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Sabiote555 Platin-User


Anmeldungsdatum: 14.08.2011 Beiträge: 1568
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Verfasst am: 23. März 2015 20:24 Titel: |
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Maximus, wenn ich dir die Frage mal so unverblümt stellen darf: WAS arbeitest du?
Du musst das natürlich nicht beantworten - das ist natürlich auch eine sehr direkt gestellte Frage und ich möchte dir nicht zu nahe treten.
Und du musst zwei bis drei Mal am Tag drücken? Das klingt schon etwas anders als "Ich bin seit zwei Wochen rückfällig"
Was ich sagen will: du brauchts uns hier nichts vorzumachen. Wir nehmen dich so, wie du bist, bedingungslos. Wenn du also einen eigene Thread aufmachen möchtest, bitte! Ich werde dir sicher antworten, habe ich ja immer.
Viele Grüße,
Sabiote |
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veilchenfee Foren-Guru


Anmeldungsdatum: 18.12.2009 Beiträge: 4076
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Verfasst am: 23. März 2015 21:20 Titel: |
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Hey Maxi, schön, dass Du noch/wieder da bist! Gib uns doch mal ein Update, wenn Du magst. Ob Du es glaubst oder nicht - hier denken einige Leute öfter mal an Dich! |
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SAUBERMANN Platin-User

Anmeldungsdatum: 27.03.2012 Beiträge: 1356
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Verfasst am: 25. März 2015 23:26 Titel: Re: Wie sieht euer Alltag aus? |
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Dalai hat Folgendes geschrieben: | Jetzt lese ich nicht selten, dass ihr ein ganz anderes Leben führt, als uns manche Medien berichten. |
hmmm.. allein schon diese formulierung stößt mr sauer auf. mit "ihr" meinst du vermutlich heroinkonsumenten... da gehöre ich dann zb. gar nicht dazu. allerdings unterschide ich mich suchttechnisch sicherlich nicht so sehr von zb. kullerbunt oder caro...
viele opiatkonsumenten kommen fast zwangsläufig auch mal mit heroin und "der offenen szene" in kontakt, weil dort halt auch opiate gehandelt werden (und nicht nur heroin, sondern halt auch andere opiate wie zb. buprenorphin und methadon).
manche haben mehr kontakt zur szene, manche weniger und auch viele haben gar nix mit diesen leuten, die allgemein als "junkies" bezeichnet werden, zu tun...
ich kenne zb. einige menschen, die völlig normal leben, so wie die meisten halt auch.. familie, hund, wohnung oder haus, job, auto usw... aber es gehören halt noch die opiate dazu. manche nehmen heroin, manche nehmen methadon oder subutex und manche nehmen sachen wie tilidin, tramadol, morphin usw... ALLE VEREINT IHRE OPIATSUCHT. aber das ist meist auch schon die einzige gemeinsamkeit. deshalb ist dein "IHR" auch so unpassend.
bei mir ist es so, dass ich n mitteljunger kerl bin, der studiert hat, z zt. n etwas unbefriedigenden job hat und teilzeit arbeitet.. ansonsten treff ich mich mit freunden, kümmer mich um das haustier oder versuche, irgendwie kreativ zu sein.. hmm.. ja, und ich lese ziemlich viel...
mit der "szene" habe ich fast nix am hut, außer dass ich halt in substitution bin, wo ich mein methadon abhole.. da trifft man dann einige komische vögel.. n paar nette gibts da auch, aber das sind sehr, sehr wenige... zu mir nach hause würde ich von den leuten NIEMANDEN lassen!
außer metha nehme ich gar nix mehr (schon seit jahren). früher hab ich ab und zu mal beruhigungsmittel genommen und ursprünglich süchtig bin ich durch das opioid "tilidin" geworden...
obwohl ich natürlich auch meine leute kennengelernt habe, bich ich ja kein szenegänger.. und wie die meisten hier im forum wissen, habe ich zb auch ne ziemlich starke aversion gegen spritzen. und ich habe auch kein verständnis für viele verhaltensweise von "junkies". damit bin ich auch nicht allen. allerdings sind diese sogenannten "junkies" auch nur eine gut sichtbare erscheinung eines systems, das mehr und mehr darauf ausgelegt ist, nur noch "gewinner" oder "verlierer" zu produzieren. aber das ist jetzt n anderes thema... |
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SAUBERMANN Platin-User

