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Gaucho Platin-User


Anmeldungsdatum: 04.08.2015 Beiträge: 1031
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Verfasst am: 28. Feb 2016 02:19 Titel: |
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Kündigungsschutz, gibt es doch nur noch auf dem Papier. Aber in der Realität existiert das praktisch nicht mehr. Während der Probezeit von 6 Monaten sowieso schonmal nicht. Da braucht der AG nichtmal einen spezifischen Grund zu nennen. Du wirst dann einfach ohne weitere Angabe von Gründen von einen Tag auf den anderen vor die Tür gesetzt, obwohl der Chef dich noch am Vortag über den Klee gelobt hat.
Das ist leider die bittere Realität im Jahr 2016. Sicher gibt es auch Ausnahmen, aber die bestätigen leider die Regel, wie es immer so schön heißt. Das ist Neoliberalismus aka. Raubtierkapitalismus ist Reinform. Fehlt nur noch, das in absehbarer Zeit die soziale Stütze in Form vom ALG II wegfällt und auch das ist nur noch eine Frage der Zeit.
Mit dem deutschen Dumm-Michel kann man das schon machen. Der bellt zwar, aber beißen tut der nicht.
Wenn der Arbeitgeber einen Mitarbeiter loswerden möchte, wird er immer Wege finden um dies zu tun. Da nützt dir auch ein "Kündigungsschutz" herzlich wenig und eine Abfindung muss auch nicht zwangsläufig drin sein. Irgendwann bist du psychisch so weichgekocht und fertig, dass du schon freiwillig den Posten räumst. |
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Gaucho Platin-User


Anmeldungsdatum: 04.08.2015 Beiträge: 1031
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Verfasst am: 28. Feb 2016 02:25 Titel: |
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Kleine Anekdote hierzu: Eine langjährige und von ihrem Kollegen sehr geschätzte Mitarbeiterin eines renommierten Unternehmens, hatte im Sommer aufgrund der hohen Temperaturen in den Räumlichkeiten, einen Kreislaufkollaps.
Der Chef hat ihr umgehend die Kündigung überreicht, weil er keine "verweichlichten" Mitarbeiter in seinem Unternehmen duldet. Das war zwar nicht die offizielle Formulierung, aber sein ungefährer Wortlaut.
Was bringt es dir gegen die Kündigung vorzugehen? Der Chef würde dich so oder so rauskriegen, sitzt eben am längeren Hebel. Da kann der Richter erzählen, was er will. |
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Alpträumer Bronze-User

Anmeldungsdatum: 15.02.2016 Beiträge: 64
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Verfasst am: 28. Feb 2016 03:07 Titel: |
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Wenn der Fall so war, wie du ihn schilderst und es kein Kleinbetrieb ist (weniger als 10 Beschäftigte) würde eine Klage natürlich schon was bringen. Wer da nicht klagen würde, wäre schön blöd  |
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Gaucho Platin-User


Anmeldungsdatum: 04.08.2015 Beiträge: 1031
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Verfasst am: 28. Feb 2016 04:17 Titel: |
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Was würde die Klage bringen? Der Chef stellt dich dann zwar offiziell wieder ein aber macht dich dann psychisch so fertig bis du reif für die Anstalt bist.
Du wirst ständig gemobbt und bekommst Abmahnungen wegen jeder Kleinigkeit, am Ende wirst du dann schon freiwillig gehen Viele hier sind ein wenig realitätsfremd wie es mir so scheint. |
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Alpträumer Bronze-User

Anmeldungsdatum: 15.02.2016 Beiträge: 64
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Verfasst am: 28. Feb 2016 05:12 Titel: |
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Naja Gaucho, wenn du jetzt Ende 60 wärst und das nach einem lagen Arbeitsleben so behaupten würdest.
Jedenfalls so einfach ist es nicht, jemanden ohne Grund loszuwerden. Gerade wenn es noch einen Betriebsrat geben sollte.
Davon abgesehen, sind es eben politische Entscheidungen. Dass der Kündigungsschutz nun erst bei Betrieben mit 10 Arbeitnehmern gilt, hat damals die Regierung Schröder eingeführt. Da kann man sicherlich drüber diskutieren.
Aber so einfach einem Arbeitnehmer seine Rechte zu nehmen, ist es nun auch wieder nicht. Wie schon gesagt, blendest du dabei das kollektive Arbeitsrecht ziemlich aus.
Wenn man übrigens unberechtigt gekündigt wird und den Prozess gewinnt, kann man auch eine Abfindung nehmen und da beginnt die untere Grenze bei 12 Monatsgehältern. Ist auch nicht jedem Arbeitgeber der Spaß wert. |
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Los Fritzos Gold-User

