Take Home weg wegen Studienabschluss

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Praxx
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Anmeldungsdatum: 25.07.2014
Beiträge: 3203

BeitragVerfasst am: 12. Aug 2014 00:45    Titel: Antworten mit Zitat

Tja Saubermann,
man kann sowas auf zwei Arten sehen:
1) Jeder User, der auf der Szene sauberes Substitut kauft, kauft kein dreckiges Straßenheroin und lernt die Wirkung von Substitutionsmitteln kennen. es gibt einen positiven Effekt auf die Gesamtszene
2) Substitution unterhält einen vermeidbaren Schwarzmarkt, der durch strikte Überwachung und restriktive Vergaberegeln ausgetrocknet werden muss

Leider ist Nummer 2 die gängige Version in den Entscheidungsgremien...

LG

Praxx
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Leviathan
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Anmeldungsdatum: 30.03.2013
Beiträge: 983

BeitragVerfasst am: 12. Aug 2014 13:15    Titel: Antworten mit Zitat

SAUBERMANN hat Folgendes geschrieben:


ich finde es absolut sinnlos, dumm, kontraproduktiv und grundlos disziplinierend/bestrafend, dass jemandem das take home gestrichen wird, nur weil er nicht mehr studiert! und was macht man als mutter? da hat man auch keinen arbeitsvertrag.. ode wenn man sich um angehörige kümmert?



Ganz meine Meinung. Das ist schlicht und einfach diskriminierend. Ich befürchte, solange sogenannte "Christliche" Parteien für die Gesetzgebung zuständig sind, wird sich diesbezüglich nichts ändern.
Vielleicht kommt eine Zeit, in der Substanzmittelmissbrauch gesellschaftlich/politisch betrachtet nicht mehr so verteufelt wird, wie es derzeit der Fall ist. Ich vermute hingegen, dass unserereins diese Zeit nicht mehr erleben wird.
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Praxx
Foren-Guru
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Anmeldungsdatum: 25.07.2014
Beiträge: 3203

BeitragVerfasst am: 12. Aug 2014 14:07    Titel: @Saubermann & Leviathan Antworten mit Zitat

Ich habe selbst regelmäßig Ärger mit meiner "Qualitätssicherungskommission", weil 40% meiner Klienten Take-home bekommen. Gut, die arbeiten, studieren, stecken in Maßnahmen der Agentur, haben Kleinkinder zuhause... Muss mir trotzdem anhören: T.h. ist nur ausnahmsweise überhaupt zulässig und soll auf keinen Fall zur Regel werden etc.
Zugegeben: Auch bei mir endet t.h., wenn der Anlass dafür wegfällt. Der Grund dafür ist ganz schnöde das liebe Geld: Da t.h. bei fast gleichem organisatorischen Aufwand (Btm-Dokumentation, Rezepte schreiben, Doku überwachen etc) nur einen Bruchteil des Erlöses bringt, bedeutet ein Takehomer gegenüber einem durchgehend substituierten Patienten einen Umsatzverlust!
Eine durchlaufende Substi bringt ca 190 € im Monat, ein Take-home 16 -50 €, also einen Verlust von 140-174 €!
Warum sollte ich auf das Geld verzichten, nur damit es der Klient bequemer hat? Ich muss schließlich von dem Erlös mein Personal bezahlen und an 7 Tagen in der Woche selber präsent sein. Und nach einer alten Faustregel (und eigener Erfahrung!) verliert eine Praxis für jeden Substi 5 "normale" Patienten!

LG

Praxx
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mattfällt
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Anmeldungsdatum: 19.05.2013
Beiträge: 237

BeitragVerfasst am: 12. Aug 2014 15:08    Titel: Antworten mit Zitat

Ja..genau. "Bequemer".

Nur eine sache der bequemlichkeit, wenn man sich nach einigen jahren stabiler substitution, studium und der nun folgenden jobsuche nicht wieder der massiven einschränkung eines täglichen(!) arztbesuches und allen damit verbundenen konsequenzen aussetzen möchte.

Und wenn ein substi arzt lieber wieder mtl.170€ einstreichen möchte (ohne die es vorher ja auch ging) anstatt die weitere reintegration (und somit das wohl) des patienten zu fördern, ist das von seiten des arztes für mich ein wesentlich höheres maß an egoismus und ,ja, letzten endes bequemlichkeit, als man in dieser situation dem patienten unterstellen könnte. Der "aufwand" soll sich für den arzt ja lohnen...

