Suchtdruck plötzlich nach 8 Jahren?

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Butterblume34
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Anmeldungsdatum: 15.06.2012
Beiträge: 31

BeitragVerfasst am: 19. Jun 2012 14:36    Titel: Antworten mit Zitat

Danke, Catinka Smile

Richtig. Ich brauche Geduld. Und noch ein bisschen Hoffnung.

Dieses "so hat er doch eigentlich keinen Grund, Dir was vorzumachen" ist genau der Punkt, den ich ihm noch vermitteln möchte. Wenn sich in den nächsten Wochen die Situation ergibt, dass wir nochmal reden (von ihm oder von mir aus angestossen) dann werde ich auch nochmal versuchen, ihm das verständlich zu machen.

Und JA - DAS IST DER PUNKT:
Es sei denn, er hat Angst, Dich zu enttäuschen, wenn er mal rückfällig wird. (und sich selbst Exclamation )
Versuch ihm diese Angst zu nehmen. Die meisten schämen sich vor ihrem Partner, wenn sie schwach werden und neigen dann dazu entweder zu lügen oder ungerecht zu werden...

Ich glaube, er schämt sich auch ein Stück weit und wählt dann lieber schnell den Weg des geringsten Widerstandes: lügen / abstreiten. Wenn wir dann irgendwann etwas weiter sind, werde ich ihm auch klar machen, dass er keine Angst haben muss, mit mir über einen evtl. Rückfall zu reden.
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Catinka0472
Gold-User
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Anmeldungsdatum: 12.12.2011
Beiträge: 430

BeitragVerfasst am: 19. Jun 2012 14:46    Titel: Antworten mit Zitat

Liebe Butterblume,

gerne Very Happy !
Kann Deine Situation ja gut nachvollziehen!

Ja, genau so ist es. Die meisten wählen dann den Weg sich wieder in Droge (vor der Realität) zu flüchten, anstelle es vor sich selbst und ggf. dem Partner einzugestehen und dann wieder nach vorne zu blicken!
Das ist wohl einfach leider so. Wenn man keine Suchterfahrung hat(wie ich), kann man das nur schwer nachvollziehen.

Aber ich habe hier schon viele Beiträge gelesen, in denen genau das immer wieder beschrieben wurde. Das Suchthirn ist doch allgegenwärtig und wahrscheinlich auch oft übermächtig.

Verlier die nicht die Hoffnung!
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Butterblume34
Bronze-User
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Anmeldungsdatum: 15.06.2012
Beiträge: 31

BeitragVerfasst am: 20. Jun 2012 11:13    Titel: Antworten mit Zitat

Liebe Catinka, guten Morgen,

ich lese und lese und lese (hab schon fast das Forum leer gesaugt hier Laughing )
Es hilft. Es hilft zu verstehen. Es hilft auch, zu sehen, welche Fehler ich gemacht habe in vorigen Gesprächen. Es tut mir einfach gut zu sehen, was ich ändern kann im Umgang mit ihm.

Gestern war unser Jahrestag, wir waren zusammen essen. Es war ein schöner Abend, auch wenn ich mich innerlich etwas bedrückt fühlte (jaja, die Angst). Aber ich habe versucht abzuschalten. Mir fallen noch immer seine Augenringe auf, er sieht wirklich furchtbar müde und abgekämpft aus. Aber ob es wohl der Stress auf der Arbeit oder andere Sachen sind, darüber kann ich nur spekulieren, und spekulieren bringt mich nicht weiter.

Was mich im Moment sehr belastet ist, dass ich das Gefühl habe, er ist im Moment so weit "entfernt" von mir, emotional meine ich. Ich weiss nicht, wie ich das beschreiben soll - ich liebe ihn und es ist schön mit ihm, trotzdem hab ich immer das Gefühl (aufgrund der Heimlichkeiten, die waren) dass es da noch ein "zweites, heimliches Ich" bei ihm gibt. Wir reden über alltägliche Dinge, planen am Wochenende in die Sauna zu gehen, etc... aber irgendwie ist mir ein Teil von ihm gerade so fremd.

