Subutex Entzug im Schleichtempo

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Wu Zi Mu
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Anmeldungsdatum: 22.09.2015
Beiträge: 64

BeitragVerfasst am: 8. Okt 2015 11:06    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo Dakini,
vielen Dank für Deine offenen und freundlichen Worte.
Ich kenne Dich natürlich nicht, finde aber, Du liest Dich tatsächlich wie jemand dIE sich gut kennt bzw. kennengelernt hat, und eine gute Vorstellung davon hat, was sie eigentlich will (ganz grundsätzlich, welche Bedürfnisse für dich entscheidend sind usw.) vom und im Leben. Respekt. Und sei mal nicht zu hart zu Dir. Smile
Und es macht mir in der Tat Mut zu lesen, dass sich die Chemie wieder einpendelt, irgendwann.

Zum Thema Therapie
Ich habe in den 90ern mal 2 stationäre Entgiftung gemacht. War jeweils eine sehr intensive Erfahrung und ich habe dort interessante Menschen kennengelernt, an die ich sogar heute noch manchmal denke.
Aber letztlich wurde ich dadurch eher als polytoxer Drogi sozialisiert, als das es mich vorangebracht hätte. Ich konnte mich auch aus diesem Grund nie für eine stationäre Therapie begeistern.
Von Synanon und Co halte ich prinzipiell noch weniger, mag aber sein, dass genau das für den einen oder anderen passt, Vielfalt ist in dem Bereich immer begrüßenswert, und wer heilt hat recht, oder wie sagt man... Wink
Bei mir hat zuviel Druck immer kontraproduktiv gewirkt. Weitergebracht hat mich letztlich eine Mischung aus Substitution, Selbsthilfegruppe und Gespräche mit meinem damaligen Arzt (und natürlich auch noch viele Faktoren außerhalb des Suchthilfesystems).

Schönen Tag noch, allerseits
WU ZI
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dakini
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Anmeldungsdatum: 07.04.2015
Beiträge: 3361

BeitragVerfasst am: 8. Okt 2015 14:49    Titel: Antworten mit Zitat

Heute fing der Tag damit an, dass mir alles weh tat. Dann kam ja mein Termin, der zwar mein Lieblingsklient ist, aber mies drauf ist auch das schwer und ich merkte: ich schaffe es nicht, also nahm ich ein paar Krümel mehr - das doppelte. Jetzt geht es mir gut, aber klar ist: Arbeiten und abdosieren verträgt sich für mich nicht. Ich hatte so gehofft, das verbinden zu können!

Ich bin nun gezwungen, besser zu planen...
Das ist noch milde im Vergleich zu angestellter Arbeit. Allerdings habe ich keinen €, wenn ich nicht funktional bin. Das ist die Kehrseite. Zum Glück sind da keine Existenzängste, niemals.

Allerdings frage ich mich, wie das wäre, nachdem ich mich mit Deiner Situation, Levi, auseinander gesetzt habe, wenn mir die Männer nicht das Geld ins Haus tragen würden? Ich kann nicht ewig "bummeln" (Ausdruck meiner Mutter).Es ist also nicht so, dass ich NUR tun kann, was mir passt, bzw Disziplin ist absolut notwendig, das ist aber doch ein Unterschied zu "Druck". Meine Prüfung steht nächstes Jahr an.

Opiatabhängig kann ich mir so viel Verantwortung nicht vor stellen. (Das Gesetz vergessen wir mal, interessiert mich nicht, mir ist auch so klar, dass ich eine Fürsorgepflicht habe)
Ach Levi, Du hast mich in die Realität geschubst! Ich hab es mir wirklich nett eingerichtet, das ist mir gerade so deutlich, aber so kann es nicht ewig bleiben, sondern muss ersetzt werden. Die Sache ist nun mal zeit begrenzt, auch, wenn meine Leute treu sind, irgendwann mag ich diese Arbeit nicht mehr tun. Aber ich habe mir vorgenommen, mich damit gedanklich nicht zu belasten, bis ich clean bin.

Oh, mir geht es richtig gut mit meiner heutigen Doppeldosis. In dem Niedrigbereich merkt man jeden Krümel.

Ich fühle insgesamt wieder mehr,seit ich die 0,5 mg unterschritten habe, auch sexuell. Das freut mich besonders. Denn ich habe festgestellt, dass die Sexualenergie mich anschiebt. Wenn ich so Lipidolose Zeiten hatte, weil zuviel Opiat, bin ich nicht so bewegungsfreudig, auch anderes bleibt dann auf der Strecke. Geht es Euch auch so, dass mit zunehmender Lipido die Gesamtmotivation steigt, oder andersrum?

Nun werde ich meine künstlich errungene Fitness mal nutzen und was tun. Hier sieht es aus, als hätte eine Bombe eingeschlagen, das ist sonst gar nicht mein Ding. Aber seit Caro mich mal fragte, warum ich die Dinge nicht einfach mal liegen lassen kann, habe ich das geändert. Ich kann es wirklich.