So ein arzt sollte dann vielleicht lieber wieder seine so geschätzten 5 "normalen" patienten behandeln und ganz auf die substitution verzichten
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SAUBERMANN
Platin-User
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Anmeldungsdatum: 27.03.2012
Beiträge: 1356

BeitragVerfasst am: 12. Aug 2014 15:16    Titel: Antworten mit Zitat

hallo practicus,

deine ehrlichkeit ist angenehm. natürlich ist die ganze definition der "SUCHT ALS KRANKHEIT" von großem nutzen für die ärzteschaft und das therapiewesen. so hat man plötzlich eine große klientel gewonnen.

bei einem gewissen anteil mag das ja auch durchaus angebracht sein, dass diese leute in intensivere medizinische betreuung eingebunden werden.

bei anderen sehe ich diese notwendigkeit nicht.

und den patienten take home zu streichen, weil der anlass wegfällt, ist dem prinzip nach ja ok. was ich nicht verstehe ist deine formulierung "NUR DAMIT ES DER PATIENT BEQUEMER HAT"... das ist m.e. der völlig falsche ansatz. ich sag dir mal was: ICH leide unter meiner sucht größtenteils. und ja: es gibt auch die momente, wo ich das opiat geniesse.


aber die mediziner, politiker usw. sollten sich doch bitte mal entscheiden: ENTWEDER die sucht ist für euch eine echte "KRANKHEIT", an der ihr geld verdient (ich weiß, ch weiß.. 99% der ärzte nagen am hungertuch.. das erzählt mir mein arzt auch, aber bei dem lifestyle auch kein wunder: pferde, restaurierter bauernhof, teures auto, kids die studieren etc.).

wenn man die süchtigen ANDAUERND bevormundet, diszipliniert usw. und dann noch so tut, als sei take home so, als ob dem dreckigen junkie die gebratenen tauben direkt ins maul fliegen ("take home'ler habens bequem"), dann passt das für mich nicht damit zusammen... das ist einfach inkonsequent irgendwo.

ICH WOLLTE NIE IN SUBSTI! aber ich bin nach ajhrelanger selbstversorgung via schwarzmarkt letztendlich doch gegangen, weil der druck zu groß war. der hauptgrund war für mich nicht die kohle, sondern der umstand, dass es immer schwerer wurde, sich die geeignete menge an sauberem methadon zu holen. ich bin 1-2x die woche ca 300km gefahren, nur um an methadon zu kommen. und immer öfter kamen die bullen dazwischen. man wird kriminalisiert und der schwarzmarkt wird tatsächlich durch restriktive vergabe ausgetrocknet.

dadurch lande ich also in der substi. ich wohne ziemlich weit von der substipraxis entfernt. die zeit, in der ich täglich zur vergabe musste, war purer stress.. UNNÖTIGER STRESS!

wenn ich -wie z zt- keinen job habe, darf ich damit rechnen, aus dem take home zu fliegen...

ich finde das nicht wirklich ANGEMESSEN. und ich kann auch nicht nur deshalb tgl. zum arzt rennen, damit er mich besser abrechnen kann. das kann ja nicht aufgabe der süchtigen sein. das ist aufgabe des marburger bundes oder von wem auch immer... dann müsst ihr besser bezahlt werden für take home-leute...


die seite der ärzte kann ich zum teil auch verstehen: die klientel ist zu 90% unehrlich, undankbar, höchst problematisch und hält sich ungern an therapievereinbarungen (ich meine damit nicht speziell "drogentherapievereinbarungen", sondern generell anweisungen u ratschläge vom arzt). ich finde die leute in der vergabe -ja, haut auf mich drauf!- zu 99% scheisse! kein bock drauf... und auch dass ein arzt -wenn er ehrlich abrechnet!- heutzutage nicht mehr unbedingt reich wird, weiß ich gut... und der verwaltungsaufwand allein für die BTM-vergabe ist der pure wahnsinn! insoweit kann ich auch die warte der ärzteschaft verstehen..

