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veilchenfee Foren-Guru
Anmeldungsdatum: 18.12.2009 Beiträge: 4072
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Verfasst am: 1. Mai 2015 23:34 Titel: |
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Zitat: | Veilchenfee, ohne jetzt etwas triggern zu wollen, bist du traurig, wenn du an die Krampfanfälle denkst, weil du denkst, wie schlimm es ist, dass du das erleben musstest? |
Nein, traurig bin ich nicht. Aber ich habe schon immer Schwierigkeiten mit dem Zulassen von Kontrollverlust gehabt. An die Krampfanfälle selbst erinnere ich mich ja nicht. Irgendwann setzt die Erinnerung wieder ein und dann wird einem gesagt, dass man gerade 10 min. "weg" war. Es ist halt so, dass ich aus heutiger Sicht den Leuten, mit denen ich da zusammen war, null vertraue. Und ich hätte krepieren können, dort in der gammeligen Bude! Das macht mich auch so viele Jahre danach irgendwie - "unruhig". Ich hab keine Ahnung, was da abgelaufen ist und ob die mich hätten sterben lassen. Ein bisschen nachträglicher Horror stellt sich da schon ein. Könnte mir vorstellen, dass diese Erlebnisse die Ursache meiner heutigen Panikattacken sind. Insofern verfolgt mich diese Zeit auch bis jetzt und das ärgert mich. |
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mesut976 Gold-User
Anmeldungsdatum: 15.02.2015 Beiträge: 930
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Verfasst am: 2. Mai 2015 00:36 Titel: |
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Praxx hat Folgendes geschrieben: | Hallo Unknown,
Du hast damals wohl eine ganz klassische Suchttherapie gemacht. In der Regel bedeutet das leider, dass du erfolgreich gelernt hast, wie man ohne Drogen leben kann - ohne die Ursache und das verborgene Ziel deines Konsums je zu erforschen.
Alle psychischen Störungen - auch der Substanzkonsum - haben drei Dinge gemeinsam:
Sie haben eine Ursache, die unveränderbar ist
Sie machen für den Betroffenen Sinn
Sie verhüten Schlimmeres
LG
Praxx[/list] |
Hallo Praxx
versteh ich das richtig, dass du glaubst man geht in Kliniken nicht den Ursachen nach ?
MFG |
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UnknownEx Bronze-User
Anmeldungsdatum: 30.04.2015 Beiträge: 25
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Verfasst am: 2. Mai 2015 13:59 Titel: |
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veilchenfee hat Folgendes geschrieben: |
Nein, traurig bin ich nicht. Aber ich habe schon immer Schwierigkeiten mit dem Zulassen von Kontrollverlust gehabt. An die Krampfanfälle selbst erinnere ich mich ja nicht. Irgendwann setzt die Erinnerung wieder ein und dann wird einem gesagt, dass man gerade 10 min. "weg" war. Es ist halt so, dass ich aus heutiger Sicht den Leuten, mit denen ich da zusammen war, null vertraue. Und ich hätte krepieren können, dort in der gammeligen Bude! Das macht mich auch so viele Jahre danach irgendwie - "unruhig". Ich hab keine Ahnung, was da abgelaufen ist und ob die mich hätten sterben lassen. Ein bisschen nachträglicher Horror stellt sich da schon ein. Könnte mir vorstellen, dass diese Erlebnisse die Ursache meiner heutigen Panikattacken sind. Insofern verfolgt mich diese Zeit auch bis jetzt und das ärgert mich. |
Hallo Veilchenfee,
was genau meinst du mit Kontrollverlust zulassen? Die Traurigkeit zulassen? Bei mir ist das erst sehr spät passiert. Genauer gesagt erst in den letzten Jahren. Mitgefühl mit anderen zu haben fällt mir sehr leicht, bei mir selbst dagegen kann ich das nur begrenzt. Ich werfe mir dann immer Selbstmitleid vor und denke, dass Jammern mich nicht weiter bringt. Ich will nach vorne sehen, egal was passiert ist. Die Hilflosigkeit, die ich empfinde, wenn ich mich zu sehr auf meine Gefühle einlasse ist manchmal schon krass und diesen Kontrollverlust zuzulassen ist in der Tat nicht einfach. Meine Fähigkeit meine Gefühle zu kontrollieren hat mich "damals" letztendlich auch gerettet. Hätte ich mich in Selbstmitleid verloren, wäre ich heute nicht dort wo ich bin. Insofern ist jetzt vielleicht die richtige Zeit um sich alten Dämonen zu stellen. Stabil genug bin ich bestimmt
Ja, ich finde, die Erkenntnis, wie groß der Kontrollverlust war, den du ja in deinen Krampfanfällen erlebt hast und auch durch das Umfeld in dem du konsumiert hast, das kann meiner Meinung nach schon eine tiefe Verunsicherung und damit Panikattacken auslösen. Letztendlich versteht man ja nie so wirklich was eigentlich mit einem passiert ist, "damals". Hilft es dir dich in der Gegenwart zu verankern? Dir ganz bewusst deine Umgebung ins Bewusstsein zu rufen? Ich habe hier eine ganz gute Anleitung gefunden, wie man sich selbst ein bisschen helfen kann, wenn man durch die Gefühle zu weit weggetragen wird.
