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Lesslie Silber-User

Anmeldungsdatum: 18.09.2012 Beiträge: 121
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Verfasst am: 28. Mai 2013 01:00 Titel: |
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Finde die bisherigen Antworten extrem gut.
Als Partnerin eines (ehemaligen) Drogenabhängigen wollte ich dem
nur hinzufügen, dass es die Option gemeinsame cleane Zukunft
durchaus gibt. Aber eben nur unter bestimmten Bedingungen.
Es geht, aber dazu braucht es Wille, Verzicht und Geduld auf beiden Seiten.
Mein Freund ist der Meinung, dass man als junger Heroinsüchtiger
(mit labiler Persönlichkeit!) weniger Chancen hat aufzuhören als
nach 10 Jahren, da es am Anfang „einfach zu geil“ ist.
Ich kann mir außerdem vorstellen, dass ein 23jähriger viel weniger die
Sehnsucht nach geordnetem PärchenFamilieJobWohnungAlltagsrhythmus verspürt, als jemand mit Anfang 30.
Dann die Kombi aus Stress, Verdrängung, Testosteron, Neugier, Lust
auf Exzesse, labile Persönlichkeit... all das macht so wahrscheinlich,
dass dein Freund weiterhin mit Drogen zu tun hat. Und leider auch mit
H - sofern er sich nicht absolut eindeutig davon abwendet.
Die Sehnsucht nach jemandem, dem man vertrauen kann, ist sicher da.
Aber die Verbindlichkeit... die haste du in dem Alter viel weniger. |
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CrazyMan Platin-User


Anmeldungsdatum: 15.01.2010 Beiträge: 2110
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Verfasst am: 28. Mai 2013 14:56 Titel: |
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Lesslie hat Folgendes geschrieben: | Mein Freund ist der Meinung, dass man als junger Heroinsüchtiger (mit labiler Persönlichkeit!) weniger Chancen hat aufzuhören als
nach 10 Jahren, da es am Anfang „einfach zu geil“ ist. |
Was ist mit jemandem, der seit frühester Jugend jahrzehntelang drauf war, noch anzufangen? Wenn schon damals eine labile Persönlichkeit vorhanden war und nie Gelegenheit bestand, ohne Drogen(!) einen Charakter aufzubauen, was wird die Person darstellen, steht sie ohne Drogen seelisch nackt da? Wer in seinem Leben nichts anderes getan hat, als unter einen Schutzmantel von Drogen zu leben, und das in jeder Facette des Lebens, wie soll dieser Mensch ohne zurecht kommen? Deshalb meine ich, die Person, die frühzeitig wieder aufhört, hat weit mehr Chancen. Zumal es nach 3 Monaten Dauerabhängigkeit von Heroin ohnehin nichts neues mehr zu entdecken gibt. Und das, was es am Anfang "geil" machte, ist innerhalb weniger Tage ausgelöscht, wird es täglich konsumiert. Der Rest ist ein Hängen an Entzugsvermeidung, an Gewohnheiten und ein Verstecken hinter der Gleichgültigkeit, die neben wenigen anderen Effekten unter H noch erfahren wird. . |
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Lesslie Silber-User

Anmeldungsdatum: 18.09.2012 Beiträge: 121
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Verfasst am: 28. Mai 2013 19:52 Titel: |
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Sehe ich auch so.
Seine Perspektive erklärt für mich einfach, warum manche sich in jungen
Jahren gegen das Aufhören entscheiden.
Alles hatte mehr Leichtigkeit als er anfing zu Konsumieren. Geld beschaffen, Venen finden.
Die Drogen kickten extrem und sein Körper fühlte sich noch unbesiegbar an.
Gedanken wie „wenn ich jetzt aufhöre, fällt mir das viel leichter als in 10 Jahren“ hatte
er nicht. Ohne Drogen war das Leben scheiße. Mit wars gut.
Er richtete sich so ein und es funktionierte in gewisser Weise perfekt.
