Umzugswelle?

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Sabiote555
Platin-User
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Anmeldungsdatum: 14.08.2011
Beiträge: 1568

BeitragVerfasst am: 30. Aug 2014 23:06    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo micro,
Ja, das Leben ist gut. Ja, ich mag Opiate und mir fehlen sie wenn ich keine habe.
Deswegen denke ich nicht dass ich nochmal Opiatfrei werde. Runter mut der Dosierung ja, clean wohl erstmal nicht.
Ja, auch bei mir ist die Zeit der Selbstvorwürfe vorbei, ich kann zu dem stehen was ich nehme und das ich süchtig bin.
Beruflich und familiär bin ich auch zufrieden. Wie du schon sagst: Warum dann aufhören.

Ich war neugierig auf dich weil deine Dosis so gering ist. Du hattest abdosiert, lebtest clean und kommst mit Opiaten besser klar. Dann ist ja alles klar und deine Entscheidung ist gefallen.
Danke fuer deine Antwort.
Sei stolz auf dein Leben, deine tolle Arbeit und deine Tochter.
Klasse! Du wirkst zufrieden und ausgeglichen.

Du wohnst in Frankreich oder? Ich war letztens da und kam mit Englisch ganz gut durch aber die Normalbevölkerung spricht wirklich ziemlich schlechtes Englisch. Wollte ich gar nicht glauben...Wink Lernen die das da nicht in der Schule?
Ganz herzliche Grüsse sendet Caro
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micro88
Silber-User
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Anmeldungsdatum: 08.07.2011
Beiträge: 211

BeitragVerfasst am: 31. Aug 2014 11:00    Titel: Antworten mit Zitat

Bei den Franzosen kommen da mehrere Faktoren zusammen. Das Niveau des Sprachunterrichts an den Schulen ist unterirdisch fuer europaeische Verhaeltnisse, ungefaehr genauso schlecht wie in England, Very Happy Frankreich ist mit den USA das einzige Land mit einem kulturimperialistischen Sendungsbewusstsein. Man ist von der Ueberlegenheit der eigenen Kultur und Sprache ueberzeugt, und ueberzeugt, im besten Land weltweit zu leben. Daher machen die Franzosen in der Regel auch Urlaub im eigenen Land.

Dieser Stolz auf die eigene Sprache und Kultur hat natuerlich zwei Seiten, er hilft kulturelle Traditionen und eine Identitaet zu bewahren. So versteht sich Frankreich als Kulturnation, und ein Franzose ist derjenige, der sich mit mit der Kultur und Sprache identifiziert. Das ist ein Konzept, das radikal anders ist als das deutsche Selbstverstaendnis (ius sanguinis), und das es im Prinzip einfacher macht, Einwanderer zu integrieren. Das dies so aber auch nicht 100 % stimmt, sieht man an den Problemen in den Banlieues, der Front Nationale usw.

Nervig an dem Bewusstsein der kulturellen Ueberlegenheit ist jedoch, dass z.B. selbst Leute, die gut Englisch sprechen, sich weigern, es zu tun. Das koennte dir auch passiert sein, die Pariser quaelen gerne die "dummen Touristen". Was meistens geholfen hat, war sich in extrem schlechten Franzoesisch einen abzubrechen. Dies ist fuer die meisten Franzosen so schrecklich anzuhoeren, "unsere belle langue, sie wird hier vergewaltigt, quelle horreur", dass sie dann auf einmal ganz gut Englisch sprachen.. Besonders die langen Pausen, jeee...hmm..je..aehh..j'aime bien..hmm..bien ->> Franzose dreht sich um und geht, koennen die gar nicht ab, hier wird schnell gesprochen, wie in romanischen Sprachen ueblich.
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micro88
Silber-User
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Anmeldungsdatum: 08.07.2011
Beiträge: 211

BeitragVerfasst am: 31. Aug 2014 11:26    Titel: Antworten mit Zitat

Praxx hat Folgendes geschrieben:
Peak & through, also mehrere Blutspiegelbestimmungen pro Tag, machen wir eigentlich nicht. Aber zumindest eine "Talspiegel"-Besimmung wird schon durchgeführt, wenn jemand über frühzeitige Entzügigkeit berichtet - also 24 nach der Dosisvergabe Pola im Blut messen.
Eine Dosis von 30 mg Pola spricht gegen einen schnellen Metabolismus - das wäre ratz-fatz weg! Meine zwei "fast-metabolizer" liegen zwischen 125 und 250mg Levomethadon pro Tag!


