Dauerhaft clean sein - geht das überhaupt?

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CFZ
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Anmeldungsdatum: 30.07.2012
Beiträge: 759

BeitragVerfasst am: 10. Sep 2012 16:23    Titel: Dauerhaft clean sein - geht das überhaupt? Antworten mit Zitat

Ich frage mich, was macht dauerhaft clean sein eigentlich aus? Was ist das überhaupt: "dauerhaft clean"?

Wenn ich weiß, daß ich über eine bestimmte Zeit hinweg eine bestimmte Droge genommen habe, z.B. Alkohol oder Cannabis oder Morphium, Heroin, Substitut-Mittel, Beruhigungsmittel, Aufputschmittel, und weiß, daß ich von nur einem dieser Mittel abhängig geworden bin, was bedeutet dann clean sein für mich? Bedeutet es, daß ich nur auf das Mittel verzichten muß, von dem ich auch abhängig geworden bin, und stellen alle anderen keine Gefahr für mich da dar? Oder muß ich in Zukunft auf alle solche Mittel verzichten, und wenn ja, welche Mittel genau sind das? Wenn ich nun nicht alle solche Mittel kenne, die gefährlich für mich sein könnten, wie kann ich dann wissen, welche Mittel ich meiden muß? Wer sagt mir, daß ich meiden muß - und was ich meiden muß? Wann weiß ich, daß ich wirklich clean bin und nicht aus Versehen von einem Mittel abhängig geworden bin, das mir zwar zur Verfügung gestellt wurde, sei es vom Azt oder sei es im Supermarkt oder in der Apotheke, das ich aber nicht selbst einschätzen kann und dessen Gefahren ich allein gar nicht beurteilen kann? Wann kann ich also sicher sein, daß ich wirklich clean bin?

Anders gefragt: Wenn ich sicher sein kann, daß nur ein bestimmtes Mittel gefährlich für mich ist, und ich auch nur dieses meiden muß, was bedeutet clean sein über die Zeit hinweg? Meint es, dieses eine Mittel nie wieder anzurühren? Wenn es meint, dieses eine Mittel nie wieder anzurühren, wie ist es dann, wenn ich der Versuchung nicht widerstehen kann? Sollte man sein Vorhaben, wirklich clean sein zu wollen aufgeben, sich einfach damit abfinden, abhängig zu sein und sich an regelmäßigen Konsum gewöhnen? Oder sollte man sich immer bemühen, immer wieder clean sein zu wollen, zu sein und zu bleiben? Wenn ich dieses Vorhaben, mich von einem Mittel -sagen wir mal - über 20 Jahre hinweg fernzuhalten, durchgehalten habe, und mich plötzlich entscheide, dieses Vorhaben zu unterbrechen und doch einmal wieder dieses Mittel zu probieren, nur um zu sehen, ob ich noch widerstehen kann, wenn ich es anschließend nicht mehr nehme, um also nur in Erfahrung zu bringen, daß ich noch die Kraft habe, mich noch einmal aus einer Abhängigkeit zu lösen, habe ich dann, mit meiner einmaligen Entscheidung das Mittel nach 20 Jahren doch noch einmal zu nehmen, nicht mein Vorhaben, dieses Mittel nie wieder anzurühren, aufgegeben? Habe ich also durch meinen einmaligen Konsum versagt? Wenn es wirklich nur ein einmaliger Konsum war, und ich in Folge danach noch weitere 20 Jahre clean lebe, war mein einmaliger Konsum dann wirklich ein Versagen? Wenn ich in 40 Jahren also nur ein einziges Mal dieses Mittel genommen habe, nämlich genau nach 20 Jahren, habe ich in den 40 Jahren dann wirklich clean gelebt?

Wenn ich mich beim clean sein vom ersten Tag an dazu entschließe, nicht vollständig clean zu sein, sondern in 20 Jahren wieder einmal zu konsumieren, um es dann für weitere 20 Jahre zu lassen, habe ich dann mit meinem Vorhaben versagt, clean sein zu wollen? Wenn ich mich nun dazu entschließe, vielleicht nicht alle 20 Jahre einmal zu konsumieren, sondern alle 10 Jahre, habe ich dann mit meinem Vorhaben versagt, wenn ich es auch nur alle 10 Jahre tue? Wie sieht es aus mit 5 Jahren, einem Jahr? Wo liegt die Grenze zum clean sein? Was bedeutet clean sein? Was bedeutet es in der Zeit?

