Wie geht es weiter?

[silent addiction]

hallo lämmchen...

[Sabiote555]

Hallo Lämmchen,

nachdem ein geliebter Mensch in einer Familie gestorben ist, schaffen es viele Angehörige nicht, die Trauer und den Schmerz zu zu lassen. Dann suchen sie Schuldige, denen sie die Verantwortung zuschieben wollen. Anscheinend können sie so den Schmerz so (vermeintlich) besser verkraften.

Oft wird das auf das schwächste Glied der Familie abgewälzt, das Mitglied eben, das bereit ist, sich diesen Schuh anzuziehen und damit in Resonanz zu gehen. Das darfst du dir bewusst machen, was da abläuft und dich von den Vorwürfen frei machen. Das ist für alle gut. Deine Mutter darf sich dann voll und ganz ihrem Schmerz und ihrer Trauer widmen und du auch - es sei denn, es findet sich im Gefüge der Trauernden noch jemand, dem man eine Schuld zuschieben kann - aber unwahrscheinlich.

Aus dem Schmerz und der Trauer kann man auch viel Kraft ziehen. Lasst den Vater los, entscheidet euch für euer Leben und bewahrt ihn seinen Platz in eurem Leben, der ihm gebührt.

Der Rest ist nur ein Spiel, das euch vom Wesentlichen abhält. Dafür sende ich dir viel Kraft.

Und liebe Grüße sowieso.

Sabiote

[lämmchen]

Hallo Zusammen,

ersteinmal vielen Dank Euch dreien.

Ich glaube aber, das Ihr mich falsch verstanden habt, sorry.

Natürlich weiss ich, das meine Mum ganz anders trauert als ich. Immerhin war das ihr Lebenspartner und das für über 50 Jahre. Sie sind logischer Weise durch viele Höhen und Tiefen gegangen und das immer zusammen.

Von mir kann ich behaupten, das ich mit meiner Trauer mittlerweile gut umgehen kann. Es gibt auch Momente, da haut es mich völlig um. Habe diese aber akzeptiert und bin dann da sehr gut drinnen ohne mich aufgeben zu wollen.
Ich hab Dad schon längst ziehen lassen, aber in meinem Herzen ist er gut aufgehoben...

Das ihre Vorwürfe unberechtigt sind-ja-das weiss ich sehr gut.

Nur-sie tun mir so unendlich weh, auch wenn ich weiss, das meine Mum eventuell gar nicht realisiert was sie da zu mir sagt.

Wollte von Euch auch nur einen Tipp/Rat haben, wie ich mich besser schützen kann. Denn das funktioniert gar nicht, sonst würd ich hier auch nicht schreiben.


Liebe Grüsse, an Euch alle, von Lämmchen

P.S. Das liest sich jetzt eventuell barsch, aber so ist es wirklich nicht gemeint

[Sabiote555]

Liebes Lämmchen,

ich hab dich ganz genau richtig verstanden. Meine Antwort ist auch meine Ratschlag.
Geh nicht in Resonanz.

Liebe Grüße
Sabiote

[Mümmelmaus]

Liebes Lämmi,

nur kurz von mir (wie üblich leider zur Zeit wenig Zeit): Du kannst dich UND deine Mutter nur dadurch vor diesem unbewussten Spiel schützen, indem du aus dem Spiel aussteigst, wie Sabiote ganz richtig schrieb. Konkret heißt das, dass du deiner Mutter deutliche Signale sendest. Wenn sie also wieder mit offenen und/oder (auch hier sensibel sein!) versteckten Vorwürfen kommt, stehe auf, sage ihr deutlich (aber nicht böse, sondern einfach nur bestimmt): Mama, das stimmt nicht, und das weißt du auch. Ich verstehe, dass du trauerst, aber mich verletzen deine Worte sehr und deswegen möchte ich mich jetzt aus dieser Unterhaltung zurückziehen. Oder etwas in dieser Art und dann geh auch. Sag deiner Mama, dass sie dich immer anrufen und immer auf dich zählen kann, aber diese Vorwürfe möchtest du nicht annehmen. Dadurch zeigst du ihr, dass sie in ihrer Trauerarbeit eine Grenze überschreitet, die die lebende Beziehung zu dir belastet. Ebenso machst du aber klar, dass auch Trauerarbeit nicht in unberechtigten Anschuldigungen getan ist.

