Freund wurde verhaftet und verleugnet alles

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FastForward
Bronze-User
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Anmeldungsdatum: 06.07.2015
Beiträge: 20

BeitragVerfasst am: 9. Jul 2015 18:21    Titel: Antworten mit Zitat

Sollte er mich weiter anlügen, weiß ich immerhin, dass ich aufgeben kann, ohne mich schuldig zu fühlen.
Ich denke die Chance angelogen zu werden ist etwas geringer, wenn wir beieinander sind. Vielleicht täusche ich mich. Ich kenne ja die Wahrheit und selbst, wenn ich ihm gerne glauben würde, weiß ich es ja leider besser. Lügt er weiter, wird es vielleicht ein bisschen leichter, sich zu distanzieren.

Mein worst case ist eher, dass er mir zwar die Wahrheit erzählen wird, aber unwillig ist, sich helfen zu lassen. Denn meine Hände sind gebunden. Ich kehre lieber einem Lügner den Rücken, als jemandem, der zwar ehrlich ist, aber nicht bereit ist, clean zu werden.
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Haschgetüm
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Anmeldungsdatum: 26.03.2015
Beiträge: 2502

BeitragVerfasst am: 9. Jul 2015 18:50    Titel: Antworten mit Zitat

Ja das kann ich nachvollziehen... ich glaube allerdings kaum, dass er von Leugnen auf Einsicht schalten wird.. höchstens auf die nächste Stufe: naja hab ich zwar gemacht, aber nur mal selten, war doch nur 1 mal... usw. usw...
Du wirst es erleben. Sei vorsichtig, falls er aggressiv werden sollte. Und probiers bitte nicht selbst aus, falls er das dann vorschlagen sollte Very Happy
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FastForward
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Anmeldungsdatum: 06.07.2015
Beiträge: 20

BeitragVerfasst am: 9. Jul 2015 20:25    Titel: Antworten mit Zitat

Nein danke, das muss ich mir nicht antun. Ich hab noch 'ne Zukunft vor mir...
Ich hab auch Angst, dass er wieder aggressiv wird. Aber dann bin ich auch schnell wieder weg. Ich habe Hoffnung, da er gestern schon ganz andere Töne drauf hatte und auch, weil es ja nicht das erste Mal wäre, wo er erst doofe Ausreden sucht und dann doch mit der Wahrheit rausrückt...
Damals hat er das übrigens ohne Druck getan, ich habe nicht weiter nachgebohrt sondern mir Meins gedacht.
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Chiron 08
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Anmeldungsdatum: 26.06.2015
Beiträge: 462

BeitragVerfasst am: 10. Jul 2015 19:07    Titel: Antworten mit Zitat

Liebe FastForward,

bitte mach Deinem Namen keine Ehre, sondern mach es SlowlyForward.

Wenn Du überzeugt bist, dass er lügt : LASS IHN LÜGEN! Hör Dir alles ruhig an; mach Dir ein Bild und setz ihn nicht zu sehr unter Druck.

Entscheide Dich nicht über Beziehungsende im Streit. Sei wachsam und bleib bei Deinen Aussagen bei Dir.

Erzähl von Deinen Ängsten und Befürchtungen und lass auch nicht aus dass Du ihn sehr liebst.

Und wenn Du Schluss machen willst und er agressiv ist, dann hau erst mal ab und mach telefonisch Schluss!

Ich mache mir Sorgen!

Alles Gute


Chiron
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FastForward
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Anmeldungsdatum: 06.07.2015
Beiträge: 20

BeitragVerfasst am: 10. Jul 2015 23:08    Titel: Antworten mit Zitat

Danke Chiron, das ist sehr lieb von dir! Sehr weise Worte, ich werde sie mir zu Herzen nehmen! Ich fahre in einer Stunde los, dann erst mal 4 bis 5 Stunden Fahrt, wird viel los sein in der Region. Ich bin aufgeregt.
Gestern am Telefon hat er ein bisschen von der Festnahme erzählt, aber nicht vom Grund. Er meinte, er erzähle mir alles, wenn wir uns sehen. Er ist jeden Tag ein bisschen mehr auf mich zugekommen. So dass ich "gute Hoffnung" habe, dass er mir die Wahrheit erzählen wird und dann sehen wir weiter.
Ich muss versuchen, ruhig zu bleiben. Ich weiß zwar schon von seinem Konsum, aber es von ihm bestätigt zu hören, wird noch einmal sehr weh tun, das ist mir klar...
Ich werde euch erzählen, wie es mir ergangen ist.
Wünsche euch in dem Sinne ein schönes Wochenende!
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Chiron 08
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Anmeldungsdatum: 26.06.2015
Beiträge: 462

