Ich will nicht, dass er der nächste ist...

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ninileo
Anfänger


Anmeldungsdatum: 26.11.2014
Beiträge: 1

BeitragVerfasst am: 26. Nov 2014 17:19    Titel: Ich will nicht, dass er der nächste ist... Antworten mit Zitat

Hallo,

mein Name ist Nina und ich bin 23 Jahre alt, mit 16 hab ich erfahren, dass mein großer Bruder (damals 28 Jahre) Heroinabhängig ist. Zuhause war ein riesen Drama, meine Eltern wussten zwar, dass er hin und wieder Canabis konsumiert aber, dass es mittlerweile Heroin war schockte alle. Wir haben dann viel darüber geredet und er war dann auch bereit einen Entzug und Therapie zu machen. Er hat das alles auch wunderbar durchgezogen, es schien alles gut zu verlaufen. Nachdem er auf Therapie war zog er in eine WG mit einem den er in Therapie kennen gelernt hatte. Zwei Wochen später rief der bei meiner Mutter an und sagte, dass er bei Markus Stoff gefunden hatte, da er nicht wieder mit reingezogen werden wollte, hat er ihn rausgeschmissen.
Danach kam er wieder nach Hause, es war natürlich wieder alles beim alten. Er saß wieder richtig tief in der Sch... Meine Mutter hatte regelrecht einen Kontrollzwang, durchsuchte sein Zimmer, schmiss ihm wieder seinen Stoff weg, daraufhin zog er dann aus, kam bei Kumpels unter, Geld für eine Wohnung konnte er natürlich nicht aufbringen.
2010 starb dann unser Papa, das riss ihn wieder in ein riesen Loch, er schottete sich ab.
Er meldetet sich gar nicht mehr, nicht mal mehr bei mir, obwohl es ihm immer so wichtig war von mir zu hören, im Grunde bemühte er sich trotz seiner Sucht mir ein guter großer Bruder zu sein. Etwas über ein Jahr zog sich die Funkstille. Es war kurz vor Weihnachten 2011, ich erfuhr, dass er im Knast ist, nach den Feiertagen schrieb ich ihm einen Brief und besuchte ihn, ihm schien es wieder besser zu gehen, er sagte auch, dass er im Knast sehr schlecht an Stoff kommt. Nach 3 Monaten kam er raus, meldete sich zum Methadonprogramm an und wollte nochmal auf Therapie gehen. Methadonprogramm hat er auch gemacht, mittlerweile zum 3000. Mal...
Er kommt einfach nicht weg von dem Teufelszeug, ich weiß nicht wie ich ihm helfen kann.
So jetzt hab ich mal die 'Geschichte' etwas erzählt, jetzt zu dem was mich so traurig macht.
Momentan wohnt er bei meiner Tante im Haus, in der hat deren Sohn eine Wohnung. Vorgestern Abend hörte meine Tante, dass in der Wohnung rumgeschrien und gelaufen wird, sie ging rauf, was sie sehen musste war die Freundin von meinem Cousin tot auf dem Boden, überdosis. Mein Bruder hatte noch versucht sie wiederzubeleben, aber vergebens. Danach natürlich Kripo mit Drogenrazzia.
Dieses Jahr sind schon viele von seinen Bekannten/Freunden an Drogen gestorben, anfangs war er noch total getroffen, aber ich hab den Eindruck, mit jedem Drogentoten mehr belastet ihn das weniger. Werden die so abgebrüht? Hauptsache sie waren diesmal nicht dran?

Ich möcht ihn rausholen, ich will nicht, dass er der nächste ist. So oft sagte ich schon zu ihm, wir haben doch schon unseren Papa verloren, ich will nicht auch noch ihn verlieren.. Hat irgendjemand einen Rat für mich?

Ach ja und seit ist er wieder mal auf Entzug, das macht er zur Zeit ca. einmal im Monat, vielleicht ja auch, dass er ein Dach über dem Kopf und was im Magen hat.

Es ist jetzt etwas länger als geplant geworden.

Liebe Grüße Nina
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Sebastian Brant
Silber-User
Silber-User


Anmeldungsdatum: 24.10.2014
Beiträge: 106

BeitragVerfasst am: 26. Nov 2014 18:16    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo Nina

Es sind immer wieder dieselben sehr, sehr traurigen Geschichten, die die Sucht schreibt. Deine Frage,
oder die Bitte um Rat bezüglich deines Bruders ist da irgendwie vergebens. Gib die Hoffnung auf für alles
was nicht jetzt Realität ist. Diese Hilflosigkeit schmerzt natürlich erst mal, ist aber der einzige Schlüssel wie
ich selbst bitter erfahren mußte, um endlich das eigene Lebensschiff zu steuern.
Du hast viel mitgemacht die jüngste Zeit und auch die letzten Jahre. Lerne zu entschleunigen, den Fokus auf
dich und deine eigenen Bedürfnisse und Wünsche zu richten. Das ist es, was ich mal so denke, dir die Kraft
gibt dein Ninadasein zu leben.