Ich möchte mehr zu diesem Thema erfahren. Wie geht es Euch?

Gruß
CFZ
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Kadaver
Bronze-User
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Anmeldungsdatum: 22.06.2011
Beiträge: 39

BeitragVerfasst am: 10. Sep 2012 16:55    Titel: Antworten mit Zitat

Hi CFZ,
zur eigentlichen Frage: Ja das geht sehr wohl. Wenn man süchtig ist, denkt man es würde nicht gehen. Das liegt ja in der Natur der Sache, eine Erkrankung des Gehirns, die ein Leben ohne Drogen trostlos erscheinen lässt. Bestenfalls nimmst du keine Drogen mehr, weil alles eine Gefahr für dich darstellt.

Was clean sein bedeutet, das muss jeder für sich selbst entscheiden. Für mich heißt das, keine Kippen, Alk, Benzos, Opis oder Amphe. Wenn ich nach Jahren mal auf die Idee kommen sollte davon wieder etwas auszuprobieren heißt das, alles war umsonst.

Es treten nicht sofort wieder Entzugserscheinungen oder Depressionen ein, das bewusste übertreten dieser „Schwelle“ die du dir mühsam Jahre lang aufgebaut hast ist das Problem. Wenn du richtig aufgehört hast, hast du wahrscheinlich auch eine neue Philosophie. Damit musst du dann brechen. Danach wird in den meisten Fällen hemmungslos weiter konsumiert. Und das schlimmer als zuvor.

Z.b ist für Alkies die ne Therapie gemacht haben gelegentliches Kiffen ein no go, rauchen tolleriert man, obwohl die Sucht schwerwiegend ist. Da dies meiner Philosophie wiederspricht gehe ich meinen eigenen Weg und das nun seit März 2011.

Alle paar Monate konsumiere ich 0,5 g Graß, mal Pilze zum trippen oder auch häufiger Antidepressiva zum schlafen. Ich fühle mich wohl und habe das Gefühl auf nichts zu verzichten. Es ist ok so für mich…
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CFZ
Gold-User
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Anmeldungsdatum: 30.07.2012
Beiträge: 759

BeitragVerfasst am: 10. Sep 2012 17:27    Titel: Antworten mit Zitat

Interessante Antwort. Du sagst: "Wenn man süchtig ist, denkt man es (clean sein d.V.) würde nicht gehen. ". Wenn man aber vielleicht gar nicht clean sein möchte, weil einem die Mittel einfach gefallen, dann ist doch klar, daß es einem schwer fällt, auf diese Mittel zu verzichten. Wenn ich das Mittel jetzt austausche gegen etwas anderes als sog. Suchtmittel, z.B. gegen einen geliebten Menschen, ein teures Haus oder Auto, ein jahrelang gefplegte Spielzeug-Eisenbahn, eine seltene, kostbare Vase, eine Filmsammlung, ein Fotoalbum, eine Lieblingsspeise, ein Parfum, ein Kleidungsstück, Schmuck, und ich entschließe mich, darauf zu verzichten, kann es aber nicht, weil ich den Verlust fürchte, wenn ich diese Dinge aufgebe, bin ich dann auch süchtig? Nur weil ich denke, ich werde nie darauf verzichten können?

Was macht ein Suchtmittel aus?

Gruß
CFZ
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Yolande
Platin-User
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Anmeldungsdatum: 01.06.2011
Beiträge: 1438

BeitragVerfasst am: 10. Sep 2012 19:38    Titel: Antworten mit Zitat

Ich glaube nicht, dass man süchtig ist, nur weil man auf etwas nicht verzichten kann. Ich könnte beispielsweise nicht auf meine Kinder verzichten, bin aber nicht süchtig nach ihnen. So gut wie niemand kann auf Essen verzichten, ist aber nicht gleichzeitig süchtig nach essen. Dagegen ist jemand süchtig, der auf Essen dauerhaft verzichtet, er ist also magersüchtig.