@wu zi,
ja, ich bin ehrlich und habe schon viel erlebt und gemacht, mich geändert in vielem. Vor allem meinen Alltag, doch was mir bleibt, ist ein sehr empfindliches Gehirn und das macht die Sache kompliziert. Aber ich nehme auch gerne Kritik an und probiere aus, was mir vorgeschlagen wird. Ich nehme die Menschen ernst und mache mir Gedanken. Und lasse auch zu, was mir im ersten Moment nicht in den Kram passt. Zusammen geht es viel besser!
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Leviathan
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Anmeldungsdatum: 30.03.2013
Beiträge: 983

BeitragVerfasst am: 8. Okt 2015 18:43    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo Dakini,

erstmal ganz vielen Dank für Deinen speziell für mich zugeschnittenen Post. Ich werde am Wochenende darauf eingehen.

Alles Gute und viele liebe Grüße

Der Leviathan
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oxy moron
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Anmeldungsdatum: 23.08.2014
Beiträge: 387

BeitragVerfasst am: 8. Okt 2015 23:11    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo Dakini,

jetzt muss ich Dir doch einmal ein paar Zeilen schreiben. Du gibst hier – sehr offen und äußerst authentisch – viel von Dir, Deinem Leben und Denken preis, daher glaube ich, mit meiner Einschätzung richtig zu liegen.

Zumindest meiner Ansicht nach setzt Du Dich schon gewaltig unter Erwartungsdruck, scheinbar gehst Du – wie Viele – davon aus, „wenn ich erst clean bin, wird sich mein Geist fundamental verändern“.

Doch weshalb sollte er dies tun? Was bei 0,2 mg Buprenorphin und Deiner Gewöhnung pharmakologisch noch passiert, ist ja eher kosmetisch..(natürlich nicht die Entzugserscheinungen beim Absetzen, verstehe mich bitte nicht falsch!)

Wenn ich Dinge lese wie:

Zitat:
..mich damit gedanklich nicht zu belasten, bis ich clean bin..


Zitat:
Opiatabhängig kann ich mir so viel Verantwortung nicht vor stellen.


kommt mir der Gedanke, dass Du dem Status „ich nehm‘ noch was“ viel zu viel Bedeutung beimisst.

Denn die Geschichte mit dem Geldverdienen, der Prüfung, dem hochsensiblen(und -sensitiven?) Gehirn und allem anderen wird durch die Tatsache, dass Du kein Bup mehr zu Dir nimmst, in keinster Weise verändert.

Disziplin ist (sehr) gut, Unabhängig Sein zu wollen auch, aber Verbissenheit nicht – ich glaube tatsächlich, Du bindest Dich selbst zu sehr an das Bup, nimmst es zu wichtig.

Vielleicht ist der Trick, den Du jetzt anwenden solltest, eine völlige Distanzierung von der Rolle des „Junkys“ „Substanzgebrauchsgestörten“ „Patienten“ oder wie auch immer Du dies nennen möchtest.

Wenn Du clean sein willst, geh‘ doch ein paar µ pro Tag/Woche ‘runter (stell‘ Dir bspw. eine Lösung her) und kümmere Dich um das, was Dich wirklich bewegt – das Kreisen um die Abhängigkeit lenkt nur ab und schwächt.

Du hast schon so enorm viel geschafft – hänge Dir jetzt nicht Deine weiteren Lebensziele wie die sprichwörtliche Karotte an der Stange vor die Nase.

Vielleicht habe ich jetzt Dinge von mir selbst auf Dich unzulässig übertragen, vielleicht habe ich auch zu viel vom selbstgekelterten Rotwein verkostet (auf den heurigen Jahrgang bin ich wirklich einigermaßen stolz) – aber vielleicht kannst Du etwas aus meinem Text ja tatsächlich verwerten.

Alles Gute und beste Grüße,

moron

PS:
Was die Libido angeht: oh ja! Die Energie ist tatsächlich bedeutend größer, nur die Konzentration kann dann manchmal zu wünschen übrig lassen..
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dakini
Foren-Guru
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Anmeldungsdatum: 07.04.2015
Beiträge: 3361

BeitragVerfasst am: 9. Okt 2015 11:56    Titel: Antworten mit Zitat

Guten Morgen, maron,

vielen Danke für Deine Wahrnehmung!
Sie trifft zu!

Meine Gedanken kreisen vorwiegend um das, was ich NICHT nach meinen Vorstellungen und Wünschen umsetzen kann.
Gestern Abend habe ich mir zudem noch eine "Internetabhängigkeit" bescheinigt, was an sich wie ein schlechter Witz anmutet, weil ich das lange thematisierte, im Umgang mit Schulkindern und mich auch mit entsprechender Literatur versorgte.

Und natürlich ist es richtig, dass ich mich nicht ändere, wenn die kleine Dosis weg fällt, weil ich bereits sehr klar bin. Ich denke eher daran, dass ich dann endlich meinen Körper reinigen kann, um mich gesünder, tatkräftiger und klarer zu fühlen. Viele Substanzen kann ich jetzt gar nicht zu führen, seien es Mineralien,Algen oder sonst was, da sie Komplexe bilden und Subutex bei mir dann nicht mehr wirkt. Sogar Schüsslersalze setzen die Wirkung herab. Ich wünsche mir außerdem eine Darmsanierung, die ich aus verschiedenen Gründen als notwendig erachte, auch, aufgrund immunologischer Entgleisungen. ( u.a. M.Basedow)
Kurzum, ich habe meinen gesamten Körper im Blick und fühle mich durch die Abhängigkeit wie "fest gekettet".

