher Dosen spüre ich nichts mehr, Null Rauschwirkung, bin trotzdem depressiv, chronisch unzufrieden, krieg meine Arsch nicht mehr hoch, wie es früher, vor dem Konsum, war. Da hatte ich soziale Kontakte, trieb Sport etc. etc.

Opioide dämpfen negative Empfindungen. Positive aber leider ebenso. Das ist die Krux.

Ich frage mich, ob es mir ohne Droge besser ginge. Wahrscheinlich: Ja.

Habe versucht, abzudosieren. Von 8 bis auf 5 mg ging es ganz gut. Ab 4 mg habe ich geschmissen und bin wieder auf 8 und schnell mal auf 14 a 16 Subu/Tag. Der Königsweg war das nicht.

Aktuelle beschäftigte ich mich mit der Vorstellung, mal Shore zu nehmen, um überhaupt mal wieder was zu verspüren.

Besser wäre es wohl, erneut einen Absetzversuch zu unternehmen.

Eigentlich habe ich nur einen Wunsch: wieder das Leben zu spüren, glücklich sein, Freude fühlen. Den Weg dorthin finde ich nicht. Die Droge, das Subu, hält mich gerade so am Leben. Es ist kein lebenswertes Leben. Ach Mist, fühle mich einfach nur Shice.

LG, Leviathan
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SAUBERMANN
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Anmeldungsdatum: 27.03.2012
Beiträge: 1356

BeitragVerfasst am: 3. Aug 2014 21:22    Titel: Antworten mit Zitat

Seine Merkwürden hat Folgendes geschrieben:

ja, bei mir gings ja jetzt sogar schon etwas schneller in die Richtung.
...
Also bin ich jetzt nach ein paar Monaten, richtig intensiv etwa 2, auf H gekommen...


oh je, das ist in der tat n gutes tempo... ballerst du denn? oder ziehst bzw. raucht du das H ?!

von diesen RC's hab ich überhaupt keine ahnung, allerdings wüßte ich jetzt auch nicht direkt, wo da jetzt die überragenden vorteile dieser stoffe liegen..? ok, ich hab mal gehört, dass die zt. nicht nachweisbar sind und auch nicht unbedingt illegal, aber naja... für mich ist das irgendwie nix. ich bin eher so der typ, der gern weiß, was er nimmt...

codein und DHC in deutschland zu bekommen, ist sehr schwer, sofern man es in großen mengen braucht. damit wird kaum noch substituiert. und die DHC-tabletten von mundipharma sind viel zu teuer...
in der schweiz und frankreich war es zumindest bis vor n paar jahren recht easy, an DHC bzw. codein zu kommen.. in der schweiz ist DHC ja rezeptfrei (oder hat sich das inzw geändert?) und war in fast jeder apotheke erhältlich - allerdings wohl mit abgabemengenbegrenzug...

das codein, das ich mir in frankreich damals legal in der apotheke geholt habe ("NEO CODION") war allerdings viel zu niedrig dosiert. man mußte also blisterweise tabletten nehmen, um ne vernünftige rauschdosis zu erhalten (selbst bei geringer toleranz brauchte man einige tabletten) und das war sehr heikel wegen der ganzen anderen inhaltsstoffe in dem zeug...


naja, bei mir wars so, dass ich mir die opiate zu anfang vom arzt holte. aber ich bin dann recht schnell zum schwarzmarkt gekommen, weil kein arzt einem körperlich gesunden mittzwanziger dauerhaft große mengen opioide verordnet... auf der offenen szene kommt man kaum an codein, dhc, tilidin oder tramadol... (in berlin kam man wohl ne zeitlang gut an tilidin, aber wer nicht da wohnt, der hat keine chance, in seiner heimischen szene sowas zu finden).

aber wie das so ist: im WWW trifft man auf gleichgesinnte und wenn menschen kooperieren und sich gegenseitig vertrauen und helfen, dann kann man sehr viele probleme lösen...

mit der zeit wurde mein verbrauch an tramadol aber zu hoch und ich mußte mir etwas einfallen lassen. so kam ich im grunde ungeplant an buprenorphin und methadon. das waren starke opioide, die -zumindest bei meinem anfänglich recht niedrigen verbrauch- relativ günstig waren und die vor allem sehr gut zugänglich waren. zu beginn haben mir 20mg metha vollkommen gereicht und der preis für 1 ml methadon lag bei ca. 0,80 euro (1 tbl methaddict = 5 euro auf der szene).