Sicherlich hat das mit der Enttäuschung zu tun, dass er mich einige Male belogen hat was den Alk angeht, vielleicht auch mit meiner Angst, dass das wieder passieren könnte. Vielleicht distanziere ich mich unbewusst ein bisschen von ihm. Obwohl ich das eigentlich ja überhaupt nicht möchte. Vielleicht ist es Selbstschutz. Ich weiss es nicht. Ich wünschte, ich könnte das abstellen. Ich glaube, ER empfindet das gar nicht so, und für ihn ist alles grad ganz normal und harmonisch. Und wenn ich ihn darauf ansprechen würde, wäre er wahrscheinlich geschockt und enttäuscht, dass ich das so empfinde, weil er wohl nichts davon „ahnt“ wie’s in mir aussieht.

Ach, ist das alles kompliziert.
Rolling Eyes

Mir fällt da gerade noch eine Frage ein: wenn er sich entscheiden würde, eine Suchttherapie über die Caritas zu machen, und wir würden im September in Urlaub fahren, geht das so einfach? Gibt es da sowas wie „Anwesenheitspflicht“ oder so? Muss er sich da vorher „abmelden“? Irgendwie ist mir ja gar nicht danach, jetzt Urlaub zu planen, aber ich weiss auch, wie wichtig das für ihn immer ist, um abzuschalten.
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Catinka0472
Gold-User
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Anmeldungsdatum: 12.12.2011
Beiträge: 430

BeitragVerfasst am: 20. Jun 2012 11:35    Titel: Antworten mit Zitat

Guten Morgen Butterblume,

ja, oft ist zu lesen, dass auch andere in ähnlich verzwickten Lagen stecken, schon hilfreich! So ging es mir auch!

Glaub mir, Dein Freund sieht die Situation sicher nicht als normal an. Er wird ganz genau spüren, wie es zwischen Euch steht. Glaube, dass süchtige Menschen oft sehr sensibel sind und das auch mit ein Grund sein kann, warum sie der Droge verfallen. Sie können die Realität, die negativen Gefühle, die sie spüren nicht gut ertragen und möchten sie betäuben oder durch andere positive Gefühle ersetzen.
Dass das leider nur kurzfristig mit Drogen klappt, erfasst man meist erst, wenn es schon zu spät ist.

Vielleicht will Dein Freund Dir ganz bewußt etwas Normalität bieten, um Dich nicht zu sehr zu belasten. Wenn Dir das zu schwer wird, sprich ihn an, Ihr müsst ja keine Grundsatzdiskussion draus machen. Es geht darum, dass Ihr beide möglichst gut mit der Situation zurecht kommt.

Mit dem Urlaub habe ich leider keine Ahnung. Da es eine ambulante Therapie wäre, könnte ich mir vorstellen, dass das in Absprache geht. Aber vielleicht weiß da jemand anders hier besser bescheid!

Ich drück Dich mal aus der Ferne! Ihr macht das schon!

LG
Catinka
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Butterblume34
Bronze-User
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Anmeldungsdatum: 15.06.2012
Beiträge: 31

BeitragVerfasst am: 20. Jun 2012 11:50    Titel: Antworten mit Zitat

Ach Catinka, vielen vielen Dank für Deine Worte!

Es ist wirklich so, dass er sehr sensibel ist, und - wie ich glaube - ich das auch ein Grund dafür, dass er irgendwann in der Jugend zu den Drogen gegriffen hat. Bzw. zuerst war es Neugier und dann das Prägen: Problem? Droge hilft.

Ich bin sehr stolz auf das, was er bisher geleistet hat. Dass er mit dem Speed und Koks (auch wenn's nicht oft war) damals "einfach so" aufgehört hat. Dass er jetzt (endlich) erkennt, dass er ein Problem im Umgang mit Alk hat, dass er selbst sagt, dass er dagegen etwas tun möchte und das selbst nicht mehr möchte. Dass er es selbst schlimm findet, sich zu hören, wenn er sagt, wie geil das doch immer war, dieser Kick wenn man was gezogen hat.

