opiatsucht - (wie) habt ihr euch verändert?

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surreal
Platin-User
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Anmeldungsdatum: 05.06.2015
Beiträge: 2239

BeitragVerfasst am: 31. Jul 2016 21:44    Titel: Antworten mit Zitat

Benzos allein führen doch aber nicht zum "Zerfall". Abgesehen von Gewöhnung und Abhängigkeit halten sich deren Nebenwirkungen doch in Grenzen. Problematisch ist ansonsten noch, dass sie langfristig dem Gedächtnis schaden, aber Organschäden usw. bekommt man von Benzos nicht, soweit ich weiß. Beim Alk ist das natürlich der Fall... (das ist ohnehin so ziemlich die ungesündeste Droge).

Ich bin übrigens mittlerweile ein "reiner Morphinist". Vor den Opiaten hatte ich ja getrunken und mein Alkoholkonsum ist mittlerweile nicht mehr nennenswert. Ich trinke jetzt ausschließlich aus Genussgründen und ohne das Ziel, etwas zu merken. Also vor allem hin und wieder mal ein Glas guten Wein. Zum Berauschen nehme ich Opiate. Von daher kann man bei mir wohl sogar sagen, dass sie insgesamt gut für meine Gesundheit sind. Denn ohne würde ich heute bestimmt wesentlich mehr trinken.

schattengewächs hat Folgendes geschrieben:
Entspannt euch schön, egal wie! Wink


Es ist Sonntagabend, da "darf" ich sogar mit etwas Codein entspannen Very Happy
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oxy moron
Gold-User
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Anmeldungsdatum: 23.08.2014
Beiträge: 387

BeitragVerfasst am: 31. Jul 2016 22:48    Titel: Antworten mit Zitat

Ach surreal, jetzt dürftest Du wohl auch die, damals nicht transportable, Bedeutung dessen verstehen, was micro88 und ich immer mit der Wichtigkeit einer „Entscheidung“ hatten – es ist nämlich tatsächlich so – wie Du auch gerade sagtest – dass dieses dauernde Auf und Ab der Psyche vielleicht sogar mehr zusetzt, als die (akuten!) Konsequenzen einer physischen Abhängigkeit..

Die Zeit und Energie, welche auf Kontrolle und Adaption an die jeweils „neuen“ biochemischen Umstände aufgewandt werden muss, fehlt dann an anderer Stelle und die Kontraste erschöpfen, zerren an der Kohärenz einer Person. Mit dem „Wechsel“ von Konsument zu (momentan) abstinent sind ja (gerade in unserer Gesellschaft mit den immensen normativen Prägungen von Substanzkonsum bzw. „Nüchternheit“ im Substanzsinne) immer weitaus mehr Anpassungsnotwendigkeiten verbunden, als das Level der aktuellen my-Agonisierung.

Also ich will jetzt ganz sicher nicht sagen: „hau rein, hol‘ Dir H oder geh‘ in Substi!“, aber ein Dilemma ist und bleibt es, gerade, weil Du Deine Kraft ja für die wirklich entscheidende Phase im Herbst brauchst.

Jetzt aufzuhören wäre sicher das Beste – wenn das mal nur so einfach wäre, ich weiß..

Vielleicht machst Du Dir irgendwann den Spaß, und liest Dir die Debatten von vor zwei Jahren nochmal durch – ich finde sowas manchmal recht erfrischend Smile



@schattengewächs

hehe, was willst Du von zwei analytischen Philosophen sonst auch erwarten?

Und Du hast schon ganz recht, was die „Zersetzung“ durch Benzos angeht – Benzodiazepindemenz mag reversibel sein, aber sie ist nicht hübsch mit anzusehen (ich hatte ja, als ich psychisch völlig am Boden war vor vielen Jahren, auch die Tendenz, Flunitrazepam und andere Benzos in wildem Mischkonsum zu „genießen“ – schauderhafte Erinnerungen, zum Glück nicht gerade viele..)

Bist eine nicht uninteressante Wesenheit – wenn die Sterne mal günstig stehen, könnte man ja über dakini einen Kurzkontakt einfädeln und bei beidseitiger Langeweile ein wenig philosophieren – meine Forenaktivität werde ich jetzt nämlich etwas reduzieren, frisst viel zu viel Zeit und Aufmerksamkeit, die meine Arbeit und das RL bitter nötig haben.

Angenehme Entspannung allerseits, ich hab‘ mir ein kleines Gläschen Vino Bianco eingeschenkt.
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endstation
Silber-User
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Anmeldungsdatum: 28.03.2016
Beiträge: 208

BeitragVerfasst am: 1. Aug 2016 00:09    Titel: Antworten mit Zitat

interessante beiträge, auch wenn ich noch längst nicht alle lesen konnte.
freut mich, dass das so intensiv diskutiert wird.
sehr viele gute ansätze, ideen, gedanken dabei, aber auch spannend zu sehen, was ihr so für erfahrungen gemacht habt bzw. macht.

und wie das immer so ist mit dem schreiben: vieles ist irgendwie auch mißverständlich, mehrdeutig oder unpräzise.

daher nochmal ein paar gedanken von mir dazu: also die trägheit bei mir kommt mit sicherheit NICHT zu 100% nur vom opiatkonsum, sondern eher aus einem gemisch an faktoren. davon ist der stoff ein part.
deshalb fragte ich ja auch, wie euch DIE SUCHT verändert hat und nicht nur DER STOFF. schließlich fasse ich persönlich unter "SUCHT" einfach mal die ganzen erfahrungen zusammen, die ich in 10 jahren konsum gemacht habe. und natürlich gehört dazu auch das vorläufige "endergebnis" dieser entwicklung.

