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Happy Silber-User


Anmeldungsdatum: 07.11.2012 Beiträge: 125
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Verfasst am: 4. Apr 2013 13:54 Titel: |
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Hey Chrisy,
kein Problem ich helfe gern weiter, wenn ich denn kann und
keine Sorge, ich fühle mich nicht verurteilt oder sonst was. Solche Gefühle habe ich gelegendlich wenn ich durch die Stadt gehe und die Menschen einen von oben bis unten mussterten.
Dann denke ich das man immer schnell in eine Schublade gesteckt wird, Etikett drauf und gut. Obwohl man mir rein äußerlich einen Kontakt zur (Drogen)Szene nicht ansehen würde.
Was die Kliniken angeht war ich allerdings auch überrascht. Ich und viele davon wegen Opiat/Opioid-Problemen, Menschen mit Alkoholproblemen und auch Borderliner. Im Prinzip ist in Tessin alles vertreten.
Muss dazu sagen das die Patienten mit Kindern im Haupthaus, also dem Schloss untergebracht sind und ich sage mal die Patienten, bei denen mögliche Ausraster vorkommen könnten, werden im Nebengebäude untergebracht.
Das ist ein ehemaliger Pferdestall aber ganz modern umgebaut, echt super.
Gefährliche Risikopatienten mit Neigung zu körperlicher Gewalt u.ä. werden garnicht erst aufgenommen. Für diese gibt es andere Plätze aber nicht in Tessin. Ich war positiv überrascht als ich ankam. Damit man am Anfang nicht so verloren herrumirrt, wird jedem neuen Patienten ein sogenannter "Pate" zugewiesen. Das sind dann Patienten die schon etwas länger dort sind und sich bewährt haben, z.b. durch unbewachten Ausgang.
Dann mussten sie einen Drogen-und Alkoholtest machen. War der I.O. dann sind sie eine "Stufe" aufgestiegen. Es gibt dort ein Stufensystem. Ab Beginn Stufe 1, nach 3 Monaten Stufe 2, und nach 6 Monaten Stufe 3. Stufe 3 Patienten dürfen dann so gut wie alles was im normalen Leben auch erlaubt ist, ausser Alkohol.
Um auf die Kiddis zurückzukommen, während den Threapiezeiten wird sich um sie gekümmert. Das kann man sich so vorstellen als wenn sie unter der Woche am Tag in den Kindergarten gehen. Alles von Pädagogen geleitet. Auch das gesamte Personal, von der Putzfrau bis hin zum Klinikoberarzt sind dort alle total in Ordnung und haben immer ein offenes Ohr. Ich war selbst überrascht wie schnell man dort mit seinen Mitmenschen ins Gespräch kommt und wie man sich gegenüber verhält.
Alle Achtung, ich dachte das es eher so wie auf der Szene ist, wo keiner dem anderen etwas könnt. Oder der eine seinen Stoff eher in den Gulli schmeisst bevor er etwas abgeben würde. Tja, falsch gedacht. Ich war und bin begeistert.
Man merkt ich komme langsam ins Schwärmen, und das obwohl mir solche "Therapieplätze" immer total suspekt vorkamen. Ja wie man sich täuschen kann.
Wenn du Fragenn hast nur raus damit, ich beantworte sie gern sobald ich die Zeit habe. Gott sei Dank, ich habe erstmal Urlaub. Phuuu, soweit erstmal, wenn ich was vergessen habe trage ich es noch nach.
Liebe Grüße,
Happy |
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Happy Silber-User