S. Brant
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lämmchen
Foren-Guru
Foren-Guru


Anmeldungsdatum: 09.02.2012
Beiträge: 3754

BeitragVerfasst am: 26. Nov 2014 19:45    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo und herzlich Willkommen Nina,

Du willst nicht das Dein geliebter Bruder der nächste Drogentote sein wird.
Das ist gut so, denn hoffentlich weiss er Deine Sorge um ihn auch zu schätzen.

Aus der Erfahrung heraus, kann ich Dir nur sagen/schreiben, das Dein Bruder den Weg aus der Sucht alleine gehen muss. Du kannst ihm immer wieder sagen und zeigen, das Du für ihn da bist ( aber nicht mit Kohle ) sondern mit schwesterlicher Liebe, den Rest muss er alleine machen. Sich einen Therapieplatz suchen etc.pp. Wenn Du ihn zu irgendwas in der Richtung zwingen willst, geht das voll nach hinten los und es kann sein, das er mehr denn je konsumiert.

Pass auf Dich und Deine Seele auf, suche Dir Ruheinseln, denk an Dich.

Viel Kraft wünscht Dir Lämmi
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SAUBERMANN
Platin-User
Platin-User


Anmeldungsdatum: 27.03.2012
Beiträge: 1356

BeitragVerfasst am: 26. Nov 2014 22:11    Titel: Antworten mit Zitat

hallo nina,

ich würde dir gern etwas anderes sagen, aber es ist tatsächlich so, dass man als außenstehender im grunde gar nichts tun kann...

erst vor kurzem habe ich mit einem kumpel von mir gesprochen. wir sind beide opiatsüchtig und teilen einige erfahrungen, aber da gibt es trotzdem so vieles, was ich wohl nie verstehen werde.. es ist zb. so, dass ich im methadon-programm bin, aber nie heroinsüchtig war. ich habe auch nie gespritzt... und es gibt sehr viele süchtige, die sich heroin oder ihr substitut (zb. methadon oder subutex) spritzen, obwohl das LEBENSGEFÄHRLICH ist...

ein bekannter hat dadurch sein bein verloren. und der o.g. bekannte hatte vor kurzem mit mitte 30 eine herzattacke. auch thrombosen plagen ihn oft. er hat jahrelang subutex gespritzt (meist in die beine) und dadurch sind seine adern völlig verklebt und verstopft. er war bei einem facharzt (ein spezialist, der sich damit auskennt) und der meinte nach der untersuchung nur, dass er sowas schlimmes noch nie gesehen habe. ich hab es ehrlich gesagt nicht ganz genau verstanden (das gespräch war auch zwischen tür und angel und ständig kamen leute dazwischen, die was von ihm wollten), aber er hat wohl so ein kontrastmittel bekommen und so konnte der arzt richtig sehen, dass zb. seine adern knieabwärts total verstopft sind... und das mit mitte dreißig!

ich hab ihn halt gefragt, ob es irgendwas gibt, damit er mit diesem scheiß-spritzen mal aufhört.. aber nix.. er meinte, er gäe sich schon mühe und verkneife es sich so oft wie möglich.. aber ganz kann er nicht aufhören.. und das wird nicht mehr lange gut gehen, hat ihm auch der arzt absolut klipp und klar gesagt..


WAS DAS MIT DEINEM BRUDER ZU TUN HAT?!
nun, wie du siehst, sind selbst erfahrene süchtige mitunter ratlos, weshalb menschen sich sowas antun.. ich verstehe es selbst nicht. und du kannst davon ausgehen, dass die betroffenen das selbst auch gar nicht erklären können... oft leiden menschen wie dein bruder ja selbst darunter. das würde auch erklären, weshalb er immer wieder entzugsversuche macht...