das ganze ist immer nur als prozess zu verstehen, so abgedroschen und schwammig das auch klingen mag.
wenn ich in der zwischenzeit durch zufall eine nette frau kennengelernt hätte oder an einen besseren job geraten wäre, dann sähe heute MIT SICHERHEIT auch einiges nochmal wieder anders aus - trotz des opioidkonsums.

m.e. verändern drogen alleine auch niemals einen menschen komplett.

allerdings muß ich schon ein paar dinge feststellen, die ich auf die einnahme von methadon bzw. polamidon zurückführe. auch wenn das nicht direkt mit meiner lebenssituaton zu tun hat, ist es ein gutes beispiel: mich hat der opiatkonsum total unkreativ gemacht. und ich habe sinnliche erfahrungen völlig runtergefahren, zb. höre ich extrem viel seltener musik als früher und ich lese auch sehr viel weniger bücher als früher. das ist schon auffällig und für mich ist zb. diese "auswirkung" des opiatkonsums auch seit dem 1. tag bemerkbar...

kennt das jemand mit der musik bzw. kreativität?
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endstation
Silber-User
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Anmeldungsdatum: 28.03.2016
Beiträge: 208

BeitragVerfasst am: 1. Aug 2016 00:49    Titel: Antworten mit Zitat

oxy moron hat Folgendes geschrieben:
(a la „Opioide bremsen meinen Erfolg“) – da dachte ich mir doch, ein kleiner Tritt in die unteren Backen wäre mal angebracht gewesen Wink



hi oxy,

auch wenn du mit vielem richtig liegst: das ist so defintiv nicht das, was mich wirklich bewegt bzw. das trifft auch nicht des pudels kern.

wenn es doch nur so einfach wäre...

allerdings bin ich ja auch nicht ganz unschuldig daran, dass man mich in dieser hinsicht mißversteht, da ich immer wieder selber unter rekurs auf begriffe wie "erfolg", "phlegma" etc. schreibe und ich neige leider auch seit jeher dazu, vergleiche zu benutzen.

natürlich betrübt mich "mißerfolg". und natürlich habe ich manchmal das gefühl, dass mich das substitut träge und gleichgültig macht.

wenn ich mich in introspektion übe, dann kommt mir nicht quasi als antwort auf all meine fragen die antwort entgegengeschlagen: "DAS OPIAT HINDERT DICH AN ALLEM!"

wie schon gesagt: wenn es doch nur so einfach wäre...

ich frage mich eher, wie ich aus diesem leben ausbrechen kann, wie ich mir gewissermaßen impulse zu geben vermag... natürlich ist beruflicher mißerfolg nicht schön.

aber ENTSCHEIDEND ist für mich etwas völlig anderes:
worum es mir seit jeher geht, ist DIE ENTFALTUNG MEINER PERSÖNLICHKEIT!

es ist ja nicht der stoff an sich, der mich in diese situation gebracht hat, sondern letztendlich ICH SELBST. wie gesagt: die frage ist, wie einen DIE SUCHT verändert; nicht die SUBSTANZ.

ich stelle mir selbst natürlich fragen. wie kann es sein, dass ich in bestimmten belangen 180-grad-wendungen vollzogen habe?


ich habe ja bereits angedeutet, dass der konsum (bzw. in der folge auch die substi) nicht nur negative aspekte hat(te). ich habe mich in persönlicher hinsicht auch extrem weiterentwickelt. so bin ich zb. ruhiger, gelassener geworden. und geduldiger. vor allem aber bin ich auch dankbarer geworden.

dass diese aspekte hier nicht sichtbar werden, wenn ich sie verschweige, ist ja auch klar. das hängt aber v.a. damit zusammen, dass ich in diesem forum vorrangig den erfahrungsaustausch mit gleichgesinnten suche und das v.a. in bezug auf meine persönlichen probleme.

dass es dabei dann zu dem eindruck kommen mag, "der typ spielt ja auch seit ewigkeiten dieselbe platte ab!", ist nachvollziehbar.

von daher nehme ich es auch keinem übel, wenn ich mißverstanden werde.
es ist ja auch nur meiner darstellung geschuldet, die recht einseitig ist.


whatever... es ist jedenfalls so dass ich die veränderungen in meinem leben ziemlich deutlich festmachen kann.
was im endeffekt am deutlichsten hervortritt ist das fehlen von positiven erlebnissen bzw. erfolgserlebnissen. und das gefühl, dass man selbervals mensch die fäden zieht in seinem leben. und wahrscheinlich wirken meine beiträge auch deshalb meist so.

ein mensch mit "gesundem" selbstvertrauen hat ein gewisses gefühl für seine handlungen und er kann deren erfolgswahrscheinlichkeit abschätzen.
einmensch, dem das fehlt, hat diesen bezug verloren. er zweifelt zunächst an seinen entscheidungen und letztlich sogar an sich selbst und den eigenen fähigkeiten.

ok, zeit zum schlafen. schöne beiträge hier.


p.s. ich habe nich absichtlich dieses psyeudonym gewählt. mein alter login ist aber gesperrt (warum auch immer?).
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oxy moron
Gold-User
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Anmeldungsdatum: 23.08.2014
Beiträge: 387

BeitragVerfasst am: 1. Aug 2016 01:08    Titel: Antworten mit Zitat

Hi endstation,

da es schon sehr spät ist, nur sehr knapp:

