Heroinentzug

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musikera
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Anmeldungsdatum: 07.11.2013
Beiträge: 928

BeitragVerfasst am: 22. März 2015 22:17    Titel: Antworten mit Zitat

graham hat Folgendes geschrieben:
Praxx hat Folgendes geschrieben:


Ich weiß ich weiß ich bin hier manchmal besserwisserisch und schreibe nicht aus eigener Erfahrung, aber ich kenne mit ziemlicher Sicherheit mehr Junkies und ihre Erlebnisse und Geschichten als jeder andere hier.

Die Angst vor dem Entzug ist es doch, die alle dauernd panisch macht - aber bis ins 3. Millennium hinein wurde in Knästen und auch Entzugseinrichtungen grundsätzlich kalt entzogen, Synanon macht das heute noch so, und die Leute fliegen bis nach Thailand dafür, weil es da noch krasser gemacht wird.



praxx, du kennst die erzählungen ihrer erlebnisse und geschichten und das bedeutet erstmal gar nichts!
die süchtigen haben dir erzählt, das ein entzug wie ne grippe ist? frag nochmal die süchtigen hier, ob ein entzug wie ne grippe ist!
und natürlich wurde und wird kalt entzogen aber das bedeutet ja noch immer nicht, daß ein entzug wie ne grippe ist!

ich hab heute fast keinen entzug mehr. ich fühl mich zwar nicht gut aber das was kommt, kann ich locker aushalten, nur das war früher, beim entzug von heroin aber eben gutem heroin, nicht so! das war richtig schmerzhaft und gaanz weit entfernt von einer grippe!


graham


Kann ich GRAHAM nur beipflichten. Dieser Grippevergleich finde ich auch unpassend. Eine Grippe ist doch ein Klacks gegen den echten Affen. Ich kann jedenfalls ins Bett liegen und schlafen und bin nicht innerlich im Inferno. Ich genieße es wenn meine Freundin mir einen Tee aus Bett bringt...beim Affen bin ich sowas von Aggro das ich niemand in meiner Nähe haben will. Dieser nagende Gedanke das es SOFOR besser würde wenn Opiate da wären usw.
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Kullerbunt
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Anmeldungsdatum: 08.05.2012
Beiträge: 778

BeitragVerfasst am: 22. März 2015 22:53    Titel: Antworten mit Zitat

Praxx hat Folgendes geschrieben:

Ich weiß ich weiß ich bin hier manchmal besserwisserisch und schreibe nicht aus eigener Erfahrung, aber ich kenne mit ziemlicher Sicherheit mehr Junkies und ihre Erlebnisse und Geschichten als jeder andere hier.

Die Angst vor dem Entzug ist es doch, die alle dauernd panisch macht - aber bis ins 3. Millennium hinein wurde in Knästen und auch Entzugseinrichtungen grundsätzlich kalt entzogen, Synanon macht das heute noch so, und die Leute fliegen bis nach Thailand dafür, weil es da noch krasser gemacht wird.



ich geh ja mit, dass die Symptome eines leichten Äffchens (und was anders wird Hexenkessel nicht haben) sich mit den Grippe Symptomen überschneiden. Gänsehaut, schwitzen, Antriebslosigkeit...aber trotzdem FÜHLEN sich auch diese leichten Symptome ganz anders an. Das Fieber bedingte frieren und schwitzen ist ein anderes als die Kalt-Heiß-Wellen und Gänsehaut beim Entzug. Lässt sich einfach schwer beschreiben, wenn man noch nie entzügig war.
Ganz sicher spielt da der Kopf mit. Ich kenne Leute. die haben sporadisch H konsumiert und dachten dann, sie kriegen ne leichte Grippe. Bis sie wieder Shore nahmen und die Symptome waren schlagartig weg. Merkwürden ging es glaube auch ähnlich...er war sich am Anfang auch nicht sicher ob er krank wird oder das schon Entzugserscheinungen sind.
Ich hatte nach ein paar Monaten WE-Konsum dann mal plötzlich Mittwochs Magenkrämpfe, war müde...sich einzugestehen, dass das Entzug ist und nichts "eingefangenes" ist, ist nicht schön. Aber man merkt doch die Unterschiede. Weil es sich eben doch etwas anders anfühlt.

Je schwerer der Entzug wird, desto weniger Ähnlichkeit haben die Symptome mit einer Grippe. Abwechselt scheißend und Galle kotzend, Magenkrämpfe, Rückenschmerzen, dass man nicht weiß wie man liegen oder sitzen soll, unendliche Unruhe, die Muskeln und Knochen schmerzen und ziehen, besonders in Armen und Beinen. Es ist kalt, eine widerliche Kälte von innen. Gänsehaut am ganzen Körper, jede Berührung schmerzt. Man deckt sich zu, mit der zweiten Decke. Und schon schwitzt man wie ein Schwein, richtiger ekliger kalter Schweiß. Alles stinkt, man ist total geruchsempfindlich und dünnhäutig. Man hat Kopfschmerzen, einen trockenen Mund oder dickflüssige Spucke, die man kaum schlucken kann. Die Augen tränen, aus der Nase tropft Wasser, man gähnt gezwungenermaßen bis der Kiefer wehtut, ist todmüde, kann aber nicht ruhig liegen...
Genauso fühlt sich eine Grippe an...ja, echt...?!
Rolling Eyes
Natürlich variieren die Symptome von Person zu Person.