mein plan sah ja damals nicht vor, dass ich noch jahrelang auf dem zeug kleben bleibe... deshalb bin ich auch erstmal nicht in substi.. naja... so ist das halt..

heute bin ich mir ziemlich sicher: an diesem punkt wurde eine weiche gestellt für mich.. denn wenn man erstmal auf hochpotente opioide umsteigt, dann werden aus vielleicht 1-2 netten jahren auf opiaten mal ganz schnell 7,8,9 oder 10 jahre... manchmal sogar noch mehr...


und wie @Leviathan es ja auch so schön beschreibt: opiate töten halt auch die positiven emotionen. genau so ist es auch. ich fühle mich jetzt zwar insgesamt "ganz gut". und ich freue mich auch über dies und jenes... aber mir ist kürzlich mal aufgefallen, dass ich seit jahren nicht mehr verliebt war... erst als ich kontakt zu ner arbeitskollegin hatte, merkte ich das erste mal seit jahren wieder so ein kribbeln.. allerdings ging das auch recht schnell wieder vorbei, weil klar war, dass da gar nix gehen wird mit uns...
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SAUBERMANN
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Anmeldungsdatum: 27.03.2012
Beiträge: 1356

BeitragVerfasst am: 3. Aug 2014 22:02    Titel: Antworten mit Zitat

Leviathan hat Folgendes geschrieben:
Das Subutex hat mich davor bewahrt, Unfug zu machen. Suizid. Die Kehrseite der Medaille: durch den Dauerkonsum hoher Dosen spüre ich nichts mehr, Null Rauschwirkung, bin trotzdem depressiv, chronisch unzufrieden, krieg meine Arsch nicht mehr hoch, wie es früher, vor dem Konsum, war. Da hatte ich soziale Kontakte, trieb Sport etc. etc.


hey leviathan,

ich wollte darauf nochmal gesondert eingehen... ja, das problem mit dem "arsch bewegen" kenne ich nur zu gut..

jeder von uns, der die kombination OPIATE * SUCHT * DEPRESSIONEN kennt, der weiß, was ein "phlegma" ist... und das potenziert sich in seiner stärke extrem..

es geht ganz schnell und man findet sich in der arbeitslosigkeit wieder. man bekommt nix mehr gebacken. man ist brutal unzufrieden und man hasst sein leben sogar, aber leider fehlt einem absolut die kraft, die notwendig wäre, um aufzustehen...

immer, wenn mir bekannte mal einten tipp geben wollten, wie ich mein leben ändern könnte, bin ich ausgeflippt.. "DIE HABEN DOCH GAR KEINE AHNUNG DAVON!", schimpfte ich... und so ist es ja auch: niemand, der sowas nicht selbst erlebt hat, kann das verstehen...

ich habe mich zb. wochenlang nicht geduscht. dabei ist das im grunde völlig verrückt! denn ich habe mich sonst meist 2x täglich geduscht und hatte immer einen reinlichkeitstick... und plötzlich ertappt man sich nach 3 tagen ohne duschen dabei, wie man denkt: "OH, LANGSAM WIRDS ABER ZEIT!"... und dann verschiebt man es doch wieder.. erst um 1 tag, dann um 1 woche usw... zum schluß ekelt man sich vor sich selbst...

aber das ist ja eh egal.. man hasst sich ja ohnehin.. also ließ ich mich gleich völlig gehen.. ich bin extrem fett geworden.. ich hasse meinen körper. billigstes weißbrot ungetoastet mit 1 scheibe scheiblettenkäse.. dazu feinste cola von "gut und günstig" 1,5 liter für 0,39 euro zzgl. 0,25 euro pfand... und dazu in 3 minuten 1 tüte gummibären auf ex... dazu noch lecker methaddict-tabletten und fertig war ich...

monatelang öffnete ich meine post nicht. irgendwann bekam ich kein geld mehr vom sozialamt.. aber meint ihr, ich hätte mich bewegt? ich konnte nicht mehr.. ich war unglaublich fertig.. mir war im grunde alles egal..

erst als mir der strom abgedreht wurde, habe ich was unternommen.. ich habe die post von 7 monaten geöffnet.. als erstes die roten zettel gesehen: HAFTBEFEHLE! dann die ganzen gelben briefe: strafverfahren, fristlose wohnungskündigung, vollstreckungsbescheide usw... n unscheinbarer zettel, dass mein strom abgeschaltet wurde..