Sorry, im Laufe des Threads wurde da auch einiges zugespitzt, aber grundsätzlich glaube ich schon, Dich verstanden zu haben; Mal kurz und knackig eine sehr steile These:

Kann es sein, dass Du das (soziale!) Leben im Grunde wie die Sportwetten siehst? Ein paar Einflussmöglichkeiten, gute Strategie wird belohnt, aber im Grunde bekommt man die entscheidenden Ergebnisse „serviert“? Ich beziehe mich da u.a. auch auf Aussagen wie „wenn ich eine tolle Frau kennengelernt hätte oder ein interessanter Job gekommen wäre, ja dann wäre sicher vieles anders..“

Möglicherweise schätzt Du Deine Handlungsspielräume zu begrenzt ein, gepaart mit einer gewissen Risikoaversion und dem Bedürfnis nach Sicherheit (auch das hier früher schon angesprochene Problem „die Anderen müssen doch sehen, welche Qualitäten ich habe.. aber es kommt nix, also ist es mit mir und meinen Fähigkeiten und gerechtfertigten Ansprüchen vielleicht ja gar nicht so weit her oder hab‘ ich einfach nur Pech?“).

Aber das kommt jetzt aus einer müden Hüfte geschossen – ich muss schlafen, bis demnächst mal!
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surreal
Platin-User
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Anmeldungsdatum: 05.06.2015
Beiträge: 2239

BeitragVerfasst am: 1. Aug 2016 07:37    Titel: Antworten mit Zitat

endstation hat Folgendes geschrieben:
kennt das jemand mit der musik bzw. kreativität?


Nicht so direkt. Unmittelbar beflügeln die Opiate eher meine Arbeit. Ich werde davon nicht so sediert, dass ich keinen Antrieb mehr habe, sondern ich kann die Euphorie sozusagen als "Booster" verwenden.
Allerdings ist es in der Praxis oft auch so, dass ich den Zustand dann einfach nur genießen will und tue dann etwas anderes als arbeiten/studieren. Das ist meist der Fall, wenn ich zu viel nehme und damit eigentlich immer unterversorgt mit Stoff. Habe ich dann endlich (wieder) was, dann sacke ich sozusagen einfach ab und lasse mich fallen.
An sich hindert mich die Wirkung der Opiate aber, wie gesagt, nicht am Arbeiten und erst recht nicht am Genießen etwa von Musik.

@moron: ja, ich habe schon mal einige meiner damaligen Beiträge gelesen und war peinlich berührt... Dieses permanente Hin und Her, das sich selbst Belügen usw. war schon äußerst klischeehaft. Aber ich war auch angenehm überrascht, dass ich es doch noch geschafft habe, aus dieser Lage einigermaßen herauszukommen. Immerhin bin ich im Moment weit davon entfernt, dass mich die Sucht ruinieren könnte.
Und du hast natürlich recht, am besten wäre es, ich würde jetzt aufhören. Aber, wie wir beide wissen, das ist nicht "ganz so einfach"... Wie gesagt, schon die Vorstellung, ab jetzt keine Opiate mehr zu nehmen, macht mich regelrecht fertig. Von daher werde ich es (erstmal) weiterhin so versuchen. Also dafür sorgen, dass es im Rahmen bleibt - auch wenn das bestimmt unnötig viel "Energie" in Anspruch nimmt.
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surreal
Platin-User
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Anmeldungsdatum: 05.06.2015
Beiträge: 2239

BeitragVerfasst am: 1. Aug 2016 09:32    Titel: Antworten mit Zitat

Ach so, moron, eins noch: du hattest doch auch früher schon, in deiner Jugend, unter anderem auch Heroin genommen, oder? Bist du denn jetzt, wo du die Opiate auf Rezept bekommst, auch etwas "froh" über deine gesundheitlichen Probleme, die dir den einfachen Zugang zu diesen Substanzen ermöglichen? Bitte nicht falsch verstehen, ich gehe schon davon aus, dass du gerne auf die Opiate verzichten würdest, wenn du dafür gesund wärst, aber man könnte sich in der Situation ja schon auch über diese Möglichkeit freuen. Kann ich mir jedenfalls vorstellen. Wie das bei mir sein würde, wenn ich in der Situation wäre, weiß ich nicht, aber so ein Gedanke wie: "Glück im Unglück" oder so könnte mir da vielleicht schon kommen. Vor allem, wenn die Krankheit zwar lästig, aber nicht potentiell tödlich wäre.

Auf der anderen Seite ist es aber auch so, dass ich so große Unannehmlichkeiten tatsächlich doch nicht in Kauf nehme, um mit Opiaten versorgt zu sein. Immerhin würde ich, wenn ich es wirklich wollte, leicht in Substi kommen können. Einfach eine längere Zeit täglich konsumieren, mit leichtem Affen und positivem Urin in die Praxis gehen und die Sache wäre erledigt. Wirklich in Erwägung gezogen habe ich das aber noch nicht bzw. der Gedanke ich mir ziemlich fern.
Und ich weiß ja auch, dass die Wirkung beim Dauerkonsum niemals auch nur annähernd so schön ist wie beim gelegentlichen Naschen. Auch wenn ich das bisweilen gerne verdränge. (Wie sieht es bei dir eigentlich in der Hinsicht aus? Hast du noch was vom Konsum, also abgesehen von der Schmerzlinderung.)
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dakini
Foren-Guru
Foren-Guru


Anmeldungsdatum: 07.04.2015
Beiträge: 3361

BeitragVerfasst am: 1. Aug 2016 14:10    Titel: Antworten mit Zitat

Hey Ihr Lieben,

wollte mich gestern Abend einklinken in die nette Runde, aber nach den ersten Sätzen, die ich bereits getippt hatte, wurde aus meinem "Forenabend", auf den ich mich gefreut hatte, ein Telefonabend. (war aber auch sehr nett..)

