Freund wurde verhaftet und verleugnet alles

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FastForward
Bronze-User
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Anmeldungsdatum: 06.07.2015
Beiträge: 20

BeitragVerfasst am: 21. Okt 2015 20:47    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo liebe Foris,

Lange ist es her, dass ich hier das letzte Mal geschrieben habe. Ich hatte schlicht keine Gelegenheit dazu, da ich seit meinem letzten Beitrag jeden Tag die meiste freie Zeit mit meinem Freund verbringe und nun auch wieder studiere. Ich hatte zwar einen Erfahrungsthread angefangen, doch den finde ich nicht mehr wieder (wurde vielleicht gelöscht weil ich nie auf den Punkt gekommen bin).

Wie dem auch sei. Das Thema ist natürlich noch nicht abgehakt.

Erstmals Praxx: Ja, du hast Recht, andere Diagnosen kämen durchaus auch in Frage und ich bin eigentlich auch kein großer Freund von diesen Labels. Mein Freund hat klare Symptome die auf ADHS hinweisen und in seiner Familie gab es Fälle von bipolerer Depression - beides also durchaus möglich. Zu Bipo finde ich aber, dass seine Launen zu inkonsistent sind. Er kann am selben Tag tief deprimiert sein und dann aber plötzlich total gut gelaunt. Er hat zwar nach eigener Aussage eine klare Tendenz zu Winterdepression, aber dies konnte ich noch nicht selbst so wahrnehmen.
Meiner Ansicht nach passt sein Verhalten eher auf Borderline, aber ich kann mich täuschen - wäre sogar wünschenswert, denn von allen Diagnosen ist das ja eine der - ja - doofsten, da wenig Aussicht auf Besserung.

So. Mein Freund und ich leben also nun zusammen, sind ausgewandert und kämpfen nun mit den Tücken des Alltags. Heißt: er sucht (bisher vergeblich) nach Arbeit und ich kriege die schlechte Laune ab, wenn es mal wieder nicht klappt. Gerade hat er einen Probetag in einer Bar und da er schon 1 1/2 Stunden da ist, nehme ich mal an, es läuft bisher. Das Problem ist, dass er keine Arbeitserlaubnis hat. Kriegt man in dem Feld nämlich leider nicht so leicht und da wir nicht verheiratet sind, hat er als Amerikaner zudem absolut kein Vorrecht auf sämtliche Iren und EU-Bürger, auch wenn er von allen die besten Qualifikationen hat. Hätte ich ihm alles vorher sagen können, aber der Herr ist ja stur und muss erst auf die Nase fallen.
Das sage ich nun so lapidar, tatsächlich aber wird er jeden Tag ein Stück depressiver und ich immer ängstlicher, dass er rückfällig wird.

Ich habe in der ganzen Zeit, die wir zusammen verbracht haben, keine Anzeichen für Konsum gefunden. Allerdings fiel mir auf, dass er den Code für sein Handy oft wechselt... Einmal habe ich den Code aufgeschnappt und einem seltenen unbewachten Moment in sein Handy geschaut. Und leider bin ich fündig geworden. So hat er sich wohl am Morgen vor unserer Abreise am 10. August mit einem Dealer getroffen, der ihm wohl Methadon verkauft hat.
Ich kann es nur absolut nicht begreifen. Wir waren vom 10. August bis Ende September jeden Tag ständig zusammen und außer wenn er betrunken war habe ich nie eine Veränderung in seinem Verhalten bemerken können. Mir gegenüber behauptet er, er sei völlig clean. Schlimmer noch - er kritisiert seinen Bruder dafür dass er nicht vom Methadon loskommt, macht Bemerkungen (auch wenn er betrunken ist, einmal sogar unter Tränen) dass er so froh ist aus dem Drogenloch rausgekommen zu sein und dass er, wenn das hier in Europa nicht klappt, wohl zu Hause wieder in den Drogensumpf fallen wird.