BeitragVerfasst am: 11. Jul 2015 08:21    Titel: Antworten mit Zitat

Liebe Fast,

nun liegt es in Deiner Hand. Ich wünsche Euch ein Wunder Very Happy

Ich glaube an Wunder und wenn er Dich annähernd so liebst, wie Du Dich und Ihn, dann wird Gott Euch ein Engel schicken, der die Gespräche und das gemeinsame Zusammensein ein wenig überwacht.

Wenn nicht, dann werde bitte nicht böse oder agressiv; nur weil er heute auf dem falschen Weg ist, ist er kein schlechter Mensch. Giess nur kein Öl ins Feuer.

Spüre Dein Herz und sei traurig aber mach ihm keine Vorhaltungen; die macht er sich ( mit Sicherheit ) selbst genug, wenn Du nicht da bist. Oder er ist noch nicht so weit, leugnet und lügt sich selbst einen in die Tasche. Dadurch verlängert er sein Leid; nicht Deins.

Doch das kannst Du auch nicht mehr ändern.

Bis denn, alles Gute

Chiron
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FastForward
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Anmeldungsdatum: 06.07.2015
Beiträge: 20

BeitragVerfasst am: 13. Jul 2015 16:28    Titel: Antworten mit Zitat

So, das war ein intensives Wochenende. Ich war ja 48 Stunden bei ihm und diese 48 Stunden hat er definitiv nichts genommen. Ich konnte auch keine frischen Einstiche finden und auch sein Verhalten hat nicht auf Konsum hingedeutet. Wir haben auch über die ganze Sache geredet. Er war dabei ruhig und verständnisvoll und meinte, er versteht meine Sorge. Er bleibt dabei, dass es nicht sein Stoff war, sondern der von seinem Freund. Da keiner von beiden den Besitz zugeben wollte (die Polizei fand den Stoff in einer Zigarettenschachtel die bei ihnen lag), haben sie es ihm angehängt, da er im Gegensatz zu seinem Freund schon öfter festgenommen worden ist - allerdings bisher nie im Zusammenhang mit Drogen. Er hat auch mit zwei Kumpels geredet als ich dabei war und die meinten auch, dass es unerhört sei, wie die Polizei den Leuten falsche Sachen in den Mund legt. Es scheint also jeder von seiner relativen Unschuld überzeugt.

Er hat mir auch mehr allgemein über seinen Drogenkonsum und seine Vergangenheit erzählt. Er war bisher wie gesagt sehr ehrlich zu mir, abgesehen davon als ich ihn das erste Mal mit den Stichstellen gesehen habe und er es auch nur zunächst verleugnet hatte. Er meinte er wäre überzeugt, ich würde es ohnehin merken, da ich ihn ja kenne und den Unterschied eindeutig spüren würde. Dann meinte er, es wäre ja hirnrissig, denn wenn er jetzt rückfällig wäre, hätte er ja das Geld nicht um mit nach Europa zu kommen und er würde sich diese Chance auf keinen Fall verbauen wollen.
Er hat mir schon öfter gesagt, dass er weiß, dass er von zu Hause weg muss. Er weiß, dass er alleine nicht die Kraft hat, diese Sog hinter sich zu lassen. Er sieht Europa nun als Chance für einen Neuanfang.

