Lyrik

[Haschgetüm]

Ich weiß, dass der ein oder andere hier gerne schreibt, und dachte, ich mach mal nen Thread auf, wo jeder seinen Kram posten kann. Gedichte, Kurzgeschichten whatever, vllt. hat ja einer Bock.
Ich mach den Anfang mit einem Gedicht, dass ich vor ein paar Jahren geschrieben haben. Das war kurz vor meiner Psychose, in meiner härtesten Zeit sozusagen. Es geht darin um meine Jugend sozusagen.

Ich habe nie einen Jungen geküsst, denn niemand sagte, ich wäre beliebt.
Ich habe nie einen Menschen vermisst, denn niemand sagte, ich wäre verliebt.
Ich habe nie einen Beruf ausgeübt, denn niemand sagte, ich wäre so strebsam.
Ich habe nie alleine allein sein geübt, denn niemand sagte, ich wäre so einsam.

Man sagte: Du hast mehr Potential, als du nutzt.
Man sagte: Du hast eine Mutter, die bei mir putzt.
Man sagte: Du bist arm, du bist hässlich und dumm.
Man sagte: Du redest zu viel, zu laut, niemals stumm.

Ich dachte, sie lachen so laut, weil ich lachhaft bin.
Ich dachte, sie schreien so laut, weil ich unartig bin.
Ich dachte, sie schlagen so hart, weil ich bösartig bin.
Ich dachte, sie sind einfach stark, weil ich es nicht bin.

Ich hoffe, sie täuschen mich nicht, weil sie zwielichtig sind.
Ich hoff´sie ersäufen mich nicht, weil sie aufbrausend sind.
Ich hoffe, sie betören mich nicht, weil sie eifersüchtig sind.
Ich hoff´sie zerstören mich nicht, wiel sie unaufrichtig sind.

Ich weiß, dass ich ich bin, und sonst keiner.
Ich weiß, dass ich ich bin, nur viel kleiner.
Ich weiß, dass du du bist, und ich das nie sein werde.
Ich weiß, dass du du bist, so lang ich nicht sterbe.

Wenn ich sterbe, dann hörst du auf so zu sein.
Wenn ich sterbe, dann bin ich nicht mehr so klein.
Wenn ich sterbe, dann haben wir alle mehr Ruhe.
Wenn ich sterbe, dann hört ihr auf mit Getue.

Doch ich lebe, damit ich euch zeigen kann,
wie ich lebe, damit ich euch anschweigen kann,
dass ich lebe, weil ich nicht sterben kann,
denn ich lebe, weil ich dafür Anderes kann.

Ich lernte mich zu schützen, wo andere leiden.
Ich lernte es zu nutzen, das andre mich meiden.

Alleine und einsam, so hässlich und klein,
nur ein Keim voller Wut, wie sollte es sein,
wird zu Hass, wird zur Trauer, wird zur Resignation,
wird zur Hölle, zum Tode, zur Substitution.

Es war nun wirklich kein schönes Leben.
Ich wünsch es dir nicht, so ein Leben zu erleben.
Ich fühlte so gar nichts, keinen Zorn, keine Schmach.
Ich wünsch es dir nicht, weil mein Herz dran zerbrach.

Ich wünsch dir das andere, das nächste Leben.
Ich wünsch dir das Schöpne, das Gute erleben.
Ich wünsche dir Hunger und Selbsterhaltungstriebe.
Ich wünsche dir Zeit, Geduld und die Liebe.

Sei unbeugsam, so lange das Schlechte dich beugt.
Sei vorwurfsvoll, so lange der Hass es bezeugt.
Vergebe und vergesse, wenn du Herzlichkeit siehst!
Lebe und lass´leben, wenn du von Glücklichkeit liest.

Haschi

[Haschgetüm]

Und hier noch ein Schmankerl. Das hab´ich psychotisch in der Klapse geschrieben, für einen Mitpatienten. (der wohl eigentlich ich selbst war^^)

Ich bin nur ein Mensch.
Genauso wie du.
Die Kraft vom bengalischen Tiger.
Kein Obst, kein Gemüse, keine Kraft.
Trinkst Wodka und Sekt, trinkst Schnaps, keinen Tee,
doch was du noch trinkst, das ist Saft -
von daher bekommst du die Kraft.
Nicht von Amphe, nicht von Mine,
nicht vom Kampfe, nicht durch Hiebe,
Ja nur durch den Saft und die
Vitamine.