Meiner Meinung nach erzählen viele Junks echt Mist. Was ich da so manchmal im Wartezimmer des Substi-Arztes mitkriege. Und natürlich gibt dort niemand zu, wie scheiße so ein Entzug ist. Und vor nem Arzt geben doch die wenigsten gerne zu, dass ein H-Entzug eben doch nicht easy ist. Da wird immer nur betomt, wie schwer man vom Substitut wegkommt (stimmt ja auch). Man vergisst halt auch inerhalb der Substi, wie mistig so ein H-Affe ist, man hatte ja lange keinen mehr. Und in der Erinnerung wirkt das alles nicht ganz so schlimm. Und da kann ich mir schon vorstellen, dass man gegenüber dem Substidoc behauptet, ein H-Entzug sei vergleichbar mit ner Grippe.

Und nach Thailand ins Kloster fahren die Leute nicht, weil sie dort kalt entziehen können. Sondern weil sie in dem anderen Klima, der Atmosphäre und Location, dem Spirit dort, vielleicht auch durch die Behandlung mit den "Kotzkräutern" einen letzten Strohhalm sehen. Wer da hin fährt, der hat schon alle anderen Therapieoptionen durch.
Und auch wer zu Synanon geht: da muss man verzweifelt sein, vielleicht drückt ein Haftbefehl. Und da kann man eben problemlos sofort hin. Das ist der große Vorteil von Synanon. Aufnahme sofort. Denn viele Abhängige, die an den Punkt kommen und einsehen, dass sie Hilfe brauchen, die brauchen die sofort. Ist nämlich manchmal nur ein kurzes Zeitfenster.
Und nur weil bis vor wenigen Jahren in den Knästen kalt entzogen wurde, ist das nicht besser. Es zeigt nur, dass man während eines H-Entzuges nicht stirbt (Vorerkrankungen oder Mischkonsum Alk, Benzos,...ausgeschlossen).
Aber was willst du uns damit sagen Praxx? Das wir alles Luschen sind und uns mal bissel zusammenreißen sollen und die "Grippe" einfach mal durch stehen sollen?
Früher hat man auch oft Zähne ohne Betäubung gezogen. Und, ist das erstrebenswert? Wofür gibt es den Medikamente, medizinische Forschung, wenn man auch alles so wie früher durch führen kann?

Und wer schon mal jemanden auf schweren Entzug erlebt hat, der weiß, dass das schlimmste nicht die Angst davor ist.
Btw ist die Angst vor Schmerzen nur menschlich. Deswegen haben die Meschen auch Angst vorm Zahnarzt und dem Bohrer, Frauen Angst vor der Geburt...

Ich mag deinen Grundtenor nicht: Abhängige sind Waschlappen. Ich als Arzt muss es doch wissen!
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Hexenkessel
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Anmeldungsdatum: 21.03.2015
Beiträge: 29

BeitragVerfasst am: 23. März 2015 01:04    Titel: Antworten mit Zitat

@Kullerbunt: Bist du echt ein richtiger Arzt ? Wenn ja, was für einer ? Oder ist das hier im Forum irgendwie ein "Spitzname" von dir ? Hast du selbst auch schon Erfahrungen mit Drogen und Entzug gemacht oder arbeitest du viel mit Drogen-Leuten zusammen. Sorry, wenn die Fragerei jetzt ein wenig doof rüber kommt. Ich bin janur grad etwas überrascht und verwundert. Ansonsten machst du ja schon einen ganz kompetenten Eindruck.
Werd mich jetzt schlafen legen - vielleicht ein letztes mal einen guten Schlaf haben für die nächsten Tage. Bin schon etwas gespannt wie stark mein Äffchen in den nächsten Tagen den Rallo macht
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2fast4you
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Anmeldungsdatum: 14.03.2015
Beiträge: 96

BeitragVerfasst am: 23. März 2015 05:37    Titel: Antworten mit Zitat

graham hat Folgendes geschrieben:
praxx, tu mir n gefallen und sag nicht, das ein entzug wie ne schwere grippe ist! weder hast du bei her grippe rls, noch diese ganze unruhe. auch brennt dir bei her grippe der magen nicht und man fängt auf ner grippe auch nicht an, vor lauter schmerzen zu heulen und zu schreien etc.!
hast du schonmal jemanden kennengelernt, der auf ner grippe n bruch gemacht hat, um sich grippemittel zu holen?

noch was=>mir hilft cannabis im entzug sehr gut! besser als alles andere, was man so auf entgiftung bekommt und damit stehe ich nicht alleine!

ich hab schonmal versucht, dir das zu erklären. nicht alles wirkt und funktioniert 100% so, wie es in deinen büchern steht!


graham


Naja nu komm - nach 4 Wochen H wird das kein Affe, sondern ein Äffchen. Eine ordentliche Grippe wäre schlimmer. Davor braucht er nun wirklich keine Angst zu haben, das ist lächerlich. Mann oder Maus?