Ich bin auf der Hut, denn jetzt, wo ich sein Zuhause gesehen habe, wo ich ein paar seiner Freunde getroffen habe, wo ich auch einen Wutausbruch erlebt habe (er ist Borderliner), weiß ich, auf welch dünnem Eis wir uns bewegen. Möglicherweise habe ich ja doch etwas übersehen und ich tue mich nunmal schwer, einfach so Dinge zu glauben. Ich weiß, dass er mich liebt, dass er eine Zukunft mit mir aufbauen will, aber es gibt keine Garantie.
Ich muss mir vor Augen halten, dass ich immer mich selbst, meine Freunde, meine Familie, mein ganzen Schutznetz auf meiner Seite habe, dass ich eine Zukunft habe, egal was mit ihm passiert. Dass ich diese ganze Erfahrung als etwas nutzen kann, das mich stärker macht, dass ich mich niemals zum Opfer werden lasse.
Ich weiß, dass seine emotionale Ausbrüche unberechenbar sind, dass ich nur sehr begrenzt helfen kann... Aber ich weiß auch, dass ich ein Faktor bin, der ihm hilft, sich im Zaun zu halten. Dafür muss ich ICH bleiben, bei mir bleiben, meinen Weg weitergehen.
Ich weiß, dass mein Risiko für Co-Abhängigkeit gegeben ist, da ich einen Mann liebe, der eine lange Drogenverhangenheit hat und der eine Borderline Persönlichkeit hat. Der zwar hochintelligent ist, aber manchmal nicht durch den Wirrwarr seiner Emotionen sehen kann.

Alles in Allem war es einfach nur gut, dass ich da war. Es war gut für uns beide. Vielleicht stimmt es tatsächlich, dass Liebe eine Rettung sein kann. Das ist ein schöner Gedanke aber ich will nicht der Naivität verfallen.
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Chiron 08
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Anmeldungsdatum: 26.06.2015
Beiträge: 462

BeitragVerfasst am: 14. Jul 2015 17:01    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo FastForward Very Happy

Das hört sich sehr gut an. Doch sei Dir bewusst. Das Leben mit einen Junkie oder auch Ex-Junkie kann sehr anstrengend sein.

Doch wenn Deine Liebe stark ist; und damit meine ich nicht ausschliesslich die Liebe zu Deinem Freund, sondern ganz besonders auch die Liebe zu Dir, dann kann daraus was Längeres werden.

Der Mann meiner Frau hat vor über 40 Jahren mit Alkohol, Hasch und Tabletten angefangen und wird zur Zeit noch mit Methadon substituiert; doch er wird noch dieses Jahr das Kapitel Medikamente beenden genauso wie er mit ihr dieses Jahr Silberhochzeit feiern wird.

Unser Weg war wirklich kein Zuckerschlecken und nur möglich, weil meine Frau NIE irgendeine Droge genommen hat und sich kein x für ein u vormachen lässt.

Deshalb: Sei auch Du stark und behaupte Dich, sonst wird das nix.

Jetzt, wo ich wesentlich ruhiger geworden bin, kann ich ihr viel (zurück-) geben, was in meiner AKTIVEN Phase leider nicht so möglich war.

Es ist ein Wunder, das wir noch zusammen sind und ein Wunder, dass ich noch lebe: Bin dreimal mit einer Überdosis auf der Intensivstation gelandet.

Ich danke Gott dafür; mein älterer Bruder hat es 1992 nicht geschafft. Er ist an einer Überdosis gestorben.

Ich wünsche Dir das Beste Exclamation

LG

Chiron
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FastForward
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Anmeldungsdatum: 06.07.2015
Beiträge: 20

BeitragVerfasst am: 14. Jul 2015 18:39    Titel: Antworten mit Zitat

Danke Chiron!

Ach diese bösen Zweifel. Ich versuche mich zu beschwichtigen, indem ich mir sage, bald genug wird er mir zeigen können, was für ein Mensch er ist. Wenn die Fernbeziehung endlich vorbei ist und wir für längere Zeit beieinander sind. Ich habe große Angst, ich kann es nicht verleugnen. Denn es sind nicht nur die Drogen, es ist auch seine Persönlichkeitsstörung die uns zu schaffen macht. Und ich bin auch nicht unbelastet.