Ich könnte mir sehr gut vorstellen, dass es so ist, wie Du schreibst: dass er mir bewusst ein Stück Normalität geben will, um mich nicht zu belasten, aber auch weil er glaube ich Angst hat, dass das jedes Mal in eine Grundsatzdiskussion ausartet mit mir, und weil er viele Sachen auch einfach erst mal mit sich selbst ausmachen muss, und ich glaub gerne, dass das ein harter, innerlicher Kampf ist, sich die Sucht einzugestehen und sich zu überwinden, Hilfe zu suchen.
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Butterblume34
Bronze-User
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Anmeldungsdatum: 15.06.2012
Beiträge: 31

BeitragVerfasst am: 20. Jun 2012 11:51    Titel: Antworten mit Zitat

@Catinka: ich drücke Dich auch mal ganz fest aus der Ferne!

Es tut gut, jemanden zu haben mit dem man sich austauschen kann.

Wie geht es Dir denn so?
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Catinka0472
Gold-User
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Anmeldungsdatum: 12.12.2011
Beiträge: 430

BeitragVerfasst am: 20. Jun 2012 12:12    Titel: Antworten mit Zitat

Danke Dir!
Fühle mich im Moment recht stabil, obwohl mein Umfeld grade mehr als chaotisch ist. Der Vater meiner Kinder - wir wohnen noch zusammen, ist jetzt vor ein paar Wochen aus einer 8wöchigen Therapie gekommen. Er hat sich sehr verändert, körperlich wie auch menschlich. Nun denn, es sieht so aus, dass er sich nun versetzen lassen (Bundeswehr) möchte, was für die Kinder natürlich nicht so doll ist.
Emotional bin ich schon ne ganze Weile drüber weg, aber der "Rest" ist halt auch ganz schön aufreibend.
Ja und der andere ... hatte ja geschrieben, dass ich mich in ihn verliebt habe, aber schnell gemerkt habe, dass ne Beziehung mit Koks nicht funktioniert.
Wir haben guten Kontakt und ich hoffe, dass er es irgendwann packt. Ob es dann nochmal ne Chance für uns gibt, weiß ich nicht.
Bin für ihn da und das weiß er auch, kann es nur manchmal nicht wirklich annehmen. (Wie kann man einen wie mich gerne haben?)
Also, Du siehst, ich schlage mich durch. Trage das Thema nun auch schon einige Zeit mir rum.

Aber der Austausch hier und viel viel Information und Besuch bei ner Drogenberatungsstelle haben mir wirklich sehr geholfen, die Dinge klarer zu sehen! Very Happy

Halt die Ohren steiff!
Liebe Grüße
Catinka
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Butterblume34
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Anmeldungsdatum: 15.06.2012
Beiträge: 31

BeitragVerfasst am: 21. Jun 2012 09:46    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo Catinka,

es ist natürlich ein bisschen einfacher, wenn Du Dich emotional von dem Vater Deiner Kinder schön gelöst hast. Wenn man so etwas mit Abstand betrachten kann, kann man auch besser auf sich selbst achten.
Ich finde das Zusammenleben momentan unheimlich schwer. Dieses "so tun als ob nichts wäre" und "Alltag leben", das Wissen, ich darf ihn nicht darauf ansprechen, weil ihm das Druck macht, weil das kontra-produktiv ist, weil er dann (ich kenne ihn gut genug, um zu wissen, dass es so sein wird) denken wird "na toll, jetzt war ich einmal ehrlich und hab offen erzählt, jetzt hab ich wieder eine Diskussion an der Backe"... all das nimmt mir fast die Luft zum atmen.
Ich kann ihn ja verstehen. Ich kann mir vorstellen, wie schwer das auch für ihn sein muss. Aber ich bin auch noch da. Und ich hab grad echt Probleme damit, einfach immer zu schlucken und still zu halten und zu warten.
Ja... die Ungeduld... die böse Ungeduld...
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Catinka0472
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Anmeldungsdatum: 12.12.2011
Beiträge: 430