Vielleicht meldet sie sich dann erst einmal nicht mehr und ist etwas angesäuert. Deswegen auch ganz klar formulieren, dass du immer für sie da bist, wenn du ihr helfen kannst/musst, aber nicht als seelischer Mülleimer. Und dann gib ihr Zeit. Wenn sie sich ein paar Tage nicht meldet, verarbeitet sie diese Info und auch die Trauer weiter. Nach ein paar Tagen würde ich anrufen und sie fragen, wie es ihr geht und auch vorbei gehen, mit ihr reden, Interesse zeigen. Sollte sich das Ganze wiederholen, wiederholt es sich eben. Mach das so lang, bis sie eine Aussprache auf reflektierte Ebene wünscht, oder damit vielleicht auch von selbst aufhört. Spiele zu spielen macht keinen Spaß, wenn der andere nicht mitspielt, vor allem dann nicht, wenn man sich selbst gar nicht bewusst ist, dass man spielt. (Spiele natürlich hier nicht im schönen Sinne gemeint, sondern im Sinne von psychologischen Spielen, die jeder zig mal am Tag eingeht).

Ich hoffe, das hilft dir ein bisschen weiter!
Fühl dich gedrückt, liebes Lämmi!
Die Mümmel

[lämmchen]

Guten Abend liebe Sabiote und liebe Mümmel,

wie Ihr beide seht, hab ich ein paar Tage gebraucht um Euch ein Feedback zu geben. Vielen Dank natürlich.


Ich habe meiner Mum mehrere Male den Vorschlag unterbreitet, das wir über genau dieses Thema in einem Jahr nochmals sprechen sollten. Ich gab ihr sehr deutlich zu verstehen, das dieser ungeheure Vorwurf nicht wahr ist und mir sehr weh tut. In einem Jahr sollten wir beide realistischer mit den letzten 14 Tagen umgehen können. Sie war damit einverstanden.


Ich bin nach wie vor immer für sie da, zu jeder Zeit erreichbar- eben da. Es ist nicht so, das wir uns streiten, angiften oder anfeinden. Nur kommen wir einfach nicht auf einen Nenner. Oft genug hab ich gesagt-stopp bis hierher und nicht weiter. Dann schaute sie mich erschrocken an und begriff nichts. Ich geb ihr ja die Zeit..keine Ahnung.



Liebe Grüsse von Lämmchen

[Sabiote555]

Hallo Lämmchen,

es tut mir leid, dass die Situation für dich grade so schwer ist. Nach dem Tod meiner Mutter hat meine Tante damals auch versucht, die Schuld am Tod auf mich abzuwälzen. Das entbehrte natürlich jeglicher Grundlage, trotzdem habe ich es mir sehr zu Herzen genommen.

Damals habe ich auch mit Leuten drüber gesprochen, die mir sagten, ich solle mir einfach klar machen, dass es nicht stimmt. Und wenn ich das klar hätte, dann könnte der Vorwurf mich auch nicht mehr treffen. Das meine ich, wenn ich sage: Geh nicht in Resonanz.

Trotzdem ist es ganz gut, wenn deine Mutter sich mal ein paar Tage mit ihrem Schmerz auseinander setzen kann und nicht die Chance bekommt, es auf dich abzuwälzen. Nur so kann sie trauern und dadurch wieder heilen. Bei einem Todesfall gibt es leider keine Patentrezept. Das ist schmerzhaft. Schmerz und Trauer zulassen un den nötigen Raum geben, das halte ich für wichtig.

Ich drück dich und wünsch dir viel Kraft

LG
Sabiote

[lämmchen]

Liebe Sabiote,

danke für's drücken, das tat gut.

Weisst Du, wir wohnen nur einen Hauseingang voneinander"entfernt".
Sie kommt nicht jeden Tag rum, nein, das zum Glück nicht.

Bis vorige Woche haben wir 2 mal am Tag telefoniert, morgens und abends. Das ging mir zu sehr an die Substanz. Ich bat sie, das auf einmal täglich am Abend zu reduzieren. Das sah sie sofort ein.

Ich will auch- mal - nur für mich sein, nicht an meinen Dad erinnert werden und auch nicht jeden Tag das Geweine meiner Mum ertragen müssen.

Der Abstand so wie er im Moment ist-ist gut. Aber sie will mich bemutteln, bekochen, kauft mir unnützes Zeug. Alles lieb gemeint, das weiss ich und auch dass das eine Umlagerung ihrer Sorge ist. Aber mich NERVT das so und lässt mich nicht zu meinem Tresor finden.

Wahrscheinlich braucht das alles noch mehr Zeit als ich dachte. Und leider trägt das Wetter nicht zur Besserung bei. Ich dachte, wenn der Frühling kommt, kann Mum mehr draussen rumtrödeln und auf andere Gedanken kommen. Nun muss sie daheim ihre Einsamkeit ertragen. Ist echt schwer, für uns alle.

