Ab wann ist es "Sucht"?

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Nelita
Anfänger


Anmeldungsdatum: 15.05.2014
Beiträge: 8

BeitragVerfasst am: 25. Aug 2014 20:31    Titel: Ab wann ist es "Sucht"? Antworten mit Zitat

Halli Hallo,

Seit längerem beschäftigt mich die Frage, ab wann man eigentlich wirklich süchtig bzw. abhängig ist. Natürlich ist mir bewusst, dass das ganze nicht von einem auf den anderen Tag passiert (so nach dem Motto: Guten Morgen und herzlich wilkommen in der Sucht. Gestern warst du noch "nur" Konsument doch ab heute nennen wir es abhängig), sondern sich schleichend entwickelt, dass es vermutlich auch für jeden Menschen unterschiedlich schnell geht bzw. der eine es erst "Sucht" nennt wenn der andere schon seit Monaten davon spricht etc. etc., trotzdem würde mich einfach mal interessieren ab wann ihr euch wirklich eingestanden habt süchtig zu sein (bzw ob ihr es überhaupt schon getan habt) und wann rückblickend betrachtet bei euch der Punkt erlangt war, andem aus einem "etwas rumprobieren/Gelegenheitskonsument/..." wirklich eine Sucht entstanden ist.
Auch wüsste ich gerne ob man eurer Meinung nach gewisse "Kriterien" erfüllen muss, um als süchtig zu gelten? (Also z.b. täglich zu konsumieren etc)
Würdet ihr sagen, dass man auch süchtig sein kann ohne täglich bzw. fast täglich zu konsumieren, also wenn man dies beispielsweise nur am Wochenende oder nur in bestimmten Situationen (Partys etc) tut?

Mir ist klar, dass es zu diesem Thema nicht eine richtige und klare Antwort, sondern viele verschiedene Meinungen gibt, aber es würde mich sehr freuen eure Einstellung dazu zu erfahren Smile
LG
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Seine Merkwürden
Platin-User
Platin-User


Anmeldungsdatum: 13.01.2014
Beiträge: 1028

BeitragVerfasst am: 25. Aug 2014 21:14    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo Nelita,

um mal eine Definition zu versuchen: süchtig ist man nach etwas, wenn man ohne das nicht zumindest "normal" leben kann. Bzw. wenigestens so gut, wie man davor gelebt hat. Wobei ausgenommen ist, was man ohnehin braucht, also Essen, Trinken usw. In der Hinsicht könnte man also z.B. auch sagen, dass jemand süchtig ist, wenn er sich die ganze Woche schlecht fühlt, weil er weiß, dass er am Wochenende nicht feiern kann. Wobei im medizinischen Bereich, zurecht, wie ich finde, auch bestimmte Zeiträume angegeben werden. Geht es einem wirklich nur z.B. ein paar Wochen so und es gibt sich dann, so muss man nicht unbedingt von Sucht sprechen, finde ich. Höhen und Tiefen erlebt ja jeder irgendwann mal und das kann durch alles mögliche ausgelöst werden. Aber eine Tendenz ist bestimmt da in so einem Fall. Je länger es dauert und je stärker es sich in das Leben einprägt, desto mehr kann man von einer Sucht ausgehen. So würde ich das jetzt jetzt jedenfalls ganz allgemein definieren.
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GagaMama
Silber-User
Silber-User


Anmeldungsdatum: 08.03.2014
Beiträge: 256

BeitragVerfasst am: 25. Aug 2014 21:39    Titel: Antworten mit Zitat

Hi Nelita,

was Sucht und Abhängigkeit ist, wird wahrscheinlich jeder für sich anders definieren. Ich denke beuspielsweise, dass man auf jeden Fall zwischen psychischer und körperlicher Sucht bzw. Abhängigkeit unterscheiden muss.

Bei der körperlichen Sucht will man vielleicht überhaupt nicht konsumieren, aber der Körper hat Entzugssymptome und je nachdem wie stark oder schmerzhaft die sind bzw. wie sehr man nicht bereit ist, diese auszuhalten, zwingen sie einen zu konsumieren. Am Anfang der körperlichen Sucht muss man diese Symptome nicht einmal in Zusammenhang mit der Droge bringen - irgendwann merkt man nur, dass sie weg sind, sobald man konsumiert hat.

Die psychische Sucht bzw. Abhängigkeit kann schon nach bzw. bei dem ersten Konsum entstehen, weil die Erfahrung so absolut großartig war und man sie unbedingt wiederholen möchte. Da beschäftigt man sich halt gedanklich den ganzen Tag mit der Droge und sucht nach Argumenten, es wieder oder auch nie wieder zu tun. Die psychische Abhängigkeit ist sicherlich in dem Moment gegeben, wenn die Gedanken die ganze Woche um die Droge und den nächsten möglichen Konsum bzw. die Beschaffung kreisen, obwohl man weiß, dass man erst wieder am Wochenende konsumieren will oder auch sollte - oder besser gar nicht.

Eine psychische Abhängigkeit liegt meiner Meinung nach nicht vor , wenn man in eine Situation kommt, dass die Droge einem angeboten wird oder gerade verfügbar ist und man sich denkt: "Och, ja, warum nicht - war ja ganz nett!", aber vorher keinen Gedanken daran verschwendet hat und nach dem Konsum auch nicht mehr weiter darüber nachdenkt.