Ich bin auch absolut ratlos, wie ich damit umgehen soll. Einerseits erzählt er mir immer mehr Anekdoten, andererseits verschließt er sich weiterhin und lügt mich nun augenscheinlich auch noch an.
Ironischerweise kriege aber ich öfter an den Kopf geklatscht, er könne mir nicht vertrauen, wenn ich mal mein Handy nicht höre oder nicht gleich nach der Uni heimkomme...

Leider zeigt er in letzter Zeit öfter mir gegenüber respektloses Verhalten. Ich habe ihn heute wieder erwischt, dass er in meiner Abwesenheit in der Wohnung raucht. Ich habe ihn noch nicht darauf angesprochen, aber in der Vergangenheit hat er das immer verneint - außer wenn ich ihn direkt erwischt habe, etwa wegen Asche auf dem Boden. Und ich zermartere mir das Hirn, wie ich ihn drauf ansprechen soll, ohne dass er mauert.

So, ich will nach wie vor nicht hören, dass er nunmal ein verlogener Junkie ist und ich einen verloren Kampf kämpfe Smile Aber möglicherweise hat der ein oder andere ja einen Tipp für mich oder hat mehr Einblick als ich.
Ich habe übrigens auch schon wenn er weg ist die ganze Wohnung durchsucht - kein Anzeichen von Konsum auffindbar. Entweder da ist wirklich nichts oder er ist einfach intelligent genug es vor mir zu verstecken. Dass er gleichzeitig aber zu doof ist, sein heimliches Rauchen zu vertuschen...? Ist natürlich nicht derselbe Dealbreaker, er weiß dass ich ihn wahrscheinlich verlasse wenn er heimlich konsumiert. (Wobei ich mir da selbst nicht so sicher wäre, ich hätte viel zu große Angst um ihn als dass ich ihn dann einfach fallen lassen könnte...)
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Praxx
Foren-Guru
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Anmeldungsdatum: 25.07.2014
Beiträge: 3203

BeitragVerfasst am: 21. Okt 2015 22:54    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo Fastforward,
was du beschreibst, kann ja auch an einer extrem selbstunsicheren Persönlichkeit liegen - die vermeintliche Gewißheit, den Ansprüchen anderer sowenig genügen zu können wie den eigenen.
Er ist möglicherweise unfähig, irgendwelche "unfertigen" Gedanken zu äußern oder andere an seinen Gedankengängen teilhaben zu lassen.
Er hat vielleicht Angst, abgelehnt zu werden, wenn er zu seinen "Schwächen" steht - er MUSS sie verleugnen, um weitermachen zu können.
Er muss lernen, was eine "Schwäche" ist, nämlich eine Eigenschaft, die er verbergen will. Das Verbergen kostet Kraft und macht schwach. Sobald er aufhört, sie verbergen zu wollen, wird sie wieder zu einer simplen Eigenschaft.
Möglicherweise benötigt er psychiatrische Behandlung, die seinen Opioidkonsum soweit ersetzen kann, dass er darauf verzichen kann.

LG

Praxx
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FastForward
Bronze-User
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Anmeldungsdatum: 06.07.2015
Beiträge: 20

BeitragVerfasst am: 22. Okt 2015 18:43    Titel: Antworten mit Zitat

Praxx, gut möglich. Es ist so schwer, in ihn hinein zu sehen... Ich weiß nicht, was die ganze Heimlichtuerei soll und es ist erst recht schwer, ihm das mitzuteilen, ohne dass er gleich mauert.
Er meint, ich würde eh merken, wenn er wieder drauf ist, da wir zusammen leben. Aber ich bin mir da nicht so sicher - ab jetzt arbeitet er Nachts und ich bin tagsüber weg. Wir sehen uns also fast gar nicht mehr. Davor bangt es mir auch so sehr... Wir waren jetzt monatelang dauernd zusammen...
Ich habe einfach solche Angst und weiß grade gar nicht wohin damit.
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