Erst einmal Danke fuer die Antwort, die mich allerdings sehr ueberrascht hat. Die absolute Hoehe der Dosis war meinem Verstaendnis nach unabhaengig von der Tatsache, ob jemand ein Fast Metabolizer ist. Was ist dann deine Erklaerung dafuer, dass Crazy direkt nach der Einnahme ueberdosiert ist, und am Abend entzuegig? Warum nicht splitten? Zumindest wenn die Symptome nach der Eingewoehnungszeit und der Erreichung eines Steady-States persistieren.

Die 24 stuendige Einnahme von Substitutionsmedikamenten haengt imho mehr von Praxisablaeufen und organisatorischen Dingen ab. Meine 0.4 mg Buprenorphin splitte ich auch, obwohl aufgrund der langen HWZ angeblich eine Einnahme sogar nur alle 48 -72 Stunden erfolgen koennte. Dieses Statement scheint bei getingen Dosierungen falsch zu sein, habe den Eindruck dass bei < 1 mg Dosierung die Wirkung keine 24 h anhaelt.
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CrazyMan
Platin-User
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Anmeldungsdatum: 15.01.2010
Beiträge: 2108

BeitragVerfasst am: 1. Sep 2014 20:32    Titel: Antworten mit Zitat

Ihr macht mich ganz verlegen! Ist man so down, geht einem aber auch schnell der Selbstglaube verloren und man möchte nur noch den Kopp in den Sand stecken. Oder man zieht sich die Decke über den Kopf, sobald morgens erwacht. Man weiss wie albern das ist, verkriecht man sich wie ein kleines Kind im Bett, und das, obwohl es kontraproduktiv ist. Man frisst sich richtig rein in Ängste und Sorgen, während man sich im Bett Horrorszenarien vorstellt. Raus springen, ein Lächeln aufzwingen und den Tag angehen ist ratsamer.
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Leviathan
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Anmeldungsdatum: 30.03.2013
Beiträge: 983

BeitragVerfasst am: 1. Sep 2014 21:19    Titel: Antworten mit Zitat

micro88 hat Folgendes geschrieben:
@Caro
Mir fehlt absolut die Motivation, noch einmal abzudosieren. Vor der Geburt meiner Tochter habe ich in 8 Monaten von 0.8 mg auf 0 abdosiert, langsamer geht es ja fast nicht. War dann 12 Monate clean, und habe in der Zeit voll am Rad gedreht. Kann das gar nicht richtig beschreiben, hatte fast psychotische Zuege, ich bin einfach nicht mit dem Stress klargekommen, ich habe teilweise richtige Zwangsgedanken gehabt, dachte dass meine Tochter autistisch ist, oder cerebral palsy hat (sie ist eine Zeit sehr komisch auf allen Vieren gelaufen, mit einem Fuss nach aussen gedreht. Ich habe jede freie Minute (und davon gibt es eigentlich wenig, mit 4 Monate altem Baby und 40 Stunden Vollzeit-Job in einem hochkompetitiven wissenschaftlichem Umfeld, wo man eigentlich eher 60+ arbeitet und noch abends im Labor stehen sollte) im Internet verbracht, um irgendwelche imaginaeren Symptome von ihr zu checken. Und es wurde immer schlimmer, wie ich schon sagte, habe voll am Rad gedreht.

Habe mir dann nach einem Jahr oefter Codein in der Apotheke gekauft, und gemerkt, dass es mir damit viel besser ging. Da habe ich mir dann gesagt, dass ich lieber wieder ein bisschen Buprenorphin nehme. Im Rueckblick denke ich jetzt, dass manche meiner Verhaltensweisen und Probleme eben typisch fuer Neu-Eltern sind, und vielleicht nichts mit fehlenden Opiaten zu tun haben. Zeitweise rotiere ich immer noch, aber es geht besser, ob wegen Buprenorphin, oder weil die kleinen Monster dann irgendwann sprechen lernen, und man die Chance hat herauszufinden, was sie denn eigentlich wollen Laughing

Von daher will ich gar nicht ausschliessen, dass ein neuer Versuch des Abdosierens zu einer laengeren Cleanzeit als ein Jahr fuehren koennte. Aber wozu? Mir geht es gut, und ich freue mich jeden Abend auf mein Buprenorphin. Bei geringer Toleranz (jetzt seit 5 Jahren auf <= 0.8 mg) bringen die 0.4 mg einen guten Effekt. Buprenorphin ist eine ganz schoen potente Substanz. Ich mag Opiate, und bereue auch nicht, dass ich jemals damit angefangen habe.