GaGa
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Praxx
Foren-Guru
Foren-Guru


Anmeldungsdatum: 25.07.2014
Beiträge: 3203

BeitragVerfasst am: 25. Aug 2014 21:55    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo Nelita,
diese Frage ist heute von einer Beantwortung weiter entfernt als je zuvor.
Die Schwierigkeit, den Punkt zu bestimmen, ab dem jemand "abhängig" oder "süchtig" ist, sind so groß, dass die Amerikaner im neuen "Diagnostical and Statisical Manual of Mental Disorders" (DSM 5) auf den Begriff "Abhängigkeit" als eigene Krankheit verzichtet haben und nur mehr von "Substanzgebrauchsstörungen" in unterschiedlichen Schweregraden sprechen.
In Deutschland gilt weiterhin die körperliche Abhängigkeit als wichtiges Kriterium, obwohl die stärksten Suchtgifte wie Cocain, Amphetamine und auch Crystal Meth keine körperliche Abhängigkeit auslösen.
Süchtig bist du, wenn dir der Konsum deiner Droge(n) wichtiger ist als alles andere in deinem Alltag: Beruf, Familie, Freunde, Hobbies, Sex, Freiheit, Gesundheit, Entscheidungsfreiheit...

LG

Praxx
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Nelita
Anfänger


Anmeldungsdatum: 15.05.2014
Beiträge: 8

BeitragVerfasst am: 26. Aug 2014 20:48    Titel: Antworten mit Zitat

Vielen Dank für eure Antworten, ich finde es sehr interessant mal verschiedene Meinungen zu dem Thema zuhören, auch wenn die Meisten scheinbar in die selbe Richtung gehen Smile
Falls noch jemand seine Gedanken dazu aufschreiben mag, kann er/sie das gerne auch noch tun Smile

Ich hätte auch noch zwei weitere Fragen:
Wann habt ihr persönlich euch eingestanden abhängig zu sein? (Also gab es z.b. ein bestimmtes "Ereignis" dass euch vor Augen geführt hat dass die Droge euch mehr im Griff hat als euch eigl lieb ist oder habt ihr über eine lange Zeit hinweg eigl die ganze Zeit realisiert dass ihr immer mehr in die Sucht hineinrutscht oder ...?)
Und gibt es eigentlich einen Unterschied zwischen süchtig und abhängig oder sind es eifach quasi zwei verschiedene Worte für ein und das selbe?

LG Smile
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Praxx
Foren-Guru
Foren-Guru


Anmeldungsdatum: 25.07.2014
Beiträge: 3203

BeitragVerfasst am: 26. Aug 2014 23:46    Titel: Antworten mit Zitat

Das ist ein weites Feld, Nelita...
medizinisch wird der Begriff "Abhängigkeit" vorgezogen, weil "Sucht" mit zu vielen anderen Verhaltensauffälligkeiten verquickt wird.
Bist du süchtig, wenn du ohne Pep oder Teile einfach nicht feiern kannst, dir jedes Wochenende eine Dröhung gibst obwohl du es eigentlich mal lassen wolltest?
Bist du süchtig, wenn du für die MPU ein Jahr THC-Abstinenz nachweisen musst und trotzdem spätestens nach 3 Monaten wieder konsumieren "musst"?
Oder bist du nur dann süchtig, wenn du jeden Tag deine Dosis H oder Alk brauchst, um dich nicht wie ein Wurm am Haken am Boden krümmen zu müssen oder dich vor großen schwarzen Spinnen im Schrank verstecken musst?
Die Abhängigkeit beginnt, wenn nicht mehr du die Entscheidung triffst, ob du konsumierst, sondern die Droge das für dich erledigt.
Wie es anfängt? Ich kenne ein paar Hundert Drogen- und Alkoholabhängige und ihre Geschichten.
Viele Drogenabhängige beginnen mit einmal in der Woche - ist doch überhaupt nicht schlimm, habs ja in Kontrolle... irgendwann umfasst dann der Wochenendkonsum die Tage von Donnerstag bis Dienstag, da kommt es dann doch auf den Mittwoch auch nicht mehr an...
Bei Alkoholikern dagegen wird es unmerklich mehr... und da Alk frei verfügbar ist, fällt es auch gar nicht so auf, dass es immer mehr wird - bis es irgendwann Probleme mit dem Chef, PartnerIn oder der Bullerei gibt und es sich einfach nicht mehr abstellen läßt...
Es gibt soviele Wege in die Abhängigkeit, wie es Menschen gibt - aber Ähnlichkeiten gibt es doch.

LG

Praxx
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Monalisa88
Anfänger


Anmeldungsdatum: 24.08.2014
Beiträge: 6

BeitragVerfasst am: 31. Aug 2014 12:11    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo Nelita,

Ich würde von mir behaupten, dass ich von den Tabletten körperlich nicht abhängig bin, zumindest ist es kaum ein Problem sie nicht zu nehmen... Das, was mich verzweifeln lässt ist das (vermeindliche) Wissen, dass ich mein Leben ohne nicht auf die Reihe bekomme!

Mir ist seit langem klar, dass ich süchtig bin, wenn ich jetzt so darüber nachdenke... Aber ich habe es mir nie richtig eingestanden!

So richtig klar wurde es mir, als ich den Film "Flight" gesehen habe! Das klingt jetzt so dänlich, aber in der einen Szene bin ich so unglaublich zusammen gebrochen, weil mir klar wurde, dass ich genauso süchtig bin! Ich lüge, um es zu verstecken, ich belüge mich selbst und ich hasse mich dafür!
Das hat mir ganz schön die Augen geöffnet...
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