was ganz wichtig ist im umgang mit deinem bruder:
wenn du willst, dass er dir die ganze wahrheit erzählt, muß er dir vertrauen können. aber das tut er vermutlich nur, wenn du ihn nicht "tadelst" oder er gar das gefühl hat, dadurch nachteile zu haben.
ein beispiel: wenn er zb. bei euch wohnt und er ist offensichtlich noch am fixen, dann bringt es nix, ihm das unter strafe zu verbieten. wenn ihr dann zb sagt: "WENN DU NOCHMAL KONSUMIERST, FLIEGST DU AUS DER WOHNUNG!", dann wird er natürlich nix beichten (wenn er zb. n rückfall hat).
um jemandem helfen zu können, muß man aber erstmal wissen, wie schlimm die situation wirklich ist.

kannst du in ruhe mit ihm darüber reden? oder neigst du zu vorwürfen? ich würde das mit dem vater mal weglassen. vermutlich hat der tod eures vaters seine sucht noch verschlimmert. vorwürfe machen das alles nicht besser. es bringt leider in der regel auch nix, an sein gewissen zu appellieren...


jetzt nochmal 1-2 konkrete tipps zum umgang:
- gebt ihm KEIN bargeld! (wurde auch schon erwähnt!). helft ihm gerne mit kleidung, hygienebedarf etc. und gesundem essen!
- lasst euch nicht verarschen! manche süchtige neigen zu phantasiegeschichten (besonders wenns um benötigtes bargeld geht!)

+++WICHTIG+++
- dein bruder hat ein sehr hohes risiko, eine ÜBERDOSIS zu erleiden.
es ist so: der körper gewöhnt sich mit dem konsum an die opiate (heroin, methadon, subutex, codein, usw.). man entwickelt eine sogenannte "opiat-toleranz". der konsument muß immer mehr stoff nehmen,um die erwünschte wirkung zu erzielen. deshalb sind fast alle opiatsüchtigen menschen auch hohe bis sehr hohe dosierungen und sehr starke opiate gewöhnt.
diese toleranz bildet sich aber auch wieder zurück, wenn man nichts mehr nimmt. deshalb passieren so viele tödliche überdosierungen, wenn die leute von einer entgiftung kommen! mach das deinem bruder klar! eventuell weiß er das nicht oder er hat es vergessen/verdrängt...

ich erwähne diesen punkt, weil du sagtest, dass dein bruder relativ oft auf entzug geht.. da hat er ein hohes risiko...


ok, das wars im prinzip dann auch.. noch was.. ich habe viele jahre gesagt: "DER ENTSCHLUSS ZUM CLEANSEIN MUSS VOM SÜCHTIGEN SELBST KOMMEN!"
inzwischen sehe ich das etwas anders. ich würde jetzt sagen, dass der süchtige unbedingt eine intrinsische motivation haben muß (also er muß das von innen heraus für sich wollen und nicht nur weil zb die familie das will etc.). aber der auslöser zum entzug kann auch zb. knast oder n zwangsentzug etc sein... ein bekannter von mir mußte auf therapie gehen, sonst wär er in den knast gegangen... und obwohl er selbst immer gesagt hat, dass er das nicht will und dass er eh wieder konsumieren wird etc, ist er inzwischen seit über 2 jahren clean.. er ist jetzt rund 40 jahre alt und hat arbeit, wohnung, freundin usw... es geht also auch so. allerdings muß der süchtige auch clean werden wollen. sonst hilft das alles nix...


viele grüße
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Corrupt
Anfänger


Anmeldungsdatum: 29.04.2015
Beiträge: 5

BeitragVerfasst am: 29. Apr 2015 00:11    Titel: Psychologie Antworten mit Zitat

Das ich etwas Ahnung von Psycholog besitze will ich dir meine Kenntnisse nicht vorenthalten. Wenn du wissen möchtest was dein Bruder hat musst du dich mit Sigmund Freud beschäftigen. Der Mensch identifiziert sich entweder über Liebe oder über Schmerz. Das sieht man schon bei Kindern im jungen Alter, wenn sie nicht Positiv aufmerksamkeit bekommen machen sie scheisse um so die nötige aufmerksamkeit zu bekommen. Dieses verhalten kann zu einer richtigen sucht werden, genau wie eine Depression zu einer sucht werden kann wenn man wegen der Krankheit extrem viel Aufmerksamkeit bekommt. Denn man weiß ja vor der Depression war man alleine und jetzt interessieren sich auf einmal alle für einen. Da ist es sehr schwer was verändern zu wollen. Außerdem haben frühe versuche in der damalige Sowietunion ergeben das Kinder wenn sie gar keine aufmerksamkeit/emotionen bekommen einfach eingehen, wortwörtlich Sterben.

Viel erfolg mit deinem Bruder ich hoffe es ist noch nicht zu spät.
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