Anmeldungsdatum: 08.09.2015 Beiträge: 982
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Verfasst am: 28. Feb 2016 08:58 Titel: |
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Hier stehen einige Behauptungen, die nicht ganz richtig sind:
Während der Probezeit kann man auch nicht von einem auf den anderen Tag entlassen werden. Auch dort gilt eine gesetzliche Frist von 14 Tagen ab dem Tag der Zustellung der Kündigung.
Wenn man eine Kündigungsschutzklage einreicht und sich auf einen Vergleich einlässt, bekommt man mindestens für jedes Jahr Betriebszugehörigkeit einen halben Mindestlohn. Zusätzlich erhöht sich die Kündigungsfrist mit der Betriebszugehörigkeit auf bis zu sieben Monate.
Wenn es einen Betriebsrat gibt, hat man gewisse Vorteile. Sollte dieser nämlich der Kündigung seine Zustimmung verweigern, kann man eine Weiterbeschäftigung durchsetzen, bis das Gericht irgendwann entschieden ühat. Der Arbeitgeber kann dann zwar trotzdem verlangen, dass der Mitarbeiter zuhause bleibt, muss aber den Lohn weiter bezahlen. Wichtig ist nur, dass man seine Arbeitskraft anbietet.
Gruß, Fritze |
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CrazyMan Platin-User


Anmeldungsdatum: 15.01.2010 Beiträge: 2110
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Verfasst am: 28. Feb 2016 16:53 Titel: |
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ARBEITSVERMEIDUNG
Ihr habt schon Recht, ich müsste mich nur dumm anstellen. In den Lebenslauf würde ich so ein "Abenteuer" ohnehin nicht mit rein nehmen, es würden nur Fragen gestellt, was da los war. Mit bewusst nicht effizient Arbeiten habe ich keine Erfahrung, abgesehen von der Anfangszeit auf Pol, was aber von mir nicht gewollt war, würde das aber zur Not hinbekommen. Nur ist das ja gerade mitunter einer der zwiespaltigen Punkte. Ich weuss noch nicht, wie es laufen wird.
JOBSUCHE… VERGEBENS
Die Idee mit Teilzeitstelle oder Aushilfsstelle, in der kein Druck besteht, weil es einem nicht wirklich wichtig ist, hatte ich auch schon. Das Problem war, überhaupt eine Stelle dieser Art zu finden. Ich bewarb mich kreuz und quer, im Supermarkt, im Möbelgroßhandel, beim PC- und Elektronikgeschaft, sogar als Hausmeister und Zeitungsausträger. Nur Absagen oder keine Reaktion. Der einzige, der mich einlud, war der Elektronikhandel. Der aber nur deshalb, wie er zugab, um zu sehen, warum sich jemand mit so viel Erfahrung und Ausbildung ausgerechnet bei ihm bewarb. Seit dem keine Reaktion mehr. Es ist wirklich nicht so einfach, nur eine blöde Aushilfsstelle zu finden.
"ERZWUNGENE" ARBEITSSTELLE
Was jetzt von mir verlangt werden wird, hat mit dem, was ich viele Jahre zuvor gemacht habe wenig zu tun. Ich bin in der IT-Welt ansässig, die Umgebung wird anders sein, ich müsste mich umorientieren, wofür bekanntlich ein freier Kopf notwendig ist. Den habe ich derzeit durch etliche Probleme aus verschiedenen Richtungen nicht. Außerdem reizt mich das Arbeitsfeld nicht im Geringsten und runzele die Stirn bei dem Gedanken. Es bringt mich beruflich nicht weiter, eher bringt es mich durcheinander. Um das zu verstehen, müsste ich die Materie tiefer erklären. Das ist aber im Grunde nicht weiter wichtig.
LEBENSLAUF UND JUNKIELEBEN
Besteht Interesse, wieder berufstätig zu sein, sollte vermieden werden, langjährig "arbeitslos" im Lebenslauf eingetragen zu haben. Ich schätze, egal welcher Arbeitsbereich, bis zu 2 Jahre ist es noch akzeptabel für Arbeitgeber. In dieser Zeit ändert sich auch nicht so sehr viel in der Arbeitswelt. Subjektive Einordnung: 2 Jahre sind also noch im grünen Bereich. 3 Jahre ist gelb, 4 Jahre schon orange und darüber hinaus im roten Bereich. Wie sollte man bereits ab 3 Jahren erklären, die ganze Zeit in der Nase gebohrt und wirklich nichts gefunden zu haben?
Schon wegen des Lebenslaufes bin ich gezwungen, wieder zu arbeiten. Der Gedanke, fortlaufend arbeitslos zu bleiben, macht mir noch mehr Sorgen als der Gedanke an die Vereinbarung von Job und Arzt bzw… ihr wisst schon. Also versuche ich es, ich muss es versuchen, sonst komme ich für ein weiteres Jahr nicht aus diesem Wachkoma. |
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CrazyMan Platin-User


