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sonnschein Bronze-User

Anmeldungsdatum: 02.02.2016 Beiträge: 68
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Verfasst am: 20. Aug 2016 21:52 Titel: |
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Ich habe versagt, bin einfach nur wütend und enttäuscht, stinkesauer auf mich selbst.
Ich habe mir heute vorgenommen, endlich einmal den Weg zum Grab von Tommy zu gehen.
Seit der Beisetzung konnte ich dort nicht mehr hin. Ich konnte es einfach nicht, total blockiert innerlich und mich richtig gesträubt davor.
Wenn ich mich schon auf den Weg gemacht habe, mir war nicht wohl.
Heute, heute bin ich den gleichen Weg gegangen, ich konnte nicht. Mir schossen den ganzen Weg lang unzählige Gedanken und Bilder durch den Kopf.
Was bin ich nur für eine beste Freundin?! Die es nicht mal schafft zum Grab des besten Freundes zu gehen.
Und das seit nunmehr 3 Monaten...
Da war doch was : die liebe Zeit...
Doch wieviel Zeit soll noch vergehen. |
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ast Foren-Guru


Anmeldungsdatum: 14.03.2012 Beiträge: 3324
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Verfasst am: 20. Aug 2016 23:22 Titel: |
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setz Dich nicht so unter Druck, Sonnschein.
ich hab´s damals nach dem Tod meiner Eltern auch lange Zeit nicht an ihr Grab geschafft.
die damit verbundenen Gefühle waren auch für mich too much.
Du bist halt noch nicht soweit und Tommy hätte es wohl nicht gewollt, dass Du Dich für einen Toten selber quälst.
Du bist ihm auch nichts schuldig, hast ihm doch Deine Freundschaft zu Lebzeiten gezeigt.
was zählt, ist nur, dass er in Deinen Gedanken lebendig bleibt:
denn dann ist er nicht tot, sondern nur sehr weit weg... |
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sonnschein Bronze-User

Anmeldungsdatum: 02.02.2016 Beiträge: 68
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Verfasst am: 21. Aug 2016 00:16 Titel: |
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Lieber ast,
danke für deine ehrlichen und lieben Worte.
Tommy hätte es niemals zugelassen, das ich mich überhaupt quäle. Soweit wäre es erst gar nicht gekommen.
Er konnte mich nie leiden sehen.
So blöd es auch klingen mag, aber ich wollte dort hin, um mich wirklich persönlich zu vergewissern, das dort sein Platz ist, mit seinem Namen, mir das selbst vor Augen führen, daß er nicht mehr wieder kommt. Das er weit weit weg ist und ich ihn nicht mehr wieder sehe, nicht mehr drücken und knuddeln kann, ein einziges Mal noch in den Arm nehmen.
Verdammt nochmal, ich vermisse ihn einfach. Warum kann er nicht einfach wieder zurück kommen. |
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sonnschein Bronze-User

Anmeldungsdatum: 02.02.2016 Beiträge: 68
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Verfasst am: 21. Aug 2016 02:00 Titel: |
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Egal wohin ich sehe, was ich berühre, anfasse, wohin ich gehe, immer und überall sind Erinnerungen.
Ich schaue mir Fotos an, von Tommy, von uns gemeinsam, die werden lebendig, was haben wir zusammen gelacht, aber auch geweint.
Nein, ich habe meist geweint, so wie jetzt. Es hat gereicht, wenn er einfach nur da war. Die Tränen waren schnell getrocknet.
Doch jetzt, es geht keine Tür auf und er ist da. Es ist so verdammt schmerzhaft, es tut einfach so unsagbar weh.
Warum kann er nicht einfach wieder hier sein, warum kann ich nicht endlich aufwachen aus diesem schrecklichen Traum!
Es gibt nichts, was ich ihm hätte noch sagen wollen. Er wusste wie wichtig er mir ist, ich wusste was ich ihm bedeute, wir wusste das unsere Freundschaft etwas ganz besonderes ist!
Ein einziges Mal noch ihn einmal in den Arm nehmen, ihn drücken, den vertrauten Geruch, das vertraute Gefühl. Ich würde alles darum geben!
Warum warum warum
Ich hasse dieses Wort, weil es mir niemand beantworten kann.
Ich hasse das Wort Zeit, weil niemand sie zurück drehen kann und diese für mich einfach stehen geblieben ist.
Ich will doch einfach nur meinen Besten Freund zurück! |
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Seppel 4 Platin-User