LG
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CFZ
Gold-User
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Anmeldungsdatum: 30.07.2012
Beiträge: 759

BeitragVerfasst am: 10. Sep 2012 19:46    Titel: Antworten mit Zitat

Der/die Magersüchtige ist süchtig nach Magerkeit. Magerkeit ist ein Zustand des Körpers. Der/die Magersüchtige verlangt also nach einem bestimmten körperlichen Zustand. Ist dann der Zustand das Suchtmittel oder der Körper selbst? Ist es vielleicht gar der Vorgang des Abmagerns?

Gruß
CFZ
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rudi
Silber-User
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Anmeldungsdatum: 16.05.2012
Beiträge: 216

BeitragVerfasst am: 10. Sep 2012 20:07    Titel: Antworten mit Zitat

Bin seit 18 Jahren clean und ja das ist möglich.
Meiner Meinung nach geht es aber gar nicht in erster Linie darum zu versuchen clean zu sein.
Wenn man etwas gefunden hat, was die persönlichen Defizite ausfüllt oder bei Bedarf heilt, kann man ganz unbeschwert clean leben.
Ansonsten ist es nur ein hoffnungsloser Kampf gegen Windmühlen.
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newlife
Platin-User
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Anmeldungsdatum: 30.11.2011
Beiträge: 1844

BeitragVerfasst am: 10. Sep 2012 21:49    Titel: Antworten mit Zitat

ob jetzt für Alkis Kiffen ein No-Go ist...

Keine Ahnung, kann ich nicht beantworten. Ich spreche aber generell nur für mich und ich habe erkannt, dass ich als Person eben süchtig bin.

Ich bin zwar in erster Linie Alkoholiker, davon eben auch körperlich abhängig gewesen. Also das war sozusagen meine Droge, die leider mein Leben bestimmt hat. Das Letzteres so war, habe ich erst begriffen und verstanden, als ich aufgehört habe zu trinken. Auf einmal glaubte ich, ich kann nirgendwo mehr hingehen, ich sah nur noch Menschen, die Alkohol tranken. Im Laufe der Jahre (es sind inzwischen 2 3/4 Jahre ohne Alk) sehe ich auch tatsächlich Menschen, die keinen trinken. Ich gehe auch fort und bestelle keinen Alkohol. Ich glaubte eine zeitlang, man würde mir das an der Nasenspitze ansehen, dass ich eigentlich doch lieber trinken würde. Heute kann ich aber ohne solche Gedanken ein Spezi oder nen Kaffee bestellen. Das braucht aber Zeit und ist ein Stück Entwicklung.

Nun, wie ihr hier wisst habe ich dieses Jahr vermehrt zu anderen Drogen gegriffen. Es ist die Sucht. Sie hat mich nicht in Ruhe gelassen. Zu wenig konnte ich mein Leben in die richtigen Bahnen lenken. Mir ist es einfach zu schwer gefallen, auf den Rausch zu verzichten. Ich wollte einfach mal wieder. Das ist alles. Eine weitere Begründung dafür gibt es nicht. Es war eben auch Sehn-Sucht, Gedanken an vergangene Zeiten. Vergessen waren für den Augenblick des Rauschgefühls die schlimmen Entzüge, oder war es immer noch nicht schlimm genug, oder das Verlangen einfach zu stark?

Das Suchtmittel selbst spielt für mich nur eine untergeordnete Rolle. Ich will mich berauschen und da ich das wieder mache bin ich nicht clean, sondern rückfällig. Ich habe jeden Tag Suchtdruck und den befriedige ich wieder. Die Substanzen haben jetzt nicht solche Auswirkungen wie der Alkohol zuletzt oder auch schon Jahre davor, aber ich bin wieder reingerutscht, denke nicht viel, weil ich nicht weiß, wohin der Weg führt. Ich konsumiere und denke nicht nach. So war es beim Alk auch immer. Ich habe meine Sucht auf andere Substanzen verlagert.
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Yolande
Platin-User
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Anmeldungsdatum: 01.06.2011
Beiträge: 1438

BeitragVerfasst am: 10. Sep 2012 22:13    Titel: Antworten mit Zitat

CFZ: ich würde sagen, der Prozess des Abmagerns ist die Sucht, nicht das Ergebnis, denn damit sind solche Menschen ja nie zufrieden.

Rudi, ja, deine Meinung kann ich nur unterstützen. Jedem Süchtigen liegt ja sozusagen die Suche nach einem"Gefühl" zugrunde und wenn es etwas gibt, was dieses Gefühl auf anderem Wege auslöst, dann ist sicher jeder Süchtige bereit, auf sein Suchtmittel zu verzichten.