Ich dachte noch, ein "Querlink" zu den "erw Kids", wär super...

...Ich kam vom Golfclub, mit ner Flasche Wein unter dem Arm (nee, in der Handtasche natürlich) Da gibt es nun mal den besten und als waschechte Süchtige ist das Essen zweitrangig - ich suche mir Lokale ausschließlich unter dem Aspekt aus, dass der Wein in Ordnung ist.

Da saß ich mit meinem Buch und hatte etwa die Hälfte des Glases geleert, als es mir durch den Kopf schoss:

Wow. Alkohol ist ja echt geil!

Es hätte auch ne andere Substanz sein können. Etwas entwöhnt und schon hat es wieder "volle Wirkung". Im Vergleich zu vorher fühlte ich mich großartig! (es geht mir seit einigen Tagen mäßig, mein Ex hat es mir mal wieder besorgt...leider nicht so, wie manch einer denken mag..und mein Gehirn braucht ne knappe Woche nach solchen Attacken, bis die unangenehmen Gefühle wieder ganz verschwinden..)

Von daher kann ich Dich gut verstehen, Surreal Smile
Es ist ein wahnsinns Gefühl, wenn sich die Wärme ausbreitet, sofort fühlt man sich sicher und schon fast "unbesiegbar".
Du weißt aber schon, dass Du auf gutem Wege bist, weiter und weiter in die Sucht zu rutschen? Zuerst psychisch, später körperlich. Ich schrieb Dir ja schon, dass ich einige Kenne, bzw kannte, die jahrelang naschten, bis die Abhängigkeit voll ausgeprägt war. Zu Anfang dachte ich noch, es mag bei Dir anders sein, aber nach all den Jahren und Deinen postes: ich befürchte, Du musst Dich doch anders entscheiden, wenn Du dem sicher entgehen willst. Willst Du der Sucht überhaupt entgehen? Die Frage ist bei ernsthafter Betrachtung angebracht, finde ich.

Und ich glaube auch nicht, dass moron das toll findet, dass er so viel von dem Stoff benötigt, um seine Schmerzen in Grenzen zu halten. Kann mir nicht vorstellen, dass auch nur ein Funke von: juhu, ich bin ganz offiziell versorgt! im Vordergrund steht. Aber da kann er ja besser selbst antworten. Ist nur meine Einschätzung und vllt gehe ich da auch von mir aus...

Allerdings ist mir der Unterschied der Wirkungen verschiedener Opiate noch mal klarer geworden. Subutex ist eigentlich das beste, weil mal klar ist, trotzdem anstriebsstärker, aber leider knallt es massiv auf die Konzentration, ist bei NW auch aufgeführt. Von daher müsste ich umsteigen, wollte/müsste ich drauf bleiben. Hab mich für Oxycodon entschieden, falls dem so wäre. Man kann sich besser konzentrieren und das Gefühl unangenehmer Sedierung verschwindet nach den ersten Tagen.

Methadon hat bei mir bestens gewirkt, immerhin 6 Jahre. Selbst mit BK war das kein Problem. Ein bischen höher und schon ging es mir wieder gut...Das ist bei Bupre anders, recht schnell. Aber aufgrund der minderen Quali und dem höllischen Entzug, gilt Metha als NO GO. Außerdem hätte ich nicht lernen können. Nur Schmöker lesen, war da noch drin. Der "Biss" ging mir völlig ab auf dieser Substanz. Im Grunde war ich zufrieden mit allem. Eine wunderbare Substanz, um in den Tag zu leben. So wirkte es zumindest bei mir. Mit Bupre geht das einfach nicht, da ist man zu klar.

Gut abgesafte hab ich oft den Gedanken: endlich! JETZT bin ich "normal". Das dürften einige kennen. Aber ich weiß, dass es ein fake ist. Und dieses Wissen kann ich nicht einfach wegschieben. Es stört mich enorm, dass dieser Zustand "künstlich von außen" herbei geführt wird. Den Anspruch, das selbst zu können, hab ich nun mal und vermutlich ist das ein Punkt, in dem ich mich von den meisten unterscheide. Mit 19 empfand ich bereits so. Ich schaute zu, wie mein damaliger Freund gestorben ist und zig andere auch. Mir geht eine Verherrlichung völlig ab und keine noch so philosophische Betrachtungsweise ändert etwas an den Realitäten einer manifesten Sucht. So meine "Erkenntniswelt".


Hallo endstation,

hm, ob der Nick damit was zu tun hat, dass Du Dich zwischenzeitlich doch was verändert hast? Man wird weiser, das bleibt nicht aus Smile Aber Verhaltensmuster sind das Problem, immer und immer wieder. Es ist schwer, sich ihnen entgegen zu stellen. Ich singe jeden Tag ein Lied davon. Manchmal hab ich Pause, das ist dann wie Urlaub. Da nicke ich dann ab auf meine Sucht und schon geht´s mir blendend.