Anmeldungsdatum: 27.03.2012 Beiträge: 1356
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Verfasst am: 26. März 2015 01:16 Titel: |
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ich denke, dass wir gerade einen wandlungsprozess beobachten können. betrachtet man, wie drogen in der gesellschaft angesehen waren und sind, dann fällt auch, dass heroin spätestens seit mitte der 1980ern das image als "SCHMUDDELDROGE" oder "ELENDSDROGE" hatte (demgegenüber war kokain immer die droge der reichen und schönen).
noch mitte der 90er war es zb. in der technoszene häufig verpönt, wenn jemand heroin nahm... schore war die droge der "asis" und das vertrug sich nicht mit dem image der partyszene (auch wenn einige der heutigen h-konsumenten früher technoheads waren).
das alles hat sich heute ziemlich verändert. zwar gilt heroin noch immer nicht gerade als yuppie-droge, aber der opiatkonsum findet sich heutzutage in viel mehr gesellschaftlichen gruppen und milieus als früher.
für diese entwicklung ist meiner meinung nach das internet hauptverantwortlich. nicht nur, dass man inzwischen im darknet heroin quasi direkt aus afghanistan bestellen kann, man kann sich vor allem über drogen und ihre wirkungen informieren.
früher war es ja allein schon ein logistik- und zugangsproblem: heroin zirkulierte kaum außerhalb der bahnhofszene und der "dunklen kanäle", die die meisten von uns nicht kennen... man kam also schonmal kaum an stoff ran, es sei denn man ging direkt zur bahnhofsszene...
dazu kam dann noch, dass man keine ahnung hatte, wie man es dosiert und wie man es konsumiert. all diese dinge lernte man eigentlich nur, wenn man direkt in der offenen szene verkehrte.
heute ist das ganz anders: es gibt heute studenten, die in ihrem leben vielleicht erfahrungen mit kiffen haben und vielleicht auch mit RC's usw... aber die ansonsten völlig unbeleckt sind. und diese leute können sich heute material direkt auf den elterlichen bauernhof in der österreichschen provinz schicken lassen... dosierempfehlungen findet man in foren und wer spritzen will, findet auch dazu anleitungen im netz...
eine weitere abgebaute hürde sehe ich in dem phänomen, dass junge leute durch das internet in relativ kurzer zeit informationen zu arzneimitteln der eltern und großeltern "ergooglen" können... das hat gerade bei neugierigen und zb. kiff- und/oder alkohlerfahrenen jungen leuten schon oft dazu geführt, dass sie auf diese weise zugang zu starken opioiden hatten und diese stoffklasse mit riesigem suchtpotenzial kennenlernen konnten...
schon oft konnte man in foren lesen, dass junge leute inzwischen auf heroin waren und angefangen hat bei ihnen alles an einem langweiligen sonntag, als sie n paar medikamentenschachteln aus dem elterlichen badezimmerschrank im internet auf ihr rauschpotenzial hin untersucht haben... "HEY, BEI MEINER MUTTER IM SCHRANK STEHT NE FLASCHE VALORON N! ICH HAB HIER MAL IRGENDWO GELESEN, DASS DAS BREIT MACHT! TIMMT DAS? WIEVIEL MUSS ICH DAVON NEHMEN?!"
und 3-4 jahre später finden sich unter demselben account berichte zu langzeittherapien und spritz-abszessen usw...
auf diese weise hat heroin (respektive opioide) den weg in die "mitte der gesellschaft" gefunden, würde ich mal behaupten. zumindest hat es sein alleiniges schattendasein in der junkieszene beendet und ist auch woanders anzutreffen.. zb. kenne ich etliche soldaten und bodybuilder, die im gym oder in der kaserne mit heroin und generell mit opiaten erstmals in kontakt kamen..
und fakt ist ja nunmal auch, dass sehr, sehr vielen das opiatfeeling gefällt! außerdem kann man opiate -im gegensatz zu den allermeisten anderen drogen- sehr gut in seinen alltag integrieren, ohne dass eine sucht sofort auffallen würde.
natürlich bedeutet diese entwicklung NICHT, dass heroin aus der verelendeten strassenszene verschwindet. auch auf der strasse wird der stoff weiterhin konsumiert. es wird auch weiterhin menschen geben, die auf den strich gehen wegen ihrer sucht. und es wird auch weiterhin leute geben, die ihr spritzbesteck teilen (zb. im knast, wo spritzen verboten und deshalb sehr rar sind.. ich glaub, bremen hatte in seinen gefängnissen mal n spritzenautomaten bzw wollte dort einen aufstellen).
aber seit anfang der 2000er hat sich die "morphinistenszene" völlig verändert. sogar die ansonsten völlig konservative substi-kommission hat ja darauf mal reagiert und die substi-zugangsvorgaben gelockert. auch muß man nicht mehr zwingend heroin nehmen, um ins programm zu kommen. es reicht, "opioidabhängig" zu sein...
und man denke nur an die kurzzeitige "tilidin-epidemie" in berlin, wegen der sogar tilidin-tropfen BTM-pflichtig geworden sind...
insgesamt ist das bild viel zu heterogen, um da noch von zb einer "subkultur" oder ähnlichem sprechen zu können... |
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QyX Platin-User

Anmeldungsdatum: 04.07.2013 Beiträge: 1270
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Verfasst am: 26. März 2015 12:45 Titel: |
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Ja, so ist es.
Folgende Aspekte dürfen auch noch eine Rolle spielen:
- die Schmerztherapie hat sich liberalisiert. Es wird nun wesentlich früher, häufiger, länger und in höheren Dosen Opioide verschrieben.
- mit der zunehmenden Alterung der Gesellschaft gibt es auch immer mehr chronische Schmerzpatienten
- die unzähligen Gelenksoperationen (neue Hüfte, neues Kniegelenk etc.) resultieren oft zumindest in einer kürzeren Therapie mit Opioiden ambulant nach der Operation
Das führt alles dazu, dass die Menge an Opioiden im Haushalt ansteigt. Wie von dir beschrieben stoßen Kinder- und Enkelkinder dann auf diese Stoffe. Das Opioide eine "geile" Wirkung haben ist ja allgemein bekannt und die Hemmschwelle ein Arzneimittel zu schlucken ist wesentlich geringer als sich eine Spritze zu setzen.
Heute machen die meisten Menschen ihre ersten Erfahrungen nicht mehr mit Heroin sondern mit Opioiden die aus der Apotheke stammen. Bei vielen kommt es dazu, dass sie sogar überhaupt erst nie in Kontakt mit Heroin kommen.
Bemerkenswert ist auch, dass trotz der höheren Verbreitung und Verschreibungszahlen von Opioiden die absolute Zahl der Abhängigen in etwa konstant bleibt und nur wenige neue Patienten in Substitution dazu kommen.
Man muss denke ich auch sagen, dass die meisten Menschen die mal Opiate nehmen nie davon abhängig werden. Für die, die aber diese Opiatsuchtgene haben, da scheint leider schon ein einmaliger Konsum zu reichen. |
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