Nochmals vielen Dank und sei nicht traurig, Du weisst bestimmt warum .

Herzliche Grüsse von Lämmchen

[Oldmen]

Hallo Lämmchen

ich drücke dich mal feste.

Ich weis wie schwer es ist einen geliebten Menschen zu verlieren.

Diese Gedanken werden einen Nie im Leben verlassen aber man kann lernen damit besser zurecht zu kommen.

Gruß

Oldmen

[lämmchen]

Guten Morgen Oldman,

Dir auch vielen Dank für's drücken.

Ja, Du weisst auch wie das ist.

Für alle denen es ähnlich ergeht...

Es gibt nichts, was uns die Anwesenheit eines lieben Menschen ersetzen könnte.
Je schöner die Erinnerung, desto schwerer die Trennung.
Dietrich Bonhoeffer

Allen einen schönen Tag und herzliche Grüsse von Lämmchen

[Mümmelmaus]

Liebes Lämmi,

na das klingt doch aber schon besser, als bei den ersten Posts. Scheinbar grenzt du dich ja doch schon etwas ab. Das ist richtig und auch wichtig! Und dass du das auch so klar formulierst, tut dir sicher gut!
Ich kenne das Problem sehr gut, vor allem aus der letzten Zeit. Man fühlt sich so zerrissen zwischen dem eigenen Anspruch der Mami zu helfen, für sie da zu sein, und ihr eine Stütze zu sein, und eben selbst irgendwie damit fertig zu werden und mit seiner ganz eigenen Trauerbewältigung klar zu kommen. Ich habe diesen Zwiespalt nie wirklich lösen können. Allerdings waren bei mir keine so offenen/versteckten Vorwürfe dabei.
Ich wünsche dir sehr viel Kraft. Und ich wünsche dir ein Herz und einen Verstand, die zusammen diesen Zwiespalt möglichst gut für dich lösen können. Wobei ich glaube, dass du mit der Kontaktreduktion schon mal auf einem guten Weg bist. mir hat es immer geholfen, wenn ich meine Gedanken aufgeschrieben und dann auch wortwörtlich weggeschlossen habe. Das war quasi mein 'Tochter-Modus' für Mama, da war ich da und stark und hab geholfen und dann hatte ich noch meinen 'Ich-Selbst-Modus'. Da habe ich alles verarbeitet und notiert und konnte es wegsperren, wenn es zu viel war und wieder hervorholen, wenn ich daran weiterarbeiten wollte.

Ich drück, mein armes Lämmi! Sei gewiss, es kommen auch wieder bessere Tage! (Nur manchmal lassen sie so verdammt lang auf sich warten...)
Liebste Grüße,
Mümmel

[lämmchen]

Liebe Mümmel,

die Kontaktreduktion hab ich in dieser Woche sehr konsequent durchgezogen.
Wir haben uns nicht einmal gesehen.
Und es tat/tut mir sehr gut.

Und ganz ehrlich, ich hatte absolut kein schlechtes Gewissen dabei.
Seit gestern geht nicht mal mehr unser Telefon ( techn. Probleme), sodass meine Mutter nur kurz auf dem Handy anrief. Fiel ihr sichtlich schwer...

Meinen Tresor hab ich zwar immer noch nicht gefunden, aber ich wollte in dieser Woche auch nicht danach suchen. Hab zur Zeit ganz andere Probleme...

Vielen Dank, wie immer, für Deine lieben Worte und Deine Hilfe-trotz Zeitmangels.

Liebe Grüsse von Lämmi

[Mümmelmaus]

Liebstes Lämmi,

vielleicht muss nicht alles in den Tresor... vielleicht muss auch anderes da bleiben, damit es bearbeitet werden kann!
Ich finde es gut, dass du wenigstens für dieses Problem eine Lösung gefunden hast. Und ich finde es gut, dass du kein schlechtes Gewissen hast! Deine Mama versteht es, weil sie deine Mama ist. Du wirst bei allen Differenzen immer ihr Kind bleiben und das ist auch gut so!

Magst du über deine anderen Probleme reden?

Fühl dich ganz feste gedrückt!
Die Mümmel

[lämmchen]

Liebe Mümmel,

nein, hier mag ich nicht reden. Wollen wir telefonieren?

Wäre jetzt genau passend, da alles schwieriger wird.

Liebe Grüsse von Lämmchen

[lämmchen]

Liebe Mümmel,

ich weiss ja dass das nicht geht...

Im Moment muss alles noch in den Tresor, sozusagen als Selbstschutz.

Ich öffne ihn nur dann, wenn es mir besser geht und ich weiterarbeiten kann.

Liebe Grüsse und Danke. Lämmchen