jetzt nochmal zu meiner warte: ich war auch ne zeit lang "spasskonsument", aber hauptsächlicher konsumgrund waren meine depressionen.. ich war seit dem jugendalter in konservativer therapie (versch. varianten u therapeuten etc.).. es half nix. dass mir letztlich auch eine opiatsucht nicht bei der lösung dieser probleme hilft, ist auch klar. aber ich habe mit methadon bestimmte zeiten überlebt, die wirklich schwerste krisen für mich waren..
jedenfalls habe ich mir diese scheiß-sucht nicht ausgesucht. insofern greifen schonmal sämtliche vorhaltungen nicht, die in die richtung gehen, der konsum wäre ja quasi "freiwillig". daher wundert es mich auch, wie man in dem kontext von "bequemlichkeit" sprechen kann, wenn ein süchtiger sein medikament mit nach hause kriegt. wenn das alles so geil und saubequem ist, frage ich mich, warum hier so viel leid geklagt wird..?

klar, viele der hier beschriebenen probleme sind vllt. luxussorgen. aber unser bezugsrahmen ist ja auch nicht der schützengraben im gaza-streifen, sondern ein "durchschnittliches leben in westeuropa resp. deutschland". und da finde ich es durchaus legitim, dass ein chronisch kranker sein medikament mitbekommt (sofern er damit keinen mist macht!).

@praxx:
was ich schade finde... es zeigt sich wieder einmal, dass der ehrliche der dumme ist! du sagst ja auch, dass du take home streichst, wenn der ursprüngliche grund dafür wegfällt (finde ich völlig ok vom grundsatz her!).
das führt leider aber auch dazu, dass es genug leute geben wird, die ihren arzt diesbzgl. anlügen (ich kenne 5 leute, die ihr take home erschlichen haben mit gefälschten arbeitsverträgen etc... ALLE diese leute haben ihr substitut zu ca. 80% verkauft).
kullerbunt redet offen mit ihrem arzt. und wenn eine patientin ihrem von ihrem studienabschluß erzählt, dann tut sie das vermutlich, um damit auch in etwa zu zeigen "SCHAU HER! ICH HABE TROTZ SUBSTI N STUDIUM GESCHAFFT!"... da erwarte ich, dass der arzt sich für mich freut. wenn ihr arzt jetzt sagt: "TOLL! ICH FREUE MICH FÜR SIE! ABER IHR TAKE HOME WIRD DESHALB GESTRICHEN!", dann hat das m.e. einen faden beigeschmack..
ich möchte nicht, dass mein substi-arzt eine art "gegenspieler" wird, den ich austricksen muß... mit meinem arzt möchte ich offen reden können. aber mir fällt das fast bei jedem substi-arzt auf: die patienten, die lügen, kommen deutlich besser weg... das st sehr schade. aber mit solchen regelungen provoziert man ja nur, dass gelogen und betrogen wird...


leider macht es für viele leute keinen sinn, in substitution zu gehen. wenn der schwarzmarkt besser versorgt wäre, wäre es wirklich für etliche konsumenten besser, wenn man sich auf eigene kosten sein substitut holt... und ich weiß, dass das verdammt viele so machen. WARUM? genau: weil die substitution einen so verdammt einschränkt...
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Kullerbunt
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Anmeldungsdatum: 08.05.2012
Beiträge: 778

BeitragVerfasst am: 12. Aug 2014 19:09    Titel: Antworten mit Zitat

SAUBERMANN hat Folgendes geschrieben:

kullerbunt redet offen mit ihrem arzt. und wenn eine patientin ihrem von ihrem studienabschluß erzählt, dann tut sie das vermutlich, um damit auch in etwa zu zeigen "SCHAU HER! ICH HABE TROTZ SUBSTI N STUDIUM GESCHAFFT!"... da erwarte ich, dass der arzt sich für mich freut. wenn ihr arzt jetzt sagt: "TOLL! ICH FREUE MICH FÜR SIE! ABER IHR TAKE HOME WIRD DESHALB GESTRICHEN!", dann hat das m.e. einen faden beigeschmack..


das war die Intension hinter der Info, dass ich mit dem Studium fertig bin. Btw habe ich meinem Arzt das nicht um die Ihren gehauen ala "Im Oktober bin ich keine Studentin mehr." sondern es hat sich ergeben, habe mit ihm mal darüber gesprochen, dass ich ein Thema für die BA suche (war im Zuge der Subutexumstellung) und dann hat er halt mal nachgefragt, wie es den aussieht. Sind dann eher beiläufig auf das Thema gekommen, dass ich ab Oktober keinen Nachweis mehr habe.

