Die größte Scheiße, die je erfunden worden ist

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Maximus96
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Anmeldungsdatum: 29.11.2012
Beiträge: 367

BeitragVerfasst am: 21. Jul 2013 02:05    Titel: Antworten mit Zitat

Danke, Saubermann, für deine Anregungen.

Ich merke, wie sich das alles verselbstständigt. Nicht, dass ich damit nicht gerechnet hätte. Ich war bzw. bin an einem Punkt in meinem Leben gewesen, der einfach alles in Frage gestellt hat, eine solch tiefe Sinnkrise, angesichts derer auch harte Drogen ihren Schrecken verloren haben. Die Sucht habe ich dabei billigend in Kauf genommen, ja, mich ein Stück weit sogar noch so etwas wie "Sinn" oder "Ausfüllung" gesehnt, sei es auch ein stupider Sinn wie in Form von Drogenbeschaffung.

Nach dieser absolut krassen Erfahrung in der Psychiatrie, jetzt, wo ich so etwas wie Freiheit wieder zu schätzen weiß, denke ich, habe ich mich auch enorm weiterentwickelt, obwohl es nur ein paar Wochen waren. Diese paar Wochen fühlten sich an wie Monate und ich fühle mich nun etwas stabiler bzw. gefestigter, ich habe ganz fest meine Ziele (Abitur) ins Auge gefasst, möchte das durchziehen, in eine Wohngruppe gehen, obwohl ich weiß, dass es aufgrund meiner Beziehung (ich meine jetzt die Vater-Tochter) zu meinem Paps auch für mich nicht leicht sein wird. Aber ich möchte meine Zukunft nicht aufs Spiel setzen, und letztes Jahr ist das alles ja ordentlich schiefgegangen.

Ich habe Abstand zu den Drogen, Abstand zur Szene und letztlich auch zu allem, was sonst noch mein Leben ausgemacht hat, bekommen. Heroin ist wieder Heroin, es ist nicht mehr nur Shore oder H, sondern hat für mich wieder einen Teil seines Schreckens zurückerlangt. Ich habe Distanz zu dem Thema Sucht im Allgemeinen bekommen, mittlerweile ist das alles für mich kein Spaß mehr, nichts, was man am Wochenende mal so ausprobieren kann usw. Ich möchte mich auch für meine Blauäugigkeit im Nachhinein nochmal entschuldigen, Drogensucht ist ein ernstes Thema und mein Umgang damit war, naja, gelinge gesagt, einfach ein wenig respektlos anderen Menschen gegenüber.

Ich weiß nicht, ob es einfach dieser innere Druck war, der durch den Freiheitsentzug erzeugt worden ist. Kaum bin ich drei oder vier Stunden draußen, habe ich mein gesamtes Geld in Heroin umgesetzt, kein Ende ist in Sicht. Drei Plomben, schon eineinhalb aufgebraucht beinahe (durchschnittliche Qualität), bin noch am Abwägen, meinen Adoptiveltern einen Fuffi oder Ähnliches zu klauen, um mir morgen noch was zu besorgen. Ich war nicht richtig, richtig körperlich drauf, aber wenn ich so weitermache, kann es sich nur noch um etwa ein oder zwei Wochen handeln. Meine Psyche ist so angeschlagen, dass sie scheinbar immer und immer mehr fordert, das Zeug regelrecht frisst, damit ich mich nicht in meiner Verzweiflung und meinem Selbsthass verliere. So richtig beginne ich erst jetzt zu verstehen, was Sucht bedeutet. Harte Drogen haben einfach nichts zu suchen in den Fingern von Fünfzehnjährigen, daran wird sich auch niemals etwas ändern. Ich bereue nichts, weil ich ein Mensch bin, der ohnehin der Meinung ist, dass man die Vergangenheit wohl oder übel so stehenlassen muss und es wenig Sinn macht, sich im Nachhinein großartig ein schlechtes Gewissen deswegen zu machen.