Also in diesem Fall hättest den Praxx wirklich nicht angehen müssen.
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Sienna
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Anmeldungsdatum: 31.08.2009
Beiträge: 1986

BeitragVerfasst am: 23. März 2015 05:50    Titel: Antworten mit Zitat

2fast4you hat Folgendes geschrieben:
graham hat Folgendes geschrieben:
praxx, tu mir n gefallen und sag nicht, das ein entzug wie ne schwere grippe ist! weder hast du bei her grippe rls, noch diese ganze unruhe. auch brennt dir bei her grippe der magen nicht und man fängt auf ner grippe auch nicht an, vor lauter schmerzen zu heulen und zu schreien etc.!
hast du schonmal jemanden kennengelernt, der auf ner grippe n bruch gemacht hat, um sich grippemittel zu holen?

noch was=>mir hilft cannabis im entzug sehr gut! besser als alles andere, was man so auf entgiftung bekommt und damit stehe ich nicht alleine!

ich hab schonmal versucht, dir das zu erklären. nicht alles wirkt und funktioniert 100% so, wie es in deinen büchern steht!


graham


Naja nu komm - nach 4 Wochen H wird das kein Affe, sondern ein Äffchen. Eine ordentliche Grippe wäre schlimmer. Davor braucht er nun wirklich keine Angst zu haben, das ist lächerlich. Mann oder Maus?

Also in diesem Fall hättest den Praxx wirklich nicht angehen müssen.

Es geht aber nicht nur um diesen Fall sondern um die Allgemeinheit. Praxx vergleicht einen H-Entzug jedes Mal mit einer Grippe und da ist er leider nicht der einzige. Von Nicht-Konsumenten wird es gerne so hingestellt, dass die Junkies sich nicht so anstellen sollen. Ist ja nur ne üble Grippe. Da die Nicht-Konsumenten aber nicht wissen können, wie sich ein Entzug anfühlt, wird dieser Vergleich wohl ewig bestehen bleiben...
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2fast4you
Bronze-User
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Anmeldungsdatum: 14.03.2015
Beiträge: 96

BeitragVerfasst am: 23. März 2015 06:00    Titel: Antworten mit Zitat

Also ich hab es so verstanden, dass es jetzt hier auf den speziellen Fall bezogen war - vielleicht wird Praxx das ja noch richtigstellen...

Ein "richtiger" Affe ist selbstverständlich nicht mit einer Grippe zu vergleichen, das ist eigentlich jedem klar, der beides schon mal hatte...

Übrigens hatte ich mich vertan, ich hielt Hexenkessel zuerst für einen Kerl, erst später dann, als ich weitergelesen hatte, stellte sich heraus, dass sie ein Mädchen ist. Weil ich ja noch fragte - Mann oder Maus...

Mädchen dürfen das. Bißchen jammern und Schiß haben, meine ich. Smile))
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Hexenkessel
Bronze-User
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Anmeldungsdatum: 21.03.2015
Beiträge: 29

BeitragVerfasst am: 23. März 2015 10:21    Titel: Antworten mit Zitat

Moin. Na da bin ich ja froh dass ich ein Mädchen bin und jammern darf Wink
So, ich warte jetzt auf mein Äffchen. Bin mal gespannt, wann es mich besuchen kommt und wie es sich
verhält.Ich bin da echt ein Weiche, hoffentlich ziehen die nächsten drei, vier, fünf Tage schnell an mir vorüber. Ich wünsche euch einen schönen Tag.
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2fast4you
Bronze-User
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Anmeldungsdatum: 14.03.2015
Beiträge: 96

BeitragVerfasst am: 23. März 2015 12:08    Titel: Antworten mit Zitat

Hexenkessel hat Folgendes geschrieben:
Moin. Na da bin ich ja froh dass ich ein Mädchen bin und jammern darf Wink
So, ich warte jetzt auf mein Äffchen. Bin mal gespannt, wann es mich besuchen kommt und wie es sich
verhält.Ich bin da echt ein Weiche, hoffentlich ziehen die nächsten drei, vier, fünf Tage schnell an mir vorüber. Ich wünsche euch einen schönen Tag.


Mach Dir nicht so viele Gedanken, das überstehst Du ganz leicht. Versprochen ! Die ersten 2 Tage werden ein wenig "zupfen", bei dir vor allen Dingen Unruhe, Schlaflosigkeit, Kopfkino - Suchtdruck eben. Körperlich wird das easy auszuhalten sein, wirklich nur wie ne leichte Grippe Wink
Ab dem dritten Tag denkst Du allmählich - hey, ich glaube, es wird etwas besser...Am 4. Tag machen sich die ersten Endorphine bemerkbar, du fieberst dem 5.Tag entgegen, eigentlich gehts dir auch schon wieder ganz gut, Du hast irgendwie Hunger und fängst das erste mal wieder an, über ne Pommes Currywurst nachzudenken.

TAG 5: Du stehst auf und ...ja was eigentlich? war da was? DARÜBER habe ich mir Sorgen gemacht, Angst gehabt? Du fühlst Dich gut und furchtbar glücklich, weil Du es geschafft, ja wirklich geschafft und DURCHGEZOGEN hast. Wenn Du ein Auto hast, kann es sein, daß du seit langem mal wieder ein Lied im Radio laut mitsingst. Ohne Auto, geh unter die Dusche Wink

UND JETZT VORSICHTIG SEIN, NICHT denke, och, das war ja gar nicht soo...eigentlich könnte ich doch mal...das kann man ja locker...