http://www.traumatherapie.de/users/bambach/hydratext.html
Meditation ist auch ganz hilfreich, aber ich kann Mediation nur, wenn ich sowieso schon eine gewisse Grundruhe in mir habe. Das Zählen, oder Aufräumen, oder Kochen, oder duschen hilft mir immer ganz gut wieder Abstand zu meinen Gefühlen zu bekommen.
Liebe Grüße und ich wünsche dir einen schönen Tag! |
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Mohandes59 Platin-User
Anmeldungsdatum: 05.12.2014 Beiträge: 1858
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Verfasst am: 2. Mai 2015 14:54 Titel: |
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Hallo Unknown,
einmal Giftler, immer Giftler. Will sagen, wenn du einmal süchtig warst, wird dich deine Sucht lebenslang begleiten. Man kann aber damit leben, gut sogar.
Ich selber habe es einmal geschafft, über Jahre clean zu bleiben. Ohne Therapie übrigens. Das war 'einfach' ein willentlicher Entschluß. Dann bin ich aufgestanden und habe mir H besorgt.
Es folgten weitere Rückfälle und aus allen habe ich gelernt. Zum Beispiel, daß ein Rückfall nur EINER bleibt - früher habe ich nach einem Rückfall ganze Serien gehabt.
Das mit den Erinnerungen kenne ich gut. Immer wieder gibt es Dinge oder Gefühlslagen, in denen alte Erinnerungen hoch kommen. Ich träume auch oft von Drogen. Dann wache ich auf und denke, oh, was das denn jetzt?
Aber wie gesagt, ich habe gelernt damit umzugehen.
Nach dem was du schreibst, hast du solche Gedanken nach der Therapie weitgehend verdrängt. Wunderst du dich, daß auf einmal alles wieder hochkommt. Deine Jahre auf Droge waren ein Trauma. Und das wird dich lebenslang begleiten. Lerne einfach damit umzugehen und messe dem nicht allzuviel Bedeutung zu. Wie gesagt, man kann gut damit leben.
LG Mohandes |
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veilchenfee Foren-Guru
Anmeldungsdatum: 18.12.2009 Beiträge: 4072
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Verfasst am: 2. Mai 2015 16:32 Titel: |
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Zitat: | Hallo Veilchenfee,
was genau meinst du mit Kontrollverlust zulassen? Die Traurigkeit zulassen? |
Nee, mit Traurigkeit hat das nichts zu tun. Kontrollverlust hat man ganz stark z.B. auf Halluzinogenen. LSD, Pilze. Mit solchen Törns hatte ich immer so meine Probleme, weil ich dann keine Kontrolle mehr über die Situation habe. Bei diesen Krampfanfällen war das genauso. Ich bin nicht mehr Herr über die Situation und nicht mehr Herr meiner Sinne. Sowas macht mir Angst.