So wie du auch interessieren mich alle anderen Substanzgruppen ausser Opiaten nicht. Wenn ich nicht so wenig Zeit haette, wuerde ich auch gerne mal wieder Heroin nehmen, aber dazu braeuchte ich ein Wochenende ohne meine Tochter und ohne andere Verpflichtungen. Warte ich seit zwei Jahren schon vergeblich drauf. Deswegen glaube ich auch nicht, dass ich nach dem Abdosieren wieder rueckfaellig mit H werden wuerde.

Weiss nicht, aber ich finde die Lebensqualitaet mit Opiaten einfach besser. Und inzwischen bin ich alt genug und habe genug im Leben erreicht, um das auch so zu vertreten. Keine Selbstvorwuerfe mehr, und die gesellschaftlichen Erwartungen gehen mir auch am A.. vorbei. Mein Problem war jahrelang, dass ich wie viele andere Substituierte diese Erwartungen verinnerlicht hatte, und dann jeden Tag an meinem Anspruch clean zu leben gescheitert bin. Du hast das einmal gut auf den Punkt gebracht, dass man im Hier- und Jetzt leben muss,mit der Sucht, und nicht alles aufschiebt bis hin zum vermeintlich karthasischen Endzustand der Drogenfreiheit.

hmm, das ist jetzt aber lang geworden.. Siehst du die ganze Sache nicht aehnlich? Vielleicht hoerst du irgendwann einmal auf, vielleicht aber auch nicht. Aber die Frage ist einfach nicht wirklich wichtig. Das Leben ist naemlich gut!


Hallo Micro,

Schöner post. Deine Einstellung gefällt mit.

Sag, verspürst Du das Anfluten auf der geringen Dosis Buprenorphin? Ich bin seit 1 Woche auf 6 mg. Das ist jetzt mein Dritter Versuch, auf eine moderate Dosis zu kommen. Diesmal lasse ich mir mehr Zeit. Frühestens am nächsten Wochenende gehe ich auf 5 mg. Ziel ist irgendetwas zwischen 1 und 2 mg.

Mir geht es wie Dir. Alles andere außer Opiate\Opioide mag ich nicht. Das ich abhängig bin, ist ein Teil von mir. Ich werde immer abhängig sein und es stört mich nicht.

LG Leviathan
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SAUBERMANN
Platin-User
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Anmeldungsdatum: 27.03.2012
Beiträge: 1356

BeitragVerfasst am: 1. Sep 2014 22:49    Titel: Antworten mit Zitat

@crazy-man:
du ärmster! ich hoffe, dass sich zumindest einige deiner probleme zeitnah lösen lassen.. vermutlich erinnerst du dich nicht mehr (oder wusstest es nie?), aber kurioserweise haben wir ziemlich viele gemeinsame probleme.. geteiltes leid ist halbes leid, oder wie.? naja, nicht unbedingt, leider...

bei mir war es auch so: umzug, substi, neuer job, trotzdem täglich andackeln beim doc und dass ich bis dato IMMER meine dosis gesplittet hatte, interessierte auch keine sau mehr... ich mußte mich dem total unterwerfen. war echt ne beschissene zeit. zumal auch ich in der zeit bei naher verwandtschaft gewohnt habe und mich ständig rechtfertigen mußte...

es kann so zermürbend sein. zum glück gab mir mein arzt nach ca. 8 monaten endlich mal take home (ich muß aber 2x die woche hin).


@micro88:
hi micro, sag mal, wie kommst du mit deinem job klar? die wissenschaft ist ja genau der bereich, aus dem ich rausgedriftet bin... ständig befristete stellen, wenig gehalt, dafür aber locker 60+ std/woche, da man ja "SELBSTAUSBEUTER" ist.. und natürlich sitzt man gern nochmal von 20-01 h vorm pc und arbeitet an einer publikation.. der karrieretrichter wird immer enger. in der BRD MUSS ja am ende ne professur stehen oder man ist erledigt.
ich bin ganz ehrlich: bei mir hatte auch dieser enorme druck konsequenzen in form meines suchtverhaltens.. morgens und tagsüber tramadol en masse, nachts dann zum runterfahren benzos.. obwohl ich nachts auch oft wach war..

ich habe in dieser zeit im "wissenschaftler-milieu" viele leute gesehen, die innerlich kaputt waren.. die konkurrenz untereinander ist pervers, dazu der ganze druck mit deadlines usw...

das fatale an einer karriere in der wissenschaft ist ja, dass man sich selbst in dieser rolle und das ganze business wahnsinnig "sexy" findet... man wird auf konferenzen eingeladen, hält reden vor z.t. hoch dekorierten leuten und wenn dass eine eigene schrift publiziert wird, ist das für viele ein geistiger orgasmus...