Ich werde Psychologie studieren. Das war lange ein großer Wunsch von mir und nun habe ich es geschafft in eine sehr gute Uni zu kommen. Ich hoffe natürlich, dass ein vertieftes Wissen über die Materie mir hilft, Abstand zu gewinnen, ruhiger zu werden, zwischen ihm und der Störung(en) zu unterscheiden und bei mir zu bleiben. (Ich will mich gerne zur systemischen Familientherapeutin ausbilden lassen und Recherche im Feld der Resilienz innerhalb von sozialen familiären Systemen machen) Es ist wichtig, dass ich meine eigenen Ziele im Kopf behalte, egal wie es um meinen Freund steht.

Gleichzeitig habe ich große Hoffnung, dass er in einem völlig neuen Umfeld mit neuem Input eine neue Existenzberechtigung findet. Er will raus, aber ich bin mir nicht sicher ob er gewillt ist, auch an sich selbst zu arbeiten. Nimmt er seine ganzen Probleme mit, werden sie uns überrollen und mir bleibt nichts weiter übrig als ihm die Tür zu zeigen.
Ich würde ihm gerne helfen ein intellektuell stimulierendes Umfeld zu finden - denn in seiner Heimat ist er in seinem sozialen Umkreis bei weitem der Intelligenteste und ständig unterfordert. Ich hoffe, dass er die chemische Stimulation dann allmählich nicht mehr nötig haben wird. Aber das ist vage und weit gegriffen.

Ich muss lernen, Babyschritte mit ihm zu gehen. Ich weiß noch nicht, wie das gehen soll und reite jeden Tag immer wieder erneut die Achterbahn aus Hoffnung und Hoffnungslosigkeit.
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Chiron 08
Gold-User
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Anmeldungsdatum: 26.06.2015
Beiträge: 462

BeitragVerfasst am: 14. Jul 2015 19:00    Titel: Antworten mit Zitat

Hey FastForward,

meinst Du systemische Familienaufstellungen nach Bert Hellinger? Da habe ich schon mal meine Familie aufstellen lassen.

Und als ich für einen anderen stand, da spürte ich richtig, das ich nicht in dem Körper bin, sondern jemand andres. Very intensiv Idea

So ich muss Schluss machen,

LG

Chiron
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unsauber
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Anmeldungsdatum: 05.06.2015
Beiträge: 84

BeitragVerfasst am: 14. Jul 2015 19:17    Titel: Antworten mit Zitat

FastForward hat Folgendes geschrieben:

Ich werde Psychologie studieren. Das war lange ein großer Wunsch von mir und nun habe ich es geschafft in eine sehr gute Uni zu kommen. Ich hoffe natürlich, dass ein vertieftes Wissen über die Materie mir hilft, Abstand zu gewinnen, ruhiger zu werden, zwischen ihm und der Störung(en) zu unterscheiden und bei mir zu bleiben.


ich zitiere mal einen psychologie-prof. aus der 1. vorlesung psychologie, die ich in meinem leben hatte:

"WENN HIER JEMAND SEIN SOLLTE, DER GLAUBT UND/ODER HOFFT, DASS ER DURCH DIESES STUDIUM SEINE EIGENEN PROBLEME BEWÄLTIGEN KANN, DANN IST ER HIER DEFINITIV FALSCH!"

so ganz verkehrt ist diese aussage wirklich nicht.

man selbst hat IMMER ein verzerrtes bild von sich. immer. du kannst unheimlich selbstkritisch, reflektiert und gnadenlos offen sein - es wird dir trotzdem nicht gelingen, einen gesunden zugang zu gewissen punkten deiner person zu finden.

nicht ohne grund ist es für jeden späteren psychotherapeuten PFLICHT, selber eine analyse zu machen.

insofern ist es auch etwas naiv, wenn man davon ausgeht, dass man selber den schlüssel durch so ein studium finden kann.


trotzdem wirst du auch durch das studium sehr viel über dich selbst lernen, wenn du in der lage bist, ehrlich zu dir zu sein. aber "heilen" wirst du dich dadurch nicht können.

m.m.n. hat JEDER MENSCH eine psychische störung. genug zu tun gibt es für psychologen also... Cool
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FastForward
Bronze-User
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Anmeldungsdatum: 06.07.2015
Beiträge: 20