Anmeldungsdatum: 05.12.2015 Beiträge: 1593
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Verfasst am: 21. Aug 2016 07:33 Titel: |
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Guten Morgen sonnschein,
ich komme aus einer Patchworkfamilie. Der Stiefvater hat sich mit einer
Schwester von mir auf der A 2 totgefahren, als er auf ein Stau-Ende mit
seinem LKW und zwei Geschwistern bretterte, ohne zu sehen, dass der
letzte Wagen vom Stau-Ende ein langer Sattelschlepper war, der Stahlbeton-
träger geladen hatte. Er hätte auch gegen einen Brückenpfeiler fahren können.
WDR 3 berichtete im Fernsehen. Mein Lieblingsbruder hat sich eine Überdosis
gegeben, vor seiner eigenen Haustür.
Es passieren uns Dinge im Leben, die aus meiner Sicht oft nur dazu da sind,
dass wir 'ganzer ' oder ' vollständiger ' werden.
Und Lernen tut oft weh.
Glaubst Du dass Dein Freund aus Liebe zum Leben in diesen Unfall geriet?
Von meinen Familienmitgliedern weiss ich, dass der Stiefvater und besonders
mein Bruder todunglücklich waren.
Wenn Menschen wollen ( und wenn Du Dich mal HEUTE in der Welt umschaust )
auch wenn Menschen NICHT wollen kann es passieren dass sie heute oder
morgen sterben.
Wir sind umringt und vielleicht schon infiziert mit Krieg.
Ich bin Junkie. Ich habe vielleicht am Anfang geglaubt, dass es mir dabei gut
geht und dass es cool ist; doch das ist lange her.
Dein Freund war genauso wenig nüchtern, wie mein Vater aufmerksam bei
dem tödlichen Unfall. Warum, wenn er glücklich war?
Trauer richtig:
Warte bis der innige Wunsch kommt, sein Grab zu sehen und dann geh allein
oder mit einer Vertrauensperson hin, und...
...lass los
Lass alles raus und schreib Deine Traurigkeit und Hilflosigkeit NICHT auf!
Damit manifestierst Du sie nur und lernst nicht, loszulassen.
Ich wünsche Dir, dass Du nicht zu lange festsitzt in Deinem Schmerz; das
bringt nix und hat keiner gewollt oder verdient.
Alles Liebe und viel Kraft für den Neuanfang
von
Sepp |
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ast Foren-Guru


Anmeldungsdatum: 14.03.2012 Beiträge: 3324
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Verfasst am: 21. Aug 2016 11:56 Titel: |
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Seppel 4 hat Folgendes geschrieben: | Lass alles raus und schreib Deine Traurigkeit und Hilflosigkeit NICHT auf!
Damit manifestierst Du sie nur und lernst nicht, loszulassen.
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hmm, es wäre auch eine Möglichkeit, zunächst den ganzen Seelenballast in einem langen Brief an Deinen verstorbenen Freund oder einer Art Tagebuch festzuhalten.
und wenn Du Dann irgendwann mal soweit bist, besuchst Du sein Grab und lässt das Tagebuch da...das wäre dann doch auch eine Art Abschluss
@Sepp
es wäre ja schön, wenn das Loslassen immer so einfach wäre, aber dafür muss man wohl erst mal Trauerarbeit geleistet haben.
Loslassen ist ein 'dynamischer Prozess' und keine Handlung, die man mal eben so ausführt  |
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Seppel 4 Platin-User


Anmeldungsdatum: 05.12.2015 Beiträge: 1593
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Verfasst am: 21. Aug 2016 12:37 Titel: |
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Hei Ast,
dass Sie die Trauerarbeit erst gemacht haben muss, um nicht immer emotional
geschockt zu werden, schrieb ich ihr.
Und loslassen sollte sie danach üben; doch was, wie in welcher Geschwindigkeit
sie macht, muss Sie entscheiden.
Ich versuche nur, Möglichkeiten aufzuzeigen, damit sie bei Zeiten, darauf
zurückgreifen kann.
Ich glaube fast, dass es so viele verschiedene Arten der Bewältigung gibt,
wie wir Menschen uns in wichtigen Themen unterscheiden.
DEN WEG, der dann immer für alle gilt, den gibt es wohl nicht.
Noch einen guten Restsonntag
wünscht Dir
Sepp |
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Seppel 4 Platin-User


Anmeldungsdatum: 05.12.2015 Beiträge: 1593
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Verfasst am: 22. Aug 2016 12:31 Titel: |
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Einen guten Wochenstart, sonnschein
wünsch Dir und allen anderen Forianern
Sepp  |
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sonnschein Bronze-User

Anmeldungsdatum: 02.02.2016 Beiträge: 68
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Verfasst am: 22. Aug 2016 21:01 Titel: |
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Hallo Sepp, einer der vielen guten Seelen dieses Forums
Dito, dir und allen Mitlesern! Dankeschön!
Ich habe mir heute erstmal Not-Aus holen müssen.
Es soll zwar helfen arbeiten zu gehen, weil es ungemein ablenkt, nur mich auf die allgemeine Menschheit los zulassen, ist keine so gute Idee mehr.
Also, rien ne va plus...für eine angemessene Zeit erstmal. Das Aufrecht erhalten meiner "Fassade", hat mir doch zugegebener Maßen, über die Monate zu viel Kraft gekostet.
L.G. sonnschein |
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sonnschein Bronze-User