Erst als sich das Scheitern im Job und in Beziehungen zum xten mal wiederholte und der Drogenkonsum mühsam wurde, ging ihm
diese Art von Leben auf den Sack.
Vorher gabs für einfach zu viele Argumente dafür.
(Bzw. ein Cocktail stellte jedes Argument in den Schatten.) |
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Rastlos Anfänger
Anmeldungsdatum: 22.05.2013 Beiträge: 9
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Verfasst am: 21. Jul 2013 19:38 Titel: Vielen Dank für die Antworten |
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Ich will mich erstmals bei allen bedanken, die mir geantwortet haben.
Es ist einige Zeit vergangen und wieder vieles los gewesen.
@CrazyMan Ich habe es nicht nötig, ich habe auch kein Übergewicht und ich kann von mir selbst behaupten, dass ich nicht schlecht aussehe.
Ich habe mich einfach verliebt. Es ist diese wahnsinns Liebe an die man nicht glaubt, bis man sie am eigenen Leib erlebt. Und mich hat es (leider) bei einem (ex-) drogensüchtigen erwischt.
Ich glaube wenn man einem Menschen, der das ganze Leben dachte er wäre nie geliebt worden, genügend Zeit gibt um damit klar zu kommen, dass Jemand fähig ist ihn zu lieben und es ihm nicht nur sagt sondern auch zeigt. Wird er, so hoffe ich, über seinen Schatten springen können und selbst merken, wie sehr er gebraucht werden will und muss. Es gibt Tage an denen es mir schwer fällt seine Laune zu ertragen, aber ich lebe mit dem Hintergedanken, dass er so viel im Kopf hat und so oft an seine Vergangenheit denken muss, dass er nichts für seine Stimmungschwankungen hat.
Er hat mir eines Nachts in völliger Verzweiflung angerufen und nach wenigen sekunden sass ich auf meinem Velo mit dem Ziel zu ihm nach Hause.
Diese Nacht öffnete mir die Augen, dass man schlussendlich doch völlig auf sich alleine gestellt ist. Im Kopf ist man allein!
Als er endlich eingeschlafen ist, nachdem ich es geschafft habe ihm sein Handy weg zu nehmen, da er einem Bekannten nach einem Schuss fragen wollte. Habe ich viel nachgedacht. Ich habe ihm einen Brief hinterlassen in dem ich erklärte, was ich von unserer Beziehung erwarte und wo wir uns beide ändern müssen.
Leider interpretierte er den Brief als Schlussstrich.
2 Wochen später, 2 Wochen voller Quallen und unbeantworteten Sms und anrufen, sehen wir uns.
Er wollte sich in dieser Zeit in der wir uns nicht sahen den goldenen geben, was wieder einmal nicht klappte. 2 Tage Spitalaufenthalt und Freilassung. Er schmiss mich aus der Wohnung und ich dachte jetzt gibts keine Hoffnung mehr.
Was wäre euer erster Gedanke, wenn ihr erfährt, dass er sich eine gesetzt hat? Meiner war so schnell wie möglich Hilfe zu holen. Nicht die Polizei, nein das wäre ein zu grosser Wirbel. Ich rief seiner Pflegemutter an und versuchte ihr zu erklären, wie schlecht es ihrem Sohn momentan geht und ich mit dieser Last nicht mehr alleine klar komme. Oder mir das ganze Leben daran schuld gäbe, würde er sich was antun.
Mir war klar, dass mich mein Freund dafür hassen wird und ich nichts mehr von ihm hören werde.
Ich hätte niemals erwartet, dass er mich 10 mal versucht zu erreichen bis er irgendwann Barfuss vor meiner Tür steht. Panik! Das erste was mir durch den Kopf schoss! Interessant war aber, dass wir bis am Morgen um 3 Uhr vernünftig und ab und zu unter Tränen miteinander redeten. Ihm endlich klar wurde, dass er mich viel mehr braucht als er dachte Ich ihm nicht helfe aus seinem Loch zu kommen, sondern er sich an mir halten kann und sich selbst aus seinem Loch ziehen kann.