Ja, kenne ich: sobald ich wieder im Abkickmodus bin, höre ich gerne Musik. Die Opiate sorgen für eine gewisse "Abflachung" der Gefühle. In jeder Hinsicht. Mein Ex fand es immer gruselig, wenn ich mir H/K rein tat, obwohl ich da sehr zugänglich für alles bin, schon allein, weil man auf ner rosa Wolke sitzt. Er fand es unnatürlich und fühlte: das ist nicht meine Freundin, das sind die Drogen, die sie so machen, wie sie gerade ist...Ein Engel, der jedem vergibt, alle liebt und alles für machbar hält und alles verspricht, was man sich wünscht.

Kaum runter von dem Zeug: lass mich bloß in Ruhe! Jammer.

Was ist denn daran erstrebenswert? frage ich mal in die Runde, betrachtet im klaren Tageslicht.

Endstation, die Entfaltung meiner Persönlichkeit steht für mich im Vordergrund. Ich weiß genau, was Du meinst. Denn das heißt viel mehr, als einen Abschuss zu machen, oder ne runde Summe einzustreichen für getane Arbeit-> intellektuelle Leistung zu erbringen. Das ist ja nur ein "Winzteil" vom Leben.

Finde, Du bist auf nem guten Dampfer! Da hat sich schon was geändert im Vergleich zu früheren postes. Warste da nicht eher überzeugt von Dir? Ohne groß was zu hinter fragen? Oder hab ich das falsch in Erinnerung?

Es ist mir arg sympathisch, Deine Gedanken zu verfolgen - vermutlich, weil ich ähnliche hege Wink

Oxy moron,

der von Dir beschriebene "Adrenalin-Effekt" ist wahrlich was feines Smile Ich genieße es immer sehr, besónders ...Ups, da kommt mir ein Gedanke: vllt bin ich schon schiergar süchtig nach dem leichten Entzugsfeeling, WEIL ich mich da so heftig spüre. Das Jammertal kommt ja erst etwas später, zumindest bei mir...

Wenn Du magst, kann ich Ast Deine Daten zukommen lassen, der gibt sie weiter... Wink

Ast kommt ja morgen und wir werden mal in die "Adrenalin-Runde" einsteigen, grins. Naja, ganz gemäßigt, soll ja auch noch Freude machen...diesen Wahninns Sommer kann man ja besser zu zweit genießen. Zumal geteiltes Leid eben halbes bedeutet. Wir haben grad so gelacht, weil er Geburtstag hat am Wochenende. Also erst den Adreanlin-Cocktail und zum Geburtstag lassen wir es dann krachen... Shocked Rolling Eyes Very Happy
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surreal
Platin-User
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Anmeldungsdatum: 05.06.2015
Beiträge: 2239

BeitragVerfasst am: 1. Aug 2016 15:42    Titel: Antworten mit Zitat

dakini hat Folgendes geschrieben:
Du weißt aber schon, dass Du auf gutem Wege bist, weiter und weiter in die Sucht zu rutschen? Zuerst psychisch, später körperlich. Ich schrieb Dir ja schon, dass ich einige Kenne, bzw kannte, die jahrelang naschten, bis die Abhängigkeit voll ausgeprägt war. Zu Anfang dachte ich noch, es mag bei Dir anders sein, aber nach all den Jahren und Deinen postes: ich befürchte, Du musst Dich doch anders entscheiden, wenn Du dem sicher entgehen willst. Willst Du der Sucht überhaupt entgehen? Die Frage ist bei ernsthafter Betrachtung angebracht, finde ich.


Naja, ich denke schon, dass ich das mit dem kontrollierten Konsum hinbekomme. Das Problem, das ich sehe, ist, wie gesagt, eher, dass auch (oder gerade?) dieses Konsummuster dazu führen könnte, dass ich insgesamt labiler werde. Auch, wenn es im Moment geht, habe ich den Eindruck, dass ich insgesamt weniger belastbar bin als vor meiner Drogenzeit. Und das will ich, nüchtern betrachtet, natürlich nicht. Auf der anderen Seite scheint mir der gelegentliche Opiatgenuss am Ende jedoch wichtiger zu sein als die psychische Stabilität... (so bescheuert das auch klingt).
Ob ich der Sucht entgehen will? Der körperlichen high-dose-Abhängigkeit, die eigentlich unbezahlbar ist und mich am Ende in den Ruin treiben würde, selbstverständlich. Der (bereits bestehenden) psychischen Abhängigkeit von dem zumindest gelegentlichen Opiatkonsum - eher nicht, wie es aussieht. Bzw. natürlich würde ich gerne der Abhängigkeit entgehen, aber ich will nicht auf die Drogen verzichten. Da ich aber schon seit längerem psychisch abhängig bin, bekomme ich das eine halt nicht ohne das andere.
Und, wie gesagt, ich denke selbst, dass das eigentlich bescheuert ist, wegen so einem gelegentlichen Genuss eine labilere psychische Verfassung im Allgemeinen in Kauf zu nehmen, aber aus meiner persönlichen Perspektive ist dieser Genuss mittlerweile durchaus eine sehr wichtige Sache...