BeitragVerfasst am: 21. Jun 2012 09:53    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo Butterblume,

ja, die Ungeduld - auch eine meiner Eigenschaften... Confused

Hast Du denn das Gefühl, dass Dein Freund zur Zeit Deine Nähe sucht?
Oder meinst Du, er braucht etwas "Raum" für sich?
Mir hat Ablenkung immer ganz gut geholfen, mich mit Freunden zu treffen oder was zu machen, das mir Spaß macht. Ich finde es wichtig, dass Du gerade jetzt, auch etwas für Dich tust. Es ändert nix an der Situation, aber es macht Dich stärker, es zu ertragen.
Vielleicht hast Du einen Freund/in, mit dem Du mal drüber reden kannst, einfach Dampf ablassen. Ich mochte "das Problem" eigentlich auch nie bei meinen Freundinnen ausbreiten, aber es hat mir unheimlich geholfen, dass ich eine Freundin eingeweiht hatte, vor der ich mich nicht verstellen musste und bei der ich mich einfach auch mal "auskotzen" konnte.

Alles vor lauter Rücksicht in sich reinfressen kann nicht die Lösung sein...
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Butterblume34
Bronze-User
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Anmeldungsdatum: 15.06.2012
Beiträge: 31

BeitragVerfasst am: 21. Jun 2012 13:12    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo Catinka,

ich habe zur Zeit das Gefühl, dass mein Freund nach unserem letzten Gespräch einen Hebel umgelegt hat und "jetzt wieder der Alltag weiter geht" als ob nix gewesen wäre. Ich glaube nicht, dass er merkt, dass etwas nicht stimmt, dass ich mich damit beschäftige und mich so vieles belastet. Aber - und das ist ja auch ein Punkt - es wäre ja auch nicht gut, ihm das zu sagen. Vorwürfe sollte man ja keine machen (selbst wenn ich keine Vorwürfe mache, würde er es ja als Vorwurf verstehen, wenn ich sage, dass mich das alles belastet.)

Ich muss irgendwie einen Mittelweg finden, um nicht selbst auf der Strecke zu bleiben und einfach immer nur zurück zu stecken, und auf der anderen Seite möchte ich ihm aber weiterhin das Gefühl geben, dass er offen mit mir reden kann. Ich wünsche mir, dass wir zueinander halten und offen und ehrlich sind.

Den "Raum für sich" hat er sich gestern genommen. Ich war gestern Abend an dem Punkt, wo einfach nichts mehr ging. ich hab gemerkt, dass ich gleich in Tränen ausbreche, weil der Druck einfach so groß war. Und dann bin ich eine Runde in den Wald spazieren gegangen, das hat geholfen. Für ihn kam es völlig unverhofft und er hat überhaupt nicht verstanden, was los ist. Und als ich wieder da war, war die Stimmung völlig auf dem Nullpunkt und er ist für die Nacht zu seinen Eltern gefahren...
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Catinka0472
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Anmeldungsdatum: 12.12.2011
Beiträge: 430

BeitragVerfasst am: 21. Jun 2012 14:39    Titel: Antworten mit Zitat

Es ist und bleibt eine Gratwanderung!
Egal was man tut - im Zweifelsfall ist es falsch!

Daher finde ich es ja auch so wichtig bei sich zu bleiben - authentisch halt!
Du wirst sicher nicht vermeiden können, dass er sich zwischendurch mal unter Druck gesetzt fühlt. Gehe davon aus, dass er sich auch selber unter Druck setzt und daher jetzt die Fassade auf "normal" stellt, damit er es halbwegs durchhalten kann. Das kenne ich von meinem Ex sehr gut (das Problem bei ihm sind zwar Depressionen, aber die Verhaltensweisen sind ganz ähnlich).

War er gestern Abend so entsetzt, dass Du mal alleine spazieren gegangen bist?
Machst Du sonst nie mal etwas alleine - also ohne ihn!
Finde die Reaktion von ihm dann etwas heftig, oder?
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Butterblume34
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Anmeldungsdatum: 15.06.2012
Beiträge: 31

BeitragVerfasst am: 21. Jun 2012 15:39    Titel: Antworten mit Zitat

Ich finde es auch wichtig, authentisch zu bleiben.
So kennt er mich, so bin ich nun mal. Ist halt nicht so einfach, wie Du schon sagst - im Zweifelsfall ist es falsch, was man tut.