NEIN, tu das nicht, es wird JEDESMAL schlimmer und auch das ist ein Versprechen !
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2fast4you
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Anmeldungsdatum: 14.03.2015
Beiträge: 96

BeitragVerfasst am: 23. März 2015 12:15    Titel: Antworten mit Zitat

PS: Der Vollständigkeit halber:


Zitat:
(...)Ab dem dritten Tag denkst Du allmählich - hey, ich glaube, es wird etwas besser(...)
gilt für gegen Abend von Tag 3, so wirst Du noch nicht aufstehen, viele empfinden Tag 3 auch als Spitze des ganzen Zyklus.

Und zur Info: Ich habe das auch vor langer zeit hinter mir gelassen, war ca. 4 Jahre auf H, ist jetzt fast 11 Jahre her schon wieder...

Inzwischen bekomme ich Opiate als Schmerzmittel ganz regulär vom Arzt verschrieben. Wenn ich heute "Szene" höre, denke ich allerhöchstens an meine Frau Wink

Alles Gute Dir, hau rein, sei stark !
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Seine Merkwürden
Platin-User
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Anmeldungsdatum: 13.01.2014
Beiträge: 1028

BeitragVerfasst am: 23. März 2015 21:22    Titel: Antworten mit Zitat

Also bei mir war der körperliche Entzug immer sehr schwach ausgeprägt, aber ich empfand die paar Tage Entzugszeit immer als sehr unangenehm und schlimmer als das, was ich als Grippe in Erinnerung habe (meine letzte Grippe liegt aber auch ewig zurück). Man ist halt völlig aufgedreht, kann nicht mal eine Minute in einer Position liegen, so gut wie nicht schlafen (trotz diverser Schlafmittel) usw.
Bei einer Grippe fühlt man sich zwar richtig krank, hat alle möglichen Symptome, aber nach meiner Erinnerung ist man da auch die ganze Zeit in so einem Dämmerzustand und döst mehr oder weniger vor sich hin und bekommt gar nicht so viel mit.
Ich will mir gar nicht vorstellen, wie es sich anfühlt, wenn man dazu noch richtige Schmerzen und schwere Krankheitssymptome hat.
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Hexenkessel
Bronze-User
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Anmeldungsdatum: 21.03.2015
Beiträge: 29

BeitragVerfasst am: 24. März 2015 00:55    Titel: Antworten mit Zitat

Ich bin ja froh, dass es "nur" ein Äffchen ist, und kein richtiger Affe ! Ehrlich...ich hätte nicht gedacht, dass der Dreck mich nach so kurzer Zeit schon soooo im Griff hat. Ich will mir garnicht vorstellen, wie schlimm sich der Entzug anfühlen muss, wenn einer jahrelang richtig drauf ist. Mir reicht das, was ich hier gerade habe schon völlig aus...
Herzrasen, Schüttelfrost, ich zitter wie Sau, schwitz wie en Schwein, Muskelschmerzen (oder Venen ?), Kreislauf dreht am Rad und diese extreme Unruhe + Kopfkino...hab das Gefühl, ich werd verrückt. Ihr kennt das Programm ja...einige von euch sicher noch ausgeprägter als ich. Ich hoffe ich steh das einigermaßen gut durch, hab manchmal echt das Gefühl, ich kipp gleich um.

Auf jeden Fall DICKES DANKE an die aufmunternden Worte @2fast4you und seine Merkwürden.

Werd jetzt versuchen, die Nacht und die nächsten Tage zu überstehen. Arschbacken zusammen kneifen ! Is leichter gesagt als getan, aber ich denke, es lohnt sich. Hätte ich nur NIE angefangen mit dem Mist.

Viele Grüße und gute Nacht, eure Heulsuse. Wink
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SAUBERMANN
Platin-User
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Anmeldungsdatum: 27.03.2012
Beiträge: 1356

BeitragVerfasst am: 24. März 2015 01:09    Titel: Antworten mit Zitat

selbst wenn man davon ausgeht, dass die symptome "ähnlich wie bei einer grippe" sind, so muß man doch ganz klar berücksichtigen, dass sie völlig andere ursachen haben und dadurch subjektiv auch völlig anders wahrgenommen werden.

es gibt das bekannte sog. "THOMAS-THEOREM" (vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/Thomas-Theorem):

"If men define situations as real, they are real in their consequences"

will heißen: es ist im prinzip völlig egal, wie unzutreffend die einschätzung der objektiven tatsachen auch sein mag, denn das, was ein mensch GLAUBT, wird für ihn zur subjektiv feststehenden realität.

für den entzug heißt das: wenn ein süchtiger im entzug wahnsinnig leidet, obwohl er objektiv messbar lediglich ein paar wehwehchen hat, dann ist das für den entzügigen menschen trotzdem ein katastrophe und er leidet sehr darunter.

das thomas-theorem gilt genau so für PRAXX als arzt, denn er glaub ja bekanntlich, dass ein entzug nicht schlimmer als eine grippe sei. dementsprechend nimmt er dann natürlich auch seine patienten wahr...


ich habe es bereits an anderer stelle im forum erwähnt, aber das wiederhole ich gern: das entscheidende bei einem opioid-entzug ist doch, dass jeder konsument weiß, wie er diesen jämmerlichen zustand im handumdrehen beenden könnte.

bei einer grippe wissen wir ja, dass wir im grunde nix tun können, außer uns zu schonen und es auszusitzen.
aber bei einem entzug quälen wir uns doch um ein vielfaches mehr, weil wir wissen, dass es etwas gibt, was unsere schmerzen sofort lindert.