Zitat: | Die Hilflosigkeit, die ich empfinde, wenn ich mich zu sehr auf meine Gefühle einlasse ist manchmal schon krass und diesen Kontrollverlust zuzulassen ist in der Tat nicht einfach. Meine Fähigkeit meine Gefühle zu kontrollieren hat mich "damals" letztendlich auch gerettet. |
Genau. Dieser Wunsch nach Kontrolle erstreckt sich auch auf Gefühle. Ich finde es schrecklich, wenn Menschen von ihren Gefühlen hin- und hergebeutelt werden wie ein Fähnchen im Wind. Um einen Entzug zu überstehen und dann auch clean zu bleiben, ist das aber eine ganz nützliche Eigenschaft, finde ich.
Zitat: | Hilft es dir dich in der Gegenwart zu verankern? Dir ganz bewusst deine Umgebung ins Bewusstsein zu rufen? Ich habe hier eine ganz gute Anleitung gefunden, wie man sich selbst ein bisschen helfen kann, wenn man durch die Gefühle zu weit weggetragen wird. |
Ich bin in der Gegenwart verankert und üblicherweise tragen mich meine Gefühle nicht weit weg. Vielleicht ist das ein Fehler und möglicherweise sollte ich lernen, mich mehr "fallenzulassen". Wenn es um die Bewältigung der Vergangenheit geht und das Problem mit diesen Panikattacken, führen diese Gedankengäng allerdings in eine Sackgasse.
Um Therapien hab ich immer einen großen Bogen gemacht. Einen Versuch hatte ich mal gestartet, aber rasch entnervt aufgegeben. Das brachte in meinem Fall nichts bzw. ich fand keinen Draht zur Therapeutein. |
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joe Platin-User
Anmeldungsdatum: 28.12.2007 Beiträge: 1172
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Verfasst am: 2. Mai 2015 18:09 Titel: |
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Hallo ... ist Kontrolle nicht eh so eine Illusion? Mit Drogen habe ich versucht meie Gefühle zu
kontrollieren.
Heute merke ich, das ich meine Gefühle (und eigentlich gar nichts) unter Kontrolle habe.
Das zu akzeptieren bringt.mir große Freiheit.
Muss ich mich aber immer wieder drauf einlassen.
Oder wie seht ihr das?
Netter talk hier übrigens.
Joe |
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UnknownEx Bronze-User
Anmeldungsdatum: 30.04.2015 Beiträge: 25
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Verfasst am: 2. Mai 2015 19:41 Titel: |
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Hallo Mohandes,
danke Ja, genau das ist was mich wundert, dass es jetzt nach so langer Zeit wieder hochkommt obwohl es eigentlich nichts in meinem Leben gibt, dass mit der Person die ich damals war etwas zu tun hat. Ich kann doch nicht mein Leben lang unter dem leiden was damals passiert ist? Bei mir sind es auch Wut und Ärger, ich hab halt damals als 15 jährige gleich mit Leuten abgehangen, die teilweise jahrzehntelang drauf waren, und naja...
Die Therapie war für mich dann die Chance nochmal neu anzufangen und meinem Leben eine neue Wendung zu geben, dass ich dadurch auch den destabilisierenden Einfluss meiner Familie verlassen konnte hat sicher dazu beigetragen.
Wenn diese Erinnerungen kommen, dann ist das wie ein Überfall. Ich bin im Bad und will eigentlich gleich raus und Freunde treffen und auf einmal sind dann da Bilder von Einstichen in meinen Armen, Toiletten, Abzockaktionen usw. Muss ich euch wahrscheinlich gar nicht alles erzählen... Mich hat es hauptsächlich deswegen irritiert, weil ich das vorher nie hatte.
Hab gelesen, dass man darüber reden, reden, reden soll. Zum einen habe ich die Erfahrung gemacht, dass umso intensiver ich über manche Dinge rede umso mehr versetzt mich das auch wieder in die Vergangenheit und umso schwerer fällt es mir mich wieder auf die Gegenwart zu konzentrieren. Auf der anderen Seite wissen zwar meine besten Freund von meiner Geschichte aber die wirklich dreckigen Details, die habe ich niemandem erzählt, auch nicht meiner Therapeutin, einfach niemandem. Es sind aber genau die Dinge, die ich niemandem erzählen will, die mich aber auch belasten.