Ich konnte mich erfolgreich gegen Druck von außen wappnen, erzeuge ihn aber selbst. Das Ganze kriegt ein paar Umdrehungen mehr durch meine Unstrukturiertheit. Ich lese z.Bsp zig Bücher an, fange hier und da was an...wenig mache ich zu Ende. Mein Gehirn springt von einer interessanten Sache zur anderen. Seit ich wieder Opiate zuführe, hat sich das alles verschlimmert, ebenso die angesprochene fehlende Disziplin,auch ein Grund, mit dem inneren Zeigefinger auf meine Sucht zu deuten.

In Sachen "Denken statt Machen" ist heute meine deadline. Gestern Abend war mein Freund kurz hier, der mir androhte, auf meinen Router zu zu greifen und mir den Saft ab zu drehen, wenn ich nicht "in die Gänge" komme. Er hat mich noch clean erlebt und da ging ich JEDEN Morgen in den Wald, auch, wenn ich dann erst um 10 Uhr zur Vorlesung kam. (Wir hatten nur in sehr wenigen Modulen Anwesenheitspflicht.) Und auch ansonsten habe ich viel mehr Gutes für mich getan und konnte mich problemlos entspannen. Bis der Druck dann immer stärker wurde. Ja, ich bin innerlich sehr angespannt, obwohl mein Leben Gelassenheit zu lassen würde, dafür habe ich es mir schließlich so eingerichtet, wie es ist, doch nun "streikt" das Köpfchen. Ich bin also "grundlos aufgeregt", was die jetzigen Umstände angeht, doch mit Sicherheit ist das auch die Quittung für die Nerven aufreibenden Jahre, inkl Verlust der SD 2009.

Was meine Offenheit betrifft, das ist mein Wesen. Hypersensible haben wohl eine hohe Empathie. Die will "gefüttert" werden durch entsprechenden Austausch. Auch stellt sie eine Gegenströmung zu der allgemeinen "Selfie-Produktion" dar, die verhindert, dass Menschen sich noch trauen, allzu viel von sich preis zu geben und so den Bezug zu ihrem eigenen Wesen verlieren. Im Suchtbereich ist Offenheit ohnehin das A und O, will man sich entwickeln.

Die von Dir vorgeschlagene Herangehensweise finde ich sehr gut, den Focus zu verändern! Psychologisch dürfte das so eine Art "Durchbruch" bedeuten, der mir mehr innere Ruhe verschafft. Ich konnte während meines Aufenthaltes in der Türkei bereits feststellen, dass mir das ausgesprochen gut bekommt, denn dort war Sucht kein Thema und auch sonst nichts, was ich alles NICHT schaffe.
Das wird mir nur hier deutlich, wenn ich auf meine Bücher schaue beispielsweise, die schon auf dem Schreibtisch einstauben.

Ich hatte mir vorgenommen, zu hause ähnlich zu agieren wie dort. Demnach sind Deine Zeilen auch eine wegweisende Erinnerung.

Heute morgen ließ ich mir vorsorglich einen Platz in einer Reha reservieren Mitte November und konnte vereinbaren, dass die stationäre Entgiftung nicht notwendig ist. (ich verabscheue Entgiftungskliniken)

Dein poste empfinde ich als hilfreiches Geschenk! Es ist schön, dass Du Dich entschlossen hast, mir zu schreiben! Wink
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Leviathan
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Anmeldungsdatum: 30.03.2013
Beiträge: 983

BeitragVerfasst am: 9. Okt 2015 17:06    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo Dakini,

zunächst ein mal: Du hast mit etwas Mut gemacht, oder besser: Dein Zuspruch hilft mir. Und natürlich hast Du recht. So weiterleben macht wenig Sinn, denn die Psyche erholt sich nicht. Ich denke, meine Gedanken/Ängste sind sehr komplex, was es kompliziert macht.

Verlustängste habe ich seit langer Zeit. Materielle Sicherheit ist für mich wichtig. Die abstrakte Angst vor dem sozialen Absturz ist da, unterschwellig irgendwie immer. Einerseits bin ich ein Mensch, der sehr auf Harmonie aus ist. Viele Jahre lang war ich everybody`s darling, konnte nie nein sagen. Das habe ich abgelegt. Andererseits war ich noch nie ein Opportunist.

Meine Arbeit hat mir oft Freude bereitet. Ich denke, das Fass ist einfach übergelaufen. Ich habe endlich kapiert, dass ich, wie Kollegen, seit Jahren einfach nur verarscht werde. Damit kann ich schecht umgehen. Und wenn ich eines hasse, dann ist es Ungerechtigkeit. Natürlich ist mir klar, dass die Welt nicht gerecht ist. Kein bisschen. Ich wollte immer dazu beitragen, dass es etwas gerechter zugeht.