Ich glaube, was ihn erschreckt hat war, dass ich so ohne weitere Worte plötzlich aufgestanden bin und gesagt habe, dass ich jetzt mal eine Runde spazieren gehen werde weil ich mal frische Luft und Zeit für mich brauche. Ich glaube, ich hab ihn ziemlich damit vor den Kopf gestoßen. Ist irgendwie alles blöd gelaufen gestern. Da kamen noch andere Sachen dazu, und ich hab mich furchtbar ausgelaugt gefühlt. Und ich hatte das Gefühl, wir "schleichen umeinander herum wie zwei Katzen". Vielleicht hab ich mir das auch nur eingebildet. Er hatte auch keine so tolle Laune, als er von der Arbeit heim kam, und dann hab ich einfach gemerkt, wie der letzte Tropfen in's Fass fällt, und es jeden Moment überläuft. Und da musste ich einfach mal raus und Abstand haben und durchatmen.

Ich hab das Gefühl, ich mache mir 685156458410mal mehr Gedanken um die Sucht und unsere Zukunft als er. Und wenn ich ihm damit jetzt unrecht tue, dann tut es mir furchbar leid. Aber dann kann ER seine Gefühle und Ängste, die er vielleicht hat, hervorragend vor mir verbergen. Gut möglich, dass er auch denkt, ich steigere mich da völlig rein und übertreibe total.
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Catinka0472
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Anmeldungsdatum: 12.12.2011
Beiträge: 430

BeitragVerfasst am: 22. Jun 2012 08:01    Titel: Antworten mit Zitat

Guten Morgen Butterblume,

wie gehts Dir heute?
Ist der gestrige Abend etwas entspannter gelaufen?
Ich glaube, Euch hilft wirklich nur ein offenes Gespräch - oder vielleicht ein Brief, in dem Du ihm Deine Gefühle nochmal darlegen kannst.
Vielleicht ist das sogar besser als die direkte Konfrontation, dann muss er nicht direkt reagieren... aber das ist auch ne Typsache. Er will sich vielleicht auch nicht dauernd mitteilen. Ich gehe davon aus, dass er sich schon länger mit der Sucht auseinander setzt, also länger, als er es Dir gesagt hat. Und für Dich ist das alles neu... Da habt Ihr sicher unterschiedliche Bedürfnisse!


Wie wir schon festgestellt haben, gibt es DEN richtigen Weg mit der Sache umzugehen nicht.

Wünsche Dir einfach viel Geduld und Kraft und dass Euer Gefühl füreinander stark bleibt, um das Ganze durchzustehen.
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Butterblume34
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Anmeldungsdatum: 15.06.2012
Beiträge: 31

BeitragVerfasst am: 2. Jul 2012 10:06    Titel: Antworten mit Zitat

Guten Morgen Catinka,
guten Morgen zusammen,

ich war ein paar Tage offline und musste mal durchatmen und Gedanken ordnen und ein bisschen Abstand haben. Hat leider nicht lange gedauert, bis es zu Hause wieder geknallt hat. Ich hab hin und her überlegt, wie ich mich verhalten soll - ihn ansprechen oder doch lieber schweigen und abwarten? Wo ist meine Grenze des Erträglichen? Wo ist die Grenze, an der ich mich einfach auch schützen muss und sagen muss "bis hierher und nicht weiter".