Noch am Rande: dass man, wenn man krank ist und deshalb Opiate bekommt, diese in aller Regel wohl gerne gegen die Gesundheit eintauschen würde, also nicht wirklich froh über diese Lage ist, habe ich ja auch selbst geschrieben. Das versteht sich ja von selbst. Ich frage mich eben nur, ob jemand, der Opiate liebt, dieser Situation deshalb vielleicht doch auch etwas Positives abgewinnen könnte. Vor allem habe ich mich gefragt, wie ich das wohl erleben und beurteilen würde, und ich habe da keine eindeutige Antwort. Irgendwie kann ich mir schon vorstellen, dass ich sagen würde: "Naja, immerhin bekomme ich jetzt regelmäßig meine Droge." (D.h. ich sage natürlich nicht, dass ich gerne eine solche Krankheit hätte, weil ich dann genug Stoff hätte, sondern ich gehe davon aus, dass die Situation nun mal so wäre, und neben dem Übel halt auch diesen einen Vorteil mit sich bringen würde.) Daher interessiert mich, wie oxy, der in so einer Situation ist, das tatsächlich empfindet.
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surreal
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Anmeldungsdatum: 05.06.2015
Beiträge: 2239

BeitragVerfasst am: 1. Aug 2016 15:47    Titel: Antworten mit Zitat

Nachtrag: also, ich persönlich höre sehr gerne Musik auf Opiaten. Schön die Augen schließen, sich fallen lassen und in der Musik "aufgehen". Meine Gefühle sind da auch nicht verflacht, ich fühle mich halt nur äußerst gut und es ist schwer, sich unter dem Einfluss dieser Drogen schlecht zu fühlen. Und auch wenn mir bewusst ist, dass negative Emotionen grundsätzlich ihren Sinn und Zweck haben, fehlen sie mir in dem Moment natürlich nicht.
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oxy moron
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Anmeldungsdatum: 23.08.2014
Beiträge: 387

BeitragVerfasst am: 1. Aug 2016 16:04    Titel: Antworten mit Zitat

@surreal

Puh, das sind Fragen – ich beantworte das mal aus dem JETZT – und da ist es ganz klar so: Schmerzen sind Schei*e und jedesmal, wenn man für länger das Haus verlässt, hektisch daran denken müssen, ob auch genug Pillen dabei sind, auch. Allerdings weiß ich ja, was Illegalität bedeutet und was sich die Substis geben müssen – auch kein schöner Gedanke.. Und, was Fritze hier mal sagte, stimmt auch: ist die Dosis/Gewöhnung mal in einem bestimmten Bereich, kann gar kein Gedanke an einen fetten Rausch, mit allen Konsequenzen, mehr aufkommen – geht halt nicht..
Und ich glaube, der letzte Satz beantwortet Deine eigentliche Fragestellung: willst Du stabil mit Opioiden leben, musst Du auf 80+% des Rausches verzichten (ob jetzt kurzwirksame Substanzen oder nicht).

Grundätzlich würde ich immer sagen, wenn Du keine außergewöhnlichen Umstände hast, die Dir ein lebenswertes Leben „ungefiltert“ zumindest sehr erschweren würden – lass die Opioide bleiben, auf Dauer wäre die Bilanz ganz sicher negativ. Aber man kann auch mit gut leben – wenn man es organisiert und höllisch aufpasst, sich nicht bequem verflachen zu lassen (ob jetzt ganz krass, wie einige hier oder nur auf dem Level von endstation, der halt merkt: „da ginge mehr“).


Hallo dakini,
Ach, dann hat mich mein Gefühl da also nicht getrogen – schön!

Und für ein wenig Kommunikationsassistenz wäre ich vebindlichst dankbar Wink

Hmm, ja die Sache mit der Persönlichkeit.. das ist immer eine echte Gratwanderung zwischen tun, was momentan der eigenen „Lust“ entspricht und dem, was man tun muss/sollte, wenn man später etwas machen will, das einem wirklich wichtig ist – also immer eine Mischung aus Beherrschung und Sich-Ausleben – eine echte Lebensaufgabe, quasi Smile

Man macht ja bspw. jetzt keinen Abschluss oder erbringt intellektuelle Leistung, um ein Zeugnis halt zu haben oder später mal 51,8 Scheißviel zu verdienen (sollte das der Fall sein, wäre nachdenken angebracht..). Vielmehr will man ja das erworbene Wissen und die Fähigkeiten dann zu irgendetwas einsetzen – ob das der Erkenntnisgewinn ist oder selbstwaschende Hosenknöpfe zu erfinden oder möglichst gut zu verkaufen, ist ja dann eine Sache der, na, Persönlichkeit eben Wink (oder man weiß halt einfach gerne viel, gibt‘ ja auch)

Wenn man unreflektiert auf Opioiden unterwegs ist, besteht aber die Große Gefahr, blindwütig einem (Verhaltens- und Bewertungs-)Muster zu folgen, das auf den ersten Blick ja funktioniert (weil es immer/schon lange funktioniert hat) – Flexibilität muss man sich da fast schon erkämpfen – in jeder Hinsicht. Daher lohnt so ein „self-scrutinizing“, wie es endstation betreibt, für Opionauten sicher ganz bestimmt – bin gespannt, was dabei rauskommt.
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endstation
Silber-User
Silber-User


Anmeldungsdatum: 28.03.2016
Beiträge: 208

BeitragVerfasst am: 4. Aug 2016 00:28    Titel: Antworten mit Zitat

oxy moron hat Folgendes geschrieben:

Möglicherweise schätzt Du Deine Handlungsspielräume zu begrenzt ein, gepaart mit einer gewissen Risikoaversion und dem Bedürfnis nach Sicherheit (auch das hier früher schon angesprochene Problem „die Anderen müssen doch sehen, welche Qualitäten ich habe.. aber es kommt nix, also ist es mit mir und meinen Fähigkeiten und gerechtfertigten Ansprüchen vielleicht ja gar nicht so weit her oder hab‘ ich einfach nur Pech?“).