LG
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CFZ
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Anmeldungsdatum: 30.07.2012
Beiträge: 759

BeitragVerfasst am: 10. Sep 2012 23:09    Titel: Antworten mit Zitat

Yolande hat Folgendes geschrieben:
CFZ: ich würde sagen, der Prozess des Abmagerns ist die Sucht, nicht das Ergebnis, denn damit sind solche Menschen ja nie zufrieden.


Entschuldige, Yolande, vielleicht habe ich die Frage nicht richtig gestellt. Sucht ist doch immer auf etwas gerichtet. Man kann nicht süchtig sein, ohne daß da ein Etwas wäre, auf das die Sucht gerichtet ist. Das können Drogen sein oder irgendwelche Gegenstände die außerhalb des Körpers liegen, aber es können auch Menschen sein oder eben einfach nur Tätigkeiten wie Spiel, Sport und Arbeit. Was ist da bei Magersucht der "Gegenstand" der Sucht? Ist es ein bestimmtes körperliches Ideal oder ist es einfach der Vorgang des Abmagerns, gefällt es dem Magersüchtigen also einfach nur zu Hungern?

Gruß
CFZ
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SAUBERMANN
Platin-User
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Anmeldungsdatum: 27.03.2012
Beiträge: 1356

BeitragVerfasst am: 11. Sep 2012 15:50    Titel: Antworten mit Zitat

manche, die hochdosiert ihr substitut nehmen, reden vom "CLEAN-SEIN", obwohl sie z.t. ultrahochdosierte opioide zu sich nehmen..

manche, die früher auf H waren und jetzt täglich kiffen, reden genau so vom "CLEAN-SEIN"...

ein bekannter, der lange auf alk war, nimmt jetzt gelegentlich tramadol.. für sich betrachtet ist er "clean"...

ich persönlich nehme gar nichts - bis auf methadon. ich bin NICHT "CLEAN" - aus meiner subjektiven sicht.


das muß wohl jeder für sich entscheiden. mein ziel ist es, mal wieder für längere zeit ohne klassische suchtmittel zu leben. ich weiß aber schon, dass ich mir sehr, sehr gut vorstellen kann, später wieder opiate zu konsumieren...

wer clean werden bzw. bleiben will, der sollte mit allem aufpassen, was abhängig machen kann.. gut, das kann im prinzip ALLES sein.. aber jemand, der von drogen abhängig war, sollte halt mit allem vorsichtig umgehen, was auch in diese richtung geht: medikamente, alk usw...

ich weiß von mir, dass ich mit opiaten UNTERSCHIEDLICHE DINGE MACHE: wenns mir gut geht und alles so weit gut läuft, ist opiatkonsum das i-tüpfelchen auf mein leben...
wenns mir nicht gut geht, dann kompensiere ich damit oft etwas oder fülle eine lücke, wie zb. arbeitslosigkeit, einsamkeit, depressionen usw...

ich habe erst recht spät wirklich eingesehen, dass ich offenbar ein suchtmensch bin.
seltsamerweise habe ich erst recht spät mit suchtmitteln begonnen (und auch erst viel später als meine freunde). nüchtern war ich eigentlich einigermaßen gleichmäßig glücklich oder unglücklich..

als ich dann anfing, mit substanzen zu experimentieren, die meine psyche und stimmung beeinflussen, fiel mir irgendwann auf, dass ich immer einer von denen war, die das -langfristig!- nicht gut kontrollieren konnten..

freunde nahmen opiate und benzos und irgendwann wuchs man da wieder raus.. nur ich leider nicht. ich habe diese opiat-euphorie nie wieder vergessen und fand das gefühl unendlich gut..

und als jahre später freunde von mir fußballwetten machten, fand ich das total bescheuert und hielt es für pure geldverschwendung.. und inzw. spiele ich täglich..


tja, so kann das gehen.. mit gewissen dingen muß ich es immer übertreiben.. warum? i don't know...?
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campmaster
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Anmeldungsdatum: 22.07.2012
Beiträge: 623