so dumm das jetzt klingen mag: seit diesem tag gehe ich meinen problemen nicht mehr aus dem weg. ich stelle mich dem dreck sofort und will klare verhältnisse.

mit meinem leben ging es seitdem wieder bergauf.. auch meine depressionen sind nicht mehr so offensichtlich vorhanden.. aber ich ahne es schon: sie schlummern latent in mir und wenn ich das methadon absetzen würde, dann kämen bestimmte dinge hoch...

wie ich schon schrieb: ich mache mir auch jetzt schon gedanken, wie ich beruflich, finanziell, aber auch privat wieder etwas vorankommen kann...

ginge es mir ohne metha besser? ich glaube: NEIN! jedenfalls zunächst nicht. aber ich bin von etwas anderem überzeugt: wenn man seinen dauerkonsum beendet, kommen vermutlich erstmal sehr viele probleme hoch.. und man fühlt sich überfordert.. aber andererseits denke ich, dass meine LEBENSGESCHWINDIGKEIT massiv steigen würde.. ich würde vielleicht immer noch viel grübeln (dazu neige ich leider sehr).. aber ich denke nicht, dass ich für gewisse dinge so lange brauchen würde wie jetzt...

mit opiaten ist es so wahnsinnig leicht, zu versacken.. man chillt vorm PC.. man hängt zu hause ab.. ich bin ja nichtmal so richtig unzufrieden.. aber irgendwie doch.. ach, keine ahnung..

nehmen wir mal an (NUR ALS BEISPIEL), mein traumjob wäre arzt. ich habe BWL studiert, habe aber immer nur mistjobs seit 5-6 jahren gehabt und war oft arbeitslos.. jetzt bin ich 35 jahre alt, habe meinen letzten mistjob jetzt gerade verloren und frage mich: "UND WIE GEHTS JETZT WEITER, SAUBERMANN?!"

mit methadon lässt man sich vielleicht einfach weiter treiben und denkt sich, dass man ohnehin zu alt sei, um jetzt nochmal medizin zu studieren... also sucht man sich den nächsten mistjob, der befristet ist, mies bezahlt wird und zudem auch keinen spass macht..

ok, ganz ehrlich: diese gedanken macht man sich auch ohne suchtproblem. solche zweifel sind ja auch angebracht... aber es gibt sicher auch den typ mensch, der dann entweder sagt:

1.
"OK, ICH BIN ZU ALT DAFÜR. LASS DAS GRÜBELN SEIN UND KONZENTRIERE DICH AUF DIE GEGENWART UND AUF REALISTISCHE ZIELE!"

...oder...

2.
"ICH SCHREIBE MICH MORGEN AN DER UNI FÜR MEDIZIN EIN. DANN BIN ICH MIT ANFANG 40 ARZT UND MUSS NOCH MINDESTENS 25 JAHRE ALS ARZT ARBEITEN!"

und es gibt noch die variante des opiatkonsumenten:
3.
"DA MACHE ICH MIR KOMMENDE WOCHE GEDANKEN DRÜBER! JETZT IST SONNTAG ABEND UND ICH NEHM JETZT ERSTMAL WAS ZUM ENTSPANNEN! DAS FÜGT SICH SCHON ALLES VON SELBST! NUN ZERMARTER DIR NICHT DAS HIRN, DU GRÜBELST EH ZU VIEL. UM ARZT ZU WERDEN, IST ES NIE ZU SPÄT. ABER WENN DU ES NICHT MEHR WIRST, IST DAS AUCH KEIN DRAMA. IMMERHIN BIST DU JA SCHON BWL'ER UND VIELLEICHT FINDEST DU DAMIT JA IRGENDWANN AUCH NOCH N GUTEN JOB! DAS ERGIBT SICH SCHON NOCH..."


auch wenn das jetzt vielleicht n bißchen salopp oder witzig klingen mag, so ist das ein ernstes problem, das sicherlich nicht nur mich betrifft...

also daher mal ne frage: meint ihr, man könne solche wichtigen entscheidungen auch auf opiaten treffen oder muß man wirklich clean sein, um sowas wichtiges entscheiden zu können?
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Leviathan
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Anmeldungsdatum: 30.03.2013
Beiträge: 983

BeitragVerfasst am: 3. Aug 2014 22:14    Titel: Antworten mit Zitat

@ Saubermann

Ich wünsche Dir von Herzen, dass es mit einer Partnerschaft wieder klappen wird. Es ist möglich, dass ein Partner auf Opiaten klebt, der andere nicht. Ich habe das Glück, eine solche Partnerin an meiner Seite zu wissen. Das ist wahrhaft großes Glück.