Anmeldungsdatum: 07.11.2012 Beiträge: 125
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Verfasst am: 4. Apr 2013 14:15 Titel: |
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Chrisy hat Folgendes geschrieben: | Ach und noch was, meinst du die Therapie wird bei mir auch so lang dauern oder hat das auch etwas mit Art der Drogen und eigenem Willem zu tun ? |
Hey du hab doch noch was übersehen,
es spielt eine große Rolle was du für Medikamente/Drogen oder sonstige Suchtmittel eingenommenhast. Genauso über was für einen Zeitraum.
Dann deine geistige und körperliche Konstitution, wie dein Wille ist die Sucht zu bekämpfen u.ä. Diese Fragen wirst du aber vorher mit deiner Suchtberaterin in einem Frage/Aufnahmebogen abarbeiten.
Je nach dem wie die Dinge dann stehen wirst du therapiert. BSp., Es werden 9 Monate genehmigt und du bekommst alles gut auf die Reihe, dann kannst du evtl. nach 10 Wochen schon wieder nach hause.
Ich würde aber nichts überstürtzen und mir die Zeit nehmen die ich brauche.
Es soll sich ja was ändern und das passiert nicht in 2 Wochen.
lg,
Happy |
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Chrisy Anfänger
Anmeldungsdatum: 02.04.2013 Beiträge: 17
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Verfasst am: 4. Apr 2013 19:46 Titel: |
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Das ist echt toll von dir das du dir so viel Zeit für meine Fragen nimmst und mir meine Ehrlichkeit auch nicht übel nimmst. Denn ich war auch immer eine von denen die Andere schnell in eine Schublade steckt anstatt zu überlegen was ich selber mache/bin und nicht das was ich vorspiele zu sein.
Aber ganz ehrlich man wird auch so dauernd in Schubladen gesteckt und gemustert egal ob mit oder ohne Drogen.
Auf jeden Fall hast du mich zumindest teilweise weitergebracht ob ich meinen Sohn mitnehme oder nicht.
Ich hoffe dir geht es momentan gut mit deiner Substitution.
Tausend Dank für deine Hilfe, Chrisy |
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Happy Silber-User


Anmeldungsdatum: 07.11.2012 Beiträge: 125
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Verfasst am: 5. Apr 2013 09:24 Titel: |
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Guten Morgen Chrisy,
kein Problem. Dazu ist das Forum da. Dort weiter zu helfen wo andere nicht weiter wissen. Es freut mich wenn ich dir weiterhelfen konnte. Wenn irgendwelche Fragen auftauchen und ich die Zeit habe, dann beantworte ich sie auch. Vorrausgesetzt ich kann einen sinnvollen Beitrag dazu abgeben und nicht nur irgendwelchen Quatsch schreiben nur des postens willen.
Und dieses Schubkastendenken, das ist in den Menschen von heute so tief verankert und im Bewusstsein eingebrannt. Schade eigendlich aber heute ist sich jeder selbst der nächste. Auf der anderen Seite aber garnicht mal soo verkehrt. Hab schon oft erlebt das sich Bekannte um einen gekümmert haben dem es schlecht ging und als sie selbst einmal Hilfe nötig hatten wurden sie nicht mal mit dem Arsch angesehen.
Mir geht`s super, mit meiner derzeitigen Situation bin ich sehr zufrieden, so wie schon lange nicht mehr. Habe meinen Job und der beisst sich in keinster Weise mit der Substitution.
Liebe Grüsse,
Happy |
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Chrisy Anfänger
Anmeldungsdatum: 02.04.2013 Beiträge: 17
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Verfasst am: 5. Apr 2013 15:16 Titel: |
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Hallo Happy ,
wissen deine Kollegen von deiner Sucht ? Ich weiß ja nicht wie lang du dort schon arbeitest und was du überhaupt machst.
Ich bin zwar nicht gekündigt worden aber es hängt natürlich von meiner Therapie und der folgenden Prognose ab ob ich dort weiter arbeiten darf.
Für mich persönlich ist jedoch auch mit positiver Prognose fraglich ob ich dort je wieder arbeiten kann, wenn meine Kollegen Bescheid wissen.
Liebe Grüsse, Chrisy |
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Happy Silber-User