Am Freitagabend waren wir auf einem Straßenfest. Wir haben draußen gefeiert, und ich habe gemerkt, dass es wirklich eine komische Situation ist, auf solch einem Fest zu sagen "ich trinke keinen Alkohol". (Da ich mir eh nix aus Alk mache, hab ich beschlossen, jetzt komplett alk-frei zu leben. Ich habe gemerkt, dass mein Freund sich irgendwie unwohl gefühlt hat, wo alle anderen um uns herum mit ihrem Bier oder Weinglas standen. Dennoch hat er "durchgehalten". Als wir in kleiner Runde zusammenstanden ist der dann kurz nach Hause gegangen. Als er wiederkam, war er seltsam aufgedreht und hat die Leute grinsend und irgendwie überdreht angeschaut. Ohne dass ich darauf geachtet habe, ist es mir sofort aufgefallen. Ich bin dann nach Hause gegangen, weil ich einfach keinen Bock mehr auf diese Situation hatte. Eine halbe Stunde später ist er nachgekommen, wir haben noch kurz gequatscht und uns dann ins Bett gelegt und sind sofort eingeschlafen. Furchtbar, dieses Kopfkino – ich hab mich die ganze Zeit gefragt, ob er da wohl irgendwas genommen hatte, dass er plötzlich so aufgedreht war. Andererseits dachte ich dann natürlich auch, dass das ja wohl kaum sein kann, dass er eine halbe Stunde später total müde nach Hause kommt und mehr oder weniger sofort einschläft.

Am nächsten Morgen habe ich dann für mich die Entscheidung getroffen, dass ich ihn fragen möchte, ob er zwischenzeitlich mal bei der Caritas war. Seit unserem letzten Gespräch waren 3 Wochen vergangen. Ich hab dann also vorsichtig gefragt, ob er denn mal dort gewesen sei, und sofort war er auf 180. Er sei noch nicht dort gewesen. Und ich solle ihn nicht ständig fragen, er hätte gesagt, dass er was macht, und ich solle nicht immer wieder fragen. Alle Versuche, ihm sachlich zu erklären, warum ich gefragt habe, blieben total erfolglos. Er hat’s nicht verstanden, vielleicht auch nicht verstehen wollen. Keine Ahnung.

Er hat erzählt, dass er eine riesen Wut auf mich hat, weil ich mit seinen Eltern über sein Alkoholproblem geredet habe. Ja, ich weiss, es war ein Fehler, und ich weiss, dass das unser Vertrauen ein Stück kaputt gemacht hat. Aber ich kann es jetzt leider nicht mehr ändern. Genauso hat mein Vertrauen zu ihm gelitten durch all die Lügen und Heimlichkeiten.

Zwischendurch lief das Gespräch dann mal ganz gut. Er hat erzählt, dass er keinen besonderen Auslöser für diese Moment sieht, wo er sich diesen „Kick“ wünscht. Manchmal ist es einfach, weil es ihm gerade gut geht, manchmal weil er Stress auf der Arbeit hatte, manchmal aus Langeweile, machmal ganz ohne Grund. Auch damals, als er mit seinen Freunden Pillen und Speed konsumiert hat, war es bewusst einfach nur wegen dem schönen Gefühl, und nicht, um irgendwelchen Problemen zu entfliehen oder aus Angst oder aus sonst irgendeinem Grund. Ich hab ihn gefragt, wie oft er dieses Verlangen hat, und er meinte so etwa einmal die Woche, er könne das aber nicht pauschalisieren, es sei natürlich nicht in regelmäßigen Abständen. Er habe auch nicht vergessen, welche schlimmen Erfahrungen seine Freunde/er mal damit gemacht haben, aber dieses High-Gefühl würde dennoch überwiegen. Er weiss, dass dieser Suchtdruck niemals weggehen wird, und dass es nichts gibt, was er dieses Hochgefühl jemals ersetzen kann.

Am Ende des Gesprächs kam dann jedoch wieder die Wendung, als ich sagte, ich würde ihn dabei unterstützen wenn er sich Hilfe sucht und ich wäre für ihn da (worum er mich ja im letzten Gespräch gebeten hat). Da ist er total ausgetickt und meinte, ich solle nicht immer sagen, ich würde ihm helfen wollen, er sei schließlich nicht krank und würde am Boden liegen und um Hilfe betteln. Wir hätten vereinbart, dass er ein halbes Jahr nichts trinkt und sich mal selbst beobachtet, und das würde er jetzt tun. Und ich solle ihm nicht immer damit drohen, dass ich gehe, wenn er nichts tut oder etwas ändert.