Dass ich mal in Substi gehen würde, wegen der finanziellen Probleme bei der Beschaffung, das war so nicht geplant. Bei mir war es ähnlich, wie bei Dir. Anfangs reichte eine 0,4 Temgesig pro Tag, später hat eine Achter Subutex eine Woche gehalten. Heute könnte ich drei davon am Tag verputzen. Vom Substiarzt bekomme ich 8 mg/Tag. Damit komme ich hin, weniger sollte es aber nicht sein.

Ich bin mir sicher, dass ich von den hochpotenten Substanzen nicht mehr runterkommen werde. Mit den Nachteilen muss unsereins sich arrangieren, so schwer das oftmals sein mag.

Ach ja: mein Einstig war Tilidin. Von dort ging es dann auf Buprenorphin.

LG, Leviathan
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mattfällt
Silber-User
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Anmeldungsdatum: 19.05.2013
Beiträge: 237

BeitragVerfasst am: 3. Aug 2014 22:44    Titel: Antworten mit Zitat

Ja. Die Jahre verstreichen. Und auch der Sommer ist bald schon wieder vorbei..in wenigen Wochen. Dann wird es wieder kalt und aufhören noch ekelhafter

Wie die zeit vergeht - und das immer schneller- ist eine der Sachen, die mich am meisten belasten. Das das leben vorbeizieht, das eine kleine leben das man nur hat. Und nicht nach all dem Potential lebt, oder leben kann, das man eigentlich hat.

Ok. Es besteht keine Vergleichsmöglichkeit. Wie sich das leben ohne opiate anfühlen, wie es verlaufen würde. Auch nicht-konsumierende Leute klagen darüber wie die zeit verfliegt.

Aber ich weiß zweifellos wie wenig ich mache und schaffe weil ich nur mit diesem Dreck beschäftigt bin..bzw.damit, von dem Dreck wegkommen zu wollen. Seit eineinhalb Jahren, seit dem schweren Rückfall.

Von jahrelang pola, 12ml, langsam runterdosiert, über Monate. Bis ich auf 0,8ML plötzlich nicht mehr konnte. Dachte mit h abkürzen zu können. Was ich jahrelang nicht mehr genommen hatte. Diverse Entgiftungen folgten nochmal innerhalb dieser relativ kurzen zeit und nun schon seit fast einem Jahr im diamorphin Programm. Auch mittlerweile auf einer mini Dosis..innerhalb der letzten 4 wochen sogar zwei mal fast geschafft runterzukommem..aber auch die ersten Tage mit diesem pola oder subu Dreck. Dann hat sich der Entzug wieder so hingezogen bzw wurde erst am 5./6 Tag ohne alles erst richtig schlimm.

Bin natürlich in den letzten Wochen kaum leistungsfähig..kann keine Jobs annehmen. Und den Sommer nicht wirklich genießen, nutzen. Wie auch schon den letzten nicht.
Immerhin hab ich endlich eine Hausarbeit beendet..aber auch Uni mäßig viel zu wenig gemacht letztes Jahr.

Seit Jahren keine Beziehung mehr.
Habe zum glück nur cleane Freunde die bestimmt auch mal keine Lust mehr auf das elend haben. Habe angst wieder immer mehr zu verlieren.

Mit pola war ich leistungsfähig. Hab vieles geschafft. Aber nach nur drei Jahren h dann das dreifache an zeit pola genommen...9Jahre fast... Meine wichtigen “20er Jahre“. Mit nichts vergeht die zeit schneller und zieht nur so vorbei wie mit metha/pola. Und WIE betäubt man eigentlich ist das kriegt man gar nicht mehr mit. Das merkt man irgendwann beim runtergehen..so ab bzw unter 3ml.

Also ja. Die Jahre vergehen, verfliegen. Ich kann nicht glauben das ich 18Jahre opiate nehme- und niemand würde mir das übrigens ansehen. ich sehe ca 10 Jahre jünger aus; recht gut, gepflegt.