und dann kommt ja noch hinzu, dass ein entzug für viele von uns selten wirklch freiwillig ist. das ist der zweite ganz bedeutsame faktor!
ich habe einen kollegen erlebt, der von 140 mg methadon kalt in 7 tagen entzogen hat. das einzige, was er ab tag 3 genommen hat, um den affen zu lindern, war wodka. aber nur in maßen, weil ihm sonst übel wurde. er war ca. 10 jahre im programm und ich war fassungslos, als ich das von ihm mitbekommen habe. ich konnte es zunächst gar nicht so wirklich glauben, aber er wollte auch nicht mehr in substi... er hatte ständig ärger mit seinem arzt, weil er öfter beikonsum hatte und getrunken hat.. er ist zum teil mehrere tage nicht zur vergabe und ist dann nach mehreren verwarnungen letztlich aus dem programm geflogen, weil er sich zum schluß mehrfach einer bk-entgiftung widersetzt hat.. dann hing er völlig down und broke in seiner bude und hat sich geschworen, dass er von dem dreck wegkommen will.. das ist jetzt ca. etwas über 1 jahr her und das letzte mal hab ich ihn ca. anfang/mitte januar kurz getroffen... und er war immer noch opiatfrei. das hat mich ziemlich beeindruckt, aber auch etwas "geschockt", denn ich hatte dieses komische gefühl, das einige von euch vllt. auch von sich selbst kennen: "wieso schafft der das so locker? und ich pack das nichtmal im ansatz?"

jedenfalls will ich mit dieser sache zeigen, dass menschen den entzug offenbar vollkommen anders angehen und empfinden, wenn sie ein ziel haben.

man sollte das alles aber nicht so locker als "kopfsache" abtun. natürlich gibt es das, was auch praxx immer wieder benennt: die angst vor dem entzug. das habe ich selbst schon total oft beobachtet und manche menschen benehmen sich allein schon bei der vorstellung so, als müssten sie sterben.

aber wenn jemand, der im grunde gern opiate nimmt und damit auch halbwegs gut klarkommt, jetzt zum entzug "gezwungen" wird, obwohl er eigentlich gern weiterkonsumieren würde, dann leidet dieser mensch logischerweise viel mehr als jemand, der gerade sein leben umkrempelt, ne neue freundin und n neuen job hat, voller lebensenergie steckt und endlich clean sein WILL...

der eine leidet SUBJEKTIV viel stärker, obwohl beide OBJEKTIV die gleichen symptome haben.


ich habe ja auch mal in nem medizinbuch eines befreundeten arztes geblättert und n paar dinge gelesen, die mich interessiert haben im bereich pharmakologie... da ging es u.a. auch um die wirkung bestimmter arzneimittel und drogen.. die meisten "harten fakten" sind schon stimmig, aber ich fand es krass, wie unzutreffend zb. oftmals die wirkung beschrieben wurde... es ist total bekloppt, dass ärzte sowas z.t. lernen...

sehr aufschlußreich war auch folgende begebenheit: in einer reportage zum thema "deutsche serienmörder" wurde die polizeiarbeit dokumentiert.
da waren sog. "profiler" in einer besprechung zu sehen, in der der mord an einer drogensüchtigen prostituierten rekonstruiert wurde. man bezog sich auf den obduktionsbefund, nachdem das opfer heroin konsumiert hatte.
und die gruppe aus 6 oder 7 polizisten debattierte dann am tisch, wie sich das heroin auf das opfer bzw. die tat ausgewirkt hat... und da fallen sinngemäß so sätze wie: "DAS OPFER WAR ZUM TATZEITPUNKT AUF HEROIN, ALSO WOHL IN EINEM TOTALEN DÄMMERZUSTAND UND ÜBERHAUPT NICHT HANDLUNGSFÄHIG!" oder "DAS OPFER KONNTE SICH WEGEN DES DROGENKONSUMS ÜBERHAUPT NICHT WEHREN UND WAR KÖRPERLICH NICHT WIDERSTANDSFÄHIG!" (nicht wortgetreu zitiert, sondern nur sinngemäß!) usw...

ich fand das irgendwie erstaunlich! immerhin gehen die ermittler m.e. von völlig falschen umständen aus und treffen dadurch auch falsche schlußfolgerungen, weil sie sich die wirkung von heroin SO VORSTELLEN! da wird quasi unterstellt, dass jemand, der heroin konsumiert, völlig zugedröhnt in der ecke liegt, lallt und völlig handlungsunfähig sei.
natürlich KANN das so gewesen sein, vor allem wenn gleichzeitig noch alk und benzos konsumiert werden (aber davon war auch keine rede in der doku!). aber wenn jemand nur heroin konsumiert, dann heißt das absolut nicht, dass man total neben der spur oder total breit ist... vielen menschen merkt man opiatkonsum ja erstmal gar nicht an. und selbst wenn doch: zumindest grundlegend etwas wehren können die meisten sich dann schon noch...


tja, so ist das leider.

ich bin mir 100%ig sicher, dass zb. die substitution GAAAANZ ANDERS laufen würde, wenn die zuständigen ärzte, politiker, drogenberater usw. selber mal ne zeitlang opiatabhängig wären.