Der Grundboden für seinen prächtigen Baum ist gebaut und er will nicht selbst wachsen. Er möchte, so sagt er, mit mir wachsen.
Seine Pflegeeltern haben völlig anders reagiert, als ich es erwartet habe. Er darf seine Schwester nicht mehr sehen, mich wollen sie gar nicht mehr sehen und es wird Zeit brauchen, bis sie mit dem klar kommen können.
Ich bin doch nicht krank, wenn ich versucht habe ihm zu helfen indem ich dachte, dass seine Pflegeeltern, die schon mal durch das gingen, wissen wie sie damit fertig werden, ihn einweisen oder der weiss ich Kuckus was.
Dann Funkstille. Er braucht Zeit für sich. Es war ihm zu viel. Wieder 2 Wochen in denen wir beide dachten, dass wir nichts mehr voneinander wissen wollten. Schmerz, Angst, Trauer, Depression. Ich habe es ja versucht, von ihm weg zu kommen. Ich habe mir grosse Mühe gegeben auf andere Gedanken zu kommen. Liebe! Liebe ist unberechenbar.
Endlich ein Treffen, indem ich mir endlich Klarheit verschaffen werde, wieso er mit der Beziehung aufgegeben hat.
Wieder einmal haben wir völlig die falsche Meinung vom Geschehen gehabt und bemerkt, dass wir beide überhaupt nicht weg von einander wollten.
Es wird ihm schwieriger fallen mir zu vertrauen, nachdem ich sein Vertrauen so missbraucht hatte. Neustart.
Wieder ist Zeit vergangen und ich stehe an diesem Punkt, dass ich mit ihm eine gemeinsame Wohnung suche, dass er endlich ein richtiges Dach über dem Kopf hat. Weniger Stress hat und ich mehr bei ihm und er bei mir sein kann.
Seine Stimmungsschwankungen bereiten mir immernoch ab und zu schwierigkeiten, aber ich lerne mehr und mehr damit umzugehen.
Kurzfassung vom Geschehen der letzen 3 Monaten. |
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homeless Gold-User

Anmeldungsdatum: 10.11.2011 Beiträge: 440
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Verfasst am: 22. Jul 2013 15:43 Titel: |
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LSD ist keine droge und meiner meinung nach das beste um von den harten sachen dir finger zu lassen.ich würde es jederzeit gegen alle "medizin" aus der apotheke tauschen |
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SAUBERMANN Platin-User

Anmeldungsdatum: 27.03.2012 Beiträge: 1356
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Verfasst am: 23. Jul 2013 21:37 Titel: Re: Vielen Dank für die Antworten |
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Rastlos hat Folgendes geschrieben: |
Ich glaube wenn man einem Menschen, der das ganze Leben dachte er wäre nie geliebt worden, genügend Zeit gibt um damit klar zu kommen, dass Jemand fähig ist ihn zu lieben und es ihm nicht nur sagt sondern auch zeigt. Wird er, so hoffe ich, über seinen Schatten springen können und selbst merken, wie sehr er gebraucht werden will und muss. |
das klingt in der theorie ja auch ganz wunderbar...
für mich liest sich das jedoch nach einer im grunde furchtbar einseitigen geschichte. auf der einen seite ist dein freund -offenbar unfähig, selbst zu lieben und auch unfähig, liebe bedingungslos zuzulassen- und auf der anderen seite stehst du und bläst ihm zucker in den arsch (er ruft nachts an, du sitzt sofort aufm fahrrad zu ihm; du suchst für ihn nach ner "gemeinsamen wohnung" etc.).
so hart es ist: dein text -gerade weil er so subjektiv berichtet- verrät doch sehr viel über die art eurer beziehung. du scheinst ihn zwar zu lieben, aber gleichzeitig scheinst du auch zwanghaft zu klammern und du wirkst so, als ob du ihm unbedingt "helfen" wolltest.