Naja. Jedenfalls. Genauso schnell wie mit metha, vergeht die zeit beim vergeblichen versuch aufzuhören. Aber ich schaffe das! Ich muss. Es soll nicht alles umsonst gewesen sein.
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Seine Merkwürden
Platin-User
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Anmeldungsdatum: 13.01.2014
Beiträge: 1028

BeitragVerfasst am: 4. Aug 2014 16:57    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo Saubermann,

nein, ich ziehe das H. Rauchen habe ich mal versucht, aber es nicht so richtig hinbekommen und dann nicht mehr versucht. Ich glaube, ich hätte zu viel verschwendet. Mir reicht die Wirkung so auch wirklich. Einen Kick brauche ich auch nicht wirklich, mir gefällt auch der langanhaltende Opiatrausch so gut.

Aber, wie gesagt, es fängt bei mir jetzt schon an, dass ich die Sache immer kritischer seher. Schon nach den etwa zwei Monaten auf Tramal, Codein usw. war ich dann nüchtern schon ziemlich fertig und jetzt in den letzten Tagen auf H kommt es mir irgendwie ständig so vor, dass ich mich halt entweder richtig gut fühle, wenn ich was habe, und ansonsten bin ich nur noch depressiv und denke daran, mir wieder was zu holen. Ich bin wirklich völlig durch den Wind in der letzten Zeit. Und so viel Geld habe ich halt auch nicht, es ist mir schon klar, dass das wohl nicht mehr allzu lange dauern würde, bis ich da in Not geraten würden. Außerdem hat es mich erschreckt, wie viel ich schon brauche vom H, um gut dicht zu sein. Zuerst habe ich zur Sicherheit mal ganz wenig genommen, das hat kaum gewirkt, und eigentlich brauche ich schon so eine 10er Packung, um einen richtig schönen Abend zu haben.

Wobei ich mich mit etwas weniger auch gut fühle. Du hattest doch mal geschrieben, dass du Opiate auch zur Motivation genommen hast, oder? Das habe ich da jetzt teilweise auch erlebt, also dass ich einfach gut gelaunt bin, gesprächiger usw. Also nicht träge. Aber richtig produktiv macht es mich eigentlich nie. Ich will dann halt schon meist nur Dinge tun, die mir halt gerade Spaß machen. Und ja, ich schreibe jetzt schon wieder, wie toll sich das anfühlt... Eigentlich will ich aber wirklich nicht auf dem Weg weitergehen. Das kann einfach kein gutes Ende nehmen, das ist mir klar. Jetzt habe ich gerade wieder was genommen und fühle mich wunderbar. Wenn es dann aber aufgebraucht sein wird, werde ich dann ganz sicher wieder nur daran denken... Mit dem Alk habe ich das seinerzeit definitiv nicht in dem Ausmaß gespürt und das erschreckt mich. Ich hoffe wirklich, dass ich jetzt noch in der Lage bin, die Sache eigenständig und bald zu beenden und am Ende nicht in die Situation zu kommen, die du beschrieben hast. Also dass "die Jahre nur so an einem vorbeiziehen"...
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Sabiote555
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Anmeldungsdatum: 14.08.2011
Beiträge: 1568

BeitragVerfasst am: 4. Aug 2014 17:09    Titel: Lebe mit dem Zeug... Antworten mit Zitat

Hallo ihr lieben,
Saubermann, wir hatten auch schon mal Ähnlichkeiten festgestellt...

Bei mir war es ähnlich @ mattfällt: Abdosieren, über Monate , von 12 ml auf 0,5 ml herunter. Dann ein Stopp, dann 0,4 dann Rückfall mit H und Kontrollverlust über ca 4 Wochen. Dann zurück in die Substi. Auf Subutex, dann Stabilisierung, dann wieder Rückfall, dann auf Pola zurück. Hochdosiert auf über 12ml...
Und die Jahre vergingen...
Jedes mal die Gedanken: "Das ist deine letzte Chance! Du hist schon 29, 33, 36 Jahre alt..."
Jedes mal war ich Jahrelang stabil um dann wieder mit Opiaten zuzuschlagen. Dann der Wunsch" Ich will mal was merken" und noch höher dosieren...

Bis ich irgendwann kapiert habe das ich mit meiner Sucht leben muss. Nicht "danach" etwas tun. JETZT!

Das clean werden ist verschenkte Zeit wenn nebenbei das Leben auf Eis gelegt wird.