Anmeldungsdatum: 15.01.2010 Beiträge: 2110
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Verfasst am: 28. Feb 2016 17:12 Titel: |
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Wegen des Kündigungsschutzes.
Es war mal so, dass der Schwellenwert für die Anzahl Angestellter bei 5 lag. Da unsere Politik aber durch die Wirtschaft und Industrie gelenkt wird, immerhin kommen aus dieser Richtung die höchsten Parteispenden (die schwarzen Köfferchen nicht eingerechnet, man denke nur an Ex-Bundeskanzler und andere Parteimitglieder), wurde der Schwellenwert zum Nachteil der Angestellten und zum Vorteil der Wirtschaft auf 10 erhöht. Ab 10 Mitarbeitern und anderen Kriterien gibt es also den gesetzlichen Kündigungsschutz. Darunter ist jederzeit eine betriebsbedingte Kündigung möglich. Siehe hierzu auch: http://www.arbeitnehmer-kuendigung.de/kuendigungsschutz.php
Unsere (un)fähigen Politiker, die sich regelmäßig die Diäten erhöhen, richten jedes Gesetz zum Vorteil ihrer Finanzierer ein. Zeitarbeit sollte nur für ein Jahr möglich sein, dann muss ein Vertrag direkt mit dem Arbeitgeber, nicht mit der Zeitarbeitsfirma, getätigt werden. Das wurde, wie immer, halbherzig und genau so verwirklicht, dass Jahr für Jahr neue Verträge mit der Zeitarbeitsfirma unterschrieben werden. Klasse! Wie alles, was unsere Politik so treibt, wenn sie mal ablassen vom gelangweilten Spielen mit ihren Smartphones im Bundestag. |
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Phil78 Gold-User

Anmeldungsdatum: 05.12.2014 Beiträge: 479
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Verfasst am: 12. März 2016 19:07 Titel: |
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Wie sagte meine damalige Ärztin : Job und Substitution passen nicht zusammen. Zur Zeit hält ,ich auch nur der Verlust von Talent Home von Rückfall ab. Ansonsten würde ich mich dem Suchthilfe hingeben. Höher dosieren geht auch nicht, Tales Home wäre auch weg.
Hast Du den Job bekommen, Crash? Wie geht's dir? |
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CrazyMan Platin-User