Man verändert sich. Der Substanzmissbrauch verändert einen ebenfalls. Ich bin einfach so enttäuscht, müde, ausgebrannt. Vielleicht gelingt es mir, auf irgendetwas zu verzichten?! Wer nichts braucht, hat auch keine Angst, etwas zu verlieren. In der Theorie ist mir das bewusst. Dummerweise verfalle ich im Alltagstrott immer wieder in lebenslang erlernte Denkmuster...

Aber den Schritt im Büro bin ich ja gegangen: Ich werde keine Sonderaufgaben mehr wahrnehmen. Schon gar nicht für lau.

Meine Frau arbeitet bei einem Bäcke als Verkäuferin. Sie wird auch nur ausgebeutet. Acht Stunden und mehr verkaufen ohne jegliche Pause, ständig unbezahlte Überstunden und das für Mindestlohn. Wenigstens hat sie einen anderen Job in Aussicht und kann den Sklaventreibern vor den Koffer scheixxx.

Dnnoch was bleibt: ich muss einen Weg finden, in Frieden zu leben. Ich sollte wieder mit Joggen anfangen...

Viele liebe Grüße und vielen Dank für`s lesen

Der Leviathan
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oxy moron
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Anmeldungsdatum: 23.08.2014
Beiträge: 387

BeitragVerfasst am: 9. Okt 2015 21:22    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo Dakini,

schön, dass ich Dir einen hilfreichen Impuls geben konnte. (da dreht die doch einfach den Therapiespieß um – gelernt ist halt gelernt Wink )

Das mit den Staub ansetzenden Büchern kenne ich – hier liegt noch ein Buch über den europäischen Einigungsprozess, eine Philosophiegeschichte und was von Popper – wollte ich auch bereits vor Jahren ausgelesen haben..

Du scheinst „etwas“ zu sein, was manche Leute „Scanner-Persönlichkeit“ nennen – oder „Vielbegabte“, was oftmals mit Hochsensibilität einherzugehen scheint – zu dem Thema gibt‘s anscheinend sogar spezielle Coachings, da wohl gerade Strukturiertheit und Selbstwertgefühl in diesem Falle oft auf der Strecke bleiben (vielleicht wurden da auch nur nette Begriffe erfunden, um leicht konfusen Leuten das Geld aus der Tasche zu ziehen – ich bin, was das Thema Coaching angeht, etwas skeptisch – aber aufgeschlossen, möglicherweise versuche ich es selbst einmal, schon rein aus wissenschaftlicher Neugierde Wink ).

Dir (und natürlich auch dem Hobbesianischen Rechtsgelehrten) weiterhin alles Gute (und viel Erfolg bei Neufokussierung und Internetdiät), ich geh‘ heute früh schlafen, hab‘ morgen ein straffes Schreib-Programm vor mir.

Beste Grüße,

moron


PS:
Sollte es mir eigentlich zu denken geben, dass ich jetzt schon mehrmals hier für ein Mädel namens Maron gehalten wurde?
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Mohandes59
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Anmeldungsdatum: 05.12.2014
Beiträge: 1858

BeitragVerfasst am: 10. Okt 2015 00:16    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo Dakini,

reduziere dich nicht auf deine Sucht. Lebe mit ihr.

Vielleicht habe ich auf dem Klosterhof doch etwas gelernt. Dort wurde die totale Null-Linie gepredigt. Ebenso bei der Drogenberatung. Lebenslange, totale Abstinenz. Ein Abgrund vor mir ...

Inzwischen habe ich meine 'dunkle' Seite akzeptiert. Und lebe mit ihr. Seitdem ist mein Konsum an Substanzen jeder Art deutlich zurückgegangen.

Nimm weiter deine Krümel (0,2mg ist ja auch nicht sooo viel, kannte Leute mit 24mg und war selber auf 8mg) oder reduziere über Monate. Und reduziere dich nicht nur oder zu sehr auf deine Sucht. Ist nur EIN Aspekt deiner Persönlichkeit.

LG Mohandes
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Mohandes59
Platin-User
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Anmeldungsdatum: 05.12.2014
Beiträge: 1858

BeitragVerfasst am: 10. Okt 2015 11:12    Titel: Antworten mit Zitat

Nachtrag: @Dakini

Der Thread heist ja 'Entzug im SCHNECKENTEMPO'. Wie gesagt, ein schmerzloser Entzug ist möglich, wenn man sich genügend Zeit läßt. Ich habe in 4 Monaten von 8mg abgekickt. Nur am Ende habe ich etwas gelitten, im Nachhinein hätte ich noch ein paar Wochen krümeln sollen aber ich war zu ungeduldig und eines Tages die Reste ins Klo geschmissen.

Bei dir denke ich, du brauchst das Subu noch, körperlich oder seelisch. Praxx hat mal geschrieben, daß es vielen Menschen schwer fällt, den letzten Schritt zu tun. Bestimmt auch Kopfsache.

Zu dem was ich gestern schrieb. Während einer klinischen Entgiftung (würde ich heute nicht mehr machen, s.o.) las ich ein Buch über Physik. Der geniale Physiker Wolfgang Pauli (mit 18 Jahren schrieb er ein Buch über die gerade veröffentlichte Relativitätstheorie, die außer Einstein selber kaum jemand verstand) hatte auch so eine dunkle Seite. Bei ihm waren es Nacht-Bars und Alc.
Er kam dann in Kontakt mit C.G. Jung. Die Briefwechsel zwischen den beiden sind erhalten geblieben. Jedenfalls schaffte er es mit Hilfe von Jung seine dunkle Seite in Kreativität zu wandeln.