Ihr müsst JETZT euer Studium beenden! Oder eine Ausbildung anfangen.
JETZT eine Beziehung eingehen. JETZT Kinder bekommen! JETZT die Sinne benutzen!

Gebt euch Zeit zum Leben und Zeit zum Opiate nehmen. Gebt aber dem Leben dem Vorzug. Das heisst wenn eure Frau schwimmen gehen möchte dann geht mit. Danach könnt ihr törnen, nach dem schwimmen. Nicht nur törnen und nicht schwimmen. Dann ist Sucht der Zeitfresser...

Partnerschaft mit einem Nicht User geht. Bei mir geht es. Mein Partner ist da tolerant und will mich nicht zwanghaft clean machen.
Er sieht das ich trotzdem lese, schwimme, Arbeite, Freunde besuche ect..

Nur so kann ich mit meiner Sucht leben. Ich räume ihr Platz ein, aber nicht zu viel.
Andere finden mein Leben eine Illusion. Zum Beispiel Arschbombe. Er denkt dass ich nicht richtig lebe. Fühlt sich fuer mich aber richtig an.
Klar waere ich ohne Pola motivierter, aktiver, hätte mehr Elan.
Aber es ist wie es ist ..
Und ins tiefste Afrika auswandern mag ich nicht.

Solange ihr den Suchtstoff bezahlen könnt und ihn in euer Leben integrieren könnt, solange bleibt die Sucht. Es sei denn ihr macht eine lange lange Langzeittherapie...die euch auch fuer ein Jahr aus euerm Leben reisst...

lg Caro
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mattfällt
Silber-User
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Anmeldungsdatum: 19.05.2013
Beiträge: 237

BeitragVerfasst am: 4. Aug 2014 20:28    Titel: Antworten mit Zitat

hey caro, ich weiß genau was du meinst..und du hast ja auch recht. Ich kann nur einfach nicht mehr akzeptieren erneut ins Programm zu gehen ..also mit pola (und subutex klappt bei mir gar nicht...hatte diese Erfahrung eigentlich schon 2008 gemacht).
Jetzt, weil das leben im Dam Programm ja nun auch wirklich keines ist, zumindest für mich, hatte ich es ab März/April diesen Jahres nochmal mit subutex probiert und nach der Ravensburger Methode eingeschlichen. Das Einschleichen hat super funktioniert..aber mit subutex stellt sich bei mir noch nicht mal ein normales, geschweige denn angenehmes Körpergefühl ein. Immer klamm, schwitzig..und als käme ich direkt aus der Entgiftung. Und das in dem Bewusstsein, so ein starkes Medikament zu nehmen, mit langer Hwz, sehr langen Entzugserscheinungen..


Es bliebe nur pola. Und darauf müsste ich mich innerlich einlassen können, wie du schon so richtig sagst. Um dann auch wieder mein Leben zu leben.

Würde ich allerdings wieder pola nehmen müsste ich mich wohl tatsächlich auf ein Leben lang mit dem Zeug einstellen. Ich würde den Entzug davon wohl nicht mehr schaffen, echt. Diese monatelange Quälerei. Mir fallen ja jetzt schon einige Tage so schwer. Die Entzüge werden immer schlimmer und ich und mein Körper nicht jünger.

Und ja, es ist das selbe wie du es beschreibst. Ich bin nun 36..jetzt wieder pola hieße für mich dann wohl lebenslang drauf. Abhängig von irgendwelchen Ärzten. All die Probleme die das mit sich bringt.

Es ist alles scheisse grad. Ich kann mich auf diese schwere Abhängigkeit grad einfach nicht wieder einlassen. Und trotzdem ist es natürlich auch unglaublich quälend wie sehr die Droge, die Abhängigkeit, halt auch durch die Bedingungen der Dam- Vergabepraxis, wieder so sehr Einzug in mein Leben gehalten halt und so natürlich auch alles oder sehr viel bestimmt. Es ist ja vom Zeitaufwand fast wie Beschaffung, nur das man kein Geld benötigt.

Tja. Jedenfalls rein körperlich käme ich grad so einfach weg wie nie. Seit langer zeit kein Substitut...wenn dann immer nur für einen kurzen Zeitraum.

Ist vielleicht utopisch und ganz offensichtlich haut es ja auch nicht so ganz hin. Aber naja..einen dritten Anlauf gebe ich mir nochmal. Ich weiß für mich persönlich grad keine andere Alternative...
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