Finanziell dürfte es imo keinen großen Unterschied für meinen Doc machen. Die Sichtvergabe ist ja an die Apotheken delegiert. So oder so muss man (nur) einmal die Woche hin um das Rezept abzuholen.
Aber das die meisten Ärzte zu wenig verdienen, daran habe ich mich schon gewöhnt. Razz

Die Behauptung Substituierte wollen auf ihr TH nicht verzichten aus Bequemlichkeitsgründen ist schon Rolling Eyes Rolling Eyes
In Deutschland hat doch jeder (Kranke) das Recht, selbst zu entscheiden ob er arbeiten gehen möchte oder nicht (wenn es die gesundheitl. Verfassung zulässt, und das tut es bei den meisten Substis). Jetzt zu sagen, Substis die nicht arbeiten (wollen) sonst aber BK-frei sind, die müssen bestraft werden und ihr TH gestrichen kriegen, die haben doch eh den ganzen Tag Zeit, sollen doch wenigstens einmal am Tag ihren Arsch hochkriegen...wtf!
Substitutierte sind die einzigsten Kranken bei denen sich Ärzte und Politiker anmassen nicht nur die eigentliche Krankheit, die Opiatsucht, zu behandeln, sondern auch meinen moralisch und pädagogisch in alle Lebensbereiche des Kranken eingreifen zu müssen. Das fängt ja schon damit an das im Aufnahmegespräch die Schuldenhöhe oder der Kontostand, persönliche und soziale Beziehungen, Hobbies und Schulbildung abgefragt werden. Razz
Und endet damit, dass mich besser noch mal für ein Semester Afrikanistik einschreiben sollte, solange ich mich um eine Arbeitsstelle bewerbe...
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SAUBERMANN
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Anmeldungsdatum: 27.03.2012
Beiträge: 1356

BeitragVerfasst am: 12. Aug 2014 20:14    Titel: Antworten mit Zitat

@kullerbunt:
sehr guter beitrag!

alter schwede, da geht mir wirklich gerade wieder die hutschnur hoch.. wenn ich daran denke, dass ich alle paar wochen im sog "verlaufsgespräch" von der ca. 20 jährigen sprechstundenhilfe gefragt werde, ob ich ne beziehung führe, wie viel schulden ich habe und ob ich haustiere halte (wtf? als ob der arzt mir TH geben würde, wenn ich sage, dass mein hund betreut werden muß... also wozu diese info?).

opiatsüchtige sind eine patientengruppe, die nahezu komplett entrechtet ist. das beste ist aber immer wieder diese doppelmoral:
einerseits entzieht man uns jegliche selbstbestimmung, weil wir dafür angeblich zu krank wären. ein süchtiger ist ja nicht steuerungsfähig.
andererseits knüppelt man aber immer wieder auf uns ein, wenn wir zb. n rückfall haben... ach so, auf einmal können wir es also doch wieder steuern? da macht man dann gerne vorwürfe...

DAS stört mich massiv. das wird einfach hingedreht, wie es grad passt...

bei der vergabe -ich habe es ja schon oft geschrieben- werden die leute wirklich mit voller absicht schikaniert. ich kann es ja wirklich verstehen, wenn ärzte und med. personal keinen bock auf die "junkies" haben. aber MUSS man dann substituieren, wenn man diese leute derart hasst?
ich mag 90% dort auch nicht. aber als arzt kann man doch (wenigstens ein bißchen?!) differenzieren zwischen den patienten?