BeitragVerfasst am: 11. Sep 2012 16:21    Titel: Antworten mit Zitat

Für so suchtgefährdete Menschen wie mich ist fast komplett clean sein wohl die einzige Lösung, ich kann schon mal ein Bier trinken oder das Rauchen reduzieren, habe aber dabei schon recht große Probleme das ganze im Rahmen zu behalten! Ich denke vielen anderen fällt es leichter auch nach einem Rückfall sofort wieder ins Leben zu finden. Der Hebel "naja, darauf kann man sich doch ganz gut zudröhnen bzw. die Zeit war doch immer recht schön als du zugedröhnt warst" ist bei mir unglaublich schnell umgelegt. Da hilft nur clean sein, sich so gut wie möglich ablenken und hoffen das der Körper und das Leben einen die Folgen der Süchte nicht so stark spüren lässt, so das der Einstieg und der Spaß an anderen Dingen wieder funktioniert! Clean sein auf Dauer, eigentlich kein gutes Thema, hoffentlich hab ich irgentwann wieder Spaß dran und es ist keine Qual bis ans Lebensende! Auch wie verrückt jeden Tag Sport treiben, meinen Fitnesswahn würde ich so ausgeprägt nie mehr betreiben, aber dennoch besser als Drogen
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newlife
Platin-User
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Anmeldungsdatum: 30.11.2011
Beiträge: 1844

BeitragVerfasst am: 11. Sep 2012 16:21    Titel: Antworten mit Zitat

saubermännle hat Folgendes geschrieben:
tja, so kann das gehen.. mit gewissen dingen muß ich es immer übertreiben.. warum? i don't know...?


tja, das sind die Charaktereigenschaften eines süchtigen Menschen. Ich beobachte das bei mir ja auch. Auch wenn ich was gesundes tue, wie eben Sauna, muss es oft bis zum Anschlag sein. Ich bau auch damit Suchtdruck ab.

Wenn ich insgesamt ausgeglichen bin, gebe ich es mir auch in der Sauna nicht so heftig.

Ich hab zum Glück nichts übrig fürs Spielen. Ich war immer der glücklichste Mensch, wenn ich soviel zu saufen hatte, dass ich wusste, ich brauch ein paar Tage nicht raus. Bin rein substanzabhängig.

Ansonsten echt guter Beitrag. Gerade was der Alk dem Körper zufügt ist halt richtig heftig. So beschissen habe ich mich bislang noch von nix anderem gefühlt. Alk ist halt richtig giftig, nicht vergessen.
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CFZ
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Anmeldungsdatum: 30.07.2012
Beiträge: 759

BeitragVerfasst am: 11. Sep 2012 17:03    Titel: Antworten mit Zitat

Hi,

SAUBERMANN hat Folgendes geschrieben:

das muß wohl jeder für sich entscheiden.


Ja, aber woran kann es auch jeder erkennen?

SAUBERMANN hat Folgendes geschrieben:

wer clean werden bzw. bleiben will, der sollte mit allem aufpassen, was abhängig machen kann.. gut, das kann im prinzip ALLES sein.. aber jemand, der von drogen abhängig war, sollte halt mit allem vorsichtig umgehen, was auch in diese richtung geht: medikamente, alk usw...


Was geht 'in diese Richtung' ? Was läßt sich verstehen unter 'Medikamente, Alk und so weiter' ? Welche Möglichkeiten bieten sich in Deutschland an, es herauszufinden? Beratungsstellen, Literatur, staatliche oder private oder sonstige Medien, wie z.B. das Internet? Welche Websites sind die vertrauenswürdigen Websites, welche liefern schnell und unkompliziert die brauchbaren Informationen, welche Informationen werden überhaupt bereit gestellt? Wer stellt solche Informationen bereit? Auch wieder Medien, Privatunternehmer, Privatpersonen, staatliche und private Einrichtungen, Institutionen und Vereine, Verborgene. Der mögliche Informationsfluß ist insgesamt unermeßlich, und auch im Bestand keinesfalls Einheitlich. Es werden heutzutage viele Wahrheiten verkündet über die vielfältigsten Medien, da fällt das Vertrauen manchmal schwer. Was nutzt das Vertrauen, wenn man der einzig zuverlässigen Quelle, die zur Verfügung steht, nämlich dem Staat, nicht mehr trauen kann und sich das Mehrheitsprinzip in diesem Fall als falsch erweist? Wie verhält man sich, wenn der Staat sich geirrt hat und Fehler macht? Wo bekommt man dann seine zuverlässigen Informationen her? Wie ist es, wenn die Informationen zwar vorhanden sind, der Irrtum also gar nicht vorliegt und der Staat meint, die Informationen aus moralischen Gründen zurückhalten zu müssen? Wie kann der Verbraucher also erkennen, daß er süchtig ist und woher weiß er, welche Substanzen er zu meiden hat? Think Wink