Ich habe 25 Jahre gegen meine Sucht gekämpft. Zig Entzüge und Verzweiflung. Als ich das von Pauli und Jung vor 2 Jahren las, begann bei mir ein Prozess der noch andauert. Ich akzeptiere die Sucht als Teil meiner Persönlichkeit. Als TEIL.

Seitdem sehe ich Rückfällen gelassen entgegen. Aufstehen ... und weiter im Leben. Phasen von clean sein wechseln mit Episoden mit Morphin. Insgesamt ist mein Konsum deutlich zurückgegangen und ich definiere mich nicht mehr als Morphinisten. Klar, bin ich - lebenslänglich. Vor Monaten das letzte Mal H genossen. Wird bestimmt wieder 'passieren', aber da bin ich ganz entspannt. Momentan bin ich auf einer kleinen Dosis Morphin (50mg am Tag, für mich das einzige Antidepressivum), werde ich aber auch ausschleichen.

Ob du clean bist oder nicht. Akzeptiere die Sucht als Teil deiner Persönlichkeit. Mach kein Drama daraus. Carpe diem.

Ich hoffe, ich konnte mich verständlich ausdrücken. Zu wenig Schlaf. Seit meinem bösen Metha-Entzug vor 2 Jahren habe ich Schlafprobleme. Aber auch das ist kein Drama. 15 Jahre am Stück hatte ich Metha genommen und am Ende hat sich dieses Dreckszeug wie ein schwarzes Tuch über mein Leben gelegt. Bin ich los.

Dakini, ich wünsche dir alles Gute. Und berichte weiter. LG Mohandes
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dakini
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Anmeldungsdatum: 07.04.2015
Beiträge: 3361

BeitragVerfasst am: 10. Okt 2015 13:24    Titel: Antworten mit Zitat

@Mohandes,

hm, ja, sehe ich wohl ähnlich, hab ja mal geschrieben, dass ich es noch nicht mal als "dunkel" empfinde, da ich weiß, dass mein Hirnchemismus einfach etwas gestört ist. ( Ein sensibles Kind, das Störungen aufgrund der Umwelt ausbildete.) Daneben gibt es aber auch gute Seiten dieser Entwicklung, was Wahrnehmungsfähigkeit angeht, Lebenserfahrung usw. Außerdem hatte ich trotz Sucht mehr gute Jahre, als schlechte und die waren richtig gut.
Mich stört, wie in anderen Bereichen auch, jede Form der Unfreiheit.
Heute heißt das konkret, dass ich auf die Szene muss, ein Blick auf mein Brettchen: 4 Tage, dann ist es alle und das reicht nicht, um "angenehm" in den Cleanzustand zu wechseln. Vor 1 Jahr hätte ich das als willkommenen Ausflug einsortiert. Und mir einen schönen Tag gemacht. Ich mag ein paar Jungs da recht gern, gerade deshalb habe ich doch Bedenken, dass es bei dem Pillenkauf bleibt, weil ich mich derzeit als sehr instabil empfinde. Es passt gerade nicht, mir das Näschen zu pudern. Das wirft mich um Tage zurück.
Trotzdem sollte ich mir mal die Schuhe anziehen, es bleibt mir ja nix anderes übrig, wenn ich in 4 Tagen nicht auf null mag.
Ansonsten bin ich eher keine "Cleanfanatikerin", auch, wenn ich im Klosterhof war. Aber ich kann mich nicht mehr damit wohl fühlen, abhängig zu sein. Ich stehe inzwischen eher auf der cleanseite, was meinen emotionalen Blick angeht. Auch, wenn das heute verrutschen sollte. Daraus mache ich dann auch kein Drama, klar nicht, aber so was...nervt! Statt dessen würde ich mich lieber in netter Runde unter halten und ein Glas Wein dazu trinken, so habe ich gleich aber eine nette Runde Junkys um mich rum Confused
P.S. Es liegt in meinem Wesen, alles 3 mal auseinander zu nehmen und wieder zusammen zu bauen. Auch das nervt...mich nervt grad alles, weil ich 15 min Autofahrt in Kauf nehmen muss, um dahin zu kommen, wo ich gar nicht hin will. Aber auf unangenehme Körpersymptomatik habe ich noch weniger Lust!
Also versuche ich jetzt mal entspannt anzugehen, was ich eh nicht ändern kann!
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dakini
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Anmeldungsdatum: 07.04.2015
Beiträge: 3361

BeitragVerfasst am: 10. Okt 2015 13:55    Titel: Antworten mit Zitat

Vorher aber noch kurz eine Antwort, lieber moron,

lächel, das Netz zieht mich rein...
Gestern hatte ich ja meine erste Abstinenzphase am Abend! Das muss natürlich gleich ausgeglichen werden...

Coaching ist mir auch suspekt, alles, was nicht fundiert ist. Aber ich habe vielerorts schon von "guter Unterstützung" dadurch gehört. Sich das mal anzuschauen, ist bestimmt spannend!