Aber das kommt jetzt aus einer müden Hüfte geschossen – ich muss schlafen, bis demnächst mal!



hi oxy,

du triffst in der regel ja doch recht gut, aber zb. passt die eigenschaft "risikoavers" überhaupt nicht zu mir, wenn man mich und meine biographie kennt, wird das auch schnell deutlich Wink

im freundes- und bekanntenkreis war ich - im vergleich - eigentlich auch immer eher derjenige, der was ausprobiert hat. egal worum es ging, ich hab eigentlich immer eher viel probiert, war hartnäckig dabei und hab was riskiert, indem ich sicherheiten aufgegeben habe.

was mir auf jeden fall fehlt, sind erfolgserlebnisse. und das gefühl, dass sich anstrengung lohnt. das ist in den letzten jahren zu 100% auf der strecke geblieben. vermutlich auch daher die passivität. das hat m.m.n. aber nicht viel mit risikoscheue zu tun, da ich auch gar nicht wüsste, was ich verlieren sollte in dem sinne?

bei mir ist insofern auch eher nicht die vielzitierte "komfortzone" das problem, denn so wahnsinnig bequem erscheint mir das alles gar nicht Wink

aber mir fehlen elementare dinge inzwischen:
ich vertraue nicht mehr darauf, dass anstrengung sich lohnt.
und mir fehlt mittlerweile auch einfach der plan bzw. ein ziel, auf das ich hinarbeiten könnte.

im laufe meiner sucht habe ich gewiss auch einiges "verdrängt". viel fataler hat sich bei mir allerdings diese mischung aus frust, ratlosigkeit und resignation ausgewirkt und der ständige opiatkonsum hat sicher auch mit dazu beigetragen, dass ich die dinge eher so hinnehme, wie sie sind und mich meinem schicksal füge.

und da ich gerade in dieser hinsicht VOR meiner sucht ein völlig anderer mensch war, liegt es für mich nahe, dass es dort auch gewisse zusammenhänge gibt, ohne dass ich daraus irgendwelche kausalitäten ableiten könnte oder würde.

der letzte punkt erscheint mir besonders wichtig zu sein, denn nicht nur dieser thread zeigt ja, wie verschieden menschen mit dem thema SUCHT umgehen und wie unterschiedlich sich konsum auswirkt.

jemand, bei dem bestimmte weichen schon gestellt sind, BEVOR er opiatsüchtig wird, hat sicherlich die chance, trotz seines konsums relativ "normal" zu weiterleben.
oder anders ausgedrückt: auch unabhängig von meiner sucht habe ich in einer ganz wichtigen übergangsphase des lebens ne menge kaputt gemacht und auch sehr viel pech gehabt.

meiner meinung nach ist nämlich NIEMALS allein der substanzkonsum dafür verantwortlich, wie bestimmte dinge sich entwickeln. das ist immer nur ein einflußfaktor, zuweilen auch ein sehr starker. aber letztendlich tragen wir alle meist auch die hauptverantwortung für unser leben.


und um mal nach vorn zu blicken: bei mir hat sich ja -wie bereits erwähnt- vieles schon positiv entwickelt. und ich arbeite weiter dran Smile
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Mäverig
Bronze-User
Bronze-User


Anmeldungsdatum: 03.08.2016
Beiträge: 85

BeitragVerfasst am: 4. Aug 2016 00:52    Titel: Antworten mit Zitat

Ganz neu hier aber ich denke, da kann ich auch schon was zu sagen.
Da ich während meiner zweiten Lehre angefangen habe H zu konsumieren auch wenns nur ca. 0,5g waren pro Tag muss man das erstmal bezahlen. Dazu kommt noch das Cannabis, Alk und Tabletten ganz selten mal Uppers und eigentlich will man ja auch der Familie/Freunde mal was schneken oder zum Essen einladen oder in ne Bar gehen, aber ich hab gemerkt dass ich dann schon extrem aufs Geld geachtet hab.
Außerdem kann man mit Opioiden sich wie schon beschrieben ne tolle Scheinwelt aufbauen. Bildet sich vielleicht ein: "ach den Kollegen da brauch man doch net mehr" und zieht sich zurück. Obwohl man eigentlich in Beruf und Alltag stabil wirkt, nicht zurückgezogen. Meine Prinzipien haben sich aber nicht wirklich verändert.
Ich muss auch erwähnen, dass ich glaube, dass ich ohne H meine zweite Lehre wegen des Betriebes abgebrochen hätte obwohl ich den Beruf mochte und immernoch mag. Also ich konnte mir irgendwie mehr gefallen lassen und war selbstbewusster. Naja ist alles so ne Sache. Gibt Vorteile aber auch eben starke Nachteile.
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endstation
Silber-User
Silber-User


Anmeldungsdatum: 28.03.2016
Beiträge: 208

BeitragVerfasst am: 4. Aug 2016 01:09    Titel: Antworten mit Zitat

dakini hat Folgendes geschrieben:
Aber aufgrund der minderen Quali und dem höllischen Entzug, gilt Metha als NO GO. Außerdem hätte ich nicht lernen können. Nur Schmöker lesen, war da noch drin. Der "Biss" ging mir völlig ab auf dieser Substanz. Im Grunde war ich zufrieden mit allem. Eine wunderbare Substanz, um in den Tag zu leben. So wirkte es zumindest bei mir. Mit Bupre geht das einfach nicht, da ist man zu klar.