[MausiMaus]

Hallo haschi

Das erste fand ich schon sehr düster erst dann dachte ich ist wie ein Dialog zwischen deinem inneren Kind und dir und umgekehrt

Das zweite hat mir sehr gut gefallen weil es gerade so gut in seine Situation passt

Danke und
Gruß karin

[schattengewächs]

Ich war sehr gerührt, vor allem von erstem, Haschgetüm...
Wunderbar.
Bist eh talentiert, was deinen Umgang mit Worten betrifft (immer sehr bildlich und anschaulich) ist mir schon früher aufgefallen-
Ich hab auch so einiges gedichtet, aber irgendwo verbuddelt oder entsorgt, leider... ist aber auch "nix Weltbewegendes" dabei rausgekommen...
l.g.!

[Seppel 4]

Schönen Sonntag, Haschgetüm!

Ich habe mich ja nicht so getraut; doch jetzt darf ich ja: Ich habe zwei Ordner,

in denen ich selbstgemachte Gedichte und Kurzgeschichten geschrieben habe;

damals um beim 10 Finger Schreibmaschine schreiben schneller zu werden.

Nun ja, werde mal ein paar posten; sind auch sehr kritische dabei, ich kann

auch nicht den Kaspar machen.

Schönen Sonntag an everybody at the Forum.

Sepp

[MausiMaus]

ehrlich gesagt,

trotz einiger Scham,

dachte ich auch an eine Geschichte, die Erste, die ich

geschrieben habe,

hier reinzuschreiben.

Sie haldelt, so ähnlich wie

deine, haschi, von mir,

von einem schriftlichen Versuch,

sich Selber zu verstehen.

Ich hatte damals auch eine Psychose,

und nur noch in Bildern gadacht.

Denke mal, Ja, das bleibt jetzt für immer und ewig

im www,

doch, andererseits wird jemand, der sich nicht auf das Geschriebene einlassen will,

es eh nicht lesen, oder ,

seppel,

trauen wir uns mal ?

gruss, Karin

[MausiMaus]

kurzer Nachtrag,

...dass du einen Ordner, hast, glaube ich dir,

seppel,

nicht ironisch gemeint, eher lieb ,,meine muss ich, so wie

schattengewächs, auch erst irgend wo aus dem Koffer kramen,

wo alles geschriebene drinist.

Bin einfach so schlampiig...

..

[simmi]

hab nur mal 2-3 gedichte wo geschrieben, und die wollen sich gar nicht finden lassen im pc.
vielleicht noch auf einem alten stick abgespeichert,
als mein alter Laptop geist aufgab.

wer suchet, findet.
posten?

[honeygirl]

mir gefällt es...

Meine Tagebücher sind voll damit , aber nur HERZSCHMERZ wegen Männer , das möchte ich euch an dieser Stelle nicht zumuten!

[Seppel 4]

Ein Gedicht vom Sonntag, dem 29.3 1998


LANGEWEILE

Hängst lustlos rum, nix treibt zur Eile
nix begeistert Dich: Langeweile
Kannst Dich nicht richtig ablenken,
kein Saft, um konstruktiv zu denken!

Sie lässt Dich auch nicht recht entspannen
oder trübe Gedanken zu verbannen.
Es gibt nur eins: Statt lustlos ruhn
musst Du was Kreatives tun.

Keiner wird Dir etwas schenken,
Gedanken musst Du selber lenken;
Auch die gequält durchstandene Zeit
kommt nicht wieder: Tut mir leid

Raff Dich auf und sehe ein:
Langeweile muss nicht sein,
sie macht Dein Leben öd und karg
und bringt Dich früher in den Sarg !

Irgendetwas muss es geben,
für ein Sinnerfülltes Leben!
Drum reiss Dich aus dem Dösen raus
und mach der Langeweile den Garaus.

Denn gar nix hält die Zeit Dir auf,
und lustlos ist Dein Lebenslauf.
Reiss Dich aus Dein Lebensloch,
damit Du nie sagts: Hätt' ich doch!

Ob wenig, viel: Leb intensiv!
Lerne warten, denk positiv!
Langeweile ist nicht nix tun,
sondern gegen seinen Willen ruhn.

Sepp

[mikel015]

Gibt es Menschen…



Gibt es Menschen die geboren wurden um nicht erwünscht zu sein?
Gibt es Menschen denen es nicht gegönnt wird glücklich zu sein?
Gibt es Menschen die geboren wurden um eine Last zu tragen?
Gibt es Menschen deren Seele eine komplett andere Person ist als ihr Körper?
Glaub mir, es gibt sie!
Denn ich bin einer von ihnen!