Inzwischen gibt es glücklicherweise mehr Wissen in Sachen hoher Sensibilität. Ich habe mich natürlich schon ein wenig eingedeckt. In "Natur und Heilen" kann man eh schön schmökern, ohne sich zu überfordern, die habe ich fest abonniert. Und "Psychologie heute" ist auch ein nettes Blättchen, wie ich kürzlich heraus fand. Natürlich ist gegen lesen angesagt, aber das ist ja immer so. Ich fand auch schon Patzer, aber verhältnismäßig wenige bisher.

Hast Du eigentlich noch einen Tip in Sachen medizinischer Lesestoffversorgung, was monatlich zu abonnieren ist? Ich suche noch was seriöses, das nicht vorwiegend Pharma gesponsert ist. Hatte die "Lancet" im Auge, aber ich lese so ungern englisches, bin da was bequem, muss ich zugeben. Zudem ging mir da auch was quer, ich bin eben eine starke Gegnerin der Profitmaschinerie. Doch die ganzen Bücher sind teuer, mit denen ich mich auf dem Laufenden halte.

Ach ja, smile, es muss Dir nicht zu denken geben, dass manche Dich für weiblich hielten, war in meinem Fall nicht so.

So, Schuhe anziehen...
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Leviathan
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Anmeldungsdatum: 30.03.2013
Beiträge: 983

BeitragVerfasst am: 10. Okt 2015 14:42    Titel: Antworten mit Zitat

Die Sucht als Teil der eigenen Persönlichkeit zu akzeptieren, das finde ich gut. Ich selbst habe damit nie ein Problem gehabt. Gut für mich. Auch mit der Substitution komme ich gut klar. Der Arzt ist echt klasse, das Praxisteam ebenfalls. Hatte dort noch nie ein Problem. Man vertraut mir, ist freundlich, zuvorkommend.

Dabei bin ich ja nur deshalb auf den Opi-Zug aufgestiegen, weil keines der vielen AD's gegen fiese Depressionen half. Gut, chronisch depressiv bin ich noch immer, aber Gedanken an Selbstmord habe ich nicht mehr, dank Bupre.

Ich finde es extrem wichtig, dass ein Mensch sich selbst gut leiden kann, sich so annimmt, wie er tatsächlich ist.

LG der Leviathan
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oxy moron
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Anmeldungsdatum: 23.08.2014
Beiträge: 387

BeitragVerfasst am: 10. Okt 2015 14:45    Titel: Antworten mit Zitat

@Mohandaes

Da ist viel Wahres dran.

Wir sollten unsere Besonderheiten positiv nutzen, nicht uns dafür schämen und an ihrer Abschaffung verzweifeln.

Ich habe es beispielsweise in den letzten anderthalb Jahren geschafft, einen Teil meiner Exzessivitätsneigung weg vom Suchen nach extremen Rauschzuständen hin zu „exzessivem“ Arbeiten = Nachdenken, Lesen und Schreiben zu kanalisieren.

Auch gab mir mein zwanghaftes Selbstreflektieren die Grundlage für eine geschärfte Introspektionsfähigkeit, die ab und an recht nützlich sein kann.

Zum Thema Sucht:
Hier würde ich sogar noch einen Schritt weiter gehen: die Tatsache, dass wir unser Selbst ab und an / regelmäßig mit Hilfe von Opioiden „regulieren“ (um die Praxx‘sche Terminologie zu verwenden), ist selbstverfreilich ein Teil unserer jeweiligen Person – was zu akzeptieren nötig und richtig ist. Aber es gibt einen Unterschied zwischen der Akzeptanz eines bestimmten Musters in der eigenen Persönlichkeitsstruktur, und dem Annehmen einer Rolle, samt den dazugehörigen Wertungen, (konventionellen) Normen und tief im sozialen „Bewusstsein“ eingebrannten Pauschalisierungen.

Sobald man sein jetziges „Ich“ als auch nur zum Teil von den Konnotationen des Morphinistentums bestimmt ansieht, wird die Selbstachtung wohl unweigerlich geschmälert.
Sich aus den genannten Verstrickungen zu befreien, ist wohl ebenso schwer, wie den Abhängigkeit(en) selbst zu entfliehen.

@Dakini
Um derartige Tipps auszusprechen, reicht meine Kompetenz wahrscheinlich nicht aus – was klinische Aspekte angeht, bist Du mir vom Wissensstand wohl sowieso über. Auch bin ich vom Uni-Zugang recht verwöhnt – wenn ich etwas wissen will, logge ich mich ein und suche gezielt Artikel in den freigeschalteten Jahrgängen.

Eine Möglichkeit wäre die sog. Genesis Library, suche mal bei Google nach Libgen, da gibt es seehr viele aktuelle und klassische wissenschaftliche Bücher und Artikel (auch in deutsch), auch JStor hat einige (wenige..) frei zugängliche Sachen.

Allerdings, das muss ich leider sagen ( Wink ) ist die Wissenschaftssprache nun einmal Englisch – viele interessante und vor allem aktuelle Ergebnisse und Ansätze sind am besten in den internationalen Journals / Forschungsarbeiten / Reviews zu finden.