BeitragVerfasst am: 14. Jul 2015 20:05    Titel: Antworten mit Zitat

unsauber: Es heißt auch nicht ohne Grund "don't f*ck the business". Ich verstehe und unterschreibe deine Bedenken. Ich habe schon ein Erststudium hinter mir und einige Psychologiekurse inklusive jahrelanger Therapie. Trotzdem finde ich dass mein "Wissen" mir schon sehr viel geholfen hat, mit Dingen in meinem Leben besser umzugehen. Etwa als meine Mutter an Depressionen litt und mir mehr oder weniger die Verantwortung über den familiären Zusammenhalt aufgedrückt wurde. Ich glaube, ohne mein Backgroundwissen wäre ich böse eingeknickt.
Das mit den Störungen - wer sucht, der findet. Wie gesagt bin ich mehr ein Freund der positiv ausgerichteten Schule, Resilienz fasziniert mich seit ich das erste Mal über das Thema gestolpert bin und habe seither mehrere Arbeiten darüber verfasst.
Übrigens - ich glaube die allermeisten haben das Psychologiestudium angefangen, weil sie mit sich selbst besser klarkommen lernen wollten. Zumindest als Teilaspekt des Interesses. Mein Thera hat mir das auch bestätigt, er ist trotzdem spitze in seinem Job.

Chiron: ja ganz genau, Familienaufstellung ist ein Aspekt dieser Therapierichtung Smile Nahe mit der Gestalttherapie verwandt.
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QyX
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Platin-User


Anmeldungsdatum: 04.07.2013
Beiträge: 1270

BeitragVerfasst am: 14. Jul 2015 21:08    Titel: Antworten mit Zitat

FastForward hat Folgendes geschrieben:
Danke Chiron!

Ach diese bösen Zweifel. Ich versuche mich zu beschwichtigen, indem ich mir sage, bald genug wird er mir zeigen können, was für ein Mensch er ist. Wenn die Fernbeziehung endlich vorbei ist und wir für längere Zeit beieinander sind. Ich habe große Angst, ich kann es nicht verleugnen. Denn es sind nicht nur die Drogen, es ist auch seine Persönlichkeitsstörung die uns zu schaffen macht. Und ich bin auch nicht unbelastet.

Ich werde Psychologie studieren. Das war lange ein großer Wunsch von mir und nun habe ich es geschafft in eine sehr gute Uni zu kommen. Ich hoffe natürlich, dass ein vertieftes Wissen über die Materie mir hilft, Abstand zu gewinnen, ruhiger zu werden, zwischen ihm und der Störung(en) zu unterscheiden und bei mir zu bleiben. (Ich will mich gerne zur systemischen Familientherapeutin ausbilden lassen und Recherche im Feld der Resilienz innerhalb von sozialen familiären Systemen machen) Es ist wichtig, dass ich meine eigenen Ziele im Kopf behalte, egal wie es um meinen Freund steht.

Gleichzeitig habe ich große Hoffnung, dass er in einem völlig neuen Umfeld mit neuem Input eine neue Existenzberechtigung findet. Er will raus, aber ich bin mir nicht sicher ob er gewillt ist, auch an sich selbst zu arbeiten. Nimmt er seine ganzen Probleme mit, werden sie uns überrollen und mir bleibt nichts weiter übrig als ihm die Tür zu zeigen.
Ich würde ihm gerne helfen ein intellektuell stimulierendes Umfeld zu finden - denn in seiner Heimat ist er in seinem sozialen Umkreis bei weitem der Intelligenteste und ständig unterfordert. Ich hoffe, dass er die chemische Stimulation dann allmählich nicht mehr nötig haben wird. Aber das ist vage und weit gegriffen.

Ich muss lernen, Babyschritte mit ihm zu gehen. Ich weiß noch nicht, wie das gehen soll und reite jeden Tag immer wieder erneut die Achterbahn aus Hoffnung und Hoffnungslosigkeit.


Mein subjektives Empfinden: da ist doch so was wie Co-Abhängigkeit dabei.