[honeygirl]

[mikel015]

Haue noch mal eines raus-passend zur Stimmung...aber alles vergänlich,neewahr...

Manchmal kommt die Angst, alles dunkel nirgends Licht.
Manchmal kommen Fragen, ich bin verwirrt, verstehe nichts.
Manchmal kommt der Schmerz, tief verschlossen und so kühl.
Manchmal kommt die Wut, nur noch Ohnmacht, kein Gefühl.
Und ganz heimlich kommen Tränen, kann keiner sehen wie so oft.
Und ganz plötzlich kommt der Tod, ohne Zeichen, unverhofft.



allen noch einen schönen Rest-Sonntag


L.G.
Mikel

[Seppel 4]

DAS ABSCHLUSSGESPRÄCH 21.3.1998

Im Abschlussgespräch einer stationären Drogenentgiftung soll festgestellt wer-
den, ob der Patient, jetzt nüchtern und geistig klar, eine Zukunftsperspektive
hat und diese klar formulieren kann. So wird dem Rückfall vorgebeugt.Glaubt
man. Anwesend sind:

Chefarzt, Stationsärztin und zwei Schwestern und der Patient, Herr Mustafa
Ügli, der erfolgreich seine 64. Entgiftung in dieser Klinik macht.

Stat.Ärztin: Nun, Herr Ügli, sie sind nun 6 Wochen hier, sichtlich abstinent, und
sehen auch sehr frisch aus. Was ist ihre Zukunftsperspektive?

Hr. Ügli: Das, ich sehen auch so.

Chefarzt: Herr Ügli, Frau Doktor möchte wissen, was Sie in Zukunft alles
machen werden, um langfristig abstinent zu bleiben?

Hr. Ügli: Ich alles so machen, wie hier gelernt: 6.30 Wecken, Vitalitätszeichen
kontrolle, Medikamentenausgabe nach Frühstück und dann fertig
machen für Frühsport, dann...

St. Ärztin unterbricht:Herr Ügli! Das gibt es doch nur in der Klinik.Was tun Sie
draussen an prophylaktischen Massnahmen, um dem Rückfall vorzu-
beugen?

Hr. Ügli: Ich machen Frühsport . Immer Volleyball. Machen Spass und geben
Kraft. Dann ich gehen zu BT. Machen schöne bunte Seidentücher für
die Kinder. Und wenn ich Küchendienst habe ich vorher spülen; dann

Schwester: Wenn Sie zu Hause sind, werden Sie in eine ambulante Therapie
gehen, um sich zu helfen?

Hr. Ügli: Liebe Schwester, Du immer gut zu mir, ich Dir gerne helfen, zu gehen
in ambulantes Therapie! Ich gerne helfen.

Stat.Ärztin: Herr Ügli, wir wollen doch nur wissen , ob Sie wissen, was Sie tun
müssen, um nicht mehr abzustürzen?

Hr. Ügli: Ach so! Jetzt verstehen. Mustafa Ügli nie mehr abstürzen. Schauen!
( Er zieht sein Hosenbein hoch, eine 15 cm lange Narbe wird sichtbar)
Ist gebrchen bei Bergwanderung. Jetzt nix mehr gehen in Berge und
nix mehr abstürzen.

Chefarzt: Herr Ügli, gehen sie doch einen Moment mal raus!
Nach 5 Min. wird er wieder hereingerufen.
Herr Ügli, Sie sind ab heute entlassen und wir wünschen Ihnen alles
Gute für Ihre Zukunft!
( Verabschieden sich. Mustafa umarmt die Schwester herzlich und
geht mit den Entlassungspapieren raus.

Anderer Patient: Na, wie war's?

Hr. Ügli: Komische Ärzte, die nix gefragt, wie ich kommen klar draussen ohne
Dope. Seltsam!

Anderer Patient: Wirklich seltsam!

LG Sepp

[Haschgetüm]

Haha, coole Geschichte gefällt mir gut.

Finds super was ihr schreibt. Für mich persönlich immer eine gute Art und Weise etwas zu verarbeiten. Im Moment häng ich eher in der Malerei, versuche mich an meinen ersten Acrylwerken, und 1 oder 2 sind sogar gelungen. Macht auch sehr viel Spass und beruhigt unglaublich, fast wie Meditation.

Karin - trau dich ruhig. Ich würds gerne lesen, genau so wie von den anderen. Niemand von uns kriegt wohl den Literaturnobelpreis, aber interessant isses alle mal.