Anmeldungsdatum: 15.01.2010 Beiträge: 2110
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Verfasst am: 12. März 2016 23:38 Titel: |
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@phil78
Who the fack is crash? Den Job? Ja, beginnt in ein paar Wochen. Früh aufstehen, Flasche öffnen, kipp ein und hoffen, dass die Frisur auch am späten Nachmittag noch hält. Geht dann aber neben anderen finanziellen Belastungen auch noch der ganze Stress mit mehrfach Kindesunterhalt los, Madame Ex wird mich natürlich 100% ausquetschen wollen, anstatt zu einer Lösung zu gelangen, die für beide Seiten akzeptabel ist und den Kindesvater ein noch Leben ermöglicht - keine Ahnung, ob ich mich dann überhaupt noch konzentrieren kann. Schon so oft und langanhaltend in (neuen) Jobs musste ich mich mit so etwas auseinandersetzen, mit Vorenthalt des Kindes, also Blockieren des Umgangs, auch mit dem Jugendamt, die mir, während sich Madame die Nase pudert, das Leben zur Hölle machten. Dadurch war ich derart gestresst und am Ende, dass ich kaum noch in der Lage war, mich zu konzentrieren. Durch diesen Stress hatte ich einst überhaupt erst die Bekanntschaft mit einem bestimmten Mittelchen gemacht. |
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Gaucho Platin-User


Anmeldungsdatum: 04.08.2015 Beiträge: 1031
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Verfasst am: 13. März 2016 03:54 Titel: |
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Es wird Zeit eine Entscheidung zu treffen. Bist du mit deiner derzeitigen Situation zufrieden ? Erhoffst du dir durch die Teilnahme am Erwerbsleben eine positive Veränderung bzw. würde dir der Job Spaß bereiten? Oder betrachtest du es nur als lästige Pflichterfüllung?
Du bist nun wieder in der Situation eigenständig Verantwortung für dein Leben zu übernehmen. Für Opiate ist da kein Platz mehr.
Entweder du fühlst dich dieser Anforderung auch ohne Opiate gewachsen bzw. kannst ihr nüchtern gegenübertreten oder du bist meines Erachtens noch nicht so weit.
Man kann sein Leben nur eigenständig geregelt kriegen, wenn man mit sich im Reinen ist. Aber solange du in die Welt der Rauschmittel flüchtest, kann das nicht der Fall sein. Du hast noch ein wenig Zeit um darüber nachzudenken.
Erkenne dich selbst und entscheide was du wirklich willst. |
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Phil78 Gold-User

Anmeldungsdatum: 05.12.2014 Beiträge: 479
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Verfasst am: 13. März 2016 06:09 Titel: |
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Sorry meinte Crazy nicht Crash. Hab ein neues tablet und die worterkennung War noch an... |
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endstation Silber-User

Anmeldungsdatum: 28.03.2016 Beiträge: 208
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Verfasst am: 31. März 2016 00:17 Titel: |
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was @gaucho über unsere arbeitswelt sagt, stimmt zum großteil, insbesondere je niedriger qualifikationsniveau und gehalt werden.
in diesen unteren gefilden gilt ganz extrem der grundsatz "hire & fire". da werden arbeitnehmerrechte oft mit füßen getreten und die angestellten zügig ausgetauscht. menschen, die für 1000 euro im callcenter arbeiten (müssen), haben doch auch gar kein geld für eine anwalt, um ggf. gegen den AG zu klagen.
und "hocharbeiten" in der form, in der @rock das hier schildert, kenne ich nur noch aus den erzählungen meiner eltern und großeltern.
in meiner generation habe ich so etwas NOCH NIE gehört/gesehen/miterlebt usw... ganz ehrlich: sich einen job "ganz unten" zu suchen und darauf zu hoffen, dass man von vorgesetzten quasi "entdeckt" wird, klingt eher nach märchenstunde als nach neoliberaler arbeitswelt anno 2016!
pauschal kann man das also beim besten willen NICHT empfehlen.
in der theorie klingt das alles plausibel und vielleicht in das in ganz kleinen betrieben mit flachen hierarchien sogar auch machbar.
aber wenn man in streng hierarchische organisationen kommt und dort zb. als akademiker ganz unten anfängt, dann wird man vielleicht bemitleided, dass man beruflich so mies dran ist... aber dass der chef kommt und dich für höhere aufgaben nimmt, habe ich persönlich nie so erfahren... |
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endstation Silber-User

