Selbstbetrug

[rock]

Und, She.Says.No ? Alles im grünen Bereich ?
Du solltest ja schon so gut wie fertig sein. Oder ?
Cheers

[She.Says.No]

Dann melde ich mich mal wieder.

Der körperliche Entzug fand wohl während der Abdosierung statt, nach dem kompletten Absetzten am Montag kam körperlich nichts mehr.. Das morgendliche Ritual lässt sich leicht kompensieren, an zwei Tagen habe ich Diazepamtropfen genommen weil ich sehr nervös war aber die machen mich zu matschig.. Selbst 1,5mg sind tagsüber nicht drin, ich bin zu nichts zu gebrauchen.
Einen Abend habe ich mir mit Alkohol erleichtert, wobei ich anmerken muss, dass ich NIE trinke, das letzte mal vor ca. 3 Jahren.. Ein Ouzo nach dem Essen hat mich ausgeknockt und ich konnte durchschlafen.
Das schlafen ist auch kein Thema mehr, Entspannungsübungen helfen sehr..

Und jetzt kommt das große ABER

Ich glaube nun zu wissen, warum meine Schmerzmedikation so aus dem Ruder gelaufen ist und ich glaube das Tablettenproblem ist eindeutig mein kleinstes Problem..
Ich konnte meine Gefühle ziemlich gut betäuben, verdrängen und was auch immer aber seit ich clean bin, sind die wieder da. Nicht stärker als zuvor, nur wieder präsent.
Einsamkeit, Selbstzweifel, Selbstverachtung, das Gefühl, dass das Leben nicht vorwärts geht, dass ich in der Scheisse gefangen bin und ich nicht weiß, wie ich das alles wieder auf die Reihe bekommen soll. Ich habe zwar keine Suizidgedanken aber im Moment auch keine Vorstellung wie es weitergehen soll und ich glaube ich brauch sehr dringend professionelle Hilfe.
Vor einigen Jahren hat mich mein alter Hausarzt auf eine Psychotherapie angesprochen, da ich definitiv einige unverarbeitete Problemchen habe (Krieg, Trennung von den Eltern, Freunden, nicht ankommen im neuen Leben), damals habe ich abgeblockt.. Jetzt glaube ich, dass ich da mal anrufen soll und mich bei ihm entschuldigen soll und um Hilfe bitte..
Ich bin grad echt verzweifelt und weiß nicht was ich machen soll.. Ich kann weder vor noch zurück..

[rock]

Na prima She.Says.No, Du hast eine Baustelle abgeschlossen. Das ist ein Erfolg, egal, was da sonst noch an Baustellen vorhanden ist. Du solltest es auch als Erfolg sehen und im Gedächtnis behalten, denn Erfolge sind das Um und Auf, wenn man aus irgendwelchen Tiefen hochkommen will. Jeder Schritt ist ein Erfolg.
Jeder, der mal im Himalaya zB auf über 5000m herumgekrebst ist, der weiß, welchen Erfolg ein einziger Schritt darstellen kann.
Sehr gut kann ich mir vorstellen, was los ist bei/in Dir. Deine Hinweise sind deutlich genug und sie ergeben kein fröhliches Bild. Aber Du bist eine starke Frau, die auch diese Baustellen abarbeiten wird, da bin ich sicher. Und das ist keine Rederei, es ist meine Überzeugung. Da hab' ich eine gute Nase
Professionelle Hilfe ist gut, sehr gut, Du solltest Dich ehest darum kümmern. Das gibt Dir mal Struktur, zumindest die ersten Ansätze dazu. Dann kannst Du auch selbst viel machen, zusätzlich und mit dem Doc accordiert, meine ich natürlich.
Von Herzen alles Gute, She.Says.No ! Bleib' am Ball und berichte wenigstens gelegentlich. Daraus wird im Endeffekt eine Erfolgsstory, die Motivation, Anleitung oder Tippgeber für Andere sein kann.
Cheers

[She.Says.No]

Ich melde mich mal wieder, einen Zwischenbericht einstellen, mir bisschen was von der Seele reden.

Also es sind jetzt doch ein paar Tage vergangen.. Ich muss leider zugeben, dass ich zwei Mal schwach geworden bin. Ich konnte meine Gedanken nicht ertragen und habe zu Tilidin gegriffen um ein paar Stunden Ruhe zu haben. Das war kein Craving, das waren auch keine Gedanken an das Zeug.. Es waren ganz "normale" Probleme, die ich nicht in den Griff bekomme..
Es war komisch, das Zeug bewusst zu nehmen um meine Gedanken zu betäuben. Ich habe beim ersten Ausrutscher viel zu viel genommen, habe nicht bedacht, dass die Toleranz sinkt und mich weggeschossen. Das war ein sehr ekelhaftes Gefühl und ich war so unglaublich froh als die Wirkung nachließ.
Beim zweiten Mal habe ich sehr wenig genommen, es war ok, ich hatte ein bisschen Ruhe vor mir selbst aber auch üble Kopfschmerzen -.-" Das ist jetzt 10 Tage her. Ich habe kein Verlangen nach Tilidin, die Rituale fehlen auch nicht so sehr wie ich gedacht habe aber mein Kopf fickt mich, all die unverarbeiteten Dinge..
Diazepam hab ich nicht mehr angefasst, da hab ich zu viel Schiss vor, Alkohol genauso.

Ich war mittlerweile auch beim Arzt, habe mit ihm gesprochen und ihm auf die Psychothera angesprochen die er mir vor einer ganzen Weile ans Herz gelegt hat. Ich habe eine Überweisung und ein paar Anlaufstellen, ich muss mich jetzt um einen Platz kümmern, ich hoffe es geht einigermaßen schnell, sonst sehe ich schwarz. Auch hat er mir Escitalopram (AD, SSRI)verschrieben, ich hab das Rezept eingelöst, die Tabletten allerdings noch nicht genommen, da ich bisschen Angst vor nem neuen Teufelskreislaufs habe. Wahrscheinlich wäre es sinnvoll das Zeug zu schlucken..

Ich hoffe, ich lege nicht zu viel Hoffnung in diese Psychotherapie und ich hoffe, dass ich es schaffe. Ohne das Zeug geht es mir besser, ich bin aktiver und wieder ich aber dann diese Depression oder was auch immer die Diagnose sein wird..
Drückt mir die Daumen..

LG

[rock]

She.Says.No, Escitalopram ist ein relativ harmloses Antidepressivum. Das kannst Du schon nehmen und es wird Dir auch helfen.
Das ist kein Zeug, mit dem man Mißbrauch betreiben kann. Da nimmst Du Deine Tablette und das war's. Mehr zu nehmen bringt nichts, schadet irgendwann eher.
Das ist schon ok, Du wirst Dir leichter tun ohne Depressionen - eh klar
Und ausschleichen kannst Du das Zeug dann ganz gemütlich. Nicht von heute auf morgen absetzen, ausschleichen. Das hat aber nichts mit Entzug zu tun.
Du, ich halte Dir die Daumen, daß Du's jetzt schaffst. Zeig' was Du kannst ! Zeig's uns und zeig's vor allen Dingen Dir !
Alles Gute !
Cheers