Anmeldungsdatum: 02.02.2016 Beiträge: 68
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Verfasst am: 22. Aug 2016 21:38 Titel: |
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Sepp,
danke für den Einblick in Dein Leben!
Wie hast Du es ausgehalten, mit den Prüfungen die Dir auferlegt wurden umzugehen, einfach nur gelernt anzunehmen, es akzeptieren wie es ist und daraus die eigene Erfahrung ziehen?
Den Schmerz zu betäuben, ist sinnlos und nur eine vorüber gehende Möglichkeit nichts zu fühlen.
Er kommt aber wieder, immer wieder. Diese Erfahrung habe ich nun selbst wieder einmal mehr gemacht, hätte ja helfen können...
Warum werden den Menschen solche Prüfungen auferlegt? Um daran zu wachsen? Um vollständiger zu werden, aber wenn sie nicht daran wachsen können und keine Stärke daraus ziehen können, ist man dann zum scheitern verurteilt?
Weil man zu schwach ist und aufgibt.
Sepp, Du bist ein sehr lebenserfahrener Mensch, Du hast es bis dahin geschafft wo Du jetzt stehst.
Du hast nie aufgegeben, ist das Leben nur ein ewiger Kampf, mit sich selbst und den auferlegten Prüfungen?
Starke kommen weiter, die schwachen bleiben liegen.
Ich bin mittlerweile 40 und komme mir vor wie ein kleines Kind, das in der großen, weiten Welt steht und nicht weiß wohin.
Ehrlich gesagt, ich hätte es mir nie träumen lassen, das man sich in diesem Alter noch so hilflos fühlen kann!
Hilflos und machtlos mir selbst gegenüber und Enteignet meines eigenen Verstandes.
Trauer kennt kein Alter, ist es einfach nur die Frage dessen, wie man damit umgeht?
Einen pauschalen Weg, den alle gehen müssen, gibt es leider wahrlich nicht, wäre auch viiiiel zu einfach!
Jeder muss seinen finden, nur manchmal, sieht man den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr!
Das Verrückte am Leben ist: Man lebt es vorwärts, doch versteht es rückwarts!
Ich weiß, man sollte lernen nicht zu viel zu hinterfragen, sondern einfach annehmen und versuchen damit umzugehen, dabei nicht zu vergessen, die hilfreichen Worte von Aussen stehenden zu involvieren im eigenen Denken.
@ast
Dir vielen vielen herzlichen Dank für Deinen Tip!
Ich habe ihn mir zu Herzen genommen und habe ihn im Kopf verankert, wenn ich soweit bin, werde ich alles was mit dieser jetzigen Zeit zu tun hat, packen und als Abschluss für mich, Tommy überlassen. Und das, mit großer Sicherheit, mit einem guten Gefühl im Herzen!
DANKE!
L.G. sonnschein |
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Lillian Foren-Guru


Anmeldungsdatum: 22.05.2013 Beiträge: 3894
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Verfasst am: 23. Aug 2016 04:43 Titel: |
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Warum es Dir so verdammt schwer fällt fragst Du? Na, das ist doch ganz klar. Dein geliebter Freund ist nicht mehr für Dich da und auch nicht mehr zu erreichen. Du wirst sicherlich irgendwann froh darüber sein können,solch einen tollen Menschen als besten Freund gehabt zu haben.
Ich habe auch damals Freunde verloren und getrauert. es wird mit der Zeit erträglicher. Aber an manchen Tagen ist es hart und sehr schmerzhaft. Aber Du bist stark und kannst das schaffen die Trauer dann auch zu zulassen.
Ich wollte Dir noch mal mein herzlichstes Beileid aussprechen und würde gerne wissen wie es Dir die letzten Tagen erging. |
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Seppel 4 Platin-User


Anmeldungsdatum: 05.12.2015 Beiträge: 1593
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Verfasst am: 23. Aug 2016 07:49 Titel: |
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Moin sonnschein,
Du schriebst es: ..man lebt es vorwärts und versteht es rückwärts!
Richtig! Darum lebe es langsam und bewusst. Immer bewusst reflektierend,
damit Du einen Fehler nicht ZU oft machst !
Alles Gute für diesen Tag, sonnschein !
Sepp |
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sonnschein Bronze-User

Anmeldungsdatum: 02.02.2016 Beiträge: 68
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Verfasst am: 23. Aug 2016 12:26 Titel: |
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Hallo Sepp!
Einen Fehler muss man immer erst einsehen können, um
ihn nicht ein zweites Mal zu begehen
Wünsche Dir einen sonnigen Tag  |
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Seppel 4 Platin-User


Anmeldungsdatum: 05.12.2015 Beiträge: 1593
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Verfasst am: 23. Aug 2016 12:46 Titel: |
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Hei sonnschein,
genau DAS meinte ich mit langsam und bewusst leben; und IMMER reflektieren,
wie das Getane auf einen selbst und andere wirkt. Oder einen Freund oder
Freundin fragen.
Ich sehe :
Du verstehst!
Alles Gute
von
Sepp |
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sonnschein Bronze-User

Anmeldungsdatum: 02.02.2016 Beiträge: 68
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Verfasst am: 23. Aug 2016 13:24 Titel: |
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Sepp,
jeder noch so dumme Schüler,
kann etwas von einem guten Lehrer lernen,
wenn er willig ist und annehmen kann
Danke
L.G. sonnschein |
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