Der Gedanke an professionelle Hilfe scheint also wieder in die Ferne gerückt zu sein?!
Ich bin so enttäuscht. Ich bin traurig, ich habe eine Riesenangst und ich bin wütend.
Ich verstehe immer mehr, dass seine Sucht die Oberhand hat, dass er die typischen Phrasen benutzt, die ein Süchtiger benutzt. Dass er offenbar einer von denen ist, die erst ganz tief fallen müssen, denen irgendwas passieren muss, bevor er etwas unternimmt. Bevor er VERSTEHT.

Die Krönung von allem war dann, als wir gestern kurz darüber gesprochen haben, dass wir am kommenden Wochenende auf einen Geburtstag eingeladen sind, und ob und wann wir dort hin gehen. Und er meinte, er habe echt keine Lust, zwischen betrunkenen Leuten zu sitzen (klar, kann ich verstehen), und dass er sich bisher immer so mit Ausreden irgendwie durch solche Situationen „durchschlängeln“ würde. Und dass ihn das so langsam ziemlich ankotzen würde, dass er keinen Alk trinken darf.

Ich erkenne so viele typische Punkte eines Süchtigen, und manchmal würde ich ihn einfach so gerne schütteln und anschreien „siehst du denn nicht? Verstehst du denn nicht, was da vor sich geht? Mach die Augen auf, kapier doch, was da passiert mit dir!“

Ich werde jetzt versuchen, mich mehr auf mich zu konzentrieren. Ihn nicht mehr ansprechen. Ihn machen lassen. Er will meine Hilfe nicht, ich habe verstanden. Ich kann ihm nicht helfen. Und wenn er trinken möchte, dann soll er das tun.
Aber dann muss er diesen Weg alleine weitergehen.

Ich gebe ihm bis September Zeit, wie vereinbart. Und wenn sich bis dahin nichts verändert hat, er nichts bewegt hat oder sich keine Hilfe geholt hat, sondern weiterhin der Meinung ist, dass er erkannt hat, wo das Problem liegt und dass er alleine mit Willenskraft und durch Erkennen des Problems dieses überwinden kann, dann muss ich meine Konsequenzen ziehen und gehen.

Es tut einfach so weh, einen Menschen, den man liebt, so zu sehen.
Krank.
Suchtkrank.
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Pimpinelle
Platin-User
Platin-User


Anmeldungsdatum: 30.03.2012
Beiträge: 1367

BeitragVerfasst am: 2. Jul 2012 10:33    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo Butterblume,

schade, dass es gerade nicht so gut läuft bei dir. Ich finde aber, dass du eine gute Entscheidung für dich getroffen hast und diese auch konsequent durchziehst. Bleibe auch dabei, denn du siehst ja, es wird nicht besser oder es ändert sich offenbar zum jetzigen Zeitpunkt nichts.

Wie sieht denn sein Plan aus? Mir kam direkt der Gedanke, er möchte dir durch eine Konsumpause "beweisen", dass er kein Alkoholproblem hat. Würde fast darauf wetten, dass er dir irgendwann mit dem Argument begegnet:" Ich habe jetzt drei Wochen nichts getrunken, siehste!" Davon würde ich mich aber nicht beeindrucken lassen an deiner Stelle, denn diese Konsumpausen sind im Grunde völliger Unsinn. Er lügt sich dabei ja nur selber in die Tasche.

Jack London hat über seine Alkoholsucht einen Roman geschrieben, den ich ausgesprochen lesenswert finde, heißt "König Alkohol". Er beschreibt darin auch seine Konsumpausen, mitunter von mehreren Jahren um anschließend da weiter zu machen, wo er irgendwann aufgehört hat. Sehr eindrucksvoll geschrieben, falls es dich interessiert.

Ich wünsche euch trotzdem alles Gute und hoffe, dass er doch eines Tages sein Problem erkennt und es dann noch nicht zu spät für euch ist.

Gruß

Pimpinelle
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