SAUBERMANN hat Folgendes geschrieben:

und als jahre später freunde von mir fußballwetten machten, fand ich das total bescheuert und hielt es für pure geldverschwendung.. und inzw. spiele ich täglich..
tja, so kann das gehen.. mit gewissen dingen muß ich es immer übertreiben.. warum? i don't know...?


und @campmaster

Ich kenne das. Meine eigene (betont Anführungszeichen) "Suchtgeschichte" verlief im Prinzip genauso. Hang zum Spielen und zum Spielerischen hatte ich eigentlich schon immer. Auch eine gewisse Neigung zu übertreiben ist mir seit Kindertagen zu eigen geworden. Aber ich habe darin nie etwas Krankhaftes sehen können, deshalb oben in Anführungszeichen. Ich habe dabei vor allem festgestellt, daß mich eine bestimmte Sache nach einer gewissen Zeit gar nicht mehr reizt und ich mir etwas anderes suchen muß, um mein Interesse wiederzugewinnen. Ich kann mich eigentlich nie lange mit einer Sache aufhalten und die Dinge, die jedesmal die selben sind, sind mir deshalb die lästigsten, weil sie so wenig Neues zu bieten haben. So geht es mir eigentlich mit allem. Ich bin immernoch neugierig auf das Leben. Vor allem kommt es mir eher so vor, als würde ich durch mein Verhalten versuchen, etwas auspendeln zu wollen, und zwar sowohl bei jedem einzelnen Erlebnis als auch zwischen den einzelnen Erlebnisgruppen über die Jahrzehnte hinweg. Dabei scheint dieses Pendeln nicht unwillkürlich zu verlaufen sondern irgendwie nach einem bestimmten Muster zu richten. Es zieht sich eine Spur durch mein Leben.

Gruß
CFZ

Gruß
CFZ
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Stehaufmännchen
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Anmeldungsdatum: 30.05.2011
Beiträge: 356

BeitragVerfasst am: 12. Sep 2012 11:45    Titel: mr clean gibt antwort Antworten mit Zitat

Kann man dauerhaft clean sein? Dazu gilt es Begriffe wie "dauerhaft" und "clean" erstmal zu definieren. Geht das überhaupt? KA, muß eher jeder selbst wissen was er darunter für sich versteht.

Nun zu mir, ich lebe für meine Begriffe clean. Ich stehe morgends auf, erledige meine Morgentoilette, hau mir nen Kaffee rein, und ab gehts arbeiten. Am Wochenende, manchmal auch nach der Arbeit, gibts ein oder zwei Bierchen. Auf ner Party auch mal mehr, oder nen Joint. Aber eher selten. Ich stehe morgends ohne Kater auf, ich spüre weder körperliches, noch mentales Verlangen nach körperfremden Morphinen. Für meine Therapeuten ein "no go". Dort wurde das cleane Leben für einen ehemals Abhängigen, ob nun Alk oder Opiate, nur in Verbindung mit absoluter Enthaltsamkeit "gepredigt". Mich festigt die örtliche, wie auch zeitliche Entfernung zur Droge als auch mein aktuelles Leben das ich mirnach meinen Wünschen, Träumen und Lebensverständnis gestaltet habe, soweit das eben Möglich ist.
Mit der örtlichen Entfernung meine ich nicht das ich 10.000 km von den nächsten Bubbles/scene entfernt bin, Thai H gibts hier um die Ecke, sondern die Entfernung von meiner Vergangenheit in der Stadt in der ich drauf war. Keine Strasse, kein "Örtchen", an dem ich keine Drogenerinnerungen habe. Das war immer ein beträchtlicher Teil des Problems, natürlich auch die "Freunde", äh Mitkonsumenten.
Ob das für immer so sein wird? Wer weiß das schon, noch vor ein paar Jahren war es für mich unvorstellbar einmal in Asien zu leben. Aber ich versuche mein Leben so wie es ist weiter zu geniessen, Probleme zu bewältigen solange sie klein sind und mich weiter zu entwickeln, sicher auch mit "Hilfsmitteln", wie diesem Forum.
Ich denke es kann funktionieren. Aber hätte ich daran nicht auch permanent während meiner schlimmsten Junkiezeit geglaubt, wäre ich wahrscheinlich heute schon lange tot oder ein Wrack.