wenn ich daran denke, wie mich einmal der vertretungsarzt runtergeputzt hat, weil ich take home wollte und ihm einen dienstplan vorgelegt habe, , der offenbar nicht in sein weltbild passte: "WAS ERZÄHLEN SIE MIR HIER DENN? WER HAT DENN SOLCHE ARBEITSZEITEN?!"
dabei hatte ich ihm halt nur gesagt, dass ich zb. von donnerstag bis einschl. montag arbeite, dann von mittwoch bis sonntag usw... und in diesen zeiträumen möglichst TH benötige.. dazwischen käme ich selbstverständlich zur vergabe.. und das waren alles zeiträume von unter 7 tagen! als ich ihm dann noch den dienstplan auf meinem smartphone zeigen wollte, wars komplett vorbei... am ende gabs dann doch TH, weil ich böse geworden bin und ihm gesagt hab, dass ich auch jeden tag zur vergabe rennen werde, wenn er das möchte, aber er dürfe mich deshalb noch lange nicht als lügner hinstellen...


naja, es ist halt leider so: man wird in substi behandelt wie n asozialer volldepp. dann sollen sie die programme doch auch wieder nur für diese klientel öffnen.. eignungsbedingung: HIV, HEP C, 50 jahre abhängig von strassenschore und crack, 1000 vorstrafen... na bitte!

dass sich die süchtigen auch mal VERÄNDERN, darauf kommen diese leute ja nicht.. jeden tag kommen x meldungen, dass wieder irgendein schauspieler, politiker usw. an drogen verreckt ist oder zumindest dessen konsum aufgeflogen ist...

warum kenne ich bloß so sauviele leute, die sich den scheiß mit der substi nicht antun ? die kaufen aufm schwarzmarkt, wechseln von opis auf koks (um dieser harten, körperlichen sucht zu entgehen), quälen sich affig durchs leben usw... alles nur, weil sie die bedingungen in der substi nicht akzeptieren können.
ich hatte TROTZ ARBEITSSTELLE(!) 7 monate lang kein take home. und dann labern die von "RESOZIALISIERUNG" und "INTEGRATION".. haha!

nee.. also wie gesagt: wenn ich wieder täglich da antanzen müsste, würd ich mir was anderes einfallen lassen...

bloß nicht wieder so gegängelt werden...
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mattfällt
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Anmeldungsdatum: 19.05.2013
Beiträge: 237

BeitragVerfasst am: 12. Aug 2014 20:37    Titel: Antworten mit Zitat

Sucht IST eine krankheit- die krankhaften veränderungen im gehirn eines abhängigen sind abbildbar. Aus welchen gründen letzten endes "freiwillig" zur droge gegriffen wurde ist völlig unerheblich. Fragt bei nem extremsportler der nach einem unfall auf medizinische hilfe angewiesen ist auch kein mensch nach.
Dieser paternalismus und das anmaßende verhalten vieler substi ärzte ist zum kotzen
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Kullerbunt
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Anmeldungsdatum: 08.05.2012
Beiträge: 778

BeitragVerfasst am: 12. Aug 2014 21:15    Titel: Antworten mit Zitat

SAUBERMANN hat Folgendes geschrieben:

das beste ist aber immer wieder diese doppelmoral:
einerseits entzieht man uns jegliche selbstbestimmung, weil wir dafür angeblich zu krank wären. ein süchtiger ist ja nicht steuerungsfähig.
andererseits knüppelt man aber immer wieder auf uns ein, wenn wir zb. n rückfall haben... ach so, auf einmal können wir es also doch wieder steuern? da macht man dann gerne vorwürfe...


das ist ja auch so ein Thema. Man unterschreibt ja am Anfang nen Behandlungsvertrag in dem man sich verpflichtet keinen BK mehr zu haben.
Bei meiner letzten pos. UK kam der Arzt damit: "Sie haben doch einen Vertrag unterschrieben. Sie möchten wie jeder andere auch behandelt werden, also müssen sie auch wieder jeder andere (gesunde) ihre Verträge einhalten."

Da ist mir dann der Kragen geplatzt (zum Glück kann ich da immer noch höflich bleiben).
Wenn Sucht eine Krankheit ist, dann sind Rückfälle ein Symptom dieser Krankheit. Kennt ihr eine andere Krankheit wo sich der Patient vertraglich verpflichten muss, keine Symptome mehr zu haben?
Hab das so dem Arzt gesagt, er hat mir zugestimmt. Hab mir dann meinen Behandlungsvertrag raussuchen lassen und um den Zusatz ergänzt das ich diese Unterschrift nur geleistet habe um das Medikament zu erhalten und ich mich nicht VERTRAGLICH verpflichte KANN, nie mehr ein Symptom meiner Erkrankung zu haben.
Da ist sie ja wieder die Doppelmoral: Substis sind nicht in der Lage ihr Substitut eigenverantwortlich einzunehmen da sie sich nicht unter Kontrolle haben. Aber sie können sich ja immerhin soweit kontrollieren, dass sie das Symptom BK sofort abstellen können.