Jedoch kann man sich, auch in unserem Alter, noch die Sprachskills – zumindest was das Lesen angeht – recht gut draufschaffen. Mit einem ein-Klick Übersetzer (z.B. Babylon) und offenem Browser sich durch die Texte kämpfen, dann hat man nach ein paar Monaten einen ganz anderen Zugang.

Meine hauptsächlichen Interessen liegen auch eher in den theoretischen Grundlagen – Philosophie des Geistes, Rationalitätstheorie, Metaethik, Freiheit des Willens und Wahrnehmung – gleicht man die Erkenntnisse aus diesen Bereichen mit den Naturwissenschaften und der Psychologie/Soziologie ab, kommen erstaunliche Parallelen und auch mögliche Irrtümer auf beiden Seiten zu Tage. Seltsam, dass das doch so relativ Wenige tun. So sind beispielsweise die Konsequenzen der modernen Hochenergiephysik für unser Weltbild strukturell mit dem vergleichbar, was Wittenstein und Co. bezüglich des menschlichen Geistes und Erkennens herausgefunden haben. Kurz gesagt, unsere Art des Begreifens ist (je nach Radikalität der Thesen / Interpretation teilweise oder vollständig) konstitutiv für die Objekte selbst.

Ich merke, ich schweife ab – akzeptiere Dein jetzt gerade eben notwendiges, zeitweises Eintauchen in die eigentlich überwundene Halbwelt und freue Dich, dass es nur ein kurzes Gastspiel sein wird. Wink

Alles Liebe,

moron
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dakini
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Anmeldungsdatum: 07.04.2015
Beiträge: 3361

BeitragVerfasst am: 10. Okt 2015 18:51    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo Ihr Lieben,

ganz entspannt fuhr ich über die Felder, anstatt über die Autobahn und erfreute mich an der schönen Landschaft, nebst Gänsen, Pferden...

Auf der Szene angekommen, erblickte ich die mir bekannten Gesichter auf ihrem typischen Platz. Ich war ja schon mehrere Monate nicht mehr dort. Doch kaum hatte ich meinen Hintern neben meinen Lieblingsgesprächspartner gepflanzt, kamen auch schon die Grünen.

Flugs verschwand ich in einem Kaufhaus, um mir Kleidung und Käufer an zu sehen. Zig mal die gleichen Teile von mieser Qualität.
Wenn man bedenkt, dass ich auf dem letzten Flohmarkt für 10€ 2 tolle Winterpullis, eine Jacke und noch eine Strickweste dazu ergatterte von guter Qualität, wenn auch getragen, ziehe ich den Flohmarkt auf jeden Fall vor, zumal ich so wie so eine Menge von Recycling halte. Natürlich kaufe ich auch mal neue Kleidung, aber nur noch 1-2x/a. Früher war ich vor allem dem Einkauf von Schuhen regelrecht ausgeliefert. Und ich bin happy über die nachhaltige Veränderung, die absolut keinen Verzicht bedeutet.

Dann stellte ich mich für ein paar Minuten noch auf die Fußgängerzone in die Sonne und beobachtete die Menschen. Links von mir erbrach sich jemand, rechts kam einer aus dem Hausflur, dessen Kleidung feuchte Flecken aufwies, rote Augen, aber in besserem Zustand, als der andere. Ich fragte mich, was die wohl genommen haben und war kurz davor, meine Neugier zu stillen, besann mich aber eines besseren, schließlich wollte ich nicht auffallen.

Interessant war, dass ein Pärchen mit Kind vorbei kam, der Mann reichte dem Fremden, der nicht aufhören konnte, zu würgen, ein Taschentuch und ging weiter. Die Frau hatte ein Kopftuch auf, also wohl islamischen Glaubens. Ich konnte die kleine Familie aber nicht zu ordnen. Türken, Marokkaner...eher nicht.

Dazu fällt mir ein, dass letztes Jahr ein Reifen auf der Autobahn platzte. Als ich auf dem Standstreifen nicht klar kam, weil die Schrauben so fest saßen, versuchte ich, jemanden zum Halten zu bewegen. Letztendlich war es ein Russe, der mir half. Er sagte zwar, wir müssen uns beeilen, weil er Strafe zahlen müsse, da er anhielt, wenn die Polizei käme. Es war die Bahn von NL, da fahren sie eh oft rum und ziehen Autos mit Orts fernen Kennzeichen raus.(So gesehen können Zuwanderer nur ein Gewinn sein, sie leben uns zuweilen Dinge vor, die wir verloren haben..)

Zurück auf der Szene waren "meine Leute" gerade im Begriff, zu gehen, aber es lief alles super. Ich schloss mit mir einen Kompromiss. Das spüre ich sicher morgen nicht.

Was mich wirklich ganz arg freut: zuhause angekommen, ließ ich der Zubereitung meines Mahls weit mehr Aufmerksamkeit zu kommen, als dem Konsum. Meine Gemüsepfanne brutzelt vor sich hin, während ich schreibe und gleich mache ich noch einen Smoothie. Bin mal gespannt auf das Gerstengraspulver, das ich heute zum ersten Mal benutze.