du willst ihm durch deine fürsorge und deine opferbereitschaft signalisieren: "LASS DICH FALLEN! ES IST JEMAND DA, DER DICH LIEBT UND DICH BRAUCHT!"
leider haben menschen, die unter (subjektiv empfundenem) liebesmangel leiden bzw. gelitten haben, oftmals das problem, keine vernünftige beziehung führen zu können.
solche menschen werden schnell mißtrauisch, wenn jemand für sie da ist. aber sie testen das auch gern aus, denn schließlich ist es ja auch ein gutes gefühl, wenn sie plötzlich im mittelpunkt stehen und wenn jemand da ist, der ihnen seine gesamte aufmerksamkeit schenkt.
und letztlich ist es ja offenbar auch sehr bequem, sich den hintern pudern zu lassen...
ob dein freund zur kategorie der "liebesunfähigen" gehört, der dir früher oder später weglaufen wird, kann man aus der distanz nie definitiv sagen.
du solltest aber dir zuliebe auf gewisse indikatoren achten: ist dein freund zb. mitunter sehr schwankend im verhalten zu dir? also, kommt es zb. vor, dass er dich an einem tag in den arm nimmt, du mit ihm im bett kuschelst und alles ist so, wie du es dir wünscht? und kommt es dann auch wieder vor, dass dein freund sich dir gegenüber zt. abweisend und gleichgültig verhält? also, kann es passieren, dass du gestern noch mit ihm auf dem sofa arm in arm lagst und alles für dich ok war und am nächsten tag behandelt er dich wie luft?
überprüfe mal, ob du so ein verhalten evtl. bei ihm erkennst. ich gebe eurer beziehung eine gute chance, wenn er ein berechenbares verhalten zeigt. wenn du dich abends von ihm verabschiedest und du dir sicher sein kannst, dass auch am nächsten morgen noch alles beim alten ist und er dich liebt und respektiert usw., dann kann das trotz seiner sucht funktionieren.
wenn er aber immer im wechsel lebt zwischen zu- und abneigung, zwischen "KOMM SCHNELL ZU MIR, ICH BRAUCHE DICH!" und andererseits "ICH GEH JETZT, ICH WILL NOCH WAS ERLEDIGEN UND MÖCHTE ALLEIN SEIN!", dann ist das ein typisches zeichen für die völlige unfähigkeit zum führen einer beziehung.
diese menschen wissen leider nicht mit zuneigung umzugehen und haben in ihrer eigenen entwicklung in der regel wenig konstante zuneigung erlebt. und deshalb vermuten sie in annäherungsversuchen anderer menschen oft zunächst einmal auch hintergedanken und berechnung.
sie leben im ständigen wechsel zwischen nähe und distanz. der partner eines solchen menschen hat ständig mit extremen zu kämpfen. nicht selten ist sogar der status der beziehung völlig unklar. das heißt, dass zb. du gar nicht mehr wirklich weißt, woran du jetzt eigentlich genau bei ihm bist..? sind wir jetzt noch ein paar oder nicht? solche dinge sind extrem, aber sie kommen mit diesem typus partner leider vor...
als partner eines solchen menschen geht man innerhalb sehr kurzer zeiträume durch alle höhen und tiefen.
gesund ist das nicht. und ich kenne nicht einen einzigen fall, wo es letztlich zu einer glücklichen beziehung gekommen wäre. solche geschichten können sich sogar über mehrere jahre hinziehen. allerdings geht man häufig auch selbst schwer beziehungsgeschädigt aus einer solchen bindung heraus und hat zb. enorme eigene probleme mit fehlendem vertrauen und bindungsängsten...
schau es dir also genau an und entscheide dann. sollte es bei dir so sein, wie ich es hier beschrieben habe, gibt es nur eine einzige VERNÜNFTIGE option: DIE TRENNUNG! aber das setzen menschen, die sich in solch gestörten beziehungsgeflechten befinden fast NIE um... da wird weitergewurschtelt bis zum bitteren ende... |
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