Anmeldungsdatum: 28.03.2016 Beiträge: 208
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Verfasst am: 31. März 2016 01:06 Titel: |
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die sorgen von @crazyman kann ich fast alle nachvollziehen.
da wäre zb. die sache mit den schulden bzw. dem kindesunterhalt: es raubt sehr viel motivation, wenn man von vornherein schon weiß, dass einem ein teil des gehalts eh wieder weggenommen wird. da mindert die motivation extrem. wobei ich selbst einen vater hatte, der sich um den unterhalt gedrückt hat (hauptsächlich aufgrund eigener geldprobleme!) und für uns kinder war das echt scheiße...
was die sache mit der arge und dem job angeht: wenn du von der arge erfolgreich vermittelt worden bist, dann KANN es vermutlich nicht dein traumjob sein sorry, ist echt nicht bös gemeint, aber ich kenn das aus eigener erfahrung: die arge ist ein extremst unfähiger laden, der fast alles perfekt beherrscht: nerven, sanktionieren, triezen, bestrafen, druck machen, psychoterror ausüben, drohen, einschüchtern, schuldgefühle machen usw... nur eines kann die ARGE nicht: zielgenau in berufe vermitteln!
als ich arbeitslos war, kam immer nur die selbe scheiße: erst kamen lauter (für den steuerzahler!) kostenpflichtige "weiterqualifikationsangebote" von sog. privaten bildungsträgern. in der regel waren das ex-jobberater oder ehemals arbeitslose pädagogen, die nun ihr geld mit solchen seminaren verdient haben, zu den ausschließlich arbeitslose mittels bildungsgutschein kamen...
als man das durch hatte, gab es plötzlich nur noch angebote von zeitarbeitsfirmen, dubiosen jobvermittlern und callcentern...
ich hatte tatsächlich auch was gelernt und hab abitur, studium, führerschein usw. blabla., also eigentlich alles, was die arbeitgeber so von einem wollen... aber mich hat die arbeitslosigkeit halt auch erwischt.
hauptsächlich suchtbedingt und wg. psychischer probleme war ich lange (etwa 3 jahre) arbeitslos. die zeit hat im grunde mein ganzes bisheriges leben verpfuscht, weil ich vorher ein relativ "normaler" typ war und durch diese harte zeit bin ich leicht zum "assi" mutiert... opiatsucht, geldprobleme und schulden, raubbau am körper betrieben, lebenslauf verpfuscht etc... und das, obwohl es echt ganz gut aussah bei mir...
irgendwann war bei mir ein punkt erreicht, wo es so nicht mehr weiterging. ich bin in substi und hab den erstbesten job angenommen. ich saß in einer großen agentur und sollte werbekunden fürs radio akquirieren.
das gehalt bestand aus "mindestlohn" (damals zwar noch nicht gesetzlich fixiert, aber das war so das mindeste, was man zu der zeit hierzulande verdienen konnte) als fixum, sowie einer provi für jeden vertrag/kunden...
ich mußte vollzeit arbeiten und täglich zum arzt, auch sa. und so. mußte man zu der praxis hin. nur weihnachten hat er mir 2 tage take home gegeben.
es ging irgendwie. frag mich bitte, bitte nicht, wie! ich weiß nicht, wie ich das gemacht hab... hab öfter auch ma vergabe verpasst wegen überstunden oder sowas.. ich hab das nur durchgezogen, weil ich unbedingt wieder arbeiten wollte und kein bock mehr hatte, für meine opiatsucht immer wieder so elendig viel geld auf der szene zu investieren für morphintabletten, methadon und codein...
mit der zeit gabs dann take home (erst 1 tag, dann 2 usw.), hab den job gewechselt (nicht mehr ganz so beschissen, hab aber noch immer bei weitem nicht mein ziel erreicht) und auch mental & körperlich gehts mir um längen besser.
TROTZDEM (und deshalb hab ich s fett gedruckt!) plagt mich das gefühl, als würde mich etwas so n bißchen blockieren: ich nehme jetzt ungefähr 10 jahre opiate (methadon, tilidin, codein, morphin, oxycodon usw., aber kein heroin und auch keine anderen "illegalen drogen" wie zb. kokain, lsd, thc usw.). und obwohl ich jetzt endlch keine depressionen mehr habe, habe ich echt das gefühl, mein leben stagniert massiv.
ich gehe auf die 40 zu, habe aber weder privat, noch beruflich oder finanziell irgendetwas vorzuweisen.
während fast alle meine freunde, alten weggefährten und meine bekannten mittlerweile beruflich & privat was aufgebaut haben, steh ich da wie ein 20jähriger.. ich hab abi und n hochschulabschluß, aber mit meinen lücken im lebenslauf und meinem alter nimmt mich eh keiner... das ist kein gejammer, sondern fakt. ich bewerb mich ja und wenn die dann meine unterlagen sehen, denken die sich doch wahrscheinlich das gleiche, was alle denken, wenn sie sowas hören: "WAS IS N DA SCHIEF GELAUFEN?"
von daher kann ich @crazyman total verstehen. der beruf ist wichtiger teil unseres selbstbildes. uns hat die sucht ja ohnehin schon so vieles genommen. und dann muß man auch noch beruflich etwas machen, was so gar nicht zu einem passt. das ist echt sche...!
manchmal würde ich gern die zeit zurückdrehn... vor 10 jahren hab ich ungefähr grad meinen abschluß gemacht, war mit meiner ex noch zusammen und hatte n eigees "richtiges leben".
und jetzt?
jetzt renn ich immer zum arzt, bin da permanent der bittsteller (wenn man nur 2minuten zu spät kommt, schließen die dir die tür vor der nase ab.. du kommst voll gestresst ausm büro, hechelst zur vergabe und die gucken dir durchs fenster noch beim laufen zu! aber nochmal aufschließen? nööö, is nich..).
ok, das sind halt probleme von substis. das hat man ja noch irgendwo selbst verbockt. aber das mit der arbeit und dem rest ist echt ätzend. so will man ja nicht die nächsten 20 jahre weitermachen?
und je älter man wird, desto festgefahrener fühlt sich alles an..
@crazyman
alles gute. und berichte mal weiter wenn du magst. |
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Katzentante Bronze-User