hi dakini,

GENAU das meine ich! zumindest fast. ich persönlich habe nämlich bei metha auch das gefühl, relativ "klar" zu sein. bei mir wirkt bupre etwas zu "speedig" und fast schon leicht psychotisch. außerdem bekam ich immer fiese kopfschmerzen davon...

was ich aber schon feststelle: der intellektuelle "hunger" lässt doch ziemlich nach. das gilt leider bei mir aber für sämtliche opiate. ich neige mit opiaten eher dazu, mich den dingen hinzugeben und mich treiben zu lassen.
zwar kann ich auch mit metha "kopfarbeit" machen usw., allerdings habe ich mir manch stumpfsinnige hobbies angewöhnt, über die ich früher nur den kopf geschüttelt habe (zb. gebe ich mich gern mal den sportwetten hin, surfe viel im internet und lese auch eher trashiges...).

der grundstock an kritischer reflektion bleibt allerdings bestehen und ich rede mir da auch nix schön. vielleicht könnte ich es eher so formulieren: "ich fühle es mir schön", d.h., der stachel sitzt zwar tief, aber er tut nicht so weh...


zu deinen fragen: ja, es hat sich bereits viel verändert bei mir. auch wenn der username fatalistisch wirken mag, so geht es mir weitaus besser als noch von 1-2 jahren.
mein konsum an sich ist ziemlich stabil. ich hatte ja regelmäßig methaddict zusätzlich besorgt, um eine extraportion zu haben. das ist deutlich zurückgegangen. suchtdruck habe ich auch kaum noch bzw. gar nicht mehr (jedenfalls solange ich meine tägliche dosis nehme).

der wichtigste punkt ist aber ein anderer: einen großteil an meiner entwicklung haben meine depressionen ausgemacht, die ich über viele jahre weitgehend unbehandelt hinter mir hergeschleppt habe.
die depressionen sind mittlerweile abgeklungen bzw. verschwunden. und ads nicht erst seit 3 wochen, sondern schon DEUTLICH länger.

aber ich muß ehrlich sagen, dass ich deshalb auch etwas angst habe, mein pola abzudosieren. zwar ist "angst" eigentlich nicht der dominante aspekt meines lebens. aber bzgl. der depressionen spüre ich doch zumindest eine große unsicherheit, weil ich unter keinen umständen einen rückfall erleiden will.

auch deshalb bin ich noch immer stabil in substi.
wegen der wirkung "lohnt" der konsum leider kaum noch. ich sage "leider", weil das sehr lange ein hauptaspekt für mich war. das gute gefühl nach der einnahme habe ich viele jahre genossen. leider wurde dieses feeling immer blasser und schwächer. und z.zt. merke ich pro woche vielleicht noch von max. 2-3 opiatvergaben eine spürbare wirkung.


insgesamt habe ich aber vieles in meinem leben bereits angegangen, was die letzten jahre auf halde lag... nun fehlen noch ein paar puzzleteile, eben zb. das berufliche, was mir halt wichtig ist (aber da gehts nicht um "karriere" und "cash", sondern vielmehr um selbstentfaltung und sinnstiftung im leben).

ich muß aber auch ganz offen was zugeben: dieser prozess kostet sehr viel kraft. was @oxy moron ja bereits sehr treffend als "self-scrutinizing" beschrieb, fällt mit täglicher opioideinnahme ehrlich gesagt nicht gerade leichter.
doch ich bin stets auf der hut vor den wahrnehmungsfallen und den verlockungen des selbstbetrugs. als substi-patient auf metha respektive pola muß man stets mit sich ins gericht gehen und sich hinterfragen.
das konnte ich eigentlich immer schon gnz gut. aber jetzt gilt es auch noch, daraus KONSTRUKTIVE schlüsse abzuleiten und v.a. auch, diese dann umzusetzen.


ich finde es übrigens schön, dass es hier so viele reflektierte user gibt. das war für mich auch ansporn, mich hier nochmal anzumelden und was zu schreiben, nachdem ich ja doch sehr lange gar nicht hier unterwegs war...
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endstation
Silber-User
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Anmeldungsdatum: 28.03.2016
Beiträge: 208

BeitragVerfasst am: 4. Aug 2016 01:18    Titel: Antworten mit Zitat

surreal hat Folgendes geschrieben:

Naja, ich denke schon, dass ich das mit dem kontrollierten Konsum hinbekomme. Das Problem, das ich sehe, ist, wie gesagt, eher, dass auch (oder gerade?) dieses Konsummuster dazu führen könnte, dass ich insgesamt labiler werde. Auch, wenn es im Moment geht, habe ich den Eindruck, dass ich insgesamt weniger belastbar bin als vor meiner Drogenzeit.


hallo surreal,

ich denke, dass deine beobachtung zutreffend ist: durch dieses ständige up-and-down der stimmung belastest du deine psyche natürlich.
so doof das vllt auch klingen mag (gerade im lichte meiner aussagen/gedanken über metha/pola!): der umstieg auf eine konstante einnahme nur noch eines bestimmten opiats hat sehr viel an mentaler stabilität eingebracht.

und weil ich vorher auf fast 2 gramm tramadol täglich war und einen immensen nachdosier-druck verspürt habe, war meine psyche ehrlich gesagt auch nicht die stabilste zu jenem zeitpunkt (zumal bei mir ja bis dato auch noch schwere depressionen hinzukamen).

das ist jetzt natürlich kein pläydoyer PRO dauerkonsum. aber man darf auch nicht unerschätzen, was man seiner birne auf dauer antut, wenn man stimmungsmäßig ständig jojo spielt bzw. ping-pong spielt...
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