schlußendlich ist das ja mit allem so: erst wenn wir gewisse dinge selbst erlebt/erlitten haben, können wir das wirklich einschätzen. vorher sind die meisten von uns menschen wirklich sehr oft besserwisserisch, ekelhaft arrogant ("sowas würde MIR nie passieren", "ICH hätte an deiner stelle schon längst..." usw.) und gleichgültig ("stell dich mal nicht so an!", "na, so schlimm wirds ja schon nicht sein!").
das ist leider meine erfahrung, die ich immer und immer und immer wieder mache, ganz egal welcher schicht, religion, kultur usw. man entstammt. diese arroganz ist extrem verbreitet.
und das schlimme ist, dass wir selbst das fast nie merken, sondern -im gegenteil- wir halten uns oft auch noch für "einfühlsam" und so weiter...

wir menschen maßen uns an, ständig den richter zu spielen. bevor ich selbst zb. mit dem thema "arbeitslosigkeit" erfahrungen machen "durfte"(lol), war für mich z.b. relativ klar: "wer arbeiten will, findet arbeit!".
ähnlich ist es mit dem thema "sucht": "wer süchtig wird, ist willensschwach und nicht ehrlich zu sich selbst!" oder "wenn ich vom methadon nix mehr merke, setz ich das zeug ab! ich nehm das doch nicht, nur um den affen zu killen!"

wir alle kennen solche denkmuster. die meisten entlarven diese gedanken allerdings nie. und die, die solche vorurteile erkennen, gestehen sich in der regel trotzdem nicht ein, dass sie sich geirrt haben.

kurioserweise denken sehr viele menschen von sich selbst, dass sie die zähesten, zielstrebigsten, aufrichtigsten und überhaupt besten menschen weit und breit seien. zumindest in der eigenen bezugsgruppe.

ich kenne nur sehr, sehr wenig menschen, die zb. von sich selbst sagen: "ICH HABE ES IM LEBEN OFT LEICHT GEHABT!".

verrückte welt: ich kenne junkies, die als vollwaisen im heim aufgewachsen sind und sich immer durchbeißen mußten und immer wieder schicksalsschläge wegstecken mußten. die sind dann leider drogensüchtig geworden, aber sie leben noch und kommen irgendwie klar.

und -ich konstruiere jetzt mal n exempel aus meinen gemischten beobachtungen- dann kommt so ein junges mädel als angestellte in der sozialberatung daher, mitte 20, lästert über den "charakterschwachen junkie", der "beim kleinsten problem zur droge greift" und doziert darüber, wie sie mit "schicksalsschlägen umgehen lernen mußte": "MIT 15 LIESSEN SICH MEINE ELTERN SCHEIDEN. ICH HAB TROTZDEM STRAIGHT ABI GEMACHT!". "ALS ICH 2 MONATE IN AUSTRALIEN WAR, WAR DAS LEBEN ECHT HART! EINMAL MUSSTE ICH 48 STUNDEN AUF NEUE TRAVELLER-CHECKS VON MEINEM PAPI WARTEN. DA HATTE ICH KEIN GELD UND MUSSTE DAS ESSEN, WAS MEINE GASTMUTTER GEKOCHT HAT! OBWOHL MIR DAS DOCH NICHT SO GUT GESCHMECKT HAT!"

krasser shit, ey! dass du noch stehst, mädel... wow!



ich würde es begrüßen, wenn manch einer nochmal drüber nachdenkt, weshalb abhängige unter dem entzug offenbar stärker leiden als grippepatienten...

dazu kann ich aus eigener erfahrung auch noch ne passende anekdote zum besten geben...

SITUATION (A): ich high dose auf benzos seit ~2 jahren. kalter entzug, von heute auf morgen. hatte vorher nur auf ~20mg diazepam abdosiert. entzug war nicht gerade schön, aber absolut machbar. warum? --> neue freundin, erfüllendes studium, mit leben rundum zufrieden und glücklich.
SITUATION (B): ich moderat auf tilidin bzw tramadol seit ~1 jahr. kalter entzug. ich drehe fast durch. durchfall, zittern, frieren. alle 10 min der blick zur uhr: "WANN IST ENDLICH SCHLAFENSZEIT?"... heiße badewanne, bwohl draußen hochsommer.. alle gut drauf, nur ich total im arsch.. warum entzug so schlimm? ---> beziehungskrise. studium stress pur. massives geldproblem. mein leben: eine baustelle, ich stehe am anfang einer major depression.


mehr als gutes zureden brauchen süchtige auch die passenden umstände, um clean zu werden. ein lebenswertes leben und das gefühl, man selbst hält die fäden in der hand und ist kein spielball des schicksals...
kleiner geheimtipp an die entscheider in der drogenpolitik: das gefühl eines menschen, kontrolle über sein leben und handeln zu haben, erreicht man nicht mit immer stärkeren kontrollen, immer mehr überwachung, einschränkungen etc... man stärkt keine persönlichkeit, indem man ganzkörper-einstichkontrollen und sicht-uk's mit penetrantem starren auf den pimmel durchführt oder die süchtigen behandelt wie kleinkinder, die noch nicht wissen, ob sie bei grün oder rot über die strasse dürfen...

ich kann da jetzt mal nur für mich sprechen, glaube aber, dass das auch auf noch mehr süchtige menschen zutrifft: jeder entzug läuft ins leere, wenn sich gewisse rahmenbedingungen nicht ändern.
und es bringt auch nichts, bei gewissen faktoren immer nur auf den betroffenen zu zeigen und zu rufen: "DU MUSST DICH ÄNDERN!", wenn bestimmte strukturen vorhanden sind, die gewisse dinge unmöglich machen.