Apropos "geglaubt". Da hätte ich nochn Thema für CFZ. "Macht Glaube süchtig?" Smile
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CFZ
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Anmeldungsdatum: 30.07.2012
Beiträge: 759

BeitragVerfasst am: 12. Sep 2012 14:04    Titel: Re: mr clean gibt antwort Antworten mit Zitat

Stehaufmännchen hat Folgendes geschrieben:
Kann man dauerhaft clean sein? Dazu gilt es Begriffe wie "dauerhaft" und "clean" erstmal zu definieren. Geht das überhaupt? KA, muß eher jeder selbst wissen was er darunter für sich versteht.


Warum? Man könnte doch mal eine beliebige Definition auswählen und sich darauf einigen... - mal sehen, wohin das führt.

Stehaufmännchen hat Folgendes geschrieben:
Apropos "geglaubt". Da hätte ich nochn Thema für CFZ. "Macht Glaube süchtig?"


Eine interessante Frage, aber sie würde sich für mich so nicht stellen.

Ich vertrete eine möglichst konsequent dualistische Weltauffassung (einmal die Augen nach links bitte). Dies bedeuet, alles setzt sich in meinem Weltbild aus Gegensatzpaaren zusammen. Auch Aussagen sind gegensätzlich. Auch Wörter.

Glauben ist nun zunächst einmal ein Wort, mit dem man eine bestimmte Vorstellung verbindet. Dabei kennen wir einmal das Glauben und den Glauben. Das Glauben ist eine einfache menschliche Tätigkeit, die sich täglich viele hundert Male wiederholt und auf die wir dringend angewiesen sind, wenn wir Entscheidungen treffen wollen, dieses Glauben ist immer eine Art von "Vermuten". Das andere Glauben, also der Glauben (auch: Glaube) ist mehr eine Überzeugung als ein reines Vermuten, es ist beinahe eine Haltung.

Ein Glauben muß immer auf etwas gerichtet sein. Dies gilt für beide Arten von "Glauben", beim alltäglichen Glauben ist es irgendeine vage Vorstellung, beim religiösen Glauben ist es mehr ein klares Bild. Beides läßt sich als ein Wissen bezeichnen. Glauben ist also immer auf ein Wissen gerichtet. Ohne einen Gegenstand, der vermutet oder geglaubt wird, wird das Glauben inhaltslos und leer. Es gibt also kein Glauben, wenn nicht auch etwas existiert, an das geglaubt werden kann. Damit wird das Wissen zur Bedingung für das Glauben. Kein Glauben ohne Wissen.

Wenn nun das Glauben auf das Wissen gerichtet ist, dann steht das Wissen dem Glauben gegenüber. Damit wird nicht nur das Wissen zur Bedingung für das Glauben, es wird auch das Glauben zur Bedingung für das Wissen. Ich muß also Glauben, wenn ich etwas wissen will, nämlich, ich muß an das Wissen glauben. Wenn Wissen allein eine Vorstelllung ist, die in meinem Kopf existiert, wie kann ich dann sicher sein, daß dieses Wissen auch die Wahrheit ist? Hier unterscheidet sich das Glauben von der Überzeugung. Von einer Wahrheit muß ich überzeugt sein, an jedes andere Märchen kann ich glauben. Was bringt mich aber zu der Überzeugung, daß eine Wahrheit wahr ist, und nicht nur Trug und Schein? Antwort: Die Logik.

Wissen und Glauben schließen einander zwar aus, gleichzeitig sind sie aber auch aneinander gebunden, denn das eine kann ohne das andere nicht bestehen, womit sie zu einem Ganzen werden. Sie werden zum TAO, sie werden zum SINN.

Wenn glauben süchtig macht, dann macht auch wissen süchtig. Aber ich glaube, daß weder Glauben noch Wissen wirklich süchtig machen, denn ich weiß, daß wir Wissende und Gläubige zu Süchtigen machen, wenn wir danach fragen.

Gruß
CFZ
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