dieses leben macht auf eine art süchtig. man gerät in ein umfeld das -wie du so treffend sagst- "hochkompetitiv" ist. das erlaubt kollegialität, aber keine echte freundschaft.

während des studiumsmerkt man, dass einem das themenfeld zusagt.. man hat spass an der arbeit und ist im idealfall auch noch mit talent gesegnet... was liegt da näher, als zunächst mal seine promotion anzustreben?!

meine sozialen kontakte bestanden in dieser zeit zu 90% aus akademikern, von denen ein großteil entweder studiert hat oder bereits den nächsten schritt in richtung wissenschaftliche karriere gemacht hatte.. klar, dass auch das nochmal einen schub gibt...
für mich war klar, dass ich in der wissenschaft bleiben will.. und das, obwohl ich VOR MEINEM STUDIUM noch völlig andere ideen und pläne hatte...

es ließ sich auch alles ganz gut an, aber dann kam sand ins getriebe und ich hatte probleme, fuß zu fassen.. in der wissenschaft läuft es zu 90% über connections. VITAMIN B ist das A und O für die karriere. das ist viel wichtiger als die eigene leistung (eine gewisse eigenständigkeit und gewisse fachliche fähigkeiten werden eh vorausgesetzt).

das frustrierte mich immer mehr und als ich nochmal in einem projekt anfing, spürte ich, dass es da irgendwo bei mir klemmt... ohne zu wissen, was genau los ist, verlor ich jede motivation...

ich kürze mal ab: in der folge wurde ich schwer depressiv und nahm immer mehr opiate und benzos.. an arbeiten war nun nicht mehr zu denken.. und selbst als ich wieder anfing, zu arbeiten (aber nicht mehr in der wissenschaft!), dämmerte mir, dass ich irgendwie jahre verschenkt hatte. ich war einer idee gefolgt, die so nicht wirklich mit der realität zusammenpasste...

im laufe der nächsten jahre sammelte ich mehr und mehr erfahrungen außerhalb der unis und ich merkte, dass gewisse dinge, die wir in unseren überstudierten eierköpfen mit uns rumtrugen, außerhalb unseres fachbereichs wirklich NIEMANDEN interessierten... und da in ich nun: viele meiner freunde und bekannten sind akademiker und einige davon arbeiten in der wissenschaft.

jeder von ihnen beutet sich selbst aus. beziehungen (auch freundschaften) gehen kaputt. die leute leben jahrelang in einer absoluten ego-kultur. man MUSS leider auch ein stück weit so werden, weil das spiel so läuft. dieses ständige "sich wichtig machen" ging mir so brutal auf die eier.. lauter eitle gockel, von denen jeder den längsten schwanz hat - das denken sie zumindest von sich (natürlich meine ich damit nicht nur männer. auch frauen sind dort in der regel so drauf, auch wenn das etwas anders akzentuiert ist bei denen).

jeder glaubt so ein bißchen, dass seine eigene arbeit die weltformel sei. dabei ist es beinahe schon grotesk, wenn man sich nur mal anschaut, wie viel arbeit manch einer in seine arbeiten steckt, obwohl die danach kein schwein mehr interessiert... und ganz ehrlich: wer schafft es schon, eine bahnbrechende arbeit in seiner karriere fertigzustellen? also etwas, das wirklich "impact" hätte? kaum einer schafft das..

und deshalb verkommt die forschung oft zum selbstzweck. entweder wird "betroffenheitsforschung" betrieben (zb.: ich forsche als süchtiger über sucht) oder man lässt sich von opportunitäten treiben und landet auf einer projektstelle, die zwar gar nicht dem eigenen interesse entspricht, aber immerhin das einkommen sichert..

in meinem fachbereich ist es so, dass viele nachwuchswissenschaftler "hochgezogen" werden. es zählt nur, was für ein netzwerk ihre chefs haben. das sind zt. leidenschaftslose karrieristen (typus "sachbearbeiter"). oder man hat es halt mit leuten zu tun, die über irgendein orchideenthema forschen, ohne sich klarzumachen, dass das nun wirklich kein schwein interessiert und keinerlei gesellschaftlichen nutzen hat (natürlich darf forschung nicht nur "nutzenorientiert" betrieben werden, das ist mir schon auch sehr wichtig! mich stört es nur sehr, wenn die beteiligten sich selbst und ihre arbeit völlig überbewerten).