Mal davon ab, dass viele Substis politox sind. Da kommt einer der auf H ist und tgl. seine Nase C zieht und ne Bong raucht...und dann wird gesagt: Junge, du hast ja jetzt ein ERSATzmedikament (und auch noch kostenlos, du Lump). Warum kiffst du weiter? Geb dich doch mal damit zu frieden, jeder Alki wäre froh wenn er kostenlos seinen Stoff kriegen würde. Hast dich doch vertraglich verpflichtet, also reiß dich mal zusammen...

Ach...sinnlos...sollte das alles gar nicht so hinterdenken...
Mad
und ich habs auch so satt, dass Leute, die nie in der Situation Substi waren, meinen ich, wir Substis sollen uns mal nicht so haben. Alkis kriegen ihren Alk auch nicht umsonst, in Russland gibt es auch keine Substi, blabla...
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micro88
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Anmeldungsdatum: 08.07.2011
Beiträge: 211

BeitragVerfasst am: 12. Aug 2014 21:28    Titel: Antworten mit Zitat

Ich lebe in einer der Staedte mit den weltweit hoechsten Lebenshaltungskosten. Die Kosten fuer eine aerztliche Behandlung sind auch um einen Faktor 4 bis 5 teurer als in DE. Dennoch kostet meine Subsitution umgerechnet weniger als 70 Euro im Monat. Warum? Weil es den ganzen Schwachsin mit woechentlichen Arztbesuchen, Urinkontrolen usw. nicht gibt. Die Ueberbuerokratisierung ist schuld. Das Argument, das der Arzt fuer jeden Substituierten 5 andere Patienten verliert, das gilt auch nur, wenn die Substitutionspatienten dauernd in die Praxis muessen. Ich gehe alle 2 Monate zum Arzt, und sehe nur sehr selten ueberhaupt andere Patienten im Wartezimmer, alles eine Frage der Praxisorganisation.
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Praxx
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Anmeldungsdatum: 25.07.2014
Beiträge: 3203

BeitragVerfasst am: 12. Aug 2014 22:01    Titel: Antworten mit Zitat

Das Problem ist halt, dass Ärzte, die strikt nach Kochbuch substituieren - also möglichst gar kein take home, jeden Beigebrauch sofort sanktionieren, dauernd mit dem Rausschmiss drohen - weniger Probleme und mehr Geld bekommen.
Jede Abweichung von irgendwelchen Verordnungstexten führt wahlweise zur Verweigerung der Bezahlung durch die Krankenkassen samt Regress für den Arzt (der dann nicht nur kein Geld bekommt, sondern auch das Substitut dazu bezahlen darf), Bußgelder bis zu 100 € pro Rezept bei fehlerhaftem Rezepttext, staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen und Disziplinarverfahren bis hin zu Verlust von Kassenzulassung und Approbation, also Existenzvernichtung.
Kaum einer weiss, dass in Deutschland eine Substitutionsbehandlung immer noch und zwingend das Ziel der Abstinenz haben muss. Egal, was die Suchtforschung und selbst die stockkonservative WHO sagen - die Politik ist nicht bereit, daran etwas zu verändern!
Es gibt ganz einfach keinen Rechtsanspruch auf Take-home, da muss der Arzt regelmäßig begründen können, warum da ein Ausnahmetatbestand vorliegt - und zugleich quasi eine Geldbuße dafür entrichten.

LG

Praxx
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Sabiote555
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Anmeldungsdatum: 14.08.2011
Beiträge: 1568

BeitragVerfasst am: 13. Aug 2014 13:21    Titel: Antworten mit Zitat

Danke fuer das interessante Thema Kullerbunt! Die Informationen von Praxx sind sehr wichtig fuer uns denke ich. Sich mal mit der anderen Seite auseinander setzen...