Also versuche ich irgendwie, halbwegs klarzukommen, mal sehen, wie ich das alles bewerkstelligen werde. Ich versuche, soweit nicht unter die Räder zu kommen, obwohl ich merke, dass ich für die Sucht immer mehr von mir selbst aufgebe. Da hatte ich vor meinem stationären Aufenthalt schon so einige Aha-Momente, wo ich gemerkt habe, dass das alles nicht mehr ganz so lustig ist. Aber ich bin zuversichtlich. Als Säugling war ich bereits einmal abhängig. Wenn ich es einmal geschafft habe, wieso dann nicht noch ein weiteres Mal? Ich bin vielleicht labil, aber in mir steckt auch unheimlich viel Potenzial, gerade was die Bewältigung umfangreicher Krisen angeht, und das werde ich versuchen zu nutzen.

Alles Liebe, Maxi Razz


PS: Hat vllt. noch irgendwer irgendwelche Tipps, was meine Situation geht? Ich weiß, euch kommt bei mir bestimmt mittlerweile die Galle hoch, und ich komme mir auch sehr, sehr undankbar vor, Verzeihung.
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Caro78
Gold-User
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Anmeldungsdatum: 29.05.2012
Beiträge: 834

BeitragVerfasst am: 21. Jul 2013 16:18    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo Maxi, schön, von dir zu hören.
Ich weiss das es der einzige Weg ist dich clean zu bekommen, dich"einzusperren". Denn in Freiheit, wie du selbst schreibst, setzt du dein ganzes Geld in Stoff um.
Das wird sicherlich noch eine Weile so bleiben.
Deswegen ist Klinik und Langzeittherapie und danach Wohngruppe die einzige Chance um sich ein cleanes Ldben aufzubauen.

Dazu ist es notwendig ein paar Monate Dinge zu tun, die du nicht so gerne machst zB dich als Selbstschutz "einsperren " lassen wie in der Klinik.

Abitur und Vergangenheitsbewältigung klingt gut aber ich denke es wird schwer.
Ich weiss nicht ob du es packst, ohne Therapie sicherlich nicht.
Selbst mut Therapie gibt es in den ersten Monaten ein enorm hohes Rückfallrisiko wie du merkst.

Du bist auf dem richtigen Weg! Bleib dabei! Jeder Rückfall der sicherlich auch am heutigen Sonntag erfolgte(?) macht es schwerer!

Bleib auf deinem Weg und berichte bitte.!
Alles liebe von Caro
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Nehell
Gold-User
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Anmeldungsdatum: 14.06.2013
Beiträge: 869

BeitragVerfasst am: 22. Jul 2013 18:27    Titel: Antworten mit Zitat

Irgendwann kommt jeder an einen Punkt wo er kapitulieren muss und umkehren
oder weitermacht und zugrunde geht. Da stehe ich auch gerade.
Wenn man nicht mehr für sich selber sorgen kann, dann braucht man
Betreuung. Drogenambulanz und das ganze Zeug kann man vergessen,
wenn man nicht aus dem Umfeld raus kommt ( Eltern, schlechte Gesellschaft )
bringt das alles nichts. Schau dir an was Jesus gesagt hat :
"Ich habe keinen Vater und ich habe keine Mutter."
Das klingt kalt und ignorant aber es ist die Wahrheit.
In einer Familie sind viele Egos zusammen die einerseits gegeneinander
konkurrieren aber andererseits sich am anderen bestätigen wollen.
Und Jesus hat 99 % seiner Zeit alleine für sich verbracht und
war sein eigener Vater und seine eigene Mutter.
Das ist die tiefste Form der Weisheit. Dem Ego den Rücken
kehren und man selbst sein.