wenn ich jetzt evtl. etwas negativ eingefärbt über die wissenschaft spreche, könnte man denken, dass dies die trauben seien, die für mich zu hoch hängen und deshalb verachte ich sie ("die schmecken doch eh nicht!"). aber das ist es nicht, absolut nicht. ein freund von mir , der inzw karriere macht, fragte mich sogar, ob er sich ggf. um einen job für mich kümmern solle in seinem projekt.. ich habe zwar nicht direkt abgesagt, aber ganz ehrlich: wohl fühle ich mich dabei nicht.

ui, ganz schön lang geworden mal wieder.. sorry für off-topic. aber das sind so gedanken, die ich hier mal anbringe, weil auch diese beruflichen erkenntnisse mit meiner persönlichen suchtgeschichte zusammenhängen... das sind enttäuschungen und einsichten, die viel aufgewühlt haben. denn wenn man jahrelang auf ein ziel hinarbeitet und sehr viel dafür investiert, dann kann es ganz schön mies sein, wenn am ende die riesengroße enttäuschung kommt...
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SAUBERMANN
Platin-User
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Anmeldungsdatum: 27.03.2012
Beiträge: 1356

BeitragVerfasst am: 1. Sep 2014 23:01    Titel: Antworten mit Zitat

sorry crazy-man, dass ich deinen thread etwas "missbraucht" habe... aber das passte ganz gut hier rein, fand ich. letztlich ist es für uns "eher bürgerliche" konsumenten ja ein großes thema: der BERUF bzw. unser JOB. ich "jobbe" noch bzw. wieder.

und wie crazy-man schonmal schrieb: opiatkonsum hat durchaus (negative) auswirkungen auf unsere leistung und einstellung. auch ich habe die letzten monate wahrlich nicht vor elan gestrotzt.. in der heutigen zeit geht das dann ganz schnell und der vertrag wird nicht verlängert..


ich fürchte, dass ich nicht so schnell opiatfrei leben werde. denn der opiatkonsum dient mir auch als ruhekissen, wenn mir wieder mal alles too much wird.. gerade diese "mid-thirty-crisis", in der ich gerade stecke, macht mir zu schaffen.

so wie bei crazy-man ist vieles im umbruch. crazy, du hast das auch geschrieben: dieses gefühl, als "gescheiterter" wieder in die heimat zurückzukehren... ein beschissenes gefühl.. und irgendwann urplötzlich trifft man leute von früher, zb. alte mitschüler usw... und dann hört man sätze wie: "mann, bist du alt und fett geworden! früher warst du doch der playboy in person!"... "ach, crazy-man, du wohnst mit 40 wieder bei muttern, hab ich gehört? die uschi und ich ham geheiratet und wir bauen gerade!"...

und die nachbarstochter (ihre mutter ist die größte tratschtante im ort) arbeitet inzwischen bei der AOK... da kann man sicher sein, dass bald der halbe ort über die substi bescheid weiß... und wenn du grad keinen job hast, kommen gerüchte auf: "der crazy-man macht jetze in heroin, hab ick jehört!"

ach, herrlich... all so ein kram kommt hoch.. laß dich nicht unterkriegen!
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Leviathan
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Anmeldungsdatum: 30.03.2013
Beiträge: 983

BeitragVerfasst am: 2. Sep 2014 17:45    Titel: Antworten mit Zitat

Die Arbeitswelt in BRD heute ist schlicht pervers!

Saubermanns Erzählungen lesen sich wie in Horrorroman. Ich erlebe es ja teils selbst und in dem Dunstkreis meiner sozialen Kontakte gibt es viele solcher Schicksale. Wohl demjenigen, der einen sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplatz hat, mit einem Tarifgehalt und tariflichen Arbeitszeiten, einen Arbeitgeber, dem es wichtig ist, dass sich die Mitarbeiter wohl fühlen, der Einsatz und Empathie seiner Beschäftigten anerkennt und entsprechend würdigt. Gibt es solche Arbeitsplätze überhaupt noch? Die wenigen, die es gibt, werden immer weniger. Dann haben wir eines Tages ein Heer an Arbeitnehmer, die " Selbstausbeuter" sind, prekär beschäftigt oder gar ohne Beschäftigung, mithin ohne Perspektive. Eines Tages ein Heer von Armuts-Alten und viele, viele stinkreiche Aktionäre.

Diese Gesellschaft ist auf dem besten Wege, kaputt zu gehen. Und Mutti der Nation ist stolz drauf, dazu beigetragen zu haben.

Respekt all denjenigen Menschen, die, prekär beschäftigt, ausgebeutet, ohne Perspektive, es schaffen, ein Leben ohne Substanzmittelgebrauch zu leben.