Anmeldungsdatum: 07.11.2012 Beiträge: 125
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Verfasst am: 5. Apr 2013 16:52 Titel: |
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Hey Chrisy,
ich bin als Lagerist in einem bekannten Baumarkt-Center tätig. Also meistens be-und entlade ich LKW`s mit dem Gabelstapler. Mittlerweile mache ich diese Arbeit auch schon ca. 12 Jahre.
Irgendwann schlug mir mein Chef vor, doch eine Umschulung zum Kaufmann im Einzelhandel zu machen. E meinte das ich in der Firma bleiben könnte, bei Bedarf auch weiter Staplerfahren kann aber hauptsächlich mich um Verwaltungsangelegenheiten kümmern müsste.
Hab drüber nachgedacht und es für eine gute Idee gahalten. Wenig später begann auch schon die Umschulung. Bin mittlerweile halb fertig und freue mich auf meinen neuen-alten Arbeitsplatz.
Die meisten meiner Kollegen wissen nichts von meinem Abhängigkeitsproblem. Nur ein kleiner Kreis "Eingeweihter" Kollegen wissen darum. Als ich mich denen offenbarte, hatte ich schon das Gefühl das sie mir gerade das Arbeiten mit dem Stapler nicht so recht zutrauten. Sie sahen jedoch das ich zuverlässig bin, mich geschickt anstelle und nicht vernebelt bin bzw. mich in irgendeiner Art "anders" benehme als der Rest der Kollegen.
Im Gegenteil ich bin ein überdurchschnittlicher Mitarbeiter, übernehme auch mal ne Schicht von einem bspw. kranken Kollegen gern. Ich werde oft gelobt und das hebt natürlich das Selbstvertrauen und die Arbeitsmoral.
Muss auch erwähnen das ich mit meinem Job voll zufrieden bin und ausfüllen tut er mich auch. Genau das sah mein Chef und schlug mir deswegen die Umschulung vor. Sollte mir später die Verwaltung nicht so liegen, kann ich immer wieder zurück auf den Stapler, denn ich liebe auch den Kundenkontakt sehr. Ausserdem verdiene ich dannach auch etwas mehr Geld, spielt ja auch ne Rolle.
Ich habe das Glück das meine Leute von der Arbeit alle recht in Ordnung sind, man könnte auch sagen sie sind cool.
Wie es bei dir nach abgeschlossenenr Therapie aussieht kann man nicht vorhersagen. Als Krankenschwester kommt man ja zwangsläufig mit Arzneimitteln in Kontakt. Da ist es schwer zu sagen ob dein AG dir noch eine Chance gibt.
Ansonsten, wenn du in einer etwas größeren Stadt wohnst, kannst du ja im Prinzip überall als Pflegekraft einen Neuanfang starten. Was hält dich davon ab? Nichts, m.M.n. jedenfalls. Krankenhäuser, Kliniken, niedergelassene Ärzte, Betreute Wohneinrichtungen und/oder Seniorenrsidenzen usw. Die Liste ist lang und einem Neustart, sollte der alte Job nicht mehr hinhauen, ist im Rahmen des machbaren.
Im Moment geht es erstmal darum das Leben ohne Suchtmittel wieder in geregelte Bahnen zu lenken. Wenn es denn nicht anders gehen sollte, kann man sich immernoch Substituieren lassen. Dafür muss sich niemand schämen. Ich kenne Anwälte die werden substituiert. Davor ist kein Mensch gefeit. In solchen Lagen befinden sich mehr Menschen als du glaubst.
Ob du es deinen Kollegen erzählst oder nicht ist letztendlich immernoch deine Option. Du bist nicht verpflichtet deinem AG zu sagen das du eine Therapie gemacht hast und weswegen. Bei einem Neustart meine ich. Möchtest du aber gern in deiner alten Arbeitsstelle weiterarbeiten, musst du deinen Kolleginnen auch nichts erzählen, das liegt ganz bei dir.
Fragen werden sicherlich kommen wie: Mensch, sag doch mal, du warst jetzt n halbes Jahr weg, was haste denn gemacht? Oder eben ähnliches. Na dann lass dir was einfallen. Du bist mit deinem Kind zur Erhohlung gewesen, Mutter-Kind-Kur, o.ä. Was anderes fällt mir jetzt nicht auf die schnelle ein. Dein derzeitiger Chef weiss es zwar, doch weitertratschen darf er solche Sachen auch nicht. Und das er dich schon mal freistellt ist schonmal ein gutes Zeichen.
(Man, was wieder für`n Text. Sorry an die, die nicht gern solche Mengen aufgetischt bekommen möchten)
Also Kopf hoch, Rücken gerade und Brust raus,
das Leben geht weiter,
lg,
Happy  |
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longtime Bronze-User

Anmeldungsdatum: 20.07.2009 Beiträge: 99
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Verfasst am: 6. Apr 2013 23:16 Titel: |
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moin,
ich klink mich mal kurz neugierig ein.
@happy: wann warst du denn in tessin? und falls du magst,
wer war denn dein bezugsthera?
gruß longtime, der den laden auch kennt.  |
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Happy Silber-User


Anmeldungsdatum: 07.11.2012 Beiträge: 125
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Verfasst am: 7. Apr 2013 10:40 Titel: |
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Morgen longtime,
ich bin Mitte 2003 dort gewesen.
Einen Namen von nen Bezugstherapeuten kann ich dir leider nicht mehr nennen, zu lang ist`s her.
Ich weiss noch, es wurde mir ein Stufe 3ler zugewiesen, als Pate. Der hat sich super um mich gekümmert, sonst währe ich nach ner Stunde schreiend vom Hof gerannt.
Müsste mal alte Unterlagen raussuchen und nachsehen ob ich was davon aufbewahrt habe. Arztbrief oder ähnliches.
mfg,
Happy |
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