das jobcenter kann seine kunden ja auch zum hundertsten bewerbungstraining schicken, aber es wird nix bringen, wenn es zu wenig stellen für zu viele bewerber gibt...

naja, es ist wieder mal spät und die gedanken wirr... das liegt aber NICHT an den bösen drogen Wink
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2fast4you
Bronze-User
Bronze-User


Anmeldungsdatum: 14.03.2015
Beiträge: 96

BeitragVerfasst am: 24. März 2015 02:27    Titel: Antworten mit Zitat

Respekt Saubermann, da hast Du Dir echt jede menge Mühe gemacht und Zeit genommen, so gut wie nichts ausgelassen und fast alles angerissen, was irgendwie beachtenswert ist. Also selbst, wenn ich nicht mit allem konform gehe, kann ich vor der Arbeit, die du Dir gemacht hast, als aber auch teilweise vor den Rückschlüssen, die Du aus deinen Beobachtungen und Erfahrungen getroffen hast, nur den Hut ziehen ! Das alles will ich jetzt auch gar nicht schmälern, indem ich anfange, Schwachstellen und/oder gar Widersprüchlichkeiten innerhalb Deiner Argumentation zu suchen - und suchen müßte ich sie wirklich, denn Deine Argumentationsführung ist im wesentlichen durchaus schlüssig und gut durchdacht.

Ich will nur ganz kurz auf den letzten Absatz eingehen - ich glaube, Dalai war es, die an anderer Stelle ähnliches bemerkte und anführte...

Und zwar darfst Du in deinen grundlegenden Beurteilungen der Junkies und der Ungerechtigkeiten etc. welche diesen widerfahren, nicht den Fehler machen, von Dir und/oder dem größten Teil der User dieses Forums, auch auf den Rest der junkies da draußen schließen. Ich rede von denen, die nicht in Foren schreiben, weil sie kein Geld fürs Internet haben, für einen Laptop schon gar nicht und meistens nicht mal eine Wohnung, wo sie diese Dinge aufbewahren könnten. Für das Internetcafe haben sie ebenso kein Geld, bzw. wollen es nicht dafür verschwenden und/oder haben keine Zeit, weil sie 24/7 den Affen jagen müssen. Ich rede von denen, die für einen Schuß, oder auch nur ein bißchen Silbergeld, der Oma die handtasche vom Arm reißen und denen es scheißegal ist, wenn dabei der halbe Arm mit weggerissen wird. Nicht zuletzt rede ich von denen, die selbst 99% der User dieses Forums nicht mal mit der Kneifzange anfassen würden. UND jetzt habe ich noch längst nicht "von allen" geredet, wenn du verstehst...

UND diese Leute mußt Du mit einbeziehen, wenn Du von den sturen, böhsen Ärzten und all dem anderen schreibst und all das verurteilst.

UND wenn Du das machst und die sache auch mal aus der anderen Position heraus betrachtest, DANN sieht die Welt schon wieder GANZ anders aus und da stehst Du nicht alleine da, da können sich die allermeisten hier, die nur mit dem erhobenen Zeigefinger und Empörung "argumentieren" mit dir gemainsam in eine Reihe stellen und über all das mal nachdenken.

Es gibt nämlich IMMER zwei Seiten.

So, das wars, ich hoffe, Du verstehst, worauf ich hinaus will...


Lg. 2fast
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Kullerbunt
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Anmeldungsdatum: 08.05.2012
Beiträge: 778

BeitragVerfasst am: 24. März 2015 15:27    Titel: Antworten mit Zitat

mein lieber Saubermann hat Folgendes geschrieben:
ich bin mir 100%ig sicher, dass zb. die substitution GAAAANZ ANDERS laufen würde, wenn die zuständigen ärzte, politiker, drogenberater usw. selber mal ne zeitlang opiatabhängig wären.

schlußendlich ist das ja mit allem so: erst wenn wir gewisse dinge selbst erlebt/erlitten haben, können wir das wirklich einschätzen. vorher sind die meisten von uns menschen wirklich sehr oft besserwisserisch, ekelhaft arrogant ("sowas würde MIR nie passieren", "ICH hätte an deiner stelle schon längst..." usw.) und gleichgültig ("stell dich mal nicht so an!", "na, so schlimm wirds ja schon nicht sein!").


ich sehe das so: Alkohol und Nikotin gehört zu Gesellschaft, wird öffentlich konsumiert, es wird darüber gesprochen. Und so lernt jeder -selbst wenn er noch nicht Alkohol oder Nikotin konsumiert hat, wie die Substanzen wirken. Man lernt zu unterscheiden, dass man nach einem Glas Wein zum Essen oder einem Bier im Normalfall noch Auto fahren kann, sich artikulieren kann. Man kriegt aber auch mit, was passiert, wenn jemand mal ein paar Lütte zuviel gekippt hat. Man kann unterscheiden, dass es Leute gibt die mit sporadischen Alkkonsum ein ganz normales Leben führen, dass Leute mit regelmäßigen Konsum nicht unbedingt auffallen müssen, es aber auch Hardcore Alkies gibt (die zB vorm Kiosk stehn und saufen...)