LG Leviathan
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Sabiote555
Platin-User
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Anmeldungsdatum: 14.08.2011
Beiträge: 1568

BeitragVerfasst am: 2. Sep 2014 21:09    Titel: Antworten mit Zitat

@Saubermann, ich weiss nicht...Momentan scheinst du einiges sehr negativ zu beleuchten:
Ein Wissenschaftler forscht über Orchideen. Er arbeitet da viel dran, spricht mit Elan da drüber und hält Vorträge. Du sagst er nimmt sich zu wichtig und es interessiert niemanden, hätte keinen Nutzen. Ich denke, für den Wissenschaftler ist es wichtig dass er selbst NICHT denkt er würde unnützes Zeug machen...Die Zuhörer interessieren sich, Forscher und sein Projektgeber. Er bekommt Geld dafür, dass er dort Zeit, Neugier und Interesse rein steckt...
Ob er 60Std die Woche arbeitet muss er selbst wissen und strukturieren, ob er Beziehungen und Freunde zerbrechen lässt liegt auch in seiner Hand. Ob er fuer wenig Geld arbeitet? Nun, er könnte zur Not 38Std Woche an einer Tankstelle arbeiten wenn ihm das mehr liegt. Da hat er mehr Freizeit und weniger Verantwortung.

Du bezeichnest ihn als leidenschaftsloser Karrieristen? Ob er in seiner Freizeit wirklich leidenschaftslos ist wissen wir nicht...
Bei mir auf der Arbeit war heute ein "Karrieremensch" , oft im Ausland unterwegs, hohe Arbeitsbelastung. Sein Hobby ist Tauchen und Fallschirmspringen ( schöner Ausgleich, sagte er) Wenn er länger im Ausland lebt dann holt er seine Frau und sein Kind nach, wenn möglich. Ist dieser Mensch leidenschaftslos? Auf den ersten Blick vll dröge und trocken, auf den zweiten Blick hoch interessanter Mensch.

Wenn jemand mit 40 in die Heimatstadt zurück kommt und bei den Eltern wohnt, jemand " von damals" sagt :"Du bist aber alt und dick geworden." ...Was ist schlimm dran alt geworden zu sein? Die betreffende andere Person ist auch 20Jahre älter geworden. Vll ist man selbst dicker geworden znd der andere nicht. Na und? Das bringt das Leben... Bei den Eltern wohnen kann ich auch positiv sehen anstelle negativ: Es spart Geld und gibt ein Gefühl von Heimat. Weiterhin kann man fuer die Eltern da sein.
Der andere hat ein Haus gebaut. Na und, auch kein Garant fuer ein glückliches Leben, selbst wenn es schon abbezahlt ist.

Saubermann, du teilst gerade die Dinge in "nützlich" und "unnützlich" ein. Ganz schnell ist man dann bei nützlichen ( gesellschaftlich wertvollen) Menschen und unnützlichen ( gesellschaftlich nicht wertvollen Menschen)...

Ich glaube du bist einfach furchtbar enttäuscht. Wahrscheinlich Crazy Man auch. Ihr habt euch eure Zukunft ganz anders vorgestellt. Nun ist das Opiat euer Ruhekissen . Momentan braucht ihr aber keine Ruhe sondern eine neue Zukunftsplanung, oder?
Bei den Eltern wohnen ist doch auch ok, Opiate nehmen ist auch ok, aber doch nicht aufgeben. Mit mitte 30 könnt ihr eine neue Ausbildung/Umschulung anfangen. KFZ Meister, Schlosser, Krankenpfleger ect...Etwas handfestes wenn es denn kein Studium mehr sein soll...Habt ihr Lust auf Substis bei Facebook? Mal so nebenbei gefragt. Hoffe das ist ok hier zu schreiben. Am besten nicht drauf antworten.

Oder denkt ihr, die Welt ist wirklich so böse, eintönig und ungerecht wie Saubermann sie zZt empfindet? Rede ich mir die Welt ggf schön (?) Shocked
lg Caro
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CrazyMan
Platin-User
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Anmeldungsdatum: 15.01.2010
Beiträge: 2108

BeitragVerfasst am: 2. Sep 2014 22:35    Titel: Antworten mit Zitat

Hi Saubermann,
kein Problem, ich habe Threads auch schon leicht zweckentfremdet.