LG

Nehell
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SAUBERMANN
Platin-User
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Anmeldungsdatum: 27.03.2012
Beiträge: 1356

BeitragVerfasst am: 23. Jul 2013 01:19    Titel: Antworten mit Zitat

Maximus96 hat Folgendes geschrieben:
Ich bereue nichts, weil ich ein Mensch bin, der ohnehin der Meinung ist, dass man die Vergangenheit wohl oder übel so stehenlassen muss und es wenig Sinn macht, sich im Nachhinein großartig ein schlechtes Gewissen deswegen zu machen.


den satz habe ich schon oft gehört... du bist 16... noch ein paar jahre und erfahrungen mehr und du wirst wissen, was ich meine...

diesem credo verschreiben sich nicht selten fremdgänger, ex-kriminelle, menschen, die viel scheiße gebaut haben und sogar mörder und ähnliche kaliber...

nicht, dass ich dein verhalten damit dramatisieren will. mir gehts dabei auch nicht primär um dich. ich will eher auf die allgemeine bedeutung dieser aussage hinaus...

ich habe speziell von menschen, die sich moralisch einen fehltritt geleistet haben (zb. indem sie ihren partner betrogen haben usw.) , solch eine meinung gehört.
oft geht es den betreffenden leuten darum, nicht länger mit ihrem fehler und damit auch ihrem schlechten gewissen konfrontiert zu werden. diese leute wollen es sich einfach machen.

ich bin jedoch sehr wohl der meinung, dass man die vergangenheit auch mal betrachten sollte. denn NUR im rückblick können wir aus unserem handeln lernen. und wenn man in der vergangenheit einen fehler gemacht hat, dann darf man ihn ruhig bereuen...

interessant ist, dass sich die meisten menschen in einem zwiespalt befinden: einerseits sind wir darauf angewiesen, von anderen menschen zu lernen und ihnen zu glauben, OHNE DASS MAN ETWAS SELBST NACHPRÜFEN KÖNNTE.
uns wurde zb. erzählt, dass wir nicht aus sehr großer höhe zb. aus einem fenster springen sollen, weil wir nicht fliegen können und demnach beim aufprall i.d.r. schwer bis tödlich verletzt werden. ich hab das bisher aber noch gar nicht ausprobiert. es könnte ja sein, dass man doch fliegen kann...

andererseits legen viele von uns es aber darauf an, EIGENE ERFAHRUNGEN ZU MACHEN, selbst wenn uns andere davor eindringlich warnen. hierfür findet sich schnell ein naheliegendes beispiel: unsere suchtgeschichte... hat nicht insgeheim jeder von uns gedacht, er mache schon nicht die gleichen fehler wie die junkies vom bahnhof?! und selbst wenn uns die sucht tatsächlich nicht soooo schlimm erwischt hat wie diese menschen: ist es manchmal nicht trotzdem schlimm genug für uns? der suchtdruck, der affe, der beschaffungsstress, der geldmangel usw... wir haben warnungen ignoriert. ende der durchsage.

in diesem spannungsfeld befinden sich die meisten menschen.

und es ist ja auch eine schwierige sache:
einerseits SOLLEN wir bestimmte dinge glauben (zb. dass wir kein benzin trinken sollen. aber könnte es nicht sein, dass wir davon schneller werden?).

andererseits sollten wir durchaus kritisch bleiben (denn wenn uns die dicke naturwissenschaftlerin, die uns deutsche bevormundet, uns erzählt, dass es "gut für uns alle" sei, wenn wir KEINEN MINDESTLOHN kriegen, aber dafür HÖHERE STEUERN ZAHLEN müssen oder wenn uns der dünne quotenschwarze US-präsi erzählt, dass wir "garantiert nicht von der NSA und anderen geheimdiensten belauscht werden" und dass die USA sich "keinesfalls imperialistisch verhält", dann sollten wir lieber NICHT einfach so hinnehmen, was man uns sagt).


ich hab oftmals die erfahrung gemacht, dass viele menschen lernresistent sind und JEDE RATTE unserer spezies diesbezüglich überlegen ist... denn viele menschen nehmen leider exakt jene dinge völlig unkritisch hin, die sie lieber anzweifeln sollten. und die sachen, die sie lieber nicht anzweifeln sollten, werden ignoriert...

naja, manche müssen halt JEDEN FEHLER SELBER MACHEN...

aber dann sollte man halt auch in der lage sein, sein verhalten später zu überprüfen und ggf. auch aus begangenen fehlern was lernen... und dazu gehört u.u. auch mal reue...
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