Anmeldungsdatum: 21.02.2014 Beiträge: 42
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Verfasst am: 31. März 2016 20:54 Titel: |
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Sehe ich anders als endstation. Das Thema kenne ich auch aus meinem privaten Umfeld.
Zitat: | da wäre zb. die sache mit den schulden bzw. dem kindesunterhalt: es raubt sehr viel motivation, wenn man von vornherein schon weiß, dass einem ein teil des gehalts eh wieder weggenommen wird. da mindert die motivation extrem. |
Je nachdem wie alt die Kids sind, ist die Zeit ja absehbar. Ok bestimmt noch die nächsten 10-15 Jahre, aber danach kommen bessere Zeiten. Und vor allem schafft man ja nicht nur für jetzt, sondern auch für die RENTE! Denk bitte daran.
Zitat: | was die sache mit der arge und dem job angeht: wenn du von der arge erfolgreich vermittelt worden bist, dann KANN es vermutlich nicht dein traumjob sein Wink sorry, ist echt nicht bös gemeint, aber ich kenn das aus eigener erfahrung: die arge ist ein extremst unfähiger laden, der fast alles perfekt beherrscht: nerven, sanktionieren, triezen, bestrafen, druck machen, psychoterror ausüben, drohen, einschüchtern, schuldgefühle machen usw... |
Ok. Aber dann ist es doch extrem positiv, dass CrazyMan jetzt weg ist von dem Laden?
Und selbst wenn das jetzt nicht der Traumjob ist, dann ist er in der Zeit wenigstens nicht arbeitslos und seine Chancen für was besseres sinken nicht durch die AL-Zeit.
Außerdem kann man sich in der Zeit dann immer noch IN RUHE nach was anderem umschauen, ohne dass die Arge einem im Nacken sitzt.
Außerdem ist es bei mir persönlich so, dass ich in der Arbeit "gut drauf" werde, obwohl ich tw. davor noch depressiv war. Weil man andere Menschen um sich hat, Arbeitskollegen/Kunden. Die z.t. auch ne positivere Sicht auf das Leben haben. Hilft, wenn man's selbst grad nicht so positiv sieht.
Und man kommt in Schwung. Ist besser als zuhause zu versumpfen.
Das wären jetzt für mich persönlich mutmachende Gedanken, vielleicht hilft es dir ein wenig.  |
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