Es ist so: er muss seine Probleme selber lösen. Dabei wirst du ihm nur sehr begrenzt helfen können und desto mehr Druck du machst, desto mehr vermeintlich konstruktive Vorschläge du machst, desto größer wird unter Umständen die Abwehrhaltung bei ihm werden.

Es ist halt so mit den Beziehungen: entweder man passt zusammen und kann den Partner so akzeptieren wie er ist oder eben nicht. Dieser Wunsch ihn ändern zu wollen ist nachvollziehbar aber wahrscheinlich wird das alles schief gehen. So funktioniert es eben einfach nicht.
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FastForward
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Anmeldungsdatum: 06.07.2015
Beiträge: 20

BeitragVerfasst am: 14. Jul 2015 21:49    Titel: Antworten mit Zitat

QyX, worin genau siehst du die Co-Abhängigkeit?

Ich habe nicht wirklich vor, ihn zu verändern. Ich tue mich nur sehr schwer, kriminelles Verhalten zu akzeptieren, das auch mich in Schwierigkeiten bringen kann. Oder aggressives Verhalten, das zu selbstzerstörerischen Handlungen führt. Ich weiß nicht, wie gesund es wäre, das hinzunehmen Wink Aber wenn das bedeutet, dass unsere Beziehung keine Chance hat, dann muss ich ehrlich gesagt sagen, machen diese Gründe mir die Abnabelung ein ganzen Stück leichter.
Aber meistens ist es ja nicht so - meistens ist er der liebevolle, interessante, intelligente Partner mit dem ich viele Interessen und Ansichten teile und an dem ich täglich wachse und den ich genauso an meiner Seite behalten möchte.

Doch ich muss zugeben - das Fass füllt sich. Ich bin in einer wait and see-Haltung momentan, denke aber trotzdem an die Zukunft.
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Pimpinelle
Platin-User
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Anmeldungsdatum: 30.03.2012
Beiträge: 1367

BeitragVerfasst am: 15. Jul 2015 01:39    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo FF,

alleine die Tatsache Partnerin eines Süchtigen zu sein, reicht natürlich für eine Co-Abhängigkeit nicht aus und ehrlich gesagt, ich sehe bei dir bis jetzt keine. Sich um den Partner zu sorgen dürfte völlig normal sein, so lange die Sorge um deinen Freund nicht zum Lebensinhalt wird.

Das ist eine recht schwierige Situation, in der du steckst. Die Zukunft ist ungewiss, er möchte mit nach Europa und dann? Unter diesen Umständen würde ich mir auch größte Sorgen machen.

Als absolut positiv würde ich schonmal seine Erkenntnis werten, dass er aus dem gewohnten Umfeld raus möchte.

Was ich mich aber frage ist, wie übersteht er als fixender Konsument ein Wochenende bei dir ohne Konsum? Kann ich fast nicht glauben, dass er so gar nicht affig zu werden scheint. Ungewöhnlich.

Gut finde ich, dass du hier Rat suchst und sehr aufmerksam bist. Auch wenn du der Beziehung viel Positives abgewinnst, so bleibt dennoch das sich langsam füllende Fass. Zumindest schützt du dich gut.

Ich sehe die Dinge mal wieder nicht so positiv, bin eher skeptisch, was eure gemeinsame Zukunft angeht. Du schneidest das Thema gerade schon selber an: Was für ein Mensch ist er wirklich? Selbst wenn er sich gegen die Drogen entscheiden sollte, bliebe die Frage, wie er ohne Drogen ist und ob er dann überhaupt noch der vermeintliche Traumpartner ist.

Verstehe mich bitte nicht falsch. Ich wünsche euch eine gemeinsame tolle Zukunft und hoffe, dass ihr an den Schwierigkeiten wachst, sie auch gemeinsam beseitigen könnt. Vielleicht könntest du für ihn DIE Chance seines Lebens sein, seine Probleme bewältigen zu können, das Umfeld zu wechseln und ganz neu in andere Richtung durchzustarten. Das liegt nun in seiner Hand.

Passe weiter so gut auf dich auf.

Gruß

Pimpinelle
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