Wird über Opiate, speziell über Heroin geredet, wird immer nur vom Bild des typischen Christiane F.-Junks gesprochen. Andere H-Konsumenten/Substis, die ein ganz normales Leben leben, können aber wider rum nicht in der Öffentlichkeit über ihren Konsum sprechen. Wenn die Kollegen dasitzen und sagen, Sonntag Abend beim Tatort gibt es paar kühle Bier...könnte ich ja nicht sagen: "Oh Tatort guck ich auch, zieh aber ne kleine Nase H und gemütlich vorm Fernsehgerät zu chillen.

Während eine Kommilitonin meinte, sie hätte vor ihrer Bachelor-Verteidigung einen Klopfer (kleiner Feigling) zur Beruhigung getrunken, konnte ich nicht sagen: ja, ich war auch so aufgeregt, mir hat ne Mini Nase H geholfen erstmal wieder meine Gedanken ordnen zu können, so durch den Wind war ich...

Will sagen: das die Öffentlichkeit dieses Bild hat: Heroinkonsum gleich in der Ecke liegen, liegt daran, dass man nicht öffentlich über das ganze Wirkungsspektrum sprechen darf. Macht man dass, schreit es gleich wieder aus einer Ecke: "Ihr verherrlicht Heroin!" Und eben weil Heroin so nen Assi-Ruf hat, sprechen Konsumenten da nicht drüber...deswegen finde ich dieses Forum hier auch so wichtig!
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Kullerbunt
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Anmeldungsdatum: 08.05.2012
Beiträge: 778

BeitragVerfasst am: 24. März 2015 15:46    Titel: Antworten mit Zitat

2fast4you hat Folgendes geschrieben:
Und zwar darfst Du in deinen grundlegenden Beurteilungen der Junkies und der Ungerechtigkeiten etc. welche diesen widerfahren, nicht den Fehler machen, von Dir und/oder dem größten Teil der User dieses Forums, auch auf den Rest der junkies da draußen schließen. Ich rede von denen, die nicht in Foren schreiben, weil sie kein Geld fürs Internet haben, für einen Laptop schon gar nicht und meistens nicht mal eine Wohnung, wo sie diese Dinge aufbewahren könnten. Für das Internetcafe haben sie ebenso kein Geld, bzw. wollen es nicht dafür verschwenden und/oder haben keine Zeit, weil sie 24/7 den Affen jagen müssen. Ich rede von denen, die für einen Schuß, oder auch nur ein bißchen Silbergeld, der Oma die handtasche vom Arm reißen und denen es scheißegal ist, wenn dabei der halbe Arm mit weggerissen wird. Nicht zuletzt rede ich von denen, die selbst 99% der User dieses Forums nicht mal mit der Kneifzange anfassen würden. UND jetzt habe ich noch längst nicht "von allen" geredet, wenn du verstehst...


Das es auch solche Abhängige gibt, ist klar. Und ja, ich setzte mich auch weg, wenn man wieder ein übelst dichter Patient ins Wartezimmer taumelt, laut redet und wild gestikuliert und stinkt, als hätte er vor 3 Wochen die letzte Dusche gehabt und als ob er 30 Schachten Kippen am Tag raucht. Das ist eklig.
Und ja, ich blicke sicher auch irgendwie auf sie herab. Versuche das abzustellen, gelingt aber nur bedingt. Mich stört, dass ihr Handeln andere stört. Sie können ja konsumieren, juckt mich nicht. Aber wenn man den Geruch im Warteraum kaum erträgt, dann geht deren Freiheit über die Grenze hinaus, wo andere belästigt werden. Und ich frage mich: Leute, warum duscht ihr nicht? Es gibt hier Einrichtungen, wo man duschen kann, die Wäsche gewaschen wird. Dort hängen sie ja auch rum, essen und dösen. Das sie keine Zeit haben, stimmt in meinen Augen nicht. Es ist ihnen einfach nur egal.

Was ich sagen will: Oft wird hier behauptet, Abhängige die ein geregeltes Leben haben, nicht jeden Cent in Stoff investieren, einen Internetanschluß haben - das sei die Minderheit der Heroinabhängigen.
Ich denke einfach, dass das Bild verzehrt ist. Die Leute vom Bahnhof fallen auf. Aber in meinem ersten Studiengang saßen unter 200 Studenten 3 Heroinuser im Vorlesungssaal (Konsumfrequenz haben sich unterschieden). Und die Sitznachbarn wären vom Glauben abgefallen, wenn sie das gewusst hätten. Ein Junkie?! Unter uns! Die stehen doch am Bahnhof rum!"

In den Kreisen, wo ich mich mit Stoff versorgt habe, sind nur Leute verkehrt die tagsüber gearbeitet haben. Es gab einen Dachdecker, eine Druckerin, einen Imbissbetreiber, Studenten, Bühnenbauer, Leute die oft auf Montage waren, sogar eine Lehrerin...mag sein, dass mich das Bild trügt, weil ich mich vordergründig da bewegt habe...aber es gibt sie öfter als man denkt - Heroinkonsumenten die nicht auffallen.

Und dann gibts ja auch noch die, die zwar Hartz4 kriegen, ab und an mal bisschen verkaufen, aber sonst auch ihr Zeug regeln, ihre Wohnung und sich pflegen. Das ist meiner Meinung nach die Mehrheit...

Diese üblen Exemplare vom Bahnhof fallen eben nur mehr auf. Ich denke nicht, dass sie die Mehrheit der Konsumenten machen. Aber sie prägen das öffentliche Bild über eine ganze Gruppe...
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