Im großen und ganzen versuche ich zu denke ich, dass es vorbei ist und das hat die ganzen Jahre auch ganz gut geklappt. Naja, wahrscheinlich muss ich da jetzt einfach mal wieder durch irgendwie scheint mein Unterbewusstsein beschlossen zu haben, dass es das jetzt endlich verarbeitet haben will und vielleicht ist da ein bisschen Trauer- und Vergebungsarbeit notwendig.
Ich konnte halt nicht einschätzen inwieweit ich mich jetzt wegen der Erinnerungen als rückfallgefährdet einschätzen muss und dabei hat mir das Schreiben hier sehr geholfen. Ich glaube da bin ich ziemlich sicher, ich spüre auch gar keinen Wunsch irgendetwas zu nehmen. Mich dichtmachen ist einfach nicht mehr mein Weg. Deswegen glaube ich auch nicht, dass ein Giftler immer ein Giftler bleibt. Ich finde es teilweise schlimm, wie die Leute in der Suchtherapie behandelt werden. Jeder Mensch ist das Produkt aus seinen gesammelten Erfahrungen, manche Erfahrungen sind schwerer zu überwinden und andere leichter. Das Wichtigste ist doch, dass man an sich glaubt und sich eine Chance gibt, sich lebenslang als süchtig zu definieren ist doch das Gegenteil davon? Ist man dadurch nicht ein Leben lang im Selbstverständnis an die Drogen gebunden?
Liebe Grüße. |
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UnknownEx Bronze-User
Anmeldungsdatum: 30.04.2015 Beiträge: 25
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Verfasst am: 2. Mai 2015 20:00 Titel: |
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Hallo Veilchenfee,
die Angst vor dem Kontrollverlust unter Drogen kenne ich nur aus meiner Cleanzeit. In meiner Drogenzeit hatte ich vor gar nichts Angst und deswegen auch alles ausprobiert. Grenzen gab es keine. Umso weiter mein Bewusstsein von der Realität weg war, umso besser. Erst mit und nach der Therapie als ich mir schon Dinge (Zeit, Wohnung, Ausbildung) erkämpft hatte, kam die Angst ich könnte das durch den "Junkie" in mir wieder verlieren.
Vielleicht hilft es dir, wenn die Panikattacken kommen danach etwas genauer hinzusehen, wovor du so große Angst hast? Mir hilft es zu verstehen wovor ich Angst habe und dann zu sehen, dass es z.B. eine alte Angst ist, die mehr mit meiner Vergangenheit als der Gegenwart zu tun hat.
Ich meinte mit in der Gegenwart verankern auf Momente bezogen, in denen du Panikattacken hast. Ob du dich intensiver auf deine Gefühle einlassen sollst, weiß ich nicht. Aus meiner Erfahrung können Gefühle einen auch wie in einem Sog runterziehen und das muss nicht sein. Ich hatte während und nach der Therapie oft den Eindruck, fühlen zu müssen um z.B. traumatische Erlebnisse aufarbeiten zu können aber da war nix, nicht viel jedenfalls Ich glaube auch, dass das ganz gut war, hätte ich mich damals jeden Tag in die emotionalen Auf und Abs meiner Traumata begeben, hätte ich die Realität gar nicht aushalten können und wäre wahrscheinlich sofort wieder zurück gerannt. Ich hatte ja schon die Entgiftung 10 Tage vor Therapiebeginn abgebrochen und hatte viel Glück, dass die mich nach drei Tagen wieder aufgenommen haben und ich so meinen Therapieplatz nicht verlor. Deswegen wusste ich, dass es zu spät ist, wenn es "klick" macht. Suchtdruck ist genauso ein Gefühl und wenn man sich da reinsteigert, dann macht es irgendwann auch wieder "klick". Insofern ist es gut, wenn man sich nicht von seinen Gefühle allzusehr beherrschen lässt.