Ich habe mich offensichtlich über das letzte Jahr so konditioniert, dass ich Suchtdruck in dem Sinne gar nicht mehr habe. Der letzte wahre mit Schweiß und Bauchpieksen ist fast 1 Jahr her, so weit ich mich erinnere. Es hörte auf, als meine beste Freundin letztes Jahr im Sept mit Sepsis ins Krankenhaus kam und im Mai dieses Jahr starb - da veränderte sich für mich eine Menge. Zumal sie ähnliche Probleme hatte, wie ich im Beziehungsbereich usw.Ab da nahm ich meine Bedürfnisse wirklich ernst, stellte die der anderen hinter die meinen, was ich vorher nie tat. Ich sah, wie sie zerbrach am Leid, sie musste seit ihrer Kindheit viel ertragen. Dabei war sie eine hervorragende Psychologin, unglaublich gescheit, half immer anderen, nur sich selbst konnte sie nicht helfen! Ich kannte schon vorher meine Punkte, die mich leiden ließen, konnte aber nicht so recht mein Verhalten darauf abstimmen, ich war in meinen Mustern gefangen.

Meine Basis, die beiden Langzeittherapien, nebst medizinischem Wissen sind von unschätzbarem Wert, da ich darauf aufbauen konnte, aber meine home made therapie, darauf focussiert, mich selbst ernst zu nehmen, hat mein Inneres verändert.

Ich stimme aus vollem Herzen zu: Ohne Eigenliebe (natürlich kein Narzissmus, der geht auch nach hinten los irgendwann) geht es nicht!

Nun wende ich mich meinem Essen zu und wünsche Euch einen schönen Abend
Wink
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dakini
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Anmeldungsdatum: 07.04.2015
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BeitragVerfasst am: 11. Okt 2015 13:14    Titel: Antworten mit Zitat

Zum Sonntagsfrühstück las ich gerade einen Artikel zum Thema "wie wir uns selbst verwirklichen können". Interessant finde ich, dass beschrieben wird, dass die Liberalisierung und Individualisierung zu einem "Optimierungswahn" werden kann.
Ich fühle mich da angesprochen. Alles soll verbessert werden. Mit dem Hintergrund, einem (selbst erstellten) Idealbild nach zu eifern.
Na klar habe ich mich mit der allgemeinen Optimierungswut beschäftigt, bezog das aber eher auf die "Selfie Wut" und auf einen makellosen Lebenslauf. Dass ich genau so drauf bin, was mein Innenleben betrifft - ich kann mich noch mehr ändern, noch mehr aus mir raus holen, wurde mir nun erst allmählich klar.

Erst die Jagd nach dem Positiven verstärkt das Negative, da liegt das Paradox.

Wir sind am glücklichsten, wenn wir unseren dauerhaften Persönlichkeitsmerkmalen Raum geben können. Das spüre ich auch immer wieder, früher war das so was von selbstverständlich! Ich dachte gar nicht darüber nach. Selbstverwirklichung anstatt Selbstoptimierung.

Ich sehe, dass ich das zwar verstanden und umgesetzt habe im Alltag, die Grenze zur Optimierung bei mir aber fließend ist. Und da setzt der Druck ein, den ich mir selbst mache.

Levi,

ich finde, das Foto zu Deinem Nick zeigt auch einen "netten Jungen von nebenan". Du schreibst, dass Du eher angepasst warst und bist, was aber heute seine Tücken hat in der Ausbeute der Arbeitskräfte, auch, wenn man ansonsten doch ganz gut damit durch das Leben kommt...Ist das so? Ich frage mich, in wie weit die Angepasstheit verhindert hat, dass Du Deine Bedürfnisse überhaupt wahrnehmen kannst? Und ob nicht daher die depressive Neigung entstanden ist.

Ich glaube, die Grenze, sich "verwalten" zu lassen, ist da fließend und das macht vermutlich nicht glücklich. Hattest Du eigentlich schon mal Gespräche, in denen Du die Möglichkeit bekommen hast, Dich selbst wahr zu nehmen und mal zu schauen, was Du brauchst, um Dich gut zu fühlen?

Für Deine Frau freue ich mich! Das ist immer schön, wenn jemand sich aus den Stricken der schlechten Behandlung am Arbeitsplatz befreien kann. Ich habe mal im Radio eine Sendung verfolgt, in der es spezifisch um die schlechte Bezahlung ging und die Bäckerei Ketten wurden genannt. Ich habe früher mal beim Bäcker gearbeitet,um neben der Schule was zu verdienen. Mir hat das damals Spaß gemacht, man kann es gar nicht mehr glauben, aber ich bekam 10 DM/Std. was im Verhältnis zu heute verdammt viel war.

Sicher hat es Vorteile, gut auftreten zu können, das geht aber auch unangepasst - ich bin ein gutes Beispiel dafür. Da gibt es noch eine Menge Spielraum, zwischen "mit rutschen" und "sich auflehnen". Vllt liegt in diesem Mittelfeld das Glück?

Heute geht es nur darum, mir einen schönen Sonntag zu machen, was einfach sein wird in strahlender Sonne und einem Flohmarkt. Ich liebe Flohmärkte, wenn sie aus altem Trödel bestehen.

Einen super schönen Sonntag wünsche ich in die Runde Wink
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