Das “als gescheirte Person zurückkommen“ ist auch auf anderes bezogen. Wie du bereits ins Schwarze getroffen hast, betrifft es mitunter auch das Körperliche. Ich habe immer Sport getrieben, war topfit und ein wenig stolz auf den Körper, seit H und Co keine Motivation mehr, dazu kommt, dass das ganze Zeug den Stoffwechsel drosselt, und zack 10kg mehr. Vielen wird dazu nur einfallen: Na, der hat aber 'Probleme'. Das ist aber nur ein Punkt von vielen. Der Jobverlust, und das letztendlich wegen Leistungsmangels, also Versagen. Kein Geld angespart. Andere hätten sich in dieser Zeit an die 50.000 an die Seite gelegt, während bei mir alles versickert ist. Wir hatten ein Haus, das Geld ist teilweise beim Börsencrash '08 an andere verteilt worden, ein anderer Teil, wenn auch überschaubar, ging für Dreck drauf. Ich war damal umgezogen, um mich weiter zu entwickeln, beruflich und auch privat, nach dem ganzen Stress und Machtmissbrauch Möglichkeiten, die die Kinder juristisch geben (Unterhaltsklage als Racheakt, kaum war man arbeitslos), vielleicht eine liebevolle Partnerin finden. Statt dessen ging alles den Bach runter. Ich komme gescheitert und mehr oder weniger als Wrack zurück (Lunge pfeift, keine Kondition mehr, ...), das ist nun mal leider so und nicht schön zu reden.

Unsere Mutti der Nation interessiert sich für die Wirtschaft, alles dreht such um wirtschaftlichen Aufschwung. Innerpolitisches anderer Bereiche scheint völlig uninteressant geworden zu sein. Ein Politiker misst sich offensichtlich am Grad des wirtschaftlichen Erfolgs. Auch der ganze EU-Gezumpel hat wirtschaftliche Interessen an erster Stelle, die Barrierefreiheit für Ex- und Importe. Der normale Bürger hat rein gar nichts davon. Freiheit und Frieden soll es und bringen. Das haben wir bereits seit über 50 Jahren. Die Industrie wird fetter, der Arbeitnehmer darf sich zukünftig mit gut ausgebildeten EU-Einwanderern konkurrieren. Für die übrigen Einwanderer, die nur die hohen Sozialleistungen vor Augen haben, zahlen wir das Harz4. Es ist für den Arbeitnehmer also in jeder Hinsich ein Nachteil, für die Industrie dagegen ein riesiger Vorteil, den wir alle buckeln. Abgesehen von den wenigen, die in z.B. Spananien arbeiten möchten. Das war aber auch vor dem Währungswechsel möglich. Es wird kommen, dass auch der Realschulabschluss nicht mehr ausreicht, um eine Ausbildungsstelle zu ergattern. Wie kann ein normal denkender Mensch überhaupt auf die Idee kommen, Länder, in denen ein Einkommensgefälle von 2000 vs 200 (Beispiel Rumänien) herrscht zu “vereinen“? Harz4 und Kindergeld ergibt mehr, als dort je ein Studierter erarbeiten kann. Schön doof, wer sich nicht nach Deutschland begibt und die “Harz4-Rente“ geniesst. Ich bewege das Thema aber in eine völlig andere Richtung. Mir fiel das bei “Mutti der Nation“ oder passender “Mutti der Industrie“ ein.
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Sabiote555
Platin-User
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Anmeldungsdatum: 14.08.2011
Beiträge: 1568

BeitragVerfasst am: 4. Sep 2014 08:38    Titel: Antworten mit Zitat

@Saubermann, war das jetzt irgendwie blöde..(?) Ich hoffe mein Post war ok.
Herzliche Grüsse sendet Caro
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Domenico
Foren-Guru
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Anmeldungsdatum: 19.04.2013
Beiträge: 3088

BeitragVerfasst am: 4. Sep 2014 12:08    Titel: Antworten mit Zitat

Grüsse an euch alle zusammen!

zitat donat:
Zitat:
Ich finde deine anfeinung mir gegenüber nicht
ganz fair


Und warum?ich liege doch goldrichtig habe ich den eindruck!

zizat donat:
Zitat:
Denn wenn jemand intollerant ist dann sind das
die Suchtkranken,die nur ihren stoff im Gedächtnis haben!
die alles andere rundum ausblenden!


warum sind denn gleich alle suchtkranken patienten intolerant?denkst
du alle suchtkranken menschen sind gleich oder wie stellst du dir das
vor?ich verstehe das nicht so ganz?
was denkst du?abhängige sind doch alle verschieden die meisten die ich
kenne gehen arbeiten was ich bis zu meiner krankschreibung auch noch
tat.
ich habe sogar mit meinen eigenen händen mit meiner familie die
koplette pizzeria damals ganz alleine umgebaut.
und ich bin jetzt in substitution und mir geht es einigermassen aber es
geht mir teilweise schlecht wegen meiner generalisierten angsstörung!
aber keiner von uns denkt nur an drogen,und wo man was herbekommt?!
das ist doch totales noch dazu absolut veraltetes schubladendenken!

zitat donat:
Zitat:
Kaum sinse der macker und stürzten dann ab
dann heisst ich bin krank.


das ist wieder schubladendenken!es sind doch nicht alle suchtkranken
gleich und ausserdem müssen manche erstmal einsehen das sie süchtig
sind und ein problem haben!die meisten von uns wussten oder konnten
das nicht sofort verstehen!