Das meinte ich auch mit kontrollieren. Natürlich kann ich nicht kontrollieren was ich fühle, aber ich kann kontrollieren, wie ich damit umgehe, ob ich mich jetzt darin auflöse, oder ob ich sie einfach wahrnehme und dann weiterziehen lasse. Wenn ich traurig bin, dann bin ich eben traurig, aber essen muss ich trotzdem
So, jetzt hab ich wirklich viel geschrieben. Ich hoffe es war nicht zuviel...
Liebe Grüße und ich wünsche euch einen schönen Abend! :-* |
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UnknownEx Bronze-User
Anmeldungsdatum: 30.04.2015 Beiträge: 25
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Verfasst am: 2. Mai 2015 20:20 Titel: |
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Hallo Joe,
ja, ich glaube, dass man das Leben nicht kontrollieren kann. Trotzdem hat man immer einen gewissen Einfluss darauf wie Dinge ablaufen, welche Freunde man sich sucht, wie man mit Konflikten umgeht usw. Das ist dann aber für das eigene Leben auch wieder der berühmte Schmetterlingsschlag in China.
Einerseits suche ich das befreiende in der Abgabe von Kontrolle, andererseits leide ich aber auch unter Dingen die ich zugelassen habe indem ich mich teilweise zum Spielball meiner Umgebung machte. Das ist ein Teil der (Selbst-)vergebungsarbeit die ich wahrscheinlich vor mir liegt. Ich bin immer noch sauer auf mich wegen der Dinge die ich an mir selbst und meinem Leben verbockt habe... da hätte ich theoretisch schon kontrollieren/aufpassen können/müssen.
Irgendwie ist es immer eine Mischung aus Abgabe von Kontrolle und Übernahme von Verantwortung...
Kommen eigentlich bei dir auch manchmal wieder einfach so Erinnerungen hoch?
Liebe Grüße. |
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UnknownEx Bronze-User
Anmeldungsdatum: 30.04.2015 Beiträge: 25
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Verfasst am: 2. Mai 2015 20:23 Titel: |
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und...
Danke euch allen ich hoffe euch tut das Schreiben auch so gut wie mir. Ich bin echt froh mich hier mit euch austauschen zu können. Danke. |
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Mohandes59 Platin-User
Anmeldungsdatum: 05.12.2014 Beiträge: 1858
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Verfasst am: 2. Mai 2015 21:13 Titel: |
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@Unknown,
'einmal Giftler, immer Giftler' war NICHT bezogen auf Rückfall oder Konsum! Ich meinte, das Wissen um die Wirkung der Droge ist einfach für immer im Gehirn verankert. Du siehst es ja bei dir, nach Jahren kommen seltsame Gedanken an die Oberfläche. Das sollte dir aber keine Sorgen machen.
Ich gehe damit so um, daß ich Frieden mit meiner Vergangenheit geschlossen habe. Ok, ich habe viele lange Jahre Mist gebaut, viel Geld verloren. Es ist eben 'passiert', nicht zu ändern und ich schaue nach vorne.
Und natürlich kann ich mein Leben nicht kontrollieren (Schmetterlingseffekt z.B. wie du schreibst, aber da sind noch andere Mächte, gegen die ich nicht ankommen könnte). Aber ich habe (großen) Einfluß auf mein Leben!
LG Mohandes |
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veilchenfee Foren-Guru
Anmeldungsdatum: 18.12.2009 Beiträge: 4072
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Verfasst am: 2. Mai 2015 21:14 Titel: |
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Keiner kann seine Drogenerfahrungen rückgängig machen. Das Schreiben in diesem Forum ist etwas, wodurch das Ganze im Nachhinein doch noch einen Sinn ergeben könnte. Hier könnte man sogar - da anonym - sich die ganzen "dreckigen Details" von der Seele schreiben, wenn man glaubt, es tut einem gut. Was ich aber auch nicht getan habe .