Bei uns bekommen alle Take Home die ca 3-6Monate keinen Beikonsum hatten.
Arbeit oder nicht schien nicht so wichtig.
Vergabe ist bei uns 9-11Uhr. Sehr selten dass ich mal mehr als 2 Patienten dort sehe...verläuft sich irgendwie.

@Micro: Du wohnst nicht zufällig in Paris? Ich war heute noch da und eine Immibilie kostete mit 19qm 750 Euo Miete. Au weia! :-/
Tolle Stadt aber wirklich teuer!
Lg Caro
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Leviathan
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Anmeldungsdatum: 30.03.2013
Beiträge: 983

BeitragVerfasst am: 13. Aug 2014 13:44    Titel: Antworten mit Zitat

Da habe ich ja richtig Glück mit meinem Substiarzt. Probleme gab es noch nie. TH habe ich vom ersten Tag bekommen. Einmal in der Woche laufe ich vormittags in der Praxis auf. Dank gleitender Arbeitszeit kein Problem für mich. Für Hin und Zurück brauche ich etwa eine Stunde. Das ist dann eine geringfügig verlängerte Mittagspause.

UK muss ich so alle sechs bis acht Wochen abgeben.

Ich bin froh, nicht in diesem öminösen Freistaat zu leben.

Wie gesagt, Glück gehabt und einen tollen Arzt gefunden.

LG Leviathan
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Sophisticated
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Anmeldungsdatum: 06.12.2012
Beiträge: 244

BeitragVerfasst am: 13. Aug 2014 14:26    Titel: Antworten mit Zitat

Ich verstehe die Seite der Ärzte sehr gut - so wie ich auch die Bedürfnisse von uns Opiatabhängigen sehe. Es ist wohl kaum möglich, die Bedürfnisse beider Seiten richtig unter einen Hut zu bringen. Als Arzt passen einem die schwammigen Substitutionsregelungen wahrscheinlich auch nicht, aber sich deswegen angreifbar machen und alles aufs Spiel setzen? Das ist schon sehr viel verlangt. Und mir ist lieber, wenn mein Arzt so arbeitet, dass er auf Nummer sicher geht (sprich der Staatsanwaltschaft keinen Anlass zur Klage gibt) und auch in 10 Jahren noch substituiert.

Allerdings: ich habe gut reden. Da wo ich wohne, da gilt: wer beikonsumfrei ist, der bekommt 'als Belohnung' auch Take Home. Beikonsum ist auch Haschisch, außerdem steht für Leute, die nach Alk riechen, ein Alkometer bereit. Auf eine regelmäßige Bescheinung wegen der PSB wird großen Wert gelegt. Wenn man das aber alles hin bekommt, kann man sich auch aufs Take Home verlassen. UK ist ziemlich oft - mit so einem RUMA-Marker-Test. Der Test scheint sehr zuverlässig. Ich komm gut klar mit diesen Regelungen, erlebe das Vorgehen in der Praxis als transparent, wenn auch eher streng. Man weiß, woran man ist. Und man wird als Mensch behandelt. Öffnungszeiten zur Einnahme sind täglich von 8 - 12 Uhr, und drei mal die Woche nochmal je 3 Stunden am späten Nachmittag.

Soll mein Arzt ruhig seine Regelungen durchziehen, ich möchte notfalls ja auch in einigen Jahren noch zu ihm können und fände es bitter, wenn er wegen formaler Fehler die Zulassung entzogen bekäme.
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SAUBERMANN
Platin-User
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Anmeldungsdatum: 27.03.2012
Beiträge: 1356

BeitragVerfasst am: 13. Aug 2014 14:43    Titel: Antworten mit Zitat

bei den meisten ärzten kenne ich das auch nur so: wer längere zeit sauber ist (mind. 6 monate), bekommt dadurch quasi automatisch take home.

mit so einer regelung könnte ich leben (obwohl es ja zur sucht dazugehört, rückfällig zu werden, sofern man andere sachen als das substitut genommen hat). mir fällt das saubersein nicht so schwer, da ich vorher auch auf metha war. allerdings verzichte ich seit der substi (inzw über 1 jahr!) komplett auf benzos. die hab ich vorher jahrelang konsumiert...

wenn mir mein TH gestrichen werden würde, dann würde ich entweder den arzt wechseln oder mich anderweitig versorgen.
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