Zitat donat:
Zitat:
da sie aber alle selbst schuld an dem umstand
und einfach nicht willens genug waren aufzuhören,das wollen
die nicht wissen.


das ist sowieso der absolute witz!wären wir alle selber schuld und
das aufhören von süchten wäre nur unsere schwäche dann wären
wir laut deiner debilen aussage alle schwach!aber es ist eine krankheit!
und sie existiert auch numal da kannst du sagen was du möchtest!
sucht ist eine krankheit weil man sich leider nicht immer kotrollieren
kann ob bewusst oder unbewusst!
das thema sucht ist sehr komplex,ich weiss nicht,für dich vielleicht auch
schon zu kompliziert und du zu boniert.also belasen wir es dabei!

liebe grüsse an auch alle!
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Domenico
Foren-Guru
Foren-Guru


Anmeldungsdatum: 19.04.2013
Beiträge: 3088

BeitragVerfasst am: 4. Sep 2014 12:16    Titel: Antworten mit Zitat

PS: @Crazyman:
Man freud mich das es dir wieder besser geht das freut mich echt!
und ich kann mich den anderen nur anschliessen ich mochte deine
beiträge immer sehr gern und seit ich mich hier vor ca.1,5 jahren
im forum anmeldete fand ich dich schon immer nett.

du warst für mich damals einer derer die lang dabei sind und ich
hatte deswegen auch aus neugier immer gerne was von dir gelesen!

also egal wie schlecht es dir manchmal geht nicht zunterkriegen lassen! Very Happy
ich habe auch viele baustellen momentan aber es geht langsam bergauf:
ich bin jetzt zur tagesklinik angemeldet und ambulant habe ich auch
einen guten therapeuten gefunden der mir helfen kann wegen
der angsstörung!

also wichtigste devise:nicht aufgeben! Very Happy "denn die Hoffnung stirbt nie!"
LG vittorio
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CrazyMan
Platin-User
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Anmeldungsdatum: 15.01.2010
Beiträge: 2108

BeitragVerfasst am: 4. Sep 2014 15:06    Titel: Antworten mit Zitat

Domenico hat Folgendes geschrieben:
...ich bin jetzt zur tagesklinik angemeldet und ambulant habe ich auch
einen guten therapeuten gefunden der mir helfen kann wegen der angsstörung!

Hallo Domenico,
eine Therapeutin hatte ich mal vor etwa 6 Jahren. Ich wollte die Ursache für die Problematik angehen, hatte zur damaligen Zeit mit H “nur“ an Wochenenden und hin und wieder in der Woche zu tun. Als ich der Therapeutin davon erzählte, schmiss sie mich aus der Therapie, so könne sie nicht mit mir arbeiten. Es ist nicht leicht, jemanden zu finden, der unter solchen Voraussetzungen therapiert, dazu muss überhaupt ein Platz frei sei. Viel Erfolg weiterhin!
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SAUBERMANN
Platin-User
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Anmeldungsdatum: 27.03.2012
Beiträge: 1356

BeitragVerfasst am: 4. Sep 2014 20:33    Titel: Antworten mit Zitat

CrazyMan hat Folgendes geschrieben:
hatte zur damaligen Zeit mit H “nur“ an Wochenenden und hin und wieder in der Woche zu tun. Als ich der Therapeutin davon erzählte, schmiss sie mich aus der Therapie, so könne sie nicht mit mir arbeiten. Es ist nicht leicht, jemanden zu finden, der unter solchen Voraussetzungen therapiert, dazu muss überhaupt ein Platz frei sei.



ich kann mir vorstellen, wie scheiße das für dich gewesen sein muß... allerdings kann ich auch die seite der therapeuten absolut nachvollziehen: es ist wahnsinnig schwer, psychotherapeutisch zu arbeiten, wenn eine person psychoaktive substanzen konsumiert.

jeder, der schonmal mit süchtigen zu tun hatte, kennt das ja: mal total optimistisch, mal völlig deprimiert... und besonders wenn es darum geht, änderungen im verhalten herbeizuführen, kann man keinen drogenkonsum gebrauchen. das ist eh schon unglaublich schwierig. wenn dann noch ne sucht hinzukommt, ist das fast unmöglich...
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