Zitat: | Vielleicht hilft es dir, wenn die Panikattacken kommen danach etwas genauer hinzusehen, wovor du so große Angst hast? |
Das läuft anders! Weißt Du, ich habe einen recht anstrengenden Beruf, bei dem ich jederzeit "voll da" sein und auch sehr multitaksingfähig sein muss. Und nun stell Dir vor Du bist hochkonzentriert und präzise am Arbeiten und plötzlich fühlt es sich an, als ob nicht nur dem Geist, sondern auch dem Körper schwindelig wird. Ich kann mich nicht mehr richtig bewegen, bin fast wie gelähmt und kriege das volle vegetative Programm (Herzrasen, Schweißausbruch etc.). Nach etwa 2 Minuten ist das vorbei und ich kann normal weiterarbeiten. Doch schon nach 10 Minuten geht das von vorne los. Dummerweise arbeite ich mit Menschen und muss ununterbrochen kommunizieren und interagieren.
Dank meines selektiven Serotoninwiederaufnahmehemmers bin ich fast beschwerdefrei, aber an manchen Tagen wirkt das Medikament nicht, wie es soll und dann hab ich ein Problem. Durch meine enorme Selbstbeherrschung (-> Kontrolle ) fällt das aber nicht mal auf. Ist enorm anstrengend, so einen Tag durchzustehen. |
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Mohandes59 Platin-User
Anmeldungsdatum: 05.12.2014 Beiträge: 1858
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Verfasst am: 2. Mai 2015 21:23 Titel: |
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P.S. Ich denke noch nach ... kann man als ex-Süchtiger irgendwann sagen 'ich bin nicht mehr süchtig'? Ich weiß es nicht, fürchte aber, man bleibt es ein Leben lang.
Wie gesagt, ich war 7 Jahre clean vom H und bin eines Tages aufgestanden und auf die Szene gegangen (wo ich fast keinen mehr kannte). Und ich weiß von Leuten, die hatten nach 20 Jahren so ein Erlebnis.
Was sagen die anderen dazu. Kann man eine Sucht 'verlieren'? |
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UnknownEx Bronze-User
Anmeldungsdatum: 30.04.2015 Beiträge: 25
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Verfasst am: 2. Mai 2015 22:30 Titel: |
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Ich weiß es nicht... aber das liegt vielleicht auch an der Definition von "süchtig" für mich ist jemand süchtig, der entweder konsumiert oder häufig Suchtdruck hat, gelegentliche Gedanken an die Zeit oder die Drogen zählen für mich nicht dazu. Natürlich kann man, wie du gesagt hast die Vergangenheit nicht ausradieren. Aber nur weil Erinnerungen da sind ist man nicht mehr unbedingt süchtig, auch wenn man es wieder werden kann, wenn man z.B. wieder anfängt zu konsumieren. Deswegen sind Rückfälle auch so gefährlich, weil sie immer auch der Beginn von anderen Rückfällen sein können und damit dann den Weg zurück in die Sucht. Die Gefahr besteht auch, wenn die Rückfälle gut verlaufen, weil man dann die Illusion hat den Konsum kontrollieren zu können. Insofern gilt dann auch wieder einmal süchtig immer süchtig.
Ich beziehe das für mich aber nur auf den Konsum. Im dem Moment wo ich nicht konsumiere bin ich nicht süchtig, weil ich gerade im Moment des nicht Konsumierens, meine Unabhängigkeit und damit mein nicht-süchtigsein beweise?
Finde es übrigens supergut, wie du mit deinen Rückfällen umgegangen bist. Für mich wäre das die Katastrophe und ich wüsste nicht wie lange ich brauchen würde um mich davon zu erholen. Ich weiß auch nicht, ob ich die Kraft hätte mich nochmal aus all dem rauszuarbeiten. Du kannst wirklich stolz auf dich sein.
Auch als ich aufgehört habe zu rauchen, sind die Zigaretten immer unwichtiger geworden und ich war jahrelang nicht süchtig, bis ich dann wieder geraucht habe... |
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UnknownEx Bronze-User
Anmeldungsdatum: 30.04.2015 Beiträge: 25
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Verfasst am: 2. Mai 2015 22:36 Titel: |
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Nur kurz zum Schmunzeln der totale Flash ist es für mich gerade übrigens hier zu schreiben und dann zu meiner eigenen Arbeit zurückzukehren... ist vor dem PC und deswegen lasse ich mich hier gerade auch so ablenken... aber dieser Widerspruch zwischen diesen beiden Realitäten, damals und heute, echt... lustig |
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